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Dresdner Nachrichten : 21.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188202210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-21
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.02.1882
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»r «» ^ Sslto » — Vttzvit««. cksn »L,k«dnuir KS2 tage noch m der gegenwärtigen Session eine Vorlage wegen lhrung deS westlichen Theiles deS Rhein-Weser Elbe-Sanales n. Jetzt verlautet, dre Summe, welche die Regierung zu die- r«sesgeschichte. Deutsche» Sketch. Rhein« Wefrr'Lkbe'Kanal. OsfiM ist versichert worden, die preußisch« Regierung wolle de», Landtage ni' ' ^ Ausführung machen. Je, ^ „ sem Zwecke verlangen und durch eine Anleihe decken lasten wolle, betrage M Millionen Mart. Indem in Berlin verstorbenen Obermeister der Berliner Lcknl,macherinnung. Wilhelm Bierberg, verliert dl, konservative Handwerkrrpartei einen ihrer rührigsten und auch beredtesten Vor kämpfer. Der Verstorbene bat niemals im Leben den schlichten, einfachen Handwerker verleugnet, sein größter Stolz war seine Schubmacherwrrkstäkte, da lagen in peinlichster Lrdnurm die Leisten aller Kunden bis zur Decke aufgestapelt, da hingen die Maaße, jedes oft mit einer bestimmten Bemerkung versehen. Herr Bierbcrg prä- stdirte der groben von Jnnungtzmrislern einberufenen Versammlung, in welcher sich die Eandidaten der antisortschrittllchcn Coalition vorstellten und für obligatorische Innungen plaidirten. Die Betheiligung an der Konkurrenz der (! n t w ü r f e zum deutschen Reickistaasbau verspricht eine außerordentlich rege zu wer« den, da bis zum 16. Februar bei dem Bureau des Rcichsamts des Innern nicht weniger als 500 Gesuche von Architekten um lieber- sendung des Programms u. s. w. eingcgangen waren, sodaß infolge dieses unerivartrten Andranges bereits eine zweite Auflage der be treffenden Drucksachen hat veranstaltet werden müssen. Von den rmandten Programmen sind 450 an reichsangehörige deutsche Ar- »litekten gegangen, während Deutsch-Oesterreich mir 40 und dir deutsche Schwei) mit 10 betheiligt ist. Im deutschen Reiche steht Berlin mit 130 Gesuchen obenan: eS folgen Dresden 30. München, Stuttgart, .Hamburg, Leipzig und Frankfurt a. M. mit je 23, Hannover und >tüln mit je 15), Karlsruhe mit 10 Meldungen. Am Donnerstau Mittag bat zwischen dem Banquirr C-, welcher sich erst kürzlich in Berlin etablirt hat und der Lieutenant der Re serve ist und dem Korpsstudenten P. ein Duell statlgefundcn. Irin Wortwechsel, der Morgens 6 Uhr in einem (lass slattsand, gab den Anlaß zu dem Duell. Es wurde ein einmaliger .Kugelwechsel. 0 Sckntt Barrisre, beschlossen. E. wurde tödtlich durch eine Stirn- wunde über dem rechten Auge verletzt. Er wurde nach dem Augusta- Hospital gebracht und verstarb daselbst, ohne wieder zur Besinnung gekommen zu sein. InMünchen mußte das Aquarium plötzlich polizeilich ge schlagen werde», da die giftige Brillenschlange entkommen ,st. So ein Brest! Ein seltsames Gefährt erregte am Dienstag Nachmittag die Aufmerksamkeit der Spaziergänger im Berliner Thiergarten. Danelbe bestand aus einein einzigen großen Rade von anderthalb Meter Durchmesser, in welchem das Fahrgestell auf drei kleinen Rädern wie aus einer treisrunden Eisenbahn lief. Auf dem Gestelle befand sich der Sitz de« Lenkers, der durch seine Schwertraft das äußere Raddurch eine Feder in Spannung setzte. An dem Gestelle war die Schecre für das Pferd angebracht, welche in eine sattelartige Auflage ringe- schnallt war. An einer am Gestelle angebrachten Achse befanden sich dann noch zwei kleine Stützräder. Das seltsame Fuhrwerk ist, wie man hört, eine patentirte Erfindung eines Polen, welcher es Jaskolka (Schwalbe) genannt hat. Es eignet sich für schnelle Fahnen auf unebenen Wegen, ist ganz von Eisen und wiegt nur 40 Kilogr. Die Militärverwaltung soll sich bereits für das Grtäkrt interrsstren. da es zur Heranschaffung von Munition an die Truppen im Gefechte sich eignen dürfte. Aus Bonn wird unterm 15. Februar folgendes Kuriosum be richtet: Gestern, als der Rhein den niedrigsten Wasserstand des Fahrhunderls aufwies, haben elf Narren — das Wort in carneva listischcm Sinne genommen — nuj einer kleinen Insel, welche sich unterhalb der Stadt, mitten im Strome gebildet hat, mit bunten Mützen bedeckt eine earnevalistische Sitzung abgehalten. Beim Er scheinen des Prinzen Eameval, der in beleuchtetem .Kahne vom Ufer abgekolt wurde, strahlte die seltene Insel in bengalischem Lichte, Salutschüsse wurden gelöst und ein geübter Sänger sang ein ent sprechendes Lied. Bei einem edlen Naß wurden passende Reden gehalten, Lieder gesungen, u. A. auch ein vorüberfahrendes Schiff begrüßt und zum Schluß eine Urkunde über oieses Ereigniß aus Pergament ausgefertigt, von den Anwesenden unterzeichnet und wohlverschlossen in den Boden des Rheins eingegraden. Tic Niren des Rheins mögen mitten im Winter wokl nie zuvor eine so lustige Gesellschaft belauscht haben. Lesterreick. Die Mittheilungen über die Selbstdenun« ciation eines in Znaim dienenden österreichischen Soldaten, eines jungen Mannes NamcnS Waschoner «sein Vater ist Staatsanwalt», der das Bekenntnis, ablegte, den Mord an der Katharina Ballogb am 3. April 1878 begangen zu haben, wegen dessen eine Frauens verso» Namens Steiner zu sechsjährigem Zuchthaus verurtbeilt ist und nun schon vier Jahre diese Strafe verbüßt hat, macht ungeheu res Aufsehen. Die Steiner wohnte im Nebenzimmer der Ermorde ten : beide waren Prostituirte. Diese Znaimer Mittheilungen rufe» den sensationellen Prozeß, der sich im Jahre 1878 gegen Karharina Steiner adspielte, wieder in Erinnerung. So aufregend der Verlaus der mehrtägigen Verhandlung durch zahlreiche Zwischenfälle un gewöhnlichen Charakters war, so steigerte sich doch das Aufsehen noch, als der Wahrspruch Katharina Steiner des Mordes schuldig erklärte. Acku Stimmen bejahten die Cchuldsrage unbedingt, drei Stimmen fügten die Elausci hinzu : aber ohne Absicht zu tödten, sondern in anderer feindseliger Absicht" iTodtschlag»: eine Stimme lautete aus Nein. Die überwiegende Mehrheil des Publikums hatte einen Schuldipruck, nickt erwartet. Der Verteidiger Dr. Neuda wurde nach dem Verdikte durch seine Erregung zu folgenden Wor ten hingerissen: ..Ich beuge mich vorläufig dem Verdikte der Ge- sebworeneu. Der Fall ist, so hoffe >ch, noch nicht abgetan und ich zahle auf das Urteil einer höheren Gerechtigkeit." Der Präsident Lanvesgerichtsrat Deriet antwortete: ,.Es stellt dem .Herrn Ver teidigcr frei, die gesetzlichen Mittel anzuwenden, die gemachte Aeußcrung aber muß ick zurüciweisen." Katharina Steiner trat nun vor und sagte: „Hoher Gerichtshof, ick, habe de» Mord nicht de gangen, ich bin unschuldig." Und in dem Tone der Verzweiflung fügte sie hinzu: „Es ist so, wir ich sagte, ich batte die reine Wahr beit geiagr: ick balle nur eine Hoffnung: die Verhandlung, und ich habe keine Gerechtigkeit gesunden." Als die Steiner im Zuchthause von der Selbstdennneiation Waschoner's erfuhr, fuhr sie mit dem Fubelrusc auf: „Gott sei Dank, jetzt kommt meine Unschuld berauS! Ick wußte es wolil!" Der Bönckomptoir Inhaber Joseph Marng in Wien ist mir Hinterlassung einer bedeutenden Schuldenlast verschwunden. Eine Frau soll 20,000 sl. hierbei verloren baden. Auch ein Ober- lieutenant und ein Geistlicher sind unter den Beschädigten. Die Summe der durch Marag dcfrandilten Gelder wird aus 40.1.H0 st. geschätzt. Marag ivar Präsident des kaufmännischen Vereins „Austria" und Präsident des Wiener Wärmestuben- und Anüvereins. Er batte in der letzten Zeit an der Börse starke Verluste erlitten. Die Szenerie des Krieg st heaters in Süddalmatien und der Herzegowina schildert man also: Niemand kann sich von diesem ivitd zerklüfteten Sleingebrrgc eine Vorstellung machen, der cS nickt leibst gesehen bat. Zerzackte spitzige Steinkrippen, die mit den Dolo miten bedenkliche Aelinlrchkeit haben, sehen einander über die Schulter, wenn man her der Einfahrt in die Berge in die Höhe blickt, dort giebt es keinen Daum, aus Meilen keine Hütte, am nackren Felsen ^klimmen die Serpentinen herauf, überall beherrscht von seitlichen Steinmaffen, hinter denen die Insurgenten versteckt lind. Man unterscheide^ de» Krivoschjancr in seinem sackgraucn Anzüge kaum von dem Stein, neben weichem er steht. Dir Truppe sieln teinen Feind, bis ein Rauchivölkchcn aufgellt und sogleich deckt lieh der Mann wieder oder volttgirt mit unglaublicher Beliciidigtcit nach einem anderen Versteck. Oo erklärt eS sich, daß ganze Pa trouillen niedergemacht werde», sie stellen plötzlich vor einem bis zur Sekunde rinsicktbaren Feind und werden gewissermaßen wehrlos von den Insurgenten »iedergeschossen. Bei einem größeren Zu sammenstoß beschränken sich die Henegowzen darauf, eine Viertel nder Hcilbestrinde ein zerstreutes Fenergesecht zu unterhalten, dessen L pfrr in erster Linie die Lffiziere sind ; plötzlich ist der Feind weg, wie in den Boden geschlüpft, die tief eingeschnittencn Klüfte und Dolmen nehmen die sich Znrückziehenden auf. Was ihnen imponirt. sind die Gelnrgsgeichübe und Schrapnells. In dieser Weise ist seit vierzehn Tagen um Foca herum gefachten worben, ohne ncinicnS- wertben Erfolg. Die österreichischen Soldaten feuerten irnliümlich auf die An höhen von Risano in der festen Meinung, dort seien Insurgenten, wobei sic einen Montenegriner und einen Handelsmann tövtclen, die eine Waarenkarawane führten. Die Schuldlosigkeit der Sol- ' MüllergesrUe in Wotk o w i tz bei Brünn zeigte an, daß derselbe die eigene Gattin^ vergiftet varg war daten wurde konstatirt und dteS sofort der montenegrinischen Re gierung gemeldet. Ern entlassener den MübleAesitzer ... habe. Eine Gerichislvnniüisiv» äffnete das Grab, der leer, der Leichnam spurlos verschwunden. Srunkreich. Einem Mitarbeiter des „Voltaire", weicher Skobeleff besuchte, erklärte derselbe, er sei keineswegs in Un gnade; zun» Beweise dasür wir» er darauf hi», daß der Zar eben «ZI rin neue- Schiff „General Skobeleff" habe benennen lassen. Er habe eine unabhängige Situation. Ter General erklärte: „Ich habe ' ' " ' ' " - - .... Heil kann , . Gleichgewicht Herstellen, sonst wird es nur Eine Macht geben: Deutschland." Ter auS der Hast entlassene Bontoux begab sich zu Baron Alphonje Rothschild. Nach emer längeren Konferenz mit demselben hatte Bontoux eine Audienz bei Minister Lson Sau. Aus Paris nnrd der „Germania" geschrieben-, „Gras von Ehambord bat bei deni Bontour-Krach keine Verluste erlitten (H. Dagegen sind die Legitimisten als politische Partei vom Unglück .... . empfindlich betroffen. Vor inehr als einem Jahre samiiiellen her ! Wilhelmi: wer nicht lacht, wenn Williclmi Stöpsel unter Anderem vorragende Mitglieder der Partei eine Art Kriegskasse, die sie ge- mit dem heißen Klose hallt — nun, Der hat die Empfindung für legentlich dem Grasen von Ehambord zur Verfügung stellen woll » heiteren Blödsinn überhaupt verloren. Daß Frl. Bendel, wclcbe ten. Diese Kaffe im Betrage von acht Millionen Francs wurde in! beiläufig einige sehr hübsche Lieder singt — ein „Münchener Kmd'l" der Union Gönörale angelegt und ist nun verloren. Außerdem ist ist. wie s so „nett" schwerlich ein zweites giebt, ist selbstredend, besonders der Elief-Redakteur des osficiellen Organes des Grafen! aber ganz amüsant sind auch besonders noch Herr Direktor Karl, von Ehambord, der Pariser „Union", in den Bankerott verwickelt, l Herr Eiiucke, Herr Rose und Herr Searle, sowie Fräul. Eorback, als Aufsichtsrath der gestürzten Bank. Auch der Ehes-Redakteur Frau Rost- und die Fräuleins Schneider und Rodö. deS ultram-ntanen „UniverS , Eugen Veuillot, bat der Versuchung j ff Leipzig, 20. Februar. Die gestrige Lohcngrin- — ------- --— --einziger Publikum jene neuen Dekorationen vor, weiche die Pariser Künstler Gödin, Lavasire und Earpezat, die auch für die Pariser große Oper arbeiten, für die Lohengrin- vorstellungcn Angelv Neumann's in Paris malten-, die Kostüme, ebenfalls neu, sind bei Mme. Gervais, der Oberkoslümure der großen Over in Paris, ungemein streng historisch und reich her- gestellt. Wir in Dresden sind bez. der Lohcngrinpracht so ver- . ... ..... wöbnt, daß man mit sehr großen Ansprüchen prüft, ob die berühmte dckorirt worden, die »icht^eiumal zwei § Kostümckunst der Franzosen etwas anderes als wir kennen, geleistet daß Dresden und Paris in den äußerst lebhaft applaudlit worden ist. sind Thatsachen, auf Grund deren die Posse wahrscheinlich noch oft erscheinen und bei der hoch« nelungcnen drastischen Darstellung, die sie hier findet, auch noch Viele erheitern wird Selten find in letzter Zeit Possen erschienen, deren Erfolg nicht ganz und gar abhängig gewesen wäre von der Darstellung: arm an Inhalt, meist ohne jede an fick, interessirenve Handlung, kommt ihr Ge- oder Nichtgesallen einzig darauf, an, ob die Hauptdarsteller etwas aus ihren Rollen zu machen wissen, ein i-tatinz ,,uo. der sich bei den früheren Possen, z. B. „Maschinen bauer", „Aktienbudiker" re., wesentlich besser stellte, denn diesen, wenn auch n»ir Possen, war doch geichlojsene Handlung, ja meist sogar Tendenz eigen. Auch „'s Münchener Kind'l", Posse mit Gesang in 4 Akten von L. Tcptow, Musik von G. Stessens, dürste zu den Eingangs erwähnten Stücken zu zählen sein. Es ist ei» Sammel surium von unmöglichen und möglichen Verwechselungen und Si tuationen, von alten und neuen „schlechten Witzen" und weder ist bemerkenswerthe Er- noch Empfindung vorhanden -. das Geschickteste ist der immer rasche Personen- und Situaiionenwcckffel. Aber - und das ist für hier die.Hauptsache — die Pone wirb trotzdem höchst ergötzlich gemacht durch eine wiederum bis in die kleinsten Nebenrollen keck und frisch charakterisirtc Darstellung. Es verdienen alle Mitwirkenden volles Loh. Ganz in seinem Element ist Herr nickt widerstehen können, schnell reich zu werden, er befindet sich i Vorstellung führte dem gleichfalls unter den Aussichtsrätben." lieber den Fall des Füsilier Werner in Berlin schreibt Aurelien Scholl im Pariser „EvLnement" solaendermaße» Einige französische Blatter, die Gefühle einer banalen Meiffchlickteil bis zum Exceß übertreibend, machen großen Lärm mit der Affaire ves Füsiliers Werner . . . Weit entfernt, Werner zu tadeln, verlange ick, vielmehr für ihn die Ehrenlegion. Fm jüngsten Kriege sind mehrere französische Offiziere dckor . Preußen gelobtet kaben.^Wenn Werner jemals nach Paris kommt, > bat, und da ist zu toiistaliren. verspreche ick ihm ein Diner im Eafö Anglais, mit Ebampagner und Schnäpslein nach Belieben. Aber dieses Verspreche» euies Privatmannes genügt vielleicht nicht, um in der deutschen Armee ein genügendes Weltbrmühen anzuregen. Es wäre deshalb zu wünschen, daß ein Abgeordneter von Gewicht den Antrag stellte, jedem Soldaten deS Kaisers Wilhelm die Ehrenlegion zu verleiben, der zwei kleine Preußen getödlet haben würde. EL ist ein Zeichen der Zezl. die deutsche Presse für Werner Partei nehmen zu scheu, während die Pariser Presse über diesen ergebenen Freund hersallt. — Man muß über die Rohheit, die in einzelnen französischen Blät tern herrscht, wahrhaft erschrecken. Italien. Gcmüthliches aus Sardinien. Sonntag Abends hat eine aus zwanzig Köpfen bestehende und wohlausgerüstctc Räuber bande plötzlich das Städtchen Bassuda am der Insel Sardinien über fallen und auch das aus dem dortigen Marktplatz befindliche Rath- baus besetzt. Einige Räuber begaben sich dann in die Wohnung des Bürgermeisters, um ihn aufzusordern, ihnen die Gemeindetasse auszuliesern, während die übrigen auf dem Marktplatz zurückblicben und hier die bestürzte Menge mit ihren Flinten einschückteiten. Der Bürgermeister weigerte sich jedoch, die Gemeindekasse auSzu- liefern und wurde von den Banditen mit Dolchstichen massaknrt. Hieraus bemächtigten sich die Räuber der Kasse, in der sie indeß l-los einige hundert Lire vorfanden, die sie mit sich nahmen. Wäh rend dieses Vorganges batte Niemand in Bassudo gewagt, den Banditen cntgegenzutretcn. Ruhig verließen dieselben bann wieder das Städtchen und kehrten in das nahe Gebirge zurück. Türkei. Tie Mitglieder der außcrordcntlichcil preußischen Gesandtschaft wurden in Konstautinopel von dem Jntroducteur der Gesandten in drei Hvfgatawngen abgebolt, im Palast des Sul tans vom Minister des Auswärtigen cinpsangen und durch denselben zum Sultan geleitet. Die Ilebcrreichung des schwarzen Adler- ordcns an den Sultan fand in Anwesenheit der Mitglieder der deutschen Botschaft statt. Nack der Uebcrreichung zog sich die außer ordentliche preußische Gesandschnst zurück und nahm die Vorstellung der Paschas und anderer hoben Würdenträger entgegen. Bei dcr darauf folgenden Festtafel im großen Saale batte der Sultan am oberen Ende der Tafel Platz genommen; rechts von ihm saß der Ehef der außeiordentlichcn preußischen Gesandtschaft, Fürst Radziwill. links der deutsche Geschäftsträger und erste Botschaftssekretär v. Hirsch selb: die Privatkapelle deS Suliano machte Tafelmusik. Nach der Tafel wurden die Mitglieder der außerordentlichen preußischen Gesandt schaft und die höchsten Würdenträger nach dem Privntsalon des Sultans cnthoten, wo sich der Sultan mit ihnen auf das Huld vollste unterhielt. Bei dcr Uebcrreichung des schwarzen Adlerordenö sagte der Sultan, die ihm erwiesene Ehre sei ein neues Unterpfand der guten Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei und er hoffe, baß diese Beziehungen sich in Zukunft immer fester gestalten werden. Der Sultan verlieb dem Fürsten Radziwill den Groß cordon des Osmanic-Ordens Enftland. Dir meisten Morgenblätter Londons tadeln die neueste Rede des -russischen Generals Skobeleff. Die „Times" sagen, cs sei hohe Zeit, den schürenden beunruhigenden Reden von so hochgestellten Männern ein summarisches Ende zu machen. Es sei die erste internationale Pflicht Rußlands und des St. Peters burger Hofes, durch Wort und Timt Oesterreich zu beweise», daß cs getreulich an dem Berliner Vertrage sesthalte. Oesterreich habe bei seiner schwierige» und delikate» Lage Anspruch auf lonale Unter stützung aller Berlinc-i Signatunnächte. Das Geringste, was Europa erwarten könne, sei die sofo-tige Desavourning und Unterdrückung aller den europäischen Frieden gefährdenden Reden hochgestellter Persönlichkeiten, für welche die russische Regierung moralisch run- antwortlich wäre. Amerika. Wie sich nachträglich herausgestellt hat, ist der ermordete Präsident Garfield nicht so arm gestorben, w>e man ge glaubt batte. Außer seinem schöne» Hause ui Washington »»d seiner Farm in Mentor im Staate Obio hat er cm bewegliches Vermögen im Betrage von 100,05» Dollars binlerlassen. Seine Wittwc wild mit Hinzurechnung der ertzalkeiie» Schenkungen und des Geholtes des Präsidenten für ein Jahr ein Vermögen von einer halben Million Dollars iungesnbr l,200,MO M.» besitzen, so daß von der Bewilligung einer Pension völlig Umgang genommen werden tann. Aenilleiou. ff Künstlerisch haben am Sonntag die enttäuschte» Genoveva- Verehrer, die statt denen im K. Hoflbeater den Freischütz zu hören bekamen, nichts eiugebüßt. Webers Meisterwerk ging unter Herrn Musikdirektor Riecius' Leitung als Musterausführung in Scene, denn Frln. Malten als unvergleichlich tief empfindende Agathe, Hr. GudehnS als frisch natürlicher Mar. dessen Tert überall zu verstehen war, Hr. Eicbbergcr als tapferer Heiser in der Notb de» Easpar und Frln. Löffler uimmkräslig und munter das Aenucken siugcud - an alledem verriet!« nichts die „eingeschobenc" Opcr. Wegen -Herrn Deearli ist Genoveva, und natürlich mit Verlusten für das Institut, abgesagt ivordcn, und Niemand wird dem crnst- hasten, pflichttreuen Dasnsten seine notorische Erkaltung übel nehmen. Aber Hiduipbus hat 5, und Drago bat 5>2 Takte wichtig mitzu- singcn, also beide gekürzte Rollen taffen fick aus einen Bogen schreiben. Wäre in solchen Füllen die Alternativ» vorgesehen, wie es an anderen Theatern gehalten wird, so war durch Herrn ». Weiß ;. B. die Vorstellung zu rette». Wenn die wohlsituirten K. Hofoperiffängci- ungehalten stnd, wenn eine Rolle doppelt besetzt wird, so ist das sehr unrecht; dem Institut schaden nothgedrungene Repcrtoirabsagen allemal. ff Heute am Fasctnngö-Dienstag Nachmittag findet im R en den z-Theater eine Aufführung der hier so beliebten Operette „Der lustige Direktor Ka sämmtlichen Residenzibeate.. ... 200. Vorstellung,, beschäftigt war, die Aufführung dieser mir so ^ großem Beifall alisgcnvmmcnen Operette zu halben Prellen dem Benefizianten freundlich» bewilligt. Mittwoch findet keine Nack mitlagv Vorstellung statt. ff Daß am Sonntag Abend im Rrsidenztheater viel und kräftig über die neueste Posse: „'s Münchener Kind'l" gelackt, vaß Kostümen ganz consoim geben, mit einziger Ausnahme der Ortrud, welche in Lunkelstah»'lauem reich goldverziertcn Snminettleid, rm- ponircnder, verführerischer und minder ickabtonisch böse aussieht, als man es meist gewohnt ist zu sehen. Ein ganz neuer und wirklich zauberischer Effekt ist in dcr ersten Dekoration zu bemerken gewesen. Lohcngrin fährt in einem sehr natürlich gehaltenen Kahn dreimal in vcrichiedcncn Distanzen über die sehr breite Szene (der Rhein, wie Alles, was die Franzosen malen, höchst dezent in der Farbe- und da spiegelt sich Kahn, Schwan und Ritter prachtvoll malerisch zu einem Gegcnbild in der Ftutb. Auch der Burghof und das Brautgemach erinnern an unsere alten dezenten Deplöchindekorationen, nur daß mit Ausnahme des Balkonertcrs, das deutsch anheimelnde Gemütli der alte» Burgecken und Zinnen nickt so durchdringt. Ueber die Aufführung unter A. Se»del ist zu bemerken, daß sie nach Bayreutber Muster in sehr gehaltenem Tempi und weihevoll erfolgte. Das Vorspiel war eine Meisterleistung des Leipziger Orchesters und seines Dirigenten, -Hr. Lederer als Lohcngrin warm blütiger und lebhafter als man ihn sonst sieht, Frau Elsa Sachße- Hofmeister genau so schön, >o kalt und icrllich schwer verständlich, wie sie bei unS war. Hr. Schclpcr als sehr bedeutender Tellramund, Hr. Biberti als vielversprechender, stimmbegabtcr, sungcr König. Frau Reichc-Kindermann, Ortrud, saß (ein gar nicht übler Ge danke!- dem König gegenüber im l. Aki und spielte sehr geschickt. Als sie aber im 2. Akt zu singen begann, versagte ihr dcr Kartarrh jeden Ton -. aber ohne Geräusch, ohne Ankündigung trat Frl. Riegler ans dcr Kirchenkonlisse an ihre Stelle und die Vorstellung würde nicht gestört - und Ortrud ist doch eine Hauvtroüe. - Wenn die Direilion Förstcr-Ncuinann am 30. Juni Nachts ',cl2 Ubr mit den feierlichen Klängen der Götterdämmerung ihre Leipziger Thütig- keit rühmlich nbschließt. wird Herr Stägemann zu thrnr bekommen, um die nach und nach sein verwöhnt gewordenen Leipziger Opern ansprüche zu befriedige». Die Feindseligkeit gegen die jetzige Direktion ist verstummi seit der Neuwahl. Wünschen wir als gute Nachbarn, daß das Leipziger Theater sich die jetzige Bedeutung bewahre und die empfindlichen Verluste, die das Personal gleich zeitig erleidet, ohne Krisis überwinde. Ans die verschämten Seufzer der Äusikirernrde „hatten wir doch die Fahre 70 bis 82 wieder" bars inan sich gefaßt macken. O. )!. ff Der jetzt vielgeprüften Frau Anna Schra in in wurde auch eine Freuoe in diesen Tagen zu Tbeil. Den in allen Schichten ver Gesellschasl für die Künstlerin vorhandenen Sumpalbicn bewies die Frau Fürstin Bismarck, weiche eine namhafte Lumme über sandte, mit dem Wunsche, dafür das Bild der Künstlerin zu er halten. Diese Handlung der edlen hoben Frau ehrt Anna Schramm nicht mir in ihrer künjllerischen, sondern auch sozialen Stellring, und Feder gönnt dcr vom Sckiicknü schwer Betroffenen diese Aus zeichnung von ganzem .Herzen. ff Fn Berlin ist znm Erjag sür Fräulein Eonrao, welche auj der Absicht beuarrt, ihr dortiges Engagement zu verlassen, Fräulein K liutl> ammer, die Naive s. Z. ves Dresdner Hostbeatcrs, aus- erseben. Wie cs beißt, soll Frl. Klinkhammer von der Berliner Gencral-Fntendanz einen glänzenden Antrag erhalten haben und dürste im Mai rin Könitzl. Sck'äuspielhauie gasluen. ff Ei» neues Lied „Die Waise" von Fulius Oulzer, Hotkapell- meister am Wiener Burgt»eatcr, ist soeben bei Ries u. Erler in Berlin erschienen. Dasselbe wuroe von P nuline Lucca in Wien bereits zweimal unter großem Bellall gesungen. Ed. Hanslick schreibt in der „Neuen Fr. Presse", daß die Eomposition durch ihre dramatische Färbung dein glänzende» Talente der Lueea entgegcn- tam und durch dieselbe zu starker Wirkung gelangte. ff 21 nton R »bin st e i u bat 0 Ooncerle hintereinander in Paris gegeben, z» welchen kein Platz leer blieb. Aber auch ein jüngerer Pianist, der gleichzeitig mit il»» spielte <Piecen für zwei Klaviere» E. H.»mann, bat Stürme von Beifall erregt und wird an Zartheit und poetischem 'Ausdruck neben und über den Titanen Rubinsteui gestellt. E.He»maim spielt nun in Berlin, dann in Leipzig und wohl im März in Dresden. ff Der Mannergesangverein „Tannbänser" bringt an seinem beute «Fastnacht» in Meinhold'sSälen statlfind^noe» Familienabcnd Julius Okto's „ G e s e I l e n fa h rt > n" zum Vortrag. VrrmischtcS. * Grille und A m e i s e. Die icköne Fabel Lasoutainc's von dcr faulen Grille und der fleißigen Ameise wird vom „Eourrier de Liivn" mit Bezug aus die „limou g- in raie und die „Bank von Frankreich", die ihre Bureaux in Lnon uiiiiiillelhar neben der „Union" hat, in einer amüsanten Form ausgemschl, die sich deutsch, im An!lang an die Glcim'schc Bearbeitung, etwa wie folgt wiedergcben läßt: Eine faule Gründung war - F» der Hausse Jahr aut Jahr, Und war immer ohne Sorgen Für den lieben andern Morgen, Da es viele Dumme bat, — Ging die Sacke flott und glatt. Aber als die Baisse kam, — Geld und Kredit mit sich nahm. Da trieb sic daS Eiend bin - Zn der Baut, der Nachbarm: „Liebe Schwester, leib' mir dock, — Große» Vorrmt, hast du noch. Giel» ein wenig mir zu leben, — Gern will ick dir wieder geben Kapital sammt Zins Zur Frist. — Wenn ein» wieder -Hausse ist!" Dock dieSchwesterBank ist nicht—Prompt im Leihen,sondern spricht: „Sage mir, wie brachtest du -- Den» die Zeit der Hausse zu Was ick Ibai - Was tani. es sein - -- Hab' gelaust jahraus jahrein' „Hast gekauft'!- Was tau» ich ttiu» :" - Weißt tu was: Verlaufe nun!" Karneval und Eeusur. Die römische „Eapitale" er zählt folgendes lustige Otückcheu von dcr italienischen Eemür. In dem Städtchen Agnoiie, Prvviin Eainpobajio <,SÜdiigIicii> hatte stch rin Evmit^ lonstitnitt, mn im heurigen Karneval einen Ball zu arrangiren. Danelbe ließ die üblichen Plakate drucken, die abec ebenso schnell wieder von dcr Polizei konfiscirl wurden. U. ber ciiie Onidtcbens denen vom I!»: dein rlianpte A bends ,-P roduk e i n gc 1 r o s s e n e V ö r s e n. Part» ,-P I odilki-!N. :>w. We«»',, g-i-rtt.n Au»»» -.iv.u-. «im. »i'1-..nie .'wra-u- !>>:.-! .- m.'.o. >., - .zci-eu,'- Au,p,n -iimsicrda», t'tzrrki-.iikn-, L«. N-vr,i,-,r. ««Ptvi.» ÄOjc« L.-° Ii-l>cl-«,id. Miiij i-.-.i. Mai ISS, dU-aui-i« -,0V, '-«N,i - Nül-öl
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