Volltext Seite (XML)
V» ugust !/S -17,7« -17,98 .0» -18/5 ugust >.8S !,64 '/» -17,87 7,96 -IS,II -18,17 8/8 -18/4 MO sooo 2000 4006 August s/75 3/5 z,oo 5,825 6/0 6/2 8/2 s/o s.oo ü/o 5/0 1/1 8/0 «ugust 7/S 1/25 5/0 7,75 4,00 8.875 4/5 4.375 is.irs !7,tX> 8.25 8.25 >4,625 4/0 4/0 >2.00 >5/5 8.00 >-578,00 >0,00 >7/5 8,25 >4.00 7/3 '»'00 U-70,00 August !S/0 8.12- 1,77» >1,?S 9.63 ,1> 8.63 9,8- 8000 oooo,. -r St»' ,veiu3tX N. Jahrgang. ->S LSZ Donnerslag, 4. August 1»L7 Gegründet 1858 vradtanicbrtÜ! NaMrtiLt»« Lreadan Krmivreider » Tammeinummer - 2V 241 Nur iür Na<i,Ia«>or5Le, 20011 B-zugs-Gckühr Stnielnummer 10 «vtennlg Die Aiueiaen werden nach Goldmark berechnet: dt« etnivaMse X> min drei!» Anzeigen-Pre»-: KL?.? V^üiS LL. aunerkald BVPta. Osterienaebülir »Via. Äuew.AuttrSae ae,en Porau«be,al,>a. Schriftleituna und Aauvta«lch5ft»keII«r Marien«»»»» 3S 42 Druck u. Berlaa von Lievicd L Retrdardt in Dreedrn PogscheckoKoni» 1O6S Dresden Nachdruck nu, mu deulUcke, Ouellenanaabe t.Dreedner Nachr.'i mlälüa. Unverianare Lckriiistück» werden »ich! auibewadrt. Gegen Sefterreichs Anschluß. AnleiheplSne zur wirlschasllichen Isolierung. — Stützung -es englischen Donauhandels. DerDauerrekordstug zwischen Dessau und Leipzig. - Vor -er letzten Sitzung -erEooli-ge-Konserenz? - Neue PariserKehe gegen Deutschland. Der Kandel diktier! die Politik. Wien, 4. Aug. Nach einer Meldung der „Wiener AH- gemeinen Zeitung" sollen die Vorarbeiten jür die Auflegung einer internationalen Anleihe für Oe st erreich im Gdnge sein Einleitende Fühlnngnahincn sollen in London Paris und Nom erfolgt sein. Maßgebende englische Finanzkreise hätten zwar die Führung eines zu gründenden Finanzsyndikates abgelehnt, aber ihre Unter, stütziing sür ein solches Syndikat zugcsagt. Das Anleihe» Projekt soll hauptsächlich ans der Erwägung entstanden sein, daß einerseits mit dem Anschluß Oesterreichs an Deutschland vorläufig nicht gerechnet wird, anderseits aber auch ein enger wirtschaftlicher Zusammenschluß Oesterreichs mit den Nach, solaestaaten von England nicht gewünscht wird. Der eng lische Donanhandel würde unter einer Bestätigung der Mcistbegünstignngsverträge mit den Lnbventionsstaatcn sehr zu leiden habe». Englische Finanzkrcise seien sich der Not wendigkeit bewußt, wenigstens eine provisorische Lösung des österreichischen Problems herbcizusührcn. Starker Zulauf zur Wiener Dürgergarde. Wien, 1. August. Tie Organisationen der Wiener vürgergarde erklären, diese Bürgcrmehr werde nur dann ins Leben treten, wenn die Aktion der Regierung gegen die Gemeindcwache keinen Erfolg haben sollte. Die Bürgerwehr soll einzig und allein dazu da sein, gegen Tumulte oder Stiastenaiisläufe, die die Sicherheit des Eigentums gefährden, in Aktion zu treten. Es heißt, daß die Anmeldungen zu diesen Aürgerwchren sich von Tag zu Tag mehre», und daß auch bereits bestehende Organisationen verschiedenster Art ihre geschlossene Mitwirkung an der Bildung der Bürgcrivchr zugcsagt haben. » Wien, 4, August. Der Führer einer holländischen Reise gesellschaft, die Wien und Budapest besuchte, bat, wie die /Wiener Landeszeitnng" meldet, die Einladung des Bürger meisters Seih, das Wiener Nathans zu besichtigen, auö politische» Gründen abgelchnt. Es ist der Chef redakteur des „Nord Holland Tagblad". Speet. Er be gründete die Ablehnung damit, daß die Gruppe keinen Wert daraus gelegt habe, den Besuch zu mache», und zwar wegen des gespannten Verhältnisses, das zwischen Katholiken und Sozialdemokraten in Wien bestehe. Amerika und das beschlagnahmte deutsche Eigentum. Washington. 4. Aug. Der jüngsten Ankündigung des Unterstaatssekretärs Mills und des Senators Edwards, baß das Freigabegcscy vom nächsten Kongreß sicher angenom men werden würde, folgte gestern eine Erklärung des Ver walters des beschlagnahmten fremden Eigentums, Suther land. der die Erwartung aussprach, daß der Gesetzentwurf einen der ersten Punkte der Tagesordnung des Kongresses bilden werde. Im Falle der Einberusung einer Sonderselsion dürfte der Gesetzentwurf schon während dieser Sondcrtagung erledigt werden Sutherland sagte: Die Regierung wird aus beschleunigte Erledigung dringen, um die etwa 285 Millionen Dollar fremden Eigentums endlich zurückzugcbcn. Nach An nahme des Gesetzes wird die Rückgabe in den meisten Fällen binnen Jahresfrist erfolgen. Einige Werte werde» vielleicht »och eine Zeitlang in den Händen der Negierung bleiben müssen, bis eine Einigung mit den früheren Eigentümern über den Verkauf erzielt ist. Unberührt von dem Schicksal des Freigabcgesetzes bleiben 'die Lizenzprozcsse. von denen vier im Oktober in Delaware vor dem Obersten Gerichtshof z»m Termin anstchen. Es handelt sich hier um die Frage, wer Anspruch auf die Tantiemen hat, die die Lizenzinhaber der früheren deutschen Patente sür die Patentbenutzung zahlen müssen. lW. T. B.) Eine amerikanische Glimme für Ahelnland- raumung. Berlin, 4. Aug. Wie aus Neuyork gemeldet wird, erklärte der auö Europa zurückgekehrte Präsident Der Columbia- Universität Butler, die wirtschaftliche Wiedcrerstarkung Europas werde durch einen übertriebenen, fast hysteri- scheu Nationalismus der n e u g e s ch a f f e n e n Staaten verzögert. Was die deutsche Ostgrenze und Oesterreich betreffe, so herrschten dort künstliche Verhältnisse, die früher oder später in friedlicher, großzügiger Weise geregelt werden müßte». Bet den denken den Männern aller Länder würden Befürchtungen für die wirtschaftliche und finanzielle Zukunft der Welt laut, falls gewisse Bestimmungen des Versailler Vertrages nicht ge ändert oder ergänzt würden. Die fortdauernde Anwesenheit der alliierten Truppen auf dem rechten Rhctnufer, ungeachtet des in vielen Fällen bewiesenen deutschen Entgegenkommens und der herzlichen Zusammenarbeit Stresemanns und BriandS, gebe den deutschen Extremisten die besten Gründe für ihre Opposition gegen die Vereinignngspolitik. Die Be endigung der Besetzung würbe einen Gewinn sür alle Be teiligten bedeuten. sT.-U.) Die Gruhpflichs im Saarland. Berlin, 4. August. Die „Vossische Zeitung" meldet aus Saarbrücken: Die Regierungskoinmission hat sich anscheinend auf Grund der zahlreichen Prozeße veranlaßt gesehen, die Grußpflicht der Polizeibeamten und Landjäger gegenüber den Offizieren des interalliierten Bahnschutzkommandos einz li sch ränkcn, und zwar soll die Grußpflicht für die in der Stadt postierten polizeilichen Verkehrspostcn sowie für alle diese Beamten Kontrollierenden sortfallen. Dreizehnter Jahrestag des Kriegsausbruches. Neue französische Kehe gegen Deutschland. Paris, 4. August. Der 13 ErinncrungStag an den Aus bruch des Weltkrieges gibt der Pariser Presse Anlaß zu Be trachtungen militärtcchnischer und politischer Natur. Die natio nalistische» Blätter gehen natürlich wieder gegen Deutschland zu Felde, um cS als den Störenfried Europas hinzustcllcn. Die »Victvire" wendet sich scharf gegen die Pazifisten, die das Bcr, gesicu des Vergangenen predigten. Einem Deutschland, das aufrichtig sein Verbrechen anerkannt und seinen Wiedergut machung-Willen bewiesen hätte, würde Frankreich bewegten Herzens seine Arme geöffnet haben. Aber einem Deutschland gegenüber, dessen Geistesverfassung ein Grund sür europäische Verwicklung sei, könne man nicht verzeihen. Man müsse jede Gelegenheit wahrnehmen, um an seine Urheberschaft an dem furchtbaren Krieg zu erinnern. Das sei eine ewige Wahrheit und ein Verbrechen, daS nie gesühnt werden könne. lTU.) Die deutsch-französischen Wlrtschasls- verhandlungen. Paris, 4. August. Eine anscheinend vom Handels ministerium inspirierte Information besagt, die deutschen und französischen Delegierten setzten die Arbeiten fort, um so rasch als möglich zu einem Wirtschaftsabkommen zu ge- langen. Der gestrige Tag sei besonders arbeitsreich gewesen. Eine gewisse Anzahl von Fragen habe im Laufe der letzten Verhandlung geregelt werden können. Im großen und ganzen könne gesagt werden, daß nur noch die Fragen der Ausfuhr französischer Seiden und Woll waren nach Deutschland und die Einfuhr von Erzeugnissen der chemischen Indu strie Schwierigkeiten bereiteten. DaS „Petit Journal" glaubt zudem zu wissen, daß Deutschland aus die Forderung verzichtet habe, in Elsaß- Lothringen Handelskonsulate errichten zn können. Wenn auch noch kein Tag für die Unterzeichnung oeS neuen Abkommens vorgesehen sei, so könne doch gesagt werden, daß die Verhand lungen ihrem Ende entgegengingen. Es sei anzunchmen, daß in dem nächsten französischen Ministerrat am Sonnabendvor mittag Handclsminister Bokanowski um die Ermächtigung nachsuchcn werde, das Abkommen sür die französische Regie rung zu unterzeichnen. Letzte Verhandlungen in Genf. London, 4. August. Der parlamentarische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt: Gestern abend wurde in gut- untcrrichtete» Kreisen erklärt, daß die britischen Delegierten um Anweisungen wegen des japanischen Vorschlags ersucht haben. Die Tatsache, daß eine neue Sondersitzung dcS Kabinetts sür heute mittag einberufen worden ist, deutet daraus hin, daß die britischen Hauptvertretcr in Genf nicht in der Lage sein werden, heute der Konferenz die Ansichten der britischen Regierung vorzulegen. Reuter meldet aus Genf von 12 Uhr 30 Mi», früh: Es ist »»möglich, gegenwärtig daS Ergebnis der privaten Zusammen kunft der drei DclegativnSsührcr festzustellen. Die Ziisammcn- kunst begann nm 10 Uhr abends und dauerte bis Mitternacht. » London, 4. August. Wie verlautet, sind gestern abend nach Schluß der Kabinettssitzung neue Instruktionen für die britische Delegation in Genf abgesandt morden. Nach dem „Daily Tele graph" sei die Verschiebung der für heute nachmittag angcsctztcn Plenarsitzung um einen oder zwei Tage nicht ausgeschlossen. Im übrigen werde erwogen, »d man diese Vollsitzung nicht über haupt solle« lasse« sollte. — Der Korrespondent der „TimeS" in Genf meldet seinem Blatte bestätigend, er habe aus Unter haltungen mit verschiedenen Delegierten nach Schluß der gestri- ge» Delegatlonssührerbesprcchung den Eindruck gewonnen, daß eine Einigung über bie strittige« Kragen nicht möglich sei. Unter diesen Umständen könnte «S alb sicher gelte«, daß die Konferenz mit der heutige« Vollsitzung z« Ende gehen werde. Keine Versöhnung — sondern Waffen stillstand. Nach den Wiener Unruhe». Wien, Anfang August. Auch in der Republik gibt es eine Majestät: die Majestät des Todes, unter deren Macht das Wort und vielleicht sogar die Hoffnung einer Versöhnung-Politik geboren wurde. IM Tote und ein Mehrfaches an Schwerverletzten huiterließ der Wiener Aufruhr, und nach Straßcnkämpscn, denen zügel lose Verhetzung voranging, scheint, wenn auch keine Ver söhnung, so doch Stille und Waffenstillstand ein- getreten, scheinen die sichtbaren Alarmsignale des Aufruhrs erloschen zu sein: Die so belebten Demonstrationsziige be wegen sich nicht mehr durch die Straßen, die oft blutigen Naufcreicn zwischen Frontkämpfern und Arbeitern, von denen die in Schaltcndors die Revolution entfacht hatten, haben gegenwärtig aufgehört. Nichts mehr, nichts weniger. Nichts deutet aus den Bestand einer grundsätzlichen, dauernden Ber, söhnnng hin. Denn außer den Konflikten ideeller Nainr erheben sich zwischen den beide» Parteien der Sozialdemokraten und Bürgerlichen die nicht überbrtickbarcn Gegensätze in der Frage des Mieterschutzes, der Lebensmittclzölle und anderer wichtiger wirtschaftlicher Maßnahme». Eine Annäherung in diesen Brvtfragcn ist ebenso fern, vielleicht noch ferner, als vor dem 16. Juli. Ja, zn allen bisherigen, so erheblichen Schwierigkeiten einer Versöhnung ist unmittelbar nach den Ltraßcnkämpfcn neuer Zündstoff hcrbcigetragcn worden: Die Gründung der Gcmeindcschutzwache. Die ist vor allem eine Schutzwache der Sozialdemokratischen Partei, hcrbeigcruscn von dem sozialdemokratischen Bürgermeister Seitz, der sich auf sein verfassungsmäßig gewährleistetes Recht beruft. In wenigen Tagen gelang es, 2000 Leute zusammen» zntrommcln. Kein Wunder: Not und Arbeitslosigkeit treiben jungc Leute jeder Erwcrbsmöglichkeit zu. die Gemeinde Wien kann außerdem durch die reichen Steuercinkünste aus bürgerlichen Kreisen nobel honorieren und der Zulauf zur Gcmeinde-Schutzwache mag im allgemeinen ebensowenig ideellen Motiven entsprungen sein, wie der Beitritt zur Fremdenlegion, mit der die Gcmeinde-Schutzwache die pein liche Achnlichkeil des hohen Prozentsatzes an vorbestraften Elementen hat. Der Gesahrenpunkt liegt aber hauptsächlich darin, daß diese Geineindc-Schutzwache nur als verstärkender Schutz gedacht war, solange die außergewöhnlichen Verhältnisse andauerten. Daß aber nun durchaus keine Neigung bei der Sozialdemokratische» Partei besteht, diese als Notmaßnahme geborene Schutzwache wieder auszulöscn. Deshalb konzen triert sich gegenwärtig der politische Kampf um den Bestand dieser Gemeindcwache. Die Frage ihrer Bewaffnung ist keine innerpolitische, sondern im Hinblick auf den Friedcnsvertrag von St. Germain. der für Oesterreich eine engbegrenzte be- waffnete Mannschast festgesetzt hat, eine außenpolitische Frage. Man hört, ohne daß dies bisher bestätigt wurde, daß die Signatarmächte des Vertrages bereits Einspruch er hoben hoben. Ob die Gemeindcwache bewaffnet und für die Bewaffnung geschult wird, ob sie überhaupt aufgestclit werden darf, das sind allerdings noch ganz ungeklärte Fragen. Es ist ein Unikum der österreichischen Verwaltung, daß Polizei. Präsident Schober dem sozialdemokratischen Landeshaupt mann und Bürgermeister Seitz untersteht und auch nicht. Im Kommando über die SichcrhcitSmache ist er sonocrän und unabhängig, so daß er ohne Befehl, ja, gegen den Willen des Landeshauptmannes, die Sichcrhcitswachc an den Schreckens tagen armieren und sie zu»i Straßcnkamps verwenden konnte. Anderseits hat weder Präsident Schober noch der ihm über geordnete Minister das Recht, dem Landeshauptmann Seitz die Aufstcll » nq neuer Wachen zu versagen. Be» strittener ist, ob ihm auch das Recht zusteht, solche Mann schaften dauernd, gegen den Willen der Regierung, zu halten. Dies ist vorläufig, wie fast alles in Oesterreich, ei« juristisches Problem. Es wird ein Gutachten der ,/ler- fasslingsjuristcn" cingcholt, und die Negierung denkt daran, durch den Vcrsassnngsgerichtshos eine Entscheidung hcrbei- zusührcn, Aus all dem ergibt sich jedenfalls, daß Bürger meister Seitz als Landeshauptmann dem Polizeipräsidenten Schober koordiniert ist. daß beide nebeneinander und gegen einander arbeiten, und Befehle erlassen können. Es ist klar, daß dies ein Chaos ergeben mußte. Die Wache der Regie rung ist und bleibt jedenfalls die offizielle SicherbeitSwache. deren Leiter Polizeipräsident Schober ist. Sie ist — vom österreichischen Bundeshccr abgesehen — das. wie sich am 16. Juli wieder zeigte, aus politischen Gründen im Ernst fälle nur mit Vorsicht herbcigeriiscn werden kann — die einzige zur Anfrechtcrhaltung der Ordnung geeignete bewaffnete Macht, ans welche die Regierung, wenn sic durch Umsturz in ihrer Existenz berührt werden sollte, allein angewiesen wäre. Deshalb ist der Kampf um die Sicherheitsrvache ein politi scher Kampf, ei« Kamps um die Regierung nnd nm den Bestand der Republik. Deshalb ist ihr Leiter, Herr Schober, der Herr über die Schicksale Wiens, über die Politik Oesterreichs und deshalb auch setzte am erste» Tage der Unruhen der Kampf um die Person Schobers ein. Die Sozialdemokraten forderten bei