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äigen Einfluß des Etadtperorbnetenkolleaium- auf dir städmche Verwaltung ist aber irrig, ja gnmdsallch. Denn zunächst isl sestzuslellen, daß sämnrtliche Stadlrälhe, die ständigen und die mrbeioldete». inet. der zwei Bürgermeister, aus der Wahlurne der Stadloerordneteir beroorgeben. Im die revidirtc Städteordnung bat zu «Gunsten der letzteren noch die Bestimmung gebracht, daß ledcr besoldete Stadlvach zunächst aus 6 Jahre gewählt wird, als dann aber sich »och einmal der Wadi dcS Kollegiums unterwerfen »uiß. bevor seine Anstellung aus Lebenszeit anSgesprr'chen wird. W-iS nun dir unbeiolkeien Stadtrütve anlangt, so scheide» aller zwei Jahre 6 Mitglieder deS NachSkvllegiumS anS. >»8» die Stadl verordnelen haben es ganz in der t^and, dieselbe» wie^IN wählen oder falle» zu lassen. AnS dem Getagte» gehl also mul Bestimmt heit hervor, daß die Signatur dcü RathS ein Produkt der Stadt verordneten ist, und daß. wen» diele muh keine wertere Beiagiuß hatten, als gelegentlich der Stadtrathswahl zu fnugire», dies schon mit Recht von großer Bedeutung sein würde. Aber, da die Stadt verordneten auch iu allen organisatorischen Angelegenheiten, sowie bei allen Geldbewilligungen »undcslenS ein votnm »,-gatirmii liaben. d I> gegen den Einipruch derselben nichts geschehen kann. >o liegt hierin der Schnervnnlt des direkten Einslnsses des Kvlle- giuius. Im Stadtverordnete»^»!«? toll — das in das Ideal — die vvlrl« che Parteistellung der Nsttglieder keinen Einstnß haben: ans den, Boden der.Beimach, in der Sorge für die Baterstadt sollen I«ch die wohluienienden rZürger ziisainniensinden. »lägen sie sich Nalionalliberate. Kvnicivative. Forlschriitter oder sonslivie nennen, beider i'l es sei! einer Üiestw- von Jahren anders geworden, und daher ist eS gekommen, dag alljährlich der Wahlkampf nicht btos viel «taub ausgewirbelt. sondern auch viel wüsten Lärm, ja liier und da auch rruivurdigeS Gebalnen hervorgebr-icbt hal. Ins Sladtverordneten Kollegiiiin gebären nur solche Blämier. die der Stadt BeneS im Auge und die in gegebenem Falle die Selbst überwindung haben, bei einer Kollision der Pflichten ihre eigenen Wmnche und Interessen dein Gemeinwohl hinlanrnslellen. Gerade die Berhandliingeii des legten Jahres lassen über die'eS Gnoidernis: eines echten Stadtverordneten manchen Zweiicl ans kommen. Soll aber ein Mitglied dcS SladtvervrdnclrnkollegirinrS 'eine Stellung voll und ganz niis'nrlen. so m»t: cs auch die In lelligeuz lurbeu. die vorkommenden Frage» verstehen nnd über die- 'elien ein Urlbeil sich Hilden ;n können: den» wirst wird der« Stadtverordnete ein Svielball der Parteien oder der stets Ivillkvm-- iiiene Sun'mgenosse eines gewandten 'Agitators. Wenn man von die'eni Standvmrkte ans die gegenwärtige Znsamniensctznng des! Skadlveroldileientoltegillms betrachtet, io »inh man wünichen, daß nach einigen chichnmgeii tu» durch die 'Aenivalil »vtbwendige Er- gänrungeil deni Kolleginm zrigestihrt lvürdcn. z. B. Inristen, Iavrilbe'iner. Groktauslente, Techniker. Ter gnle Wille deS Klem- blilgerS langt nicht ans, wenn Fragen von großer Tragweite ans der Tagesordnung stehen, e-S gehört dam ein bedeutenderer geistiger Borizont nnd eine genuin- bürgerliche Unghhängigkeit. Sonst wird 'o leicht Kiichllmrms . Bezirks und Zmisl Politik getriehen, roo es heißen sollte: „Tas allgemeine ltrd'hl in das liöcbsie Gesetz" -In-. «nl'ii-a a«gn« lila loxu Oelbstvcrsländsich ist. daß ic'der Swdk-l verordnen- die Verpflichtung ülrernimmt. die Sitzungen. sei eS desl Plcmin'.-:-. iei eS der betr. -Arlsichüsie. regelmäßig zn beinchen nnd! in deünlhen 'eine Ansinerkianikeit den Pcrhandlninnn znrnrveirden.« Tenn cs entstehen >onst zuweilen Blaivriiätsbeichlnüe von ziveiiel-! lia-iein -Wertbe. Nun behält zwar die Majorität alle Mal Reckst.! > rgc Ih'e» in seinem „Bolksieind", aber sie in nicht immer im j Ar-echte. Und nun noch ein Wort an Diejenigen. die zwar -Alle?- ui Altem das Zeug zn einem tüchtigen Stadtverordneten habe», i d e «bei eine gewiste Scbeir nicht überwinden können, in die Arena! des Wahllamvies gelogen zn werden, nnd die eS datier lieber vor-« ziehen, von vornherein zu rcsigmreii. TieicS Bersahren ist eine! oi'enbare Schwäche, die Jeder überwinden müßte, der reine Pater- j s.'adk lieb Hot. Und io wollen wir lebhaft wünschen, oa^ die bc-> vorstehende Wahl die bisherigen bewährten Kräfte dem «tatstver- ordnetenkoüegilnii erhalten, im Uehrigen aber deniselben irstches und gesundes Blut znfnhren möge! — T ie vorgestrige össcntl > cdc S t a d t v e r v r d n e t e n - S > lg n n g verlier fair ohne rede Tehalle. ES wurden zunächst die vonr Wahlansscdn': in einer Drnckvvrlage vorgerclrlagenen IIS,' Wal'Igel'lren nnd 9!> Eriatzmänner irir die bevorstehende Stadtver- oidnelen-Eigliirrniigsivahl on l«!«'«- erwählt, nnd 'vdarrrr I-'TO Mk.! als einmaliger Beitrag zn den Einrichtungen der Ort-Krankenkasse bcwillrgl und zugleich eurem PcrlragSentwnrs heigeslniirirt bezüglich I der Ucvertragnng der nach dem Gesetze vom 22 Juni IM» dem j sirathe obliegenden Geschärte der Einziebrrng der InvasiditätS- n»d AllersversichernngS-Bciträgc n. r w. ans die hiesige Ortskrankenkasse. — TaS hrshcrigc städtische Bansgrimdslnck r» der Freiber>gcrstrnße Nr. 5 ist an Berr» Privatns-.'lngnst Schmidt verlaust worden: das KoUcgiirm genehmigt den Karstvcrtrag. — Ueher die lieber- ' nahnie der Moritz-Allee in städtisches Eigenihnm und in slädtirche i Unterhaltung berichtete Berr Picevoiffeber Bosralh Damni. eS war! redcch anr der Tribüne nicht daS Mindeste von dem Bericht zn! hären. Tie allgemeine Unterhaltung im Saale war, als Berr ^ Boirath begann, so laut geworden, daß der Vorsitzende. Herr Geh. Bosrath -Ackermann, sich zu der Benützung dcS Bammers- nnd der - Bemertnng veranlaßt iah: „Es scheint, daß heute sehr Piele zn-' gleich d.r-s Wort haben." Tic „Bieten" behielten aber das Work,' nnd der Referent. der ja bekanntlich immer inst schwacher Stimme spricht, vermochte das allgemeine Gerumme nicht zu rihertonen.! Tie Sache ist. wie wir -- wenn auch nicht ans dem Rcscrat — j rrus'en, folgende: Laut bereits abgeschlossenen Berlrags geht die« Moritz-Allee bei Pollcndnng dcS Baues der vierteil Elbbrncte. also? oder 1-cwr. ans siSlalüchen in koinmnnlichen Besih. über. Ta > iirur aber die Stadt bereits rehl der deutschen Straßenbahngesell-! 'ch>?it die Berahnmg der Monlg-Allee gestattcir nrnß. ro muß sie euch Eigenlhümerin der Allee rein, und der Nath bat nch mit dem Slaatsstslns dahur geeinigt, schon jetzt das E'.genthum arrzntreten.' Ter szgskcis hal^sich danrn unter der Bedingung einverstanden! estlan. daß die Stadt baust ans jede Pcrgütnng snr die Uciterhal-1 rang der Allee am die Jahre lv'.'l nnd verzichtet. Tie Stadl j verordneken treten dem -Abkommen des !>c'nlhes mst dem Borbehalt l ei. daß an den sonstigen Pervstichlniiaen des Staatsriskns durch die vvrrestiae lleberiiahrne der Moritz-Allee Etwas nicbl geändert! ivcrde. — Ter Aii-anzaiiSichuß erstattete Bericht über den nächst-1 iohriacn .Baushalivia» zu Pol. U, die Gasnchriten betresiend. Ter Berichlcrslatker. .stornmiisionsralh Zienbirer. bemcrstc einieilcnd i 'Auch der vorliegende, ans die Betnebsergebnisse des Jahres I.-IX)j gesintzic Eiitwuri licr'crt den Beweis, daß sich die Produktion der! Gasie.hrikeii der Stadt Dresden in fortdauernder Steigerung be findet. und wenn trotzdem uni eine höhere Nentahilikäk nicht zn-! gekommen werde» kann, so ist der Grund hiervon in der Bauvtsciche nur in der nencrding-s cuigetretenen, ganz wesentlichen Erhöhung j der Kohlenvreue zu finden. Tem voir den Lladlverordiieten im vorigen Jahre gestellten Aistrage, die Benraltang der Gassabrikeii nivige eine genaue Ermittelung des Taistellnngsvrei'ks rar den Anvikmetcr Etas, unter Nüclnchinalime jedoch niis die Ahschrcihnngeii, Berzuunng des AnlagekatzikalS »nd den Gasverlust >» den strohr-, netzen anstcllen, liar zioar irir letzt noch nicht ctstshrvchcir iverden! lännen. das Ergebniß dleicr Erinitlelniig steht aber rum für den .BanShaltvIan ans da? Ia'-r lvst2 in bestimmter -Aussicht, wobei! man letzt Berntiigniicz sasien kann. Ter -Abschluß für die Gas-, iabnken vro IVi'l wird mit UstN.WN Mk. in Einnahme. UMi.Gl > -.stck. ui -Ausgabe und « iw mu l'Ill.llläl Mk. Ueber'chuß lestaestellt. ^ Tie Perkliciliing deS llebcrschnsscs der GaSsabrrle» hak sich dcr'l tkicitli bis dahur Vorbehalten, wo sich der Bedast sürden geinmmteir. .BmrShalt sibecielien läßt, und die Siadlverordnetcn stinnncn dem! zn. — Zur Unterhaltung snr das Gemeindearnndstnck Lvniscnstsaße > 8l bewilligt man 2N -.stck. zur Herstellung einer Bedsirsnißanslal! in dem snr die 8. BezirkSsclmle crinlelhelen Grundstücke Bürger straße !)h Ist', Mk. nnd zur Beschuss»»» von »l Wintcrienslern für das inr Siadlhcuue. Krenzstraße 8. nntergebrachtc Schanamt kl. kl? Mk., lehnt aber dagegen die Heistelliurg einer Gitlcrthüre in demselben Grnndstüeke ab. — Auch der k. Pizevorstchcr des Skadtvcrordncten-Kollegiums. Herr Oberamtsrichter Waldemar Tu risch, welcher Ende d. I. mst auSicheidet, bat eine Wiederwahl definitiv abgclebnt nnd zwar wegen Ueberhäiifung mit beruflichen Geichäflen. Herr Oberamts- richtcr Tririsch gehört dem Kollegium seit w Jahren an nnd seit mehreren Jahren als Vizevorsteher. Sern Scheiden aus dem Kollegium wird allgemein bedauert, es ist als ein wirklicher Ver lust zu bezeichnen. — Seit einigen Tagen bildet hier das rälhselhasle Ver schwinden des Pros. H., der früher hier Kaplan und katho lischer Lwsprcdiger war, daS Stadtgespräch. H. gab vor mehreren Jahren sein Amt ans, wechselte seine Koiisession und verheirathele sich mit einer inngen vermögenden Wiltwe. was damals viel Aus sehen crregle. Ende v. Ast hat er nun plötzlich Weib nnd Kind hier verlassen »nd ist aus und davon gegangen. Man nimmt an. daß er reunusthig in de» Schoos; der katholilchen Kirche zurück- gekehrt ist und in irgend einem Kloster Ausnahme gesucht und ge sunden hat. — <lu» dem Bericht über die Verwaltung der Arbeit»- anstalt im Jabre 1889 ist zu erwähnen. Mit Ablauf 1889 voll endete die Arbeittanstalt ihr 12. Verwaltung-jabr. Gegen Ende desselben, unter dem 17. Dezember 1889. wurde da» blöder g'ltige Regulativ durch eine neue Verwaltungsordnung erseht, mit über sichtlicherer Anordnung der Bestimmungen, Bereinfachung der Geschäslstülmmg. Ergänzung und Beseitigung von Vorschriften, wie es der Zweck de» Statuts und die Ersahruiigeil im Laufe der Zeit an die v»nd gaben. Die Verdienstgelder nnd daß Spargelder weie» erfuhren gleichzeitig nmfassende neue Regelung durch Fest stellung der rechtlichen Natur der Gnthavc» und der Grnndiatze über Bkrwclidnng während der Detcntivn und nach derselbe», sowie »her dir Einziehung verfallener Guthaben. Die versuchsweise, vor zeilige Entlassung unter Vorbehalt der Wiedereinziehring zu ^vrt- sclmna der Tckcnlion (die Beurlaubungl wnrde als ein werteres Mittel zu» Sicherstellung der Erfolge der Anstalt eiiigesübrt. Dlr Klasseneintheilung der HänSlinge ist knnstig eine veränderte, einmal »ach dem Alter nnd dem sittlichen Wertste derDelinirten (Jugend- lcche, Schutzbedüritige — Aeltere, Verkommene! (Altersklasse«», weiter nach dem äußeren Erfolge der Tetenllon (OrdniingSkiassen). Die -Angehörigen der beiden Altersklassen sollen ohne Perlehr unter einander Win. Aufnahme finden knnslig zur Bestärkung ihres Gefühls für Pslickstersnllnng auch natürliche Väter, welche rlne lliikerbaltniigSpslicht gegenüber ilnen Kindern böswillig versäumen. Tie Ernährung der gesunden HäuSlinge hat eine grrmdlegende -Aendcrniig eiiabren durch vecsiilbsweise Einsühliing einer neuen Geniiidenkvil Ordninr.z vom 1 März 1889 ab. Es kamen ferner »n Berichtsjahre verschiedene Ordnungen für den inneren Tienst nnd Geichäsisanweisniige» zur entmnligen oder erneuten Feststell ung. Durch Aribnn eriicS szlngclS an die Kapelle wurde nicht mir für höheren MannichaslShcstand ausreichender Rani» zn ArbeitS- iind RiederlagSzivecken (im Uirtergeschoß) und zur Sammlung der Männer zn den Mahlzeiten (im Erdgeschoß), sondern gleichzeitig in zweckmäßigster Weste c!n würdiger nnd genügender Beisaal für Männer und Frauen geschaffen und dem EriveitkningSbedürrnißder Anstalt damit ans alnehhare Zeit unter regelmäßigen Perbältnisten Genüge geleistet. Tn- Gcsaiuintzalil der in der Anstalt überhaupt 1889 anihältüch gewesenen Perwnen betrug 5ö> (-278 Männer, I7:> Frauen'. Ter l7!> Männer und 78 Frauen umfassende Zugang deS Berichtsjahres war um 82 Männer nnd I Fra», demnach nm Perwncm niedriger als im Jahre 1888. Tie meisten Einliererungen ecsolglen im Monat November mit 82 Personen Mi Männer nnd «i Franeist, die wenigsten im Monat April mit 17 Personen »8 Manne» und !> Frauen). Unter den ausgeiioinmenrn Personen befanden sich in diciem Jahre eine taubstumme Unbekannte. Bon den incinnüchen Zngängcm gehörten dein Kandelsstande t>, dem Geweiheiiande 90. dem Beamleiislande 4. dem .Band- und Fabrik- arbeilerslandc 7l und dem dienenden Stande 7 an. Pon de» weib lichen Zugängern waren selbstständig 5>, Hand- und Fabrikarbeite rinnen. Näherinnen nnd Dienstpersonen7l. Unter sitienpolizeilicher Konkrole scandcn Ist und zwar rO Ledige. I Perheiratliete. 2 Ge-! schredcne. Tie Einliesernng verschrrldete sich durch .Bändelincht,! T'iederlichkeit. nnsiitlichen Lebenswandel. rNlissiggaiig, ArbeHsschrn! und bösen Willen im Allgemeinen: als weiter entfernte, nur mit telbare Ursachen der Einliesciung ers.heiiicn schlechte Erziehung, Persührnng. -Arbeits-Mangel. Krankheit. Unglück, sonstige Ursachen, linker dem Einslnfse res AllolwlgeiiusseS stand aiinabernd die Bälste der Zugänger. ES gab unter den Zugänge«! zwei Männer, die die Schule gar nicht be'ncb! batte». Tie Telenlionszeik der im Jahre 1880 ans- der Anstalt Ansgeschicdenen war nn Tnrchschnilt :N0 Tage und betrug im v-ächitbetrage iveriorgroeise deiinirt gcive- ien) bei den Nläi'nerir 42'a> Tage, bei den Frauen 4k>',4 Tage. Inr! Berichtsjahre sind über die HäuSlinge tNI TiSziplinarstraieii ver- z hängt worden, .hierbei wurden !)>l Stici'tage, .",tl Nüicbte hartc-s! Lager nnd 4 Mal käwerliche Züchtigung v'-rbüßi, sowie >0ü Pe,-i weiie ertbeilt. Pon den Straflagen ivaic-n 102 Strafiage mit! Koslenlzielnrng verschiedenen Grades. 121 Skraslage mit stcsttent ziebung verschiedenen Grades nnd hartein Lager und -Ltras- arrcstkage cobne die 9,'ailtage). An den wiederum für die männ lichen und snr die weiblichen .BänSliiige getrennt gehaltenen k-iii aen AbendmalilSseiern nahmen 18 Beamte nnd -Angehörige dericl ben. imvie 211 männliche nnd 8i weihliche >>ä»Slingc Theil. -Außerdem empfingen 12 männliche und :! weibliche .Bänslinge das- heilige -.störlil am den Krankenstuben: znsmnmcir 22:'. männliche Banslinge <1888 18:',) nnd84 weshlichc «1888 77). -Ans den .Kranken stuben wurden Andachten gehalten: die seeliorgerlicbe» Unterred ungen mit den .Bänslingcn. sowie die religiösen Unterrichtsstunde» mit den Jugendliche» wurden forlgeietzk. An denselben nahmen bis 17 männliche und bis 12 weibliche .Bän-c-iinge Theil. Peivrochcn wurden die ersten drei .Banvtstück«- dcs lutherischen K«ztcchi?mnS und die Geschichte der chriNlichen Küche. Eine -Anzahl von den Ent lassenen wnrde. soweit möglich, in stelsorgerlicher Pflege behalten und die Familien Anderer besticht. Tic Einnahmen der ArbeikS- nnslalt erreichten im Berichtsiahre den Betrag von 77»,stOO -Mk. l"! Psg. Ten .Banplthc-il derselben bildete» die ans 07,«Ul Mt 2t! Big. sich belan'endcn Perdienslgelder als Ueberschüsse vom! -Aibeiisivesen. Diesem <->es>?ninikbctrag der Einnahmen von 7'>.stOO -.o«k. i 'ist Psg. stehen Ausgaben snr die t(.-answirthichattdecAll>e>rsanstalk! im Gemmmtbetrage von lstst.stlst Mk. 70 Psg.. s. i. bei 91.071! Pervstcgtagen in der .Bähe von l Mk. 7!>.9!> Psg. ans leden der letzkeren gc«ze»über. Wird aber, mir eine» klareren Ueberblick über! die lausenden -Ausgaben der.BanSwirthscbast zn erhalte», der als! '.stiiclhrverlli in Rechnung gestellte Betrag von:!I.1K8Mt miberückE sichtigt gelassen, io bezifscrl sich der <>!e>a>nm!sahreSaiisw«rnd ans j 129.787 Mk 7«, Pkg.. d. i. ä-29 Mk. .', Psg an> den Kolo jährlich i und l l2.'> Psg. ans den Kopf täglich. 'Außer den 77>.st>iO Mt.! «i ! Psg. betragenden eigenen Einnahmen de, Anstalt war zu dessen ! Bedeckung ein Zuschuß von 7>l.st»7 Ml st', Psg. inSgesmnmt. d. i.! kür seden Kops von 218 Ml. 20 Psg. lährlich und .',9.8 Psg. läglsth ' erforderlich Dieser Zuschuß blieb um -',.2.91 Mk. 87 P>g. hinter der »n .Bansliallvlaiie nach Ahzng des -.Ocierhzoises init .',9.089 Mk ! Verivikliglen Snmmc zmück. Tie Beldiemigelder minderten sich in! der Gciariiniliiininie um 1ä.«!8!> Mk. 77 Ptg. gegensthcr dem Bor-! ,inschlag Tie Eürrnahmcir der Ar'-eit?anstalt hiieden liinter den icnigen des Jahres 1888 um 7.092 Mk. 88 Psg. zurück. Tcr! Bcamlcmstand nnisaßte rm Berichtsiahre :!2 Beamte: l Tircktor, k Inspektor. I Oberin, k WinlnchastSvcrwaltcr. l Registrator. I Ervcdient. 1 Oheransscher, 17 -Anssclirr. 7, Anssehcrinnen. 1 Ma schinist. I .Beizer. I Boten. Anßcidein waren thätig an der dlnstalt k Arzt. 1 protestantischer Bansgeistlicher, 1 kalholischer Bgirsgein sicher. I Organist. I stehrcr. — Porgestern Mittag halb 12 Ubr hesichligten die Mitglieder deS Ausschusses für das Armenwcsen:e. ans spezielle Einladung des Berrn Stadlraths Kunze und unter dessen, wie des Direktors Tr Naahc Führung die -Anstalt. Ehe man zur Besichtigung verschütt, hielt Herr Stadtrath Kunze einen trefflich di-spomrten Portrag über Gründung, Verwaltnrigsord- nnirg :e. der Anstalt. — Tas neue pantvimmische Ballct-Tivcltissemeiit „Der Kinder W c i l> n a ch t S t r a n in " von Balletmcister Ar'ob. Kölle» Ot soweit fertig gestellt, daß cs voranSsichttich Tienstag, den 2',. d. 8N.. in der König!. Bosover erstmalig in Scene gehen kann. Ans die dekorative mrd kostnmlichc Ausstattung, ans die maschinelle Einrichtung mid BclenchtnngSesieltc ist die größte Sorgfalt verwen det worden, iodaß daS Ganze eine der effektvollsten Ballet-Anssüh- cnngen zn iverden verspricht. — Im Lame der vergangenen Woche wurde von der Den t- s ch e n S t > a i; c ir l> a h n g e i c l l i ch a s t der Eininillioirstc Fahr- anst besörderl. — -Auf dem Pirnaiichcn Platze ist gestern in der Frühe mit Einlegung einer Weiche von der König Johannslraßc nach der Marimisianallce begonnen worden. — Ar» eine rütliselhastc Weste verschwand im Laufe dcs vor gestrigen Tages aus den, GcschästSloknle eines KansmaniiS ans der Annenslraßc eine kleine eiserne Geldkassette mit ungefähr 400 Mk. Inhalt, bestehend in Papier (l Hnndcrtinarkschcin). Gold und Silber, außerdem befanden sich 2 Lolterielovse darin. Sic muß pon Jemandem gestohlen worden sein, der dort ein- und ans gegangen ist. — Vom 17. bis 25. Nov. werden an der Leihamts-Gc- schäftsstclle Maternistraße 17 eine große Anzahl verfallener Psänder versteigert, darunter allein 62 meistentheils Damen-llhrcn, viel Silberzeug, goldener Schmuck mit edlen Steinen, viel Wüsche, Betten, Kleider re. — Für Dresden liegt heutiger Ausgabe eine Sonderbcilage, Sächsisches ConscktionShauS, M. Blumenreich, Dresden bctr., bei. — Herr Oskar Fürst, welcher gegenwärtig im Viktoria- Salon das Gebiet des HumorS und der Sathre, wie schon hervorMobe» wurde, ln brillanter Weise vertritt, erregt allabend lich «türme von Beifall Seine Figuren aus dem Militärlelicn »anrenllsch sind „stilvoll, schneidig" und im Effekt „ppramidal". Sein Leutnant Lehmann „von der Jndiafaser-Kompagnic", sein stestbernigcr „verliebter Gros", sein „Anakreon im Frack" sind typische Figuren und Produkte eines wirklich seinen üumvrS und sein deklamatorischer Scherz über die große Parade oder „die Potenz der Nasen" wirkt zwerchfellerschütternd. Herr Fürst bleibt nur noch diesen und wohl nächsten Monat hier. Im Januar kommt Karl Mazstadt wieder. — In einer hiesigen Luzuspavierwaaren-Fabrik stellten dieser Tage die Arbeiter ihre Arbeit ein. nachdem die Prinzi pale dem an sie gestellten Verlange», einen bestimmten Arbeiter zu entlassen, nicht nachgekmnmrn waren. Weshalb die übrigen Arbeiter diesem Kollegen aussiissig sind, ist nicht g nan bekannt, »ran vcr- nuithel. daß es deshalb geschehen, weil derselbe sich der Organisation nicht anichlirßen will. ., , , — I» einer der letzte» Nächte ist in Netzschkau eine be reits 80 Jahre alte Frau Namens Schneider in dem Glauben, daß sie io in rin Zimmer gelange, in ein Fenster eingrstiegen und vom zweiten Stock des Barstes t» den Bol bstiabsiesiiirzt. Am nächste» Morgen ist die Aerinste ihren Verletzungen erlegen. — In ihrer Wohnung in der Tnrncrstraße i» Linde »au erhängte sich letzter Tage eine:',7 Jahre alte, von ihrem Ehemann geschiedene stellenlose Wirthschaslerin wegen fehlender Sub sistenzmittel. — Schwurgericht. Mit großem, wenn auch keineSwegS wohlrvvllcndcw Interesse für de» Angeklagte» versolgte das Publi kum die Bauptverhnndlnnge» gegen den wegen schwerer Brandstif tung nnd PersichermigStzclrngeS vor die Geschworenen verwiesenen Fviiragehändler Friedrich Ernst Opitz Nicht wcniger als 60 Zeugen, sowie zwei Sachverständige sind vorgeladen, deren Anssagen in Pcrl'indnng m!t de» übrigen Ergehnistc» der langwierigen llnler- slichmig scststelle» sollen, ob inan eS in dem Angeklagte» mit dein Urheber des großen Brandes am B!»»nelsahrISt»ge zn thnn hat. oder nicht. Bekanntlich ist Ovitz dringend verdächlig. am 15. Mai 1890 Nachiniilags daS von ibin zn Gcschäslsoveckcn bemitzle, dem SlaatssisknS gehörige Gebäude Bolpilalplatz 6 in der Absicht, eine Fellerversichermigsaeielliclrast z» betrügen, »»gezündet zn habe» Tein Angcllngtini steht als Perlbcidiger Berr Rechtsanwalt Krause zur Seite, während Berr SiaalSamvalt v. Beschrvitz die Anklage vertritt. Opitz ist am 21 August 187,2 zu Gnteborir geboren, seit 1882 verheiiathet nnd Vater von drei Kindern. Nach beendigter Scbnlzeit war er ziinä«l»t als Kaecht nrri dem Lande thätig und »ach beendeter aktiver Tienitzeit bei dem 109. Regiment arbeitete O- zunächst als Marllbelser. Später fand der Angeklagte eine Stellung als Bademneister nnd im Jahre 1875 machte er sich zunächst in Bainsbcrg selbstständig. Später siedelte er nach Dresden über und bereits im Sommer 1889, als sich sein Fvuragc- geichäst ans der Magazinstraße befand, lag die Pecmnthnng nahe, daß er bei dem damals aiiSgcbrocbcnen Brand die Band im Spiele aehabt habe. Wenigstens war man überzeugt, daß der Berd des Feuers in einem zn de» Geschci»ts'ämiie» O.'S geborigen Lokal zn suchen gewesen stk. Eine Untersuchung fand damals aber mangels ans-rrccheiiden AnballS nichl statt — der heutige 'Angeklagte erhielt anstandslos die PclsicheuingSsm'.nne von 8«»«»-> Mk. anSgezahlt Im Berlin 1885 pachtete Ovitz das schon erwähnte fiskalische Gc- bande am Bosvisistvlalr. dessen größter Tbeil verschiedene» Fnln- werksbcsitzern z» Stallungen diente. Ter -Angeklagte seihst wohnt Tieckstraße 9. Er hat seine Geschäftsräume bcz. das Mobiliar nnd die Porrälbe init 90F' " Mk. bei der Gesellschaft „Union" in Berlin ans 5 Jabre versichert nnd der Persichernngstermin läuit mit dem IO. Februar 18!» ab. Nach seiner »och am Tage des Brandes erfolgte» Perhasiimg wnrde der EvnenrS zn den, Per »lögen O s eröffnet und bei ragen die Passiven 78.000 Mc. Abgciclicii von der Persicheningssiimme stehen den Paisiven mir 12,OM Mt. Aktiven gegenüber. Präs.: „Baben Sic das Gebäude in Brand gesteckt?" Angekl.: „Nein!" 'An der Band von Planen, die auch den Bene» Geschworenen vorgclcgl iverden, beleuchtet der Becr Porsitzende znnacbik die totalen Pcrlialtniste des bis ans die massiven Umfassungsmauern abgebrannten GebändekomvlereS. So dann wurde scslgeslellt, daß der -Angeklagte am 10. Mai d. I., also 5 Tage vor dem Brande, ein ea. 9 Etr. schweres Faß Petroleum bezogen hat. Unter dem Fußboden des Eontors O s. welches von den Augenzeugen alS Berd de» Feuers bezeichnet wird, haben sich «puren von Petroleum m solcher Reichhaltigkeit vvrgesnndcn, daß eS dem Sachverständigen möglich war, beträchtliche Onanlilcsten dieses OeleS ans dem Erdreich zn gewinnen. Tie PermögenSl'ge des Angeklagten io vor dem Brande eine mißliche geweicu. Im vergangenen Frnbjanr suchte Opitz durch die ZNsimgcn einen Evn'pagirvn mit Geld und trat auch mit Jemand in Perbindrnig, der ilnn ans eine», im Oktober fälligen Wechsel 9009 Mk.. und ans ei» zweites Accept vom l. Mai »och 2509 Mk. lieh. Lclrtcics war am Mai, dem Tage des Brandes, fällig. Tic Mittel zur Einlöinng des Wechsels waren nicht vorhanden. Während seiner Last, im Seplcrnver, wurde überdies Ovitz wegen Fälschung vvn 7 Wechseln nnd wegen Betrugs in zwei Fällen vom Königl. Land gericht zn 2 Jahren Ge-ängmß vermtheilt. Er hat das Urtheil nur betreüs des Betrugs mir dem Rechtsmittel der Revision nngc fochten. Festgcslcllt wnrde ferner, daß Opitz bei einer Reihe von Personen Bermche »»ternomnien hat, Geld zn erlangen und sein sliingehendeS' Geichäst z» verkarsten. Tcr -Angeklagte hat auch »»- bestigt von dem Aeccpt seines Schwiegervaters Gebrauch gem-ich!. wenigstens bu Letzterer, nachdem er ans Zahlung dcs belressense» Wechsels verklagt war, beschworen, daß Opitz von ihm nicht auto- rssirt worden sei. ein Acecpt ans seinen, des Schwiegervaters, -Namen anSrnslellen. Bierzir bemerkt der -Angeklagte, der chemo gesprächig ist, als überlegt spricht nnd öfters mit lernen -Antworten den Fragen voranseilt, er habe, wenn auch nicht mit direkten War kcn, die Eilanbniß erhalten, daS Accept zu schreiben. „Ich beschwöre jedes Wort, was ich in der Untersuchung gesagt. e-S kommt ganz daraus an, wie es anSgclcgt wird", erklärte Ovitz weiter. Ter angeblich vom Schwiegervater herlührendc Wechicl über '»sich) Mk. war 5Tage nach dem Brande, am 20. Mai, fällig, lieber das Peihalten O- S am B»»mellnlmStagc verlautet nach den Angaben des -Angeklagten im Wesentlichen Folgendes. Bor mittags gegen 9 Uhr habe er sich von der Wohnung ans nach dem Fvnrrg-magaziii begeben, nm znnächst mit seinem Boden- ineisler Pötzichle, der im Besitz der Schlüssel war, geschäftlich zu sprechen. Tann habe er seine» Kutscher Köhler benachrichtigt, daß er Nachmittags »nssahren »volle, hieraus sei er in seine Wohnung zmnckgekrhrt nnd Nachmittags gegen 2 Uhr wieder in daS Ma gazin gekommen, nm »och einen Brief zu schreiben. Wählend Köhler Pvlbcieitungcir trai, anzuspamicii. habe er den Geichirils brief fertig geschrieben und mit einer Eililagc von 450 Mk. ver sehen. Im zngesiegelte» Zustande sei dann der von ihr» beschwerte Bstes ans dem Pulte im Eonlvr liegen geblieben. Ausfällig er schien es schon damals, daß Ovitz. >ilö er abae'chlossen hatte, im «onntagssraat noch mit beim -Ampanncn hals und soll er hierbei auch eine gewisse Eile entwickelt haben. Tenn noch ehe dcr Kntscher rciie>ertig war, bestieg Opitz den Knstcherbock, fuhr in» das ganze Gebäude und warlete dann, bis Köhler erschien »nd daS Geschirr führte. In den Geschästsranme» O 's blieb mir der mit verbrannte Bund dcs Angeklagten zurück. Opitz bezeichnet das Thier als ein lehr wachsames und hiernach ist wohl anzu- nehnien, das; eine fremde Person vor AnSbrnch deS Feuers nicht an den vermilthlichen Feuerherd bez. in das Eorrtor gekommen ist. Ter Bund würde in diesem Falle angeschlagen haben. Etwa halb 9 Ubr s»hr Ovitz mit seinen Kindern nach Medingen nnd suchte den Tircktor der dortiaen Brauerei ans. der brr ihm Bester be stellte. Etwa halb 0 Ubr sei er von Medingen aus der Königs- blnckcrstraße nach der Stadt zmiickgeiahren und ans dem Schcnk- hübcl habe ihm der entgegenkommende Fnhrwerksbesitzcr Walther ans Pirna uiilc-r BinweiS ans das in Dresden niiSgcbrochcnc Feuer zugensten: „Wären Sic doch lieber z» Barste geblieben!" Er- ichroclen hierüber lei ec eines Bedürfnisses halber ans kurze Zctt nbgcsliegcii und habe dann im Trabe weiter sichren lassen. Schon an der Magnzi»str,st;e habe das Geschirr infolge der dort stehenden Menschr-nmassen Hallen müssen und nachdem er sich mit Mühe nach dem Schauplatz deS BmndeS durchgedrängt, sei er von dem Polizei-Inspektor König ausgefvrdcrt worden, diesem nach der Bc- zirtswache zu folgen. Das in der 9. Stunde gefällte Urtheil lautet ans 4 Jahre Zuchlbaus, 7 Jahre Ehröiircchtsverlust und Stellung nnter Polizciaistsicht. Taaesaeschichte. Deutsches Reich. Die Vorbereitungen für die Inkraftsetzung deS Jnvatlditäts- und AltersversichcrungsgesetzeS sind soweit ge diehen. daß dem Erlaß der kaiserlichen Verordnung, durch welche das Geietz zum 1. Januar 1891 in Kraft gesetzt wird, in Bälde cntgeaengcsehcir werde» kann. Der Entwurf der Verordnung ist dem BnndcSrathc bereits zugegangen, ebenso ein Entwurf einer Verordnung über die Formen dcs Verfahrens und dcs Geschäfts ganges des RelchSvcrsichcrniiaslimtcö in Angelegenheit der Jnvali- ditäts- und Altersversicherung. Ter dem BnndcSrath zugegangene Gesetzentwurf bctr. die Zuckcrsteuer hebt dem Vernehmen nach die Riihensteucr vollständig ans und führt eine FabrikatSslener von 22 Mk. pro Doppelcenliier ei». Für die mit der Nühcrstlcucr wcaiallende Exportbonifikation tritt eine offene Ausfuhrprämie für 1892 bis 95 in drei Klassen von 1—1.75 Mk. ein. Während dieser drei Jahre soll die Fabrikatstener