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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19160713016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916071301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916071301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-13
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1916
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fackmauer und nimmt «tt Hanbaranaten und Gewebrfeuer den Kampf auf. Dem Vordringen des WeanerS ist ein Ziel gesetzt. Inzwischen wird die Kompagnie von rückwärts beschossen. Hatlmann eilt mit einem Begleiter zur Erkun- düng zurlta und trifft im Verbindungsgraben schon auf den Feind. Sein Begleiter füllt, Hatlmann bolt schnell einige Leute zur Unterstützung, wirft Handgranaten aus den Gegner und lässt den Grabe» abdämmen, so daß auch hier der englische Angriff in» Stocken gerät. AlS Hand granatenmangel eintritt. läßt sich Hatlmann von einem eng. lischen Gefangenen den Gebrauch erbeuteter englischer Handgranaten zeigen. So wird eS ermöglicht, den Feind in Schach zu halten, bis Verstärkung ctntrifft. Nun über- nimmt dir 1. Kompagnie die Stolle des Angreifers, und bald ist der Feind htnauSgeworfen. Unteroffizier Hail- mann wurde für sein schneidiges und umsichtiges Verhalten mit der Bayrischen goldenen Militär»Verdienst - Medaille ausgezeichnet und zum Offizier-Stellvertreter ernannt. ** Der flüchtig« Baukdieb Fritz Stephau und seine Hieliebte. die Plätterin Marie Hürasch, werden fetzt überall eifrig gesucht. Nach den weiteren Ermittlungen aber ist die Annahme deS Kriminalkommissars Thiele, dass sich das Pärchen wohl noch in Berlin aufhalten könnte, nicht von -er Hand zu weisen. Festgestcllt wurden bisher schon mehrere bemerkenswerte Vorgänge. Für Sonnabend, den 17., und Sonntag, den 18. Juni, spiegelte Stephan seinen Eltern einen gröbere» Ausflug vor. Ein Bekannter sah ihn dann aber mit einer jungen Dame, wahrscheinlich seiner Geliebten, an der Ecke der Invaliden- und Bergstrabe. Vermutlich war daS Pärchen mit Besorgungen zur Durch führung deS geplanten groben Streiches beschäftigt. Von dem Vorgeschichten Ausflug war keine Siede. Vielmehr „ahm das Pärchen im Stadtviertel in einem Berliner Hotel, wie der Empfangschef bestimmt weist, ein Zimmer, ast und trank über Nacht und fuhr erst am Sonntag mit einem Kraftwagen ab. Acht Tage später, Sonnabend, den 24. Juni, machten Stephan und seine Geliebte in der Tat einen gröberen Ausflug nach Dresden. Als Mann und Frau wohnten sic hier in einem vornehmen Hotel. Am Sonntag abend fuhren sie mit dem V-Zug nach Berlin zurück. Dieser AnSflng hat ohne Zweifel nicht lediglich dem Vergnügen, sondern auch Geschäften gedient. Welcher Art diese waren, wird jetzt die Dresdner Kriminalpolizei, die von der Ber liner benachrichtigt wurde, seststellen. Mit Hilfe der Photo graphie deS jungen ManneS wurden in den Berliner Hotels eingehende Nachforschungen angcstellt. Hierbei ergab sich, was die Annahme deS Kommissars stützt, nämlich, das; die Flüchtigen noch in der Nacht zum 3. Juli in einem Hotel in der Königgrätzer Straste ein Zimmer für 43 Mk. be wohnten. Sie waren höchstwahrscheinlich ein Pärchen, daö sich unter unleserlichem Namen als Reisende ans Marien- dvrf in das Fremdenbuch eintrng. Am 4. Füll angckvm« men, gingen die Gäste zu verschiedenen Besorgungen ans, wahrscheinlich haben sie sich Kleidung beschafft. Abends kehrten sic zurück und asten und tranken im Hoicl. Am nächsten Tage fuhren sic mit einem Auio weg und besuchten mehrere BcrgnlignngSlvkalc. Soweit führen bisher die Spuren. Unter Hinweis auf die ausgeschriebene Belohnung wird auch -aS Publikum ersucht, auf das Pärchen zu achten und von seinem Auftauchcn der Kriminalpolizei sofort Mit teilung zu machen. Der Terrainspeknlant Lea Schiffmanu, dessen Prozeß seit mehreren Wochen die !!. Hilfsstrafkammcr des Land gerichts Berlin 1 beschäftigte, wurde wegen Betrugs in vielen Fällen zu 4 Jahren Gefängnis, Stillt) Mk. Geldstrafe und 3 Jahren Ehrciirechtsverlust verurteilt,' die Untersuchungshaft wurde mit 3 Monaten angercchnet. ** „Ihr", nicht „Sie"! Die „Mitteilungen des Ver eins für das Deutschtum im Ausland" schreiben folgendes: „Wisst Ihr schon das Neueste, lieber Leser? Bei dem großen KehrauS, der alles Undcutschc und Fremde aus dem deut schen Hause auSfegc» und für deutsche Sprache, Schrift und Sitte wieder Raum schassen soll, wird voraussichtlich auch die Anrede „Sie" den Laufpas, erhalten, die sich etwa seit anderthalb Jahrhunderten bei nns einzubürgern versucht, von unserem Volke aber bekanntlich in Nord und Süd immer noch hartnäckig abgelchnt wird. Mit Recht: Senn „Sie" klingt kalt und fremd, und es ist im Grunde ge nommen unnatürlich und auch unhöflich, jemand in der dritten Person anznreden. Viel natürlicher und höflicher und freundlicher ist es, statt dessen „Ihr" zu sagen. Meint Ihr nicht auch, lieber Leser? Der Mann, der dem „Sie" den Krieg erklärt hat und die Anrede unserer Vorfahren wieder ciuführcn will, ist Professor Fr. Röckclmann in Herford, der Geburtsstadt Otto Wcddigens. Er ist zwar nur Professor, aber er scheint doch ein ganz vernünftiger Mann zu fein, der Las Volk und die deutsche Sprache und das deutsche Schrifttum genau kennt und in der „Vortrupp"-- Flugschrift Nr. M (Hamburg llN6, 2t! Pfg.s alle die Gründe zusammcnstellt, die uns veranlassen sollten, diesen Fleck im Gewände der deutschen Sprache auszntilgen. Am SO. Ok-i tober 1765 schreibt Goethe als Leipziger Student an einen Freund: „Lieber Niese. Euer Brief vom 17., der mich äußerst vergnügt hat, ist mir eben zugesrellt worden. Die Versiche rung, daß Ihr mich liebt, würde mir mehr Zufriedenheit erweckt haben, wenn sic nicht in einem so fremden Ton ge schrieben war. Sie, Sic! Das lautet meinen Ohren so unerträglich, zumal von meinem liebsten Freunde, daß ich es nicht sagen kann." Da sehen wir, wie die Anrede „Sic", die damals noch neu war, auf den urteilsfähigsten Zeit genossen gewirkt hat. Der gute Geist unserer Sprache empört sich dagegen. In seinen letzten Jahren kehrte Goethe gern zu dem treuherzig schönen „Ihr" zurück. Als ihn Eckcrmann im Jahre 1823 am Tage nach dem Brande deS Weimarschen Theaters aufsuchte, lieb ihn Goethe au sein Bett rufen und bat ihn, ein wenig da zu bleiben. „Ich habe viel an Euch gedacht und Euch bedauert," sagte er. „Was wollt Ihr nun mit Euren Abenden ansangen?" Weiler schreibt Professor Böckclmaun: Vor mir liegt der offene Brief, de» der Amerikaner John L. Sioddard (der in Meran lebt) vor kurzem zugunsten Deutschlands an seine Landsleute gerichtet hat. Er trägt die Uebcrscyrifi: I'iease r<m,i ariä let otbar« rcail! Zu deutsch: Bitte lesen Sic und lassen Sie andere lesen! Wieviel kürzer und deutlicher, wieviel ansprechender und natürlicher klingt cs, wenn wir dafür cinsctzen: „Bitte lest und lallt andere lesen", und wenn wir die Schlußworte des trefflichen Briefes so übertragen: „Um Gottes Willen, tut alles, waS Ihr könnt, um den Frieden zustande zu bringen; aber schenkt Eure Teilnahme und Bewunderung diesem Volk, das eines so herrlichen Kampfes, eines so erhabenen Opfers fähig ist". Wollen wir versuchen, dem Professor Vöckel- mann zu Helsen? Wie wäre es, wenn wir zunächst im Ver kehr mit guten Freunden, die wir bisher mit „Sic" anzn- redcn pflegten, verabreden würben, das warme, echte, ehr liche „Ihr" cinzusühren? Glaubt Ihr, daß uns daö jemacid übclucbmcn würde?" * Ju Stobö. Der „Stvbsiade", der Halbmonats schrift des deutschen Gesaiigciientagcrs zu Stvbs in Schott- land, die sehr geschickt gemacht ist, entnimmt die „Franks. Zeitung" die folgende kleine Skizze, welche von dem un ausrottbaren Humor unserer gefangenen deutschen Brüder in StobS Zeugnis ablcgt: Vielen von «ns erscheint unser monotones Huttenlebcn wohl wie eine ermüdende Wan derung durch eine grenzenlose Sandwüste. Und doch, du waudermüder Stachcldrahtbruder, liegt cS nur an dir, wenn dir unser jetziges Leben so farblos erscheint. Mache nur deine Augen auf, schau um dich, und du wirst erstaunt sein, welch' ein Reichtum an Humor und Originalität un erkannt in unserer Mitte wohnt. Es bedarf nur einer kleinen Menschenkenntnis und des schelmischen AngcS des lachenden Philosophen, um dir alle diese Schätze zu zeigen. Laß dir auS der bunten Fülle unseres Materials einige Gestalten in kurze» Strichen vor Augen führen. Wahr scheinlich findest du in deiner eigenen Hütte das Ebenbild für den einen oder andern Tuv: DerStratcgc. Er ver fügt über einen alten Taschenatlas und über ein immenses, aus allerhand Zeitungen geschnittenes Kartcnmatcrtal. das Verkehr mit Kaffee und Tee. g 1. Nach g k sowie 8 11 der Bekanntmachung vom 6. Juni ISIS über Lebensmittelkarten darf in der Stadt Dresden Kaffee und De« ,) an Etnzelverbraucher nur in den auf der Lebensmittelkarte vorgesehenen Mengen (monatlich »/, Pfund Kaffee, und '/« Pfund Tee ans den Kops) und gegen Abschreibung auf der Karte, d) an Großverbraucher (Last- und Schankwirte. Kasseeinhaber, Konditoren, Anstalten usw.) nur gegen Abgabe der ein- gesührlen Bezugscheine gelieserc werden. Hierzu wird weiler das Nachstehende für die Ausfuhr von Kaffee und Tee aus dem Stadtgebiet brz. den Berkaus an aus wärtige Verbraucher und Großabnehmer vorgeschrieben. 8 2. Auswärtige Verbraucher dürsen in Dresden keine höheren Mengen an Kaffee und Tee erwerben, «l» den Dresdner Ein wohnern gestal/rc ist. Eie habe:« beim Erwerbe den Einwohnermeldeschein ihresMohn- sihes vorzulegcn; auf dessen Rückseite ist von den» Verkäufer di« gelieferte Menge (bis zu monatlich >/, Pfund Kaffee und '/«Pfand Tee auf den Kops der aus dem Meldeschein ersichtlichen Personen) unter Beifügung de» Lieserungsmonats zu vermerken. Tie Abgabe von Kaffee und Tee ohne diesen Vermerk, sowie die Lieferung auf Scheine, auf die das zulässige Quantum bereits gelieserc ist, ist verboten. 8 L. Auswärtige Großabnehmer dürfen in Dresden nicht mehr Kaffee und Tee erwerben, als Dresdner Großabnehmern gestaltet ist. Die auvzuweiiend« Menge darf auf je 4 Wochen deshalb den Durchschnitt des Verbrauchs eines Monat», berechnet nach dem Durchschnitt der Monate April, Mai. Juni 1S16, nicht übersteigen. Die hiernach zulässige Menge ist, soweit sie nicht in Tee entnommen wird, je zur Hälfte in Kaffee und Kaffeeersatz zu entnehmen. Tie zulässige Berbrauchsinenge ist durch eine behördliche Bescheinigung der Gemeinde- oder Polizeibehörde des Wohnsitzes des auswärtigen Großabnehmers glaubhaft zu machen. Die Bescheinigung muß den Vermerk enthalten, dag außer ihr dem Großabnehmer weitere gleiche Bescheinigungen nicht erteilt sind. Die Lieferung ist unter Beifügung der gelieferten Menge an Tee. Kaffee und Kaffeeersatz und des Lieserungsitzonats aus der " sscheinigung zu vermerken. Die Abgabe von Kaffee und Tee ohne diesen Vermerk ans die vorgcichricbcue Bescheinigung, sowie die Abgabe auf Bescheinigungen, auf die das zulässige Quantum bereits geliefert ist, ist verbblen. Z 4. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften dieser Be kanntmachung werden nach ß 17 der Vundesratsvcrordnung vom 25. September ISlb mit Geldstrafe vis izu 1500 M. oder mit Gefängnis bis zu 6 Monaten bestrast. Dresden, am 11. Juli lölü. Ger Rat zu Dresden. Die Grd-, Maurer-, ASphalt-, Steinmetz- und Zimmer arbeiten für den Neubau des Fannlie>nvohnhau>es Ilt für das Telegraphen - Bataillon Nr. 7 in Dresden - Uebigan sollen am 25. Juli 1V1« vormittags 11 Uhr öffentlich verdungen werden. Bedingungen liegen im Nendaubüro in Dresdcn-Ucbigau, Ccharfenbcrger Straß«, zur Einsicht aus. Vcrdingnngsanschiäge können gegen Erstattung der Selbstkosten entnommen werden. Angebote mit eigner Unterschrift des Unternehmers sind in einem Briesumjchiag mit der Aufschrift: „Los I Familicnwotznhauö 111 Dresden Nebiaau" versiegelt und portofrei bis zu obengenanntem Zeitvunkte an das unterzeichnet« Bauamt einzureichen. Zuschiagsfrist 28 Tage. !!Li»i»tz-Nt 1r«i» »IlltLi-ILaeinnit II ObsLMZMVÜMWZ. Dienstag den 1Ä. Juli 1t>1K nachmittags 4 ilhr findet im Rittergutshof Wrüubera die Verpachiung des Obstes der Rittergüter Gründern m. Hermsdors gegen Meistgevot und sofortige Barzahlung statt. Bedingungen werden vorher bekanntgegedcn. NittergutsEwattmiH Grimberg, Post Hermsdors, Vez. Dresden. Oil»8lV«rp»0K1«ttIA. Die diesjährige Obsttiutzung des Ritterguts lirrilL soll Verdachtet werden. Schriftliche Angebote bis 20. Juli er. ein zureichen. Die Ritterguts-Verwaltung. Die Firma Tuchler Aachs., tzosl., König-Johann-Straße 2, bringt ein neues Hemd „Simpler", welches feste aber trotzdem auswechselbare Manschetten hat und deshalb doppelt so lange tragbar ist, wie ein gewöhnliches Hemd mit seiten Manschetten. Lei dem grosse» Mangel NN Stoffen und Seife ist cs ratsam, alle Hemden mit „Simvlex"-Bündchcn zu versehen. Die Firma berechnet dafür den billigen Preis von ./! 1,23 pro Hemd. Z M iiaden voeli einen ?98ten 1L LM Lr. 1L rur ösardeitnU ndrMden und bitten leistungsfähige Firmen um Altgebot unter Angabe der Tagesleistung. Werke, auf denen bisher eine Abnahme stattgesunden hat, werden bevorzugt. ^Itt!«otro»«ll»vI»uLt, Torgau Elbe. c I'l'LseLlGN Husili KÄ8V (nach Liptauer Art gemilcht) empfehlen als gesunden und vorzüglichen Brotausjtrich, sowie zu Quarkgerichten, Käsekenlchen usw. lk*tun«I SL tzc. (Ver,and unmöglich) — nur Seestrahe 3. er stets in der vrusttasche mit sich führt. Mit Blau- »n5 Rotstift markiert er jeden Tag die Stellungen der Armee» und hält zehn Minute» nach Erscheinen der Morgen« zeitungen auf seinem Platze eine Art Gencralstabsvortrag Über die weitere Entwicklung der Dinge auf de» verschie denen Kriegsschauplätzen. Er kenitt die genaue Konstruk tion eines modernen FestungSpanzerturmes und hält dir einen halbstündige» Vortrag über die einzelnen Teile eines 42-Zenttmeter-Geschützes aus dem Handgelenk. Seine Gesangenenmarke trägt er stolz wie ein Eisernes Kreuz an schwarz-weißem Bande im zweiten Knopsloche. Hinden- burgs Lebenslauf ist ihm bis in die geheimsten Intimitäten vertraut und nachts wacht er manchmal mit einem furcht- bare» „Hurra" auf. Sein besonderes Kennzeichen ist, daß er einen Schein besitzt, der ihn dauernd vom Militärdienst entbindet. Draußen im Zivilleben verramschte er Damen unterwäsche. Im übrigen tut er keinem Regenwurm etwas zuleide. — Der Praktikus. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen, er weiß überall Rat. Knarrt dein Veit, er schmiert's mit etwas Fett, raucht der Ofen, er schasst mit einem Stückchen Stacheldraht und einem ausgedienten Netzhemde Abzug. Seine Erfindungsgabe ist grenzenlos. Aus einer leeren Sardinendvse macht er dir ein modernes flaches Zigarettenetui und ans einem übriggebliebenen Hammclknvchcn eine niedliche Kindergcige. Durch Bilder rahmenfabrikation schasst er sich einen kleinen Nebenver dienst. Auf der Stvbser Kunstausstellung erhielt er einen Preis für saubere Arbeit. — Der Bücherwurm. Er studiert vier Sprachen zu gleicher Zelt. Nebenbei treibt er Stenographie und Buchführung. Infolgedessen pendelt er stets zwischen seiner Hütte und dem „Schulhaus aus der Höh" einher. Sein Platz gleicht einem Antiguariat zur Jnventurzcit. Den Prolog zum „Faust" deklamiert er aus dem Stegreif. Manche nennen ihn den zerstreuten Pro fessor. — Der Phantast. Er liegt den ganzen Tag über auf seinem Strohfack, raucht Zigaretten und grübelt. Er weiß, daß aus dem Chaos eine andere Welt hervvrgehcn wird, zu der er Stellung nehmen möchte. Da er aber den Schleier der Zukunft nicht zu lüsten vermag, verlegt er sich aufs Spekulieren. Bald will er'S in Paraguay mit einer Schafzucht probieren, bald in Deutschland eine Margarinc- fabrtk gründen. Taucht bei der Hüttcndiskufsion irgendein Projekt ans, ist er dabei, lauscht atemlos und macht sich Ein tragungen in ein Groschenheft. Seine Bibliothek besteht aus zwei Werken: einer Zinsbcrechnv.ngstabelle und einem englischen Werke: „Wie man ohne Arbeit reich werden kann." — Mutter. Sie-ist der gute Engel der Hütte, svrgt und arbeitet den lieben langen Tag. Verlierst du einen Knopf gn deinen Unaussprechlichen, Mutter repariert den Schaden, bekommst du beim naßkalten Wetter den Hexenschuß iw. Ge nick, sie reibt die schmerzende Stelle mit K-rmpferöl eia. Im vollen Glanze aber zeigt sie sich in ihrer Kochkunst. Man sollte cs gar nicht für möglich halten, welch eine rillige Speisekarte delikatester Gerichte sie aus etwas übrigacvue- benem Suppenfleisch und einigen Brotresten macht. Natür lich spielt sic im Theaicrvercin nur Damenrotten und war ein Star im Beauty-Chorus der Revue „Hallo Stvbs". Sie ist eine Seltenheit. ^ ... » l>. Des französische« Landvolks Leid. Die „Times vom 2». Juni enthält folgende interessante Schilderung eines ihrer Korrespondenten vom Landleben in Franl- rcich: Die Menschenleere weiter Strecken Frank reichs ist bedrückend — auf den Feldern reift das Korn mit großer Schnelligkeit, auf den Wiesen wartet das Heu ans Einbringung, die Dörfer sind so still geworden —, fast nirgendwo junge Männer, nur selten einer in Uniform. Frauen mit großen Strvhhütcn und blauen Schürzen arbeiten ans den Feldern, hin und wieder auch Greise nnd .Kinder. Schafherden, die einst drei Hüter hatten, werden heule non einem alten. Mann gehegt. Kinder treiben Kühe nnd Ziegen beim Abendläuten in öle Siälle. Alle Arbeit « « wird mehr schlecht als recht getan, weil keine Männer da « t-) sind. Nichts bringt seinen vollen Lohn. Offenen Kummer <> ^ sicht man selten. Gerade jetzt in der Erntezeit klagen die« A Leute weit mehr über das Wetter, als über die Grausam- A kcit des Krieges. „Wir sind müde," beißt cs, „unsere Frauen» z sind übcrarbeftet, unsere Kinder können nicht zur Schule^ gehen, und mögen wir uns noch so abmühen, wir werden sr-2 nicht fertig mit der Arbeit." Selbst der Pfarrer schürzt* 3, seinen Nock und nimmt die Sense in die Hand, und auchVZ. der Herr MarguiS hilft beim Heumachen. Die Leute hier er. haben nie einen Kanonenschuß gehört, nie blutige Opser^,^- des Krieges geichcn. Nie haben Flüchtlinge ihre stillen «S-- Huiiser überfallen. Und doch leiden sie sichtlich unter dem Kriege. Einige haben ihre Söhne, ihre Gatten, ihre Väter verloren, alle vermissen bitterlich den C'näbrer. wenn er auch noch nicht gefallen oder verwundet Ist. Da» England, A Rußland, Italic» ebenso hart unter dem Kriege leiden, --z gilt ibncn nichts. Sie vertreten nur, was sic sehen können, ^ lind sie sehen nicht weit. Sic sehen nur zu deutlich die e» vielen u n g e? f l n g t c n, nn besäten Aeck er und ^ empfinden es bitter, daß niemand da ist, um ein zerbräche- »» nes Werkzeug wieder bereu steilen. Sie sind recht entmutigt, diese cinsachen, ruhig lebenden Leute. Sie haben vom Kriege nnr die schwere Last und nie die. Begeisterung ge spürt. Und das ist niederdrückcnd. Neuigkeiten vom Kriegsschauplatz durch Zeitungen oder Briese sind mager und kommen sehr verspätet. Nur in sehr selicncn Fällen erhalten ihre Männer Urlaub, und die Hospitäler, wo ihre Verwundeten liegen, sind viel zu weit entfernt, um sie aus- zusnchcn. Der Sparstrumpf ist zwar noch nicht leer, aber sehr leicht geworocn. Geld sür Vergnügen gibt'S heute nicht. Ob Frankreich weiß, was es diesem stille», duldenden Landvvlkc schuldet? „Tirnes"°Anzcigen. Verwundeter Soldat wünscht als Zuschauer in einen Golfkinb cinzntrelen. — Ossiziere und Mannschaften werden daraus nusmerksam gemacht, daß sie durch Einsendung von photographischen Ausnahmen von der Front an die „Daily Mail" ihre Einkünfte mit Leich tigkeit verdoppeln können. — Tic Unterzeichnete Dame möchte kostenlos ein echtes Kricgskind adoptieren. — Wer keine Kriegsaröeit leistet und dennoch seinen Patriotismus tatkräftig beweisen will, möge dem unter,'.efthncten, er- IwlungSbedürfttgen Offizier ein Automobil sür Spazier fahrten leihen. —Alle Franc«, die ihr ohnedies jetzt sclwn sorgenschweres Leben erleichtern wollen, mögen sofort das Buch lesen: „Das Leben ohne Dienstboten". es öMtmAEN Bücr!e«j>:ant Miihlbcmse, rin Mitbegründer deö betainttcn Fuhbaü-KlnbS Kickers in Stuttgart, hat de» Heldentod gefunden. AIL langjährlaG AnSschnßmitglicd und einstiger zweiter Vor sitzender der Stuttgarter Kickers bat M Postsclrrlär Miiblraycr um den FusibaUsport In Württemberg icbr verdient gemacht. Nnier den erfolgreichen Flachrrnnki'Ucrn Haben weder der mit L7 Tiegen an der Spike stehende tkasper. noch der ihm mit Li Tiegen folgende Schtnfke ihre Gewllmzahlen in der vergangene» Woche z» erhöhe» vermocht. Dagegen ist ürchibald mit 3» Siegen nunmehr cSensattS ans den zweite» Platz vorgerückt, >md euch »iastenbcrgcr bat durch seine vier Liege am Sonntag im Grune- waiü seine Positiv» mit 21 Liegevritte» wesentlich »crvcHert. Fn größerem Abstand folgen O. Emmidt »nd vleinik mit 12, Ientzsch mit 11. Blume mit 10, W. Pllischle und »kor» mit 8. Lwdte. PiplteS Mit 7, Kühl, O- Ml-iier nnd H. Mchcnbrcitticr mit <!, Heidt, v. Tuchvlka, H. Tcichmann und Kaiser mit 5 Tiegen. -- Bei den H 1 n d e r » i K r e t t c r n deüanvtet Reit!« mit 18 Siegen »och immer die Spitze vor Lcwickl und Wurst mit je in, RinNeib mit Ist, G, Winkler mit 12, Frltsche mit 11, E. Weber und E. Francke mit w Siezen. BMer-RMkttes. X Hans Reisiger, Totenseter. Oden au» dem Krieg. (S. Fischer, Verlag, Berlin.) Hans Reisiger, der Ver fasser des NomauS „Maria Marlcen", ist gleich manchem anderen (ttngen deutschen Dichter im -Krieg: es wurde fein Amt, Berwn»- dcte aus der Feuerliitte in die L'nzarctte abzi'.tranSportiercii. So hat er die Kämpfe und die Wunden gesehen, und der Ansturm der erschütternden Erlebnisse durch,vühlte sein Herz, bi» eS sich Lust machte. Diese Ist Oden sind groß gefühlt. Das »»ermcßliche Leid schluchzt tu ihnen, die »nermestlichc Tapferkeit strahlt ans Ihue». Fortsetzung stehe nächste Sette.
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