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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.06.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240617013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924061701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924061701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-17
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.06.1924
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Nr. 217 Seil-2 Wir »«Uten gewiß keinen Anlaß, diesem Parkeistreik beson dere AiBmerkiainkeil znzunxnden. wen» sein AuSgang nicht ,i eia de nir Lachsen eine erhebliche Slärkung des sozialistischen ieiinliuieo nnd die noch größere Ge'alir einer ütadikaltsierung oer nosüen ^oalilioneoarlei tm befolge haben müßte. Heute 'chon läßt sich nicht verkennen, mit meltlieni Erfolge der io-,ioli tische Jiineninintster Müller nach den Methoden seiner Po,iei an der Polizei herumdvktert und wie die Amtshaupt- inauii'chask Großenhain für den ehemals radikalen Minister .veüi'ch »reiaemacht wurde Um ivie Bel mehr wird sich künftig der radikale Kurs in der Landiagssraktion bemerkbar machen, nachdem man der ge mäht,'.len Mehrheit den Boden unter den .rüsten iorkgezoaen und ihre Politik dem völlig radikalen Sin- tinst -es LandespartellagS unterstellt hat, Am Verhältnis von > zu l standen auf den letzten beiden LawdeSparteitagen die Radikalen dem kleinen Häuflein der Gemüßigten gegenüber, ilnd niemand wird auch nur im entferntesten annehmen können, hast unter dem versöhnenden Hände-dru.k, den der unbändig« Ovoositioiidfübrer Arzt mit seinen Widersachern loechselie, aus einem SaulnS plötzlich rin PauinS geivorden sei, Arzt und Genossen werden mit Hilfe des LandeSpariei- taged ziveifellos das Joch über der aeinästigten Mehrheit der Van'lagstraklion aufrichten. Der Borbebalt des Parteiaus- 'ünisies, die Ausführung von Lanöes-beichlüssen eiforderlichen- nillo bis zur Entscheidung eines ReichsparteitageS zu suspen dieren, wiü dabei wenig besagen: denn sicherlich wird in der augenblicklichen Verfassung der Gesamtpartet der Partetvor- stand es sich zehnmal überlegen, ob er eS wagen dark, einen aüzr radikalen Vandesbeschiust alifzuheben, da er dadurch das ganze innerilch liohle Kompromiß in Frage stelle» und de» Liren neu entfachen ivürde. Die sächsische LandtagSfraktion „t heute der überwältigenden radikalen Mehrheit des säch. fischen Vaudesparleitages auSgeliefcrt llnd wenn auch in den Ruhiliinen für die küustige sozialistische LcnideSpolitik an erkannt wird, daß angesichts der offenbaren kommunistischen Bernichlungsplänc gegenüber der Lo'-ialdemckratie die Ein- heilssroul mit den .Kommunisten «für absehbare eiest" un möglich sei, so wird man doch schwerlich daraus schließen können, daß sich nunmehr die radikalen Genossen einer Politik I.!! Haut und Haaren verschreiben werden, die sie bis dato in Grund und Boden verdonnert haben. Worauf die sächsischen Genossen rechnen, ist in de» bi ich! Innen des EinigiingS be> Gnsse-e. deutlich gesagt. Sie erhoffen mit sehr anfechtbarer Vc'gik von einer «einigen, geschlossenen Sozialdemokratie", — Dresdner Nachrichten —> die mit rntschtvdenheit de» Kampf um dt« Berieslung — soll lu'ißen Abwälzung — der Lasten ans der von den Sozialisten propagierten unbedingten Annahme d«S Gutachtens ausnimmt, Znen„starkcnRUckgangdernaIio,ml Etlichen un-d kommunistischen BerzivetslungSstimmen". In der llebergangSzeit aber wird «die gesamte sächsisch« LandtagSsrakllon daran Mitarbeiten, zu verhüten, da« dir Regierung Sachsen» in die Hände der Reaktiv« gerät". Auf dem SanbeSparteitag. der aus Grund diese- Kon», promisses in absehbarer Zeit zusnmmentrrte» muß. um dir künftige Haltung der sächsischen Landlaatlraktion testzulegen, wird sich bald zeigen, was wlr von dem neuen Zusammen, flicken der so ungleich starken beiden sozialistischen Gruppen zu erwarten haben. Heute aber eratbt sich schon für bt« beiden büracriichen Parteien der aroße« Koalition, die Demokraten und die Deutsche BolkSvartet. die Tatsacix- daß die Berliner Etniaung für sie eine aairz neue Laae ae- schassen hat. Sie werden sich unbedingt darüber klar werden müssen, ob sie für diele sozialistische Politik der Bcrhinderuna einer bürgerlichen Negierung in Sachsen weiter ihre Hand reichen, ob sie eine Machtstellung der Sozialisten anfrecht- erhalten wollen, die dem im NetchSiaaSwableraebnis zutage aetretenrn Stimmenverhältnis in keiner Weise mehr ent spricht Rechnet man alle sozialistischen Stimme,, zu sammen, also auch die der .Kommunisten, der Ledevour- und der Ltebkncchtgrnppe. wa» aber schon ein zu günstiges Bild für die Sozialisten ergibt, da die Kommunisten in schärfster Fehde mit ihren Genossen weiter rechts lebe», so eraibi sich in Sachsen eine bürgerliche Mehrheit von 200 000 Stimme», lind diese Tatsache „Nein zeigt daß auS dem rote» ein bürgerliches Sachsen geivorden ist. in deck, die sozialistisch- kommunistische LandtaaSmehrkeit ein Widersinn ist Ange sichts der neuen Gefahren, die die Eintauna der sächsischen Sozialisten und im Gefolge davon ihre unvermeidliche Radi- kalisicruna mit sich bring! wird eS Zeit daß sich daS Bürger I»m in Lachse,, ans seine Pflicht besinnt, daß dir büraerliche» KoalitivnSpartelc» sich darüber klar werden, daß eS nicht ihre Ausgabe sei» kann, die Sozialdemokratie in einer Macht stellung zu halte», die ihr nicht mehr zukomml und die sich heute schon in der Einle« »na eines sozialistischen Polizet- prästdenlen in Drec-de» in bedenklichster Weise bemerkbar macht Ein scharfes Hinarbriten ans Neuwahlen zum Vaud tag wird die notwendige Folae der sozialistischen Einigung sein müssen. Vl«a»tag. 17. 1S2< Die Erschiehuna des Belgiers Grass vor dem Stettiner Schwurgericht. Stettin. l«. Juni. Heute vormittag begann v«r dem Schwurgerichte des Landgerichts Stettin unter Vorsitz de» LandgericktsbirektorS Hoffman» der Progrß gegen die drei Angehörigen der Schutzpolizei Kam». Gchwtrrat und Enge lernte beschuldigt sind, den belgischen Leutnant Grass am 22. März 1022 Im Hamborn erschossen zu haben. Die Anklage wird vertreten durch den GeneralstaatSaiuvalt Gut t ha l m-Berlin und Oberstaatsanivalt Schön selb- Stettin. An dem Prozeß nehmen Bertreier de» Auswärtigen Amtes und des preußischen Justizministerium» teil. Nach der Bereibigung der Geschworenen und der Feststellung der Per- sonalten der Angeklagten werben die Angeklagten vernom men, KaivS Kat den Feldzug alt, Krtcn-srelwtlltger mttge- macht und um, eine Zrltlang Burcauauaestellter dev pv»>- mrrschen Landbundes, Er schildert nun die Borgänge vor der Tat. Am Tage der 'Mordtat hätten er und dir beiden Mit angeklagte» einen N u h e t a a gehabt, Tie leien aeac» Abend i» Zivil anSgcaangen. KaivS will „u„ an der Halte stelle Wolsstraße in Hamborn in der Straßenbahn einen Belgier gesehen und i» diesem den Poltzetaaenten Schmitz erkannt haben Nach Angabe KaivS leien sie dann etnge- stieaen. um sich davon zu llberzcunen, ob eS sich um Schmitz handle. Kawa Hab« dann durch die Glasscheibe de« Kops des Belgiers gesehen und die Wagentür ausgemacht. Sobald er Schmiß erkannt zu haben glaubte, habe er sich gesagt, de», mußt da dasselbe Schicksal bereiten. das er Ühmilewski bereitete, und habe durch die geöffnete Dü» mit der Pistole einen Schuß gegen Grass abgegeben Er lei da»» von der Plattform abgelprnnaen und in eine Querstraße gelaufen. Später sei er mit Scinvirrat und Engeier wieder zusammengcirossen Sie leien daraus in die Üaiern» gegangen und hätten sich nmgekletdet. Gegen Morgen, als eS noch dunkel war. hätten sie sich nach Ober häuten in das »»besetzte Gebiet begeben, um sich dem bel gische« Zngriis z« entziehe». In der NachmittagSsitzung wurde dir Bernclimnng deS Angeklagten KaivS zu EiOe geführt, 'Bei der Vernehmung kamen di« Widersprüche zur Sprache, die der Angeklagte heute als auch in seine» früheren Vernehmungen sich hat zu schulden kommen lasse». ES wird ihm vom Vorsitzenden wiederholt vvrgchalten. daß er durch seine saliche Darstellung der Tal den in Aachen Verurteilten weit mehr geschadet, als genützt Hobe. Zum Schlüsse ihrer Vernehmung in Aachen ist de» Stettiner Angeklagten, die in Aachen als Zeugen ver nommen wurde», denn auch vom belgischen Gericht gesagt worden: Wir glauben Ihnen. Sie sind die Täter nickt ge- iresen. Der Angeklagte Kawo gibt an. daß er sich selbst be lastet lmbc »nd das, seine Widersprüche daraus Herriihren. daß er vor allem daS Bestreben aehabt habe, durch leine Dar stellung dem Poligeileutnanl Reinhardt, nicht de« übrigen Angeklagten zu Helsen. Kaws erklärt nur immer wieder, daß er den Aachener Verurteilten helfen wollte Sein Verteidiger wies auch daraus hin. daß KaivS seine Täter- lchast deshalb ausdrücklich betont habe, und daß er seine AuS- sagen deSbalb ausführlich gestaltet habe, um dem Belgier leine Täterschaft glaubhaft zu machen. Daraufhin wurde die Verhandlung auf DienStaa vertagt. <W. D. V.I Die völkische Woche. Eine Beranstaliuna der Dcutschnatloualcn Volkspartet. Berlin, lv. Juni. Aus Veranlassung des völkischen 'Reichs- ausschusseS der Deulschnationalc» Volkspartei begann heule im NeichstagSgebäude eine völkische Woche, in deren Verlauf bedeutsame Vorträge über die völkische Iran« gehalten wer- den sollen. Die völkische Woche wird bis zum 2l. d. M. dauern. Den Vorsitz führt Netchstagsabaenordneler Gras - Thüringen. Namens des Parteivorstgndes der Dcnlschnalionalen VolkS- partei begrüßte der Abg. von Lindheiner-Wildau die zahl- reich erschienenen Teilnehmer. Er erwartet von äer völkischen Woche eine Vertiefung der völkischen Sache, die keine Partei- sache sei und sein dürfe. Ihre letzte Aufgabe sehe die Dcuisch- nationalc VolkSpartei darin, daS ganze Volk mit völkischem Gedanke» zu durchdringen. Ein Monopol, das andere für die politische Vertretung deS völkischen Gedanken» für sich bean spruchen, würde die Deutschnaiionale Volkspartet daher ab lehnen. Die Deutschnattvnalen seien nicht etwa bloß vor den Wahlen völkisch, auch habe die Partei nicht etwa aus Koujunk- turintercsse die völkischen Gedanken angenommen. Erst in den letzten Jahren sei die Bedeutung deö völkischen Gedanken- tn allen Kreisen immer klarer gewvrdcw. In dem ersten Grün« dungöausrus im Dezember 1916 sei eS der völkische Gedanke cwcsen, zu dem sich die Dcutschnationalc Bolköpartci zuerst ekannt habe. Tic Verbreitung des völkischen Gedanken» dürfe aber nicht der demagogischen Phrase anheimsallen. Da durch ivürde seine Ecrticsung gefährdet. lSehr richtig!! ES erscheine daher gerade deshalb so wichtig, hier auS der vül. kischcn Frage eine Wissenschaft zu machen bzw die vvrhan- dcnc völkische Wissenschaft zu verliefen. Professor Dr. Ehrt, stia» sprach dann über daS Thema Nasse und Nation vow naturwissenschaftlichen Standpunkt. Die Vorlage Uber üie Verschärfung -er Reichstags - Geschäftsordnung. Aushebung der Immunität bei Hoch- nnd Landesverrat. lDrahtmeldung unsrer Berliner Schklllletlung.s Berlin, IN, Juni. Bald nach seinem in der nächsten Woche wieder erfolaenden Zusammentritt wird der Reichstag sich auch mit einer neuen Geschäftsordnung beschästigen. die dem Präsidenten sehr wirkungsvolle Maßnahmen zur Durch führung der Sitzungen und zur Wahrung ihrer Würde in die Hand geben soll. Tie GeschäslsordnunaSkommtision wird dem Reichstag insbesondere hinsichtlich der Ausnahme» fälle von der Immunität voraussichtlich Vorschläge unterbreiten, die erheblich von der bisherigen Parlaments- prarts abweichen. Die Praxis des ReichötaaeS mit Rücksicht aus die zahlreichen kommunistischen Fälle von Hoch- und Lan- deSverrat wird deshalb einer baldtaen Reform unterworfen werden in der Richtung, daß der NeichStaa von dem bisher befolgten Grundsatz der Nnsrechterhaliung der Immunität und Nichtzulassung der Strafverfolgung bei politischen Ver brechen planmäßig abweichen wird. Landes- nnd Hochverrat sollen in Zukunst nicht mehr den Schutz der Immunität ge niestem "" Auch die Geschäftsordnung selbst wird einer Reform unterzogen werden, die gegen LitzungSstörungcn mit harten Ahndungen voracht. In parlamentarische» Kreisen wird mit Ausschließungen von sehr langer Dauer und der Entziehung nicht nur der Diäten, sondern auch der Eiscnbahnsreikarte» gerechnet. Dem Präsidenten dürfte ferner auch die Möglich, reit gegeben werden, nötigenfalls gegen obstruierende Ab- geordnete mit Polizeigewalt einzuschretten. Der wettere Verlauf -es -rutsch-evangelische« Kirchentages. Bethel-Bielefeld. IS. Juni. Im Verlause deS deutsch» evanaeltschrn Kirchentages berichtete der Württemberger Prälat V. Dr. S ch ö l l e - Stuttgart über evanaeltlch« Be- russgedanken und evanaeltschcS ArbcitSleben der Gegenwart, ^-""em Sonntag vormittag tn sämtlichen Bielefelder Kirchen FrstgotteSdtenste stattgefunden hatten, in denen hervor, ragende Mitglieder de» Kirchentages predigten vereinigte nachmittags rin Wald fest dir unabsehbare Schar von Gästen mit den Präsidenten und den Milaliedern de» Kirchentages SW Personen erfüllten den WaldrSdom mit Lhoralmelodien. Der Generalsnperintendent der Provinz Westfalen l). Z ü l l n e r - Münster und der Letter der Bethelschen Anstalten Pastor von Bodelichwinab rich teten von einer Waldkanzel eine Ansprache an öle festlich gm stimmte» IS 000 Versammelte». tW. L. VJ Kolonien eine -eulfche Lebensfrage. Dr. Schacht über -ie Notwendigkeit kolonialer Betätigung. Berlin, IS. Juni. NeichSbankpräsidenr Dr. Schacht hatte vor kurze», gegenüber einem amerikanischen Zcitungsver- creier seine Meinung über die K o l v n i a l f r a g e für Deutsch land dargelcgt. Die Fassung, tn der die Aeußerung Dr. Schachts übermittelt wurde, führte zu Kommentaren, tn denen von einem «Wiedererwachen des deutschen Kolonialimpcrta- liSmuL" gesvrochen wurde, Dr, Schacht hat dcSlmlb letzt einem Berliner ZeitungSvcrtreter ein« Unterredung gewahrt, tn der er seine Aeußcrungen gcgewttber dem amerikanisclxn Journa listen wie folgt erläutert: Bet den Ausiührungen, die ich „rächte, handelt es sich um alte Gedankcngänge, die ich auch scgou gelegentlich, io bei meiner lctzlen Hamburger Rede, an- gcdeutet habe. Ich stelx aus dem Standpunkt, daß eine gewisse Wiedcrzuiassung Deutschlands zur Kolonialpolitik allerdings ein Lebensersordernio für nnS ist. aber darüber hinaus mindestens im gleichen Masce ein Erfordernis siir die wirtschaftliche Zniammenarbrit aller Großmächte, für die dauernde Befriedung und für die Durchführung der von »ns übernommenen Verpflichtung Es ist geradezu sinnlos, auS meinen Gedanken eine Tendenz zum «Kolonialimperialis- muö" herauslesen zu wollen. Im Gegenteil muß die Frage gerride aus der Nonvendigkcil heraus angBcünillen werden, daß eine internationale Befriedung nur dann mög lich ist. wenn einem 60-Millionen Volke die Möglichkeit zu friedlicher Betätigung dauernd gesichert ist. Ein solche» Volk kann aber nur dauernd und auch innerlich eine sriedliche Gesinnung gegenüber seinen Nachbarn be wahren, wenn seine natürlichen Eniivickinngsmöglichkeiten gesichert und ihm die natürlichen Wirlschaslsmögiichkeiteu nicht von einer militaristisch orientierten Wellpolitik vorent- haltcn werden. Eins der Mittel hierzu ist, dem deut schen Volk wtedcr zu kolonialer Betätigung zu ver helfen. Um Reparationen zahlen zu können, muß Deutschland für seine Produkte Märkte haben. Ob die alten Kulturländer bereit sind, einer anso äußerste eben zu diesem Zwecke ,nten- Nvierien dentschen Wirtschaft solche Märkte zu gewähren, scheint mindestens zwcisclhast ES bedarf neuer aufnahmr- fähiger K o l o » i a l g e b t e t e. die zu diesem Zwecke und in dieser Richtung unter unserer Mitwirkung eniwickelt wer de» müssen. Elrmeneeau hat seinerzeit daS berüchtigte 'Wort von de» zwanzig Millionen Deutschen gesprochen, die zuviel sind. Ich hossc nicht, daß jemand aus der Gegenseite dieses Zuviel an deutschen Menschen abschicßcn will. Ich glaube anderseits n.ch», daß die alte» Knltnrmächte im einzelnen geneigt sind, größere deutsche Bolkemengen in sich ausznnehmcu. Es bleibt also nur sür den Adschub deutscher Bevölkerung koloniales Litdiungsgebict möglich, dessen Oessnung für Deutschland so mit ei» weiteres Moment zur Beruhigung der Welt bilden würde. Deutschland muß heute alle seine kolonialen Roh stoffe in fremder Valuta bezahle». Wenn es sie zum Teil selbst produzieren könnte, so würde da» die Balula-Situation erheblich erleichtern nnd damit zur Verwirklichung der Ziele beitragen, die das TaweS-GuIachten anstrebi. Angesichts dieser Gesichtspunkte, betonte Tr. Schacht, könne nur ein Höchstmaß von bösen, Willen versteckte imperialistische Absichten wittern. Im letzten Grunde stellten seine Ausführungen nur eine logische Weiter entwicklung der Gedankengänge dar. die in der Richtung aus wirtschaftliche Gemeinschaftsarbeit in dem Sachverstänüigen- Gutcrchlen angeschnitten worden siird. England erwartet Deutschlands Beitritt zum Völkerbund. Drei llnlerhausansragen und Macdonalds Antwort. London. IS. Iunr. Im Unterhaus wurden u. a, folgende Fragen an die Regier,ma gerichtet: Hat Deutschland zu irgendeinem Zeitpunkt den Wunsch aeäußert. in den 'Völkerbund einzutreten? Besteht Grund zu der An nahme daß eine Einladuna deS Völkerbundes zum Beitritt in, aegenwartiaen Zeitpunkt anaenvmmen werden ivürde? Werde die britische Vertretung im Völkerbund anaewiesen werden, daraus zu dringen, daß eine solche Einladung er geht? Macdonalb aniwortete darauf: Deutschland hat biSlxr kein formelles Geinch um Ausnahme in den Völker bund eingereicht. Dos Verfahren ist so. daß Nationen, die den Wunsch hegen, dem Völkerbund beizutreten, einen ent, sprechenden Antrag bei diesem stellen. Der Völkerbund fordert nicht Nationen aus. ihm beizntreten. Die letztere Frag« erübrigt sich daher. Die Neaiernna Sr. Masesrät würde indessen sicherlich einer Znlassnna Deutsch lands znm Völkerbund znin frühesten Zeitpunkt günstig gegenitbertrcten und ein Gesuch nm Zulasiunq begrüße». Macvonald zur Mililörkonlrvlle. London. 16. Juni. Im Unterhaus antwortete Mac- donald auf die Frage, ob die Regierung die Gewiß! be sitze. daß Deutschland die Bestimmungen deS Versailler Ver trags hinsichtlich der erlaubten Rüstungen dem Buchstaben nnd dem Geiste nach einhalte. er könne im neaenwärliaen Stadium der Verhandlungen mit Deutschland über die Tätig keit der Interalliierten Kontrollkommission keine direkte Er widerung geben. Er könne nur saaen daß der Angelegen heit angespanntesk« und dauernde Aufmerksamkeit geschenkt werde, um die gebührende Beachtung der erwähnten Ver- vflichtnnqcn durch Deutschland sicherzustellen. iW. T. B.j Oesterreich unter -er Finanzkontrolle -es Vötkerbunüsrats. Gens. IS. Juni. Nachdem der Völkerbundsrat heute in geheimer Sitzung den Bericht des Völkerbundskommissars Dr. Zimmermann über daS Ftnanzkomiiee sowie dt« Zusammensetzung der Konlrollkomitecs der Garanticmächte geprüft batte, gcnebmiate er heute nachmittag in öffentlicher Sitzung die tn dem Bericht ausgestellten Vorschläge. Danach wird dem österreichischen Wnnsche aus eine Erhöhung des gegenwärtig 8zg Millionen Goldkronen betragenden Budgets grundsätzlich Folge gegeben, aber ausdrück lich sestgcstcllt. daß eine nene Budgetzisser noch nicht sestgestellt werde,, könnte, und das, diese Zisser wahrscheinlich auch noch «um hock, qenng anofalien werde, nm die negenwärrigen Aus- Laben Lcjterreichs und die gegenwärtig i«s Auge gelabte» Erhöhungen z« decke». Dies« FeftstelUrng, heißt e» ln dem Bericht, sei notwendig, da die Sparmaßnahmen und die Ver- waltnngSrcform absolut und dringlich fortgesetzt werden müßten, wenn das HauShaltSalcichgewtcht aufrechlerhalte« bleiben solle. Was die zweite österreichische Forderung nach Verwendung des AnletkeresteS betreff«, so stehe iede Verwendung kür andere Zwecke, als die ursprünglich >n Aussicht genommenen, im Widerspruch mit den Grundsätzen des Wiederausbaiiplanes und mit dem von Oesterreich dem Rate und dem Anlethezeichnern gegenüber etnaeganaenen Verpflichtungen, solange der VölkerbundSrat nicht die Gewiß heit habe, daß die ursprünglichen Zwecke der Anleihe erfüll! wären. DaS wäre aber noch nicht der Fall. Wenn aber die auS der Anleihe geflossenen Summen nickt mehr für die Deckung des HaushaltdcfizitS notwendig seien, könne der Rat prüfen, wie ein etwaiger NebcH-hus, vorbehaltlich der in dem VölkcrbnndSprotokoll vorgesehenen Kosten im Interesse Oesterreichs verwendet werden könne, Ter Bericht schlägt weiter eine gemeinsame Untersuchung deS FinanzkomtteeS deS Völkerbundes und de» Generalkommislar» tn Vien vor, was die Verhandlungen zwischen dem Generalkommtsiar und der österreichischen Negierung über die renulärr Entwicklung Oesterreichs im Sinne einer Herabsetzung der Haus- Kalla usgaben erleichtern werde Wenn das aanze öster reichische Volk an dieser Politik Mitarbeiten würde, so würde daS den Zeitpunkt beschleunigen, an dem der BölkerbundS- rat der Kontrolle deS österreichischen Bndacts ein Ende machen könne. waS nach dem Protokoll des Völkerbundes doch mög lich sei. sobald die österreichische Finauzstabilisiernng er, zielt sei. In einer Resolution, di« die Vorschläge deS Berichts ge nehmigt. spricht der Rat die Hoffnung au», daß die angeord nete Untersuchung tn Oesterreich es dem genannten österreichi schen Komitee deS Völkerbundes ermöglichen werde, die neu« HSchstzlffer de» Budget» vor der nächsten Gtat- tagung aufzustellen, und daß inzwischen die österreichische Regierung energisch bt« Durchführung deS Reform- Programms durchführen werde- Der österreichische Außen minister Grünberger, der gemeinsam mit dem Finanz- minister Kienböck der Sitzung beiivohnte, ho-b in längeren Ausführungen di« von der österreichischen Regierung unter nommenen Bemühungen und die Tätigkeit deS Völkerbundes hervor, und übermittelte den Dank des Bundeskanzlers Setvel für die Svmpathiekundgcbungen. ?1us Antrag von Salandra und LSon Bourgeois, der heute -um ersten Male der Sitzung beiivohnte, sprach der Rat dem Bundes kanzler nochmal» seine besten Wünsche zur baldigen Wieder- Herstellung au». Lord Parmoor betonte die Notwendig keit weiterer Sparmaßnahmen, fall- da- Ziel des Ausbauprogramm» voll erreicht werben solle. Der Völker bundSkommtssar Zimmermann, der ebenfalls an der Sitzung tellnahu^ ergrttt »tchtWort. M. L.
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