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Entsetzt zog sich Marianne zurück, ohne von den beiden Mänuer« bemerkt M^roerden. Wie eine Verfolgte eilte sie in ihr Zimmer, da» sie hinter sich ab» 12. Kapitel. Eine tiese Mißstimmung war über Erhard Schaber gekommen. Er fühlte, daß etwas in seiner Seele rang und arbeitete und sich nicht länger unterdrücken ließ: der erwachende eigene Wille begann sich gegen die jahrelange Beoormun» düng zu wehren. Wenn Erhard sich auch äußerlich noch dem Willen seines BaterS uuterord» nete, so geschah es doch nur unter wachsendem inneren Widerspruch. Das HauS des reichen Steinmetzen beherbergte seit einiger Zeit Gäste: den Rentier Kramer, einen ehemaligen Vrauereibesitzer, und seine Tochter Ger trud. ein sehr anspruchsvoll auftretendes Mädchen vpn wenig einnehmendem Aeu Heren. Erhard wußte wohl, daß sein Vater mit dieser Einladung bestimmte Ab sichten verband. Er sollte so bald als möglich verheiratet werden, um alle Ge danken an eine Verbindung mit Hanni Stork anfzugeben. Es entging Erhard nicht, daß das junge Mädchen an ihm Gefallen gefun den hatte, aber er erwiderte ihre Gefühle nicht, sah sich vielmehr zu einer noch stärkeren Zurückhaltung veranlaßt, als sie sonst in seiner Natur lag. Kurz nach der Abreise der Gäste sprach sein Bater mit ihm über den HeiratSplan. „Wie ich Dir vor Wochen schon mitteiltc, halte ich sehr viel auf Kramers, und es lag mir daran, ihnen de» Aufenthalt in meinem Hause so angenehm wie möglich zu machen. Du hast Dir wenig Muhe gegeben, mich dabei zu unter- nutzen Gertrud Kramer würde mir als Schwiegertochter sehr erwünscht sein. Als einziges Kind ihres verwitweten Vaters bekommt sie eine schöne Mitgift und erbt später Sack ganze väterliche Vermögen. Du hast Dich zwar kaum um Gertrud gekümmert, aber das Mädchen hat Dich lieb und würde Dir keinen Korb geben." „Du hast mehr Glück, als man denken sollte," meinte Erhards Stiefmutter ironisch, während sein Stiefbruder sich damit begnügte, laut auszulachen. „Kramer legte es mir vor seiner Abreise nahe, daß er Dich nickt zurück- weisen wird, wenn Du als Bewerber ni» die Hand seiner Tochter auftrittst." iuhr der Steinmetz fort. „Aber Tu darfst die Sacke nicht in die Länge ziehen, denn um das reiche Mädchen bewerben sich noch viele andere dreier, und ich lege Wert daraus, daß Du ihnen znvvrkvmmsi. Wir fahren also morgen nach der Stadt und Du bittest um Gertruds Hand." „Nein, Vater!" sagte Erhard fest. „Das kann ich nicht!" Die Zornesader schwoll auf der Stirn des Steinmetzen Schaber, i „Es wäre das erste Mal. daß Du es wagst, meinem Willen entgegeu zu irrten!" schrie er erregt. .„Du weißt, daß ich keinen Widerspruch dulde!" „Ich liebe Gertrud Kramer nicht und werde sie und mich nicht unglücklich machen!" sagte Erhard, der bleich geworden, aber mit einem Ausdruck fester Entschlossenheit. „Ich war Dir immer ein gehorsamer Sohn, aber hier handelt es sich um mein Lebensglttck, und ich muß selbst wissen, was ich tue." „Du sprichst ja nur nach, was Dir das Mädchen in der Dorfschmiede vor geredet hat," bemerkte die Stiefmutter sarkastisch. „Wenn Dein Vater nicht energisch gegen Dich austritt, so bekommen wir noch eine Schwiegertochter ins Haus, aus die wir nicht stolz sein können." „Ich habe jetzt nur mit Dir zu reden, Vater!" fiel Erhard seiner Stief mutter ins Wort. „Stiefmutter und Stiefbruder waren mir stets feindlich gc sinnt, ihre Absicht ist es ja nur, unS beide zu entzweien." Frau Hedwig wurde bei diesen Worten ihres Stiefsohnes bleich. „Ist es so weit gekommen, daß Dein Sohn mich in Deiner Geaenwart be leidigen darf?" sagte sie mit bebender Stimme. „Ich bin mir bewußt, immer gerecht gegen ihn gewesen zu sein. Erhard muß wohl annehmen, daß Du wenig Liebe für mich übrigZiasl, wenn er ungestraft so sprechen darr." „Er darf es nicht!" stieß der Steinmetz mit drohender Stimme hervor. „Ich verlange von Dir. Erhard, daß Tu Deiner Mutter sofort Abbitte leistest." „Ich kann es nicht! Ich habe nur die Wahrheit gesagt, denn so lange ich denken kann, fügte die Stiefmutter mir nur Leid und Kränkungen zu." „Tu sollst Abbitte leisten! Ich verlange es!" „Ich kann nicht gegen meine tteberzeugung handeln!" sagte Erhard be stimmt. Der Steinmetz war dnnkelrot vor Zorn. „Laß uns vernünftia sprechen," sagte er einlenkend, indem er sich noch einmal mit Gewalt zur Ruhe zwang. „Ich verlange von Dir. daß Tn die unüberlegten Worte zurücknimmst, morgen mit Ar ?Eadt fährst und Dich «« Gertrud Kramer» Hand bewirbst. Fügst Du Dich diesen meinen Wünschen, so will ich Dir verzeihen." ^2ch kann Deine Wünsche nicht erfüllen," sagte Erhard «tt etnem tran- rtge» Ausdruck in seiner Stimme. kann?^-ch Du Dir auch klar gemacht, welch« Folge» Dein Trotz für Dich habe» „Ich hoffe, Bater, daß Du mein Handeln verstehst und mir verzeihst." »Da» ist ein Irrtum. Du zwingst mich, mit der äußerste« Strenge gegen Dich vorzugehen. Entweder Du gehorchst oder — Du »erläßt metn Vau»!" Erhard sab den Bater verwundert an. Er fühlte sein« Kräfte wachsen, und da» Bewußtsein, al» Mann gesprochen »u haben, ließ seinen WMe« erstarken und gab ihm daS beruhigende Gefühl der Sicherheit. „To fei es denn!" sagte er ernst. „Bis jetzt war ich nur der Svteldall et«eS fremden Willens. Bor dem Gesetz bin ich seit Jahren mündig, vor mir selbst werde ich eS heute erst!" „Du beharrst also auf Deiner Weigerung?" sagte der Steinmetz schmerzlich betroffen. „Noch ist es Zeit zur Umkehr!" „Ich kann nicht anders!" „Dann magst Du mit offenen Augen in Dein Verderben rennen!" stieß der Steinmetz zornig hervor. „Du verläßt noch heute metn HauSl Al» Erst geborener hast Du Anspruch auf metn Erbe. Dieses Recht Haft Du leichtsinnig verwirkt und wirst Dich mit der Hinterlassenschaft Deiner Mutter und dem Pflichtteil begnügen müssen. Dein mütterliches Erbe wird Dir in der Stabt ausgezahlt werden, damit magst Du beginnen, was Du willst. Metn Haus ist fortan für Dich verschlossen!" „Vater! Wollen wir denn jo von einander scheiden?" sagte Erhard be troffen. „Willst Du mir nicht wenigstens die Hand zum Abschied geben?" „Nein! Entweder Du gehorchst oder Du kannst gehen!" Noch zögerte Erhard. Es war ihm, als müßte sein Bater teht das Wort finden, das ihn an der Schwelle des Vaterhauses zurückhtelt. Aber als er in die kalten, entschlossene» Augcli sah, die haßerfüllt.tu die seinen blickten, da wußte er, daß sein Schicksal entschieden war. Er wandte sich rasch ab und verließ das Zimmer. Nachdem Erhard alle Vorbereitungen zu seiner Abreise getroffen hatte, verließ er das Vaterhaus und schlug sofort den Weg zu der Hufschmiede ein. Diesmal achtete er nicht daraus, ob er gesehen wurde, sondern betrat mit dem Bewußtsein, nun völlig freier Herr seiner Entschlüsse zu sein, das HauS. Als er nach flüchtigem Klopsen Hannis Stübchen betrat, sprang das junge Mädchen er staunt von ihrer Handarbeit auf. „Was willst Du hier?" ries sie vorwurfsvoll Erhard entgegen. „Ich bat Dich doch, unser Hans nicht mehr zu betreten." Seine Augen leuchteten, als er sagte: „Sieh mich an, liebe Hanni! Ich stehe jetzt als ein freier Mann vor Dir, welchem Du Deine Achtung wieder schenken darsst!" Hanni sah ihn ungläubig an. „Wie soll ich das verstehen?" ^Jch habe mich von meinem Vaterhause losgesagt!" In HanniS Augen blitzte es aus. „Ich wußte es," sagte sie bewegt, „daß Du Dich einmal auf Dich selbst be» sinnen würdest, und wünsche Dir Glück zu Deinem neuen Lebensweg" Erhard erzählte ihr nun mit kurzen Worten, was im Elternbause vor- gesallen war. Als er geendet hatte, streckte er seine Arme aus. al» straffe sich jede Sehne und Muskel in seinem Körper, und rief: „Du ahnst nicht, wie wunderbar die,es Fretticitsgesühl ist! Nun weiß ich erst, daß ich stark genug bin, mir meine Zukunft selbst auszubauen. Diesen energi- schen Entschluß verdanke ich meiner Liebe zu Dir. — Ich habe eine aroße Bitte, um derentwillen ich hier bin. Dein Vormund wird unserer Verbindung nichts in den Weg legen. In acht Monaten bist Du ja ohnehin mündig. Ich erhalte mein mütterliches Erbteil schon jetzt auögezahlt und beabsichtige, nach Amerika üuszuwandcrn. An dem mir aufgezwungencil Beruf habe ich niemals Freude gehabt, denn ich bin mit ganzer Seele Landwirt. Mein mütterliches Erbe reicht aus, um es mir zu ermöglichen, Land zu kaufen. Hanni! Werde meine Frau und folge mir. Durch Fleiß und ernste Arbeit werden wir vorwärts kommen. Wir wollen — drüben ein neues Leben anfangen und mit der Vergangenheit brechen. Es ist so vielen geglückt! -- Warum bist Du so schweigsam? Zweifelst Du immer noch an der Aufrichtigkeit meiner Liebe?" (Fortsetzung folgt.. Vei'LSkirl nsck sllen LlaStteilen. vosigeLuncien liekski mstpeikiliciiLtek Laudekbeii gewonnen. Lukvemalkung viWlmliäciinÜr femspr«derLSN. itnsdeii KISlieilbll. — In aUe» gnngdnreo Sivüssei». — r Sweaters mit siösoßsn. flMilmnlW V. NvIrLvr, tltM 8. JlluNr. Preisliste araiiS lliu savsi iw llLgskait ist der krowoldvas- kaskoedsr dessen »»»ernpsrencke.pvnK- ttseNe Lonstvaktt»» von »II«» n«»»rvaaei» gerükiint «ckvck. Kedr. kkmteiii ^ltmarkt 7. Elegante Plüschdiwans 38. 4S u. 48 M. Chaiselongues LL M., einige Garnituren für Salons n Wohnräumc spottbillig. Alles in eigener Werkstatt angefertigt. HVNnckruAvr 5»tr. SS, I. ki-mwo. 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