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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030222011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903022201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903022201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-22
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.02.1903
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Mit der kurzen Bekanntgabe des Urteils im kronprinz- lichen Ehescheidungsprozesse vom 11. Februar scheint dieses Drama, was die Anteilnahme amtlicher Kreise anlangt, formell seinen Abschluß gefunden zu haben, da das Ministerium des Königlichen Hauses — trotz der an anderer Stelle erwähnten irrtümlichen Begründung — an dem jetzt bekanntgegebenen Entschluß, eine ausführliche Veröffentlichung des Urteils zu unterlassen, sesthalten dürste. Niemand kann sich hierbei dem Eindruck verschließen, daß diese Unterlassung eine Enttäuschung Hervorrufen muß, nachdem eine weitere amtliche Veröffentlichung seit längerer Zeit allgemein und zuversichtlich erwartet worden ist. Wiederholen können wir aber nur, was an dieser Stelle bereits vor acht Tagen gesagt wurde, daß der Veröffentlichung der Urteilsbegründung, welche alle Ergebnisse derBeweisaufnahme in sichschließt.gcwisseGrenzen gezogen gewesen wären, und daß der Ruf von allen Leuten nach weiterer Aufklärung des „Sachverhalts, der zu der Verurteilung der früheren Kronprinzessin geführt hat", niemals verstummen würde. Wer jene notwendige Beschränkung bestreitet, der stellt sich so naiv, nicht zu wissen, um was für einen Sach verhalt es sich in diesem Eheprozeß handeln muß. An den jedenfalls sehr unerquicklichen Einzelheiten dieses Sachver halts hat aber das Volk kein berechtigtes Interesse. Ter Wert aller Veröffentlichungen hängt allein davon ab, inwieweit sie Helles Licht darüber verbreiten, ob neben dem Ehebruch, welcher formell allein zu einer Trennung der Ehe führen mußte, durch die Beweisaufnahme die Mitwirkung allgemeinst?, tiefer begründeter Motive, nament lick solcher in konfessioneller Beziehung,, für die Zer- ßörung des ehelichen Verhältnisses fest ge stell t worden sind. Wenn durch die jetzige Bekanntgabe im „Dresdn. Jour." die Beantwortung dieser Frage abgeschnitten ist. so wird die Nach Wirkung des ganzen Dramas begreiflicherweise noch sehr la 11 ge dauern. Ob ferner von den Rechtsanwälten der beiden Parteien eine Schrift veröffentlicht werden wird, welche eine Ge schichte des Prozesses und „einzelne Punkte des Urteils" enthält, ist trotz aller Zusicherungen einzelner Blätter noch sehr zweifel- hast. Volle Unkenntnis der Verhältnisse verrät es, wenn be hauptet wird, die Rechtsanwälte beider Parteien hätten vom Ministerium einen „Auftrag" erhalten, eine diesbezügliche Schrift zu veröffentlichen. Die Anwälte der früheren Kronprinzessin konnten einen solchen Auftrag gar nicht erhalten: sie haben über haupt nur Verkehr mit dem Anwalt der Gegenpartei. Für die Abfassung einer solchen Schrift selbst ergäbe sich ferner eine Schwierigkeit darin, daß die Meinungen der Vertreter der beiden Parteien über die „Punkte", welche veröffentlicht werden sollten, sehr auseinander gehen könnten, ja. sie dürsten sich mehr- such direkt widersprechen. Man denke nur daran, daß der Ehebruch ielbst vom Gericht zweifellos sestgestellt ist und daß daher jede Veröffentlichung von Einzelheiten auf die frühere Kronprinzessin erneut ein schlechtes Licht werfen müßte, während die Berechtigung der Klage der Gegenpartei verstärkt würde. Voraussetzung für die Veröffentlichung wäre also eine Einigung der Rechtsanwälte der früheren Kronprinzessin lund deren eigene Zustimmung! mit dem Anwalt des Kronprinzen über die Punkte, welche in der Schrift berührt werden sollen. Alle Ergebnisse der Beweis aufnahme werden dabei freilich wieder nicht bekannt. Was die Herzen der Sachsen ergriff, als sie zuerst in den letzten Dezembertagen des Jahres 1902 die amtliche Künde ver nahmen, daß die Kronprinzessin alle ihre Beziehungen zum hiesigen Hofe abgebrochen und sich, zunächst unbekannt wohin, ins Aus- land begeben habe, war fassungsloses Erstaunen. Unzählige Augen hafteten mit banger Frage auf den schwarzen Lettern, die in grau samer Unerbittlichkeit so Unbegreifliches aller Welt offenbarten. „Warum das? Es kann nicht sein!" Das war die erste Empfind- ung, die sich mit Macht Bahn brach, bis dann freilich die Wucht der Tatsachen jeden Zweifel besiegte und gewaltsam den Glauben erzwang, den das Herz zu gewähren sich sträubte. Wohl war schon vorher geraunt und gcmunkelt worden, und eine unbestimmte Empfindung, daß im ehelichen Leben des kronprinzlichen Paares Verstimmungen eingetreten seien, hatte weitere Kreise ergriffen. Bon der Annahme einfacher Differenzen aber, von den hierauf bezüglichen Mutmaßungen und Gerüchten bis zu einem so grund stürzenden Ausgange war doch ein so weiter Schritt, ein so klaffender Abstand, daß die Lage nach dem Bekanntwerden des Furchtbaren nicht anders erschien, als wenn plötzlich aus heiterem Himmel ein Blitz herniedcrgefahrcn wäre und alles im weiten Umkreise verwirrt und betäubt hätte. Die ganze Lage gemahnte unwillkürlich an das Dichterwort: „Aber auch aus entwölktcr Höhe — Kann der zündende Donner schlagen. — Damm i» Deinen glücklichen Tugen — Fürchte deS Unglücks tückische Nähe." Ja. es war, ein Unglück, .ein tückisches, martervolles Unglück, das die kronprinzlichc Familie und d-s sächsische Volk, welches mit seinem Königshause warm empfindet,, mit scharfem Stachel hcimsuchte! Es war ein Dolchstoß ins-Herz für das sächsische Volk, well diese« mit den Gefühlen herzlichster, liebevollster Ver- ehrung gerade an der lebenslustigen, leutseligen Kronprinzessin ge- hassen hatte. Und nun sollte gerade eine so verehrt« Frau sich so tief erniedrigt haben, sollte so weit vom Pfade der ehelichen und mütterlichen Pflicht abgewichen sein? Es war unfaßbar, nnd doch war es so! Dann folgte Schlag auf Schlag: Der Auf- enthalt in Genf, die Abreise nach Mentone, die Rückkehr von dort nach Genf und endlich die Trennung der Prinzessin von dem dreisten Burschen Giron und ihre Uebersiedelung in die Heil- anstalt La Matairie. Endlich, als wenn das Schicksal selbst mit mahnender Hand an das Mutterherz hätte pochen wollen, kam zu allem Weh auch noch die schwere Erkrankung des Prinzen Friedrich Christian hinzu, an dessen Lager nun die Stätte leer bleiben mußte, die unter anderen Umständen der Mutter ge bührt hätte. So vereinigte sich alles in dieser erschütternden An gelegenheit zu einer Uebersülle von Tragik, die dumpf, scheu und drückend auf allen Gemütern lastete, jedes andere öffentliche Interesse zurückdrängte und den Lauf der Ereignisse vorüber gehend zum Stillstand zu bringen schien. Doch wie es im Leben häufiger zu geschehen Pflegt, daß selbst die traurigsten Erfahrungen doch wenigstens irgend eine Lichtseite auszuweisen haben, so auch hier! Mann für Mann eilte das säch- fische Volk, soweit ihm die Aufrechterhaltung der altverrrbten cvan- gelischcn Bekenntnistreue als das hehrste und heiligste Vermächtnis seiner Väter, die dafür gelitten und gestritten haben, am Herzen liegt, auf die Schanzen, als auch nur von ferne der Verdacht auftauchte, daß jesuitisch-ultramontane Hinterhände bei der Gestaltung des furchtbaren Dramas am säch sischen Königshofe im Spiele sein könnten. Die bloße Verlautbarung eines solchen Verdachtes genügte, um in ganz Sachsen einen Sturm der Entrüstung zu entfachen und auf dem klassischrnBodendesProtestantismusder alten tiefgewurzelten Abneigung gegen alles, was nur irgendwie mit dem Jesuitismus zusammenhängt, neue kraftvolle Nahrung zu geben. Das sächsische Volk bewies bei dieser Gelegenheit, daß cs in seiner großen ausschlaggebenden Mehrheit noch heute wie ehedem, um ein anderes Wort sinngemäß zu variieren, „protestantisch bis auf die Knochen" ist. Es war ein bohrendes, nagendes Mißtrauen, das sich überall einnistete, alle Sinne zu äußerster Wachsamkeit schärfte und die geistigen Leuchtfeuer des Protestantismus überall im Lande emporlodern ließ. Zahlreiche schöne Kundgebungen der edelsten und begeistertsten Bekenntnistreue zeitigte diese Stimmung, die aus dem reinsten und verständlichsten Beweggründe heraus ge- boreu war. Geschichtliche Erinnerungen wurden wieder rege; die Zeit August des Starken stieg im Gedächtnis der Zeitgenossen herauf und als „rückwärts gekehrte Propheten" legten die Lebenden den Maßstab des kritischen Vergleichs an die Gegenwart und die Vergangenheit. Da hob sich, leuchtend in edler Reinheit, das hohejtsvollc Bild der Äursürstin Eberhardine, der frommen Dulderin auf dem Throne, mit neuen frischen Farben aus dem Rahmen einer räumlich weitab liegenden, aber in den protestan tischen Herzen noch junglcbcndigen Zeit heraus. In unerschütter licher Bekenntnistreue bis zum Tode verharrte diese Märtyrerin ihres evangelischen Glaubens an der Seite ihres ganz in die jesuitischen Netze verstrikten Gemahls, der durch seinen Glaubens wechsel um einer polnischen Königskrone willen so schweres Unheil üb«st das Sachscnland gebracht hat, und ihr Beispiel feuert durch allen Wechsel der Zeiten die sächsischen Bekenner zur Betätigung eines gleichen unbeugsamen Glaubcnsmutes an. Mit dem bellen Bilde der Äursürstin Ebcrhardinc aber steigen zugleich die schwarzen Schatten der unsäglichen Leiden empor, die Sachsen unter der Herrschaft des Je!uitismus hat erdulden müssen. Nicht genug, daß die Jesuiten August den Starken selbst in die Falle lockten, wußten sic auch den dank der Energie der Kurfürstin protestantisch konsiermicrtcn Kurprinzen, nachmaligen Friedrich August II., auf einer unter jesuitischer Leitung unternommenen Romreise seinem Glauben abspenstig und ihn selbst nach und nach zu einem völlig gebrochenen Manne zu machen, der sich als willen loses Werkzeug für ihre Zwecke gebrauchen ließ. Der jesuitische Reisebegleiter, der den bedauernswerten Jüngling so weit ge bracht hatte, erhielt vom Papste zum Lohn für seine Maulwurfs arbeit den Kardinalspurpur. Tie Rot und das Elend, von denen dann unter der Herrschaft der jesuitischen Einflüsse am sächsische» Hofe im 7jährigen Kriege das Land heimgesucht wurde, stehen mit blutigen Lettern in der Geschichte unserer engeren Heimat ver zeichnet. Man erinnertcsichabcra-iichmit tiefem Schmerz undbanger Sorge daran, daß erst vor wenigen Jahren ein Prinz unseres Königshauses, der den ritterlichen Dienst eines deutschen Offiziers mit dem Amt eines katholischen Priesters und Lehrers in ultra- montan-jcsuitischcr Umgebung vertauscht hatte, in einer Predigt in der katholischen Hofkirchc in Dresden die Hoffnung ausgesprochen hatte, Sachsen.dem Schoße der päpstlichen Kirche wieder zuzuführcn. An das alles erinnerte sich die sächsische Be- völkcrung in diesen bewegten Tagen und stärkte daran ihre un- bezwingliche Abneigung gegen den jesuitischen Geist und seine Träger. Nicht die katholischen Mitbürger, die treu an ihrem Glauben häpgcn und dem Staate gebe», was des Staates ist, nicht , diese sind es. welche die Sachsen hassen: mit ihnen wollen sie durchaus in gegenseitiger Achtung und im Fried»» lebe». Nein! Der ehrliche, unauslöschliche Haß gilt den jesuitischen Aertrctern des ultramontanen Prinzips, der jesuitischen Schlangen-, Hinter- treppen- und Berlogenheitspolitik, die das flatternd« Banner der protestantischen Geistesfreiheit in Sachsen hernieder holen und das sächsische Volk in die römische Geistesknechtschaft zurückbanncn möchte. In diesem Punkte läßt sich der Sachse in seiner Wach samkeit nie und nimmer zu Schanden machen. Die jüngsten Vor- gänge haben deutlich gezeigt, daß auch heute noch im vollen Um fange das Wort gilt, das August der Starke lange Jahre nach seinem Uebertritte an den Papst zu schreiben genötigt war: „Sachsen ist die Hochburg des Protestantismus in Deutschland." Die erneute, feierliche Bekräftigung dieser Wahrheit ist zweifellos ein hoher ethischer Gewinn, den die evangelische Sache ans der Not der letzten Wochen gezogen hat, ein Gewinn, mit dem das sächsische Volk und seine berufenen Führer im Zeichen des Protestantismus wohl zufrieden sein dürfen. Im übrigen erscheint nunmehr im allgemeinen Interesse der dringende Wunsch berechtigt, daß endlich Ruhe eintritt und die Akten über den Fall geschlossen werden, damit die öffentliche Meinung in ihre gewohnten Gleise zurückkehren und auch die unglückliche, verirrte Frau als stille Büßerin versuchen kann, den Frieden der Seele wieder zu gewinnen. Neueste Drahtmeldungen vom 21. Februar. INachts eiugeheude Deveschen befinden sich Teile 4). Berlin. (Priv.-Tel.) Reichstag. Mecklenbumischer Bevollmächtigter v. Oertzen erklärt vor Eintritt in dir Tages ordnung: Ich war gestern dienstlich verhindert, hier zu sein. Wenn es den Herren (nach links) ernstlich um meine Anwesenheit zu tun gewesen wäre, so wäre es kür sie doch ein leichtes gewesen, mich vorher zu benachrichtigen, lieber Fragen, die nicht zur.Kompetenz deS Hauses gehißten, würde ich allerdings nicht diskutieren und auch darauf verzichtet baden, die zahlreichen vorgebrachten Un richtigkeiten nnd Uebertreibungen richtig zu stellen. — Hierauf Witt» die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern beini Titel „Statistisches Amt" fmtaeletzt. — Abg. Gras Kanitz tko»>.) bemängelt die Warenhandelsuatistik hinsichtlich ihrer Wert estem. Das Statistische Amt ziehe nicht genug in Betracht die «chleliderpreise. zu welche» Kohle». Koks. Rohesten und andere Roh- und Halbzeugware», auch Walzeisen und Schiffsbleche von uliseren Kcirtellverbünde» an das Ausland abgegeben würden. Die Alisstihrwertzifferii seien daher in unserer Statistik weitaus zu hoch angegeben, und uistere Handelsbilanz sei in Wahrheit noch viel ungünstiger, als sie in der amtlichen Statistik erscheine. Red ner weist dann auf die scharfen Kontraste zwilchen den HandelS- ftatistilen Tcutichlands und anderer Länder, namentlich Rußlands, hin. Jetzt unlerichätze Rußland noch viel zu sehr die russische Ausfuhr nach Deutschland und somit die große Bedeutung Deutschlands als Absatz gebiet für russische Waren. Im Anschluß hieran gebt Redner noch ausführlich auf die deutsche Wirtschaftspolitik und auf die Frage ein. ob Deutschland nicht gut daran tue, namentlich für den Kriegsfall sich betreffs seiner Getreideversorgung vom Aus lande unabhängig zu machen. — Abg. Südekum iSoz.I mißt die Schuld an den Differenzen in den Wertangaben zwischen dem Auslande und Deutschland den Schutzzöllen hei, weist den Gedanken zurück, daß unsere Getreideversorgung für einen etwaigen Kriegsfall unier Land dauernd mit hohen Getreidezöllcn belasten werde und fragt an, wie es mit einer neuen Berufs- und Gewerbezählung 1905 stehe. Solche Zählungen feien das Rück grat aller Sozialpolitik und müßten aller 10 Jahre wieder- kehren. Auch müßten künftig bei der Landwirtschaft nicht bloß die Betriebseinheitcn, sondern auch die Besitzeinhciten gezählt wer den; denn erst daraus werde die Kapitalkonzentration ersichtlich. Redner bemängelt endlich den Geschäftsgang bei der arbcits- statistischen Abteilung des Statistische» Amts und bedauert, daß man nicht mit Dr. Jastrow, dem verdienten Privatherausgebcr des „Arbeitsinarktes", rechtzeitig in Verbindung getreten sei, so daß in der Berichterstattung über die Lage des Arbeitsmarkles gerade jetzt eine Lücke cingetrctcu sei. — Sachs. Bundesbcvollmächtigter Geh. Rat Dr. Fischer widerspricht einer Aeußerung des Vorredners, daß in dem arbcilsstatistischen Beirat des Statistischen Amts die Mitglieder des Bundesrats zu sehr das Ucbergewicht hätten. Was Dr. Jastrow anlange, so sei die Behauptung eines Zeitungsartikels, »s s» S Aren . . . . Schleuderpreise unserer Kartelle seien lediglich die Folge unserer Schutzzollpolitik. Graf Kanitz habe die Getreideversorgung Tcntschlands so sehr in den Vordergrund gestellt: aber wenn wir erst einmal durch die agrarische Wirtschaftspolitik nach allen Seiten abgeschnittcn und auf uns allein gestellt sei» würden, würden wir noch ganz andere Sorgen haben. Redner gedenkt ebenfalls der verdienstlichen Tätigkeit des Dr. Jastrow. — Württcmbergischer Präsident v. Schicker stellt mich dem Vor redner gegenüber in Abrede, daß dem Dr. Jastrow seitens des arbcitSstatlstischen Beirats irgendwie zu nabe getreten worden sei. — , . . .. . .. . . es niemals Monopol eines Einzelnen.sein, die Quellen über die Ver hältnisse auf dem Arbcitsmarktc, Arbeitsnachweis »sw. für sich allein zu behalten. Daß diese Quellen jetzt amtlich verwertet würden, sei nur dankenswert. — Staatssekretär Gras Posa- dowsky: Man wird in Rußland die Ausfuhr-Waren nach Deutschland immer niedriger cinschätzen. als in Deutschland, wie man in Deutschland dw nach Rußland gehenden Waren immer niedriger cinschätzc» wird, al» dies i» Rußland geschieht. Jeden falls ziehen wir nach Möglichkeit Sachverständige zur Wert- abschätzung hinzu. Das Statistische Amt wendet alles an, um die Tatsache» so objektiv wie möglich darzustcllen. Wenn Dr. Jnstrows „Arbeitsmarkl" in der Jannar-Nummer nur uuvoll- erscheincy konnte, so trag! das Statistische Amt daran eiue -schuld, denn cs hat ja die betreffenden Ziffern überhaupt erst zum 10. Februar einaesordert. Daß überhaupt ein amtliches Organ erscheinen sollte, daraus konnte man überall vorbereitet sein. Herrn Dr. Jastrows Verdienste erkennen wir durchaus an. vor allem auch den Wert der Augenblicksbilder, die er gibt, in- dem er seine Statistiken monatlich erscheinen läßt. Die Kosten
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