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S1. Jahrgang. O 167. Drahtanschetst: Nachricht« »«Sb«» yrrnsprechevSammelimmm«: »SN41. Nur für Nachtgespräch«: »0011. « G»p>tz« »ierteljlhrltch t» Dree»«« »et pximill,« Zutee^m, <m, Sonn- und Mont»t«" mir «tu- «ey d^rr vr., in den vnerten »,« vr. Bei ,i»mali,«r Zuftellun, durch dt« Post r,ro M. (ohne »est«0geld>. > Prell«. Dt, «tulpaltt,« Zell« (etwa S SUdrnj dd Ps., vorzu,«pll>tz« und rlnt«I,«n tn Nummern «ich >»»»> und g«i«rt»<e» laut Torts.—dluowttrtt,« «uftrl,« nur ,e^n Boroutbetohlun,. — B«le,bl»tt U» Pt. Mittwoch. 20. Juni IS17. Schrift!«stung und HauptgeschSfUstelle: Marirnstrafte »8/40 Druck n. Verlag von Liepsch « Reichardt kn Dreuden NechdruN nur »tt »«utltch« rduel«um»»« (.Dreoduer Noch».*) »ulLUa — UiwerlanP« Schrtstltäck« »erden nicht autbewachrt. 3 8SS M Lo. im uneingeschrönften II-Boot-Kneg versenk äin Schweizer Schritt zur -erkMhr»», einer »eE-Ntssische« »erftändlgung gescheitert. — Sine krlliirmig über die nrsfische »e^enmVvilit». — »ie letzte» «iMch-stmrlßsch« SNenfid-NerluAe: 7S000K M„«. — Kabinett-trist, i, Lefterreich. MM stir.->eg.-ro»»e» i« >«i bersentt. verlt«. 1». Juni. Rach amtlicher M^bnng nmrden i« Mai i»S«esamt 8«» OVO Br^Reg.-To. HanbelSschisfSraum dnr» kriegerische Massuahme« der Mittelmächte versenkt. Seit Benin» de« uneingeschränkte» Unterseeboot - Krieges sin» insgesamt » 6»s ovo »rntt», Register. Tonnen versenkt warte», s«. T B.s -er deutsche Abeudbericht. Berlin. 1,. J««i. abends. (Amtlich. «. T. ».» MeHrsach anflebend« Gefechtstätigkeit in Flandern »nd in der We st. Champagne. Sonst nichts Renes. Sefterreichlsch - ungarischer Kriegsbericht. Wie«. Amtlich wird verlautdart Le« 1». Jnni: vestlicher Kriegsschauplatz. I« Balepntna.Abschnitt «lese« mir eine« rassische» Vorstoß ad. Sonst nichts von Belang. Italienischer Kriegsschauplatz. Ans der Hochfläche der Sieben Gemeinde« «nd i« Sn-ana.Tal zwischen Afiago «nb der Brenta ist seit gestern friih eine «ene Hastig« Artillerie. Schlacht i« Gange, «am Jfvnz» ist »ich« Besonderes z« melde«. SüdSstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. iW.r.B.s Der Chef des Generalftabs. Wilson der Mator. Der russische Minister des Aeusseren Terestschenko s>at die amerikanische Sonderabordnung, die seht unter Füh rung des Senators Rvot tn Petersburg eingctroffc» ist, mit einer flammenden Ansprache empfangen, in der viel von Demokratie und Volksfreiheit zu hören ist. Darüber darf man sich natürlich nicht wundern: denn in einem Lande, das eben erst den Zwang des Zarismus von seinem Racken adgeschüttelt hat, gehen die Wogen der Begeiste rung und deS Selbstvertrauen- selbstverständlich etwa» hoch und entschuldigen einen gewissen Ueberschwang der Gefühle. Ausserdem muhte Terestschenko seine Rede auf den gleichen Ton abstimmen, -er in der letzten Zeit fort gesetzt an» Amerika herübergeklungen ist. Da war denn reichlich viel davon die Rede, dass die Autokratie tn Deutschland gestürzt werden müsse, und Wilson »erstieg sich in seinen letzten Reden und Kundgebungen sogar zu der Behauptung, dass in -er Vernichtung -er autokratischen Herrschaft t« Deutstdlan- das Hauptziel de» Kriege» zu erblicken sei. Ihm sekun-iert nun neuerdings Terest schenko, wenn er von Deutschland als einem Feinde spricht, -er -te letzte Stütze -er Autokratie sei. Diese Reden nehmen sich um so wunderlicher au», wenn man bedenkt, baß wohl kein Staatsoberhaupt eine so selbstherrliche, durchaus autokratische Gewalt entfaltet hat. wie Wilson bet der Kriegserklärung an Deutschland. Die „Nordd. Allg. Zig." hat vollkommen recht, wenn sie in ihrer Ant- wort auf die amerikanische Note an Russland behauptet, dass Wilson über eine autokratische Macht verfüge, wie sie kaum de« ehemaligen Kaiser von Rußland zugestanben habe. Daran knüpft La» offiziöse deutsche Organ dt« durch aus berechtigte Mahnung, dass sich Wilson erst einmal um die Angelegenheiten -er amerikanischen Republik kümmern möge, ehe er sich unberufenerweise in die inneren deutschen Fragen «inmische. Mit der Bekämpfung der Plutokratie im eigenen Lande und mit der sozialpolitischen Fürsorge für die amerikanischen Arbeiter habe er doch genug z« tun. Diese offene Sprache ist ausserordentlich erfreulich: denn eS ist sehr wünschenswert, dass endlich einmal mit dem alten Aberglauben aufgeräumt wirb, als ob die nord- amerikanische Republik das Ideal einer Demokratie sei. Nichts ist verkehrter al» dieser Irrwahn. Die Vereinigten Staaten stellen eine Plutokratie reinsten Wassers bar. tn der eine reich gewordene Oberschicht daS Heft in -er Han- Hat. Zwischen -er Hochfinanz und Srohindustrie auf der einen Seite und der für diesen Kapitalismus auSgebeutete» Arbeiterschaft auf -er anderen Seite klafft ein Spalt, -er unüberbrückbar ist. Der Tanz um -aS gol-ene Kalb hat -ie demokratischen Ideale von Gleichheit und Brüderlich keit vollständig in« Reich -er Fabel verwiesen, und nir- -endS mftcht sich -er MammontSmus breiter als im ge- lobten Lande des Dollars und der Milliardäre. Diese Entwicklung Amerikas -um Industriestaat hat die Parteiorganksattonen w»h ihre, Hinterm»«»«, nach «ch nach zur unbeschränkten Herrschaft geführt. Begünstigt wurde der Zug zur Vorherrschaft des Kapitals allerdings durch einige höchst un-emokratischo Bestimmungen, die schon von den .Liätern -er Verfassung" getroffen worben find. Dahin gehört vor allem -te höchst undemokratische Einrichtung der Elektoren, -er Wahlmänner, -ie zwischen das Volk und den Präsidenten treten. Das demokratische Ideal Amerikas besteht tn einem schrankenlosen Egoismus, der alles niedevwirft, was sich ihm in den Weg stellt. Das hat sich bei -er Gestaltung der innerpolitischen Verhältnisse mehr als einmal gezeigt. Einzig und allein das Groß kapital ist es, das die Richtlinien der amerikanischen Poli tik bestimmt, und sein erwählter Führer ist Präsident Wilson. Nicht umsonst haben sich die Grotzkapitalisten der Wallstreet zweimal die Kosten eines Wahlfeldzuges für Wilson auferlegt. Sie wußten, dass das Auslagen waren, die sich sehr gut rentieren würden. Wilson hat denn auch die auf ihn gesetzten Hoffnungen in vollem Umfange er füllt. Wenn jemand darübxr noch irgendeinen Zweifel gehabt hätte, so wäre er eines besseren belehrt worden durch -die Art, wie Wilson den Krieg gegen Deutschland herbei zuführen verstand. Kein amerikanisches Interesse stand auf dem Spiel außer der Frage, wie der amerikanischen Großfinanz die ungeheuren Kriegsgewinne gesichert werden könnten, -ie durch einen möglicherweise eintretenden Zu sammenbruch des Äierverbandes bedroht gewesen wären. Mit zynischer Offenheit haben dies amerikanische Finanz leute selbst zugegeben. Das Gerede von der Freiheit der Völker war nnr ein Deckmantel, unter dem sich das gross- kapitalistische Her- -es ehemaligen Professors verbarg. Die Gcldlente konnten sich unbedingt auf ihren Wilson verlassen und trugen deshalb kein Bedenken, ihn mit einer Macht fülle auszustatten, die keinem gekrönten Haupte zustellt. Wenn Wilson trotzdem immer noch von dem heiligen Kreuzzug -er Demokratie gegen die.deutsche Autokratie redet, so stehen diese Redensarten nicht nnr in glattem Gegensätze zu allen Tatsachen, sondern Wilson seht sich auch tn Widerspruch mit seinen eigenen Lehren, die er als Professor des Staatsrechtes in seinem Buch „Der Staat" ntedergclegt hat. Dort bekundet er. dass die Politik des Senates und des Kongresses nur durch die Ausschüsse be stimmt wir-, dass -ie Ausschüsse aber wieder lediglich auf die mehr oder weniger guten Auskünfte der Regierung angewiesen sind, dass also letzten Endes die Regierung die Politik vollkommen nach ihrem Wunsche leitet. Hand in Han- mit ihr arbeitet der „Sprecher", der die Zusammen setzung der Ausschüsse bestimmt »nd damit einen grossen Einfluss auf den Gang der politischen Ereignisse gewinnt. Die Ausschüsse und das Parlament tappen meist im Dunkeln, wie v» in dem von Wilson im Jahre 1894 ge schriebenen Buche heisst. So sieht das Selbftbestinrmungs- recht -er Nationen, so sieht der souveräne Wille des freien Volkes tm gelobten Lande Amerika aus. Das ist der Hort aller wahren Demokratie! Der durch ein nicht einmal überall gleiches Wahlrecht gewählte Präsident verfügt über eine fast unbeschränkte Ge- wall. Er besetzt alle Zivil- und Militärämter, beruft seine Staatssekretäre nach eigenem Gutdünken, verfügt über die bewaffnete Macht, vertritt den Staat den fremden Mächten gegenüber und ist berechtigt, mit ihnen Verträge jeder Art abzuschliessen.,ist der höchste Vertreter der Exekutive, hat das Begnadigungsrecht, beruft dt« Kammern ein und schickt sie wieder nach Hause, kurz, tn seiner Hand ist die höchste Regie- rungSgewalt tn säst schrankenlosem Umfange vereint. Dir einzige Einschränkung kann die Ausübung dieser autokrati schen Macht durch den Sprecher des Kongresses erfahren, doch fällt diese Hemmung selbstverständlich fort, sobald sich Prä- stdent und Sprecher einig sind. Und das ist in Amerika der Fall, da beide die Bertreter des GrotzkapitaliSmuS sind und -aS gleiche Ziel Im Auge haben. Deshalb find die in der unbeschränkten Regierungsgewalt WtlsonS etwa noch vor handenen Lücken aufs rascheste durch die Vollmachten aus- gefüllt worden, die dem Präsidenten nach der Kriegserklär, ung übertragen worden sind. In welchem Sinne Wilson diese Macht auszunutzen gedenkt, das zeigen uns dt« Tat- sachen. Wer darüber noch tm Zweifel sein sollte, der kann sich durch Wilson selbst belehren lassen, der in seinem staats- rechtlichen Handbuche sagt: „Das wesentlichste Kennzeichen einer jeglichen Regierung, gleichgültig, welcher Form, ist -te Autorität". Die Demokratie mag sehen, wo sie bleibt, die Wtlfonsche Autorität weitz sich durchzusetzen. Das steht man an der Art und Weise, wie bi« amerikanische Regie- rung mit der „ösfentlichen Meinung" umspringt. Kurzer hand werden alle, die nicht unbedingt auf WtlsonS KriegS- polttik schwören. alS Verräter gebranbmarkt, und die Pblizet hat im „freiesten Lande der Welt" alle Hände voll zu tun mit der Verhaftung von Friedensfreunden. Rück- stchtSlos werden all« Trugbilder demokratischer Freiheit über den Haufe» geworfen, nach der Militärpflicht wird setzt auch die Zivtldienftpslicht eingeführtz'der Präsident bekommt die Aufsicht über alle privaten Finanzgeschäfte: über die gesamt« Ausfuhr, kurz, er vereint dt« Höchste Gemalt in unbeschränk- 1er Form, t* et« Diktator tm etnentkichste« Sinne de» Wortes und macht so seine eigenen Worte wahr, die sich ebenfalls im Buche „Der Staat" finden: „Eine viel stärkere Gewalt steht hinter dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, als hinter dem russischen Zaren". Terestschenko hätte vielleicht gut daran getan, bei seiner Begrüßung der amerikanischen Abordnung auf diese Worte Bezug zu nehmen: denn daß die Redensarten von der amerikanischen Demokratie und der deutschen Autokratie eitel Heuchelei sind, ist denn doch nachgerade zu klar und offenkundig ge worden. Dagegen hätte es einen eigenen Reiz gehabt, wenn der Diktator Wilson als Träger zaristischer Gewalt non dem russischen Demokraten Terestschenko gefeiert worden wäre. Auch die Weltgeschichte schreibt Satiren. Ein Schweizer Schritt zur Herbeiführung einer deutsch-russischen Verständigung gescheitert. Reuter sowohl wie die Petersburger Telegraphen- Agentur bringen Mitteilungen betreffend -ie Usbermitt- lung -es Angebots eines deutschen Friedens in Petrograd durch Bundes rat Hoffmann. Chef des politischen Departements der Schweiz, vermittels des in den letzten Wochen dort weilenden schweizerischen sozialistische» Nationalrates Robert Grimm aus Bern. Zu diesem Telegramm erfährt die Schweizerische Depeschen- Agentur von zuständiger Stelle folgendes: Am 27. Mai 1917 hatte National rat Grimm die schweizerische Gesandt schaft in Petrograd, wo er sich damals aufhielt, ersucht, dem Bundesrat Hoffmaun ein Telegramm zu übermitteln, in dem er in der Hauptsache ausführte, das Friedens- beüürfnis sei allgemein vorhanden. Ein Friedensschluss sei in politischer, wirtschaftlicher und mili tärischer Hinsicht zwingende Notwendigkeit. Di« Erkennt nis hiervon sei an massgebender Stelle vorhanden. Die einzig mögliche und gefährlichste Störung dieser Verhand lungen könnte nur durch eine deutsche Offensive im Osten erfolgen. Unterbleibe diese Störung, so werde eine Liqui dation in relativ kurzer Zeit möglich sein. Daran wurde die Bitte geknüpft. Bundesrat Hoffman» möchte über die bekannten Kriegsziel« der Regierungen Nationalrat Grimm unterrichten, da di« Verhandlungen dadurch er leichtert würden. Am L Juni 1917 ist folgendes chiffrierte Antwort- Telegramm an die schweizerische Gesandtschaft in Petrograd abgegangeu: Bundesrat Hofsmann ermächtigt Sie, Grimm folgende mündliche Mitteilung zu machen: Es wird von Deutschland keine Offensive unternommen werden, so lange mit Russland eine gütliche Einigung möglich erscheint. Aus wiederholten Besprechungen mit prominenten Per sönlichkeiten habe sch die Ueberzeugung, dass Deutsch land mit Russland beiderseits einen ehrenvollen Frieden anstrodt, mit der künftigen Regierung Handels und Wirtschaftsbeziehungen, finanziell« Unterstützung für den Wiederaufbau Rußlands, Nichteinmischung in Russ lands inner« Verhältnisse, freundschaftliche Verständigung über Polen, Litauen und Kurland unter Berücksichtigung ihrer Völkereigenart, Rückgabe des besetzten Gebiets gegen Rückgabe des von Russland besetzten Gebiets in Oesterreich- Ungarn. Ich bin überzeugt, dass Deutschland und seine Verbündeten auch ebenso mit Russlands Verbündeten so fort in FriedenSverhandlungen eintreten würden. Bezüg lich der Kriegsziele nach dieser Seite verweise ich auf die Kundgebung der „Nordd. Allg. Ztg", worin in grundsätz licher Uebereinstimmung mit Asquith über die Krage der Annexionen behauptet wird, Deutschland wolle Leine Ge bietserweiterungen zum Zwecke der Vergrößerung. sowie der politischen und wirtschaftlichen Machtcrweiterung. Dieses Telegramm ist von unbefugter Seite entziffert und in -er Zeitung ,Social demokraten", dem Organ Brantings tn Stockholm, veröffentlicht wor den. Dieser Schritt ist vom Bundesrat Hoffmann ohne jede Beeinflussung tm Interesse der Förderung eines baldigen Friedens und damit im eigenen Vandcsinteresse unternommen worden. tW. T. B.1 Inzwischen ist Grimm ausgewiesen worden un ser grosse Rat der Soldatenabgeordneten hat die Ausweisung bestätigt. Das Reutersche Bureau meldet aus Petersburg: Der grosse Rat der Solbatenabgeordneten hat mit 640 gegen 121 Stimmen einen Entschluss angenommen, durch den die Ausweisung des Schweizers Grimm gebilligt wird. Eine Erklärung über di« rnsfisch« RegierungSpolitiL b. Minister Zeretelli gab auf dem allrussi schen Kongress des Arbeiter- und Soldatenrats eine Erklärung über die Regierungspolitick ab. Er sagte: In außenpolitischer Hinsicht wünschen wir einen neuen Vertrag abzuschliehen, worin die von der russischen Demokratie verkündigten Grundsätze als Richtschnur der internationalen Politik der Alliierten anerkannt werden sollen. Wir werden alle Mittel anwenben, um unser Pro gramm für alle Ententeregierungen annehmbar zu machen. Eine Vermeidung des Bruches mit den Alliierten ist unter allen Umständen notwendig. Wir betrachten alsschltmm- esErgebniS unseres Kampfes für den allgemeinen riebe» einen Sonderfrieden mit Deutschland, der das Ergebnis der russischen Revolution zuschanden machen würde und für die internationale Demokratie ver hängnisvoll fein müsste. Ein Sonderfrieden ist tatsächlich unmöglich. Ein derartiger Frieden würbe Russland zu eine» neue« Kriege au -« Sette der germanische» Koalt»