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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.09.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260901023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926090102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926090102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-01
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
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Nr. <10 Sette 2 — »vre^ner Nachrichten" — Mittwoch. 1. September 1S2s licii ohne 'Widerspruch. und „ach außen zeigt heute keine euro. pusche 'Naiion ein so geschiosseucs Bild! 'Noch lebt das Per. trauen in den „unbesiegbaren Duer", und die Menschen hier glaube» wirklich an ihre Neberlegenlieit iiber das rückständige Euro,>«, glaube», die „Ideen vvn 1780" durch eine neue Ge- sellschast erseht zu haben, die andere Völker zum Vorbild nehmen iverden. So gehl Iialien nach t^enf. daS eS alS seinen Feind und Gegenpol empsindet,- es hat noch vor kurzem gemeint, dort an der Spitze einer ansehnlichen Gruppe erscheinen zu können, und sieht sich mit etnemmal ziemlich allein. Roch haben die kleinen Schreier, die ftir die Piazza schreiben den Ernst der Lage nicht ersaßt: sie reiben sich an allen Nachbarn, die Ata. Itrn umgeben, der Reihe nach und haben so auch unsere eben leidlich beruhigte Oessentltchkeit wieder durch das wahnsinnige Namendrkret erhitzt, da» den Tirolern vorschreibt, wie sie in Ankunft heißen sollen. Mag sein, daß es ihnen schon sehr bald lrtd tun wird. H. Lr.> Oertliches und Sächsisches. Verabschiedung und «luwetsung. Im Gchwurgerichtvsaale des Dresdner Landgericht- am Münchner Platz, der zu diesem Zwecke sinnigen Blumenschmuck trug, sand heute 10 Uhr aus Anlab de» in den Ruhestand ge tretenen Oberstaatsanwaltes Dr. Selle eine schlicht« Sb- schted»feter statt, mit der zugleich die Einweisung de» zum Nachfolger ernannten Oberstaatsanwälte» Bl ermrtz ver. bnnden war. Die Verabschiedung crsolgte durch den General- ktaatSanwalt Grasen Vitzthum, der einleitend auSsührte, daß Oberstaatsanwalt Dr. Delle das stv. Lebensjahr erreicht habe und auf Grund des sächsischen Gesetze» au» den LtaatSdtenslen auSschetde. Bereits am 1. März 19lS habe er Oberstaat», anwalt Dr. Selle als Ersten Staatsanwalt beim Landgericht Zwickau eingewtesrn. um ihn dann am 10. Januar 1918 in da» neu« Amt beim Landgericht Dresden rinzusithren. Und gerade in den letzten Jahren als Dresdner Oberstaatsanwalt, als verantwortlicher Leiter einer der größten StaatSanwalt- schaste» in Deutschland habe e» so manche äußerst schwierige und wichtige dienstliche Angelegenheit zu erledigen gegeben. Allseitig werde der Ucbertritt t» den Ruhestand, da» Aus scheiden nach mehr als vierzigjähriger, in der Hauptsache bei der Staatvanwaltschast verbrachten Dienstzeit, bedauert. Mit deu herzlichsten Wünschen und in der Hossnung aus einen un- getrübten, ruhigen Lebensabend schloß GencralstaatSanwalt Gras Vitzthum seine Ausführungen an den Ausschetdenden. Im Anschluß hieran erfolgte sogleich die Einweisung deS Amtsnachfolgers. GeneralslaatSanwalt Gras Vitzthum führte hierzu aus, die Ernennung sei ans Vorschlag de» Justiz- Ministeriums durch Beschluß des GcsnmtmintsteriumS ersolgt. Der Antritt als Letter der Staatsanwaltschaft Dresden er folge zu einer Zeit erregter politischer Verhältnisse. DaS Amt eines Staatsanwaltes erfordere strengste politische Neutralität. Al» Leiter einer Staatsanwaltschaft trage er die volle Ver- antwortung für diese Dienstbehörde, möge er jederzeit ein gerechter und auch wohlwollender Vorgesetzter sein. Im Namen der Beamten der GtaatSanwaltschast Dresden ergriff hieraus Staatsanwalt Dr. Meiß das Wort zum Abschied an den ausschetdenden bisherigen Vorgesetzten und ferner zur Begrüßung vvn dessen Nachfolger. Oberstaats, anwalt Dr. Seile sei ein Vorgesetzter gewesen, der wie selten einer sich allseitig des größte» Wohlwollens erfreut habe. Seine geradezu vorbildliche Selbstlosigkeit in und außer Dienst, seine streng unparteiliche und gerechte Amtsführung sicherten ihm ein dauerndes Andenken bei der gesamte» Be amtenschaft. Ein Gefühl des Wcbmutö beschleiche alle aniüß. lich des UebertrtttS in den Ruhestand: herzlicher und aus. richtiger Dank im Namen der Beamtenschaft der Staats- anwaltschaft Dresden begleite ihn. In den Begrüßungswortcn an Oberstaatsanwalt Viermctz betonte Staatsanwalt Dr. Metß, daß er mit uneingeschränktem Vertrauen empsangen werde, daß er der gleichen Unterstützung wie sein AmtSvor- änger Dr. Selle sicher sei. Mit bewegten Worten dankte ieraus Oberstaatsanwalt Dr. Selle für die herzliche Ab. hiedofeicr. Fast neun JcGi-e habe er als Letter der Staat», anwaltt^'" ^-»-Sden mit den Beamten »u'ammeugrarbeitet. Er scheide an» Kreisen, wo er sich wohlgefllhlt habe, und werde nicht aufhören, die fernere Entwicklung der Staatsanwalt, schaft mit Interesse zu verfolgen. Mit Worten de» Danke» an den Minister, an GeneralstaatSanwalt Graf Vitzthum, an Staatsanwalt Dr. Meiß und an die Beamten sür deren treue Mitarbeit und Unterstützung schloß der Scheidende seine trefflichen Worte. Oberstaatsanwalt Vtermetz bankte für die Worte anläßlich seiner Einweisung. Er sei kein Fremder der Staatsanwaltschaft Dresden, habe er doch bereits in den Jahren von 1011 bi» 1018 al» Staatsanwalt und Richter am Landgericht Dresden gearbeitet. Er forderte straffe Pflicht erfüllung im Interesse des Staates und unseres Volke», und er bat um gegenseitiges Vertrauen und gedeihliche» Zu- sammenarbeitcn. Mitteilungen aus -er Gesamlrals-Sjtznng vom 81. August isrs. Den Stadtverordneten werben folgende Bewillig«»ge« vvrgcschlagcn: ») 80 000 Mark Nachbemilligung für den Neubau de» Obdachlosenheims auf -er Löbtattcr Straße sBerbesse- rungen der Planung): b) 65 MO Mark zur Erweiterung der Kesselanlagen und für weitere maschincntechnische Verbesserungen beim Ermeite- ruugsbäu des Güntzbade»: c) 80 OM Mark für die Innenausstattung des zweiten Er- wctterungsbaueS beim Bürgcrhetm: ci) 80 000 Mark für Mehrverbrauch an elektrischem Strom in der Kläranlage Kaditz infolge erhöhten Pump- betrtebes währen- des Elbhochwassers: «1 rd. 15 OM Mark BeichleusungSbetträge für die Dtadt< gut st ratze in Vorstadt Räcknitz: s) 88M Mark zur Tcilbeschleusung der Kaden straße im Sta-tteil Dobritz. Noch immer kritische Lage des Handwerks. Klagen über zunehmende Schwarzarbeit Erhöhte steuerliche Belastung gegen 102». Berlin, 1. September. Die vom Deutschen Handwerker. buuS im vorigen Berichtsmonat geäußerten Hoffnungen auf eine baldige Besserung der wirtschaftlichen Lage sind »ach de» Mitteilungen deo Deutschen Handwerks- und Gewerbekamnier- tagcs noch nicht erfüllt worden, denn die Anzeichen einer Be lebung, die ans anderen Bernfogrnppen gemeldet werden, haben sich bei ihm leider noch nicht seststellen lassen. Im Gegenteil mutz sogar sestgestellt werden, daß die Kurve des Beschäftigungsgrades sich verschiedentlich wieder in absteigen der Linie bewegt. Die ans die Lage im Bergbau infolge der Vorgänge in England gesetzten Hoffnungen haben sich höchstens insosern verwirklicht, als sie günstigenfalls eine lang, fame Abdeckung der bei den Handwerker» ansgelaufencn Ver- braucherschnlden zur Folge haben werden. Eine nachhaltige Besserung deo Beschäftigungsgrades ist jedoch nicht zu vor- zeichneil. Auch ist eine Einwirkung deS znni Teil günstigeren Geschäftsganges der Industrie aus das Handwerk nicht zu ver- spüren. I» mehreren Bernfsgruppen mußte sogar eine Er» Weiterung der K nrzarbeit vorgenommen iverden, und nur ganz wenige Handwerksbetriebe habe» noch regelmäßig Bescbästignng anfznweisen. Insbesondere sind die Erwartungen der Handwerker ent täuscht worden, die »ormalerweise im August gut beschäftigt waren, wie z. B. daS Baugewerbe, die Maler, Schmiede, Stell, macher, Böttcher usw. Wohl wurden vvn der Landwirt schaft Aufträge aus JusrandsetzungSarbeiten erteilt, doch be schränken sich diese infolge der zum Teil schlechten Ernteaus- sichten ans das nnnmgänglich notwendige. Verhältnismäßig zufriedenstellend beschäftigt waren, abgesehen vom Friseur- Handwerk. das allgemein gut beschäftigt ist, nur die Hand werker aus den Nordsee-Inseln. Die Klagen über die S ch >v arzarbeit, die Beschäftigung von Erwerbslosen nicht nur durch private, sondern auch gewerblichen Unternehmungen, nehmen beständig zu und bedeute» eine schwere Konlurreuz für daS Handwerk. Zum großen Teil müssen Arbeite» und Lieferungen zu Preisen übernommen werden, die nicht nur keinerlei Gewinn, sondern auch kaum noch die Bestehung», kosten decken. Besonders geben im Ban- und den Bauneben- gewerben die PreiSiiiiterbictungcn bei der Vergebung öffent licher Arbeit zu Klagen Anlaß. Im Zahlungsverkehr ist keinerlei Bessern» g eingetreten. Ratenzahlung ist allgemein üblich, und zwar übersteigen die von den Kon- Der Rücktritt öes Oberreichsairwalls Ebermayer. Leipzig, t Sept. Mit dem heutigen Tage ist Oberreichs- onioalt Dr. Eber ma ner von seinem Posten zurückgetreten. Zu seiner Berabschiedung war Ministerialdirektor Dr. B'nmkc vom Neichojustizministerium erschienen. Er sprach dem scheidenden Ober reichen »wall den Dank deS RcichSorändenten und der Reichsregierung für sein langjähriges hervorragendes und verdienstvolles Wirken guS. Hierauf führte er den neuen Oberrcichsanwalt W crner in sein Amt ein. Der österreichische Nalionalral sür Ramek. Der Antrag aus Erhebung der Anklage abgclehnt. Wien. 1. Sept. Auf die Forderung der Negierung hin, wonach der vor den Ferien von der sozialdemokratischen Oppo sition in der Angelegenheit der Zentralbank cingebrachte An trag auf Erhebung der Anklage gegen den Bundeskanzler und die Mitglieder der Negierung noch vor der Abreise des Bun deskanzlers nach Genf verabschiedet werden soll, ist heule der National rat znsammengctretcn. Nachdem der Ver- sassnngsausichuß den Antrag abgelchnl hatte, brachten die So zialdemokraten jedoch einen Minderheitsbcricht ein. Die De batte verlief bisweilen stürmisch, besonders mährend der Rede Dr. Seipels und des Bundeskanzler? Dr Namek. Nach vier stündiger Debatte wurde der Antrag aus Erhebung -er An klage abgelchnt und der Regierung das Vertrauen aus gesprochen. Die Abstimmung löste ans der G n l e r i e, die vor- sumenten geforderten zinslosen Kredite allmählich jede» erträgliche Matz. Das Handwerk dagegen muß bet seinen Lieferanten bedeutend kürzere Zahlungosristen einhalten oder erhebliche Verzugszinsen zghlen. Zu einem hohen Prozent- iatz sind auch Klagen gegen die Kunden fruchtlos, da der Schuldner bereits den OffenbarungSetd geleistet oder keine Pfandiverte besitzt. Die Kreditbeschaffung ist für den Handwerker im allgemeinen tmmer noch schwierig, und nur vereinzelt ist cS gelungen, dem Handwerk Darlehen zu er. träglichen Zinssätzen zur Verfügung zu stellen. Die finanzielle Lage der Handwerker wirb durch die fälligen St euer sor- der ungen sür viele Betriebe katastropl-al verschärft. Die Steuerbescheide für einzelne Handwerkcr bedeute» zum Teil eine Mehrbelastung von 60 dis 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslvsenzifser hat keinerlei Verringerung erfahren. Besonders betroffen sind davon Angehörige deS Veklctdungshandwerks. Groß ist auch die Arbeitslosigkeit unter de» Maurer- und Zimmergcsellen, obwohl die Sommerzeit die Hauptsaison des 'Baugewerbes darstcllt. Der Ruhrschie-sjpruch jür verbindlich erklärt. IDurch FunkspruchO Berlin, 1. September. Der Schiedsspruch vom 27. August d. I. ist auf Antrag der Bergardeiterverdäube oo« ReichöarbeitSministcr für verbindlich erklärt worden. Da mit sind die Löhne für den Ruhrkohlcndergdau sür längere Zeit geregelt. <W. T. B.) Spaltung im Dottzugsansschuh der englischen Bergarbeiter. London, 1. Sept. Die Blätter berichten von einer Spal- t n n g innerhalb des Vollzugsausschusses des Bergarbeiter, verbandes. Laut „Daily Erpreß" führt der Bergarbeitersührcr Smith die Radikalen und Eook den Teil, der einen gün. stigen Rückzug suche. Dem Arbeiterkorrespondenten des »Daily Telegraph" zu folge wird die Eiesamtzahl der bis heute wieder zur Arbeit er schienenen englischen Bergarbeiter aus 50 000 Mann geschätzt. Die englische Kohleneinsuhr. London, I. Sept. Der Bergbaumiiiister teilt mit. daß von Anfang Mat bis znm 28. Ananst 7 600 000 Tonnen Kohlen eingeführt worden sind jT.-U.) wiegend von sozialdemokratischen Partciangehörigen besetzt mar, stürmische Pfuirufe und großen Lärm a»S. Einige der Hauptschrcier wurden von der Polizei festgcnommen. sT.U.) Italienische Desialionspolilik. Rom, 1. September. Im gestrigen Ministerrat wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt mit dem Ziel einer Ver teidigung und sukzessiven Aufwertung der Lira. Die Notcnzirkulgtion erfährt mit sofortiger Wirkung eine Re- duktivn vvn 6,7 auf 4,2 Milliarden Lire. Gleichzeitig erhöht sich die Goldreserve der italienischen Notenbank nm etwa eine halbe auf 2,1 Milliarden Goldltre. Ferner wird das vom Fs- nanzministcr vorgclcgte Bankkontrvllgesetz angenvm- mcn, dessen Hauptziel Sicherstellung der öffentliche» Spar gelder ist. Schweres Erdbeben aus den Azoren. Ucbcr ein Erdbeben aus den Azorcninscln wirb auS Lissabon gemeldet, daß nach Angaben des Gouverneurs ans der Insel Fayal fünfzig Personen getötet wurden. Fast die ganze Stadt Horta ist zerstört. Die portugiesische Negierung hat eine sosortige Hilfsaktion beschlossen. Der Konsul der Bereinigten Staaten telegraphierte seiner Regie rung, das Erdbeben sei das schwerste, das die Insel bisher be troffen habe. Daö amerikanische Note Kreuz hat seine Hilfe zngesagt. Auch anS Mexiko werden starke Erdbeben ge» meldet. Ebenso wurden in Griechenland starke Erdstöße verspürt. Das neue Berliner Thealersahr. Ein Auftakt von Karl Strecker. Die meisten Berliner Bretterkönige haben die große Sommerpause nicht »ach ihrer Svrachwurzel ipauostai — auf- hörenj gewürdigt — sie haben nach dem Winter ihres Miß vergnügens den Lirvhhut aufgesetzt und in leichter Sommer ware muuier weilergeipielt. Aber launisch, wie die Witterung, war auch die Gunst des Publikums: einige Bühnen mußten sehr bald ihren „Schlager" guSwechseln. weil er kein Treffer war. andere gaben das Rennen ganz ans, und vereinzelt gelang es, sogar bessere Geschäfte als im Winter z» machen. So sand ich noch an einem der letzten Wochentage des August bei einem Besuch des deu Sommer hindurch gespielten Schwanks „Das Ekel" unter der Direktion Kuhnert im Deutschen Theater ein bis zum letzten Play besetztes Parkett, eine Ueberraschnng, die freilich wohl weniger dem unmöglichen Schwank, als dem Komiker Max Adalbert zu.zuschreibcn ist, der mit seiner ge mimten Bärbeißigkeit und trockenen Komik die Gründlinge im Parterre zu Lachsalven hiuriß, aber sein Bestes doch gab, wenn aus diesem dürren Bvde» schüchtern ein Blümlein echter Gute aufblühte — eine ganz eigentümliche Note dieses belieb ten Komikers, die er sorgfältig wie seinen Kaktus pflegen sollte. . . . Nun geht der Sommer zn Ende, der Vorfrühling des GrotzstadtlebcnS beginnt — bald werden die ersten Blätter »nd die ersten Stücke fallen. Borläuiig eröffnen die meisten Theater das neue Spieliaßr mit einer Wiederholuna des letzten Erfolges tm alten, das Wichtige sind nicht die Abendstunden tm Lichlerglanz, sondern die Vormittage im dunklen Bühnen raum. wo die Proben der neuen ttebcrraschungen in vollem Gange sind. Werden es wirklich Neberraichuugen. und — was wichtiger ist — werden sie erfreulich sein? Tie meisten Theater müssen heute verzweifelte Anstrengungen machen, um sich bei der allgemeinen Wirtschaftslage, bei dem gefährlichen Wettkamps mit Kino. Rundfunk, Revue und Jazz überhaupt nur über Wasser zu halten . . . Aber wie wir die Hoffnung nicht ausgebcn dürfen, daß a»S den Nebeln und üblen Dunst- schwaden der Gegenwart allmählich doch wieder geistige und seelische Werte sich herausheben, wenn auch vielleicht in neuen Formen und in neuer Bedeutung, i'v wollen wir auch trotz alle dem und alledem scst daran glauben, daß das Theater, das Drama falle» großen Dichtern das höchste Kultursymbol der Menschheit), sich wieder aus seine Ausgaben besinnt, aus jene durch Jahrhunderte geheiligten Wirkungsmöglichkeiten edler und emporreibender Art. Das Verlangen danach ist, aller Gcschmacksdämmerung zum Trotz, bei Bielen groß, und nicht gerade bei den Schlech testen, der mutige Sucher nach echten künstlerischen Quellen wird, wenn er seine Sache versteht, auch auf seine Kosten kommen. Mehr als je ist es aber Ausgabe und Pflicht Ser K r i t i k. hier zu helfe», zu fördern, zu stützen. Wenn auch, erklärlich genug, gerade geistig anspruchsvolle Köpfe heute müde auf die Brust sinken und mit hoffnungslosem Lächeln den Dingen ihren Laus lassen: wir müssen diese Gleichgültig keit überwinden, müssen frisch -»greifen und das Unterholz lichten, wo ein Stamm seine Krone im Gipfel der Sclbstcnt- wicklung sucht. Ohne das Lebensbedürfnis der Theater und ihr Lawieren um die Gunst der Zahlenden mißzuvcrstehcn oder pharisäisch zu verdammen, werden wir doch die Forderung aufrecht halten, daß der Geschmack des Publikums nicht mehr nach der Inflationszeit eingeschätzt wird. Und an dieser Stelle werde ich nicht meine Aufgabe darin sehen, jeden Kitsch des In- und Auslandes, nur weil er tn Berlin aufgesührt wird, hier sorg fältig zu buchen oder gar zn zergliedern, sondern darin, daS Wertvolle, Wesentliche zu betonen und zu würdigen, so dem Aufbau in diesem .Kulturbezirk nach Kräften zn dienen. Unter diesem Gesichtspunkt bedarf die erste Neuheit der Vorsaison, Han» Müller» Gchaniptel „Veronika" sin, Deutschen Künstlertheater), nur weniger Worte. Eine Kran kenschwester, sonst treu und tugendsam, stolpert einen Schritt vom Wege, sie läßt sich eines Abends ohne Urlaub aus. und verführen, und diese Pfllchtvcrgessenheit straft der Himmel so gleich, indem er das kranke Kind, das Veronika in Pflege hat, zu sich nimmt. Die Szene wird zum Tribunal, aber es gibt noch Richter tn HanS Müllers Theaterstaat: Veronika wird freigesprochen dank der alle Herzen mit Theaterrührung be wegenden Verteidigung de» kleinen Anwalt» idem Karl Etltngcr echtere Züge gab, als der Verfasser gerechnet hatte) und der Güte eines Richters, der tn Wirklichkeit Arthur Krauöncck hieß. Wer Hans Müller kennt, weiß, wie er solche Konflikte „hinlegt". Menschen und Schicksale haben für ihn nur insofern Wert, als sie sich zu einseitigen Zweckkonstruk- tlonen, zur Herbeiführung dramatischer Knalleffekte oder zur Speisung einer mechanischen Tröpselvorrichtung für künstliche Tränen verwenden lassen. Aber freilich: Käthe Dorsch vermag selbst einer Wachsfigur Leben ein,»hauchen, Ne braucht in ocr Titelrolle nur sich selbst und nicht Hans Müller zn spielen, so ist der rauschende Beifall da, dem dann auch, wie gcrusen, der Autor folgte, und der die geliebte Serie ver- bürgt. Kunst und Wissenschaft. ß* Mitteilungen der StaatStheater. Opernhaus. Freitag, 3. September l>-8>, AnrechtSreihe „Turanbot" mit Anne Rosclle, Waldemar Stacgemann, Adolph Schocpflln, Eurt Taucher, Julia Röhlcr, Paul Schvffler, Heinrich Tehmer, Ludwig Ermold. Musikalische Leitung: Fritz Busch; Spiel leitung: Jssai Dobrowen a. G. Schauspielhaus. Freitag, S. September l^8). An- rechtßreihe -4: Wiederholung de» Mysterium» „Candida" von Bernard Shaw tDeutsch von Stcgsrteb Trcbitsch). Spiel- leitung: Paul Wtecke. s* DaS Jahrbuch der Sächsische« StaatStheater erscheint soeben znm 107. Male. DaS „Grüne Buch" bringt wie tmmer die Uebersicht über die Mitglieder der Generaltntendanz und Verwaltung, wie der Oper, des Schauspiel», der Kapelle usw. unter Berücksichtigung der Aenderungen, die sich in der Spiel, zeit 1025/20 ergeben haben, sowie den Rückblick aus diese. Den literarischen Beitrag des Jahrbuches bildet diesmal der erste Abschnitt einer Geschichte der StaatSoper von threr Gründung bi» zur Gegenwart au» der berufenen Feder von Professor Otto Schmid. Der zweite, letzte Abschnitt wirb tm nächsten Jahrbuch erscheinen. Die Schrift ist zu einem großen Teil au» eigenem Erinnern und Erleben des Verfasser» ge- schöpft und unter dein Gesichtspunkte entstanden, die große Ueberlteferung der Dresdner Oper auflcben zu lassen. Mit ihrem wertvolle;, Bildcrschmuck dürfte sie allen Ihren Freunden und Besuchern willkommen sein. DaS Buch ist zum Preise von einer Mark in allen Buchhandlungen und bei den Logen- schließen, erhältlich. s* Mbert-Theaier. Donnerstag, den S. September, erste Wiederholung des Gastspiels de» Stadilkealer» Altona: „VIS- marck» Entlassung", ein Siück Geschick»« in drei Akten von Emil Ludwig ln der Be,-«">n>. der Erstaufführung. ß* tkentral-Theater. Die Direktion weist nochmals daraus hin, daß die Vorstellungen ab heute bereit« K 8 U h r beginnen. ß* Dresdner Künstler anSwtlrt». Hilmar Hcgarth au» der Dresdner Gelangschule Amanda Sylva wurde al« erster lyrischer Bariton an die städtische Oper ln Saarbrücken verpflichtet. — Mustkschrtststeller Earl Johann Perl wurde als Opernregtssenr an die städtischen Bühnen in Essen verpflichtet. 's* Opernhaus. Die Wiedergabe von Pucclnt» »Tu. randot" am Dienstag unter Busch zeigte tn mancherlei Hinsicht ein veränderte» Bild. So war die Rolle de» Timur- svhnes, des unbekannten Prinzen Kalaf, mitTaucher neu br. seht. Es Ist erstaunlich, mit welcher Ucberlcgenhelt der Künstler diese anspruchsvolle Aufgabe meisterte. Uebcr die Fülle seiner
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