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7ß. Jahrgang. <10 Abenö-Ausgabe Mittwoch, 1. Sepiember 1S2V «radlanIchrM: »»ckrlckl»» S*NlIpr»»«r.Samm«Inumm»: 28 2^1. Nur >ür Na<tzIg»y>rSch»: 20 VN. »KKakiik,» »."> l- »>» >S S«pIdr. U«2v >aqü« ,w»,maN«»r Juuellu», r»> »uu» >.be n» rk OkgllgS ' VvevUtjt V»ftd^u«»pr«i» >ur woiu» S«pl«mb»r ! 'war- odn, PoftzuII,llm>g»g»düdr. «>«4».»»»»»» II Dt» ri»lj»la»«i w«ri>«, nach Doldmar» ,»r»«n»i «t» «mipalttg» X> mm or»>>« ' 'ZV Mo- >ur au»wLrI« 4- PI». Fami»»nan,«>g»n und St»u»ng»>uch» odn» 10 >uh«rdald ro Pia- dl, «0 mm dr»ü» R«t>Iam«^»,I» lso Pia. 0N»rI»na,dadr w Psn Ausw Auftraa» »a»a Porau»d«mi>> Anzeigen-Preise: U«- ubrrdold Äa Schnülolun-1 und Sauplg«IchS>t,ft»ll» M»rt»»Ilr« i» Druck u. Drrtan von »1tr»I«d » A«t»«r»i m Dr»»b»u. PoMcheck-gonio >O6L 0»»,!»«,. Nack^ru- n>„ mp '»»»'Nck-r 8„»ll»n»«-»>>- P»--dn»r 1>"M, Niling-' llnn-rr'n-i- Sa-riNfttick- m»rd»p NM „p rwadrl blne Rüstungskontrolle für Frankreich! Bei Wahrung -er nationalen Souveränität und -es Geheimnisses -er Mobilisierung! Derkrauenskimdgebung -es österreichischen Aalionalrales für Ramek. — Der Ruhrschieössyruch für verbindlich erklär!. Paul Voncour phantasier!. Paris, 1. Sept. Paul Boncnur hat vor keiner Abreise nach Genf einem Vertreter des „Oeuvre" Erklärungen über sie Abrüstungsirage gemacht. Die Frage iet. ko sühne «r aus. außerordentlich ernst. Sobald der Streit um die Ratssitze endgültig erledigt sei habe sich der Völkerbund mit der Abrüstungsangelcgenheit zu besoffen. Das Geschick deS Völkerbundes hänge von dieser Frage ab Man müsse un- bedingt zu einem Ergebnis gelangen. Wenn dieses darin be- stände, daß die nationalen Rüstungen Gegenstand eines inter nationalen Vertrages würben, ko wäre schon viel erreicht. Frankreich nehme die Ehre in Anspruch, als erstes Land eine internationale Kontrolle seiner Rüstungen zu,«gebe«. - Dieses sei die Veste Antwort auf die Anschuldigung über den französischen Imperialismus. Bisher habe Frankreich auf diesem Wege nur die Zustimmung der kleinen Mächte ge sunden. die mit Frankreich zusammen gegangen seien' Die großen Mächte hätten sich bisher geweigert, ihm zu folgen. Ueber das Wesen der internationalen Kontrolle erklärte Paul Boncour, es könne sich naturgemäß nicht um ein« Kom- Mission handeln, die durch Europa reise, um die Kasernen und Arsenale zu besuchen. Die nationale Souveränität «nd das Geheimnis der Mobilisierung könne nicht in Frage gezogen «erbe«. WaS Frankreich wolle, sei ein Kontrollorgan, das aus verschie denen Vertretern bestehe und das in besonderenFällen zur Untersuchung herangezogen werde. <TU.) Dle Kullurschande -er französischen Frem-enkeglon. DaS neueste Sonderheft der Süddeutschen Mo natshefte: »Die Fremdenlegion", richtet einen Appell an das Weltgewissen. Sehr wertvoll sind hier besonders die genauen Angaben über die setzigen Werbebureaus in Deutschland und ihre Methoden, über die schandvolle Tätigkeit beut- scher Spione in fremden Diensten, über die Lage im Saargcbiet, über die Einstellung Minderjähriger und den Legionärsvcrtrag. über die Aufklärung und über die offizielle deutsche Abwehr, die sich als noch viel zu schwach erweist. Unter französischem Druck müssen immer wieder ertappte französische Werber freigclassen werden. So kommt eS, daß im Fahre 1828 mindestens 7ll o. H. aller Legionäre deutscher Abstammung waren. eine furchtbare Zahl! Der Dienstbetrieb in der Legion gestern und heute, die unglaublichen Kamps-Marschleistungen in der Glutsonne, nur ermöglicht durch die dauernden menschen- mvrdenden Ucbungsmärsche. die GescchtSleistungen. und die großen Straßen» und Kulturbauarbeiten unter unbarm- herziger Knute, die obere Führung, das Ofsizierkorps, die Psyche der Fremdenlegivnäre. die typischen Verbrechen und Laster, das Verhältnis zu den Eingeborenen lFrankreich ver steht es raffiniert, Legionäre und Einheimische gegeneinander auSzuspiclenj, die merkwürdigen sanitären Einrichtungen, unter denen bezeichnenderweise die Irrenhäuser eine Nolle spielen, Desertion und Entlassung, kurz, das ganze Leben dieser Söldncrtruppe der Marianne wird in großem Bilde entrollt. Das ungeheuerliche Strassystem mit seinen Folterqualen, vor allem die Strafbataillone unter dem Abschaum des französi- schen Ofsizierkorps, erfährt eine eigene Schilderung, ebenso die Kriegsschauplätze der Legion im weiten gewaltigen franzö sischen Kolonialreich. Immer wieder werben auch die jüngsten Ereignisse, namentlich in Marokko und Syrien, auf Grund genauester Nachrichten und Berichte beigezogen. Ein schlichter, aber desto eindrucksvollerer Bericht eines jüngst nach den Rifkämpsen entlassenen Deutschen schließt diese vorzügliche Schrift, die mit einer nervenaukpeitschenden Ruhe und Sachlich keit St« Schmach der weißen Kulturnation Frankreich be- lettchttt. Erschüttern» kommt dir ganz« »eutsche seelische und körperliche Not zum Bewußtsein: vor den Augen der Welt soll Deutschland schuldbeladen bleiben, soll aus diesem Grunde die Fron unmöglicher Reparationen weiterschleppen, die auto matisch die deutsche Arbeit vom Weltmarkt ausschließt, und von den Millionen deutscher Arbeitsloser dürfen Tausende und aber Tausende rechtlos für den Imperialismus des kinder- armen Frankreich verbluten. Möge diese Schrift dazu bei trage», daß Deutschland endlich wie ein Mann das Recht fordert, seine Kinder nicht zu dieser Schlachtbank schleppen lasten zu müssen, und daß alle Kulturnationen vereint die Ab schaffung dieser Snltnrschande verlangen. Don Werbern -er Fremdenlegion verschlepp!. Düsseldorf. 1. Sept. Wie fetzt bekannt wird, find zwei 16jährige junge Leute am Sonntag von einem Werber der frauzöfischen Fremdenlegion verschleppt worden. Sie hatte« den Werber am Sonntagvormittag kennengelernt, er- klärteu daun zu Hause, sie ginge« zum Nheinstadio« zum Schwimmen. Kehrten aber nicht zurück, woraus der Vater des einen der Polizei Meldung machte, die einen der jungen Leute in Bingen festnehme» konnte. Der andere ist mit dem Werber entkommen. Rom un- Gens. Zuspitzung -er Lage in Tanger. Spanien sor-er! Wahreglung -es französischen Gesanolen. Madrid, 1. Sept. Der spanische Bertreter i« Tanger, EspinoS, hat im Zusammenhang mit der Maßregelung des EhesredaktcurSber »Dcpeche Marocaine" die Ausweisung des Administrators der Tangerzone, Albergue, gefordert, «eil dieser der spanten» «nd italienseinttichcu Haltung deS frauzöfischen Marokkoblattes nicht entgegengetreten ist. Außer dem verlangt Espinos, dem französische» Gesandten i« Tanger aus dem gleichen Grunde einen Verweis zu er» teilen. Es heißt, daß der italienische Generalkonsul, Bantelli, die Forderungen Espinos' unterstützt. sT.U.> » London, 1. Sept. .Zöcstm Inster Gazette" berichtet aus Tanger, die Nachricht von der Weigerung der Regierungen Großbritannicnsund Frankreichs, die Ucberlassungvon Tanger an Spanien als Teil eines Protektorates zu erwägen, habe in der französischen Kolonie Jubel hervyrgerufen, in der spanischen Kolonie aber Empör» n g geweckt. Bon der Verwaltung wurde alles getan, um einen Konflikt zwischen Len beiden Gruppen zu verhindern. sL .T.B.j " Die SludienkommMion billig! -ie Vorschläge ihrer UnlerkommGon. Genf, 1. Sept. Die S t u d i e n k o m m is s i o n des Böl» kerbundcs ist heute vormittag 11 Uhr wieder zu einer öffent lichen Sitzung zusammengetretcn. Der In der gestrigen Sitzung der Nnterkominissivn anSgearbcitete Entwurf hat bis aus den polni'chen Vertreter Lokal die Zustimmung sämtlicher Dele gierten gesunden. . Geiivrle Verbln-unsten mtt tSenf. Berlin, 1. Sept Aus Gens lagen heute vormittag an hie siger amtlicher Stelle keine Meldungen vor da infolge von Störung der Drahtverbindungen keine Verständigung mit Genf zu erlangen war Driarrd und AebereinsNmmung zwischen Lhamverlai«. Paris, 1. September. lieber die kurze Unterredung zwischen Chambcrlain und Brianü bei der Durchreise EhambcrlatnS durch Paris führt der „Petit Parisicn" aus, baß die Unterredung nur einen sehr allgemeinen Charakter ge tragen habe und nur den schriftlichen Meinungsaustausch mährend der letzten Tage bestätigt habe. Man könne sagen, daß Chamberlain und Briand entschlossen seien, eng zusammen zu arbeiten, um alles zu vermeiden, was den Völkerbund ge fährden könne. An der Diskussion über die Tangerfragc dürften nur die wenigen Mächte teilnehmen, die direkt daran interessiert seien. lT.-ll.) Abrüstung. Reuyork, 81. Aug. Da» amerikanische MilitSrhandbuch weist folgende Zahlen über die militärische Stärke der euro- päischen Staaten auf:. England: 169 400 Mann aktiv, 320 000 Mann Reserve. 1216 Flugzeuge, 800 TankS, 200 Batterien. Frankreich: 738 000 Mann aktiv, 8 600 000 Mann Reserve. 1747 Flugzeuge, 846 Tanks. 700 Batterien. Italien: 308 000 Mann aktiv, 8 000 000 Mann Reserve. 1188 Flugzeuge, 100 Tanks, 464 Batterien. Rußland: 663 000 Mann aktiv, 7 600 000 Mann Reserve, 8si0 Flugzeuge, 60 Tanks, 700 Batterien. Polen: 806 800 Mann aktiv, 2 400 000 Mann Reserve, 610 Flugzeuge. 220 Tanks. 441 Batterien. . Tschecho-Slowakei: 150 000 Mann aktiv, 1200 000 Mann Reserve, 600 Flugzeuge, 60 Tanks, 830 Batterien. Jugoslawien: 116 800 Mann aktiv. 1600 000 Mann Re serve. 270 Flugzeuge, 186 Batterien. Rumänien: 143 000 Mann aktiv, 600 000 Mann Reserve. " 260 Flugzeuae 90 Tanks. 830 Batterien. Panaalo» unser «»chverralsanklaqe. London, 1. September: Nach einer Meldung ans Athen beabsichtigt der Justtzmtnister, PangaloS und seine Mit- arbeiter wegen Hochverrats unter Anklage zu stellen. Es verlautet, daß die' Regserung den Besitz des Generals PangaloS und aller übrigen Angeklagten beschlagnahmen will. (Von unserem römischen .Korrespondenten.) Nom, den 80. August. Unsere wenig schöne Erinnerung an die letzte Genfer Tagung im März ist nicht zuletzt getrübt durch das Spiel das damals Italien trieb, indem cs nicht offen, aber — und die italienische Presse hat cs dann offen zugegeben — beson ders durch Bestärkung des brasilianischen Wider- standcs gegen uns arbeitete. Nichts lüge näher, als jetzt Aehnlichcs zu erwarten,' und doch will der Optimismus, der die Wilhclmstraße beherrscht, diesmal auch in dieser Richtung seiner Sache sicher sein. Es ist auch richtig, daß die amtlichen Beziehungen seit einigen Wochen wieder etwas bester zu nennen sind,- man glaubt das namentlich seitens der neuen diplomatischen Vertreter in Deutschland, Eonte Aldovrandt ln Berlin und Summontc in München, sowie der verschie denen Konsular-Vertrcter bemerkt zu haben und setzt dabet entsprechende Weisungen des Palazzo Chigi voraus. Ge legentlich dort zu Pressevertretern gefallene Aeußcrungen lei tender Persönlichkeiten scheinen diese Beobachtung zu be stätigen, und auch die italienische Presse hat einmal kürzlich von einer „Annäherung" Deutschlands gesprochen, freilich recht kühl und in dem Sinne, als wenn wir jetzt dringend» vor Genf, eine solche suchten! Auch das große Publikum, namentlich die Hotelindustrie und Geschäftswelt, die nie di« von gewissen Kreisen aus durchsichtigen Gründen betriebene Deutschcnhctzc mitgemacht hat, zeigt den wieder, namentlich in Bcneiicn, zahlreicher anftauchendcn Deutschen ein freund liches Gesicht, und man muß schon täglich die Zeitungen lesen, um zu erkennen, daß unter der Asche noch Funken glühen, an denen wir uns unversehens doch verbrennen könnenl Nicht umsonst hat man jahrelang die Massen gelehrt mit zwei Gegnern habe es der Faschismus vor allem zu tun, die sich seinen bahnbrechenden neuen Lehren hemmend entgegen- stelltcn, mit dem Völkerbund und mit dem Deutsch tu m ja. — so kann man noch immer im „Teuere" lesen, der als Ausfluß der persönlichen Gedanken Mussolinis gilt — Deutschland benutzt nur den Bölkerbunc nnd natürlich Lo carno dazu, um so hinten herum seine alten Hegemoniepläne doch noch zu erreichen. Die vertrottelten westlichen Demokra tien begreifen das nicht, und so ist allein Italien noch das Bollwerk, das die Flut des Verderbens aushält, und alle guten Menschen haben die dringende Pflicht, sich un seine Sette zu stellen. Leider sicht es nur damit etwas windig aus, seit einig« von den Mächten, die bereit schienen, sich um das Banner des neuen römischen Imperiums zu scharen, sich neuerdings wie der anders besonnen haben: Rumänien schloß lieber mit Frankreich neue Freundschaft iund blieb so im Gleise -er Kleinen Entente), und der verflossene PangaloS hat, wie jetzt hinterher hcrauskommt, das Einvernehmen mit Belgrad höhergcstcllt als die „gemeinsamen Interessen in der Adria", die man ihm von Rom aus immer unter die Nase rieb: mit dem alten Fraiizosciisrciind Kondnriotis aber ist erst recht nichts zu wollen. Bleibt also nur Albanien, — bis zur nächsten Revolution,' in Jugoslawien aber nimmt di« Opposition gegen den Vertrag von Nctturno, mit dem Ntntschitsch dem Duce das Wirtschaftstor des Balkan geöffnet hatte, ständig zu. — Im Weste» hat allerdings Spanien» einig mit Rom in der Verwerfung des Parlamentarismus, die Freundeshand gereicht, die Frankreich mit saurem Lächeln sieht: aibcr es verlangt den ersten Beweis in der unversehens aufgeworfenen T a n g c r f r g g e. in der Italien von Eng land die Hände gebunden sind! — Was aber die Situation für den Faschismus nahezu unerträglich zu machen beginnt, das sind die Zusammenkünfte der Größen der Weltwirt schaft, die Kali, Eisen, Kohle und — Geld verteilen, ohne dem neuen Italien dabei einen Stuhl, geschweige denn eine Stimme anzubieten. Alle diese Dinge aber, über die jetzt in Parts, Brüste! und Evian Gewichtiges gesprochen wurde, braucht Italien, und zwar dringend! Geld am allermeisten: aber wenn auch -er Staatshausbalt ein gcraa-zn glänzendes Plus aufweist. so ist doch nirgends Kredit zn haben, und der Export stockt, während die Einfuhr, namentlich von Kohle und Getreide, znnimmt: eine Dvllaranlcthe wäre nur gegen so- fortige Einführung der Goldwährung zu haben gewesen, die die Industrie völlig ruiniert und die bisher vermiedene Arbeitslosigkeit hcrausbcschworcn bätle. Man muß Achtung haben vor der entschlossene» Energie, mit der Mussolini diesen Schwierigkeiten zu Leibe zu gehen sucht: seine persönliche Arbeitskraft scheint sich zu verdoppeln: aber er verlangt dasselbe auch von allen Volksgenossen Noch ist die Kaufkraft der Lira künstlich hochaebaltcn. aber die Teuerung wächst, und nun treten am 1. September noch die einschneidenden Etnschränknnacn im Brotluda'-f für Kuchen- Herstellung und Vrcnnstofsvcrbraiich in Kraft! Jede Woche bringt neue Verordnungen, die irgendwie beschneiden was von vcrsassiingSmäßigcn Freiheiten ülnig war. „Der Unsinn des Wählens muß überhaupt anshörcn!" lagt die Re- giernngspressc: „Wählen ist rückständig!" Schon gibt eS keine gewählte» Bürgermeister melir: sic werden nur noch er nannt, und demzufolge fällt auch das erst voriges Jahr den Frauen gewährte magere kommunale Wahlrecht wieder weg. Sogar ln der faschistische» Partei, dem ..Gencralstab der Na tion", werden die Provinzialiekreiärc künftig nur noch von oben ernannt werden. — Alle diese Maßnahmen erträgt Jta-