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Dresdner Nachrichten : 27.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191006274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19100627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-27
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.06.1910
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EtlEt 3 »Dresdner Ngchrschten" U Montag. »7. Juni 1V10 Nr. »75 Geffalt eine- Ra-defekte» ereilt«, der tön S Runden zurück- warf. Gutgnard konüte nach 22.34.8 Min. mit einer Ehren- runde dem Publikum, da- ihm lebhaft applaudierte, seinen D«»k abftatten. Die deutschen Wettsahrrekord» wyrden mehrfach gedrückt, und z«tzr von Wal- thour. der 10 Kilometer in 7/lO.t btz«. 7,48,l beziv. 7.46 n,hr «Ryser l7. U». l« in Steglitz t« 7„5l Mi«) und -v »tl«. meter im Ai-Ktlometer-Rennen in l4,46 Min. absnlviert« iThetle »1. t«. 00 in Steglitz in 14.50I« Min ). — Die Marti» Luther Gemein»« hielt gestern nachmittag im Naturtheater des Vereins Volkswohl im Heibepark einen Wa ldaotteS dienst ab. Um '1,4 Uhr hatten sich viele wunderte in dem von hohen Bäumen beschatteten Naturtheater eingesunden. Nach einigen einleitenden Gesängen und einer Schrtftvorlesuna ergriff Herr Pastor Dr. Kühn das Wort »u einer von den Worten: .Der liebe Gott geht durch den Wald" getragenen ergreifenden Predigt. Der Wald sage »ns, daß inan auch im Glauben stark sein müsse. Der WaldeSdom sei der geeignetste Aufenthalt und Tummelplatz für die Jugend, da ste hier dem Schöpfer am nächsten stehe. Doch auch im Walde gebe es manchen morschen wurzellosen Stamm: deshalb sei es notig, die Erde, in der man wurzele, zu prüfen. Redner kam zu der Schlußfolgerung, daß wir alle im Vaterlands wur zelten : deshalb sei man auch dem Vaterlande Dank schuldig. Hauptsächlich in der letzten Zeit. da Ser fremde Cäsar im Süden unS zu den korrumpierten Völkern geworfen habe. TcS sernereu seien wir unserem Landesfursteii für sein mann- »aftes Eingreifen i» dieser Sache zu Danke verpflichtet. Einige Gesänge und ein Gebet beschlossen de» Waldgottesdienst. — Das erigtnal-Koschat-Luintett au» Wien unter der persönlichen Leitung des Komponisten Thomas Ko schal gibt heute uns DIenStag im A u s stell u » g s park zwei Konzerte. Den instrumentalen Teil führt die Kapelle des Leib-Grenadier- RegimentS Nr. 100 aus. Die künstlerische» Leistungen des Quintetts sind zu bekannt, um »och besonderer Erwähnung zu pedürsen, weshalb hier nur darauf aufmerksam gemacht sei, aast nur diese beiden Konzerte, und zwar bei jeder Witterung, stattfinde». Die Konzerte beginnen um u», Uhr nachmittags, f,öre Vorträge deS Quintetts gegen 8 Uhr. Eintrittskarten .» 75 Ps. sind im Vorverkauf zu haben in der Königl. Hof- niufikalienhandlung von A. Ries sKaufhaus) und bei Ad. Brauer. Hauptstrage 2. — Vercinsnachrichten Der 1. Verein Dresdner Gaft - und Schankwirte hält Mittwoch, den 29. ds., nachm. ^4 Uhr. beim Kollegen Gleisberg. Cotta, Cossebau- der Straße, »Zur Heiterkeit", eine Mitglieder-Versamm- lung ab. — Der Dresdner Verein der Kinder- > re nnde, C. V-> lKinderschutz» halt heute abend 8 Uhr im kleinen Saale des Evangel. VereinShanses, Zinzendorf- uraße 17, seine Hauptnersammlung ab. — Ein großer Valion erschien gestern nachmittag gegen :! Uhr in beträchtlicher Höhe am östlichen Himmel. Er befand 'ich in einer Höhe von etwa 2M> Meter und zog von Südsüd west langsam dicht neben einer gewilterörvhenorn Wolkenwand, Sic auf Dresden einen starken Regenguß niederschickte, nach Nordnvrdost. Durch die regenschmangeren Wolken wurde der Ballon einmal um mehrere Hundert Meter niedergedrückt, so daß es schien, als ob er im Elbtale, vielleicht bei Pirna, landen wollte, doch stieg er nach Ballastabgabe bald wieder empor und verschwand in den Wolken ivas angesichts der Wetterlage ein Wagnis bedeutete. Der 'Namen deS Ballons war infolge der beträchtlichen Höhe natürlich nicht zn erkennen: der herrschen den Windrichtung nach zu schließen, kann es aber der Ballon „Plauen" gewesen sein, der am Vormittag einen Aufstieg unter nahm, oder es war ein banrischer Ballon, der, au der Wind stärke berechnet, dann allerdings schon eine Nachtfahrt hinter sich gehabt haben müßte. Die Manöver des Ballons fanden natürlich die lebhafte Aufmerksamkeit vieler Spaziergänger. — Die Feuerwehr wurde am Sonnabend abend gegen 12 Uhr nach E i s e n st u ck st r a ß e 4 alarmiert, wo auf dem Hofe in einem Eisenbehälter ölige Putzwolle durch Selbstent zündung in Brand geraten war. — Gestern mittag erfolgte ein Alarm nach Struvestraße :!. Hier waren im Keller eine Partie Körbe in Brand geraten. Beide Brände konnten mit einer Schlauchleitung gelöicht werden. — Eine Störung VeS StrastenbahnbetriebS trat gestern mittag gegen 1 Uhr aus der König Zvbann-Stratze über den Pirnaischen Platz bis nach der Pillnitzer Straße infolge Ver agens der Strvmzuleitung ein. Die Wagen standen aus dieser tark befahrenen Strecke in beiden Fahrtrichtungen längere Zeit rill. Gegen halb zwei Uhr war die Stromznleitung wieder hergestellt und der Verkehr konnte sich wieder in der allen Weise abwickeln. Der Vorgang hatte eine große Menschen ansammlung zur Folge. — Ein Dresdner vermißt. Der als Kurgast inRagaz weilende 88jährige unverheiratete Kaufmann Schräder aus Dresden, der am Mittwoch trotz mehrfacher War nungen ohne Führer zur Besteigung des 2566 Meter hohen Ialknis-Gebirgsstockes in Graubündcn aufgcbrochen war, wird seitdem vermißt. Drei am Donnerstag abend und eine am Freitag abend von Ragaz abgegangene Rettungs- lolvnnen sind ohne dem Vermißten zurückgekehrt, so daß Sonnabend abend eine 5. Rettungsmannschaft aufbrach. Auf der österreichischen Seite des Berges liegt l'-. Meter hoher Schnee. — Aaszeichnung. Ter Rktiengeiellschalt vormals Seidel u. Naumann in Dresden wurde aus der Internationalen nnd Bezirks Ausstellung zu Kasan für ihre dort ausgestellten Ideal- Schreibmaschinen die große goldene Medaille verlieben. Neuer Schissstnp für slachgchendc Lchraubenschissc mit großer Majchiuenkraft Die Dresdner Maschinenfabrik nnd Schiffswerft Ucbigau, Aktiengesellschaft zu Dresden- Ucbigau. bat vergangene Woche für die Firma: Bauiuiter- nehmnng A. Lanna, Prag, zwei verschieden große Schran- benbovtc abgeliescrt, die einen ganz neuen Schissstnp dar- ,testen und nrit welchem sowohl bei reinen Geschwindigkeits- sahrten, als auch beim Schleppen bei nur geringem Tiefgang von 60 brzw. 65 Zentimeter» bei den Probefahrten ganz hervorragende Leistungen erzielt wurden. Die Neuerung ist gesetzlich geschlitzt. Sic besteht in einer beweglichen ver stellbaren Klappe, die in einem Schacht des muldenförmigen Hecks eingebaut ist. Die Klappe kann dem jeweiligen Tief gänge bezw. der Fahrgeschwindigkeit des Schisses entsprechend zwecks Erzielung höchster Nutzleistung nach Belieben ein gestellt werden. Bei Leerfahrten oder bei größerer Belastung des LchifseS kann die Klappe im allgemeinen hoch gestellt werden, um dem von der Schraube beschleunigten Wasser den ungehinderten Abfluß zu ermöglichen, wodurch eben eine größere Geschwindigkeit erzielt wird. Für das Ma növrieren, sowie etwaige Rückwärtsfahrt des ganz flach gehenden Bootes ist die Klappe ganz unten cinzustellen. um den Zutritt der Luit zn den über den Wasserspiegel ragenden Dell der Schraube zn verhindern, wodurch ein nberra'chend guter Rnckwärtsgang erreicht wird. Da die Nenernng selbst bei nur flachen Tiefgängen der Schiffe die lleberlragnng nnd gute Ausnutzung verhältnismäßig großer Maschinenstärken ermöglicht und gleichzeitig eine vorzügliche Manövrierfähigkeit nnd RttckwärtSgang gewähr leistet, io steht diesem Schissstnp für flache Gewässer eine ausgedehnte Anwendung in Aussicht. Erwähnt sei noch, daß obige Werst unter anderen derartigen Schleppern einen großen Einschranbenichleppdampfer von 280 Pferdestärken bei nur l Meter Tiefgang mit vorstehender 'Neuerung im Bau hat. - Heidenau. Von de» beim Brande der Fabrik von Fricdmann u. Riedel Verletzten sind nur »och einige im Krankenhanie nntergrbrachi und anch diese befinden sich auf dem Wege der Besserung. — Fretberg. Die Sächsische Lcinrn-Jndu- st r i e - G e s c l l s ch a f t vormalS H. C. Müller u. Hirt. A. G., beging am Sonnabend die Feier ihres 50-jährigen Bestehens. In welchem Maße man dir Bedeutung der Freiberger Leinen-Jdustrie-Gesellschaft einschätzt, bewies die große Zahl der Ehrengäste, welche vor mittags 11 Uhr dem Fastaktus im Hechelsaal des Etablisse ments beiwohnten. Es waren erschienen Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, zahlreiche Mitglieder deS Handels und der Industrie und sonstige Ehrengäste. Herr Direktor Hhost entbot de» Geladenen einen Will- k»«»«»arub und »eilt« dann u. «. mit. baß Zugunsten der Angestellten nnd Arbeiter wettere SV 000 Mll zu der be stehenden „Müller-Hirt-Gtiftuna" in Höhe vbn 8Ü000 Mk. von Frau StaLNeat HittsDredben. der Wtttve eine» der Gründe, der Firma, gespendet mordest feix«. Glückwünsche überbrachten u. a. Vertreter der Hanhetbkammer ustd de» Verband«» de» Gächstschest Industriellen tu Dresden nud Herr Oberbürgermeister Haupt. «stch wurde wieder ein« «tobe Anzaöl Arbeitet und Arbeiterinnen für LrrüetN de» Arbeit ausgezeichnet. — Graßenhat». Auf Beschluß de» Großenhain,r T*b»esana«»schusfe» vom Al. Juni wurde an Se. Majestät de« König folgende Adresse gerichtet: »An Ge. Maj. den König in Dresden. SvaS Tw. Majestät nach der Veröffentlichung der päpstlichen Enzyklika zur Borromäusfeter zur Wahrung des konfessionellen Friedens im Sachsenlande aus Allerhüchfteigener Bewegung in Gnaden getan, haben wir am vergangenen Sonntag unter frohen Dankgebeten in unseren Kirchen vor Gott rühmen dürfen. Nachdem nun Ew. Majestät, umjubelt von der Bevölkerung der Residenzstadt, von der Reise zurück gekehrt sind, wagen auch wir es, Tw. Majestät in der Heimat untertänig zu begrüben und für den Beweis landesväteritcher Fürsorge und Huld, den mir mit allen evangelischen Untertanen von Ew. Majestät in jüngster Zeit erfahren dursten, unseren Dank elirsurchtsvollst hier durch Ausdruck z» verleihen. Die Geistlichen und Kirchen- vvrständc der Ephorte Großenhain. Superintendent Pache," Darauf ist telegraphisch die nachstehende Antwort aus der Königlichen Villa zu Wachmitz etngcgangen: „Herrn Luperiutendenten Pache. Großenhain. Se. Majestät der König lasten den Geistlichen und Kirchenvorständen der Ephoric Großenhain für die übersandte Kundgebung Aller- höchstseinen Dank aiissprechen. v. Schmal», Major nnd FIttgeladjutant." — Lehn bei Pommrttz. Verhaftet wurde auf hiesigem Rittergute eine Schweinemast». Sie hatte vor einiger Zeit heimlich geboren, das Kind umgebracht nnd st, die Jauchengrube geworfen. — SeishennerSdors. Freiwillig aus dem Leben geschieden ist am Sonnabend hier die Handels frau Falk, dir in der ganzen Umgebung durch ihren Hausierhandel mit Hüten und Mützen bekannt war. Ein Augenleiden, das in der letzten Zeit zu völliger Blind heit führte, dürfte jedenfalls die Ursache zu dem Selbst mord sein. — Teplitz. Am Sonnabend nachmittag ging hier ein heftiges Gewitter nieder, wobei der in allgemeinem An sehen stehende Turner Zimmermeister Joseph Anderle auf offener Straße vom B litz erschlagen wurde. — Supferberg in Böhmen. Das unterirdische Felsen- laborinth des K » p f e r h ü g e l s soll jetzt den Touristen und Naturfreunden zur Besichtigung zugänglich gemacht werden. Am 20. Juni d. I. wurde mit den Sicherungs arbeiten im Maria hilfstollen begonnen. Hierdurch soll es den Besuchern des Kuvserhügels nicht allein mög lich geinacht werden, das sich bietende Panorama der Natur schönheit, sondern auch die unterirdischen Schätze des Kupferhügels zu bewundern. Die Stchernngsarbeiten wer den so eifrig betrieben und schreiten so rüstig vorwärts, daß schon im nächsten Monat die feierliche Eröffnung des Mariahilfstollens zu erwarten steht. — vom hohen Schiteeberg. Am Freitag nachmittag wurde der hohe Schneeberg zuin ersten Male mit Automobilen be fahren, und zwar von zwei Adlerwagen der Dresdner Automobildroschkengesellschaft. Bet den schmalen, wild zer rissenen Stetnwegen haben sowohl die Führer, als auch die Mechanismen eine anerkennenswerte Leistung hinter sich. — Für nächstes Jahr ist der Ausbau einer Fahrstraße bis zum Plateau geplant. — Amtsgericht. Der Butterhändler Carl Otto Roß berg unterhielt im Grundstück Bautzner Straße 28 einen Laden, in dem er Margarine in Stückform als Butter ver kaufte. Er verlangte pro Stück 68 Psg. und machte ein gutes Geschäft dabei, denn der reguläre Preis der Marga rine beziffert sich auf 40—45 Psg. für die gleiche Menge. Eine Kundin hatte zu Hause aber beim Zerlassen der Butter bemerkt, daß man ihr Margarine verabreicht hatte. Sie erstattete der WohlfahrtSpolizei Anzeige, die sofort im Roßbergschcn Geschäft eine Untersuchung vornahm und dem Treiben des Fälschers ein Ende machte. Roßberg hatte die Bestimmungen des Margarinegesetzes agnzlich außer acht gelassen: er will von diesem Gesetz gar leine Kennt nis gehabt baden. Der Angeklagte war erst von Kaltofen nach Dresden übergcsiedelt. Die Tat gibt der Angeklagte zu. Mit ibm hat sich seine l8 jährige Stieftochter, die im Geschäft mit tätig war, mit z» verantworten. Diese wird indes freigesprochen, da sie nur als Werkzeug ihres Vaters anzusehen ist, dessen Anordnungen sie hatte Folge leisten müssen. Gegen Roßberg beantragte der Amtsanwalt, auf Freiheitsstrafe zu erkennen. Das Gericht erkannte auf ION Mk. Geldstrafe oder 20 Tage Gefängnis. - Der Fahr radhändler Otto K roll machte sich bet dem Verlauf eines Zwetrades des Betrugs schuldig. Dabei leistete der Fahr radhändler August Zimmermann dem Angeklagten Bei hilfe. Dem Käufer war das Rad von beiden als wert voller bezeichnet worden, als es tatsächlich war. Kroll er hält 8 Wochen, Zimmcrmann 2 Wochen Gefängnis. — Der Student Hugo Rotter, jetzt in St. Gallen wohnhaft und infolgedessen vom persönlichen Erscheinen zur Hanpt- verhanolung entbunden, zertrümmerte hier vor einiger Zeit mutwillig die Scheibe eines öffentlichen Feuermelders. Wege» Sachbeschädigung wird er zu 100 Mk. Geldstrafe ver urteilt. Wetterlage in Europa am S«. Juni Istlv. Dt« Verttilunq de« Drucke« ist beute wieder eine gleicbmSßig«. Heber der Ostsee lagert ein kräftiges Ties, dem müßig bober Druck über den bri tischen Inleln aegenülxrsteb». Unter der Wirkung des Dies», der Lachsen «merstebi, herrsch, irübes Wetter. Da der tie>e Druck sich noch weiter aus- breiien wird, ist rin« Periode regnerischen Wetters zu erwarten. Aussicht für Montag deu S7. Juni IV1V. Deft-Wind«: bedeckt: Temveratur wenig geändert: zeitweise Siegen. Wafferftand der Elde und Moldau. vubwetS Modran tzarvubt» Melntk Leitmeri» Buistg Dresden 21. Juni -s- 20 -z. >6 - «r -p «8 4- lS 4- S1 — 91 L«> Juni 4-2S 4- 2l - »« 4-1« 4- 4 4- 24 - 121 Mehr Zscbllcdlreil in «ln ?oIM fordert eine Zuschrift, die der „Nordd. Allg. Ztg." von einem Manne zngeht, der die Zeit politisch mttcrlcbt hat, in der Männer wie Bennigsen und Kardorff wirkten, »nd Engen Richter seine sozialdemokratischen Zukunftsbilder schrieb. Es heißt dort: ,, Die mittelparteiliche» Elemente sind in der Gefahr, zwischen den drei Mahlsteinen Agra rier, Zentrum, Sozialdemokratie zerrieben zu werden. Trotzdem kaum irgendwo ein Zeichen, daß sich die nach Zahl und Bergangenhet» wichtigste und zur Führung dabei be rufene Mittelpartei dem Drang der Dinge kräftig ent- gegenstemmen will! Es wird vielmehr immer deutlicher, daß die Stützen, die den Zug nach links anshalten wollen, eine nach der anderen niederbrechen. Uebcrall knallen in der Press» die Dynamttpatronen, die dem Liberalismus den Weg frei machen sollen, ln Wirklichkeit aber der Sozial demokratie die Hindernisse aus dem Wege räumen. Und niemand erhebt seine Stimme gegen diese Zerstörungswut. Der Liberalismus ist am NegterungSfieber akut erkrankt »nd wird vermutlich seinen Schaden erst besehen, wenn er sich al» Rekonvaleszent im Reichstage in den barmherzigen Händen von 120 sozialdemokratischen Aerzten wtederfindet. vet der Agitation, d>ie jR»t tm Lt-erattzS««» «in^. rtffen ist, geht diejenige LGeralttät tu »je Brüche, öl« «au in de« Gesinnungen und dem lebeudtgen Gemüt zu suchen hat. dt» Liberalität, auf dte zzerade uuser Bürgertum stolz und »de von dem SiberallSutitS, wie «» Sch jchz» bchtjtlW», hi«»«lwett verschieden ist. E» ißt Loch schmerzlich, ««»n ein Blatt wie dte »Bossifche H-ttung" et»«« »kt öer Ptetätdes Kanzler» «cheuüber «»»«« verstorbene» HentIum-abgeordneten alt Li,«»»öschas»»Lt«nst gegen dt« Partei de» rote» ylustellt, oö««»retn wenige Tage, nachdem Albert Traeger ein Glückwunsch, telegramm de» Reichskanzler» «halt« hatte. Daß t« »am Enzyklika-Aonfltkt ein gem«i»1ame» evangeiltschcs Interesse» nicht «tue Parteisache zu verteidige» »a,. tst et« längst Überholter Standpunkt. Unter vier Auge« gibt «an zu, baß brr Konflikt in einer b«frtedtge»ben weise zum AuStrag gebracht woröe« ist. Oefsentltch aher wagt mau «» nicht zu sagen, «eil man damit zugletch »em Kanzler ei« Lob erteilen müßte. Da» dark nicht sein; es kommt darauf an. ihn nach Kräften zu diSkreottteren und nur ja kein ver trauen auskommen zu lasten, alle» mit Rücksicht auf dte Wahlen. Dernburg hat, wie feststeht, freiwillig und einem lange gesoßten Entschluß folgend seinen Posten «er- lasten. Aber man macht au» ihm einen Märtyrer der liberalen Sache, de« Herr v. Bethman« nicht länger in der Regierung dulden wollte. Herr v. Moltke, dessen Berufung nach Berlin seinerzeit, wenn ich mich röcht ent sinne, in einem Berliner Blatt als Schlag tu» Gesicht L«O Liberalismus bezeichnet wurde, wird nach und nach gu einem Opfer seiner liberalen Gesinnung >rm- gedichtet. Daß Herr v. Dallwitzin Anhalt mit den Libe ralen ein gutes Auskommen gesunden hat, wird selbyver- ständltch ignoriert, dagegen seine entfernte Verwandtschaft mit der Frau des Führers des schwnrz-blaue« Blockes viel deutig unterstrichen. Herr v. Schorl einer, der sich um die Durchsetzung nationallibcraler Wünsche bet der Wahl reform bemüht hat, wird nicht als eine erfreuliche Erschei- nung bei der Zentralregterung begrüßt, sondern man be- klagt, daß das Rheinland von einem zentrumsfetndlich«« Oberprästdenten befreit worden sei. Go geht e» »nrch bi« liberale Presse, und man weiß nicht, wa» noch «erden soll. Es ist, als ob man die Fähigkeit verloren hat. Sachliche» sachlich und die Wahrheit um ihrer selbst Wille« zu sage«, weil man alles daraufhin ansieht, wie es gegen dte abtrün nigen Genossen des alten Blocks ausgenutzt werdeu kann." Diese Zuschrift wird hübsch illustriert durch folge»-« Ausführungen der gemäßigt liberalen »Köln. Ztg.": „Wenn die Haltung der Regierung in der preußischen Wahlrechtsvorlage überhaupt einen Sinn hatte, wa» au- zunehmen man doch berechtigt war, so konnte e» doch nur der sein, daß ihr «ine parlamentarische Mehrheit a«S Kon servativen und Zentrum nicht genügte: sie werde, so meinte man, nun doch versuchen, ihre Politik so etnzurtchteu, -aß ihr zum mindesten auch die Freikonservativen und dte Na- tivnalliberalen, die Mittelparteien, zustimmen könnten. Ein Fingerzeig nach der Richtung aber ist dte Erneuuuug der beiden neuen Minister für das Innere und für die Landwirtschaft zweifellos nicht. Man wird nicht fehlgehen, wenn man Herrn v. Dallwitz wie Herrn v. Schorlemer der st r e n g k o n s e r v a t i v e n P a r t e i a n s ch a u u n g zurechnet. . . . Zulässig ist es zweifellos, daß man. von den Persönlichkeiten ganz abgesehen, ans den politischen An schauungen» die diese Herren bisher betätigt habe», einen Schluß zieht auf die politische Richtung, die Herr v. Beth- mann etnzuschlagcn gedenkt. Nnd da müssen wir sagen, diese ganze Richtung gesüllt uns nicht. Sie ist uns auch nach allem, was vorausgegangen, nicht verstäu-- lich, es sei denn, daß Herr v. Bethmann wie bei der Finanz- refvrm im Reich auch in Preußen vor dem schwarz-blauen Block kapituliert Hütte, nachdem er bei der Wahlreform er fahren, daß die Konservativen eine Politik nach seinem Sinne, eine Politik der breiteren Grundlage, nicht mehr machen wollen. Ungleich der hoffnungSfroheu Erwartung, die seinerzeit die Ernennung Dernburgs zum Kolonial- minister begleitete, heben sich ans der Stimmung, mit der in der öffentlichen Meinung der Amtsantritt der neuen Minister in Preußen ausgenommen wird, zwei auffallende und unerfreuliche Merkmale ab. Das ist auf der «tuen Seite die schroffe Absage an Herrn v. Bethmann, mit der das amtliche Organ der nationalltberalen Partei die Er nennung der neuen Minister ausgenommen Hai, und »ms der anderen Seite das Wohlgefallen, mit dem eS das Zen trum begrüßt, daß einer seiner verhaßtesten Widersacher, in das Landwirtschaftsministerium cinziehi, um die vom UltramontaniSmuS gehätschelten Polen zu enteigne«. Beides läßt tief blicken, wie Sabor zu sagen pflegte, denn die Haltung beider Parteien wird wohl begründet sein. Eine Politik aber, die die nationalliberale Parteileitung veranlaßt, derart scharf Stellung zu nehmen, und dje beim Zentrum ein wohlgefälliges Schmunzeln hervorruft, kann im nationalen und liberalen Bürgertum nur Mißtrauen erwecke»." cagergercbicdte. Der Kaiser iu Kiel. Der Kaiser hörte am Sonnabend nachmittag die Vor träge des Chefs des ZivtlkabinettS Wtrkl. Geh. Rats v. Valentins und des Chefs des Marinekabinetts Vize admirals v. Müller. Um 6 Uhr 86 Minuten traf der Reichskanzler auf dem Kieler Bahnhöfe ein. Auf dem Bahnsteige waren erschienen der Chef deS ZivtlkabinettS. der Gesandte v. Trcutler, Oberpräsident v. Bülow und der Polizeipräsident v. Schröter. Exzellenz v. Valenttni Und der Gesandte v. Treutler geleiteten den Reichskanzler auf dem Vcrkchrsboot „Hulda" zur „Hohenzollern", wo der Kanzler Wohnung nahm. — Au dem bereits gemeldeten Eintreffen des früheren Staatssekretärs Dernbukg, der sich vom Kaiser verabschieden will, in Kiel erhält die „Bost. Ztg." von dort folgendes Telegramm: „Dte gleichzeitige Anwesenheit von Ballin und Dernburg auf dem Dampfer „Ozeana" gibt zu allerlei Kombinationen Anlaß. DaS Gerücht einer bevorstebenden engeren Verbindung Dernburgs mit der Hapag erhält sich. Dernburg, der ohne es zu ahnen, a»s der Fahrt nach Kiel sich im gleichen Abteil mit dem Berichterstatter des „Matin" befand, scheint sich über die politische Lage sehr freimütig geäußert zu haben." Eine Ehrung des vcrftorbeuc« GeueralS v. b. Plattitz. Am Mittwoch starb, wie bereits mttgetetlt, in Jntör- laken der General der Artillerie Max Edler von der Planitz. Um das Andenken de» Verstorbenen zu ehren, veröffentlicht das preußische „Arme« - Verordnungsblatt" einen königlichen Erlaß über die Anlegung einer dreitägige» Trauer für sämtliche Offiziere der Futz- artillerie. Der Verstorbene wurde am l5. November 1884 in Dresden geboren. Sein Vater war der herzoglich sachien-altenburgtsche Minister Gustav Edler v. d. Planitz. Nach einer glänzenden militärischen Karriere war Max Edler v. d. Planitz einer der ersten Genetale, die aus der Artillerie hervorgcgangen waren nnd mit der Führung einer Jnfantericbrigade betraut wurden. Er führte seit 1688 die 40. Jnfantertebrigade, 1880 erhielt er zuerst die l«. Division und dann die 2. Gardedivtsion. lMl wurde er zum Oberquartiermeister, lstS2 zum Gouverneur vo» Mainz, 1808 zum Generalinsvekteur der FußarUIerte be- fördert. 1902 konnte er, der sich 1870/71 das Eiserne Kreu zwetter und erster Klaffe verdient hatte, daS fünfzigjährig« DieNstjnbiläum feiern. Als er Ende 1VV2 zur DtSvositto« gestellt wurde, zeichnete der Kaiser den verdienten Offizier mit dem Schwarzen Adlerorden aus. Seinen Wohnsitz hatte General v. d. Planitz feitdem in Weimar. Keine Fürftuug des Grafe« Khue». Die Meldung, daß der ungarische Ministerpräsident Graf Khuen-Hedervarp vom Kaiser Franz Joseph
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