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88. Jahrgang. As 22S. Ve»ug«-Gebühr »i,r1«I>»tzrl. süe Dre». I»«» bei »iltch >w»I- inall,«« Zuiraaen, <an Sonn, und Monlogrn «ur «Inmoy ,,»o M.. »urck» ou»»>4rN»« N»m. Million«» dl»».««. Bei «tnmaltaee Zu- ftellung durch di« Post »M. (ohne »«stell,«Idj. »uolund: Oester- ketch-UnLLrn »,«» str., Schuxt, «,kd Frk»., Jioitrn 7.17 LK«. — Hochdruck nur «>t deutlich«» Quellen. nnonl,« ^Dr«»dn«r »üch,.->IulW, - Un- mrlon,te Manustriot« »erd. ntchiaufdewahri. Donnerstag» 13. August 1V14. Telegrmnm-Adresse: Nachricht« Dre«»«. kammelnummer für sämtl. Telephonanschlüsse: LÜL41 Nachtanschluß: SV 011. Hegvünöet 18S« Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in vres-en» fone/snb-5kioco/-ck» c/ioco/aris j Tafel 52^ Lüoeoinck» 1 Loeso ^ee H <g. 0o;e 2,40 u. m. „ A«ietgen-rarif. >nnahm« »on lllnNin. dioungen di» nachm » Uhr, Sonntag» nur M-rienliral,« zu oon l» di» >/., Uhr, Di« einloaUia« Zeit« (rlwa » SUbens so P,. die »«istmlst,« Zkti« auf Lerlseix 70 Pf,, die prxtlpaii. NeNameeeiie I do M.. zamillen- Nachrichten au» Dre». den die einst-ali. Zeile 7« Pf — In Num- mern nach Sonn- und Feiertagen erhöhter Tarif. — Au»wariig« Aufträge nur gegen Doraurdejadiung, Jede, Belegblatt >0 Pf. /re Lookon 2, Z o.- Hauptgeschäftsstelle: Marienstraste 38 40. esntrsl-l'iisalsf- Wsinrsslaursnl Vornehme Hukmackiung. » » Veste Verpflegung. Die „vrssclnsr ^aclirictilsri" beriekt man in /Xrnsiloi'k kür monatlich dlsrk 1,10, vierteljälnlich dtark cr,2S clurcst /^ciolf »läiins, ^slseun, l'siekislf'sks. Der europäische Krieg. Die französischen Verluste bei Mülhausen und Lagarde. — Die Tätigkeit unserer Flotte. Und wir dacht« der roten, der Toten! „Da» Kommando scholl, wir sprengten an, Ringsum die Wachtfeuer lohten. Die Rosse schnoben, der Rege» rann, Und wir dachten der Toten, der Toten ....!" So heißt cs in einem schwermütig stimmungsvollen Gedicht Ferdinand Frctligraths, das einen Patrouillenritt über ein Schlachtfeld im Jahre 1870 schildert. Nun sind wir wieder so weit. Die Zeitungen enthalten wieder wie damals die Verlustlisten, die dem deutschen Volke die ruhm- gekrönten Namen derer melden, die ihr Blut im Dienste des Vaterlandes vergossen haben. Da ist eS wohl an der Zeit, daß wir der ehernen, markigen Sprache, die diese Listen zu uns reden, eine tiefe, ernste Beachtung widmen und ihr bereitwillig Gehör schenken. Wie ergreifend wirkt eS, wie packt cs unser ganzes Empfinden, wie macht eS zuerst Len Atem stocken, wenn wir hinter so vielen, ach, so vielen Namen den knappen Vermerk lese», der Kunde davon gibt» daß ihre Träger jählings auf dem Felde der Ehre wie die Halme von der Sense des Schnitters dahin- gerüfft und in der Blüte ihrer ManneSkxaft gefällt worden sind! In der Seele jedes deutschen Patrioten hallt der unsägliche Schmerz wider, den der Tod so zahlreicher Bäter und Söhne, Gatten und Brüder in den Familien ringsumher in deutschen Landen auslöst, und beklemmend legt sich das Bewußtsein der ungeheuren Menschenopfer, die dieser Weltkrieg fordert, auf jedes Herz. Doch nur einen Augenblick. Dann loht um so mächtiger der heilige Zorn empor gegen die kaltblütigen, grausamen Verächter von Moral und Recht, von Menschenglück und Völkerheil, gegen die internationalen Verschwörer gegen den Frieden und die Wohlfahrt der Welt, gegen die Schänder und Totengräber der Kultur, die in wahnsinnigem Fanatismus all dies Unheil angezettclt haben. Auf ihr Haupt ihre Taten, aus ihr Haupt alle die ungezählten Todes- seufzer dieser Tage, auf ihr Haupt das Meer von Tränen, das den Augen der Witwen und Waisen entfließt. Wir aber, die wir der Früchte aller dieser Opfer teil haftig werden, wollen uns in die tiefste Seele mit unauslöschlichen Flamme nzeichen hin- einschreiben, was wir unseren lorbeer geschmückten Toten, die auf der Walstatt im ewigen Schlafe ruhen, schuldig sind, und was nicht minder an Dankespflicht allen Edlen gebührt, die für des Vater landes Ehre, Macht und Sicherheit mitstretten und ihre Gesundheit preiSgeben, wenn der Tod sie verschont. Bon unseren toten Helden insbesondere übernehmen wir Lebenden ein heiliges Vermächtnis, das nns zuruft: „Seid wie diese, die für Euch gestorben sind!" Jeder einzelne deutsche Patriot mutz es fühlen, daß ihn mit den glor reichen toten Streitern draußen ein inniges persönliches Band verknüpft, baß ein Teil ihres Wesens auf ihn über geht und ihn anspornt, sich der ungeheuren Größe eines solchen Opfermutes würdig zu erweisen. Wenn wir unserer Toten gedenken, dann müssen wir mit Herz und Hand feierlich geloben, daß wir alle unsere Kräfte auf unsere sittliche und nationale Läute rung verwenden und gründliche erzieherische Arbeit an uns selbst verrichten wollen, Tag für Tag, damit die Heldengeister unserer Abgeschiedenen mit Stolz und Freude auf uns blicken können und nicht in ihrer heiligen Todesruhc durch ein unwürdiges Verhalten der lebenden Volksgenossen gestört werben. „WaS du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um eS zu besitzen!" Dies große Wort unseres Dichter fürsten rufen unsere toten Helden unS zu. In unermüd lichem Ringen müssen wir daS. wofür jetzt die tapferen Sühne unseres Volkes ebenso mutig wieder in den Tod gehen, wie eS l870 die Väter taten, tagtäglich neu schaffen, neu erringen, neu erwerben durch eigene Arbeit, Kraft und Tüchtigkeit, damit cs unser eigenster Besitz wird, dessen wir wirklich wert sind. Nicht bloß genießen sollen wir das, was daS Blut unserer Helden uns sichert und gewährleistet, nicht den unheilvollen Mächten der Erschlaffung, Verweichlichung. Genußsucht und Nnmännlichkctt dürfen wir Gewalt über uns ein- räumcn. sondern arbeiten und ringen ohne Unterlaß müssen wir. um uns anbanernd gegen die Welt von Feinden zu behaupten, die uns haßerfüllt umgibt. Das ist die ernste und eindringliche Lehre, die unsere taten Helden uns predi gen. An jedem nationalen Feiertage wollen wir künftig mit ihnen Zwiesprache halten und aus ihrem gewaltigen Beispiel neue Kraft zur rastlosen Betätigung im Dienste des Vaterlandes schöpfen. Dann werden unsere Toten zu frieden sein in dem erhebenden Bewußtsein, daß das Opfer ihres Lebens nicht umsonst gebracht ist. Heldenmütige Aktivität unserer Flotte. S. M. Panzerkreuzer „Göbcn" und der Kleine Kreuzer „Breslau" sind am 5. August nach ihrer Unterneh mung an der algerischen Küste in den neutralen italienischen Hafen Messina eingclaufen und haben dort aus deutschen Dampfern ihre Kohlenvorräte ergänzt. Der Hafen wurde von englischen Streitkrästcn, die mit unseren Schiffen Fühlung bekommen hatten, bewacht. Trotzdem ge lang eS diesen, am Abend des 6. August aus Messina aus zubrechen und die hohe See zu gewinnen. Weiteres läßt sich aus naheliegenden Gründen noch nicht Mitteilen. kW. T. B.) Deutsche Unterseeboote sind im Laufe der letzten Tage an der Ostküstc Englands und Schott lands entlang gefahren bis zu den Shrtlandsinseln. Uebcr die Ergebnisse dieser Fahrt kann aus naheliegenden Gründen bis jetzt nichts mitgctcilt werden. (W. T. B.) Glänzendes Ergebnis der freiwilligen Kriegsspcubcn. Wir erfahren zuverlässigst: Nach den bis 10. d. M. er folgten Veröffentlichungen haben die Sammlungen für die K r a n k e n p s l c g e im Krieg und für die Familien der Krieger ergeben: In Berlin ein schließlich Vororten 4,0 Millionen Mark, in Hamburg 4,l Millionen Mark, in Bremen 2,7 Millionen Mark» in Frankfurt 3,8 Millionen Mark, in München 3,6 Millionen Mark und in BrcSlau 2„6 Millionen Mark. Wenn diese bisher bekannt gewordenen Zahlen von sechs deutschen Großstädten einen Rückschluß ans das ganze Reich zulassen, so ist bisher mit sr ei willigen Spenden von über 220 Millionen Mark zu rechnen. Begonnen haben die Sammlungen erst vor acht Tagen- Eine uochmaligc amtliche Warnung. Der Reichskanzler hat auf Grund des Gesetzes gegen den Verrat militärischer Geheimnisse durch die Bekannt machung vom 31. Juli Veröffentlichungen über militärisch wichtige "Nachrichten verboten. Die vorsätzliche Uebertrctnng dieses Verbotes wird mit Gefängnis oder Festnngshast bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafen bis zu 6000 Mk. bestraft. Mit Gefängnis bis zu einem Jahre wird bestraft, wer in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung oder angebliche Siege der Feinde wissentlich falsche Gerüchte ausstreut oder ver breitet. welche geeignet sind, die Zivil- oder Militärbehör den hinsichtlich ihrer Maßregeln irre zu führen. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher, sei eS auch nur fahr lässig. die Verbote Übertritt, die in dieser Hinsicht die Militärbefehlshaber auf Grund des Kriegszustandes erlasse» haben. Ein jeder tut deshalb gut. bei seinen Mitteilun gen größte Vorsicht walten zu lassen im mündlichen Verkehr sowohl, wie auch im Brief-, Fcrnsprech- und Tele- grammvcrkehr nicht allein nach dem Auslände, sondern auch im Jnlandc. Die Interessen des Reiches fordern, daß rück sichtslos gegen unbefugte Verbreiter der oben bezeichnet« Nachrichten etngeschrittcn wird. Zuversichtlich aber Vossen die Krtcgsleitungen deS Heeres und der Marine, daß sie in keinem Falle zu einem derartigen Einschreiten gezwungen werden, sondern daß alle Stünde aller Orten ihren Wün schen mit Verständnis für den Ernst der Lage und mit patriotischem Empfinden entgcgenkonrmen werden. Durch den Großen Gencralstab und den Admiralstab der Marine in Berlin werden den Tageszeitungen dauernd Nachrichten über die Ereignisse aus dem Kriegsschauplätze zugehen. Sie werden so ausführlich gehalten sein, wie cs das Reichsivohl gestattet. Hiermit muß sich die Allgemeinheit begnügen lassen. Alles weitere schädigt die Interessen des Reiches. Besonders wichtig bleibt danernd die Erhaltung aller Verkehrseinrichtungcn, namentlich der Kunst bauten an Eisenbahnen. Kanälen und Wegen, sowie aller der Schiffahrt dienende» Einrichtungen. Eisenbahnen. Kanäle und Brücken werden dauernd militärisch scharf be wacht. Die unerlaubte Annäherung an Bahnstrecken und Brücken ist daher mit Lebensgefahr verbunden. Jedem, der einen verbrecherischen Anschlag gegen unsere Vcrkelirsetn- richtungen vereitelt und einen Verbrecher cinlicsert oder zu seiner Festnahme verhilft. wird hohe Belohnung zuge- sichcrt. Auch bei dieser Gelegenheit wird aber nochmals darauf Angewiesen, daß der dienstliche Automobil- verkehr nicht durch falsch betätiatc Wachsamkeit ge stört werden darf, weil sonst der größte Nachteil für die Befehls- und Nachrichtenübermittlung entstehen würde. Fremde Autos sind jetzt nicht mehr im Lande. Amerikaner, nehmt deutsche Zeitungen mit! Eine beachtenswerte Bitte richtet ein Berliner Rechts anwalt an unsere amerikanischen Freunde, die jetzt in die Heimat zurückkehren. Er ersucht die Amerikaner, möglichst viel deutsche Zeitungen aller P a r t e i s ch a r l i e - rungen, die seit den Kriegswirren zur Ausgabe gelangt sind, mit nach Hause zu nehmen, damit ihre dortigen Landsleute, die ihnen durch die Engländer, Russen und Franzosen einseitig gemachten Mitteilungen aus ihre Rich tigkeit hin prüfen können- Die Durchschneidnng des deut schen Kabels nach Amerika durch die Engländer hat be kanntlich die Gefahr heraufbeschworen, daß die öffentliche Meinung Amerikas von unseren Feinden durch Lügen in der schlimmsten Art beeinflußt wird. Ein pomphafter französischer Ansrus an die Elsässer. Am Sonntag haben Flieger über Mülhausen Pakete von in Bclfort gedruckten Ausrufen herabgcworsen, die folgenden Wortlaut hatten: Aufruf des französischen Generalissimus an die Elsässer! Kinder des Elsaß! Nach 44 Jahren schmerzlichen Wartens betreten französische Sol daten wiederum den Boden Eures edlen Landes. Sic sind die ersten Arbeiter des großen Werkes der Revanche. Es erfüllt sic mit Rührung und Stolz. Um das Werk zu vollbringen, geben sic ihr Leben dahin. Die sranzösischc Nation steht einmütig hinter ihnen. In der Falte ihrer Fahne sind die zauberhaften Worte „Recht" und „Freiheit" cingegraben. Es lebe das Elsaß! Es lebe Frankreich! Der französische Generalissimus Josfre. — Die Hohlheit dieser Phrasen ist so cinlenchtend, daß sic keines Kommen tars bedarf. Rerhaftuug eines russischen Spiouage-Agcnteu in Stockholm. Nach Meldungen aus Stockholm wurde dort der be rüchtigte russische Spionage-Agent Hampen verhaftet. Hampen wohnte seit einigen Tagen unter dem Namen „Mister Mein" in einem Stockholmer Hotel, wo ihn ein Gast erkannte, der den Kommandierenden Admiral in Kenntnis setzte. Ter Admiral entsandte eine Patrouille, die Hampen verhaftete und mit ihm eine in sei ner Begleitung befindliche englische Dame, bei der Diamanten im Werte von vielen Tausenden gefunden wur den. Hampen war früher Leiter xincr russischen Spionage- Zentrale in Kopenhagen, die ihre Verbindungen über ganz Skandinavien, besonders über Schweden, ausgedehnt hatte. Dieses Spionagcbureau war seinerzeit aufgehoben und bei der Untersuchung der russische Militärattache in Stockholm, Assanowitsch, schwer kompromittiert worden. Finnland und der Krieg. Die Tatsachen, warum die Finnländer Deutschland wohl gesinnt sind, verdienen allgemein bekannt zu werden. Die Mobilisieruna in Finnland umfaßt, wie man nns von gut unterrichteter Seite berichtet, lediglich russische Truppen, während Finnländer überhaupt nicht cin- gczogen worden sind, oder eingczogcn werden können. AIS Rußland das Großsürstcntum Finnland von Schweden los löste, wurde in dem Frieden von l800 Finnland vom Kaiser Alexander I. zu einer eigenen Nation erhoben. Das Land erhielt eine eigene Berwaltung, eigene Gesetze, eigenes Münzsystem, eine Zollgrenze gegen Rußland, ein eigenes, nur auS Finnländern bestehendes Heer. Landtag ». a. für die Selbstverwaltung notwendige Einrichtungen. Nur nach Beschluß des finnländischen Landtages können Gesetze bin dende Kraft erlangen. Von der Bevölkerung von etwa 3)4 Millionen sind nur 2 Prozent Russen, der Rest Ger manen oder ttgricr sein mit den Ungarn verwandtes Volk). Die Selbstverwaltung Finnlands ist von dem jeweilige» russischen Kaiser beim Regierungsantritt eidlich versichert morden. Mit Stolz und Recht zähle» sich die Finnländer zu einer eigenen Nation. Bis Ende der 00 er Jahre hatte Finnland die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln, und die Nation war eine zufriedene, die eine hohe Kultur erlangen konnte. Nach dieser Zeit setzte der jetzige russische Zar trotz seiner eidlichen Regierungsversichcriing Ausnahmegesetze, welche die sinnländischen Gesetze verletzten, in Krast. Die Russisizicrungspolitik hat völlig seklgeichlagcn. Die Be stimmungen über Einführung der russischen Sprache in den Schulen schlugen derartig fehl, daß sie zurückgezogen wer den mußten. Der Generalgouverneur Vobrikvw, die Seele der Gewaltpolitik, wurde ermordet, das sinnländischc Heer ausgelöst, und die Offiziere nahmen ihren Abschied. Die Aushebung von Finnländern zum russischen Militärdienst konnte nicht durcliaesührt werden, zu Zcbntausenden wan- dcrten die Rekruten nach Amerika, »nd die Vesten deS Landes wurden entweder verwiese» oder zogen es vor, ins Ausland zn gehen. Noch heute leben Tausende von Finn ländern außerhalb ihrer Heimat. Seit 1V05 werden Finn länder überhaupt nicht mehr zur Militärpflicht eingczogcn. Mit passivem Widerstand haben die Finnländer den russischen Verordn»»««, welche die finnländischen Gcietze