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Dresdner Nachrichten : 30.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187405302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-30
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.05.1874
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». »«.II»«. anben w»r un«m ver Lage, auf emen derattigcn Loge!aufmerk sam zu mach«,, der al» angeblicher großer Rittergutsbesitzer vvn irgend au« Schlesien woher sich gerirend, mittel« Zeitungsannoncen Beamte für sein imaginäre« Rittergut suchte und auch einen Be werber um die ehrenvolle Stellung damal« fand, dem armen Menschen dann einige Hundert Thaler vorgeblich al» Eaution abnahm und al»bald mit seiner gemachten Beute spurlo« verschwand, dem Geprellten nicht« zurücklassi-nü, al« da« leere Nachsehen, und damit noch nicht zufrieden, gleich nach diesem auchbei einem Anderen, den er al« Inspektor für sein Gut zu engagiren versucht, dasselbe Manöver, jedoch erfreulicher Weise ahne Erfolg, wiederholte. Wie man un« nun soeben mittheilt, hat derselbe Mensch neuerding« wie der ganz in derselben Weise ein junge« hiesige« Ehepaar, von dem der Mann sich um irgend ein« Anstellung bemüht, in seine Netze ge lockt, mittel« gefälschter Dokumente ihn zu veranlassen gewußt, ihm al« Caution mehrere hundert Thaler, wie man erfährt, da« ganze sauer ersparte Vermögen der beiden jungen Leute, einzuhändigen, und sich dann in aller Eil« unsichtbar gemacht, dem Betrogenen die baldig« Ueberzeugung zurücklassend, daß da« Rittergut, wo man ihm eine einträgliche Stellung zugedacht, zwar existire, aber Niemanden weniger, al« jenen Schwind! r seinen Eigenthümrr nenne. - Herr Stattrath Bänlsck schreibt un«: Au» «n aß einer im gestrigen Blatte veröffentlichten Bemerkung über angebliche Erhöhung der Buttersteuer für Dresden gestatte ich mir. Ihnen mitMheilen, daß eine „Buttersteuer" iv Dresden überdaupst nicht beste' ' ' " M»M EM» »»VM. kenntniß^EIuspruch „Marktpfennige" erhoben und zwar sür jede« Gesäß mit Butter von r bi« zu 12 .staunen 5 Pzcnntge und für IckcS Gefäß von 23 und mehr Kannen lO Pfennige. Dieser Satz gilt seit dem Jahre 1856 und ist klS jetzt nicht erhöht worden, dürste auch raum bei den jetzigen Preiöverdältnissen als rin hoher zu dczcich. nen sein. Eine höhere Abgabe wird auch von den gebir gt s ch e n Butterhändiern nicht erhoben. — Die am hiesigen Platze seit fast lOO Jahren bestehende Eisenhandlung von C. T. L. Höicr's Söhne Co. ist geschloffen worden. Ein von derselben nachgrsuchtcö Moratorium ist nicht zu Stande gekommen und nunmehr von einigen drängenden Gläubigern die Hiliövollstreckung verlangt. Die ungünstigen Coniuncturm in der Eilcndranche und verfehlte Speculatlonen sollen die Ursachen des Falles sein. tDr. B. u. Hdbi.l — KönigSbrück, den 26. Mai. Gestern Vormittag 11 Uhr wurde den, Maurer Carl Gottdelf Nicki ich aus Wcißdach bei KbnigSbrück die große silberne PreiSmedallle mit der Aus schritt „Zur Bclohnmra des Fleißes" vom Ministerium dcS Innern fsir sclne 28jähnge treue ununterbrochene Arbeitszeit bei einem und demselben Meister - Herrn Amtvinaurermcistcr Nein- Hardt hier — seiten des Herrn Gcrichtsamtmanns Meusel im Beisein des Herrn Bürgermeister ReuSncr, der Herren Bau meister Reinhardt, Gcmcindevorstand Ziesche von Weißbach, so wie einer großen Anzahl seiner Mitarbeiter feierlichst überreicht. Einige herzliche Dankesworte Setten des sichtlich ticidewcgrc» Jubilars und dessen Prinzipais schloffen die einfache, sür unsere jetzigen Arbeitsverhältniffe bedeutungsvolle Feier. — In Okrilla bei Hermsdorf ist die Ehefrau des Mühlenbe sitzer» Ziller daselbst vor ca. 14 Tagen auf bis jetzt noch nicht er klärte Weise in das im Gange befindliche Mühlenwerk gerathen, wodurch die Unglückliche solche Verletzungen erlitten hat, daß sie am 27. d. daran verstorben ist. — Die am rechten Elbeufer bei Aussig gelegene Gemeinde Libochowan und noch drei benachbarte Gemeinden haben sich der älüatholischen Gemeinde in Aussig angeschloflen. Am Pfingstmon tag wurden vom altkatholischen Pfarrer in Aussig, Herrn Spitaler, in einer zur Gemeinde Libochowan gehörigen, hoch im Walde befind lichen Kirche der erste altkatholische Gottesdienst abgehaltcn. — In dem industriereichen großen Dorfe Cunewalde bei Löbau rxistirt seit vielen Jahren eine ganz curiose Einrichtung. Dort giebt es nämlich keinen Todtengräber, weshalb bei einem Todesfälle jedermal die zwei nächsten Nachbarn des Trauerhause« die Todten- gräberfunktionen, als Anfertigen des Grabes, das Aufbahren der Leiche u. s. w. zu besorgen haben. Dies ist doch gewiß originell, und dürfte wohl als Unicum zu betrachten sein. — Der Gutsbesitzer Beger in Döltzschen, Erbauer der bekann- ten^ herrlich gelegenen Begerburg im Plauenschen Grunde, welche fett 1854 den prächtigsten Schmuck der westlichen Höhen jener gro tesken Landschaft bildet, ist am zweiten Pfingstfeiertage gestorben. — In den rechts von der Bautzen-Muskauer Chaussee und dem von da abführenden Klixer CommunicationSwege gelegenen Pötschke'schen Sträuchern ist am 26. d. der männliche Leichnam eines ca. 50 Jahre alten unbekannten Menschen erhängt ausgefun den worden. Die Kleider des Unbekannten waren alt und zerrissen, «eben ihm lag ein blaugedrucktes Taschentuch mit etwas Brod, so daß anzunehmen ist, Nahrungssorgen haben ihn zum Selbstmord ge trieben. Der Leichnam ist an die kgl. Anatomie zu Leipzig abge liefert worden. — Eine 56 jährige Frau, Namen» Steinmüller, ist in Klin- geathal am 25. d. Nachmittags, im Hause des Fabrikanten Meinet, mit einem einjährigen Kinde die nach dem Souterrain führende Treppe hinuntergestürzt und an den durch dm Sturz empfan genen Verletzungen alsbald gestorben, während da« Kind nur unbe deutend beschädigt ward. — In Stollberg hat am 26. d. die dortige Strumpfwirker innung das hundertjährige Bestehen gefeiert. Die Jnnungs- genosien zogm mit Musik und Fahne nach dem Schießhause, woselbst sie dm Festactus und Ball abhielten. — JnMeerane brannten am 28. d. Nachmittag« zwei, «inem Herrn Bornemann gehörige Scheunen total nieder. Drei Schulknaben sind verdächtig, das Feuer durch brennende Cigarren verwahrlost zu haben und find die Bürschchen eingezogm worden. — Am Nachmittag des 2. Pfingstfeiertags lief in Ober- vd e r w i tz bei Löbau das 2^ jährige Töchterchm de« Steuerauf- .seher Schönfelder in ein vorüberfahrendes Geschirr und ward dabei so unglücklich überfahren, daß eS nach wenigm Stunden starb. Dm Kutscher trifft keine Schuld. — Oeisentliche Gerichtssitzung am 28. Ma». Der frühere Inhaber eines KleideemagazinS. Benedict Liffau hier, war wegen einfachen Bankerottes in erster Instanz zu 6 Wochen Gefängniß verurtbeilt und hatte gegen dieses Erkenntniß (An spruch erhoben. Liffau hatte im März 1812 sein Geschäft in hie siger Stadt eröffnet, im November 1873 zeigte er mittelst Cir cular« die Insolvenz seines Geschäftes an, seinen Gläubigern darin noch ein Abfindungoguantum von 15 Procent verwiegend. Na mentlich die Firmen Louis Herbst in Berlin, sowie Koch u. Fröh Ilch in Elberfeld, welche zusammen über 600 Thir. zu «ordern hatten, mochten Liffau zu diesem Schritte gezwungen haben. Der Schwager dcS Privatangeklagten, Gumpelt, welcher im August sich mit Liffau associirt hatte, war wegen der gleichen Anklage bereits früher frelgesprochen. Die Firma führte nach dem Ein tritt Gumpelt's den Namen „B^ Liffau u. Comp." Die Ein- tragunain kaS Handelsregister erfolgte erst im September 1878, also 2 Monate vor der von Liffau angczeigten Insolvenz. Liffau batte in der Voruntersuchung angegeben, daß ihn längeres Krank sein. sowie vettckiedene Unfälle, weicht ihn seitens einer Firma in BreSlau betroffen, zur Anzeige seiner Insolvenz veranlaßt hätten und vaß längeres Zögern noch größere Nachtbcile für seine Gläu biger verursacht haben würbe. Nicht einmal >000 Thlr. Active» standen 19,500 Tblr. Passiven gegenüber. DaS beule gefällte Urtheil lautete aus Freisprechung Llssau'S. — DaS Mtlelynädchen Marie Elisabeth MoscS war in erster Instanz zu b Monate« -Magrn Selängyrß wegen Unterschlagung verurthcilt und batte ^?e au« Riedergorbitz gebürtige L^se« war von der RIttrrau Verwaltung Roßtbal »um täglichen Mllchtransporte in baS Milch« geschält aus hiesiger Zahnsgaffe in Arbeit genommen worden. Bei dieser Gelegenheit verkaufte Ne aber pro Tag durchschnittlich 2 Liter Milch zu ihrem eigenen Nutzen und machte sich daher der «ortgeietzlm Unterschlagung schuldig. Ihr Einspruch hatte keinen Erfolg, c« blieb beim »rüderen Erkenntniß, auchsämmtiicheKosten wurden der Moses beute »och zucrkannt. — Infolge eines vom Advocat Richard Schanz abgefahren Artikels in Rr. 2Ü0 dcr „Dresdner Nachrichten" vom 7. September 1873 hatten Johann Heinrich Thaihetm und Gen. wegen Beleidigung gegen Erstercn geklagt; Lbalheli» als Vorsitzender de« damals noch extstlrenden Artienvereins zum Bade Kreischa fühlte sich in seinem Credit ge schädigt. während Vergolder Kreß, glclchsallö dem Vorstande der selben Gesellschaft angchörend, das betr. Inserat des Privatange- klaatcn al« InjurikS bezeichnet. AbvocÄ Schanz, welcher selbst erschienen war, ging auf den vom Gerichtshof vorgetragcnen Ar tikel selbst nicht speciell ein, führte unter Anderem nur an. daß die Meinung über die Unfähigkeit dcS Klägers seiner Zeit von ver schiedenen AuffichtSratbSmitglrcder» aetheilt worben sei. übcrdem seine Gtgner eine Annonce veröffentlicht vätten, in welcher ihm vor» geworfen sei, er hätte 5000 Tblr. Cafsengelver der Aktiengesell schaft. erhoben von der PIrnaer Sparkasse, längere Zelt ln seinem Interesse verwendet. Zudem legten die gegenwärtigen Verhält nisse Tbalbelm'S klar, daß er, Schanz, bei Abfassung dcS betreffen den Artikels gewiß bedachtsam zu Werke gegangen sei. und sich sowohl zz» seiner Rechtfertigung, als auch durch verschiedene Be sprechung, während dem Prtvatangeklagteu in erster Instanz 20 Tb>r. Stra»e zuerkannt waren, die entstandenen Kosten wurden gleichzeitig Tbakveim und Gen. zugesprochen. - Ernst Moritz Weber war gegen Marie Auguste Mai in Cotta wegen Belei digung klagbar geworden. letztere war aber in erster Instanz frcigekprochen und gegen dieses Erkenntniß batte Weber Einspruch erhoben. Die Mal soll sich geäußert baden, daß die Ehefrau Weber « schon vor ibrer Vcrheirathung ein Klub gehabt habe, dcr Beweis konnte aber nicht geliefert werten. Infolge dessen biieb eS auch beute beim erste» Erkenntniß, auch die Kosten des Einspruchs wurden dem Privatklägcr noch zucrkannt. — Tagesordnung der 1. Kammer Sonnabend den 30. Mat, Vorm. 11. Berichte: die Obcrrechnungökammcr; außer ordentliche- Budget: ElbstromcorrectlonSbautcn. Qual- und Krabnanlage bei Meißen; AuSgabe-Budgct: Deport, des Aus wärtigen und Ausgaben zu ReichSzwccken; Ausübung dcr Fischerei in stie»!enden Gewässern; Abänderung dcS Gesetzes, Adminlslr.- Jutttzsacken: Beschwerde dcS Kirchschuilehrers Puchheim über seine Gebaltsvcrhältniffe. — WitterungS-vrobachtung am 29. Mat, Abend« 5 U. Barometerstand nach Otto L Bösolt hier: 28 Paris. Zoll — L seit gestern gefallen L.). — Thermometer nach Reaumur: 19 Grad über Null. — Die Schloßthurmsahne zeigte West- Wind. Hlmmei: leicht bewölkt. — Elbhöhe in Dresden, 29. Mai, Mltt.: Null.Punkt. ragkSgeschtchte. Deutsche» Reich. Da ein kürzlich ergangenes Erkenntniß des Obcr-TribunalS die Angabe höherer Ankaufspreise. aiS wirk lich an die vorherigen Besitzer der betreffenden Geschäfte bezahlt wurden, sür „gualificirten Betrug" erklärte, so glaubt man, baß die Wiederaufnahme vieler Grünterprocesse zu erwarten sei. — Mallinckrodt» Leiche wird Freitag nach Bödekcn bei Pader born überführt. Man erwartet in diesen Tagen die Rückkehr des Felkmar- schallS Grasen v. Roon, der in Italien seine Gciunthcit gestärkt haben soll. Die beiden ihm von dem Kaiser aus der franzc siichen Kriegsbeute geschenkten Kanonen wurden soeben aus dem KriegS- ministcrium abgcholt, um nach dem Roon'scben Gute in der Nähe von Koburg geschafft zu werden. Von Karl Gutzkow, der eben falls in Italien Wiederherstellung seiner Gesundheit zu finden hoffte, lauten die Nachrichten minder gut. Er ist zurückgckebrt und hat sich mit seiner Familie in dcr Nähe von Heidelberg niedergelassen, aber seine Gesundheit ist noch recht angegriffen. In Rudolstadt hat der Landtag die obligatorische Ein führung der Reichömünzc zum 1. Januar 1875 genehmigt. K. I. Losmann. Mitglied der Fortschrittspartei und Präsi dent dcr Abgeordnetenkammer, ist in Darmstadt in Folge eines Schlaganfalls plötzlich gestorben. Nach den neuesten Nachrichten steht die Rückkehr des vr. Nachtigall aus dem Innern Afrikas nach Egypten in Aussicht. In der in Bonn am 28. d. Vormittag abgehciltenen dritten Sitzung der altkatbolischen Synode wurden die Berathungen über die bezüglich dcr Enthaltung von den Fasten, der Katechismen und der liturgischen Bücher elnzuführenden kirchlichen Reformen nothwevbla erklärt hatte. - Der ,Minister de»! einest Gesetzentwurf ein. welcher die Neaierunt eine» provisorischen Conmttssar» oft Stelle GenerairatbS de» Departements der Rhonemttnduno Die Versammlung beschloß, die Dringlichkeit süt dß wurf. — I» parlamentMche« Kreisen verlautet, da» Ministerium werde über keine politische Stell»«« nur dann eine Erklärung atmeben, wenn bestiinwkc Interpellationen in dieser Hinsicht rik- ^ *Äer Ü^ouvrlllste" (die ehemalige Affembls« Rationale) «äblt mit Behage» die raschen Fortschritte aus, welche die uitrmnontane Propaganda bebutS Gründung katboltscher Arbeitervereine, wie in der Provinz, so auch In Part» macht, wo deren schon zwanzig bestehen. Da» Blatt weilt auch aus den politischen Einfluß hin. den diese Vereine üben können. Schwei». In Bern ist der portugiesische Geiande de Santa Isadella in Folge eines erlittenen Beinbruches gestorben. Der Ständerath genehmigte, in Urbereinstimmung mit dem Natlonalrathe, einstimmig die Botschaft beS Bundebratbt», be treffend die Abstimmung über die Revision der Bundesverfassung. Damit ist die neue Bundesverfassung in Kralt getreten. Am 28. d., Vorin. ' " treten, um da» vom abftimmung vom 19. April rr. über" die Veriassung entaeaenzunehmen. Die Präsidenten de» National rath» und de» Ständeraths sprachen bet der Eröffnung der Sitzungen leide de» Wunsch au», baß die neue Bundesver fassung dem Schweizer-Volke eine Quelle des Segen» werden möge. Italien. Der Gesundheitszustand de» Papste» ist gut. — Cardinal FalcinelU < früher RuntiuS in antall gehabt. Sein Zustand setzt die Budgetdebatte iort. Spanlev. Admiral Topete hat die Uevernahme de» Pariser Gesandtschastöposten» definitiv abgelebtst. Die „Gaceta" publiclrt einen Regierungserlaß, welcher die Behörde» zur beschleunigten Auöhebuna derjenigen Reservemann schaften auffortcrt, welche das iieunzcbntc Jahr zurückgrlegl ha ben. - Am 27. AbcndS fand bei dem Vertreter Englands bei der spanischen Regierung. Bahard, ein Diner statt, welchem die mit der Vertretung der Interessen ^Deutschlands, Italiens und' anderer Staaten beauftragten Diplomaten, sowie Marschall Scrrano und der Minister des Auswärtigen, Ulloa, beiwohnten England. Die Königin von England wirb sich den bishe rigen Dispositionen nach nicht nach PetcrSbupg begeben, dagegen wird dieselbe im Monat August am Berliner Pose zur Confir- mation des ältesten Sohnes dcö Kronprinzen erwartet. Wien) hat einen Schlag, boffnungslo». — Die Kammer Feuillttoik. 8. K. Hoitheater in Altstadt. Die Aufführung des Meffandro Stradella von Flotow hatte, troßdem die Oper lange Im Repertoir gefehlt, das Haus nur mäßig gefüllt. Der Früh ling Ist der schlimmste Kunsticlnd. Aber daö Publikum nahm die Leistungen unserer Künstler und dcö Gastes mit größter Wärme aui. Letzterer, Herr Witte, «oh» deö hiesigen Hos- theatermaschinenmeisterS Witte, sang de» Banditen Baebarino. Die Stimme ist klein aber angenehm und wirkt am günstigsten, wo dcr geschätzte Gast sie nickt unnatürlich auSzudejhnen sucht. Namentlich die Forcirung der Höhe ist ja keineswegs nöthig. Viel leicht hat die RIescnstiinmc stineo Mitbantitcn, dcö Hm. De rart I, der in Gesang, MaSke und Spiel ganz Vortreffliches - -- - ' " st." ' . . fortgesetzt. In einer vierten, am Nachmittage stattgehabten Sitzung wurde die Vereinfachung dcö DISpensationswcscnS bei Ehesachen, sowie die Abschaffung der Reserve über die RcligionS- erziehung der Kinder bei gemischten Ehen beschlossen. Im „Rottocker Anzeiger" vom 19. März 1873 befand sich ein Leitartikel mit der Uebcrschrfft: „Die Lebensfähigkeit der Märzrevolution von 1848", in welchem alle Fürsten dcö Eid- bruchö geziehen, dahingegen alle Männer, welche für haS Geietz und iür deutsche Ehre den Tod oder elende schmäblicheAesanaen- schaft und Verbannung erlitten hätten, hoch gepriesen werben. Wegen der in diesem Artikel enthaltenen MaiestätSbcletdigung wurde alS verantwortlicher Rebactcur jenes Blattes, Karl Hin- torff, und der Verfasser res erwähnten Artikels, Friedrich Wickelt, Velde irther zu Rostock, vom Criminaleollegium zu Bützow zu üuer sech-monatlichen Geiängnißstrase verurthellt. Beide A »ge schuldigten hatten gegen dieses Erkenntniß appellitt, die Justiz kanzlei zu Güstrow bestätigte aber daö Erkenntniß. Als am 24. d. M. in der Mittagsstunde von Cottbus In der Richtung auf Forst ein gemischter Bahnzug abgelassen wurde, konnte die neue Locomotive den schweren Zug kaum sortschleppen, durch welchen Umstand der Lokomotivführer sich veranlaßt sah, stark zu feuern, um den nöthigen Dampf zu erzeugen. Tbatsache ist, daß die Locemotivc nicht allein den Eilenbahndamm, sondern auch daö umliegende Terrain, welches znm größten Theil auö Wald besteht, mit noch brennenden Kohlen überschüttete, und zwar in Einem kort. DaS Resultat war bei der hier herrschenden Dürre und bei dem starken Ostwinde, daß überall das Gras an den Böschungen des Dammes zu brennen anfing und allein die zur von Schoniug'schen Stiftung gehörige KlefcrnhaidelKathlow- Travitz) an drei Stellen zu gleicher Zeit, wobei noch zu erwäh nen ist, daß der Rand der Forst 50 Fuß von dem Schienenstrange entfernt liegt. Ob der Locomotlvsührer den Kops verloren, qder ob er sich nicht anders helfen konnte, sei dahingestellt; jedenfalls ließ er die Nothstgnale der Bahnwärter, die hinter dem Zuge die Haide in Feuer ausgeben sahen, unbeachtet und suhr, überall Verderben bringend, weiter. Der Energie deS k. Oberförsters Neumann zu Kathlow und den an» allen Dörfern herbelgeström- trn Mannschaften Ist eS zu danken, daß nicht Tausende von Mor gen abgebrannt sind, sondern daß es gelang, inmitten der bren- nenden Waldung den Herd dev FeuerS durch Abgraben zu be schränken . eine Arbeit, die bei dem sturmarttgen Winde für die AuSsührcnden voller Gefahr war. Dennoch sind über 200 Mor gen nur an einer Stelle heruntergebrannt, und dürste die Bahn verwaltung einer großen Schadenrechnung entgegcngehen. Frankreich. Die allgemeine Entrüstung über die schon gemeldete Wahl des Äongpartisten Bourgolng lm Nlövre-Departe- ment wurde noch vergrößert Lurch ein Schreiben desselben an die Bewohner dieses Departenn ntS, ln welchem Bourgolng denselben sür ihre Anhänglichkeit an daS Kaiserreich seinen Dank auSsprickt. Die Bonavartisten haben bereits eine Resolution gefaßt, welche Bourgoing nach Chiselhurst überbttngen wird. Für die DiScusfion der Municipalgeietze bereitet Gambeita eine Rete vor, worin er ein Programm sormuliren wird, wonach die Republikaner bereit wären, sich auf dem Boten der Republik mit der Rechten zu ver einigen, um gemeinsam gegen den BonapartlvmuS austreten zu können. Die Nationalversammlung verleih in der Sitzung vom 28. die Vorlage über daS Gcstütwesen. Artikel 4 derselben, welcher >e Vermehrung der Bcschälhe Stück festsetzt, wurde nach kurzer der HandelSmluts Kriegsminister d eine Vermehrung der Bcschälhengste um jährlich zweihundert urde nach kurzer Debatte angenommen, nachdem Ifier die Annahme desselben empfqhlen und der die vorgeschiagene Vermehrung für «nettäßlick mit fast mistionärbaster Verschwendung der Tonstärke gab, den Gast etwas zumIroSlegen verführt. Aber-Verschwendung steht, nur Millionären gutt der schlichte BürgerSmanu muß sein Haus halten. Hübsch ist Hrn. Wittc'ö Organ in dcr Mittel läge und gut geschult. Seine Figur ist wohl klein, aber das Aussehen ge winnend. daS Spiel flott, gewandt. Zu nxitcrem Urtheil würde man erst nach einer weiteren Rolle berechtigt sein. Kalt bis ans Herz hinan berührte Frl. Reutyer. Wie kann man so hübsch sein, eine Io schöne Stimme, elne so tadel freie GesangSauSführung besitzen, und tabeisveisig nüchtern bleiben t Wenn die geschloffene Blnmenknospe dieser Mätchenieele dermal einst fick öffnen sollte und jenen warmen Timbre sehnsuchtsvoller Liebe aushauchcn wird, dcr. hoffentlich in ihr, wen» auch jetzt »»geweckt, schlummert — dann wird Frl. RcuthcrS Gesang min der den Eindruck einer Tomnosaik und mehr den einer beseelten Hcrzensspracke macke». Und die Augen — könptcn sie nicht leznwciicn etwas von Tbttlnahme an de» Biihnenvorgängen ver« rathen? Möge die sehr geschätzte junge Dame recht bald die Starrheit ihres Talentes abstrelien. Herr Wilhelm Richter sang nickst wie man Im Theater erzählte, den Stradella als Heller in der Noch für den verun glückten Hrn. Riese, sondern die Rolle war ursprünglich für ihn bestimmt. Sein nobles, empfindungsrichtiges, wenn auch nicht leidenschaftliches Spiel und sctue Person eignen für Stradella trefflich. Im ersten Akt schien ver Säuger indisponirt oder müde und sang mehrfach zu tief. Im zweiten und dritten Akt verlor sich dieser Eindruck und die große Hymne vor der Kirchcmcene kam glänzend und in edler Maßhaltung zur Geltung: wie denn Hr. Richter stets etwas In sich solide Fettiges bietet. Die Chöre gingen gut und auch den Tänzen dars Lob gespendet werden. Vorzüglich sck'ön »lackten sich Im Ballet dcö 2. Aktes die mimisch plastischen Stellungen unserer Veiten hübschen BallcrinaS, dcö Fräulein Zink und gri. Rchwald. st Das letzte Gemälde deö verstorbenen MUH. v. Kaul - Vach trägt Titel und Inschrift von der Hand deö Meisters: „Der deutsche heilige Michel, gewidmet dem tapfer» deutschen Volke von IV. st. 1873." Der Maler greift auf den bstnmllschcn Träger deS Namens zurück, auf den helmgeschmückten. schikbbewehrtcn, jchwcrtschwingendm Erzengel Michael. Er nahm ihm nicktö von seiner legendarisch stritten Ocstalt, nickt einmal die Flügel. Der abgewandte Schild läßt es nicht erkennen, ob baS „Schadal" in hebräischer Ouadratschrift aus ihm unauSge- merzt biieb Nur daö Kreuz auf dem Brustharulsch dcS Engels ist zum „eisernen Kreuz", dem Ehrcnschmuck der tapferen Dat schen geworden. Streng sind die Züge dcö Engels, zornsprühen- der Blick zuckt auö seinen blauen Augen, die blonden Locken flattern, kraftvoll hebt fick der schwertschwingende Arm und ge waltig zertritt der Fuß daS sich krümmende Gezücht, daS um die auswirbclndc Hölicnfiammc sich windet. Aber der Höllendrache der Legende ist'S nickt, der unter dev Engels Sohle sich bäumt. Im Purpur- und Marichallsrock liegt Napoleon IU. zur Erde geworfen, de» Hiwmelöboicn Fuß tritt ans seine Epauictte. Schmerzvoll wendet sich daS Antlitz dcS GcMllcncn zum Sieger empor, die Linke greift krampfhaft nach der entrollten Krone, die Reckte umfaßt den Erben derselben, den erschreckten, schreienden Knaben „Luln" in weißen HöSchen und blauem Jäckchen. Hinter ihnen stürzt eine der „Stützen" Ihrer Macht, ein wüstenbraunek Znave nieder. Ferne im Hintergründe verschwinden die Zeichen wrer Gloire, die sieggewohnten Adler, die wallende Trikolore, rechts birgt angstvoll die „Legitimität" des alten Europa in Hermelin und Krone ihr Haupt, das aufgcscheuchte vatikanisch« Konzil entflieht, gefolgt vom aufgcschrecktcn Tiaraträger, die UnfehlbarkcitSbulle in der Hand, linkö sinken von des Himmels Strahl getroffen, Domherr und Jesuit, den Rosenkranz schwin gend, an daS „keusche Reich" sich krallend, wehrufend zu Boden, Jede Figur, jedes Detail, das Ganze ist ein Meisterwerk, des Pinsels würdig, der e» schuf. st Fräulein Mlnnle HauckIn Wien wird nur mehr zwei, mal in der Komischen Oper auftretcn. »lm 1. Juni tritt Fräul, Hauck aus dem Verbände der Komischen Oper. Vermischtes. * Eine Klage der eigenihümlichsten Art Ist, der „Ger.-Ztg." zufolge, soeben beim Stadtgericht angestrengt worden. Ei» lungei Mann, der sich „Amtmann" nennt, behauptet, daß er von einei vierzigjährigen Jungfrau — der Kläger hat dies kanonische Altei noch lange nickst erreicht — engagirt worden sei, um sie auf einei! Ball, dcr im Krolt'schen Lpkaie siattacsunden, zu führen. Aus gemacht sei, daß man glänzend austreten, daß ma» gut leben und die Dame Alles bezahlen solle. Der Herr Amtmann »al eine Egltzkage bestellt, «st mit seiner Gönnerin zu Kroll gefahren, hat dort mit ihr »ein soupin, sie aber nach beendete»! Maie nlckl wieder gesehen, und dann keinen Vorschuß zur Deckung der Kosten erhalten, schließlich aus eigener Tasche das ganze Vergnügkn bezahlen müssen. Noch schlimmer aber wie seiner Tasche Ist et der Gesundheit deö Herrn Amtmann ergangen. Nachdem kein, Dame verschwunden gewesen und er sie vergeben» Im ganzen
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