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S1. Jahrgang. HL rsv. Sonntag, SV. September 1V17. D«h-»schrVI: ««chricht.» »».ttem F«rnIpr«cher<Sammelnumm»r: LL»Lt. Kur für NachtgesprLche: »00U. /L /»s/ /VVEV/»/ /L!ZN ^ÄTAk/ LÄr/s: SchrtstlrUung und KauptgelchSstsjtkll«« Marlenstrafte 38^1». Druck u. »erlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Bezugs-Gebühr ».'.7. , Anzeigen-Preise. Nachdruck nur mit d«>M»«r Quellen»»,^, «.Dresdner Rache.»» pUIM,. - u,w-rlang,- SchriUftack« werden »Ich, aufdewadn. KI0S TAUSTKAL» fürsten 8l.5k 6 Kuto-KIub »rivlLr, 10 KSro-KIul» 12 «iieliiMI Kostüms ölaclistsin iVilsörustaf 8trsüo 18, Alktunsttüllo 1, Xossvlsäorlei- 8ii-ssie 8 ^ilLS üer tteimsl t.iebtbilclsi'-Voi^i'ax mit 6? koclitsin xsmsllsn biatui-aufnsbm. von s^llDsn rext V. Heiner km» tterrmLnn, l.e>iigeb. da.io, brucbrchritt ftortenl, Xün!->. unck vrinrl. ttotNsteran, ^.ar*L L LSUI» vms6sn-^.,W3ll8ls.25 lÄiNNM IMMW SXckolk dIStsr L7^".L'r M Torpedoboot-Gefecht Ml der flandrischen Küste. Keve llnterseetootersolge. — Deutscher Vorstob gegen de« Flunischeu Meerbusen. — Wiederauslebeu der Kümpfe am Monte Sau vabriele. — Nalleulscher Fliegerangriss aus elu österreschssch-ungarlsches Spltalschist. — Angebliche Enthüllungen Roosevelts. Die konstitutionelle Monarchie als Hort eines gesunden Fortschritts. Der deutsche Abendbericht. Berlin, 28. Sept., abends. lAmtlich. -ST.».) Bisher sind gröbere Kampfhandlungen von keiner Front gemeldet. Amtlicher deutscher Admiralftadrbericht. Berlin, 28. «ept. (Amtlich.) 1. Am S8. September früh stiebe« einige nuferer Tor pedoboote nach eiuer Patrouillenfahrt vor der flandri sche« Küste aut eine überlegene Zahl feindlicher Zer störer. die unter Kener genommen wurden. Am Bcrlanfe des Gefechtes «nrde anf eine« der Zerstörer eine starke Detonation beobachtet. Unsere Boote erlitte« keine Be schädigungen oder Verluste. LReneUnterseeboot-ErfolgeimAermel- kanar und Atlantischen Ozean: vier Dampfer, acht Segler, ein Fischerfahrzeug, darunter der bewaffnete englische Dampfer „Zeta" mit 8300 To. Kohlen, der bewaff nete französische Dampfer „St. Iaques" mit lütiv To. Sohlen, ferner die englischen Segler „Ezel", „Laura". „Mob Rose", ^Mary". „Mary Orr". „Water Lily". „Jane Wil liams»,? und „Williams", sowie das englische Fischcrfahr- zeug „Rose Croß". Bon den versenkten acht englische« Seg ler« hatten zwei Tonerde, die übrigen Kohlen geladen. IW. T. B.j Der Chef des Admiralstabes der Marine. * Deutscher Borftoh gegen den Finnischen Meerbusen. d. Stockholm. 2V. Sept. lEig. Drahtmeld.j „Noivoje Wrenvja" meldet, sab angeblich deutsche Patr>vuillen-Fahr- »eug« den Versuch machten, in den finni'ckien Meerbusen elnzu-ringen. Sie seien hierbei auf russische und englische Tauchboote gestoben, wobei es augenblicklich zu einem kurzen, aber heftigen Kampfe gekommen sei. Wie aus den, Bericht hprvorgeht, muhten die englischen und russischen Tauchboote schleunigst die Flucht ergreifen. Nach demselben Blatte versuchten die Deut schen. dt« Blockierung des finnischen Meerbusens üurchzu- führen, mir die russische Osksceflotte restlos der Vereisung »reiSzugeben. defterreichisch-ungerischer llriegrdericht. Wie«. 28. Sept. Amtlich wirb verlantbart: veftlicher Kriegsschauplatz und Albanien. Unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Am Rordhange des Monte San Gabriele lebte die Kampftütigkeit beträchtlich anf. Am Ehiese in Iudi- earie« wnrden angreifende Italiener dnrch unsere Sichc- ruugsttnppe« znrttckgeworse«. IW. T. B.f DerChefdeSGeneralftabS. Ereignisse zur See. An Erwiderung eines Angriffes, den ein feindliches Luftschiff am 18. September abends gegen Lusstn-Piccolo «nternvmme« hatte, ohne auch nur den geringsten Schaden anznrichte«. suchte am S7. September adends eine Abteilung nuferer Seeflngzenge die Lnftschiffanlage« von Fest bet Ancona anf. die schon im September 1S1« mit einem in der Halle vertäuten Luftschiff dnrch unsere Seeflieger zerstört, »0« Gegner aber wieder in Betrieb gesetzt worden waren. Auch diesmal war nufere« Seeflicgeru ein voller Erfolg de» schieden. Die Lustschiffhalle wurde getroffen. Das in der Halle befindliche Luftschiff explodierte mit 180 Meter Hoher Stichflamme. Die Explosion wnrde von den anderen Flug zeugen bis anf 20 Seemeilen Entfernung wahrgenommen. Alle nnsere Flugzeuge sind wohlbehalten zurttckgckehrt. Eine« zu gleicher Zeit von einigen feindlichen Flug zeugen unternommenen Angriffe auf die Umgebung von Po ln und aus Parenzo blieb jeder Erfolg versagt. Am 28. September vormittags belegten feindliche Flugzeug« in der Süd-Adria eins unserer Teespitalschisse. das mit iW. T. B.j F l»tte n k 0 m m a n d 0. Zur Rede des Herrn Ministers des Innern in der Erste» Kammer. Es ist eine ungemein bedeutungsvolle und tiefgründige Rede, die der Staatsminister G r a f V i tz t h u m v. E ck st ä d t in der Ersten Kammer gelegentlich der Beratung über den Antra« Castan betr. die freie und volkstümliche Neuord nung im Reiche gehalten hat. Sie ist von Anfang bis zu Ende von großen Gesichtspunkten getragen und stellt sich ihrer» Wesen nach als ein mit seltenem Geschick und üüchhettMtdster Vegrün-ung ausgebautes Bekenntnis zAr<.-hpnstitutiouellen Monarchie und z'stm bnrrdN-stüatkichen Charakter des Reiches dar. Das hsdeutet aber keineswegs, daß die sächsische Regierung, wie cS von manchen Seiten in tendenziöser Weise dargestellt ivlrd, eine grundsätzliche Gegnerin jeder Neuordnung ist. Im Gegenteil, der Herr Minister hat mit dem denkbar größten Nachdruck eine derartige Unterstellung zurück- gcwiescn und ausdrücklich erklärt, daß die sächsische Negie rung durchaus bereit sei. dort, ivo sich Mißstände und Un billigkeiten zeigen, in loyaler Weise an ihrer Beseitigung mitzuarbciten. Unter dem Eindruck dieser sehr bestimmten Willenskundgebung des Ministers hat sich denn auch die Erste Kammer bereit finden lassen, den Antrag ihrer De putation. der eine glatte Ablehnung des Antrags Castan empfahl, in einer veränderten Fvrm anzunchmcn, die jede mögliche Mißdeutung darüber vermeidet, daß auch die Erste Kammer grundsätzlich keineswegs eine innere Neu ordnung ablchnt, sondern nur dagegen Widerspruch erhebt, eine solche von Reichs wegen den einzelnen Bundesstaaten unter Mißachtung ihrer verfassungsmäßigen Selbständigkeit aufzuzwingen. Sehr treffend und schlagend wies der Minister darauf hin. daß die Antragsteller hinter den äußerlich harmlosen Ausdrücken „freiheitlich und volkstümlich" die Absicht der Einführung des parlamentarischen Systems verbergen, das unweigerlich zur Herabdrückung und allmählichen gänz lichen Ausschaltung des Bundesrats führen muß und damit die verfassungsmäßigen bundesstaatlichen Grundlagen des Reiches umstößt. Wahrhaft dankenswert und mit höchsten, Beifall zu begrüßen ist das klare, unzweideutige Wort des Ministers, daß die mit den Kricgsgesellschasten gemachten Erfahrungen nicht einladend sind, um auf dem Wege der Zentralisierung und der Schwächung der bundesstaatlichen Gewalt weiter fortzuschreiten. Wenn der Minister dann weiter hinzufügt, die Regierung habe die Notwendigkeit er kannt. au dem bundesstaatlichen Charakter des Reiches un bedingt festzuhalten und die eigenen Interessen, selbstver ständlich im Rahmen der Interessen des Reiches, mit größe rem Nachdruck als bisher zu vertreten, so muß eine solche ukmnwundcnc. entschiedene Stellungnahme von allen auf richtigen Anhängern des bundesstaatlichen Prin zips geradezu als eine erlösende und befreiende Tat be grüßt werde». Es sind bekanntlich von verschiedenen Setten, sowohl im Landtage, wie in der sächsischen Presse, wiederholt Klagen darüber laut geworden, daß die sächsischen Interessen im Bundesratc nicht nrit der nötigen Schärfe wahrgenommen würden. Wenn wirklich in dieser Hinsicht tn früherer Zeit etwas versäumt sein sollte, so wird unser sächsisches Volk künftig mit aller Zuversicht darauf rechnen dürfen, daß sich keine weiteret, Anlässe zu ähnlichen Beschwerden ergeben. Auch die inncrpolitische Neuordnung, soweit sie sich in den Einzclstaaten in der Richtung der Her- stepung eines größeren Vertrauensverhältnisses zwischen Regierung und Volksvertretung, insbesondere Lurch Er- welterüng der parlamentarischen Kontrolle der letzteren, als wünschenswert oder notwendig erweist, darf keinesfalls Kd-oden Kops der Einzclstaaten bin vom Reich« aus dekre tiert oder auch nur durch moralischen Druck seitens des Reichstags und der Reichsregierung erzwungen werden. Die sorgfältige und gewissenhafte Wahrung des bundes staatlichen Prinzips verlangt vielmehr gebieterisch, daß den Glieder» des Reiches aus diesem Gebiete die ihnen ver fassungsmäßig zustchende völlige Entschlicßungsfrciheit un geschmälert gewahrt bleibt. An Versuchen des Reichstags, sich immer wieder in diese rein innere Angelegenheit der Bundesstaaten einzumischen, fehlt es nicht, und dahin gehört es z. B. auch, wenn dieser Tage im Hauptausschuß des Reichstags die Anfrage gestellt wurde, wie weit die preu ßische Wahlrefvrm gediehen. Der Ministerialdirektor Dr. Lewald wich einer Antwort aus durch die Erklärung, nicht informiert zu sein. Er stand dabei wohl unter der Emi^ findung, baß der Hauptausschuß mit einer solchen Anfrage, die ausschließlich in den preußischen Landtag gehört, seine Zuständigkeit überschritten habe. Noch bcsicr wäre cs aber, wenn in solchem Falle die Reichsregierung ohne Umschweife darauf hinwicsc, daß sie nicht in der Lage sei, zu einem der artigen Eingriff in die Verhältnisse der Einzclstaaten di«? Hand zu bieten, daß sic vielmehr den Reichstag ans seine Unzuständigkeit nach dieser Richtung ausmerksam machen müsse. Die Bundesregierungen tüten gnt, im BundcSrat diesen Gegenstand einmal offen zur Sprache zu bringe» „nd für gründliche Abhilfe zu sorgen, damit sich aus den fort währenden Ucbcrgrifsen des Reichstags auf die cinzelitaat- lichc Politik nicht eine Art von parlamentarischem Gewohn heitsrecht entwickelt. In jeder Hinsicht vorzügliche, geradezu meisterhast zu nennende Darlegungen gab der Minister über die im Staate wirkenden gegensätzlichen Kräfte des Beharrens und Forl- schrcitens, der Autorität und der Kritik, und über das Ver hältnis zwischen Liberalismus und T c,» olraiie, die beide nur solange, als sic sich in gemeinsamer Opposition gegen eine jeweilige Negierung befinden, Hand in Hand gehen können, dagegen sofort als feindselige Kräfte aus einander platzen müssen, sobald die eine Richtung die Ober hand gewinnt: denn der Liberalismus hat als Ideal die freie, starke Persönlichkeit, die nur gedeihe» und sich ent wickeln kan», wenn das demokratische, unpersönliche Ideal der allgemeinen Gleichheit nicht triumphiert. Alle diese gegeneinander wirkenden Triebkräfte bedürfen, wenn ans ihnen eine den Staatsgedankcn stützende und fördernde Ein heit hcrvorgehen soll, einer über ihnen stehenden, unpartei ischen Macht, die den notwendigen Ausgleich hcrstcllt, und diese Macht kann i» einem wohlgeordneten Gemeinwesen nimmermehr das haltlose und schwankende, mit partei politischen Sonderintcrcsscn durchsetzt«! Parlament«,rische System sein, sondern nur der k v » st i t ü t i o » e l l - m v n - archischc Staat mit seiner starken, nach allen Rich tungen hin gerecht ausglcichcnden Regieriliigsgewalt, in der allein eine sichere Bürgschaft für einen ge sunden, weder überstürzten, noch über Ge bühr verlangsamten Fortschritt gegeben ist. Die Erfahrungen des Weltkrieges haben das Ihrige getan, um jedem denkenden Politiker, der nicht rettungs los auf doktrinäre Formeln eingeschworcn ist, klar zu machen, in weichem Maße das p a r l a m c „ t a r i s ch c System bei unseren Feinden im Vergleich mit den Lei stungen der deutschen konstitutionellen Monarchie ver sagt hat. Dieser Einsicht haben sich-sogar vereinzelte sozialdemokratische Kreise nicht verschlossen, und cS war wirksam, daß der Minister ein Zitat aus der sozialdemokra tischen Zeitschrift „Die Glocke" «»führte, worin ein So zialdemokrat sich mit scharfen Worten gegen die „parlamen tarische Advokatenwirtschaft" wendet und über das parla mentarische System unerbittlich den Stab bricht. Der sozialdemokratische Verfasser des Artikels meint, die Sozialdemokratie müßte bei der Ablehnung dos soge nannten'parlamentarischen Systems ebenso einig sein, wie bei der Forderung einer volkstümlichen Regicrungswcisc, die dem Volkswillen entspricht »nd dem Volkswohl ehrlich dscnt, tznd kennzeichnet dann das parlamentarische System dahin, „daß in den parlamentarisch regierten Ländern der Staat vollständig und unwiederbringlich die Beute einer Kamcraderie von einigen 60U Mann wurde, die ohne jede