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Dresdner Nachrichten : 07.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188804078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-07
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.04.1888
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wlederdoltau und da mir bl» letzt von Veiten der Partri'Lritun» keine weiteren Nachitchtm zuglnaen, io war ich ae»öih>a>, mich dillelucheutz an die Gerichte zu weudrn. Bor Gericht nnrd der Bewrl» erbracht werde», daß ich da» Luter elender Schurkerei ge- weide» bin . Zun, Schlüsse richtet Conrad an die Genosse» die Krage: „Wo bleibt der moralische, Partei, i» der solch' Un Ära» ist, io wirb , dem Fürsteickhum Beug ^ , waS aber gegenwärtig wieder ans Grei, verlautet, dürste zu dein Absonderlichsten gehören, was seit de» Zeiten der bochseligen Fürstin Karolinc sich ereignet hat. Vir Grei,er Bürgelichait bat eine an- sehnliche Suunue zur Errichtung eiueS DenkninlS tür Kaiser Wil- Helm gesammelt, aber der Fürst tvill, wie behanptet wird, .keine» Fuß breit" Grrlrcr Erde dar» he,geben nnd auch nicht gejtuiten, Latz daS Denkmal aus dem Markte zu Greiz Aukslrllnng finde. Man könnte dsi sen abschlägigen Bescheid freilich anö den beschränk ten Rnnmverhättnissen des FürstenthnmS Neuß ä. L. ablelten, in- defsen hat schlieblich ein Bürger vcin DeiikmalsanSschnffe leinen Park zur Verfügung gestellt und so die Frage der Lösung ent- gegcnsnbrt. Tie „Iebcrschen Getreuen" haben zu ihrem stummer auch dies mal die übliche» lOl Kibitzeter an den Fürsten Bismarck zu dessen Gebnilstagc nicht abienden können. In Folge der Ungunst der Witterung ist der Kibih erst sicht an seinen Brulplätzcn ringetrosse» und bat das Vrntgrirbäst noch gar nicht begonnen. Tie „Getreuen" habe» den Fürste» 'Reichskanzler von dsiser betrübende» Thatsache sitlcgraphisch ln Kc»»in>ß gesicht, wobei es natürlich an rinei» herz lichen r«ll>ckw»n>ch nicht selilte. Die Eier solle» nachgeliesert rverdcn. Ter ssiechtsanwalt und Notar Heinrich Lewald in Breslau, gegen den in der Stiaskammer wegen Betruges verhandelt werden tollte. hat sich i» der Oder ertränkt. Bei der Eröffnung der Sitz ung theilte der Vcrlheidigcr mit, das; ihn der Angeklagte schriftlich davon benachrichtigt habe, daß er sich das Lebe» nehmen wolle. Die Leiche wurdr Vormittag uns der Oder gelandet. Rechtsanwalt Lewald war des Brtings in zwei Fällen, nnd zwar in der Löhe von 8400 und 30.000 Mark, beschuldigt. Als Mandatar der Gräfin von Wartenslcbc», geborenen Prinzessin Jda von Schönburg-Wal- denbnrg, Hai Lewald Prozesse und E'banSeinandersetznngcn geleitet, bei denen cs sieb »in irh> hohe Objelte handelte. Au! Grund des ß 28 deS Sozialistengesetzes ist am Eharsicitag der Töp'er Wartiig ln Bclien. Vorsitzender des dortigen Fachver- eins, ausgewicsen worden. Ai» ersten Osicrtagc gaben seine Ar- beitsgenossen und Freunde ihm bis zur Bahnstation Oranienburg in grobem Zuge das Geleit. Nach Angabe des sozialistischen „Bert. Volksblatt" ist dies die erste Ausweisung unter Kaiser Friedrich. Als bezeichnend für die Stimmung in »lanchcu Berliner Kreisen wird der „Danzigcr Zeitung" folgende von drei Berliner Rechtsanwälten verbürgte Thatsache mitgelheilt: Tie drei Herren slanden mit vielen anderen aus der Eharlolicnbnrger Strabe, als der Kaiser voriiberstchc. Kanin war dieser vorüber, als der dort dienstlich vvslirte Schutzmann laut ausnes: Wer da sagt, dab der Kaiier so oussiehl wie trüber, der ist ein Esel." Als er die er staunten Gesichter der Umstehenden sah, wiederholte er die Aentzc- rung mit lauter Stimme. Da konnte es sich der Rechtsanwalt M. Nicht vcriaqcn, a» den Schutzmann hcranzutreten und zu sagen: -Nun. ich läge so"; woraus er dievromvteAntwort erhielt: „Dan» sind Sie ein Esel". Emc Versammlung von Bürgern veffchiedenster Parteien unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Miguel beschlob die Errichtung eines Tenlmals für Kaiser Wilhelm ln Frankfurt a. Ni. Neben dem Silberdieb, über dessen Entweichen die Einwohncr- ichait in Frankiurt a. M. sebr erbittert ist, nehmen einige Tcirau- dativuen das öffentliche Interesse in Anspruch. So brannte ein Angestellter der Annoncen-Firma G. L. Daube und Comp unter Mitnahme von mehr als 20,000 Mark eincaissiler Jnieratcngeldcr durch — man entdeckte ihn in Hamburg, wo er sich, als ihn die Polizei scsiiiehmeii wollte, eine Kugel in de» Kops schob und lobt blieb. — Noch mehr Ausiehen erregt die Flucht des Sub-Dnektors Kvurad Vaier von der Oldenburger FenerversicherungSgesillichast, der durch niigllicktiche Spekulationen lein Vermöge» verlor und nun unter Mitnahme von mehr als 100,000 Alk. (Enulivnen von In- spckivreir und Agenten, sowie Policengeldern) verschwunden ist. Die Würzburger wühlen lustig weiter, ohne srcilich zum Ziele zu lammen. Nun ist auch der 14. Wahlgang vereitelt worden. Erschiene» waren 44 Liberale. Ter nächste Wahlter»»» ist der 12. Avril, 4 Uhr Nachmittag. Am Dienstag kommt die Petition der ulttanw,itanen Wahlinäniier in der Kainnier zur Verhandlung. Tic königl. Encnbahn-Dircktion Altona macht bekannt: Die direkte Expedition über den groben Belt ist jetzt in vollem Um fange wieder ausgenommen. Tie Ronie Frederilshavil-Golhcnbrug ist cbensalls wieder eröffnet, wegen Treibeis aber noch nicht ganz regelmässig. Oesterreich. Die Version, die bevorstehende 25. Wiederkehr des HochzenSlages habe Grai Victor Karolhi zum Selbstmord ver anlagt, wird dem „9t. Wr. Tgbl." von Pest aus bestätigt. Die Familie Halle daraus gedrungen, dah Karachi mit Rücksicht ans die Conikcssi», deren Verehelichung die Familicnverhciltnisse der Eltern im Arge stünden, de» Anlab der silbernen Hochreck zur Versöh nung und Wiedervereinigung mit seiner Gemahlin benütze, was nalnrlich de» Bruch mit seiner illegitimen Lebcnsgesähltm, der Gräfin Gtzürkh, bedeutet hätte. Gca» Victor veisprach dies, Hütte aber nicht die Krack, die Gräfin Ghürl» von sich zu weisen und wählte daher als den letzte» 'Ausweg tn diesem Dilemum den Tod. Aus dem 'Arbeilstische, vor welchem der Gras den Sclbsl- moid berichte, fand ma» eine Photographie der jüngsten Tochter, Eomtesse Margit, aus wrlchcr geschrieben steht: „Dich liehe ich." - Verschiedene Bentthkckung ersrihr cS, daß am Dienstag im Ab- flkoidneleiihau'c der enterbte Svbn. Grat Gabriel Karachi, cr- ichicn, der sich vo» der Leichenserer absentirt batte. Ter Prrncssor der Bvlanil a» der Universiiüi von Grnz, Hubert Leitgrb, eiilteibte sich »ritt,Ist eures ilirvolverichnsses. Die Uriachcn des TelbslinoideS ivllen Kränkungen sein, die Leitgeb in amtlicher 3licht»»g ersabren hat. 'Auch der Kaiizleivorstaud der Technik in Giaz, Anton Grob, vergiftete sich mittelst Chankali. Ungar». Tisza-Eszlar, der Schauplatz des Prozesses wegen Ermordung der Christin Eslher Sochmossv durch den Inden Schwarz behurs ritueller Zwecke droht infolge der Ueberschwcmmung vom Erdhoden zu verirhivinden. Eine dv>t adgehailene Voltsversamm- luiig faßte den Beschlutz. dab alle Einwohner auöivanbern mögen. Tie Ortschaft liegt unmittelbar an der Thcib, und in Folge der Rcgnlunng war das Flnbbrtt noch näher genickt »nd so die Ort schatt dem Hochwasser preisgcgcbcn worden. Alle Einwohner sind am Bettelstab. In Folge des Dammbrnches bei Felghö, südlich vo» Eiongrad, wurden 25.000 Joch übriichivenimt. Die Gutsbesitzer sind Gras Karolni »nd Markgraf Pallavicini. rsieltungsschifsi und M>lilü> sind bereits dahin ahgegangcri. Ei» wegen Mnttennordes zu zrvanzigjährigcr Zrichthgiissirafe verurlheilter Eiinvohncr vo» Szerb Klari, der bereits siebzehn Fahre von seiner Strnse im Iltavacr Zuchlhause verbüßt hatte, wurde vo rige Woche, da er Brssirnng simnlirt hatte, bedingungSweisi aus siele» Fub gestellt. Er reiste rofort nach Szc>h-Klari, wo er sich in die Wohnung des OttsuchterS ve>sügte, ans welche» er mit einem Revolver feuerte. Die Kugel tras nicht de» Richter, sondern dessen Gattm. welche eben cmgetreten war: die Aeniisle hauchte wentge Minuten später ihren Geist ans. Von hier rannte der Mörder tn die Kanzlet des Ortsnotärs; auf die Frage, wo dieier sei, antwortete man er sei verreist. Ter tolle Memch schob hierauf dem Vicenolär eine Kugel i» dcn Unterleib und wandte sich zur Flucht. Jetzt be gegnete ihm ein Gäitner, weichen er gleichfalls lödtlich veiwuiidete: er stürzte auf die Gassi, schob hier einen Passanten nieder und ent floh. I» der Wohnung des Mörders erschien kurz darauf der Slubl- richler Cieleji »nt Gendarmen, wo er das Weib nnd das Kind des Mördeis mit gespalteten Köpsin >vdt ausfand. Der Mörder konnte bis jetzt nicht testgenommen werden. tzrankrcicki. Der .,c-ue Kammerpräsident Msline ist ein inti mer Freund Jules Ferrv's. Er ist ei» ichmächtigcr Mann, dessen mageres Gesicht zwei knr-gei'chnOtene, in s G»auc spielende Eoletct- tcn cinrahine»: der Kovf ist spärlich mit kurzen, ehrnsalls schon in's Graue spielenden Haaren bedeckt. Seine hohe Rechtlichkeit und seine ArbeilslüchOgkcck sind allgemein bekannt und geschätzt. M'lme Ol ein guter Redner, dessen Stimme zwar nicht weittragend ist, der aber klar und streng sachlich sprüht nnd oratottichen Knalleffekte» auS dem Wege geht. In wirthschastlichen Fragen fanden seine Ans« fuhrungen in der Kammer stets die grösste Ansinerksamkett. Ans Wunsch Got'lcts wird der bisherige Direktor der Abthei- lung tür politische Angetegenhellcii im Minlslkrium des Auswär tigen. Francis Ebarmes, in seinem Amte verbleiben. Ein Niindichrcibe» des neuen Kriegsinimstcrö Jrehcinet an die Sorpekoinmandanten bczrichiicl als die teste Absicht deö Ministers. v> der Aimce de» nnhedingten Liespckt vor der Disziplin in allen Graden ausrecht »u erhalten. Sn Part» fand eine vo» etwa 800 Stell r>emo wiro iiatvamiiiw gctcyrievcn: Wamenv Vismara Überall n größten Werth auf die Freundschaft mit Italien legt, gefallen ch die Franzosen in geflissentlicher Jgnonrung der nationalen Kode n»d Stellung der benachbarten Mcktclmee>machk, kränken die Stelle,wermiI1l»ng»dureattr gerichtet« Beriammlung statt, ^ch Bcendlauna derselben versuchten die Tbeilnchmer eine Kundgebung ln der Nähe der Central-Hallen zu veianstattkn. wurden lrdoch von der Polizei ohne Widerstand zerstreut. Pari». Da die Kammern vor dem 19. d. M. nicht wieder eröffnet werden, so hat — schreibt der „Figaro" — das Ministerium Flvguet mindeste»» 14 Tage LebcnSsilst. Für eine längere Existenz narantiren wir indeß nicht, es mühte den» sein, dab vieles Mini stern»» sich absolut bewegungslos verhält. Sobald es aber dcn Radikalen nur irgendwie begegne!, wird es wie eine Feder vom Sturmwind dnvongetrage» werden. — Dem Schlüsse der Aquarcllcn- AuSstellung (Freitag) folgt unmittelbar die Eröffnung der Pastellen- Ausstellung, welche sich als eine der reich bcschickteste» echcbeii soll. Italien. Die Nachricht, dah vor einigen Wochen Frankreich einen Handstreich gegen den Hasen von Spezia und dessen ausgedehnte militärische Marine-Etablissements geplant habe, infolgedessen Italien schlennigst Spezia in Verlheidigungszustand setzte und die englische Flotte vor Genna rrschlc». war mehrsach als eine wahn sinnige Zournalislcu-Elfiildnng bezeichnet worden. Jetzt schreibt aber die „Nord». Allgem.": „ES sicht anher allem Zweifel, dah vor einiger Zeit fran,vsische»seitS „Studien" über die Möglichkeit eines Handstreichs gegen Spezia und eines mit demsiide» in Verbindung stehenden eventuellen Landungövelsnchcs nngeslcltt wurden : ob aber diese Studien weitere Konsegucnzcn gehabt, ob dieselben die Mög lichkeit oder Unmöglichkeit des Gelingens eines solchen Handstreichs konsialirt haben, sind wir nicht in der Lage zu wissen —: dah aber in Frankreich die Eventualität eines Krieges mit Itniien scharf in's Auge gesagt wird und ma» daselbst von nichts weniger als freund- tlichen Gesühle» für Italien beseelt ist, ist eine Thatsache, die sich nicht leugnen läht und von deni Unbefangenste» bestätigt werden muh. So korrekt auch die gegenwärtigen Beziehungen zwischen de» beiden Regierungen sind und so sehr man namentlich von Seiten der italienischen Regierung alles zu vermeide» such:, was dem un ruhige» Nachbar Anlah zu Klagen und Beschwerden geben könnte, so ist es doch eine unbestreitbare Thalsache, dah die Stimmung der beiden Bevölkerungen einander gegenüber nichts weniger als freund lich ist, dah man sich gegenseitig mit Mihtrauen begegnet, dah die grqensiitige Erbitterung eine allgemeine sei. Vo» Seilen der Fran zosen wird auch nichts unterlassen, um die Italiener zu reizen und z» verletzen; man trägt daselbst den Hah gegen Utalirn i» io offe ner Weise zur Schgii, dnh der kleinste Zwischenfall z» ernsten Kon flikten führen könnte: und dah Italien unter solchen Umständen auf seine eigene Sicherheit bedacht ist und nichts unterläht, um den kommende» Ereignissen gegenüber gerüstet und bereit da,»stehen, ist »cittirlich nnd gereicht der Regierung zum Lobe. Wenn die Franzose» es daraus angelegt haben, einen Bruck mit Italien zu vrovoziren und sich mit demselben zu messen, so dürsten sie sich bald zu ihrem eigenen Schaden davon überzeugen, dah sie in Ita lien einen vollständig ebenbürtigen Gegner finden werden, und die italienische Einigkeit auf allzu festem Fuhe steht, als dah ein even tueller Angriff Frankreichs dieselbe zum Wanken bringen könnte. — E1>cmo wird baibamtlich geschrieben: Während Bismarck überall den sich Winde das italienische Selbstgefühl durch unzählige kleine Nadelstiche und benehmen sich bei ledcm Anlah so, als könnten sie den Zeitpunkt nicht abwarlen, mit ihren südöstlichen Nachbarn gründlich in's Ge richt zu gehen. Frankrrich hasst eben, wie Füist Bismarck in seiner grohe» Neicbstagscede vom 0. Februar bemerkte, jeden seiner Nach barn, dem es nicht obne Wcileres dcn Fub aus dcn Nacken zu setzen vermag; dicie Zeit ist nun sowohl für Deutschland wie sür Italien endgiltig vorbei, und deshalb habt Frankreich beide 'Rationen mit gleichem Ingrimm; bei dcn Italiener» glaubt ma», aus die eigene Uebemiacht pochend, nichreres sür sich hrrausnchmcn zu können, als bei den gefürchteten Deutschen, so rst Italien gewissermaben rum Prügelknahen des sraiizvsiicheii Verdrusses a» dem Gauge der Welt geschichte geworden. Umso freier vo» hinterhältigen Gedanken er weist sich die internationale Politik Deutichlaiws. Wir hätten wohl mehr Ursache, ans unsere Machlüherlegenheit zu pochen, als Frank reich. aber in unserer Friedensliehe »nd Friedeussimorge lasse» wir uns nicht nur die gewissenhafteste Newckliruiig fremder Rechte und fremder Empsindlichkeite» angelegen sei, sondern gehen selbst soweit, dab wii ein Auge zudrücken, wo wir uns mit Fug und 'Recht über mangelnde Rücksichtnahme beschweren dürften. Davon können ge rade die Fianzose» mehr wie ei» Lied singen. — In der That, wir habe» guten Grund, die Entwickelung dcl Tinge zwischen Jialie» nnd Frankreich mit Interesse zu verfolgen. Dnh zwischen uns und Ilalien ei» Vertrag besteht, ist zuris pudliei (öffentliches Recht), es kann also auch keinem Zweifel unterliege», dah wir Verpflichtungen gegen unseren Bnndcsgenoffen haben. Aber auch selbst wenn keine ictiristlichc Bindung für uns voibanden wäre, die Solidarität unse rer und der italienischen Interessen würde uns zwingen, wenn Frankreich über Italien verfallen tollte, uns an die Seite des letz tere» ru stellen. Auch der philisterhafte Deutsche muh sich darüber klar sein, dah, wenn an den Alpe» „die Volker nliseinandcrschlagcn". der Deutsche nicht „am Fenster stehen und sein Gläschen austrin- len" darf. W>e die „Italic" ettälirt. wird die Negierung neuerdings von der Kammer einen Kredit von 25 Millionen Lire fordern, um die Truppen m Abessinien in ihier jetzige» Stärke erhalten zu können. Die iviäcripruchsvolleii Meldungen ans Massaiiah über die Stellung nnd 'Absichten des NeguS errege» neuerlich Misstrauen. Die O>si- ,lösen neniieii den 'Ausgang des afrikanischen Feldzuges einen Sieg Italiens, der, wie die „Nüormn" meint, Früchte tragen müsse. Die „Tribuiia" und die Opposition hingegen klagen, es bleibe Alles beim Allen, nnd belürchten eine Wiederholung der Expedition im Winter. Ter schöne» Königin von Serbien, die sich gegenwärtig in Flo ren; aushält, ist daselbst ein icitsaines Abenteuer paisirt. In etwas auffallender, übcrelrganler Toilette, mil au'gclvst über die Schul tern fallendem schwarzen Haar promenirte die schöne Frau in ver Via Cerratani, als sich ibr zwei junge TandieS näherten und der interessanten Unbekannten ihre Coniplimentc ausdrängtrn. In ihrer Angst eilte die Königin ohne Rücksicht am die gaffenve Menge da von, bis sie eine Müthsdloschke fand, die sie in Sicherheit brachte. Die beiden Helden wurden von einem Polizisten verhaftet, schwuren aber, die serbische Herrscherin nicht gekannt zu baden. England- Die internationale Zuckerpräiiiienloiiicreiiz ist im Answäitigen Amt unter dem Präsidium des Staatssekretärs der Kvloniecn, Baron Woons, nach sechswöchiger Unterbrechung wieder ziisanimengetrelen. Seit der letzte» Versammlung haben alle cms- wärilgcn 'Regierunqcn dem englischen Vorschläge auf Abschaffung der Zuckcrviämien zugesiimmt. Rntzlaud. Ter E>Sgang der Newa hat bei Schlüsselbura begonnen. Aus Riga wird gemeldet, dab die Düna ebenfalls auf- gegangen ist. 'Abermals sind zwei evangelische Pastoren verschickt d. h. ver bannt worden, Pastor Holst von der Jakvbskirche m Riga nach Saratow, und Probst Döbner ans Käitzenail nach Astrachan. Die russische Regic>u»g ist offenbar entschlossen, olle Scheu und alle Rücksichten fallen zu lassen und da§ Pvbedonoszew'iche Programm voll dmchzuiüliren. Die Zeit der Martyrien beginnt in der evange lischen Kirche Livlands, aber, das hoffen wir seit, sie wird die Tage der Pilisung mannhaft überdauern. Bulgarien. Der „Trnowska Eonsiitutia" zuiolge bat Fürst Bismarck die Annahme deS KondolenztciegrammeS der bulgarischen Regierung nbgelehnk und dasselbe dem Minister des Aeuberen, Dr. SiranSky, zurückgeschickl. (Tic „Trn. Eonst." ist das Organ des OpposilionsmanneS Karaivclvw.) In dcn letzten Tagen wurde in Sophia eine vom Cvmitee des 9. August gezeichnete, an die bulgarische Armee gerichtete Prokla mation bcrthcilt, welche de» Soldaten cmvfiehlr, gegen den Fürsten »nd die 'Regierung zu revoltiren, weil dieselben rnffenseindlich seien. Tie Regierung, aus die Armee vertrauend, ergriff keine Maßregel». sttnmänlr». Ueber die Freilassung des Abg. Fleva wird ge meldet. daß deiselbe im Triumphe a»S der Strafanstalt Bacaresli abgeholt worden ist. Hunderte von Wagen mit grünen Zweigen, Blumen und Fahnen gaben ihm das Geleite durch die mit Tau senden gestillten Straßen. Fleva wurde unter Boraiitritt einer M'usikbandc »» Schritte nach seiner Wohnung gebracht und von den Fenster» mit Blumen förmlich übcrichüttet. Die Menge be grüßte ihn mit de» Zurufen: „ES lebe das Köiiigspaar! Es lebe Fleva!" Die Ordnung i» den Straße» war ohne polizeiliche Inter vention eine musterliaste. In einer Versammlung der Mitglieder des cvnscivativen Clubs erklärte Fleva. nach dem Nücklrilt des Minislettui» Bratianv betrachte er seine Mission als beendet und habe er keinen Grund, die jetzige Negierung nicht z» unterstützen. Gerüchtweise verlautet, Fleva werde in das neue Cabinet rintrcten und werde der Finanzminister Gbermani demissioniren, um den Eintritt eines Mitgliedes der geeinigten Opposition mil Fleva zu erleichtern. Ter Chef der Eoiiscrvativcn, Catami, ist von der Oppo sition beauftragt worden, an den Ministerpräsidenten die Frage zu' schien, ob da- Cabintl geneigt sei. die Wahlen sofort tinzuletten? solle die Unterstützung der Regierung, nt! zuato «! M Falle der Bejahung io Falle der Verneinung solle die Bekämpfung derselben seitens Opposition in Aussicht gestellt werden. Mexieo. Cclava. eine kleine Stadt im Staate Guanaa ist seit uralter Zeit berühmt durch die Sticrkämpie. die am Oster somttag daielbst staltffnden. Die Elite des Landes begiebt sich zu diesem nationalen Feste. Diesmal war der Schauplatz der Kämpfe ein riesenhafter Cirrus, dessen Dach vo» Strohmatte» gebildet ist, die sich wie große Sonnenschirme fächerförmig uusbreilen, um die Galerie-Besucher gegen die sengenden Strahlen zu schützen. Eine, alten Sitte gemäß wurden auch diesmal einige Äbtheilungeu Sttäs singe nach dem Eurhans von Eelaya gebracht, um dem Stterlaiilpse beizuwohnen. Die M>1itä»Stlässi»ge. die zumeist aus Deserteuren und politischen Bcrschwörem bestände», waren im Laust der Nackt übercingeloinmcii, während der Vorstellung einen Fluchtversuch zu unlernehmen und hatten hierfür eine» fürchterlichen Plan auc-ge dacht. Während das Publikum in höchster Spannung dem Fort gange des Kampscs lolgte, wart einer der Sträflinge eine» bren nenben. i» Kautschuköl getränkten Lappen aus das Binsendnch und im nächsten Momente schon wölbte sich eine Fenerdccke über dem Nieienraunie. Die Zuschauer machten verrweiielie Anstrengungen, um dem Jlammeiilvde zu entgehe»; ei» Kampf mit Messer» bM»n in dem brennenden Raume, man hörte Schüsse lallen und mit Dolch und Revolver in der Hand stiebten sich die Menschen den Weg in's Freie zu bahne». I» Hamen sprangen die Leute Von den Gale ricen die schwindelnde Höhe herab »nd sünszig Todte blieben in dem Sande liegen. Tie Kampisliere entkamen aus ihrem Zwinger, stürzten wuthschänmend in das Pnhliknm nnd verletzten eine große Anzahl vo» Personen, SechSunddreißig Peisonen lamen um, in de» Flammen lande» achtnndicchzig Personen ihre» Tod, eine große Anzahl von Personen ist durch Brandwunden schwer verletzt und überdies gicbl es fast hundert Ovstr der Katastrophe, anderen aus kommen geziveiselt wird. Es scheint jedoch, daß es keinem der Sträflinge gelungen ist, zu entkommen AcutUctou. ck Für nächsten Dienstag ist im Königs. Hosiheatcr (Altstadt, „Nheingold" angeietzt worden. Ter heuligeii ersten Ausführung des Moser'scheii Schwankes „Die Amazone" (im Neustädte Hause) gebt das Hahn sche lakoge Dramolct „Im Bvrzimmec E> Excellenz" voran. Morgen werden beide Stücke wiederholt. ck Die morgende Sonntags-Nachiinttans-VorsteUung im Nesi denztyeatcr wiid nickt nur eure LubiiänniS-, sondern auch eine W o b l t h ä t i g k ei t s-P vrstelluna sein. Morgen gehen »am sich^um 50. uuv zugleich zum letzten Male „Die sieben L-chivaben" in Scene, und zwar^zicbt sie Tw'tior Karl zum Besten dki U e b c r s ch w e in m t e n. Die Aufführung findet zu den üblichen ermäßigten Prellen statt, ohne ledvch die Wohlthttligkeit zu belchrün ken; wer sein an und ffic sich billiges Billei nnl einem Fünsmar! ichein oder mit einer halbe» oder ganzen Krone bezahlt, wird an der Kasse nicht weniger willkommen sem, als der 3o Pseiinig-Speiv sitzinhaber des Olymps. Eine ausverkausle Nachiiiittaasvorsteüuiy im Residenzthealcr tragt schon eine ganz ansehnliche Summe ein. und hoffentlich darf man morgen eine solche tonstatiren — viel- Thrünen würden durch eine allgemeine Belheisiguna an diesem schonen Akte der Mildthütigkcit getrocknet werden. BiüetS sind von heute ab a» der Kasse des 'Residenztheaters zu haben. ck Vesper in der Kreuz kircbe, heule Nachmittag 2 Uhc: 1) Präludium über dcn Choral: „Wachet auf, ruft uns die Stimme" von Gustav Merkel. 2) „8opulto Domino", Motette von Jakob Handl. 3) «Der Herr ist me». Hule", Psalm Ä sür Barl- loniolo und Orgel von Blumner (das Solo wird Herr W. Bären- sprung singen). 4) „Der Herr ist auserstanden", Motette von I. G. Herzog. s- Kunstverein. Unter dcn letzlich eingegangenen wenigen Landschasteii lallen fesselnd nur zwei m's Auge. Prof. Willroider (Müiichc») hat ei» Stück ebener Gegend gemalt, in welcher rechts ei» von Gehölz und Buschwerk umgebener und versteckter Flecken liegt, während sich »ach hinten der Blick in weite Ferne verliert. In den Radiurchen aus der breite» Landstraße steht noch der Regen und spiegelt melancholisch die Wolken und die .Himmelsbläue wieder. Das Bild hak Stimmung und Wärme; auch sein Format, ein längliches Viereck, kommt der Gcsiinuntwirkung glücklich zu statten. Tic andere Landschast von F. Schceyer (Blaseivitz) bietet eine Ansicht des Juno-Tempels zu Gugeitti. Auch hier hat man es mit einem sorglich auSgesührlen Bilde zu ihn», bei welchem Luit und Licht trefflich behandelt sind. 'An Genrebildern in Oel ist säst gar nichts eingegangen; wir bemerkten nur das von Brunkal (Berlin) „Eine Pause nn Atelier". Zwei junge Mater verschrecken mit ihrem in eine Art Barvck-Costüi» gekleidete» weiblichen Modell znm Frühstück; der eine entkorkt eben die Flasche u. s. w. und das Modell drückt dem gegenüber durstige Lüslernbcit aus. Ein hübscher Vorwurf — aber mit akademischer Steifheit vorgeiragen. Das Lebe» pulsirt in diesen Figuren nicht. Auch scheint die Aus- 'ührung, von Einzelheiten abgesehen, nicht gewandt genug. Neben bei bängt das Bild aber auch sehr schlecht an einer Hinlerwand. — Dagegen spiegelt sich volles Leben in der Aquarelle von Adolf Menzel (Berlin): „Wcriier'schc Husaren brinnen eine flüchtige pol nische Familie am", d. h. nehme» sie gefangen. Das Bild ist wiederum so »eich an sprechenden Figuren, so bewegt nnd lebendig in alle» Einzelzügcn, daß mit jedem Augenblick deS Betrachtens das Interesse lebendiger wird. Ueber die Ausführung, die, wenn auch zum Theil skizzenhaft, doch eine vollständige ist, bleibt bei diesem Meister des Zeichnens nichts zu sagen übrig; der Name ge nügl. Es gehört dicstS geniale Blatt zu der v. Bcigh'jchcn Sanim lung. aus welcher schon seit Woche» manches interessante Mappen blalt zur Ausstellung kam. E« sind auS derselben jetzt noch mebreie hübsche Blätter vo» C. Piannsehniidt, Ed. Meyecheim und A. Berg auSqclcgt. Mit einem solid und geschmackvoll gemalten männliche!! Oeipvrtrüt (Knicstuck) ist Pauiinc Kohlschüttcr. hier, vertreten. - Heben wir nur noch einige Pastellbilder hervor, deren in den ietzlcn zwei Jahren verhättnißinäßig außerordentlich viel aus den Ateliers hcrvorgegangcn sind. Namentlich sür das Pvrträtsa i habe» sich »erierdings viele Maier den saibigc» Stillen zugewanV und speziell für das Porträt ist in der That das Pastell ancl höchst wirksam. Es sind bei dcn neuen Eingängen wieder drei Damen mit Pastellbildern vertreten: Gräfin Odtolck-Rudinsky. Anna v. Bröekec und Auguste Reich, sümmtlich hier. Von Erstcrer sind mehrere delikat gcarbcckele Mednillon-PorträlS nnd das größere eines alle» Herrn ausgestellt; letzteres spricht durch frische Lebens Wahrheit aiiberordenttlch an, der seine Zug von Bonhoinmic ist trefflich wiedergegeben. Von Aiuia v. Bröcker empfiehlt sich sein angenehm eine größere Studie: „Italienisches Mädchen"; hier sind die Farben prächtig gewählt. Die allegorische Versinnlicht»»; des Frühlings, die Auguste Reich bietet, zeigt cm reizendes Köpi che», welches leider für Hals und Schultern zu groß gerathen ist. dagegen ist der pricslcrliche Characterkops in allen Verhältnisse i treffend gehalten und kraftvoll in Farbe geletzt. 0. X. -j- An der mul'ikaloch-deklaiiialvrischcn Simse des jugendlichen RecitatvrS Arthur Le v»>d as Andrea des, welche Mittwoch den 11. April, im Saale des Hotel de Taxe statlsindcl, bcihcckigrn sich Herr Kammervirtuos Felix Meyer aus Berlin (Violine), Herr Hoivpernsänger Paul Jemen nnd Frl. Jda Böhme (Gelang Billccks bei RieS (Kaufhaus) und Piötncr (Hauptstraße) ff Frau Marie Geisti»ger. die vor einigen Tagen in Berlin m ihrer Abschiedsansprache erklärte, daß das BcifallSramchen sür sic verklungen sei sür immer, das; sic mm sür alle Zeit von der Bühne Abschied nehme, erscheint schon wieder aus der Buhne, und zwar mit einem dreimaligen Auftreten in Oedenbnrg. Ter Atffchied tür immer hat also genau eine Woche vorgehaltcn. Unsere U» giäubigkcit hat alio schnell Recht behalten I ff Wie bereits stuhcr mitgelheilt, finden die diesjährigen Büh » e »sestlvieIe in Bayreuth in der Zeit yom 22. Juli bis 19. August in der Weile statt, das; an allen oayvffche» liege» de» Sonntagen und Mittwochen „Parsiial", an allen Montage» imd Doniierliage» die „Meistersinger vo» Nürnberg" zur Aufführung gelangen. Die Hanplvarticcii beider Werke werden wie folgt de setzt sein: Parsisal: Kmidry, die Dame» Malcrna, Mallen, Sucher > Parsisal, die Herren Gndehns, Winkelmann, als weiterer Vertreter ist Herr van Dyk (Aiiiwerpen) in Aussicht genommen; Amsorias, die Herren Rochina»», Scheidemantcl; GnriiemaiG die Herren Wiegand. Giümcister; Klingsor, die Herren Planck, Scheidemaickel. Meistersinger: HanS Sachs, die Herren Reichniami, Giira, Planck, (für Herrn Gura würde im Falle der Unabkömnilichkeit in München Herr Scheidemantcl einlrclc»); Pogner, die Herren Wiegand, Gill meistcr: Eva, die Damen Malten, Sucher, Beltaque (Bremen); Walther Slolzing, die Vertreter des „Parsiial"; Magdalcne, Frau Staudigl (Berlin): Beckmesser, die Herren Friedrichs (Bremen), Kürner (Karlsruhe); David, du Herren Schrodlei (Wien), Hvsmüller (Darmsladt); Kothner, die Herren Planck, Hettstadt (Halle), «> iV
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