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Urkundlich tzörte daS Paar dielt Ansprache an. mchriach «ch di« Prinzeffin ihr LiwoerstLndni» zu den Worten de» Öberbüraermeisters durch freundliches fächeln und Neigen des Kopse» linch und rnar sichtlich erfreut über das kraulende Hoch, das ihr am Schlüsse der Rede «ndaegentönle. Mit Herz- sichern Händedruck dankte Prinz Johann Georg dem Redner für den erhebende» Eämnang und sprach u. a. seine Freude darüber aus. daß er versichern könne, seine Gemahlin fMe sich schon seht als Dresdnerin. Er hoffe, daß sie hier so viel Liebe sind«» möge, daß sie sich auch weiterhin als D-resd- »erin fühlen könne- auch hoffe sie noch mehr Liebe zu Dresden hinzuzulernen. Alle Umstehenden batten den lebhaften Ein druck. daß sich dos Hohe Paar über den woblgelungenen, trotz uiigünstiaer Witterung stimmunasvollen und herzlichen Emo- sang recht gefreut habe. Unter schmetternden Fansarenklängen ging die Fahrt weiter durch die völlig Iohannstraße, Moritzslraße, über den Neumarkt und durch die Aw'ustusstraße nach dem Königlichen Residenzschlosse. Am Gchlohplatze waren die dienslsreien Leutnants der Garnison und im groben Schlohhofe die Kadetten ausgestellt. Ihre Majestäten der König und die K v n i g i n-W i t w c hatten sich mit den übrigen fürstlichen Herrschaften, nachdem der Jestzug den Neu- markt verlassen hatte, aus den Balkon über dem Georgentor begeben und erwarteten hier die Ankunst des Prinzenpaares. Vom -Zckloßplatze aus erfolgte die Einfahrt durch daS Grüne Tor in den großen Schloßhof, wo die Gendarmerie und die Gardereiter^rskorte mit dem Trompeterkorps Ausstellung ge- nommen hatten. Im Vestibül an der Haupttreppe des Schlosses, wo eine Ehrenwache des Leib-Grenadier-Negiments stand, emp fing der Königliche Große Dienst die Neuvermählten und ae- leitete sie im feierlichen Zuge nach der zweiten Etage. Aus der Haupttreppe paradierte zahlreiches Livreepersonal in Gala, und im Vorzimmer zur Französischen Galerie in der zweiten Etage war eine Paradewache vom Gardereitcr-Negiment ausgetreten. Im Schlöffe. Se. Majestät der König, umgeben von den jungen Prinzen, trat dem hohen Paare bis aus den Vorplatz der zweiten Etage entgegen und geleitete es nach der französischen Galerie, wo Ihre Majestät die Königin- W > l w e, sowie Ihre König!. Hoheit P r i n z e s s i n M a t h i l d c und Ihre Hoheiten Prinz Ernst von S a ch i e n - Ä l t c n b u r g -und Her- z og Ka r l B o r w i n zu MeckIcnhurg - StrcIih die Neuvermählten begrüßten. Hierbei waren auch die kleinen Prinzessinnen zugegen. Zum weiteren Empfange der Neuver mählten hatten sich im Residenzschlossc versammelt: die Herren Staats-minister und der Minister des König!. Hauses, die Prä sidien beider Kammern der Ständeversammlung, sowie die kom mandierenden Generale der beiden sächsischen Armeekorps im kleinen Ballsaale, die einheimischen Herren der ersten und zweiten Klasse der Hofrangordnung, einschließlich der inzwischen vom Empfange am Hauptbahnhose cingctrosfenen Generalität, sowie die nicht diensttuenden König!. Kauiinerherren im Stuck- iaale. Von der Französischen Galerie aus begaben sich die Herrschaften zunächst »ach dem Stucksaale und nahmen die Be grüßung der hier versammelten Herren entgegen. Nach dieser Huldigung trat der Königs. Hof. nachdem Ihre Majestät die Königin-Witwe sich votst roten Salon aus in ihre Gemächer zurückgezogen lyrtte, in den kleinen Bstlliaal ein, wo durch den König die Vorstellung der Minister, der Präsidien beider Ständekammern, der kommandierenden Generale und des König!. Großen Diensics erfolgte. Nach dieser Vorstellung zogen sich die Hcrrichatcn in die Privalgemächcr der Königin- Witwe zurück. Das prinzliche Paar verließ gegen 2 Uhr bas Rcsidenz- schloß und begab sich nach dem Prinzenpalais in der Zinzendorsstraße. Eine kleine Huldigung für das entziehende Paar vollzog sich noch bei dieser Fahrt in der Zinzendorsstraße. Dort hatten sich aus den Dächern der Vorbauten der höheren Ratstöchtcr- schule zahlreiche Mädchen dieser Anstalt aufgestellt und cmp- fingen das hohe Paar, das in einfacher Hofkutlche gesahrcn kam, mit Tüchcrwinkcn und Hochrufen. Auch an der Einfahrt in den Palaisgarten standen einige hundert srohgestinimte Kinder und brachten Len Neuvermählten eine besondere Ovation dar. Im P r i n z e n v a la i s fand die Begrüßung durch sämtliche Hof beamte des priMicken Haushaltes statt. Fräulein Dora Renner, die Tochter des Hofsekretärs, überreichte mit Versen von Georg Jrrgang cinen Blumenstrauß, den die Prinzessin huldvoll cntgegennahui. Königliche Zeremonientafel im Residcnzschloffe. Abends 6 Uhr fand im Eckparadefaale Königliche Zcrc- monientasel statt, zu der 11» Gedecke aufgelegt waren. Zu der Tafel versammelten sich nackMittags 5-"st Uhr auf Ansage, bcz. Einladung: die Herren Staatsminister und der Herr Minister des Königs. Hauses, die Herren der ersten Klasse der Hos- rangordnung, das diplomatische Korps, der König!. Kommissar, der Ministerialrat im König!. Hausministerium, der General direktor der Staatseisenboyncii, der U-rcishauptmann, der Polizeipräsident, der Oberbürgermeister, der Stadtvcrordneten- Vorsteher, der König!. Große und der Prinzliche Dienst, sowie die besonders befehligten König!. Kammer-Herren und alle weiteren Eingeladcnen im Stucksaale der zweiten Etage des Schlosses. Sobald die allerhöchsten und höchsten Herrschattcu die Zimmer der Königin-Witwe verlassen hatten, setzte sich der Zug nach dem Eckparadefaale in Bewegung. Bei der Tafel brachte König Friedrich August cinen Trinkspruch auf Prinz und Prinzessin Johann Georg aus. Straferlaß. Aus Anlaß der Vermählung des Prinzen Johann Georg iiiit der Frau Prinzessin Marie Immaculata hat der König bei dem feierlichen Einzüge des Paares in die Landeshauptstadt einen umfassenden Gnadenakt vollzogen, indem nach den Vor schlägen des Justizministeriums etwa 120 Personen, die wegen eines in der Not begangenen Vergehens gegen die Vcr- mögensordnung zu FreihcitS- oder Geldstrafen verurteilt worden waren, ihre Strafen ganz oder zum Teil erlassen worden sind. Die Schmückung der Stadt. Äußer den öffentlichen Gebäuden waren auch zahlreiche Häuser der Einzugsstraßcn reich und geschmackvoll geschmückt. Fiel schon die außerordentlich reiche Beslaggung der Einzugs straßen. sowie der Nebenstraßen ans, so überraschten einzelne Gebäude geradezu durch ihre schöne Sonderdekvration. Hotel Terminus, Hotel Monopol und das Zentralhotel zeigten prächtigen Fahnen, und Girlandenschniuck: auch die Fassade des KaperKlaf-'s prangte in Girlanden- und Falineiischinnck. Im der Prager Straße zeichnete sich zuerst die Ecke des Hotels „Europäischer Hof" ans: aus Stoffdrapicrungen und rosa Ge langen hob sich ein mächtiges weißes Sckild mit dem Gruß. „Ksiveto" hervor. Im Schaufenster des Hofphoiographen Otto Mäher sesfcllcn zwei große Oclgcinälde des Neuvermählten Paares, ferner hatten noch di« Geschäftsläden des Hof- schlächlers Nicdenführ, des Seidenhauses Wilhelm Nanitz, des Cafös Limbero und des Modewarenhauscs Hirsch u. Eo. reiche Zierde angelegt. Eine künstlerisch wirkende einheitliche Dekoration ivar an dem Bankgebäude der Firma Philipp Eli» meyer entstanden, zu der sich die Firmen Olivier. -Schnausfcr und Roettig vereinigt hatten. Der Sims der ersten Etage ivar mit Lorbeerbäumen, Fächcrpalmen und Blattpflanzen be setzt, aus denen sich Buketts von bunten Crysantstemcn wirkungs- voll hcrvorhoben. Die Dekoration war ansgcsübrt vom Hof lieferanten Karl Rülcker. Die Kunsthandlung Emil Richter hätte ihrer Auslage ein vornehmes und besonders würdiges Gepräge gegeben. Vor allem gewahrte man ein tresfliästs Bild nis des Prinzen Johann Georg inmitten eines Arrangements von Farnen und Pelargonien. Daneben stand das charakteristische Bild des Königs von Böl,ringer sind der übrigen Mitglieder des Königlickf-en Hauses. Auch die Gcschäflshänicr der Firmen Bluth und Nagelstock waren schön geschmückt. In der Secstraße ragte besonders das Schaufenster des Hoflieferanten Heinrich Heß im Kaufhause durch geschmackvolle Dekoration hervor, die in der Hauptfach« aus Tevpichen bestand, bekrönt von dem Doppeltvoppen der Fürstenhäuser Bourbon und Wcttin. Weiter seien noch die Geschästsläden der Firmen Hoslieserant Paul Gießaen, Clemens Birkner, Tiedcuiann u. Grahl usiv. er- wähnt. Am Mtmarkte war namentlich das Gebäude der All- qeMeinen Deutschen E'reditanstalt mit Teppichen. Fahnen und Girlanden in seiner architektomfchen Wirkung schön erhöht, ebenso am Eingänge der König Iohannstraße der Prachtbau der Dresdner Bank. Mit farbenprächtigen Teppichen prangte auch das Geschäftshaus von Weymar am Allmarkt. König Johann-Straße, Moritzslraße und Neumorkt trugen reichsten Flagaenschmuck. Einfach und hübsch war mit Reisigkränzen auch fast die ganze Zinzendorsstraße geschmückt: durch eine wirkungs volle Plüsch. und Blumendekoration zeichnete sich hier das Haus des Dekorateurs Hugo Roßberg Nummer 83 aus. Auch viele Vrivothäuser in den übrigen Straßen der Stadt bis weit hinaus in die Vororte hatten Fahnenschmuck angelegt. D>e elektrische Straßenbahn und viele Gcschäflswagcn hatten kleine usgesteckt. Fahnen aus Tagcsaeschichte. Prinz Eitel Friedrich und Caruso. Eine Ncwyorker Meldung der „Franks. Zig" besagte, daß Prinz Eitel Friedrich an den Tenoristen Caruso telegraphiert hätte, er schenke jenen Anschuldigungen keinen Glauben, aus Grund deren Caruso am Freitag wegen eines Sittticukeils- vergehcns verurteilt worden ist. Hierzu äußer» sich die ,,B. N. N.": „Selbstverständlich interessiert niemanden, wie Prinz Eitel Friedrich über diese Frage denkt. Trotzdem hoffen wir, jene Meldung werde alsbald dementiert werden. Denn ein derartiges Telegramm wäre unter den verschiede», slen Gesichtspunkten schwer zu mißbilligen. Im all- gemeinen sollen i ü r st l > ch c P e r s o n c n sich immer nur dann öffentlich äußern, wenn ihr Schweigen zu Mißver- ständnissen oder berechtigten Beschwerden sichren köiinle. In diesem Falle aber wäre Schweigen nicht nur möglich, sonder» nötig gewesen. Denn wenn die Gerichte sprechen, hat der Laie zu schweigen. Wie kan» einem Sohne des Deutschen Kaisers in ocn Sinn kommen, sich über eine dem amerikanischen Gerichte vorliegende Deliktsfrage zu äußer»'? Was würden wir sagen, wenn ein Sohn des Königs von England etwa dem Fräulein Anita Augspurg telegraphieren wollte, er glaube nicht, daß sie die ordinären Schimpsworte gebraucht habe, wegen deren sie in Hamburg verurteilt wurde'? Was weiß ferner Prinz Eitel Friedrich von dem Privatleben Carufvs ? Er kennt ihn doch hoffentlich nur als Inhaber einer glänzenden Tenor- stimme. Dem Prinzen stehen zudem Berater zur Seite, die ihn, üvenn er eine solche Telegraphie-Absickit andeutete, daraus Hinweisen mußten, daß seine Worle von den reklamejüchtigen Caruso, Coiiried und Konsorten sofort in die Presse gebrächt würden. Hassen wir, daß die ganz« Sache von zencn Theater leuten erlogen wurde! Denn es wäre außer allem Spaß, wenn der ganzen Welt Anlaß geboten wäre, sich über dieseiz Miß griff eines deutschen Kaisersohucs aufzuhalten." In Sache» des polnischen Schulstrciks veröffentlicht der Krakauer „Czas" den Wortlaut eines Schrei bens, das der bekannte polnische Dichter Henryk Sicn- kiewicz an Kaiser Wilbclm gerichtet hat. Die mar kanteste» Stellen des Schriftstückes lauten: „Eure Kaiserliche Majästäl! In Ihrem Reiche stand bis jetzt der preußische Beamte zwischen dem polnischen Volke und dem König, um keine Klage vor den Thron Eurer Majestät gelangen zu lassen. Gegenwärtig beabsichtigt jedoch der Beamte Eurer Majestät, das polnstchc Volk auch von dem göttlichen Throne sernzuhalten. Das Maß der Verfolgung des Körpers und der Seele ist über schritten. Eure Majestät bäten die Ehre Deutschlands, sowie die Ehre der Dynastie und repräsentiere» die monarchiichc Idee. Nüögc» daher Eure Majüstäl darauf achten, daß auch die Ehre der Äcrmstcn Ihrer Untertanen ge'ioahrt bleibe. Das Mäh ist überschritten. Unrecht ist des Namens Eurer Majestät unwürdig. ES gibt kein Rech! gegen das Recht, kein Gesetz gegen daS Gesetz. Das Recht auf Existenz bat Gott den Völkern gegeben, cs stammt von Gottes Gnaden. Die Monarchie, die die Rechte Eurer Majestät ebenfalls von Gottes Gnaden her- Icitct. darf also das Recht anderer nicht verletzen. Denn mi! derselben Hanv reiß! sie das ihrige nieder und uniergräbt cs. In dieser Angelegenheit werden Eure Majestät selbst der beste Richter sein. Wollen Eure Mascfftä! dicker schrecklichen Wahr heit Ihr Augenmerk Mvenden. Millionen des Volkes, über das die Vorsehung Eurer Majestät die Herrschaft anveriraut Hai, fühlen fick uiiicr Lei Regierung Eurer Majestät unglück licher als jemals. Verletzt ist das menschliche Recht aus Grund und Boden, verletzt ist das H-ausrechi. Tränen der Kinder be gießen das vergewaltigte Verhältnis der Seele zu Gott. Dem gegenüber möge das christliche Gewisse» Eurer Majestät den lünsiigen Weg westen. Henryk Sienkiewicz." Worte, nichts als Worte! Es bandelt sich hier einfach um Sein oder Nicht- -ein des preußischen Nationalstaates, und La, können nicht Scnlimcnialitäien, sondern nur Realitäten entscheiden. Ter preußische Staat wird um keinen Preis sich in seinem ziel- bowußlcn Vorgehen gegen großpolnstche Umtriebe beirren lassen. Eine andere Antwort auf das Schreiben gibt cs nicht. Marokko Tie sranzösischen Panzerkreuzer „Jeanne d Are" „Galilee" und „Forbin", die sich bereits lange Zeit vor Tanger befinden und ins Dock gehen müssen, werden unverzüglich nach Toulon znrückkehre» und durch stärkere SchissSeinheiten ersetzt werden, die gegenwärtig im stände sind, nach Marokko abzngchen. Alle Vorkehrungen sind setzt laut offiziöser Meldung getroffen. Es heißt, ein Regi ment der Kolonialinsanterie werde vielleicht Truppen für Tanger zu stellen haben. Admiral Touchard befehligt die Division. Ein Vertreter Naisulis erklärte dem Korrespondenten des „Jmparcial" in Centa. daß dir in Europa umlaufenden pessi mistischen Ansichten unbegründet seien. Naisnli rück« nicht gegen Tanger vor: er habe nur 2000 Man», die er zn Feldarbeiten verwende und die sich mit den Europäern vollkommen vertrüge». Naisnli werde i» Ilevereinstimiiiung mit Mohammed el Tories uns dem Sultan die Bildung der Polizeitnippe geschehen lassen, jedoch nicht ohne Protest z» erheben. Ratsnli behaupte, dem Korrespondenten des .Jmparcial" zufolge, die Europäer wollten die Zahlung der Abgabe», wie sie in, Protokoll vorgesehen sind, umgehen in gleicher Weise wie das spanische ElcktuzitätS. werk, welches kürzlich de» Zwischenfall durch Nichtbezahlcn der Ausnützung drS Wassers aus den vsseutlichci, Brunne» hervorrirf. Die Marokkaner hätten nunmehr den Brunnen der Bevölkerung zur Verfügung gestellt, und so hätte der Zwischenfall seine Erledi gung gesunden. DentschcS Reich. Der Kaiser unternahm am Sonntag nachmittag in -Kiel mit dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich, dem Prinzen Sigismund und den Herren der Um gebung eine Fahrt nach Hemmclmark in Automobilen. Gestern vormittag 9-^0 Uhr begab sich der Knster an Bord des „Prinz Adalbert". Ter Kreuzer ging alsbald in Sec. Der Kaiscr nahm ans dem Schisse Besichtigungen vor und wohnte Schieß übungen bei. Auch das Frühstück wurde an Bord dcS „Prinz Lldalbert" cinqenommen. lieber die Wirkung der Rede des Reichskanzlers in Aegypten nnrd der „Köln. Ztg." aus Kairo geschrieben: ,,Die Ausführungen des Reichskanzlers im Reichstage Haber, >n Aegypten große Beruhigung hcrvoraerufen. Insbesondere ist der Satz, daß Deutschland dein englischen Volke kein Hinder nis in den Weg legen »nd die frühere hcmiiicndc Rolle Frank- m,,..-. - st großer last ein- .. das Miß trauen, das un letzten Jahre bei dem Akaoa- und Dcnsckiawi- sallc gegen T-cutschlands Politik säst allgemein im Orient ge herrscht hätte, nunmehr befestigt sei, und daß England jetzt Deutschland als befreundete Macht in Aegypten betrachte, die mit ihm Hand in Hand gehen wolle in der Frage der Kapitula tionen und der Gerichtsbarkeit, die bald zur Beratung stände. In einem „Deutschland und Aegypten" betitelten Leitartikel hebt das regierungsfreundliche Blatt „Progrös" hervor, daß Deutschland, im Besitze eines vcrfchwendcrifchen industriellen Schatzes, notgedrungen neue Handclswege in der ganzcnWcltsuche, und wenn «s dies auch in Acgyvtcn tue, könne dem niemand widersprechen. Das Blatt fügt hinzu, daß der neue deutsche Gesandte Gras Bernftorff durch die Ausführungen des Reichs kanzlers einen sehr geebneten Weg in Aegypten vorsinde, und daß seine Ausgabe durch die besonnene Politik des Fürsten Milow sehr erleichtert werde." - Ter Dampfer „Professor Woeriiiann* ist am Sonntag abend mit 10 Offizieren »»d 430 Unteiossizieren und Mannschaften aus Südwestafrika in EuLhavrn emgetrofsen. Der sozialdemokratische ReichStagsabgeordnetr August Drees« bach ist vorgestern tn Treptow am Schlaganfall gestorben. Der Austrieb und die Schlachtungen aus den« Berliner Zentral-Vieh- und Schlack thos sind im letzten Eialsjabre wider Erwarten größer gewesen, als bei Aus stellung des Etats oiigenommen wurde. Ansgetriebcn wurden 241 Mi Rinder, 2-109 Fresser. 19l 220 Kälber. I 12201 > Schweine. 588 990 Schafe, d h gegen den Voranschlag mehr 20<:«»t Rinder. 1209 Fresser. II 220 Kälber, 57 511 Schweine und «K990 Schafe Bemerkenswert ist auch, daß trotz der Sperre des Viehhvsee in folge der kürzlich ausgebrochene» Viehseuchen und der berrichenden Seuchen in Pommer» und Brandenburg der Austrieb säst gar keine Veränderung ersahren hat, >a sogar teilweise zugenomiucn hat und jetzt noch ständig zunimmt. Vom Güterbahnhofe in Beuthen sollten am Freitag acht Zentner rnssilchen Schweinespecks »ach Pitschen abgehen, die. ent gegen dem Verbot, als Kolonialware deklariert waren Ter Speck wurde beschlagnahmt. Die polnische Druckschrift, der „Schlafende Weihe Adler" betitelt, die in Breslau im Verlage Fritzuer-Tetschen er- schte». wurde beschlagnahm!. Nach deni Vom Amtsgericht Hamburg verkündeten Urteile in der Schadenersatzklage der Vereimgtcn Elbschisiahrts- Gesellschaften, Aktieiigeiellschast, wurden 10 Bootsleute wegen Gehorsamsverweigerung ohne Einhaltung der Kündigungs srist zu je 18 Mk. Geldstrafe und Tragung der Kosten des Per sahrens verurleilt. Die Widerklage der Boolsleutc wurde ab' gewiesen. Ungar» In ihrer ersten Sitzung wühlte die ungarische Delegation den Grasen Theodor Zichy zum Präsidenten und den Grase» Theodor Batthyanyi ;n»i Vizepräsidenten. Delc alerter Hollo erklärte namens der Kosinth-Partei. die Delegation sei eigentlich nur ein Ausschuß des Reichstages. Der Empfang dieses Ausschusses durch de» König unter 'Abhaltung einer Thronrede sei geeignet, den staatsrechtlichen Charakter dieies Ausschusses in falschem Lichte erscheinen zu lassen »nd die Tele Nationen als eine Art Zentralparlament hinzuiieüen. Redner beanstandete ferner, daß der gemeinsame Minister des Aeußeren mit dem ständigen Vorsitze im gemeinsame» Minislerrat betraut sei. was demjelben einen unberechtigten Vorrang vor dem unga rischen Minister verleibe. Schließlich beklagte er, daß daS Zahlen- veryältiits der Parteien des Abgeordnetenhauses in der Delegation ungenügend zur Vertretung komme, well das Magnatenhaus eine zu große Anzahl von Vertretern in die Delegation enticndc: Redner stellte jedoch keine» bestimmten Antrag. Das HauS ging daraus zur Tagesordnung über. Das den Delegationen vorgelegtc gemeinsame Budget für 1!»07 weist ein Nemerfordernis von 30707727:! Kronen «20950911 Kronen mehr als im Vorjahre) aus. Das Heeresordinanum fordert 291.1 Millionen smehr 5,4 Millionen), das Heeres-Extraordiiiarium 13,7 Millionen (mehr-187 00» Kronen). Die Forderung im Lldtirarinm der Kriegsmarine beträgt 12.8 Millionen (mehr 18,2 Millionen), im Extraordinarium 2,5 Millionen (mehr 1.2 Millionen-. DieZollüberschnsse für 1907 werden mit rund 129,5 Millionen Kronen «mehr 18 Millionen) veranschlagt. Der Okknpationskredit für 1907 beträgt 7.5 Millionen Krone». Die Forderungen für das Ministerium des 'Aeußeren enthalten u. a. Mehrauslaaen für die Erhebung der Gesandtschaft i» Tokio zur Botschaft, ferner für Umwandlung der Ministei- residentnr i» Tanger in eine Gesandtschaft. Das Kriegsministc- riuiii verlangt 30 Millionen Kronen als Forlsetzungskredil für die bereits geforderten 105 Millionen zur Beschaffung neuen Feld- Artillerie-MaterlalS. von denen bereits 80 Millionen bewilligt sind: rS werden sodann nach Bewilligung der jetzt verlangten 30 Millionen noch 00 Millionen für die nächsten Jahre zu fordern bleiben. Ferner fordert das Kriegsminislerinm 19,-1 Millionen als Restbetrag ans das Gesamterfordernis von 121 Millionen für Schiffsbauten usw. Frankreich. Wie aus Toulon gemeldet wird, geht daS Mi ttelmeergejch wader auseinander. Eine Division geht nach Villefrancde. die zweite nach Salins d'Hveres: dir dritte wird nach Toulon zuruckkehrcn und ihre Vorräte ergänzen, um für alle Fälle bereit z» sein, wenn ihre Anwesenheit in Marokko notwendig werden sollte. England. Kriegsimnlster Haldane hielt in Bath eine Rede, worin er sich als Gegner der allgemeinen Wehr pflicht erklärte und binziifügte, die übrigen Kabinettsmitglieder ständen aus demselben Standpunkte. Amtlich wird bekannt gegeben, daß «ine königliche Kommission crnannl worden ist, welche die Tätigkeit der Schissahrtsringe oder der zur Bildung derselben ab- aehallenen Konscrcnzcn und besonders das System der Rabaügcwährung unicr-'uchen und darüber Bericht erstatten soll, ob solche Unternehmungen den britischen Handel oder den der Kolonien ge'chädigt haben oder voraussichttick, schädigen werden und, wenn dieses der Fall sein sollte, welche Abwehr- mittel aus gesetzlichem vdcr anderem Wege dagegen crgrinen werden können. Rußland. Eine halbamtliche Erklärung be-agi. der Versuch einiger Gescllschaitsgruvvcn. die Regierung, welche sich jetzt der Juden frage zu-gewandt habe, zu ungunste dcr Juden zu beeinflussen, werde die Regierung nicht abbaltcr, die durch die Verhältnisse geforderten Erleichterungen für di» Juden zu ichoKen. Die endgültige Lösung der Iudcnsragc müsse der Reichsdumll Vorbehalten bleiben, dock erachte es die Re gierung für notwendig, ohne Rücksicht aus die Stellungnahme dieser oder jener Gruppe zur Iudcusra-ge die die Juden be engenden Poli-zcimaßnahmcn und Bckchräiikungen in .Hände! und Gewerbe zu beseitigen. Sie erwarte, daß der zur Armu: verurteilte Teil der Juden, sobald er größeren Spielraum zur Betätigung größerer Eneraic und zur Arbcil erhalte, nicht mehr nur Bonibenwerser und Räuber aus seiner Mitte liefern werde: zweifellos werde das dem ganzen russischen Volte Vorteil bringen. Die Erklärung bc'agi >m besonderen bezüglich dcr Frage der Verleihung des Rechtes an die Juden, überall Land er werb cn zu dürfen, und bezüglich der Aüibcbuiia der südlichen Ansiedclungsarcnüe, die Erledigung dic-cr Fraae soll der Reichsduma Vorbehalten bleiben, weil solche Maßregel» fetzt voreilig wären. Noch vor der Einberufung der Dnina werden sol-gende drei Maßregeln ausgenihri Werve»: Aus hebung der beschränkenden Polizeivockchristen in de» 20 Gou vernements, die iiincMttb der indischen Ansiedettniigsgreiige liegc». die Berössciittichunn glcicharttgcr Best immun gen siir die Juden außerhalb der Ansiedelnngsgrenze und die Ab schastung der Handelsbebinderung für die Juden. Zur Beseitigung der Schwierigkeiten, welche nach der am 1. Januar 1907 bevorstehenden gänzlichen Bcicitignng der Ab lösungSzabliingen dem freien Austritt von Bauern ans einer Dori gemeinde und dem Erwerb ibrrs LaiidanteilS als Privatbesitz ent aegrnsteben. ergänzt ein lästerlicher Erlaß die B a u e r „ g c s e tz e durch einig« neue Bestimmungen Jeder Bancrnwirt. welcher anf der Grundlage des Gemeindebesitzes Landaiiteile besitzt, ist nunmehr jederzeit berechtigt, setnen Landanteil als Privatbesitz zu erwerben. Die Bauernwirte. welche Landaisteste als Privat besitz erwerben, behalten das Nutznicßungsrectst aus die Gc-metnde benschläge, Wald. Wiesen niw. Der Austritt van Bauern aus einer Gemeinde wird von dieser durch einfache Stimmenmehrheit gestattet. I» Tiflis begann die Verhandlung gegen eine A» zahl Soldaten dcS im Torse Deschlaaar stehenden Stamm- Infanterie-Regiments, von welchem sich 5 Kompagnien am 3N Juli d. I. empört hatten. Tie Zahl der Angeklagten beträgt 220. In D »l,» y bei Poltawa wurden aus der Dreifaltigkeit«- kirche 20000 Rubel geraubt. Vereinigte Staaten. Der amerikanische Arbeiter- verband ha! Samuel Gomper ohne Widerspruch von neuem zum Präsidenten gewählt. Di« wirtschaftlichen For derungen des Verbandes erstrecken sich jetzt auch auls die Zu gehörigkeil von Diensten der össenllichcn Wohlfahrt zur Kom petenz der Gemettweverwaltung, der Verstaatlichung von Tele- grapsten- und Televstonanlaacn. Frauenstimmrecht und anderes. Cnnada I» der Nacht wurde in Hamilton dir Mürz aiikgrboten, die Straßenbahnwagen gegen die Ausständigen zu schütze». ES kam zn einem Zusammenstöße mit den Streikenden, bei dem etwa 50 Personen verletzt wurden Paraguay. Dos Kabinett des neuen Präsidenten vor> Paraguay. General Ferrcya. ist wie folgt zusammengesetzt: Manuel Bcmte^ Inneres. Ceeilio Baez Aeußcrcs, de los Rws Krieg, Adolso Lvlcr Finanzen, Carlos Isaii Justiz. Dresdner Nachrichten. Nr. »2V. Seite ». M» DieuStag, 27. November L2V«