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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020802025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902080202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902080202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-08
- Tag 1902-08-02
-
Monat
1902-08
-
Jahr
1902
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Dies«» Blatt wird de» Lesern von Dretven vnd Umgebung am Tage vorher bereu» al» Abend-Zlusgabe zugestellt, während eS di« Post-Abonnenten am Morgen in einer Gejammtnukgabe erhalten. VerugrgebW: vmiri^a »» « : dir« Dreien und »er nnchlun UmaFuna utraaun» durch riuene Volk» lmimonorr eriol-i. »rdalik» , Ni an Äl»dr»ta»r». die »Lo»n- «der «leriaae >»>»«». Tde< laut,-> den Adrnd« und M,r»k»« tu,eI««lU °U' «Zchdru« alln »n»e, u Ort-inat. Milüe'lun,«, nur mit d,u>I1chex Duetten,,,, k,.Pre»L. Ra«r/> «uläig, l«l«,ramm »»rette: M«chrtch«e» »»,«»,» gegründet L8LK Verlag von Atrpsrti L Rvirhardt. Anreizen-talif. »nnadmk von Ll»ku»di,u»oki, tus NaLmittaad 2 Mn Lolin »,-» iHeierla,» nu> Marie»iirat,e m von li di» '.5> UI» Die I ivalliue lÄrund »nie -ca » «ildeul A> Hin. !'l» tuttdiaunaen aui Lei PrivaNeiic 3e,c L>A'a Lie Lipaiiiae.-leilc als ..ittn aeimidt' oder >nii Dkrlicilc so 'Mi I» Nummeni »alt, La»» mid 5e>e> taoen l d« r'valiiae GlundKile» so. so de» vo und «e, L'a iiack de ionderem Loris. AuSwariiae Au' traoe nur aeaen Lmou»bc»ainuna BcleeblLtter wkrdcn mit WL'I dereidnel. NernlvreckattlSiIiik' «m, l Nr. u und Nr. 8V»3. sö!lI6I' I.öllLI'WAAI'LII. Iidmedr-ülsllls ssälöl' liliimMH-Siiscizi-Ssrelilill Skr. 211. M«el: »> tllskl. Neueste Diahtberichte. Hosnachrlchte». Sächsische Schulslatistlk, Zahliingseinstelluiig des Bankhauses E. Rockich Nachs., Gerichtsverhandlungen, Die Beiliiiert». 2« r -»«»UW«»' 2«. Nerreste Drahtmeldungen vom i. August. Schwerin. Um 12 Uhr Mittags traf der Sondcrzua mit dem Kaiser und den Herren des Gesolacü hier ei». Aus dem reichgeschmückten Bahnhofe waren der Grvßherzog, der Kürassier- Unisorm trug, die Herzoge Paul Friedrich, Johann Albrecht, Adolf Friedrich und Heinrich Borwin, sowie Prinz Heinrich XV171. von Neuß zum Empsange erschiene». Zum Ehrendienst beim Kaiser war Oberstleutnant v. Manteussel koinmandirt. Ferner ivaren der mecklenburgische tücsandte in Berlin und die Spitzen der Militär, und Eivilbcyörden anwesend. Eine Ehrenkompagnie deS 89. Grenadier-Regiments hatte aus dem Bahnhose Ans- itellung genommen. Der' Kaiser, welcher die Uniform der Marine - Jnsantcrie trug, begrüßte den Großberzoa auf's Wärmste. Nach der Begrüßung der übrigen Fürstlichkeiten und der Vorstellung der Umgebungen schritten der Kaiser und der Großherzog die Front der Eyrenlompagnic ab und ließen dieselbe dann im Parademarsch vorbcidefiliren. Dann begrüßte der Kaiser die anwesenden Minister und bestieg mit dem Grvßherzog den Wagen zur Fahrt nach dem Schlosse. Eine Schwadron Dragoner eskortirte. Die Fcslstraße vom Bahnhose am Pfafsenteich vorüber zum Schloßplatze war prächtig mit Triumphbogen. Flaggenmasten und Gmrlanden geschmückt. Kriegervereine bildeten Spalier. Die Monarchen, die im offenen Vierspänner fuhren, wurden aus dein ganzen Wege stürmisch begrüßt. Im Schlosse empfingen die fürst. Iichen Damen und die Hoschargen den Kaiser. Das Frühstück fand in der Wasfenhalle statt. Das Wetter ist trübe und kühl. Kiel. Die Kaiserin ist heute Mittag 12,05 Uhr hier ein- getroffen. Kiel. Das Schulschiff des Deutschen Schulschiff-Vereins Bremerhaven. Nach einer Bekanntmachung des Quarantäne-Amtes ist aus Madagaskar die Pest ausge brochen. Die von dort kommenden Schiffe unterliegen einer gesund- heitspolizcilichcii Kontrole. Paris. „Echo de Paris" meldet: Der Papst richtete an die französische Regierung ein Schreiben, in dem er gegen die Maßregeln der Regierung gegen die Eongrcgationen Ein spruch erhebt. , Der Text des Schreibens wird nicht veröffentlicht werden, um nicht Anlaß zu Gegenmaßregcln seitens der Regicr- uitg zu geben. Paris. Die Königin.Mutter von Spanien ist gestern Abend hier angckomme». Sie besucht morgen die Königin Jsabella in Eompiögne und setzt dann die Reise nach Wien fort. N o m. Der „Tnbuna" zufolge reist der K önig aui 26. August Morgens von Racconigi ab und trifft am 27. August Nachmittags in Potsdam ein. Die Reise führt über den St. Gotthard. Barcelona. An der hiesigen Universität wurden Be trügereien entdeckt. Mehrere Personen sollen falsche medizi nische oder juristische Doktordiplome erhalten haben. Der Rektor der Universität wird eine Prüfung aller innerhalb der letzten 25 Jahre von der Universität verliehenen Titel verlangen. London. Tie „Times" melden aus Buenos-Ayrcs unterm 31. v. M.: Die Kammer hat den Schicdsgerichtsvertrag mit Chile ohne Abänderung angenommen, sowie das Protokoll, betreffend die Herabsetzung der Seestreitkräfte. Petersburg. Der „Regierungsbote" veröffentlicht die Er- nennung des Leutnants zur Sec Fürsten Dolgurukow zum Marinc-Attach,- bei der Botschaft in Berlin. Konstantinopel. Die montenegrinische Regierung hat unter gewissen Vorbehalten die Vorschläge der Pforte bezüglich der Grenz regulirnng und einer Entschädigungszahlung an genommen. Belgrad. In dem Berichte über die Motive der Ein- bringu » g des A »lciheproiektcs, der gestern dem Finanz ausschuß der Skupschtina vorgelegt worden ist, stellt der Minister scsi, daß die schwebende Schuld Serbiens zur Stunde 86 748055 Francs betrage. Das oieSjährige Defizit wird nach Berechnung des Zinaozmiiliitcra mit Einschluß der Annuitäten der neuen An leihe, falls die Banken noch im lausenden Jahre zu deren Rcalisir- uug schreiten, insgcsaniint 4645167 Frcs. betrage». Hinsichtlich des provisorischen Darlehens von 16 Millionen, welches die Banken nach Realisirung der bprozentigcn 60-Millionen-Anlcihe der Re- gierung zur Verfügung stellen, bemerkte der Finanzminister, die Kunst und Wissenschaft. 7* Ten Prozeß, der unter den Boltslii chcnvereincn um Karl Millöckers Nachlaß geführt wurde, hat nun der Oberste Gerichtshof z» Wien in letzter Instanz entschieden. Millöcker Hot bekanntlich ein Siebentel seines Nachlasses den Volks küchen zugedocht. Der Erste Wiener Volksküchcnvcrcin, der von de» in Wien bestehenden 16 Volksküchen nicht weniger als zwölf erhält, stellte sich nun auf den Standpunkt, der Nachlaß solle unter die Volksküchenvcrcinc nach der Anzahl der von ihnen er haltenen Volksküchen vcrthcilt werden, und brachte gegen seine Mitbewerber eine Klage aus Anerkennung dieses VcrtycilungS- modus ei». Das Krelsgencht Wiener-Neustadt wies die Klage ab und entschied, das den Volksküchen zugedacbte Nachlahsiebcntcl sei an den Ersten Wiener Volksküchcnvercin, den Ersten Wiener Vorortc-Volksküchenvercin, den Sechsbauser Volksküchcnvcrcin, den Perein „Erste Lcopoldstädter Volksküche" und den Verein zur Errichtung von Volksküchen nach israelitischem Ritus zu gleichen Thcilen zu verthcilen. lieber Berufung hob das Obcrlandcsgcricht das llrtheil der ersten Instanz auf und entschied im Sinne der Klage. Gegen diese Entscheldnng wurde die Revision ergriffen und der Oberste Gerichtshof stellte nun die Entscheidung der ersten Instanz wieder bcr. Millöcker wollte, heißt cö i» der Begründung, durch seine Zuwendung das Vermögen der bedachten wohlthätiaen Institute vermehren; dieses aber sondert sich nicht nach den Volks- kiichenlvkalen, sondern »ach den Rechtssubjeklen, von denen die Volksküchen erhalte» werden. Dieie Rcchtssubjektc, die Volks küchenvcrcinc, müssen daher gleiche Tyeilc erhalten." Die Berlinerin. Von Engen Reichel. Wenn diejenigen Frauen wirklich die besten wären, von denen man, nach dem bekannten Worte des Dichters, „am wenigsten svricht". so müßte „die bessere Hälfte" der Einwohnerschaft Berlins ventzältnißmäßig sehr wenig werty sein. Denn von den Frauen und Mädchen Berlins wird seit fünfundzwanzig Jahren m den Zettungen des In» und Auslandes recht viel gesprochen. Nicht ich« »«reichenden Grund. Berlin ist eben heule eine Stadt, ans Nothwendigkeit dieses Vorichußgeschastes sei durch das Bedürsmß begründet, den dringendsten Verbindlichkeiten der schwebenden Schuld, die keinen Aufschub erleiden dürfen, »achzukomnie», um dadurch die Möglichkeit einer m» so leichteren und günstigeren Emission der gesammten Anleihe herbeizutührcn Da sich durch die Tilgung dieser unabweislichcn dringenden Schuld die augen blickliche Finanzlage wesentlich verbessern würde, sei die Annahme des Anlciheproiekles durch den Finanzausschuß gesichert OertUches und Sächsisches. Dresden. 1 August. —* Sx Majestät der König traf heule Vormittag zur Er ledigung von Negiernngsgeschäslen im Residenzschlossc ein, nahm einige militärische Meldungen entgegen und crtycille hierauf nach- genannten Abordnungen Audienz! Einer Deputation der Stadt Dobna, bestehend aus den Herren Bürgermeister Schneider, Stadt- ratn Angermann und Stadtverordneter Tischendorf, welche an läßlich der am 19. Juni slatlgcsundcne» .500jährigen Feier der Angliederung der ehemaligen Burggrafschast Dohna an die Meiß nische» Lande die Huldigung der Ltadt Dohna überbrachte, ferner einer Deputation der Dresdner Bogcnichützengilde, bestehend aus den Herren Stadtraih Wcigandt, Sleiiibnichsbesitzer Schulze, Privalus Adam und Privatus Büttner und einer Deputation der Dresdner Scheibeiischützen-Gesellichast, bestellend aus den Herren Hoflieferant Barack, Sladlrath Rechtsanwalt Tr. Lehmann und Töpfermeister Burckhardt. Weiter empjüig der König die .Herren KreiShauptmann Freiherr« v. Welck-Ehemnitz, Geheimen Le galionsrath Freiherrn von Salza und Lichtcnau und den König- sichen Hoskonditor Sevsert zu Meldungen usw. Im Anschluß hieran hörte er die Vorträge der anwesenden Herren Staats- minislcr, der Hosdcpartcmentschess und des König!. Kabinets- sckretärs und kehrte darnach nach Hostcrwitz zurück. —* Während des Urlaubes des Herrn Oberbürgermeisters Geheimen Finanzrathes Beutler führt Herr Bürgermeister Lcupold die Direttorialgeschäste des Rathcs. —* Aus der sächsischen Schulst atistik. Die jetzt in allen Blättern »ütactheilten Ergebnisse der Erhebung über die Volksschule in Preußen machen i» uns den Wunsch rege, daß auch sür Sachsen eine ähnliche Statistik ausgemacht werden möchte. Heute ist cs nicht möglich, ein ganz zuverlässiges Biid über die Entwickelung der sächsischen Volksschule zu geben. Jmmeryin ver dienen einige Mittheilungen des Kultusministers v. Seydewitz, die er am 10. Februar 1002 in der Zweiten Kammer machte, Beacht ung. Darnach betrug die Zahl der schulpflichtigen Kinder im Jahre 1871: 439616, 1881: 536115, 1804 : 617 848, 1900 : 70.5112. Tie Gesauimtzunahme vom Jahre 1874 bis zum Jahre 1000 be trug also 265 496 Kinder, d. i. eine Steigerung von rund 60 Prozent. Hieraus läßt sich entnehmen, daß die Zahl um 16 000 bis 16000 alljährlich wächst. Für dieselben sind heute etwa 11 500 Bolksschullehrer thätig. Diese erhielten ihre Vorbildung in 22 Lehrerseminaren, einschließlich eines katholischen und zwei Lehreriuiienselninarcn. Die Zahl der Seminaristen betrug Ostern 1806: 3165, Ostern 1001: I960, das mach! in dem fünfjährigen Zeiträume eine Zunahme von 801 Schülern oder eine Vermehrung von 25 Prozent. — Ostern 1900 waren 538, 1901: 703 und 1902: 786 Schulstellen vakant. Von diesen waren 1900 : 356, 1901: 331 und 1902 : 554 durch die vom Seminar abgehenden Schnlamts- kandidaten besetzt. Um aber das ganze Bedürfnis; nach Lehrern sür die Volksschulen befriedigen zu können, mußten Ostern 1900: 182. Michaeli 1900 : 212, Ostern 1901: 242, Michaeli 1901: 257 be urlaubte Seminaristen der ersten Klasse in den praktischen Dienst übernommen werden. Das ist selbstverständlich nur ein Nolhbcbcls, welcher dem Lehrermangel aus die Dauer nicht abbclfcn kann. Man kann aber mit Rücksicht aus den stärker werdenden Andrang zn den Seminaren hoffen, daß der Lehrermangel in einigen Jahren durch voll ouögebildete SchiilamtSkandidatcn gedeckt wird: den» der Kultusimnisler erwartete zu Ostern 1902 : 554, 1903 : 530, 1904 : 642, 1905 : 648, 1906 : 660 bis 670 Seminarabituricnten. Der Gcsammtauswand sür die sächsischen Volksschulen erfordert von dem Staate jetzt einen jährlichen Zuschuß von 8 494635 Mk. Vergleicht man damit denselben Posten im Jahre 1880/81. wo im Etat sür die Volksschulen 1457 568 Mk. eingestellt Ware», so ist in dieicn 11 Finanzperioden die Summe um 7037067 Mk.. das heißt beinahe um den fünffachen Betrag oder rund 180 Prozent gestiegen. 'Das ist i» der That eine Leistung, welche die höchste Anerkennung verdient. welche sich die Blicke der ganze» gebildeten Welt richten: hier aus Liebe und Bewunderung, dort aus Furcht und Besorgniß: aber auch aus Neid; und nicht selten aus Haß, der eben den Neid zum Vater hat. Berlin hat sich eine tzrtclluiig erobert i» der Welt, und weil sich heute noch gar nicht obsehcn läßt, was in fünfzig oder hundert Jahren aus der unaufhörlich und unaufhaltsam fortschreitenden Rcichshauptstadl werden wird, so reizt sie unaufhörlich die Neugier, namentlich des Aus- landcs. Das Reizendste an einer Stadt sind nun aber zweiscllos ihre Mädchen und Frauen — kein Wunder, daß die 'Neugier sich nnaushörlicki mit den Berlinerinnen beschäftigt, und daß der inter nationale Acrgcr über das Aufblühen Berlins eine Befriedigung darin findet, die Berlinerin als ein täppisches, jeden Geschmackes bares Geschöpf zu kennzeichnen. Was bat man nickt Alles, in den letzten zwanzig Jahren etwa, in englischen, französischen, russischen, polnischen und amcrikaniichcn Zeitungen über die Beriincr Frauen zu lesen bekommen! Da sollte» sie bald Wasserköpfe aus dicken Hälsen tragen und mit Elepkantcnsüßcu über die Straßen hnmpcl»: bald von einer beleidigende» Magerkeit, bald von einer unappetit lichen Fcttbusig- und Fettleibigkeit sein. Ei» Russe hatte an den Frauen, mit denen er sich beschäftigt, nur X-Bcine, ein Däne nur O-Bciuc wobrgcuvininc». Der Eine schrieb in die Welt hinaus, daß die Berlinerinnen stets entweder »ach Hering oder nach Petroleum röchen: der Andere wußte zu berichten, daß die Berlinerinnen nicht spräche», sondern lräblcn oder grunzte», daß sie nicht zu lachen verstünden, dafür aber bei jeder Gelegenheit kreischten — und was der Liebenswürdigkeiten mehr waren. Kürz lich hat nun wieder ein Parijer die „Soldatcnstadt" Berlin besucht, und bei dieser Gelegenheit Entdeckungen in Beziehung ans die Berlinerinnen gemacht, die in Potschappel und ähnlichen Wclt- slecken das Helle Entzücken der Dame» erregen müssen. Nach diesem Kundigen — der es über sich gewonnen, acht Tage in dem bäßlicken Spree-Atlicn zu verbringen und alle Gesellst!,astssibichten gründlich zu prüfen — giebt eö in Berlin überhaupt kein „bübscbcS" Mädchen, sondern nur langröckige Wesen, die gelegentlich bübschc Einzelheiten am Leibe tragen. Tic einen haben seiner Versicker. ung nach wohl hübsche Haare, die anderen eine zarte Haut, aber die Taille sei bei allen Berlinerinnen kurz und dick, die Füße seien „linkisch und ohne Esprit", und von Anmuth sei in ganz Berlin keine Spur zu entdecken. Zudem könne die Unterkleidung der Sonnabend, 2. August 1Ü<>2^ —* Von dem hiesigen Bankhause Eduard Rack sch 'Nack:- solgcr gehl uns folgende Millheilung zu: „Beunruhigungen, wclä e eine Berliner Zeitung hcrvorgcruicn hat. haben in den Ictz!>.:> Tagen einen starken Run ans das Bankhaus Eduard Rockich 'Nack), solger verursacht. Um nun 'Niemand zu benachlhcitigcn. hat das Bankhaus beschlossen, vor der Hand keine Zahlungen mehr zu lei stcn. Es soll die Liquidation sofort herbcigcsüh.t werden." Daß die Firma Rockich Nachfolger sich in gcich»;.- sicher Bedrängnis befand, war, wie bereits vor mehreren Tagen gesagt wurde, schon seit Wochen, ja Monaten in der hiesigen Geschäftswelt bekannt, und es ist notorisch, daß vaS Bankhan > längst den größten Theil seiner Kundschaft verloren Hai. An der hiesigen Börse machte die Nachricht von der Zahlungc- Einslellung der einst sehr angesehenen Firma zwar großen Ein druck. sic bildete ober keine Ueberraschung. In den letzten Tagen hatte sich mit großer Nachhaltigkeit das Gerücht verbreitet und war auch von Berliner Blättern wiedergegebcn worden, das; der Firma ans Amerika, von Verwandten der Firmen-Jnhaber, eine große Kapital-Ucberweisilng zuyegangen sei; dies wurde an unter richtete» Stellen freilich bezweifelt, aber man hegte an diesen bis zum letzten Augenblick doch noch die bcstimmle Zuversicht, daß die Firma über ihre Schwierigkeiten wegkommcn werde. Auch sollen in den letzten Tagen Verhandlungen zur Einleitung einer Hilfsaktion slallgefiindcn haben. — Selbstverständlich wird dieses Ereigniß nicht verfehlen, in ganz Sachsen und darüber hinaus das größte Aussehen zu erregen. Das Bankhaus ist im Jahre 1816 von Eduard Rockich begründet; die jetzigen Inhaber sind die Herren Geh. Kommerzienrath Victor Hahn und Peter Spreckels Soviel man hört, ist dicBedrängniß derFirma namentlich auch durch große Spekulationen in Terrains sin der Nähe des Große» Gartensj hervorgeruscn worden : andererseits hat sich die Firma viel mit der Umwandlung der verschiedenartigsten Unternehmungen in Aktiengesellschaften besaßt, woraus sür sie große Engagements uno Verbindlichkeiten erwachsen sein möge», deren Erfüllung ihr nanicut- sich unter den jetzigen allgemeinen wirthschastlichcn Verhältnisi.' erschwert worden ist. —* Die w ir ths ch a ftl > chc Lage Sachsens schildern die österreichischen Konsulate in Dresden und Leipzig in Einzelberichtc» an ihre Regierung. Es mag daraus das Wichsigstc hervorgehoben werden: In den Hauptzweigen des Chemnitzer Bezirks, der Strümps- und Handschnhsabrikativn, herrscht noch immer für In- iind Ansland rege Thäligkeil; vorzüglich beschäftigt ist die vogO ländisch-erzgcbirgische Stickerei-, Spitze», und Wcißwaaren- fabrikation: gut gehen Uiiierzeuge, lambonrirte Gewebe, Tül!' Kamm-, Stretch- und Strickgarntpiiincreien, Kvnscktionssachcn, die Tuchsabrikativn von Werdau, Eninmitscha», Großenhain: schlechter in Kirchberg; gute Aufträge haben die Garleder, und Rauchwaarengeschätte, auch Sägewerke. Weniger günstig siegen d:. Verhältnisse bei den Möbelstoff- und Gardinenwebcrcicn, bei den Geschäft in Kainmzügcn, Leder, Schuh- und Strohflcchtivaaren. sehr ungünstig in der Glae>'-handsch»h-, Musikinstrumenten., Maschinen- und Papiersabrikalion und besonders bei den Holz- schlciscrcicn, die nur ganz geringen 'Absatz haben. —* Uebcr die Haftpflicht der GastlvirtHc schwebt bei einem Berliner Gerichte gegenwärtig ein Verfahre», deiieii Ansgang inan in Gastmirlhskrciscn mit nicht geringer Spannung entgegensieht, da die Entscheidung von grnndsötzsichcr Bedeutung ist. In eine Gastwirthschast kani eines Abends ein ziemlich be leibter, etwas angcbcitcrter Hanvelsniann und ließ sich mit großer Wucht aus einen vor dem Stammtische stehenden Stubl nieder. De- Stuhl, von dem die Stammgäsle wußten, daß er nicht ganz inlal: war, brach unter der Last zusammen, und der schwere Mann er litt einen Beckenbruch. Der Handelsmann verließ als Krüvpcl das Krankenlager. Er verklagte nun den Gastwirth aus Zahlung einer Rente oder einer Abfindungssumme. In erster Instanz >'. der Gastwirth auch thatsächlich verurtbcilt worden, er Hot icdocki Berufung dagegen eingelegt »nd cs bleibt nun abzuwartcn, wi. sich die höheren Instanzen zu dieser Frage stellen. Berlinerinnen keinen Vergleich mit den „Dessous" der Pariserinnen aushalten; auch habe die Berlinerin keine Ahnung davon, wie man ein Kleid auf der Straße rafft, ohne lächerlich und »nansiändT z» werden: und über den Rinnstein könne sie üb'erhanvt nicht >i it Anstand hinwcgschrcitcn. Schließlich macht der Panier sich nom tüchtig über die geschmacklosen Strohhütc her: und eS schltc nu> »och, daß er seinen Landsleuten verriethc, daß die Berlinerinnen sicki nicht die Haare zu machen verstünden, daß sie sich nur an hohen Festtagen wüschen und ihre Wäsche nur wechselten, wenn eine zwingende Nöthigung Vorlage. Alles das ist un Grunde jo dumm, daß inan es mit einem geringschätzige» Lächeln abihn., könnte; aber am Ende werden auch die gcschinacklvicstcn Din»;, - heilen geglaubt, zumal, wenn sic immer wieder ausgesprochen und nie eigentlich widerlegt werden Denn in der That: Wenn ein Unerfahrener siebt, wie kleinlaut sich ii» Allgemeinen die Bei- lincr Zeitungen verhalten, wenn sie solche „Stimmen des Aus landes veröffentlichen, gleich als ob sie sagen wollen: Gott ja im Grunde hat der Man» wohl Recht, aber cs wird auch Aus nahmen geben — so muß er glauben, daß cs mi> den Berlinerinnen wirklich nicht weit her sei. Diesem Irrglaube» zu begegnen, will ich hier versuchen, an meinen Beobachtungen und Erfahrungen heraus, ein Bild der Ber linerin zu entwerfen —, d. h. eigentlich: der Berlinerinnen. Denn eine» Typus der Berlinerin schlechtweg giebt cs gar nicht. Die Berliner Dame der Gesellschaft ist eben ein andcrcs Wesen, a!-i die Berliner Bürgcrstockiler: die Berliner Kaufnioniisgattin hat wenig oder gar nichts gemein mit der Berliner Beamtciisrau: und schließlich ist Berlin als Weltstadt noch zu jung und wächst noch zu sehr durch immer neuen Zuzug aus de» verschiedenen Provinzen, als daß sich bereits ein sestcr. weltstädtisch» Francn- tvpus hcransgebildel baben könnte. Die Berlinerin ans der Zeit vor 1850 mag ihren TnpnS gehabt haben, die Berlinerin von heute will noch erst ein Tnpns werden; obwohl ick« daran zweifle, daß es in dieser Beziehung jemals zu einein festen Tnpns kommen wird. Die gesellichastlichc» Unterschiede, vor Allem ober die mit liebevollem Verständnis; sjcnem Verständniß, ins aff':» ^rrusn
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