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- Vv» - Allerlei für die Zrauenwelr. Denn es beginnt zu reifen! Novellette von Helene Tränkner. lFortsetzung.f An einem der Tische nahm dos Kollegium Platz Man unterhielt sich köstlich. Die mächtig ausac- türmten Kuchengebirge schwanden in phä- aomenaler Geschwindigkeit dahin und über all war Lust und Fröhlichkeit. Aus den reinen Kinderkehlen erschollen lustige Volkslieder, dabei sprachen auch sie nicht minder als ihre Lehrer den materiellen Genüssen »u. Gertrud fühlte sich so froh wie lange nicht. Eine gewisse beruhigte Stim mung war über sie getominen, sic genoß rein und unbeeinträchtigt die Freuden der harmlosen Belustigung. Als später auch ihre Mutter erschien und sie so fröhlich mitten unter den Kollegen sah, blieb deren Auge einen Augenblick länger an der Gestalt des jungen Doktor Stöhner hasten. Ein Mutterblick schaut in die Zukunst und es schien der ersahrenen Frau, als möchte sie der Tochter zurnsen: Hab' acht, mein Kind, daß Dir Deine Ruhe nicht genommen wird' Ab und zu schaute auch einer der Kollegen verständnisvoll lächelnd zu den beiden hinüber und die neckische Käthe Lauknu macht« irgend eine Bemerkung Gertrud ins Ohr. Aber diese war in einem Taumel, sie nahm kritiklos hin. was sich ihr bot, sie dachte nicht an all das andere, vielleicht wollte sie auch nicht, nur dies eine Mal nicht. Die Sonne war untcrgegangen. wie . rote, große Augen blinkten schon die Lichter der Lampions durch die Sträuchen. Der Jubel hatte seinen Höhepunkt erreicht und man hatte reichlich zu tun, die Ausgelassen heit in ihre Grenzen zurück,iudüiilmc». 'Doktor Stößner war unaufhörlich an Ger- truds Seite. Sie scherzten und plauderten miteinander und doch wurde es ihr schwer, den unbefangenen Ton von vorhin festzu halten. Sie kämpfte mit aller Energie dafür und doch wurde die Stimmung schwüler und beängstigender. Sie hätte davoneilen mögen, und gleichzeitig fühlte sie sich wie mit ehernen Ketten an seine Seite gefesselt. Von weitem bemerkte sie ihre Mutter neben einer Kollegenfrau, wenn sie z» ihr flüchten, sich bei ihr verbergen könnte! Aber er führte sie langsam nach einem entlegenen Platz, von wo man den Himmel m.!t lcine^ unzähligen Sternen beobachten konnte wie er ihr berichtete. Da standen sic mib schau ten vereint in die große Unendlichkeit. Ver schwunden war die Welt um sie her. vcr- schwunden Vergangenheit und Zukunft. Ein unbestimmtes Glücksgeiühl bemächttgte sich der beiden, ein seliges Gefühl der Zittammen- gehörigkeit. Und als er seine Arme aus breitete, da sank sie mit leisem Schauer an seine Brust. — Ein einziger, süßer, fast kaum erwachter Augenblick! Dann fuhr sie mit leisem Schrei empor. „Vergessen Sie, was ich tat. ich bitte Sie, es war Frevel: ich bin ja Braut, längst schon, seit frühester Jugend, mein Gott, mein Gott, daß ich mich so vergessen konnte!" stieß sie hervor. Er sah sie seltsam bewegt an. ein leiser Vor wurf war's, den sie aus seinen Augen las Sie aber suhlte das Schicksal mächtig leine Schwingen breiten, sie überdachte in einem Augenblick die ganze Blindheit, in der sie gelebt, die Blindheit, die ihr der Nichter- spruch ihres Lebens zudiktiert. Und sie fühlte aus einmal, wie ganz anders ihr ihre Lebenslage jetzt erschien, da ihr Inneres begann, zu repen, da cs begann, sich dahin zu entwickeln, wo ihre Selbstbestimmung einsetzte. Und dennoch legte sie jetzt kühl die Hand in des jungen Mannes Rechte. „Ich bin die Braut meines Jugendfreundes und eines Kollegen von Ihnen, Fritz Hermann," sagte sie hart. 'Er zuckte zusammen. „Ich kenne ihn," erwiderte er düster: es war das erste, was er sagte nach dem Ereignis. „Er hat freilich andere Ziele, die Professur ist ihm sicher," setzte er bitter Hinz». „Die Filigranarbeit »nt Kinderintcllekieu ist nichts für ihn, er wollte im Großen arbeiten, in anderen Dimensionen, als unsereiner!" Gertrud sah ihn erstaunt au: „So genau kennen Sic ihn, Sie charakterisieren ihn beinahe!" „Wir haben sechs Semester mit einander die Hörerbank gedrückt: er hat Ihnen nichts von mir erzählt, natürlich, ich war ja auch nur Stud. Päd.!" Sein sonst jo jugcndsrohes "Auge war umschlciert, er sah plötzlich ganz anders aus. Gertrud erschrak säst über diese Beobachtung. „Ich wünsche Ihnen Glück, Fräulein Langer, viel Glück," sagte er konventionell und streckte ihr die Hand hin und — und sollte» Sie einmal eines Freundes bedürsen, — ich bin für Sie immer zu linden!" Tann wendete er sich seitwärts nach der Mauer zu und ließ sie mutterseelenallein in der Dunkelheit zurück. Verzweifelt sah sie sich um, es war still um sie her, hoch oben glänzte der Ster- nenhimmel, in Hellem Lichte das Sternbild des Orion, in das sic beide zusammen ge sehen Da war's ihr aus einmal, als rie sen ihr all die glänzenden Sterne, die da oben so schweigsam wandelten, ins Ohr: „Dein Glück war's, Dein Glück!", und ohne daß sic es hindern konnte, stürzten ihr die Dränen aus den "Augen, unaulhaltsam Und eine innere Stimme drang hervor, immer lauter und heftiger: „Den'hast Du ge'ucht und gesunden, was hältst Du ihn nicht? Den andern haltest Du von Jugend auf, unbewußt hast Du Dich ihm versprochen, ihn hast Du nie gesucht, aber diesen hat Deine Seele erwählt. Du gehörst ihm!" Und wieder rannte es in ihr, leiser wohl, als erst: „Pflicht, es ist Deine Pslicht!" Da raffte sie sich empor und schritt eilends zu den übrigen Festteilnehmern zurück. Als sie in das Bereich der Lichter trat, ge wahrte sie Erwin Stößner, sein Gesicht war totenbleich und ein bitterer Zug lag daraus. (Schluß folgt.» Seiliit Gegründet 1856 Erscheint täglich M« LSL Mittwoch, den 20 Juli. Auf dem Pfade zum Ruhm. Roman von O. Helle r. <8. Fortsetzung.» «Nachdruck verboten.» Ter Salon, in dem Vinccnz sich befand, wies neben der Durchschnittseinrich- runa solcher eleganten Familienhotcls manchen Gegenstand aus, der dem Raum ein be hagliches, die individuellen Neigungen der Bewohnerin anoeulendcs Gepräge lieh: aus dem Kaminsims ein paar Florenliner Bronzeitatuelten. gewiß Reiseandenken, ein«' Mappe wit "Aquarellen, dazu eine zierlich geichuitzie Slassclci, Stickereien - besonders aber Blumen. Fast nur Rosen, Rosen >u alle» "Arten und Farben. Beinahe zu vic: Obgleich die Fenster offen standen, wirkte der starke Dust betäubend, beklemmend aus Viuceuz. Die Jungfer wies auf ein Phologcapliicalbuiii. „Lcutter Moiuculauinahmcu, welche die gnädige Frau ielbsl in der Schweiz, i» Italien und LÜdsrankrcich, auch hier in "Wiesbaden gewacht hat. Sic hosil, datz es Herrn "Wallhvjcr vielleicht interessieren wird, die Bilder anziffchen." Lincenz nickte zerstreu! Wo nur der Baron blieb? Das Mädchen ließ ihn allein. Auf einem niedlichen p.paniiche» Schälchen lagen eine "Anzahl Visitenkarten, dre- oder vier mit dem Wapve» 2ick>»ge»s. "Aui der einen ein vaar von ihm geschriebene Zeilen. Beging er eine Indiskretion, wenn er diew hervorzog und las? ES reizte seine Reugier, zu sehen. wie Sickingen eigentlich mit ihr verkehrte. „Gnädige Frau! Ich bitte, mich morgen früh enipiangeu zu wolle» zur Berichterstattung! Für heute mir so viel: Herr "Wallhoier lm« zugcsagt.' "Aha! Das bezog sich auf Sickiugens Besuch bei ihm, damals in Frankfurt. Er war als» in der Tat nou Frau Mehring abgcsandl Der Kavclliiieisicr schob die Karte unter die übrigen und öffnete das "Album. Ausnahme:', aus Eapri: Das Hotel Pcigcuro, natürlich! Eine Straße in Pompeji, mit dem Vefm, ,m Hintergrunde, Malerische Punkte aus Gcm und Lausanne Geschickt und geichmack, voll ousgewählt, ober dergleichen war ichiießlicb jetzt aus jeder "Ansichtspostkarte zu finden. Hier — "Wiesbaden! Der Kurpark mit Badegästen, vorn Sickingen, sehr charakteristisch in der Haltung. ... Eine goldgeränderte große Doppclkarle lag ausgcklappl wie ein Zeichen zwischen den Seiten des Albums. Vmcenz wollte sie beiseite legen. Unwillkürlich fiel sein Blick daraus. „Tie Verlobung ihrer Enkelin Mathilde mit dem Rittmeister Herrn Fritz von Kronau beehrt sich anzuzeigen ..." "Wallhoiers Herz krampfte sich zusammen Einen "Augenblick lang stockte ihm der Puls. Er schloß die Lider: es mußte jo eine Halluzination fein, ein Blendwerk seiner überreizten Nerven. Wenn er wieder hin- sähe, stände ein anderer Name aus dem Blatt, ein ganz anderer, nicht der Mathildens . . . „Mathilde von Heideck Fritz von Kronau Verlobte." Diesmal traute er seinen Augen, seinem Hirn. Er war bei ganz klaren Sinnen. Nur wogte sein Blut so beängstigend, der Kops glühte ihm. während Hände und Füße zu Eis erstarren wollten. Er erlebte in dieser einen Minute noch einmal alles, was ihm Bitteres im Leben begegnet war. den Mißerfolg seiner Oper, die hä- Mischen Nadelstiche und die ösientlichen Kränkungen seiner Gegner. Das war's ja, wes halb Maihilde ihn ausgcgcbcn hatte, gefühllos, rücksichtslos! Das Datum der Vcr- lobuiiasaiizeige bewies es: vierzehn Tage, genau vierzehn Tage nach der Erstaufführung des „Roland" war Mathckde die Braut Kronaus geworden. Vinccnz starrte aus die beiden Namen, bis sich die Buchstaben verzerrte» und cs ihm vorkam, als schnitten sie höhnische Grimassen. Daun rauschte ein Frauenklcid. Er saß, der Tür den Rücken zudrehelid, konnte Julie nicht eintreten sehen, fühlte jedoch, sie war's, und nun galt es, die Herrschaft über sich wieder zurückzugewinnen. Fassung, Fassung! Jetzt mußte er ausstehcn, Frau Mehring mit höflichem Lächeln begrüßen Sie kam ihm zuvor, indem sie rasch au seiner Seite Platz nahm, ihn mit einer Handbewegnng znm Sitzenbleiben nötigend. ' ' . , . , .. ., in die Augen blickte! Fiel ibr etwa eine sprach sic^ nicht? Wie ein Blitz durchsu alles! Leine Beziehungen zu Mathilde waren ihr kein Geheimnis, noch ehe sie ihn H Vüelli'lis Mllll-fsdi'illslk »vsv» 8oIi«Lv «HÄ «xalitv Iiorvorraxoiidv 8pe/iaML1eu meiden empkolilvu: VpvrußLLsvr, Leise-, össck-, NllilLr- iiml Ullriiiv-rvrspottlvs. oovooooooooooo kreis«: 2LIr. 10,00 bi» ISO,««. 00000002002200 00000002000000 Lrirs. keine Oxi.iL! Loliäs I'LLLMx io swkaedsr dt8 els^imtöstor H.ti88lLttui»§. OOOOOOOOOOOOOO «»Sb« ^abnidniards. I »vsv» blln Mil« 11. 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