Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 09.10.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192710094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19271009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19271009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-10
- Tag 1927-10-09
-
Monat
1927-10
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.10.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Wirkliche Abrüstung in Schweden. SluLeil -er ruhmreichen Aegimenier ausgelöst GtvSbvlm den 5. Oktober. Abrüstung. btese» grobe Schlagwvrt der Nachkrieg». „U ist hier tn Schweden wlrkUch ernst genommen worden. Hier hat man den AbrüftungSgebrnken des Völkerbundes lowl in di« Lat umgesetzt, diese Forderung nach der all. «meinen Abrüstung, welche der verstorbene schwedische «uhtnminister Branting seinerzeit in Gens an die Spitze aller Ausgaben de» Völkerbünde« stellte. I» ist dem schwedischen Volk gewiß nicht leicht geworden, diese Forderung zu erfüllen. ES war eine starke Zumutung ,n die schwedische Arme«, welche auf eine ruhmreiche Kriegs geschichte zurütkbltckt und die ältesten Regimenter der Welt unter ihren Formationen enthält, daß die Fahnen nunmehr ohne leben äußeren Anlaß zun, letztenmal vor den ver- sammelten Truppen gesenkt werben sollten! Die Auflösung eitler trabttionSreicher Truppenteile ist für die schwedische Legierung gewiß nicht leichter al» sür die europäischen Groß mächte. deren Leiter zwar immer da» Wort „Abrüstung" im Kunde führen, tn Wirklichkeit aber da» Ntederlegen der Kassen nicht erzwingen können, Anch in Schweden ist der Widerstand der militärischen Führer nur nach schweren Ailmpseu gebrochen worden. Aber ein Teil der Regimenter »srt »an, verschwinden, wenn daS Volk auch mit wchmntS- eolle« Schwelgen ,«steht- Nachdem bereits rin Teil der Äavallerie gänzlich aufgelöst worden ist. — so vor allem das alte Regiment der Stockholmer Letbbragoner mit seiner prächtigen hellblauen Uniform, die man bet seinen -ttrenreitern auch oft genng in Deutschland gesehen hat —. folgen in diesen Tagen einige Infanterie- und Savallerieregimcnter. So machte da» hiestqe A. Garbercgiment „Göta livgarde" anfaugS der Woche seinen letzte» Feldmarsch dnrch Stockholm. Der Tag, an dem der letzte Fahrgang entlassen wurde, sollte «nspruchölo» gefeiert werben. Das geschah, indem zwei kriegsstarke Bataillone, welche an den letzten Feldübungen teilnahmen, sowohl beim Abrücken als auch bei der Heimkehr rund um die Fnnenstadt morschierten. Die RegimentSlettung hatte das in bescheidener Meise damit begründet, daß „mancher vielleicht doch noch einmal die Fahne der Gütagarde be grüßen wolle, wenn sic setzt zum letztenmal durch die Stadt „tragen werde". — Man hatte nicht falsch gerechnet, denn die Straße« waren schon am Morgen von Zuschauern besetzt. Zwei reitende Konstabler zogen voraus, und dann kam das prächtige MusikkorpS um die Ecke, bas sedcr Stockholmer tausendmal gesehen und gehört hat. Die Kapelle ist eine der beliebtesten und berühmtesten gewesen, und sedeS Kind kannte den stattlichen Tambourmasor mit seinem Gtlberstab. Dann kam die R eg i m e n t» fa h n e. milchweiß mit dem grvßen KtIchSwappen inmitten, getragen von einem jungen Leutnant, lleberall. wo die Fahne vorangetragcn wurde, entblößten sich ßlbergrau« Haare und junge Blondköpfe. Dann sah man dt« Bataillone solgen ohne Parade- drill tn der neuesten seldblaue» Uniform und tm Stahlhelm, der dem amerlkantschen Muster am ähnllchften ist. Bei den in voller Feldausrüstung vorüberziehenden Rethen fällt die sportliche Haltung und die von den Manövern stark mitgrnom- mene Ausrüstung aus. die sür das Auge nicht gerade eine» schönen Anblick bietet, dafür aber um so mehr Respekt etnslüßt vor der Arbeit eine» Volkes in Waffen sür die Bertetdlgung keines Landes. An demselben Tage nahm auch eine» der Felbartillerie- regimenter in Upsala seinen Abschied, «nd gestern douuer, te« zum letzten Mal die schwere« Hanbitze« der Stock holmer PosttionSartillerie dnrch die Straße». Ein großer Teil des Landes trauert mit seinen Regi mentern. Die Trommeln sind gedämpft. Die Fahnen, die zum letzten Mal vor den Regimentern flatterten, werden von setzt ab tn irgendeinem Museum hängen, wo schon Kriegs- trophäen von der Schlacht bet Lützen aufbewahrt werden neben vielen anderen Erinnerungen an die reiche schwedische Kriegs- geschichte, welche die Söhne des Landes oft genug nach dem Festlande htnüberführte. Heute ist Schweden gewiß kein kriegerische» und er« oberungSIttsterne» Land mehr. Trotzdem sind alle Nachrufe für die Regimenter in de« Zeitungen wehmutsvoll, ja manchc sogar bitter gegenüber denjenigen politischen Führern, welche da» Auslösungsdckret Unterzeichneten. »Soll man", heißt es da tn. einer gänzlich unpolitischen Wochenzeitschrift, »die kriegerischen Traditionen würdigen. daS Blutvergießen feiern? Nein, so darf man nicht fragen: man verherrlicht niemals den Krieg an und sür sich, aber man kann seine Bewunderung be zeugen sür die Kraft, die Tat. den Mut. die heroischen An strengungen »nd die zusammenschweißende Kraft der Kameradschaft in der Stunde der Gefahr." Resigniert folgt also Schweben den Forderungen des Völkerbundes und dem Geist der Zeit. Die nationalen Führer beschränken ihre Anstrengungen auf die militärische aber un politische Ausbildung der Fugend. Schweden rüstet wirklich ab, eß legt freiwillig die Waffen nieder, wenn auch nicht in dem» selben Maße, mit dem etwa Deutschland und die anderen Mittelmächte zur Abrüstung gezwungen worden sind. Manche alten Regimenter werden auch durch Tankbataillone oder durch motorisierte Artillerie ersetzt. AVer immerhin, die Wehrmacht wird stark rednzicri. und das Opscr der Mehrkosten, welche daS NebergangSstadinm mit sich bringt, wird willig getragen. Man darf nun nicht -vergessen, daß Schweden sich bewußt ist, dem Gefahrenpunkt Rußland näher zu liegen, als mancher andere Staat in Europa. Um so mehr wird man sich verwundern müssen, wie Schweden den Forderungen des Völkerbundes nachgekommen ist Wer von den übrigen Groß mächten wird diesem Beispiel folgen? — so drängt sich uns Deutschen ebenso wie den Schweden die Frage aus. Sind die anderen Großmächte und vor allem die Unterzeichner de» Ver trages von Versailles nicht ebenso oder noch mehr zur Ab- rüstung verpflichtet? Ser Evangelische Bund und das Reichsschulgesetz. Verbesserungen sind notwendig. — Kein Konkordat! Eisenach, 8. Okt. Die 81. Generalversammlung de» Evangelischen Bunde», die ln diesen Tagen in der Wartburg stattfinbet, richtete an daS preußische StaatS- ininlstertum in einer Entschließung die dringende Forderung, der Stadt Wittenberg in Würdigung ihrer besonderen Be- deutnng amtlich die Bezeichnung »Luth erstatt Witten- terg" zu geben. Nach einer Aussprache über daS Konkordat wurde folgende Entschließung angenommen: Der Evangelische Bund betont nachdrücklich, daß auch er eine Regelung «e, «Isser zwischen dem Staat und der Kirche zu lösenden Fragen sür bringend erforderlich hält. Er verlangt, daß bet dieser Regelung dt« Gleichberechtigung beider Kirchen «oll gewahrt wird. Er lehnt jedoch, hierbei unterstützt durch drei Milli»««« iu gleichem Sinne bei ihm eingeaangene Uuterschriste«. die RechtSsor« eine» Konkordats mit aller Entschiedenheit ab. Er tut da» mit Rücksicht auf den Staat selbst und die Erhaltung seiner Autorität und Souveränität, mit Rücksicht auf die gefährdete Glel^-rechtigung der evan- Eschen Kirche und mit Rücksicht auf de» konfessionellen Frieden. Er verweist für die Regelung auf den Weg deutscher Staatsgesetze. Fragen de» deutschen Schulbildungswesens find auS diesen Verhandlungen grundsätzlich auszuschlteßen. Zum ReichSschulgesetzentwurs wurde folgende Entschließung angenommen: Der Evangelische Bund hält um der deutschen Volksgemeinschaft und der Er Haltung der gemeinsamen deutschen KultuSwerte willen grund sählich an der deutschen Staatsschule fest. Er tritt iteus» gruudsätzlich eia für die evangelische Schule als die be, »Itrte Grnnblage evangelisch. christlicher Erziehung. Er fordert zugleich, daß die christliche Simnltanschule, wie sie sich in verschiedene» Ländern und LandeStcilen entwickelt und be währt hat. uneingeschränkt und unbefristet erhalten bleibt. Der Evangelische Bund kann nicht alle einzelnen Bestim mungen de» vorliegenden ReichVschulgesetzcntwurfeS billigen. Bezüglich der im Entwurf enthaltenen Bestlmmunaen sN'-r die V«m ek n scha st»sch u l e spricht er da» ernste Bedenken M», daß tn ihnen die Forderungen bewußter evangelischer Erziehung nicht ausreichend berücksichtigt sind. Die Bestim» «uuaen über vir Bekenntnisschule müssen so gestalte» werden, taß sie unter Besah««« «nserer Knltnrentwicklnna der wahr haft evangelische« Srztehnng die gesetzliche Grnndlage geben, »hue „«herzig klerikalen Anssassnngcn Norschnb ,n leiste«. Bezüglich der weltlichen oder sogenannten Welt- auschauungSschule weist der EvangelC'''«' Bund mit großem Ernst alle evangelischen Christen darauf htn, daß die -Inder unsere» Volke» Unersetzliches verlieren, wenn die Pflege religiöser Werte au» dem Unterricht der Schule au», geschaltet wirb. Der Evangelische Bund hält eS kür dringend ersorderlich, daß der vorliegende Gesetzentwurf diesen Nicht- ltnlen entsprechend umgestaltet wirb und so endlich ein Reichs- schulgesetz zustande kommt. Die Anleihepotttik und das Schulgesetz. Die Beratungen im Reichskabinett und Reichsrat. iDra-lmeldung unserer Berliner Schriftlettung.) Berlin, 8. Oktober. Ueber die A n l«t h e po l i t t k, dte h«>> Gegenstand der gestrigen Beratung des ReichskabtnettS hildet«, slnben noch Besprechungen zwischen den beteiligten Ressort» und den Länderreglerungen und auch mit der Reich», dank statt. Diese Besprechungen werden noch im Laufe der Woche vor sich gehen. ES wird sich dabet um Einzelheiten. Aus. stellitng von Richtlinien und dergleichen handeln. Daß bei den Verhandlungen über die Anleihcpolitik auch die Reichs. Hahn, als bas größte wlrtlchastltche Unternehmen de» Reiches, beteiligt Ist, ist selbstverständlich. Der RelchSratvanSschiiß wird am Mittwoch in die zweite Lesung der ReichSschulgesetzvorlage eintreten. Frei lag vo-mlttag wird die Vorlage das Plenum des NeichSraid beschäftigen, und am Frcltagnachmittag oder am Sonnabend wird da» Kabinett zu ibr Stellung nehmen und besonder» auch darüber beraten, ob eine Doppelvorlage in Betracht kommt. Die Arbeiten werden jedenfalls so gefördert, daß der Reichstag bei seinem Zusammentritt am Montag den 17. Oktober die Vorlage bzw. zwei Vorlagen vorsinden wird. Berlin, 8. Okt. Dl« so»ialdemokratlsche Reichs- tagSlraktion beschäftigte sich gestern mit dem RetchS- schulgesetz und beschloß dessen schärfste Ablehnung. Der Kampf -er Linken um den Einheitsstaat. Severins warnt »vr Überspannten Hofsnnugen. lDrabtmeldung unsrer Berliner Lchrtstlettung.» Berlin, 8. Okt. Während noch bi» in dte letzten Tage die EinhettSstaatpropaganda der Demokraten und So- zialdemokraten hohe Wellen schlug und die Demokratische Partei erst gestern tn der .Bossischen Zeitung" ihren bayrischen Favoriten, den Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Luppe, zur Erörterung des Problem» der „Reichsprovinzen" vor- geschlckt hatte, ergreift heute offensichtlich in der Tendenz, zu- nächst den Kampf zu vertuschen und dte Diskussion au» Pro. paganda für die nächsten Wahlen umzustellen, der tn der letzten Zelt recht schweigsam« Karl Severlng da» Wort. Er rät im „Vorwärts" dazu, die Hoffnungen, die auf die Länderkonferenz gesetzt würden, nicht allzu hoch zu spannen. Bor langen Jahren bereits set vom Reiche eine Kommission zur Neugliederung de» Reiche» eingesetzt worben, deren Arbeit aber über allgemeine Erörterungen nicht hinaus- gekommen sei. Die Stärke der Anhänger einer föderative» NcichSgeftaltung set nicht genau ab,«schätzen, da besonders iu den Parteien der Mitte Anhänger «nd Gegner deS Einheits staates vereinigt seien. Zum Schluß glaubt Gevertng auch gegen den Innen minister v. Keudell polemisieren zu sollen, der bekanntlich strikte auf dem Standpunkte eine« föderativen RetchsbaueS steht. Schon im Frühjahr erklärte Herr v. Keudell, daß er eine gewisse Souveränität der Länder für notwendig halte, da gerade au» ihnen Kräfte entständen, die für die Zukunft des Reiche» außerordentlich bedeutungsvoll seien. Severtng sucht nun den ReichSinnenminister gegen seinen Parteifreund, den beutschnattonalen ProvtnztallandtagSabgeorbneten von Wtlmowsky, auS,»spielen, der seinem Unmut über die Ver- hältnisse »wischen Leipzig und Halle Ausdruck gegeben hat. Hier aber liegt denn doch der Fall etwas anders. Dt« preußische Regierung sucht verkehr»» und handelspolitisch «nd auch iu jeder anberen Bezieh»«« da» sächsische Leipzig zu gunsten de» provinzsächsischen Halle zu schädige«. Diese Diffe renz. die mit der «enig glücklichen Randlage der beiden Städte zusammenhäng«, verschulde« «ich« Sachsens Eigenstaat lichkeit, sonder« eine alte Städterivalität. die auch in einem Einheitsstaat nicht au» der Welt »« schasse« sein würde. Denlschlmits Ausfuhr von Kandels- slugzeuge«. Schwere Benachteilig»«« nnr i« van »»« Militürapparate«. Berlin, 8. Oktober. Ueber die Frage, ob Deutschland HaftdelSslugzeuge nach fremden Ländern auS- führen darf, besteht, wie an» verschiedenen Prr" " der letzten Zeit hervorgeht, noch Zweifel. D unterrichteter Gelte festgestellt, daß Deutschland zlchung keinerlei Beschränkungen un ist. Sowohl die Ausfuhr von vollständigen KI führen darf, besteht, wie an» verschiedenen Presieäußerungen der letzten Zeit hervorgeht, noch Zweifel. Dazu wird von baß Deutschland tn dieser Be- interworsen ist. Sowohl die Ausfuhr von vollständigen Flugzeugen wie auch von Flugzeugmotoren und Flugzeug- wie Motoretnzel- teilen ist uns vollständig sreigestellt. Bekanntlich sind auch tn den lebten Fahren wiederholt deutsche Flugzeugtypen ins Ausland verkauft worden. Verboten ist lediglich dte Aus fuhr von KrtegSsluazeugen gem. Art 170 de» Ver- sailler Vertrage», die ohnehin tn Deutschland nicht gebaut werden dürfen. SS muß allerdings benseniaen Aeußerungen beigestimmt werben, die arrade tn dem Verbot der Her stellung und der Ausfuhr von militärischen Flugzeugen eine schwerwiegende Benachteiligung unserer deutschen Luftfahrzeuglndustrte sehen. Zweifellos würde die schwere wirtschaftliche Lage unserer Luftfahrzeugsndustrte durch eine Aenderung tn dieser Richtung eine bebentende Ver. besierung erfahren. Steht e» doch z. B. sest, baß die gesamte ausländische Luftfahrzeugindustrie in überragendem Maße von militärischen Austrägen der eigenen und srember Länder lebt. Der Prozetz v. Treskow-Badtcke. Minister ,. Kendel al» Zeuge. Berlin, 8. Okt. Bor dem Amtsgericht Verlin-Mttte be- gann heute mittag der BeleidtgungSprozeß des Ritterguts besitzer» Hasso von TreSkow gegen Major Badick «, «inen der Grundbesitzer de» Kreise» Königdbrrg-Neumark di« den ges e l l s cha s t l tch e a Boykott über von TreSkow verhängt hatten. Ein Vorspiel zu der heutigen Verhandlung war der vor einigen Tagen durch Vergleich beendete Be- leidtgungSprozeß von TreSkow gegen Major von Svdenstern. Dte Klage gegen Major Badicke beansprucht deshalb Inter esse. weil darin die ganze Boykottassäre anigerollt werden muß, dt« bekanntlich auch im Zusammenhang mit der Bc- rusnng deS Herrn von Keudell, der ebenfalls Grundbesitzer in der dortigen Gegend ist, aus den Posten des Reichsinnen« Ministers eine Nolle gespielt hat. Insbesondere dürfte auch das Material zur Sprache kommen, das seinerzeit dem Reichs kanzler Dr. Marx bei der Untersuchung der gegen Minister v. Keudell gerichteten Angriffe Vorgelegen hat. Der Sachverhalt ist, daß Maior Badicke in einigen Blättern die Erklärung verbreitet hatte, es sei unwahr, daß der gesellschaftliche Boykott gegen Herrn von TreSkow im Verfolg von Standes- und politischen Sonderintcrcssen ver hängt worden fei. Jener set vielmehr im Frühjahr t!>27 wegen eines groben Bertranensmißbrauchs cin- geleiict worden, da die allgemeinen Landesiniercssen aufs schwerste gefährdet worden seien. Demgegenüber vertritt Herr vonTrcskow de» Standpunkt, daß der Kampf gegen ihn in der Hauptsache wegen seiner Zugehörigkeit zum Jungdeutschen Orden, dessen Leitung damals ans Kreisen anderer Verbände stark angegriffen worden war, ent. fesselt worden sei. Der Vertraucnsbruch soll sich darauf be ziehen, daß von TreSkow als Komtur der Ballet Nenmark de» Jungdeutschen Ordens Material zu der bekannten Mahraun- schen Denkschrift geliefert haben soll. Nach seiner Darstellung soll Herr von Keudell seinerzeit gemeinsam mit dem Guts- besitze» und NeichStagsabgeordneten von der Osten- Warnitz ihm eine Erklärung zur Unterschrift vorgelegt haben, in der er sich verpflichten sollte, aus dem Fungdo aus. -uschciden und jede innere Gemeinschaft mit der jetzigen Ordensleitung auszugeben. Das habe er abgelehnt und daraufhin sei der Boykott wegen eines angeblichen im Fahre iS2ü begangenen Vcrtrauensbruchcö über ihn verhängt worben. Zu -er heutigen Verhandlung sind als Zeugen geladen ReichSinnenminister von Ke«dell. Abg. von der Osten, Ritter, gntsbesitzer von Sydow, Leutnant a. D. Prenß, Leutnant a. D. von der Lancken sowie von dem Fungdo Bornemann «nd Generalleutnant a. D. Galzenberg. Ferner hat der Kläger von TreSkow noch seinen Vater als Zeugen gestellt. Slrafanlrag -es Vetters -er Kin-enburg-Spen-e gegen die „Rote Fahne". i iDurch Kuliklpruch.t Berlin, 8. Okt. Der Leiter der Hindenburg-Spende. Ministerialrat Dr. Karstedt, hat wegen der in der .-Roten Fahne" am 5. und S. Oktober d. I. unter den Ucberschrifteu „Htndenburg-Gpende nur für Offiziere" und der „Schwindel der Hindenburg-Spenbe" veröffentlichten Notizen Strafantrag gegen den ständigen Schriftleiter der „Roten Fahne" beim Oberstaatsanwalt des Landgerichts I gestellt. lWDB.j Eine Aede -es Grasen Westarp. Berlin, 8. Oktober, lieber die Not des gewerbliche« Mittelstandes sprach gestern abend Gras Westarp in einer geschlossenen deutschnationalen Versammlung. Gras Westarp betonte die Notwendigkeit eines gesunden Mittel standes zwischen den großen Kapitalmächten und den ärmeren Kreisen. Besonders im Mittelstand sei Sinn für Familie, Zucht und Sitte, set Gefühl für Vaterland und Heimat vor- banden. Deshalb wollen die Dentschnatioualen diesen Mittel stand gegen das Großkapital «nd gegen die Sozialdemokraten erhalten. Dte übrigen Mittelpartelen seien gewiß gleich, guten Willens, müßten sie aber ihre Politik mit der Sozial» demokratie betreiben, dann könnten sie keine Rücksicht auf den Mittelstand nehmen. Der Redner wandte sich dann gegen die Betriebe der öffentlichen Hand, gegen die Gefängnisarbeit, gegen die ge- nossenschaftlichen Betriebe, gegen die Warenhäuser und den Hausierhandel. Die Mittel st andSkredite müssen weiter gefördert werben. Der Druck der Steuern, der auf dem Mittelstand liege, set hart. Die Steuernotverordnung und die Ermächtigungsgesetze seten nicht mit den Stimmen der Deutschnationalen angenommen worden. Im Vordergrund« stünde setzt die Senkung der Realsteuern durch das Steuer- rahmengesetz. Bet der Besprechung de» ArbettSzettnotgesetze» wie» Graf Westarp an der Hand der Bäckereibetriebe darauf hin, daß die großen Fabriken wohl den Schichtwechsel durch, führen können, die kleinen Betriebe aber nicht. Ein Arbeits- zettgesetz werde bald kommen. Die Mißwirtschaft bei de« sozialdemokratischen Krankenkasse« könne nnr dadurch be, boben werben, daß der Mittelstand in be« Borstanb der Krankenkaffcn hineinginge. Dann beschäftigte sich Gras Westarp mit dem bcntfchnatio- naleu Wirtschaftsprogramm, wo er wiederum auf dte Not- wendtgkett der Stärkung deS inneren Marktes, besonders der Landwirtschaft, htnwteS. Das Ausland wünsche, die deutsche Wirtschaft solle in die Hand des internationalen Groß, kapitale kommen. Der Abwehrwille aller Stände gegen das Ausland sei nötig. Graf Westarp betonte bann, baß er nicht gegen dte Wirtschaftspakte« polemisieren wolle, er müsse aber darauf Hinweisen, daß eine Berufkpartet leichter agitieren, aber nicht mehr erreichen könne, als eine große Partei. Eine Trauerfeier für Zagtut Pascha. London, 8. Okt. Wie auS Kairo berichtet wird, fand dort gestern eine nationale Trauerfeier für Zaglul Pascha statt, die von etwa 8000 Personen besucht war und an der auch darauf zwei Prinzen, die Mitglieder des Kabi- nett» und Delegierte aus allen Teilen des Landes teilnahmen. Die Führer aller Parteien hielten Reden, in denen sie sich für die Fortsetzung der bisherigen Politik auSsprachen. Der Premierminister Sarwat-Pascha erinnerte an die Unterstützung, dte er während seiner Amtstätigkeit als Pre- miermtnister von Zaglul-Pascha erfahren habe und richtete an die Nation den Appell, dt« Reihen zu schließen und dem Bet. spiel zu folgen, das Zaglul tn seinem Leben gegeben habe. Sarward Pascha wird am 28. Oktober in London eintrcsfen. um später König Fuad nach Brüssel, dem Endpunkt von dessen europäischem Besuch, zu begleiten. lTU.1 ' Madrid, 8. Okt. Der Kongreß der Arbeiterpartei hat eS abgelehnt, einen Vertreter in dte Nationalversammlung zu entsenden. Ser Außendienst d«» Arbeitsnachweise« besucht St« aus «n- sordrrn», sotert und aim«t Nbre sv«»t»lle« wünsch» bei Personalbedarf eutaege«. Anruf: 25881 u. 24831. i >
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)