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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.12.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051208011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905120801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905120801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-08
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.12.1905
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SerirgsgebW: »M »«»»«. de, UsN» utrag«»« dir« «nie« ^—« ,«d «-»—». an ^— M» Vioittaam nur «tnmav »«t «ov«. dun» au»wLrria»»om. mtNoaün , Mb«, Mk »0V. «et ,tnmal««r Kuftellun, durch dt, V-t,» M. Iodmv«»e0ield>. im «u». laut «U «ttvrrckendem Suichla««. « «chdrnck aüer »ntkrl u. Ortatnat- vitueitun,« nur mit deutltcher Ou»U«ua»,abr<.Dchrd.Nachr.') MM,. «ta»tra,l«i-e bonorar- „ivrSche bleiben unberiicklichiiat: «lverumat« Manuskripte werden nicht auidewabrt. »elearamm-Sidresle: Wnchetchte» »resde». SrsrMtt 1856. ckalin» lleutlsr, IkNilu, Vnllstr. lö oinpfisdlt iu «r» ^uswLtil: unck M»«»-, Viüvli«»» unck raupt-ekchüft»ftelle: lUarieustr. S8 4V. »nnabm« v»n »nküubl-nn-en di« „Lchmittaa» s Ubr. Sonn- und Seitnaa« »ur Marienitrabeu» »ou U di« V,l Ulir. Dt« l ivalti,«Lrun0- teüe <ca. « Silben! 20 Vs,.. 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Landtagsvcrhnndl., Handwerkerverein. stiärung in llinßland. Arbeitersängerbund. Lotterieliste. Mild, veränderlich.! kr 7 «iIlAste O» Reichsfinanzen nnd anSwärtige Politik gaben dem ersten groben Tage im Hause am Königsplatz in Berlin seinen Inhalt. Zuerst lieben sich allerdings die Ver handlungen des Reichstages am Mittwoch nicht danach an. als ob ettvaS GrotzeS und' Bedeutungsvolles herausspringen würde. Obwohl gleich zu Anfang der Reichskanzler das Wort ergriff, um der R e i chss in a n z r «form ein empfehlendes Geleitwort auf ihren schwierigen Weg durch der Parteien Hab und Gunst mit zu geben, trotz/dem auch der geistige Vater der Reform, der Reichsschatzsekretär Freiherr von Stengel, sich der dornenvollen Aufgabe der Begründung der Regierungsvorlage in einer fast zwei Stunden währenden Rede unterzog und das allgewaltiqe Zentrum durch den Mund des Abgeordneten Fritzen seine vor aussichtliche Stellungnahme zu den neuen groben Finanzaesetzen vorsichtig andeuten lieh, wollte dennoch keine rechte Stimmung unter den Reichsboten auskommen. Aus dem Gebiet der Finanz. Politik ist nun einmal Fürst Bülow nur ein Dilettant, wenn man sich so auSdrücken darf, da seiner ganzen Vergangenheit nach ja seine Stärke auf dem Gebiet der vicwerschlungenen äußeren Politik liegt: dementsprechend trug auch seine Rede zur Reichs, finanzreform lediglich den Stempel einer oaptatiobeusrolsntiso und hat ihre darüber hinausgchende Bedeutung nur dem Um- stände zu verdanken, daß in ihr der Reichskanzler zum ersten Male sich selbst öffentlich und entschieden für die Resormpläne seines Kollegen Stengel einsetzt«. Was aber die Darlegungen des Reichsschatzsekretärs selbst anlangt, so weiß man zur Genüge, daß Herr v. Stengel alles andere, aber jedenfalls kein gewandter parlamentarischer Redner ist, ganz abgesehen davon, daß er seine Worte in den Schleier fast völliger Unhörbarkeit hüllt: sachliche Gründlichkeit und Ruhe allein tun es erfahrungsmäßig auf dem Kampfplatz der Volkstribüne nicht. eS muß sich damit gleichzeitig eine rednerisch« Schlag- und Ueberzeugungskrast verbinden. Mit dem Zentrumsvertrcter Fritzen fing die Spannung des Reichstages wieder zu wachsen an. er redete sich in bekannter Weis« um ein« präzise Stellungnahme herum und baute so mit unleugbarem diplomatischem Geschick dem Zentrum einen Fuchsbau -vrecht. in dem eS viele Ein- und Ausgänge für und wid«r di« Regierungspläne gibt. Da auch der Bundesrat sich am Mittwoch keineswegs aus irgend «inen unverrückbaren Weg sestgelegt, sondern sich in sehr weiten Grenzen gehalten hat. so kan» mau aus dem Eindruck der Mittwochs-Verhandlungen heraus irgend ein sicheres Proanostikon für die zukünftige Abwicklung und Lösung des Reichsfinanzproblems im Reichstage nicht stellen. Es fehlte bei der ganzen Sache das rechte Salz und Pfeffer, und der Tag wäre sozusagen versandet, wenn nicht der Zentrumsabgeordnete Fritzen dadurch, daß er bei seiner Etats red«, wie üblich, auch di« deutsche Politik im allgemeinen in den Kreis seiner Betrachtungen zog, dem Fürsten Bülow Gelegen- heit uich willkommene Veranlassung geboten hätte, sich über die internationalen Beziehungen Deutschlands eingehend zu äußern. Die atemlose Spannung des Hauses, dem die dichtbesetztcn Diplomoteulogen seinen besonderen Charakter gaben, bildete einen wirksamen Untergrund für die Ausführungen des Reichskanzlers über Deutschlands auswärtige Politik. Was Fürst Bülow hier sagte, ist an sich nicht neu, wenigstens soweit die nackten Tatsachen in Betracht kommen, aber im nachwirkcnden Licht« der jüngsten, so ernst gehaltenen kaiserlichen Thronrede gewinnt die Kanzlerrede eine Bedeutung, die unmittelbar an die grobe Rede Bismarcks im Februar 1888 gemahnt. Richte ten sich damals die Warnungen und Mahnungen Deutschlands gea Osten, gegen Rußland, so waren sie diesmal hauptsächlich nach Westen gerichtet und auf England und Frankreich gemünzt. Ein großer Ernst und eine wohltuende Offenheit ging durch die Bülowschen Erklärungen über unsere auswärtigen Beziehungen: mit sonst ungewohntem Verzicht aus jede oratorische Verstärkung des Eindrucks sprach der Reichskanzler ruhig, streng sachlich und fast geschäftsmäßig: aber wer Ohren hat. zu hören, und Augen, um zwischen den Zeilen zu lesen, wird die energische Nachdrücklichkeit und sein berechnete Akzentuierung sofort bemerkt haben. So- viel steht darnach fest, daß Deutschlands Beziehungen z» England und Frankreich noch immer nicht frei von Spannung sind. obwohl eine Deutung der Worte vom Regicrungstische mit schwarz seherischer Tendenz ebenso falsch wäre: Die Lage ist ernst und kritisch, aber nicht düster und besorgniserregend. Gewiß hat der Reichskanzler gleich zu Anfang seiner Rede kein Hehl daraus gemacht, daß die Zeiten noch immer nicht so rosig sind, um frisch von der Leber weg über auswärtige Politik reden zu können. In der Erkenntnis, daß durch Vertuschung kein« Schäden geheilt werden können, gab Fürst Bülow auch unumwunden zu, daß das jetzt so beliebte förmliche Hetzsystem gegen Deutschland sich von London und PariL mit leider allzu gutem Erfolge immer weiter fortpflanzt und bei der Friedensliebe und den lauteren Absichten der deutschen Politik ebenso rätselhaft, wie befremd- sich und unter Umständen gefährlich erscheinen muß- Im An schluß an Li« Feststellung dieser so bedauerlichen Tatsache ließ die Rede gleichzeitig durchblicken, daß man unsererseits die Minen und Mineure dieser unterirdischen Wühlarbeit gegen Deutschland «nau kennt. Die Ausführungen des Reichskanzlers beziehen sich in erster, Linie auf England, in zweiter, soweit es sich um die marokka nische Frage handelt, auf Frankreich. Mit ungeschminktester Offenheit äußerte sich Fürst Bülow über unser derzeitiges Ver hältnis zu England. Wenn es auf die Negierungen allein an käme. wäre — um mit Bülow zu reden — alles in Ordnung: aber in der Politik der Kabinette erschöpft und begrenzt sich heutzutage nicht mehr die Politik der Völker. Jedermann weiß, daß in Großbritannien, aus welchen Gründen auch immer, ist hierbei nebensächlich, eine Verstimmung und Abneigung ohne gleichen gegen uns herrscht, zu deren Beseitigung sich erst in allerjüngster Zeit einige schwache Ansätze bemerkbar gemacht haben. De» Kabinettswechscl in England scheint der Kanzler als ein günstiges Symptom, als eui Merkmal allmählich ein- tretender Beruhigung aufzufasien. Hoffentlich trifft diese Er wartung ein zum Segen für beide Völker.... Der größte Teil der Bülowschen Rede war der Rechtfertigung der Marokko» Politik gewidmet. Der Reichskanzler wies überzeugend nach, daß Deutschland von allem Anfänge an den ihm durch den Madrider Vertrag vorgezeichneten Standpunkt eingenommen habe: erst nachdem Frankreich den Artikel 17 des Madrider Ver trages, der allen Signatarmächten das Recht der Meistbegünsti gung zusichert, verletzte, habe Deutschland sich zu einem Ein- greisen entschlossen. Besondere Beachtung verdient der Aus spruch des Reichskanzlers, das Deutsche Reich habe ein Inter- esse daran, daß die noch freien Gebiete in der Welt nicht noch weiter eingeengt und daß der Betätigung der Industrie und der Ausbreitung des deutschen Handels die Wege nicht verschlossen werden. Fürst Bülow sprach weiter von einer ge- fährlichen und unberechtigten Jgnorierungspolitik, die Frank- reich und England Deutschland gegenüber einzuschlagen für gut befunden hätten. Die Art, wie der Kanzler hierbei fest und bestimmt den deutschen Standpunkt betonte und daS deutsche Interesse herauskehrte, trug ihm berechtigten, großen Beifall auf allen Seiten des Hauses ein, abgesehen natürlich von den Sozialdemokraten Im Zusammenhänge mit der Betonung unserer unentwegten Friedensliebe und der Ehrlichkeit unserer auswärtigen Politik erging sich Fürst Bülow in sehr inter essanten Bemerkungen über den Dreibund. Dabei wies der Kanzler zunächst schlagend nach, daß Italien sowohl wie Oester reich das lebendigste Interesse daran haben, fest und treu zum Dreibunde zu stehen, iveil, wie die Dinge augenblicklich liegen, das hauptsächlich die Grundlage ihrer Grobmachtsstellung im europäischen Konzert ausmacht. Um aber etwaigen Gelüsten nach allzu starken Extratouren unserer Verbündeten — beson ders Italiens nach Frankreich hin — vorzubeugen und gleich zeitig auch denen, die vom Zerfall des Dreibundes Früchte er- hoffen, zu zeigen, daß wir Deutsch« uns auch davor keineswegs fürchten, betonte der Reichskanzler ausdrücklich und unter Be rufung auf seinen großen Vorgänger Bismarck, daß Deutschland stark genug ist, um sich, wcnn's sein muß, auch ohne Verbündete seiner Haut zu wehren. Was die Rede über unser Verhältnis zu Rußland, Japan und Ostosien überhaupt sagt, bot nichts wesentlich Neues: hier das Verlangen nach guten Beziehun gen und der loyal-offenen Tür für Deutschlands Handel, dort die Versicherung, daß man an eine Einmischung in inner - russische Verhältnisse ebensowenig denke, wie man bestimmt und mit ollen Mitteln ein Uebcrspringen des Aufruhrs auf deutsches Ge biet im Keime ersticken würde. Alles in allem eine bedeutsame Rede, die Klarheit und Wahrheit über Deutschlands auswärtige Beziehungen schafft, gleichzeitig den besten Kommentar zur letzten Thronrede an den Reichstag biete» und sicher nicht verfehlen wird, weithin in Deutschland selbst und hoffentlich auch darüber hinaus bei denen, an deren Adresse sie gerichtet ist, ein einsichtiges Ver ständnis und nachhaltiges Echo zu wecken. Neueste Drahtmeldunge« vom 7. Dezbr. Deutscher Reichstag. Berlin- (Priv.-Tel.) Nach dem Staatssekretär v. Tirvitz nimmt Abg. Bebel (Soz.) das Wort, der zunächst dagegen protestiert, daß der Reichstag Ende Mai so Knall und Fall ver- adschiedet und alsdann so spät einberufen worden und dadurch verhindert worden sei, rechtzeitig zu so wichtigen Fragen, wie die Marokkofraae usw. es sei, (Stellung zu nehmen. Daß eine wechselseitige Abneigung zwischen dem englischen und dem deutschen Volke bestehe, sel zweifellos. Es trage sich nur, ob solche Reden wie die vom 26. Oktober dieses Jahres st,Pulver trocken. Kräfte gespannt usw."> dazu angetan seien, dieser Ab neigung entgeaenzuarbeiten. Die Reise des Deutschen Kaisers noch Tanger sei eine Provokationsreise gewesen, die das Miß» trauen der anderen Mächte hätte wachrufen müssen. Wenn Deutschland isoliert sei. so sei das auch Schuld unserer eigenen diplomatischen Politik. Aeynlich unheilvolle Wirkungen habe 189S daS bekannte Telegramm an den Buren-Präsidenten Krüger gehabt. Redner fragt, was an der Delcafföschen Behauptung sei, der deutsche Generalstab sei zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits befrag! worden, ob er zu einem Kriege mit Frankreich fertig sei? sstnruhe rechts.) In Frankreich habe Jaurös alles getan, um zwischen Frankreich und Deutschland ein freundlicheres Verhältnis wiederherzuslellen. Und gerade diesen Jaurös habe unsere Regierung gebindert, nach Berlin zu kommen und hier in einer Versammlung zu sprechen. DaS an Jaurss ergangene Verbot, in Berlin zu sprechen, sei für unsere Regierung eine Blamage. iDer Reichskanzler erscheint an seinem Platze.j Die Situation in Ostasien habe sich zu unseren Ungunsten total ge- ändert; Kiaulschou sei für uns letzt nur noch eine Kvgel am Bein. Auch alle unsere anderen Kolonie» leien st'ir den Fall europäischer Verwicklungen unbalibar. Und was kosteten uns alle, diele kolonialen Unternehmungen! Redner wünscht Aus kunft ,über das Verhältnis zwischen dem Hose von London und dem Hofe von Berlin, und wendet sich dann gegen das viele Reden (Heiterkeit! an entscheidender Stelle, das eine erhebliche Gefahr sei. (Erneute Heiterkeit nnd Bestall links.) „Biilcr not tut uns eine starke Flotte!" Ais dieser Anssvruch fiel, war der Kollege Lieber ganz erschreckt und fragte den Staatssekretär: .Mas isl's damit?" Der aber sagte: „Mein Name ist Haase, ich weiß von nichts!" (Heiterkeit.) und das Telegramm von 1!W. als der Admiral des Atlantischen Ozeans dem Admiral des Stillen Ozeans seinen Gruß schickie. Der Admiral des Stillen Ozeans ist inzwischen lehr still geworden. (Heilert.) Der „Wahre Jakob" stellte ihn neulich dar in einem Waschzuber rudernd, als letztein Nest der Stillen Ozcan- slotte. (Pfui! rechts.) Wer ist der patriotische Nufer? Ich will nicht wünschen, daß es dem Admiral des Atlantischen Ozeans einmal ebenso gehe. Die Völker lassen sich nicht mehr in den Krieg Hetzen: dasiir sorgt die Sozialdemokratie, sie ist ein Mene tekel für die Herrschenden. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.! Redner bestreitet, daß wir unseres Handels wegen einer starken Aiislandsflotle bedürften, da von 12 Milliarden unserer Aus fuhr 8 R8 OM 000 nach europäischen Ländern gingen. Um ge- legentlichc kleine Zwistigkeiten auszugleichen, hätten wir Schiffe genug. Eine starke Flotte und ein starkes Landheer gleichzeitig sei nrcht möglich, dazu reichten auch die neuen Steuern auf die 'Dauer nicht ans. Von diesen neuen Steuern will Redner nur die Erbschaftssteuer, die allein ausreiche, sofern sie nur hoch genug gestaltet werde. Das Koalitionsrecht der Arbeiter werde immer mehr in Frage gestellt. Die Arbeiter litten unter der Politik der Lebensmittelverteuerung, und das preußische Wahlrecht nehme ihnen alle Rechte. 'Preußen )ci der reak tionärste Staat der Welt. Wenn Sie nicht dafür sorgem schließt Bebel, daß das deutsche Vaterland so ist. daß der Arbeiter es verteidigen kann, so wird er das nächste Mal es sich sehr über legen, ob er cs verteidigen soll. Ohne die deutsche Arbeiter klasse sind Sie verloren. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) — Finanzminister v. Rheinbabeu tritt der Behauptung Bebels entgegen, daß der Arbeiter in Preußen als Helot gelte, und erinnerst gegenüber der Aeußerung, daß die Arbeiter es sich im Kriegsfälle überlegen würden, ob sie den. Nute des Kaisers folgen sollten, an das stolze englische Wort: „VVriklkt »r vvrona. mv aountrz?" (Ob Recht oder unrecht, es ist mein Vaterland!) (Leblmster Beifall.) Der Minister legt dann zahlenmäßig dar. daß die Belastung pro Kopf ui Deutschland iowohl mit Zöllen als indirekten 'Abgaben niedriger ist.^als in den meisten anderen Ländern, während die direkten Stenern in Staat und Kommunen in der Hauptsache nur von den Be mittelten. nicht von Arbeitern getragen werden. In Preußen sind 63 Prozent der Arbeiter ganz frei von direkten Steuern. Die Kommunalausgabcn kommen überdies vorzugsweise den Un bemittelten zu gute. Weiter setzt der Mnister auseinander, wie viel in Deutschland für Arbeitcrversichernng geschieht. Täg lich beträgt die Ausgabe hierfür B/? Millionen Mark, das wird uns in keinem anderen Lande der Welt nachgemacht. Daß die Lebenshaltung der Arbeiter sich nicht verschlechtert, son dern gehoben habe, gehe hervor nicht nur aus der Sparkasstn- statislik, sondern mehr noch ans den Abrechnungen der sozialdemo kratischen Geweikschafisvcrbände. Wenn die Arbeiter so viel snr die letzteren ausznbringen vermöchten, io konnten sie nickt so bedürf tig sein, wie Bebel es hinstclle. Zu derselben Schlußfolgerung nötigten die frivolen Streiks, wie der bei den Elektrizitätswerken. (Beifall rechts, Lachen bei den Sozialdemokraten.) Der Minister wendet sich gegen die Ausführungen des Abg. Fritzen. Er be greife nicht, wie man sich gegen die Festsetzung eines Maximums an ungedeckten Matrikularbeiträaen so stränven könne. Die Einzel staaten seien am Ende ihrer Krüste, und sie seien auch dem Reichs tage entgegengekoiiiine», indem sie in die Reickserbschastssteucr gewilligt hätten. Bei der Frage der von Fritzen geforderten Heranziehung auch der Deszendenten zur Erbschaftssteuer handle cs sich viel weniger um ein materielles, als ein ideelles Interesse (Sehr richtig rechts.) Von dem, was der Vater für seine Familie erspart habe, dürfe der Staat um so weniger etwas beanspruche», als die Hinterbliebenen ohnehin durch das Ableben des Vaters in ibren EinkommensverhÜltnissen Einbuße erlitten. Dazu komme die Disparität, die sich zwischen der Heranziehung des mobilen und des immobilen Nachlasses ergeben wurde. Das immobile Kapi tal sei zu fassen, bei dem mobilen sei daS schwierig. Nm so be denklicher sei der Fritzensche Gedanke wegen der grotzen Vermögen. Diese etwas stärker heranzuziehen sei ja richtig, aber geradezu eine Sondersteuer aus große Nachlässe zu legen, gehe nrcht an. Die Sozialdemokraten würden freilich dem mit Freuden znstimmcii. Für die stärkere Besteuerung von Bier und Tabak rechtfertige »ch u. a. auch die Ermäßigung der Zuckersteuer, woraufhin der Zucker preis auch stark gemnken sei. Zweifellos fei Zucker ein viel notwendigeres Genußmittel, als Brer und Tabak. Daß 92 Liter Bier pro Kopf. Fronen und Kinder eingerechnet, in Bayern sogar weit über 200 Liter, eine Notwendigkeit seien, könne doch wobl niemand anerkennen. Ueberdies stehe cs ja noch gar nicht fest, daß die Steuer den Bierpreis erhöhe, denn sonst müßte ja in Bayern mit seiner viel höheren Brausteuer das Bier viel teurer sein als in Norddcntschland, was nicht der Fall sei. Auch Tobak könne man nicht als unentbehrliches Nahrungsmittel ansehen. Ein patriotisches Herz müsse unliebsam davon berührt werden, daß während der letzten Wochen lauter Proteste ^gegen die neuen Steuervorlagen in der Presse zu lesen seien. Sei das der Dank für die große wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands? Alle Interessenten schienen zu denken: „Ich bitt' Dich heilster Florian, verschon' mein Hauö, zünd' and're an!" Wir dürfen kein Opfer scheuen, wen» eS sich danim handelt, die Zukunft des VateilonveS sicherzustellen. (Beifall rechts.) — Abg. v. Richthosen fkons.): Meine Freunde werden alles- was notwendig ist, bewilligen, damit das Ausland sieht, daß Deutschland hinter seinem Kaiser steht. (Beifall.) Für die vorliegenden neuen Steuern würden wir daher stimmen, selbst wenn sie gegen 8 6 des bestehenden Flottengesetzes verstießen. Der 8 6 wurde für damals beschlossen, er kann »ur» nicht «oi. ««mm«/ -„-st -q-M -iS, »uqvÄ'» -usiioouD pua
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