Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270921015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927092101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927092101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-21
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.09.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 144 Seile S — «Dresdner Nachrichten" — Dienstag. 21. September 1S27 Kleinrentner und Reichs-Rentner-Ver- forgungsgesetz. In einer überaus stark besuchten Versammlung des Dresdner Kleinrentner-Vereins im »Eldorado" unter Vorsitz des Herrn Hermann Schmidt sprach Rechtsanwalt Dr. Hermann über das Rrtchsrentner- Versorgungsgesetz. Der Versammlung wohnte der Iusttzminister Dr. v. Fumetti bet. Der Redner schilderte ein gehend die Entstehung der jetzigen Lage. Er verwies auf Düringer, der schon 1920 auf 21 die Sperrung der Hypotheken» rückzahlung gefordert hätte, und auf die erste Einstellung der Regierung, die am Ende der Inflation die um ihre Renten- vermögen gekommenen Kleinrentner nur der Armenfürsorge zu überweisen vermochte. Alle bisherigen Versuche, die Ver hältnisse der Kleinrentner zu regeln, mühten als unzureichend erkannt werden. ES müsse auch auf den früheren Lebens- standard der ehemals gutsituierten Kleinrentner Rücksicht genommen werden. Die Aufwertung habe nur einen beschei denen Erfolg in dieser Richtung gehabt: »och schlimmer sei der Verlust durch die „mündelsicheren" Papiere gewesen. Die Demokratische Partei habe jetzt einen Entwurf eines Rentner- VersvrgungSgesetzeS an den Reichstag gebracht: dieses Vor gehen sei in erster Linie als ein sehr geschickter Schachzug der Partei anznsehe», wofür den Kleinrentnern bei der bevor stehenden NeichStagSivahl der Wechsel werde präsentiert werden. Der Entwurf sehe eine Rente für diejenige» vor, die einen bestimmten Satz des Einkommens nicht erreichten, unter dem 00. Lebensjahre nur bei Erwerbsunfähigkeit. Bersorgungs- berechtigt sollen die sein, die vor der Inflation mindestens !M> Mark Renten a»S selbsterwvrbenem oder von nächsten An gehörige» erhaltenem Vermögen hatte». Eine Erhöhung der Rente bei früherer höherer Rente sei vorgesehen. Dieser Entwurf sei im besten Falle ei» Sprungbrett: die Forderung der Kleinrentner müsse ans die Herstellung ihrer Existenz ohne erschwerende Bedingungen, wie beschämende Kontrollen, gehen. Der Redner riet in längeren Ausführungen zum Anschluß an eine bestimmte Partei, um damit Einfluß auf die Parla mente zu gewinnen. Einstimmig wurde folgende Willens- kundge b n n g angeuvmmen: Die deute im „Eldorado" versammelten Rentner begrüßen es, daß endlich ei» langst tägiges Rentncrentichädigungsgelev im Reichs tage eingcbracht wurde und dadurch wenigstens ein Anfang zur Wiedergutmachung des alle» sittlichen Begriffe» baren Unrechtes gemacht wird, das an den alt geworbenen Rentnern durch die ent ehrende Ueberwcisuiig an die Armenbehörde verübt wurde. Der Gesetzentwurf, soweit er uns bekannt ist, ist unzulänglich: wir hoffen aber, daß Verbesserungen durchgeletzt werden, und erklären als lonale Staatsbürger, die Lasten des verlorenen Krieges und die Schäden, die durch die Revolution hervorgcrufene Inflation entstan den sind, mit tragen zu wollen, fordern aber gleiches Recht für alle. Wir wisse», daß, wenn alle öffentlichen Körperschaften weile Spar samkeit üben, durch das ReichSrcntncr-Versorgungsgcfcy keine finan zielle» Schwierigkeiten entstehe» können. Wir werde» mit aller Energie unser Recht auf Altersversorgung verteidigen. Wir fordern die Negierung und die Volksvertreter auf, dieses Gesetz unverzüglich zu verabschieden. In der Aussprache setzte sich Frau Landtagsabgeordnete Bült man» iDn. Vp.i gleichfalls für die Arbeit mit einer parlamentarischen Fraktion ein. Sie betrachte die Kleinrentner als StaatSglaubiger und wolle sic vor allem aus der Fürsorge herausbringe». Weiter sprach Landtagsabgeordneter König iD. Vp.i und erklärte, daß auch seine Partei den besten Willen habe, für die Kleinrentner zu sorgen. Professor Dr. Zevschc iDein.) erläuterte noch einige Punkte des Gesetzentwurfes, vor allem, das; sich die Kontrolle nur auf das Einkommen, nicht auf den Besitz an kleiner Habe erstrecken dürfe. Er sprach die Hoffnung aus, daß es der Agitation für den Entwurf gelingen möge, das Gesetz noch in der kommenden Session des Reichs tages durchzubringen. Mas bringen die Kinos? Daß im Prinzeß-Theater der Film „N e g t n e" ver längert wird, ist um deswillen zu begrüßen, weil er in wohl» tuender, nie aufdringlicher Form zeigt, wie sich Verdienst und Glück verketten bei dem Aufstieg der Magd aus Schicksals- Hörigkeit. Ans sozialer Tiefe will jeder heraus, nur vergessen die lautesten Schreier, daß dazu innere Kräfte, Arbeit an sich selbst, nötig sind. Diese sprechen rührend aus Rcgines, aus Lee Parrns Verlmlten, Mienen, Augen und lassen aus Reinheit und Noblesse der Seele schließen. Diese bildlich schön gegebene Sittlichkeit macht den Film auch für die wertvoll, die der Ltchtbildbühne innerlich fern stehen. Daß der Film mit seinen begrenzten Mitteln, Geistiges und Sittliches auf zuzeigen. dennoch so tief tu beides Vordringen kann, ist nicht eben häufig und beweist höchstes Feingefühl von Regisseur und Darstellern. Daß Liedtke unter diesen Könnern ist, er freut seine öfters enttäuschten Verehrer um so mehr. Dieser Film will an sich, nicht im Vergleich mit seinen literarischen Quellen betrachtet und gewürdigt werden. * Die »F ö r st e r ch r i st l" erfreut auch den Vesucherkeis der Fürftcnhos-Lichtspiele dermaßen, daß der reizende Zelnik-Ftlm verlängert werden muß. Der persönliche Zauber der Lva Mara, von ihrem Gatten Zelnik auf rechtes Ziel gesetzt und in allen seinen Aeußerungen klug und witzig heraus gestellt. findet die würdigen Gegenspieler in Liedtke und Dieterle. Die leutselige un» di« kraftvoll« Männlichkeit hat keine besseren Vertreter. Der Film malt die kleinbürger liche Atmosphäre de« therefianischen Wien», atmet die Suft des Wiener Walde» und spielt eine zarte, naive Melodie vom LtrbeStraum zweier für einander Geschaffener, aber durch Ge burt Getrennter. Bon den Majestäten empfängt er den Glanz, durch da» unverdorben« Gemüt de» Volk« die Wärme und au» der märchendtchtenden Kraft aller Völker seinen Dust. —* Die Volksschule zu Riedergorbitz feiert am 2S. und 2t. September ihr hundertjährtge» Bestehen. Aus diesem Anlaß ist bereit» jetzt eine Erinnerung», gäbe erschienen, die sicher allen ehemaligen Schülern und Heimatfreunden große Freude bereiten wird. In einem sehr ansprechenden Umschläge werden zwölf Federzeichnungen dar- geboten, die nickst nur gute Bilder von den frühere» MietS- schulhüusern, den beiden ersten Gemeindeschulen und dem jetzigen, im Jahre 1890 erbauten Schulhause bringen, sondern die auch eine Anzahl von bemerkenswerten Baulichkeiten von Gorbitz im Bilde festhalten, aus denen man ersieht, daß es dort draußen an den Toren der Stadt doch noch manch altes malerisches Bauwerk und manchen stillen lauschigen Winkel gibt, der von der Ausdehnung der Großstadt noch unberührt geblieben ist und uns in die Zeit zurückversetzt, wo Gorbitz noch eine kleine, selbständige Dorfgemeinde mar. Entwurf und Zeichnung der prächtige» Blätter stammen von Georg Bern köpf, Dresden - Gruna, der für diese Aufgabe viel Fleiß und künstlerischen Geschmack verwendet hat. — WahlsHügkeitSpritsungea an der Etaatliche« HIHere« Midchr»» »ildnngS-nftall Dresdeu-Joh. sLehrerinnenlemina«). Am S. Sep tember wurde» die dteSiährigen WahlfähigkettSprüsungcn beendet, zn denen sich 80 Kandidatinnen gemeldet batten. Drei «raten vor Beginn der Prüfung zurück: eine konnte wegen plötzlicher Er krankung nur einen Teil der Prüfung oblegen. PrüfungSleitcr war Ministerialrat Dr, Reuter, der vertreten wurde durch Oberstudien direktor Dr. E. Reichel. AIS Hauptzensure» wnrden erteilt: In den Wissenschaften viermal 1h, vierzebnmal 2„, dreizebnmal 2, vier mal 2H: i» der schulpraktischen Tüchtigkeit erhielten durch die Zeug nisse der Bezirksschulräte zwölf lh, achtzehn 2» und fllns 2. — Fortbildungskurse für Kraukeulchwestern. Der Fachausschuß für Krankenpslegc beim Oesfentlichen Arbeitsnachweis Dresden und Nmg. bat In seiner letzten Sitzung beschlossen, Fortbildungskurse sür Krankenschwestern einzurichten. Der erste Kursus dieser Art wird als Abendkursus Anfang Oktober 1827 beginnen und ist aus 15 bis 20 Doppelstunden berechnet. Er behandelt Hydro-, Wärme- und Elektrotherapie lAnwendung der Physik- Heilmethoden, einschließlich Diathcrmtes und findet im Güntzbad iDr. Richter! statt. Außerdem ist auch ein zehntägiger Tageskurs»« geplant. Anmeldungen werden bis Mi. September 1827 erbeten. Jede weitere Auskunst er teilt die Fachabteilung sür Krankenpflege-, Bade- und Massage personals des Oessentlichen Arbeitsnachweises Dresden und Umg., IohanneSftraße 18, Anrus: 25881 und 24881. — Zuguufte» der Hochwassergeschädigte» de» Östliche« Erzgebirges veranstaltet Rolands Kasperletheater nächsten Sonntag, 8 Uhr, unter dem Schutze des Sachs. MilttärvcrcinS DrcSdcn-Laubegast eine Vor stellung in „Stadt Amsterdam" in Lanbegast. — Das erste Winterkouzert am Fletchersche« Seminar in diesem Jahre findet schon morgen, Donnerstag, abend» fj8 Uhr. im Aest- saalc statt. Karten an der Abendkasse. — Das Mandolinenorchefter-Sonzert de» 1. Volk»-Zupforchester Harmonie Neustadt am 24. September im BereinShau» beginnt erst um 8 Uhr. — Eigenartiger Berkehrsnnsall. Am Dienstag früh wurden auf der Marienbrttcke zwei von einem Manne geführte Pferde vor einem überholenden Lastkraftwagen scheu. Etn Pferd schlug an» und traf einen gerade vorbcikommcnden Radfahrer so unglücklich, daß dieser vom Rade stürzte und von dem Kraftwagen überfahren wurde. Der Verunglückte wurde mit schweren Verletzungen ins Friedrtchstädter Krankenhaus geschasst. DereinsoeranstaNungen — „Flora", sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau, Dresden. Heute t! Uhr im Kursürstensaal des „Italienischen Dörf chens", Dresden-A.: MonatSvcrsammlung. — Sektion Wettin des D. und O«. Alpenoerein». Heute im Ge- werbehauS geschäftliche Mitteilungen. — Sächsischer Slbgau-Sängerbnnb, Grupp« DreSde». Heute, sH8 Ubr, Hauptprobe für das Ausstellungskonzert in der RetchSkronc, Bischvfsweg. — Mannergesangverein Germania. Heule 8 Uhr JahreS-Haupt- versamnilung im VercinSlokal. — Fr«»en»ereiu Drachau. Heute Ausflug nach Meißen, Treffen zjl Uhr am Bahnhof Trachau. — Meckelbörger Landsmannschaft. Tosamenkunst DunnerSdag, Klock 8, im „BundcshuS", Antonstraat 83. — Theosophische Gesellschaft <J. T. B >. Donnerstag 7 Uhr, Kauf mannschaft, Ostra-Allee 0: Oefsentlicher Vortrag von W. Einbeck, München: „Weltenwendel Der neue Mensch und seine Religion." Kleine kirchliche Nachrichten. — Anserstehungskirche, Heute abend 8 Uhr lm Kirchgemeinde- Haus, Reckestraße 8, Btbclsrunde. Pfarrer Reuter spricht über „Jesus und die Armen". — Reformierte Gemeinde. Nächsten Sonntag wlrd Pfarrer Dr. Kautzsch Erntedankseftpredlgt halten. Elnzelgcsang: Frau Konzertsängerin Burger-Semmler. Blumen und Früchte zum Schmuck des Altars bittet man Sonnabend bet Kirchner Bochmann abzugeben. — Frcital. (Sprengungen auf dem Oppel- schacht.) Auf dem Oppelschacht, dem Hauptschacht der ehemals kgl. Steinkohlenwerke Zauckerode, jetzt den Sächsischen Werken gehörig, haben am Dienstag die Sprengungen begonnen. Sie werden am Ende dieser oder Anfang nächster Woche fort gesetzt. Rachdem der Schacht, dr» r«» »v«,»»>»,» »»-»-« »»gestürzt und überwölbt worben tft, rückt der Mensch» ber in bald hundertjähriger fleißiger, gesahrbringenber Arbeit diese» Werk aufgebaut hat, dessen unterirdischer Reichtum nunmehr erschöpft ist, den Uebertageanlagen zu Leibe. Um V Uhr am DtenStagmorgen begannen unter der Ueberwachung eine« süns Mann starken Poltzetkommando» bte Sprengungen, die von Bergleuten unter Leitung de» Steiger» Richter mit Kohlensprengstoff vorgenommen wurden, weil dt« Erlaubnis zu Dynamttsprengungrn von ber Behörde nicht erteilt worben war. Im ganzen wurden 12 Schüsse zur Entladung gebracht und zunächst die Scheidewände der Klärbassin» gesprengt, bann ein S Meter hoher und zwei Quadratmeter breiter frelstrhrn- der vrtonsockel, einst Träger eines früheren Steinbrechers, Nach und nach werden so alle Nebertagebauten beseitigt. Was den Schacht anbetrifst, so hat man in etwa drei Wochen ins- gesamt 0113 Hunde Schutt in den 222 Meter tiefen Schacht gestürzt, davon 4888 Hunde in den 9,4 Quadratmeter großen Kohlenförderschacht und 1728 in den 2.80 Quadratmeter großen Holzförderschacht. — Roßwelu. lFranziskuS Nagler Dirigent deS Saxonia-SängerbundeS.) Der Gesamtvorstand de» Saxonia-SängerbundeS wählt« einstimmig Kirchenmusik- dtrektvr FranztökuS Nagler tn Leisnig zum 1. Liebermetstei des Saronia-Sängerbnndes. Der vor kurzem verstorbene Stadtmustkdirektor Hachenberger hatte bisher dieses Amt innc, — Leipzig. Die Durchstechereien bei der Leipziger Justizbehörde, die vor kurzem tn ganz Deutschland unliebsames Aufsehen erregten, finden jetzt etn gerichtliches Nachspiel. Bor dem Gemeinsamen Leipziger Schöffengericht begann am Dienstag der Prozeß gegen de» Ka»fma»in Christian Meyer und de» Hilfsgerichtsvollziehcr Otto Große. Kaufmann Meyer ist beschuldigt, dem Ge- richtsvollztehcr fortgesetzt Geschenke gewährt zu haben, damit dieser bet Pfändungen schonend mit dem Kaufmann umgehe und i» den Akten cintrage, die Pfändungen seien erfolglos gewesen. Außerdem ist Meyer beschuldigt, das gleiche bet zwei anderen Iusttzbeamten versucht zu haben. Große ist an- geklagt, als Beamter Geschenke angenommen und dafür recht lich erhebliche Tatsachen falsch bekundet zu haben. Er hat tn zahlreichen Urkunden angegeben, baß er Pfändungen nicht habe vornehme» können: außerdem hat.er Haftbefehle gegen Meyer nicht vollstreckt und angegeben, er habe Meyer nicht angetroffen. Große hat außerdem einen Scheck für Meyer eingezogen und unterschrieben. AIS der Scheck mangels Deckung nicht einging, hat man Klage erhoben, und dadurch ist bte ganze Angelegenheit ins Rollen gekommen. Der Pro- zeß ist auf zwei bis drei Tage anberaumt. DaS Urteil wird frühestens am Dienstagabend verkündigt. — Grotzröhrsdors. Fabrikbesitzer Martin Sch urig, hier, der durch seine uneigennützige Wohltätigkeit während deS Krieges besonders hervortrat, begeht am 22. d. M. seinen 00. Geburtstag. Er war auch der Stifter des wert- vollen Anwesens in Langcbrttck, das vom sächsischen Kriegs- Ministerium als Lazarett für Nierenkranke verwandt wurde, und in dem gegen eineinhalbtausend kranke Krieger Heilung fanden. — Zittau. (Gattenmord.) In Tannwald war der 80 Jahre alte Ingenieur Adolf HauSmann tn seiner Wohnung mit einer Schußwunde tot ausgefunden worben. Zeugen bekundeten, Laß HauSmann am Ahenb vorher beim Betreten der Wohnung durch einen Schuß niedergestrvckt worden sei. Da Selbstmord oder Raubmord allem Anschein nach nicht tn Frage kommen, wurde die 85 Jahre alte Gattin des Getöteten in Haft genommen. Diese gibt an, ihren Mann im Gange liegend tot aufgefunden zu haben. Die spinale Ain-erlShmunq in Leipzig. Die Zahl der an spinaler Kinderlähmung erkrankten und gestorbenen Personen hat sich tn Leipzig «enerbingS erheblich vermehrt. Während bis zum 18. September 78 Erkrankungen und 12 Todesfälle gemeldet wurden, ist die Zahl ber Gesamt« crkranknngen bis zum Montag auf 82 gestiegen, die Zahl der Todesfälle auf 15. Der Rat der Stadt wird am heutigen Mitt woch über eine sofortige Schließung der Schulen beraten. Die Ktnderlähmungseptdcmte hat sich auch ans Grimma aus« gedehnt, wo die Schulen geschlossen worden sind. / L »Le INS 8ck»«ttal»1rapa 21 j Vvulsek« yualilülAAkNgen kr»kur L <o. « katomehile- ». ss»p»r»t>n»«t»t»tt » osskSokss-ss.. öoutrnec 8tr. 22. loi. »»4411 Berlin soll den Gegenbesuch darstellen für die .Hahrhundert- schau deutscher Malerei", welche im Frühjahr 1926 auf eine Einladung des Wiener Vereins der Museumssreunde und der Künstlervereinignng Sezession im Ausstellungspalast der Sezession veranstaltet worden ist. Um das Zustandekommen dieses österreichischen Gegenbesuches haben sich als Anreger insbesondere die österreichisch-deutsche Arbeitsgemeinschaft in Wien und auch die Wiener deutsche Gesandtschaft, insbesondere der Gesandte Graf Lerchenfeld bemüht. Leider hatte die Ber- liner Einladung, die hier gerade in den Sommerserien eintraf, nur einen so kurzen Termin gelassen, daß es nicht möglich war, diese Ausstellung österreichischer Gegenwartskunst in Berlin so anszngestalten, wie es wünschenswert und bei längerer Borbereitungszcit auch möglich gewesen wäre. Da durch hat die Ausstellung den ursprünglich nicht gewollten Charakter einer Verkaufsausstellung bekommen, was aber anderseits auch wieder das Gute hat. den deutschen Museen und Sammlern die Möglichkeit zu bieten, auch die bisher von ihnen stark vernachlässigte, und wie sich zeigen wird, zu Nn- recht vernachlässigte Gegenwartskunst des österreichischen Bruderlanbes in den Kreis ihrer Sammeltätigkeit zu ziehen. Zweifellos bietet die Ausstellung, trotz mancher Lücken, die nicht verschwiegen werden sollen, einen durchaus informativen Querschnitt durch die österreichische Gegenwartskunst, wenn auch wegen der Kürze der Zeit die KUnstlerkreise der öster reichischen Bundesländer weniger vollkommen vertreten sind als man hätte wünschen mögen. In der Hauptsache wird die Ausstellung von den vier großen Wiener Künstlerverbändcn, der Künstlergenossenschast. der Sezession, dem Hagenbunde und der Kunstschau bestritten. Da somit im wesentlichen alle künstlerischen Richtungen ver» . treten sind, ist natürlich der Charakter der Ausstellung kein einheitlicher. Immerhin wird man sofort bemerken, daß bte österreichische Produktion des letzten ^Jahrzehnts, also im wesentliche» der Nachkriegszeit, im Gegensatz zu der Frank- reichö. Deutschlands und der Nachfolgestaaten, etn sehr selb ständiges Eigengepräge bewahrt hat. Wohl die erschwerten Kommunikationen ber Nachkriegszeit haben es verursacht, daß die österreichische Kunst sich nicht einfach in das Pariser oder Berliner Schlepptau hat nehmen lassen. Auch hat der ein- geborene künstlerische Geschmack die österreichischen Künstler davor bewahrt, sich von jeder Marotte der ausländischen Kunst, eplsoden gleich anstecken zu lassen. So hat z. B. der KublSmuS tn Oesterreich gar keine Wurzel lassen können und auch ber abstrakte Expressionismus eines Kanbinsky und Klee hat hier keinen Widerhall gefunden. Dagegen hat die AusbruckSkunst hier einige sehr starke und eigenwillige Vertreter hervor- gebracht, von denen Kokoschka und der Graphiker Kubtn, so wie neuerdings Max Oppenheimer lMopp) in Deutschland die bekanntesten sind. Aber es sind durchaus nicht die einzigen. Oesterreich besitzt noch eine ganze Reihe von Künstlern, die den vorgenannte» durchaus nicht nachstehen und in Deutschland noch fast unbekannt sind. Nennen wir tn erster Reihe bas Trio: Parts von Gütersloh, Franz von Zülow und Earry Hauser. Tie Werke dieser Künstler sind kraft ihrer Eigenart auf den ersten Blick aus Hunderten von Gemälden heraus zuerkennen. Alle drei stark barock, und doch auch unter sich grundverschieden. Gütersloh in Porträt und Stillcben. auch tn Landschaft kapriziös, mit japanischem Einschlag. Zülow, ber geniale Repräsentant eines Bauernbarock, der Maler nieder- österreichischer Bauernhöfe. Hauser, zugleich -er größte Gra phiker Oesterreichs, der österreichische George Groß, jedoch ohne dessen animalische» Haß. Ihnen sich anreihend eine grobe Anzahl fast gleichwertiger Künstler, wie Kitt, Do- browskt, Merkel, Tischler, Andersen. Faistauer. Koltg, Wiegele und der Graphiker Ehrlich. Manche werden leider tn der Reihe fehlen, wie insbesondere der ausgezeichnete Wiener Johannes Fischer, der Purrmann Oesterreichs. Aber auch die aus Raumgründen tn dieser kurzen Skizze nicht Genannten sind durchaus ernst zu nehmende und der Beachtung würdige Künstler. Die österreichische Ausstellung wird für Berlin vielfach wie eine Entdeckung wirken. Or. Qr. Ehe und Ehescheidung bei den Vögeln. Bon Dr. L. Franck, Braunschwetg. Wir wußten schon tn frühester Jugend, daß in unserem Heimatdorfe dasselbe Siorchenpaar in jedem Frühling wteder- kehrte, und daß auch die beiden Stare, die im Hohlkasten am Birnbaum Jahr für Jahr nisteten und ihre Brut aufzogen, lange Zeit hindurch dieselben waren. Störche wie Stare, Tauben. Raben. Elstern. Sperlinge und viele andere bleiben in lebenslänglicher Einehe mitetner verbunden. DaS Ehe- leben der meisten Bögel ist der gesetzlichen Ehe der Menschen sehr ähnlich. Scharen sich im Herbst die Zugvögel in großen Trupp» zusammen, um nach wärmeren Ländern üoerzusiedeln. so bleiben die Pärchen treu vereint, wenn eS auch Arten gibt, wo Männchen und Weibchen in getrennten Scharen die Güdlanbv- retse unternehmen. Damit ist aber noch keineswegs gesagt, daß sich nicht tm nächsten Frühling dieselben Gatten wieder zusammensinden. Durch die Beringung, die man an vielen Zngvögeln vorgenommen hat. wurde bereits festgestellt, daß dies auch bei den meisten tatsächlich ber Fall ist. Die KUrung des Weibchen» durch das Männchen geschieht im allgemeinen im Frühling nach den Geburtsjahren. Ist die Wahl getroffen, was oft nicht ohne Kämpfe mit Nebenbuhlern abgeht, in der Regel aber vom bloßen Zufall entschieden wird, so leben die beiden Gatten in einer Ehe, die man mit Fug und Recht als harmonisch bezeichnen kann. An den Familien der Tauben. Stare und Störche läßt sich das am leichtesten beobachten. Ehezwistigketten und schlimme Austritte, wenigstens solche, die zn Tätlichkeiten führen, kommen bei ihnen so gut wie überhaupt nicht vor. Allerdings ordnet sich das Weibchen, dem ja auch bas Brütgeschäft In erster Linie obliegt, dem Manne gänzlich unter. Schon beim Nestbau kann man da» beobachten: am besten bei Sperlingen und Tauben, wo stets das Männchen den Platz für die Wohnung bestimmt. Mag diese von ihm auch an ungünstigen Stellen gewählt sein, wie das oft bei den Rotschwänzchen geschieht, das Weibchen nimmt trotzdem den Platz an, beginnt sofort mit Bauen, schleppt Halme. Heu und Federn herzu. Allen Vögeln, die ln Einehe leben, wird man getrost bte Tugend der ehelichen Treue zusprechen dürfen. Pastor Snell, einer der ersten und sorgfältigsten Vogelbeobachter, hat nach seinen Feststellungen wenigstens von selten deS Weibchens noch niemals einen Fall ber Untreue festgestellt. Bet den Männchen soll er, allerdings auch nur ausnahmsweise, vorge kommen setm was sich immerhin aus ihrer viel passiveren Be teiligung am Familienleben erklären läßt. Doch ist das noch kein Grund zur völligen Trennung der Ehe. Trotzdem kommt die Ehescheidung nicht nur bei den Menschen vor, sondern auch bei den Vögeln. Merkwürdigerweise aber vollziehen bei Ihnen, soweit man es feststellen konnte, nur die Weibchen dies« gewollte Trennung. Bei den Tauben kann man die freiwillige Lösung stets beobachten, wenn die Verbindung durch mensch liche Eingriffe, so durch Zuchlinteresse, erzwungen war und nicht auf freier Wahl und Neigung beruhte. War der Zwang dann aufgehoben, so baß die Vermählten wieder mit anderen Tieren in Berührung kamen, so zerfiel die Ehe, sei eS, daß die beiden Befreiten seht nach Neigung zu wählen begannen, oder daß die Gattin, die durch menschliche Willkür mit einem anderen verbunden war, zu dem ersten schon früher gewählten Gatten zurückkehrte. So natürlich und selbstverständlich die letzte Art derEhrschetdung erschetnt^benso selten kommt bciBögeln die andere vor. die aus wirklicher Treulosigkeit beruht. Und von den wilden, nicht ber HauSIIerkultur unterworfenen Vögeln wird man erst recht behaupten dürfen, daß Ehescheidungen nur al» Ausnahmen bestehen, und da« um so mehr, al» hier bei der Schließung der Ehe nicht die Laune eine» Züchter» entscheidet, sondern freie Wahl und Neigung. Wo Vögel tn -er freien Natur eine Ehescheidung vornehmen, wird sie sicherlich, auch wenn wir ihre Ursache nicht erkennen, doch durch gewichtige Gründe gerechtfertigt sein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)