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71 Jahrgang, 444 MMwoch, 21. September 1927 Gegründet 1858 DrablintlLrM: «»chrtcht», D»»»d»» Ternivrecher-Eammelnummre, Nur für NachtaespeSch«- so 0,1 Pollbeius-vrei^sA Mona« Seviember 3 Mark okn« PokItuÜellun„äebüsr. > «!n,rl»»»»ee 1» «vs«»»ta. Dt« Aiuesaeii werdrn nach Goldmart berechn«!: die rtnlvaltta« 30 nun breite stlnroickan/kkl-aik«»- L'ü» ^P'L-I Eür -»»wärt, «Psg. Familienan,eigen und TieNengesuitie ebne Ltnzeigell-Preiie. R,batl l» Pf^., au^erdalb 2> Pf^. die so mm breit« Retlame-eile «d P«-.. >r «Psg. Au»«. AuttrLge ie»,n Dorau,be»abli,. aunerbalb lg. Öffertenoebüb Schrtftlrttun, und Aauvlgeschüft-liell«: M.rienktuabe s« .s DruL u. Verlag von Vtevsch » Netchardt in Dresden Poßscheck-Konio io«s Dresden Nachdrucken» mit »eutltcher Quellenanaabe ! .Dr«,dn»> Nachr.'i »illtilto Unoerlanate Lckrtftltück« werden nickt nutbewabri Komlitorei l-imderg prag.r StraV« 10 /m neuen Qewancks/ äb Loantag tügüeii naoßmittags 8 Uiir im Vsrgaüguagspsrk OlS 36s183tivs16ll6^ 56iIK0l^3tl65 Liserae Oken alter L^steme X»»«teü«o,. n N«iekk»ttisk«i< i» I^r«« wack r»el>. 8an»t>»o. - V»a»r-trr»lln1ökeo klortaa ^Lvckerls I^sekk. r»i., rs«t :: vresrlea-^., DLpk.ratr. S IS ;; 7»., sseoi Ile Entscheidung der Hotels im Flaggenftreit. Zu Kindenburgs Geburtslag wird Schwarz-Weiß-Rot neben Schwarz-Aot-Gol- gesetzt. Deulsch-sranzösisches Ringen im Abrüslungsausschutz. - Pilsudski verkagi den Sejm Der Veschluh -es Koielierverbandes. Magdeburg, 20. Sept. Die Vertreter sämtlicher große» deutschen Hotels aus dem ganzen Reiche waren heute in Magdeburg versammelt, um zur Frage des Flaggen st rettes und der Häuserbeflaggung an HindenburgS Geburtstag Stellung zu nehmen. Die Verhandlungen ergaben die einmütige Zurückweisung der Versuche des Berliner Oberbürgermeisters Boeß und des preußischen Ministerpräsidenten Braun, die Hotels zu einer bestimmten Beflaggung zu zwingen. Eie ergaben die Zurück weisung und Verurteilung der Boykottanbrohnngen und de« Willen zum Festhalten an dem Grundsatz absoluter Neu tralität. Die von sämtlichen hervorragenden deutschen Hoteliers gefaßte Entschließung hat folgenden Wortlaut: Der Reichsverband der dcutschcn Hotels, Restaüraüt» und verwandter Betriebe hat sich in seiner heutigen Sitzung mit der Boykotterklärung des preußische« Ministerpräsidenten «ud des Oberbürgermeisters von Be'lin gegenüber einer Anzahl Berliner Hotels wegen Nichtbeflaggung dieser Häuser mit der Reichsflagge am 11. August beschäftigt und erklärt: Der Reichsverband lehnt als reine wirtschaftliche Organisation jede politische Stellungnahme ab. Er verurteilt aber ausS schärfste die Erklärung des Wirtschaftsboykotts gegen Unter, nehmen, die nachgewiesenermaßen im politischen MetnungS» kampf neutral bleiben wollen. Der Reichsverband stellt fest, daß die boykottierenden Behörden von unrichtigen VorauS- setningen auSgegangen sind, ohne nur den Versuch einer sach lichen Aufklärung gemacht zu haben. Der ReichSverband muß sich auch gegen die den Erfordernissen einer objektiven Be richterstattung keineswegs entsprechende Stellungnahme eines Teiles der Presse wenden. Der ReichSverband billigt die folgende Entschließung des Berliner Vereins nnd ruft im Sinne dieser Stellungnahme seine Mitglieder im Reiche auf die Häuser am S. Oktober zu Ehren des NeichsoberhanpteS festlich zu beflaggen. Die Entschließung der Berliner Hotels hat folgenden Wortlaut: Der Verein Berliner Hotels und verwandter Betriebe steht sich unter Vorbehalt und Richtigstellung der von anderer Seite ausgestellten unrichtigen Behauptungen zu der Flaggen, frage veranlaßt, an feine Mitglieder unter Wahrung der Rechte derselben aus 8 118 der Reichsverfassung folgende Bitte zu richten: Der Geburtstag beS Reichspräsidenten v. Hindenburg darf unter keinen Umständen unter dem Flaggenzwist ober dem unberechtigterweise verhängten Boykott leiden. Wir rnscn daher unsere Mitglieder auf, am 3. Oktober die Häuser festlich zu schmücken nnd zt» beflaggen. Keinem zu- liebe und keinem zuleide wollen wir in dem großen Deutschen die rühm- und ehrenvolle Vergangenheit nnd die arbeite, und schicksalsschwere Gegenwart des Deutschen Reiches ehren. Die wiederholt erwähnte Beteiligung an der Hindcnburg- Spende bringen wir nochmals eindringlich in Erinnerung. Der einmütige Beschluß, die Häuser festlich zu schmücken und zu beflaggen, wird von den Hotels derart ausgeführt werden, daß am 8. Oktober Schwarz-Weiß-Rot und Schwarz-Not-Gold gehißt wird. Berlin ISH1 Reichsflaggen anschaffen. Berlin, 20. September. Der Berliner Magistrat hat an die städtischen Verwaltungsstelle«, die Bezirksämter und alle städtischen Gesellschaften wegen der Beschaffung von Neichsflaggcn folgende Verfügung gerichtet: Es ist sofort je etne Reichsflagge zu beschaffen — soweit sie noch nicht vor Händen ist — für jedes städtische Gebäude, für jedes Gebäude und jedes SiebelungShaus der Berliner SieöelungSgesell» schäften, für jedes Gebäude der städtischen Gesellschaften. Die Beschaffung geht auf städtische Kosten,- sie ist so zu be schleunigen, daß die Flaggen bereits am 2. Oktober, dem 80. Geburtstage des Herrn Reichspräsidenten, gezeigt werden können. Eine Tiroler Ehrung für Kindenburg. lDrah» Meldung unserer Berliner Schrlstleitung.i Berlin, 20. Sept. Wie groß die Verehrung ist. die Reichs Präsident v. Hindenburg selbst in deutschen Landen jen seits der heutigen Reichsgrenzen zuteil wird, beweist der Be fchluß de-TirolerTurnvereine. dem deutschen Reichs- Präsidenten zu seinem 80. Geburtstag eine eigenartige Ehrung darzubringen. Tiroler Staffelläufer werden im Stassellauf eine Gliickwnnschadreffe von Innsbruck nach Kusstein be fördern, die vo« dort durch Mitglieder des Tnrncrgaus Rosen, heim nach München gebracht werden wird. Bon München er folgt die Weiterbeförderung im Flugzeuge nach Berlin. Kampibund gegen die Krleqsschul-llige. Der Deutschc Sampfbund gegen die KriegSschuldlttge e B.. München, hielt seinen diesjährigen Vertretertag im Hotel Union ab. der von auswärtigen und hiesigen Mit gliedern gut besucht war Die rege Debatte ergab, daß der Bund sich zur Frage der Krtegsschuldliige im verflossenen Fahre rührig betätigt hatte. Nachdem die Aufklärung über die Kriegsschuld nie fo brennend war wie heute, will der Bund sein Ziel mit verstärkter Kraft verfolgen. Der verdiente bis herige 1. Vorsitzende, Gehcimrat Prof. Dr. Richard Graf Du Moulin-Eckart wurde in Anbetracht seiner vier- jährigen verdienstvollen Tätigkeit zum Ehrenvorsihen- den ernannt und an seine Stelle Exzellenz General von Staudt gewählt. Könnecke auf dem Flug nach Astasien. Wien bei Dunkelheit überflogen. Wien, 20 Sept Um 7,18 Uhr abends «urde daS Flugzeug KSnncckes, der nachmittags in Köln zu seinem Oftastenflugc gestartet war, über Wien gesichtet. Die sofort verständigte Leitung des Flugplatzes Aspern setzte daraufhin sämtliche ver. siigbarcn Scheinwerfer in Tätigkeit, um Könnecke, falls er zu landen beabsichtigen sollte, die Landung zu erleichtern. Könnecke ist aber nicht gelandet. Nach in Köln etngegangenen Meldungen war die »Ger mania" nachmittags um 8,18 Uhr über Frankfurt und um IM Uhr über Nürnberg gesichtet worben. » lieber, den Start Könnecke». der durch die bis in letzter Stunde in Wiesbaden geführten Verhandlungen über die TcisichcrnngSfrage solange verzögert worden war. wird au» Sölu berichtet: Aus dem Flugplatz waren nur wenige Zuschauer an- wesend. Der Kölner Oberbürgermeister Dr. Adenauer, der mit einigen Beigeordneten der Stadt erschienen war. wünschte Könnecke einen glücklichen Flug. Die erste Etappe des FlngeS soll Angora sein. Könnecke hofft. Mittwoch früh dort einzutreffen. Di« Wetterverhältniss« auf der von Könnecke zu befahrenden Strecke sind ziemlich günstig. Bor allem hat der Pilot bauernd Westwind, also Rückenwind, der teilweise von großer Geschwindigkeit ist. Allerdings ist in großen Gebieten starke Bewölkung vor. Händen, jedoch hängen die Wolken nicht so niedrig, baß Kön- vecke nicht unter ihnen hinweg fliegen könnte. Diese Wetter, läge herrscht bis nach Ungarn und Rumänien hinein. Auf dem Balkan sind Windstillen vorhanden. Die Ge birg», gegend will Könnecke umfliegen, da er mit seiner schwer belasteten Maschine im ersten Teil des Fluges ver. hältniSmäßtg niedrig fliegen muß. Nachdem sich herausgestellt hat, baß die meteorologischen Verhältnisse über dem Ozean einen Flug von Osten nach Westen nicht als ratsam erscheinen lassen, will Könnecke jetzt sein Ziel in entgegengesetzter Richtung erreichen, näm- lich auf dem Flug nach Osten bis Tokio und von dort über den Stillen Ozean nach San Franztsko. Er wäre, wenn der Versuch gelingt, der erste deutsche Pilot, der aus rein sportliche Art einen Langstreckenflug nach dem Fernen Osten unternimmt, nachdem bekanntlich die Deutsche Lufthansa im vergangenen Fahre einen solchen Flug auf rein verkehrstechnischer Grundlage au»- geführt hatte. KSnnccke hat vor seiner Abreise geäußert. Sa« FranziSko bei günstigen Verhältnissen in etwa 14 Tage« erreiche« ,» kvnye«. Die Strecke von Köln nach Tokio hat eine Länge von etwa 10 060 Kilometer. .Fast ebenso lang ist die Strecke von Tokio nach San FranziSko. Sollte es Könnecke gelingen, bis San FranziSko zu gelangen, bann will er ver. suchen, von dort aus zunächst nach Neuyork weiter zu fliegen und dann den Ozean von Westen nach Osten nach dem Muster der amerikanischen Ozeanflieger zu überaueren und so seinen Weltslug bis z« dem AnSgangSslnghafen Köln a«S- znführe«. Wo ist Vevine? London, 20. Sept. Der Ozeanflieger Levine ist spurlos au» England, angeblich nach Parts, verschwunden. Sein Pilot erklärte, baß seit zwei Tagen das Wetter für den Flug nach Osten ausgezeichnet sei, baß eS aber unmöglich sei. Levine aufzufinden, um ihn veranlassen zu können, den Flug an- -«trete». Der Deulschnalionale Parteitag. Nörgler, Krittler und Lumpen. Es ist schon so: wenn ein deutscher Staatsmann ein aufrichtiges Wort spricht gegen die Flut von Lügen und Ver. leumdungen. die sich aus dem feindlich gesinnten Ausland über uns ergießt, dann sind die ersten, die daran Anstoß nehmen, nicht die Angegriffenen, denen es gilt, sondern ein Kreis von deutschen Pazifisten und Internationalisten, -er sich beeilt, jenen Hetzern von drüben die tauglichsten Waffen zur Abwehr in die Hand zu drücken. So ist es heute bei Hindenburg, so war es gestern bei Stresemann. Natürlich ist die erste Folge, daß die Wirkung der ernsten und mann, haften Worte, die beide gesprochen haben, der Reichspräsident in Tannenberg, der Außenminister in Genf, gerade dort, wo sie wirken sollen, herabgesetzt wird. Kann es in der Tat eine bessere Verteidigung für die Pariser Chauvinistenprcsse geben als den Hinweis, daß Hindenbuvg nicht im Namen aller Deutschen gesprochen hat, als er die Lüge von der deutschen Kriegsschuld feierlich von sich wies, daß ihn nur die »Nationalisten" dazu gedrängt hätten, während „bas andere Deutschland" wenigstens die deutsche Mitschuld am Kriege laut und offen zugebe? Und können diese Hetzorgane in den Augen eines gläubigen Publikums ein besseres Zeug nis für die Stichhaltigkeit ihrer Beschuldigungen Deutsch- lands wegen angeblicher Krtegsvorbercitungen bcibringcn, als wenn sie deutsche Blätter zitieren, die gegen den Reichsaußenminister und für die von ihm gekennzeichneten Landesverräter eintreten? In dem ersten Fall, beim Kampf um die KriegSschuldlttge, kommt erschwerend hinzu, daß nicht nur Blätter rein pazifistischer und sozialistischer Observanz gegen Hindenburg und seine Rede geifern, sondern daß auch solche, die sich sonst bürgerlich gebärden, nörgelnd und krittelnd beiseite stehen und den Vorstoß des Reichspräsidenten als unpolitisch und unzweckmäßig verurteilen. Sie wagen eS nicht, Hindenburg selbst anzugreifen,- denn das würde in den „bürgerlichen" Kreisen, mit denen man geschäftlich rech- nen muß, Übel vermerkt werden. Aber so hinten herum — und das ist das Schäbige an diesem Verfahren — wird versucht, Stresemann gegen Hindenburg auszuspielen und dem Außenminister einznflüstcrn, daß der Reichspräsident auf dem Schlachtfelbe von Tannenberg „selbständige Außen politik" betrieben habe. Diese Unterstellung ist ja inzwischen bereits amtlich widerlegt worden, und es ist festgestellt, daß der Reichskanzler und der Reichsanßenminister den frag, lichen Passus der Rede vorher gekannt haben. Im Gegen teil, die Hindenburgrcde mar die beäbsichtigte nnd mohlttber- legte Ergänzung der Stresemannreöe in Genf. Und e» ist ganz unverständlich, wie deutsche Blätter — von der roten Presse abgesehen — überhaupt auf den Gedanken kommen können, das Kabinett oder einzelne Reichsmtntster könnten dagegen Einspruch erheben, wenn das Staatsober. Haupt im Namen des Volkes gegen die Kriegöschulblüge protestiert. Aber dteVerftänblgungl Wohin sollen wir mit der Versöhnungspolitik kommen, heißt cs, wenn wir dem Auslände so ungeschminkt die Meinung sagen. Welch etne unheilvoll falsche politische Perspektive, die geflissentlich über sieht, daß zum »Verständigen" wie zum Streiten zwei ge hören, und daß zuerst auch auf der anderen Seite der Wille zur Verständigung da sein muß, bevor die Finessen der Verständigungspolitik zur Wirkung kommen können. Aber dieser Wille fehlt vorläufig,- er fehlt so sehr, daß die antideutsche Propaganda rings um uns fast alle wichtigen Probleme der Tagespolitik auf die Krtegöfchuldlüge hin von neuem zuspitzt, um den Widerstand der eigenen Vvlkskreise gegen die deutsch - französische Verständigung zu versteifen. Besonders der einflußreichste Teil der französischen Presse tut das bewußt, indem er fast Tag für Tag alte, längst von der Geschichtsforschung widerlegte Märchen neu aufleben läßt. Was nützt «S, baß aufgeklärte Kreis« de» Auslandes nicht mehr an die deutsche Kriegsschuld glauben, wenn die Lüge in den BolkSmassen neu verankert wirb? ES ist ein Irr- tum. zu glauben, baß wir der Versöhnung bienen, wenn wir dieses Treiben widerspruchslos geschehen lassen, und ebenso falsch ist eS. wenn deutsche Blätter schwarz in schwarz malen über den »schlechten Eindruck", den die Hindenburgrede im AuSlande gemacht haben soll. Wir wollen gerne glauben, daß die Worte des Reichspräsidenten den französischen Chauvinisten und den englischen DieharbS nicht wie Musik in den Ohren geklungen haben; rütteln sie doch an de«