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Merkwürdigkeiten aus der Vergangenheit und Gegenwart. Inhalt: Der Brückcneinsturz in Linz (Mit Abbildung - Das Octoberfest in München. (Mit Abbildung.) - AbMn.sche Ez-pedttwn. Schlacht von Aroge. (Mit Abbildung.) - Tie Schützenhalle und das Schützenfest m Lien vom 26. Juü bis 6. August 1868. (Mit Abbildung.) — König Ludwig I. von Bayern. — Das Todaustragen m Schlesien und Mahren. - Der Mord des Fürsten Michael zu Belgrad am 10. Juni 1868. — Bernillchtes. - Gedichte, Anekdoten und Erzählungen. — Jnteressenberechnung. — Die Königlichen Kunst-Sammlungen in Dresden. — Dresdner Botenbericht. — Verzeichniß der Messen und Jahrmärkte. Der Brückeneinsturz in Linz. (Mit Abbildung.) Es kommt ungemein auf das Thauwetter an, zu welcher Zeit dasselbe eintritt, je weiter man dem Frühjahre kommt, desto schneller geht es meist vor sich, und man kann daher selten abwägen, wie hoch, groß und stark die Wassermassen sind. In diesem Jahre ging das Themen im Anfang Mai etwas schnell vor sich, Cchneemassen waren be deutend und die Flüsse schwollen nicht wenig an und hielten lange hohen Wasserstand. Die Donau, welche von den Alpen, bayrischen und anderen Ge birgen ihren nicht unbedeutenden Zufluß erhält, wuchs zu einer bedeutenden Höhe, und da ihr Strom, vermöge ihres Falles, reißend ist, so ist dieselbe gefährlich für jedes Bauwerk, wenn es auch noch so fest aufgeführt wäre, Balken zer brechen vor der Wassermasse wie Streichhölzchen; dies erfuhr die festeste Jochbrücke der Donau, die Brücke von Linz. Freilich hätte man schon längst an eine steinerne Brücke denken sollen, da gerade diese Brücke Linz mit Urfahr oder Steiermark mit Böhmen verbindet. Sie ist die einzige offene Straße aus Steiermark nach Oberöster reich und Böhmen; auf ihr fähn der Last-, Kutsch- und Dampfwagen, auf ihr liegen die Gaöröhren, die ihr Gas von Linz nach Urfahr schicken, auf ihr stehen die Telegraphen, und diese Brücke, diese Dresdn. wichtige Verbindung war nur aus Holz gebaut. — Am 5. Mai schleppte ein Dampfer ein großes, mit 4000 Centncrn beladenes Getreideschiff die Donau herauf, gerade als der größte Wasserstand der Donau war. Der Dampfer ist unter der Brücke und mit aller Krastanstrengung zieht er das Getreideschiff nach sich, bringt es zwar durch die Brücke, aber auch nicht weiter; die Wellen sind groß, die Last zu schwer; der Dampfer giebt die ganze Kraft; man muß das Schiff aufgeben und man hofft, daß es gerade durch die Brücke ent schlüpfen wird. Mit Nichten, cs legte sich quer vor und mit einem Krach brach die Brücke in allen ihren Theilen, die stärksten Balken zerknickten und die Neugierigen, die sich alle auf die Brücke ver sammelt hatten, erreichten nicht das Ufer, sondern stürzten auf das Schiff, andere in das Gebälk, noch andere in die Wellen, so daß man über 40 bis 50 Personen vermißte. Das Getreideschiff brach endlich in zwei Hälften, die eine Hälfte ver sank mit der Ladung, die andere warb mit der Spitze an das User geworfen, so daß nicht ein Centner gerettet werden konnte. — Viel Trauer, viel Schmerz war durch dieses Unglück in manche Familie eingekehrt. F