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ooradena-vlan «rr 64. Jahrgang, ^is S28. « -n in Donnerstag» 27. November 1V1V. brahtimschrist, Nachricht«« »re«»«». S«rn,prech«r-Samme,nummer: LüLiU. Rur lür Nachlgemräche-, itvVU. 18Tb vierteltLhrUch in Dre»»«i> unr AororUn »«> «»eimaliger Zlltro^ing Im»Ie de« et». n»Uiz,l ZuIIellun« durch die Po» lohn» V-llellqeidi S.eu M.. monatlich 2.« M. .. Di« «>n>»alilgc 2/ mm breile Zolle »n Pi. ?lui An,eigen nnler Llellen- und ÄslZLlOLtl-slskgllg. Wohnungdmarli «inlpaiiige An und Perkänit Äd" o. Dornigeplilhi» lau: Tarii. 0 O ^ I Audwiriig« AuftrLg« gegen iUorau»d«i»hl. Elnzelprei» de» Borabendblaiie» 10 Pf. S!«ch»nl<t nur mi> deuiiicher Queüenongade <^Dre»dnei S!achr."> »ulSffig. - Unoerlangl» Schriiiftllcke werden nichl aufbewadn. Gchrtftieitung und HauvtaelchäUsstetle: Manrnlrrafie »8 LU Druck u. Vermag von Licpjch» Reichard» nl Tredden. Postscheck Konto l«SV.» Leipzig. pi^stios Wollkrsmm Wüllen 31^1^6 Vsrkauf nui- VlK70^I^l->^US, ^ingsIrslZs 16. 1-1.0621. Wsllms^s. Die Stimmung in Amerika. Segen Wilson und skr den Frieden. (B o » unserem Sonderberichterstatter.) Rotterdam. 26. Nov. II eher dir: Stimmung der össent-« Lichen Meinung in Amerika mit Bezug ans die Friedens ! vertragsfrage erklärte mir eiu ioaben aus Neunrrt hier cni getroffener amerikanischer G r o tz k a u s m a n u : s Keine Rückkehr nach Paris? i (Eiauer Trahtbcrlchtder ,.D r c b d n. Nachrtchte n".s Berlin, 26. Nov. Tie deutsche Friedensdclcgation hat bis gestern abend noch keine Vorbereitungen gelrossen, wieder nach Paris zurückziitchren. Tie Verhandlungen im Schoße der Regierung sollen anch heute noch fortgesetzt werden. Tie Situation ist schwer zu beschreiben und den meisten Amerikanern unverständlich. Selbst bei den Politikern stahl man meist aus recht unklare Auffassungen. Das liegt daran, das, man - und das heisch in dickem Punkte die ganze Nation — den Kriegszustand für beendet zu sehen wünscht. Ein sehr großer Teil schwärt auch'nach ans die Notwendig keit des Voll erbun-.es. in dem mau »och immer die einzige Rettung vor weiteren Kriegen-zu sehen glaub!. Tie Un annehmlichkeiten. die der immer noch bestehende Kriegszustand mir sich bringt, will min unter allen Um ständen beseitigt sehen, und zwar -o schnell wie mösp lich. Solange der Verna,; nicht ratifiziert ist. ist eS der Re- Zürich, 26, Non. - Tic „Nene Züricher Zeitung" meldet aus Paris: In amtlichen Kreisen erwartet man weder, noch wünscht mail die Rüektchr der dentlchen Delegation, nach Paris. Elömenceans Rote im SinverstäudniS mit den Alliierten. ULigner Drahtbericht der „DreSdn. Nachrichie n".1 Genf. 26. Nov. Tie Havasagcntur begleitet die Note Elömenceaus an Tcutschland in der Frage der -Hcim- schasflliig der deutschen Kriegsgefangenen mit dem Zm'atz, das, die ablehnende Rote vorher dem französischen Minister- rät Vorgelegen habe und e i n st immig gebilligt wor den', sei und das, auch öer Nat der Alliierten die Note vor ihrer Absendung ohne Einrede zur Kenntnis ge- nomine» habe. gieruug nicht möglich. ausgetUinle Kredite au europäische Staaten zu gewähre««. Darunter leidet die Industrie des Sie erste Auslieserrmasliste. Landes-in unbeschreiblicher Weist). Der Enthusiasmus, der zum Kriege führte, ist langst neri'hn'niiden, und mau verwünscht die Politik, dir Wilson veranlatzte, in dev Krieg einzütrelen. Der seniatwuelle Sturz der englischen, iraiizöstschen und italienischen Palma gegen den Dollar, der sofort ans die Zurückhaltung des Vertrags durch den Senat erfolgte »na erfolgen mutzte, zeigt deutlich genug, wie Handel und In dustrie betroffen morden. Auf der anderen Seite ist -oben- falls der meltaus grösste Teil der öffentlichen Meinung in Amerika fest entschlossen, das, die Per s a slungdcrPer einigten Staaten nicht durch die Ratifizierung des Beitrags »ersetzt werden darf, und Las; der Senat in den auswärtigen Angelegenheiten vollständig freie Hand bcliält. Tie Empörung der öffentlichen Meinung wird sich, wenn sie sich kristallisiert hat, sicherlich »ich! gegen diejenige Partei richten, die die Verfassung und die amerikanische» Rechte zu schützen suchte, sondern gegen die. die die gegenwärtige Situation geschafseu und Amerika in eine Politik der Intervention in Europa hineingesührt. um nicht zu sagen, hineinzelockl hat. Nie mals ist die Abneigung gegen die Einmischung in europä ische Kragen größer gewest» als seht, und niemals hat man so deutlich crtannt, welche uncrauicklichcn politischen Ver- Mtnisfe auf dem alten europäischen Kontinent mitsprechen. Die antoliaii'che Weist, in der Wilson aufgetreten ist und noch minier ausznireten sucht, schadet ihm ganz be sonders. Tos Fürst o seiner Reise war sein Todes urteil. Sin unerhörtes belgisches Urteil. Brüssel. 25. Nov. sHanas.) Der Afsisengerichtshvs von Brabant verurteilte den Direktor der „Revue Inter nationale", Wilhelm Pogcl. wegen Unterstützung des feindlichen Borgchcns und wegen Begünstigung seiner Absichten zu 20 Jahren Zwangsarbeit und 25000« Kranken Schadenersatz. Auch dieses Urteil darf als Zeichen dafür gelten, mit welch sanatischem Hatz die belgische Regierung gegen alle vorgeht, die auch Pur im Beröachtc der Deulschfrcundlich- keil stehen. Aus „Bölkerversühiiung" lägt das wahrhaftig nicht schlichen. Bogel hat als Herausgeber der ganz vor züglich geleiteten „Revue Internationale" lein schlimmeres Berbrechen begangen, als dah er eine neutrale Haltung einnahm und die Teutschenhetze nicht mitmachte. Das wäre ihm auch gar nicht möglich gewesen, denn sein Blatt er schien in Brüssel. Eins hat er freilich getan, er hat seine Landsleute vor der allzu engen Verbindung mit dem bri tischen Kapital gewarnt und wiederholt darauf hingewiesen, wie wenig bundeSfrcundlich die Engländer sich Belgien gegenüber in wirtschaftlicher Beziehung benommen hätten. Auch den Kolvuialmiiiistcr Reutin Hai Vogel als Förderer -er spezifisch englischen Wirtschastsinteressen in Bel gien gelegentlich augegrifsen. Er tut das in sehr sachlicher Weise und wahrlich nicht de» Deutschen zuliebe. Der deutsche TtantSkrrdit iu Holland. Berlin, 25. Nov. Aus den» Haag wird der „Tena" gedrahtet: Tie in Holland ausgespeicherten Mengen deut schen Geldes und die Befürchtungen, datz Deutschland durch -te Unmöglichkeit, die erste Rate der Kriegsent schädigung künftig zu zahlen, zum Ltaatsbanlrvu ge zwungen werden tan», sind derartig grotz, datz die deut sche Mark bereits für Ende Januar zu einem Kurs von sttufGulden für yundrrr Mark «um Berka ns an geboten wird. lEigncr Trabtbceicht d e,p »D .r c » L n. Nachrichte n".f Gens. 26, Nov. Ter Lnvncr „Prvgräs" erfährt aus Paris zur Note Elämenceans, datz mit der Ratifika tion des Versailler Vertrage- die erste Auslicferuiigslistc au Tcutschland überreicht wird, Tie Keststclluiigslommii- iinn verlässt am Tage der Ratifikation Paris und begibt sich nach Deutschland. Berlin, 25. Nov. In der letzten Note, die der deutschen Kriedeusdelegaiivu überreicht worden ist. wird behauptet, die deutsche Regierung habe sich nutzer st an de erklärt, die durch die Unterzeichnung des Versailler Vertrages übernommene Herausgabe der Deutschen, die in ihrer amilickKlir Tätigkeit Greuel begangen hätten, zu er füllen. Mit dieser Bemerkung wird offenbar aus folgen de:! Vorgang angespicU: Bor Uebcrgabc der Note, die sich mir der Errichtung des Lchlußprotokolls besagt, hat es die deutsche Negierung für nvuvcndig gehalten, die alliierte» und assoziierten Re gierungen auf die ungeheuren Schwierigkeiten hinznweistn, die in der Ausliefernngsfram. für Deutschland liegen. Sie hat teinesivcgs die einmal übernommenen Verpflichtungen abgelehnt und hat vor allein betont, datz sie teineSwcgS bc- absichtige, wirtlich Schuldige einer gerechten Strafe zu ent ziehen. Wohl aber Hai sie durch einen Beamten des Aus wärtigen Amtes den alliierten Regierungen Anregungen übermitteln lassen, die geeignet erschienen, für beide Bcr- tragsgcgner Uuerträglichteiien zu vermeiden. IW. T.BI Besprechungen zum Wiederaufbau. Berlin, 2.5. Nov. Der Neichsministcr für den Wieder aufbau Tr. Gctzler hat sich nach Süddeutschland begeben, um in München, Stuttgart, Karlsruhe und Tarmstadt ge mciniam mit den dortigen Regierungen und mit den Ver tretern der Intevsseutcntrcisc dieser Wirtschaftsgebiete Kühlung zu nehmen. ES handelt sich hierbei um die ver schiedensten den Geschäftsbereich des Wiedcraufbauministe rtumS. insbesondere den Wiederaufbau in Nordfrankreich betreffenden Kranen. Anschließend sind Aussprachen der gleichen Art in Krankfnrt a. M.. Dresden. .Hamburg und dem rheinisch-westfälischen Industriegebiete in Aus sicht genommen. sW. T. B.> Sie Laae im RaMunr. Tilsit. 25. Nov. Mit den völlig eingcschlossenen bal tischen Truppen besteht nur noch Kunkenverbindung. Eisenbahn und Telegraphen sind durch Letten und Litauer unterbunden. Bei Letten und Litauern sind nunmehr einwandfrei, anscheinend auch durch Gefangennahme, eng lische Offiziere fcstgestellt. Die Nolle, die England bei diesem letzten großen Kesseltreiben auf deutsche Männer spielt, wird damit immer klarer. Berlin. 26. Nov. Die Verwaltung der Provinz Ost- preutz-n hat an den Reichspräsidenten, den Reichskanz ler und den ReichSwehrminister Telegramme gerichtet, in denen um Schutz gegen die aus -cm Baltikum zurück- flutenden Truppen gebeten wird. Berlin, 26. Nov. In der „Tägl. Rundschau" tritt heute Oberstleutnant Graf v. d. Goltz der Darstellung der „Deutschen All«. Ztg." über den Standpunkt der Rcichs- rcgierung in der baltischen Krage in folgenden Aus führungen scharf entgegen: Die Behauptung, datz die Truppen von der Neichsrcgierung seit dem Juli lediglich nur zur Rückkehr in die Heimat ausgesordert seien, ist u n - wahr. Diese Feststellung mag vorläufig genügen. Ver schwinden jedoch aus der der Regierung nahestenden Presse nickst die unerhörten, schon früher bekannten Lügen, datz die Truppen von ihren Offizieren verführt worden mären, die alles opferten, so mag sich die Neichsregierung nicht wundern, wenn alle weiteren Rücksichten ver schwinden. Rorke» Hoffmime». Berlin. 25. November, T.c>- sthefredEein des „Ostivest-Tcleiiravhen" hatte' eine tangere Unterredung nöt dem Neichswehrwimster NoSkc. Aus die Arage, ob die deutschen Sparta- l t ü c n noch immer in i t R u tz l a n d in Verbindung stellen und sich aus Moskau stnstrultionen hole», antwor tete der Herr Reichsivebrminikter wie solgt: ..Beziehungen zmischen Moskau und unseren Sparta kisten werden wohl noch bestehen. Eine absolute Abichlic- tznng der Grenzen ist bei den jetzigen Verhältnissen nicht: möglich. Ob auch G cld hereinkommt, kann ich nicht Nachweisen, ein Beweis dafür ist schwer zu erbringen. Bei den relativ hohen Löhnen ist aber auch an sich ista Möglichkeit vorhanden, in Tcutschland selbst Geld auf- zutreib-'n. Während der Rätehcrrsckiaft in Ungarn gab es zwischen Spartakus und Moskau rege Verbindung durch Knntcntclegraphie. Wie es erwiesen ist, er stalle re der Spartakusbund vor längerer .-seil einen ausführlichen Be richt an Lenin. Es ist möglich, Satz zeitweise auch iu Deutschland ans drahtlosen Stationen Leute gesessen haben, öle sich durch Bestechung dazu bergabcn, Depeschen nach Rußland hinüberzugeben. Ich kann keine absolute Garantie dafür übernehmen, datz solche Bestechnugsversuche auch jetzt nicht gemacht werden. Im übrigen Imbe ich de» drahtlosen Stationen besondere Aufmerksamkeit geschenkt, zhch mutz es aber wiederholen, datz ich unter deu-satzögen Verhältnissen keine absolute Garantie übernehmen bann." Was die noch immer vorhandene.Hoffnung der Boliche- witr «ruf eine W c l t r e v o l u ti o n a »belangt, sagte Herr Noskc folgendes: „ES gibt ja auch bei uns Phantasten, die noch immer an der Möglichkeit einer Weltr-cvolution glauben. Wie eitel diese -Hosfnung ist. darüber brauche ich nicht viel Worte zu verlieren. Weder Engländer, noch Franzosen, noch Italiener werden in absehbarer Zeit Revolution machen." „Und Deutschland'?" ,-,Die Krage der politischen Ord nung hängt doch mit unseren wirtschaftlichen Schwierig keiten eng zusammen. Wenn wir weitere Verkehrs- lchwicrigkeiten haben werden, keine Lebensmittel befördern, leine Kuhlen sie ran schaffen können, so sind Spektakel, Radau und ernstere Schwierigkeiten nicht ausgeschlossen. Datz wir versuchen werden, ihrer, Herr zu werden, ist selbst verständlich." „Halten Sie. -Herr Minister, die Gefahr einer Gegenrevolution von rechts auch für überwunden?" „Datz bei uns in Tcutschland eine ganze Anzahl Leute sind, dir mit den jetzigen Verhältnissen unzufrieden sind, ist eine glatte Selbstverständlichkeit. Wenn eines Tages ein vollkommenes Durcheinander entstände, die Produktion noch mehr lahmläge, würde dies zur Folge haben, datz ein immer größerer Teil der Bevölkerung sich ouilehnt." „Dabei ist die entscheidende Krage, ob die dein Herrn Minister unterstellte Reichswehr im großen und ganzcv demotratisch und republikanisch gesinnt ist, oder nicht?" „Richtiger ist es wobl, datz die Truppen auck heute noch in einer großen Zahl nichtpolitisch sind Die älteren Leute sind zuin beträchtlichen Teil nach Hausc gegangen. Soweit Mannschaften in Betracht tomincn, sind sie zum größten Teil indifferent, also aus keine be stimmte politische Richtung einge'chmoren. Ebenso glaub« ich kaum, daß sic die 'Neigung haben in Deutschland die Ansrichtung einer oder mehrerer Monarchie» z» «eben Das Gleiche gilt von den Unteroffizieren, die garn'ck. daran denken, das alte Regime zuriickzuiviinichen. Im habe auch keinen 'Anlatz daran zu zweifeln, datz eine grotz« Anzahl Offiziere danach strebt, geordnete Vcrhäl/niisc im Lande zu sehen. Was diese geordneten Verhältnisse be» trifft, ist es für ganz Europa in jeder Beziehung wichtig, was in Deutschland, wo sch lieb lick 60 Millionen Menschen leben, geschieht. Die Gesundu'-g Europas wird davon ab- hängen, ob man sich bei der Entente entschließt die Haß Politik fallen zu lassen, ob man Zutrauen hat, daß mir ehr lich demokratische Politik treiben wollen. Europa ist durch den Krieg so aneii-andergekettet. daß man überhaupt keine deutsche, englische, sranzösische oder russische Politik, sondern nur eine europäische Politik l!s treiben kann. Tie Gesundung Deutschlands geht langsam aber merklich vorwärts. Arbeitslust und Arbcilswille sind langsam im Steigen. Männer, die fünf Jahre lang im Krieg waren/sind natürlich in ihrer 'Arbeitsleistung, wie sic für unsere Industrie notwendig ist. beeinträchtigt worden. Sic brauchten eine gewisse Zeit, um sich aus zuruhen. Wenn die Leute besser genährt werden, steigern sich auch die Leistungen und damit wird auch die Gesundung Deitischlands eigentlich ansangen." Reue Wühlereien unter der Berliner Arbrilerschnft. ,Ei«ner Drahtbericht der ..Dreckd». N«ch richte»"). Berlin, '26. Nov. Das preußische Staatsininisterlum hat die Anträge der auf Befehl des ReichsivehrministerS festgeno»,menen und auf Grund des Belagerungszustandes in Schutzhaft gcnommeucu Kominunistenftthrer und Mit glieder des Roten Vollzugsrates abgelebt,t. die dahin gingen, datz die Haftbefehle aufzuhcben seien. In der Berliner Arbeiterschaft wird infolgedessen lebhaft ftir einen neuen Generaistreik agitiert.