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ML.« : 27ÜVÖ»l»l >a» »i, «d«,,», «in»»- t«»»I,r «»„»Ikrl»,« LNULLL'L — »»«. »v«» I» »trN», L«I»tI». «le». yamburi, tzra„kf,rt, MUn- ->en. — v«,l>» t c». In Nrarlsurt a M. — V»I,t In ilbkmnls. — II». »»»,L»i>tI«FouI»,k t v» tä Part«. Tageblatt für Politik, Unttrhalttmg«. Geschäftsverkehr. Druck und Vgenthum der Herau«geber: litpsch ör Nrtchar-t in Dresden. um«,»»« »«r»«n M«»«. Lira»« >3 »n,,ncm«»n »I» «d. k Udr, »» MtN»s» lt UIir. I» «»ulindl: -rote lilol!««- ,»Ht 5 dl» » Ud,. — D«r Raum »Iner «l». IVaUigk» PilUtk.tle lallet IS Pik . EmkOkildt »lg Zeile S-> P'K!. Eine itaranitr IUr d»> »dch Iltaiike Erickiel» »en der Jnleraie uird nicht gegeben. «ulwüriige Ilnneneen« »lustriige von un» unde« kannlen Nirinc» und Per- Ionen imcrircn wir nur aegenPronunierondo» Zn blung durch Nri.'I- marlrn oder Pollrlut'.b» tung. iücun Silben loftu, IS Plae. Äuicrule >ur die Wouing» - Nnu.Ulir »der nach euiem Jesllng» die PrlUjciic L0 Pjge. Nr. 171. Zwanzigster Jahrgang. SNltredaeteur: vr. L«ü »tere^. ftür das Feuilleton: L.«ckrrl» N«rt»»a». Dresden» Sonntag» M. Znni 1875. Abonnement. Die geehrten auswärtigen Leser der „Dresdner Nachrichten" bttten wir. das Abonnement für daü drittte Quartal 1875 baldigst «neuern zu wollen, damit wir die Nummern ohne Unterbrechung weit« liefern können. ^ämmtliche Postanstalten des deutschen Reichs und ganz Oesterreich« nehmen Bestellungen auf uns« Blatt an. In Dresden abonnirt man (incl Bringerlohn) vierteljährlich mit 2 Mark 25 Psg.» bei den kaiserlichen Postanstalten in Sachsen mit 2 Mark 50 Pfg. Expedition der Dresdner Nachrichten. Dresden, Mnrteuftr. I» Politisches. Hint« den Coulissen steht zähnelnirschend ein Direktor auf den Bretcrn, die die Welt bedeuten und lauscht dem aus dem Zuschauer raum herübertönenden grellen Pfeifen, das nur ganz vereinzelt durch schüchterne Beifallsrufe unterbrochen wird. Das also ist der Aus gang der Com ödie, von der er sich so Viel versprochen, an deren Jnscenirung er so viel Kosten und Mühe gewendet, von deren Wir kung er seinen Bühnemnitgliedern die glänzendsten Verheißungen gemacht! Wohl hat in Paris das Parquet der Bischöfe, Mönche und Nonnen bei dem Schauspiel der Grundsteinlegung der Kirche zum heiligen Herzen Jesu auf dem Montmartre applaudirt, aber wo blieb der Präsident Mac Mahon, wo blieben die französischen Bürger und Arbeiter, da« verhießene, gläubige, bereuende Frankreich? Erzbischof Guibert von Paris, den Adolf Thiers seiner Hrcisinnigkcit halber einst zum erzbischöflichen Stuhl nach Paris berief und der sich seit dem in sehr unfreisinnigen Rollen gezeigt hat, hat mit seinen, letzten Schauspiel keinen Erfolg erzielt. «Nur wenige Neugierige aus den benachbarten Straßen des Montmartre fanden sich bei der Kund gebung ein und begleiteten die Procession mit höhnischen Zurufen wie „(.'alorills!" (Schwarzsittel) und „Vout.ru»!" iSchmerbäuche). Al« ab« die Nachkommen des Herzogs Philippe von Orleans, de« berüchtigten Philippe Egalitö, der 1793 für denTod Ludwig XVI. mitgestimmt hat, sich im Zuge zeigten, da fing ein gelles Pfeifen an und der Hohn der Zuschauer war deutlich genug. Diese mitwirken den Prinzen von Orleans schadeten dem Erfolg de« Stücks und sich selbst. Mehr und mehr stellt sich heraus, daß alle Hoffnungen der Bourbonen und d« Orleans in Frankreich auf sehr schwachen Füßen stehen; daß die Nationalversammlung von Versailles mit ihren elericalen Beschlüssen nicht der Ausdruck des französischen Volks willen« ist. Nur zwei Parteien haben eine Zukunft in Frankreich, die liberale Republik mit ThierS und Gambetta, oder das Kaiserreich unter Napoleon IV. mit Mac Mahon u>id Nouher als Vicelönige. So lange sich der Präsident MacMahon nicht entschließt, dem Sohn Napoleons, wie einst General Monk dem Sohn der Stuarts frei willig den Platz zu räumen, so lange haben Thiers und Gambetta freies Spiel und sehen, daß die Republik nicht Schaden erleide. Gambetta hat, um den günstigen Augenblick d« Mißstimmung über das Mißlingen der kirchlichen Demonstration nichtzu versäumen, rasch eine Volksversammlung in der Borstadt des Montmartre aus geschrieben. Er hat in einer ähnlichen Versammlung in Belleville sich die Sympathien der Bürger und der Arbeiter auf's Neue er worben, und sein Erfolg ist um so sicherer, weil die Franzosen nie Denen verzeihen, die sich lächerlich machen. Sldolf ThierS hat sich seit seinem Sturz vomPräsidentenstnhl immer inniger an Gambetta angeschlossen und über das Schauspiel aus Montmartre ist seine Meinung bereits offenkundig. Er meinte scherzend, man hätte auf der Urkunde der Grundsteinlegung neben den, bereuenden frommen Frankreich, auch ihn, ,chen bereuenden ThierS" nennen sollen, denn die Ernennung des jetzigen Erzbischofs von Paris bereue er auf richtig. DaS künftige Schicksal Frankreichs, die Frage, ob Republik, ob Kaiserreich, ist den europäischen Großmächten nicht gleichgültig. Rußland hat bei dem letzten falschen Kriegslärm seine Sympathien für ThierS offen dargclegt. Oesterreich hingegen scheint eine Wiederherstellung des napoleonischen Kaiserreichs zu wünschen, da es den Fürsten Metternich und seine Gemahlin Pauline wird« nach Pari» senden will, wo deren bonapartistische Extravaganzen unver gessen sind. In England benutzt die königliche Familie jede Gelege,Heit, d« Kaiserin Eugenik ihre persönliche freundschaftliche Gesinnung kund zu geben. Die Wittwe Ludwig Philipp«, die Königin Amalie, erfreute sich nie, weder von der Königin Victoria noch von ihren Kindern, ähnlicher Auszeichnungen. Minder klar ist die Gesinnung der deutschen Reichsregie rung über die ihr am Besten zusagende künftige RcgierungSform in Frankreich. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß ihr Republik od« Kaiserthum schon deshalbsgleichgiltig sein würden, weil Beide unbedingt nicht angriff-lustig sind. Ein Bourbon mit dem Lilienbanner oder ein Orleans mit dev Trikolore würde ein Knecht des Vatikan«, ein Schmeichler der Armee sein und" den Revanchegelüsten nicht entsage« können. Alle» Andere gönnen wir den Franzosen, dm» Deutschland hat, wie einst das römische Kaiser reich, die Grenze erreicht, wo neue Erwerbungen nicht mehr wün- schenswerth sind und will nur ruhig das Erworbene verwerthen. Der Wunsch nach Frieden scheint auch allseitig zu sein. Frank reich entläßt die Soldatenclafle 1870 einige Wochen vor der festge setzten Zeit - wahrlich kein kriegerische« Symptom! Der Sultan der Türkei empfängt den Gesandten Griechenlands in d« freundlichsten Weise und läßt dem geprüften griechischen Volk, da« ihn so lange bitter-chaßt, Hoffnungen erstehen, welche e« bisher vergeblich auf Rußland setzte Daraus könnten die Czechen, wenn sie sonst wollten. eine gut« Lehr« ziehen und liebte ihrem edlen österreichischen Kais« Franz Joseph vertrauen, als dem Hort der immer auf hohem Berge!. 1^ Meter hoch, ^ Meter hoch im Slaven, dem Kaiser von Rußland. Gott ist groß und der Zar ist "" weit! Mit dem Krieg zwilchen England und Birma wird es auch Nichts. Bloße Drohungen schrecken die orientalischen Fürsten nicht mehr und zu wirkluhen kriegerischen Expeditionen im Orient hat England wenig Lust, nachdem der fruchtlose Kampf Hollands in Atchin ein traurige» Vorbild geliefert hat. Sir Douglas Forsyth, d« englische Gesandte, ist vom Kais« von Birma empfangen worden und wird wohl einen Vergleich zu Wege bringen. Ein amerikanischer Oberst, Wyndham, macht dabei den geschickten'Vermitll«. Aus dm Vereinigten Staaten von Amerika ist an alle europäischen Regierungen die Neuerung notisicirt worden, daß Verbrecher von nun an dort keine Ausnahme mehr erwarten dürfen. Politische Verbrecher finden auch ferner drüben ein A'yl; verboten bei harten Strafen für die SchiffS-Capitäne ist aber die Einwanderung von Allen, welche schwere, genieine Verbrechen sich zu Schulden kommen ließen. Solcher ungebetener Gäste wird sich Amerika künftig erwehren. Locale- «vd Sächsisches. — Se. Maj. der König besuchte gestern Nachmittag von 2—4 Uhr die hiesige GewerbeauSstcllung und nahm von den ausgestellten Gegenständen im großen Saale eingehende Besichtigung. Für nächsten Montag hat Se. Maj. sein Erscheinen abermals zugesagt. — Se. Maj. der König hat die von dem Commandeur der 1. Infanterie-Division Nr. 23, Generalleutnant Nehrho ff von Holderberg, erbetene Stellung zur Disposition, unter Gewäh rung der gesetzlichen Pension mit d« Erlaubniß zum Forttragen der Generals-Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen genehmigt und bei diesem Anlässe dem genannten General in Anerkennung seiner sowohl ««Frieden geleisteten treuen und ersprießlichen Dienste, wie auch besonders vor dem Feinde bewährten vorzüglichen Füh rung der Truppen den Charakter eines Generals der Infanterie verliehen. — D« am kaiserlich deutschen Hofe accreditirte königlich spanische Gesandte Merry y Colomb ist vorgestern Abend von Berlin kommend, hi« eingetroffen und im Hotel Bellevue abgestiegen. — D« Hauptmann v. d. A.» Hann in Dresden, hat das Ritterkreuz vom Verdienstorden «halten. — lieber die Wolke nbruch-Eatastrophe in Loschwitz «fährt man immer noch neuejdet^lS, die fast unglaublich erscheinen. Wir sandte« einen Herr« Berichterstatter expreß hinaus, um das absolut Wahr« zu constatirm und leid« «weist sich Nicht» als Unwahrheit od« Uebertreibung; nur daß der Verlust von Menschen leben nichtzu beklagen ist, dürfen wir aus Grund amtlicher Nach forschungen versichern. Nächst der Loschwitz« Feuerwehr waren seit Mittags am 18. Juni Mannschaften der 12. K. S. Pionniere thätig, die unterbrochene Verbindung Loschwitz's mit den Hinter- dörfern herzustellen, thcils durch Ausräumen des Flußbetts, in welche« centnerschwere Steine geschleudert sind, theils durch Gerüst bauten über jene Stellen des ThaleS, wo jede Spur einer Straße hinweggeschwemmt wurde. Quer von dieser Hauptverkehrslinie legt man Balken und Breter zu den Thalhäusern, die bisher gänz lich abgeschnitten waren. Die umgefallene Dampfesse der Schneide mühle liegt an der Berglehne. Der eiserne Dampfkessel ist in der That 220 Schritte fortgeschwemmt und er ist doch über 80 Centn« schwer, ca. 1^ Meter hoch und 5 Meter lang! Die Bäume, bei denen er vorbei passirte, sind tief eingeschnitten, bis endlich drei starke Rüster» und eine querliegende dicke Weide daS monströse Stück Eisen aufhielten. Die übrige Maschine mit Regulator ragt bei der KesselhanS-Nume aus dem Wasser. Die im Loschwitzgrunde, in Wachwitz u. s. w. aufgeschwemmten Sandmassen liegen */z bis 1 Nieter hoch. Die Uferbauten und 21 Brücken sind absolut zerstört. Wie wir aus gut« Quelle erfahren, ist bereits vorgestern der Be schluß gefaßt worden, der größten Noth der betroffenen Gemeinde durch Staatsmithilfe sofort beizuspringen. Mögen die Calamitosen darin den Trost finden, daß daü Auge der Regierung wacht. Im Ganzen ist an Häusern wunderbar wenig geschädigt. Sie liegen meist so viel erhöht über der Talsohle, daß die Fluthcn wohl Gärten, Wiesen re. auf Jahre hinaus verdorben, auch hie und da Ställe oder ein niederes Parterre überschwemmten, aber Gott sei Dank! in ihrem Besitzthum vollständig ruinirte Einwohner hinter laßt da« Unglück nur Wenige. Freilich, der Besitzer der Dampf schneidemühle verliert fast Alles, es ist fraglich, ob der Schaden dieses Mannes mit 20,000 Thlr. genügend hoch angenommen wird. An der Pillnitz« Chaussee, nächst Wachwitz, wo eine neue Schlucht durch die Frühen gerissen wurde, die Chaussee 4 Meter hoch ver- schwemmt ist und die Feld« jämmerlich ruinirt sind, steht die Thurmvilla noch unerschüttert, doch soll sie sich bereits ge senkt haben und so wie der Sand trocknet, können die ent blößten Fundamente nachgeben. Sei dem so oder nicht, jedenfalls ist eS unverantwortlich, daß nicht nur Erwachsenen, sondern zahllosen Kindern da« Betreten dieses höchst lebensgefähr lichen Platze« gestattet wird. Hier muß unbedingt abgesperrt werden. Die Wuthen haben die untere Mauer (an d« Chaussee) ebenfalls zerstört; das Eisengitter flattert gleichsam in der Lust, nur hie und da gehalten von daranhängenden unterwachsenen Steinsäulen, die ebenfalls stellenweise 4 Nieter hoch in der Lust schweben, von Drahtstücken gehalten, die jeden Augenblick Nachlassen können. „Wer am Wasser baut, kennt die Gefahr", aber wer > hoch auf dem BergcSgipfel wohnt, denkt doch nicht an Neberschwemm-! ung. Die Wafferfluth aber hat z. B. bei Hrn. Mal« Rein hardt, dem wir so manche« reizende Bild von Loschwitz verdanken, j noch hoch über der BictoriahöbeMeter hoch gestanden, so daß die entschlossene Frau de« Hause» knietief waten mußte, um Hühner, Kaninchen »c. vor de« Ersaufen zu retten. Zwei Schippchen «tranken dennoch. Im Schuldirektor I äkellschenHause (in sell)« Höhe mit der Königin Weinberg!) stand die Fluth (man denke nur Parterre. Dort mögen an 50 bis 00 Fuder Schlamm und präch- tige Gartenerde angeschwemmt liegen, welche die Fluth aus den ! höheren Gerten fortriß. Die gefährdete Thurmvilla des Hrn. S. aus Pirna ist vor 14 Tagen verlaust — eine schöne Bescherung für den neuen Besitz«, der noch gar nicht angetreten ist. Mehrfach sind im Orte zur Bequemlichkeit für die Neugierigen, welche rur „Felsenburg" pilgern, um Alles zu sehen, Sammclstcllcn errichtet, zur Linderung der Noth. Der Staat wird seine Mithilfe nur dem Straßenbau widmen können, der. und nicht erst seitdem Unwetter, in Loschwitz sehr im Argen liegt. — In Loschwitz, welches durch den am Donnerstag nicderge- gangenen Wolkenbruch so schrecklich verwüstet worden ist, hat sich ein HilsSauSschuß gebildet, welcher zur Unterstützung der, besonders der weniger bemittelten Clasic angehöngen Einwohner ausfordert. Wir dürfen wohl ebenfalls die Hoffnung auZsprechen, daß der be kannte wohlthätige Sinn unserer Residenz auch bei dieser Gelegenheit, wo es namentlich gilt, einer srcundnachbarlicben, mit uns so eng ver bundenen Gemeinde helfend beizuspringcn, sich glänzend bewähren werde. (S. im Jnscratenthcil.) — Wie gestern schon kur; erwähnt, brach am Freitag Morgen, in der sechsten Stunde, in der Papier-Fabrik von Fischerin Uebigau Feuer aus. Tie ersten Flammen drangen aus den Fenstern des linken Flügels dcS MaschincnhauseS, ohne daß man mit Bestimmtheit gesunden, was gerade dort einen Ärand habe veran lassen können. Man kann nur annehmen, daß dort lagernde Lumpen, vielleicht durch einen Blitz am Donnerstag Abend entzün det, unbemerkt weiter glimmten, denn dem Gerücht, das Springen eines Dampflessels sei die Ursache des Feuers, ward an Ort und Stelle widersprochen. Trotzdem die Fabrik unmittelbar an der Elle liegt, es führt nur ein schmaler Keg zwischen hin, konnte Nichts von der Fabrik gerettet werden und in kurzer Zeit lag diese sowohl, wir das Wohnhaus des Besitzers in Schutt und Asche und nur noch wenige schwarze Mauern standen, die ein ChaoZ glühender Balken, geschmolzenen Eisenwerks u. s. w umschlossen. Ungeheuere Mengen verkohlter Papierfetzen sind aus dem Gluthmcer cmporgetrieben wor den und haben weithin die Elbe bedeckt; durch den Wind verschlagen, sollen ziemliche Mengen bis in die Nähe unserer Maricnbrücke ge kommen sein. Es waren acht Spritzen zur Stelle gekommen, darunter auch die Neustädter Raths-Spritze, aber sie konnten, der eminenten Spitze wegen, nicht zwischen der Elbe und der Fabrik auf gestellt werde«, weshalb ihr Einfluß auch kein besonders wirksamer werden konnte. Zum Glück wurden die Flammen Abwärts getrie ben und so das Torf und das Schloß vor dem Feuer geschützt. Der Schaden wird auf ca. 00,OM Thlr. veranschlagt. Uebrigeus soll die Fabrik hoch versichert sein! — Durch diesen Brand, bei welchem indessen wenigstens keine Menschenleben zu beklagen sind, sieben 40 bis 50 Arbeit« und Arbeiterinnen brodlos da. Sohr wacker soll sich während des Feuers der Werlsührer benommen haben; ihm soll cs zu danken sein, daß Niemand dabei verunglückte. — Eine Lichtseite des Hi'sskasstnwesens der Bergarbeiter in Deutschland, wie sie beispielsweise ans den königlichen, dcnFreihcrrl. o. Burgk schen Steinkohlemvorten und anderen Privatwerken sich vorfindet, ist die Solidität der Rechnungsablegung. Ein schwacher Punkt hingegen ist dies in den Hilfslassen der englischen Arbeiter. Die praktischen Engländer streben dahin, daSArbeiter-llnterstützungs- Kasi'onwescn unter staatliche Ccnteole zu stellen. Was in dieser Richtung bereits jenseits des Canals geschehen ist und worin die englischen Arbeiter entschieden ungünstiger gegen ihre deutschen College:: gestellt sind, das berichtet der Schluß.:: likel in der heutigen SonntagS-Beilage. — Die beiden zum Tode vcrurtheilten Raubmord«, Gebrüder Franz, sind auf dein Gnadenwege durch Se. Maj. den Köniz zu lebenslänglichem Zuchthause begnadigt und bereits gestern in das Zuchthaus nach Waldheim pr. Leipziger Bahn überführt worden. Morgen wird der ehemalige Agent Franzislus Robert RudowSly, wegen Fälschungen und Betrugs zu 6 Jahren Zuchthaus vcrurtheilt denselben Weg wandeln müssen. — Der Jahrmarkt in Dresden-Neustadt findet am 28. u. 29. Juni statt, der Vormarkt der Tischler, Polstormöbelhändler und Böttcher vom 24. bis mit 29., der Grossoverkauf aber für wollene, baumwollene und leinene Manufaeturwaaren, begleichen für erz- gebirgsche Schachtel- und Spiclwaaren vom 25. Juni an. — In der hiesigen I. G. Große'schcn Glockengießerei wird am Dienstag eine für den Dom zu Hildeöheim bestimmte Glocke von 170 Ccntner Gewicht, 2,5 Nieter Durchmesser, gegossen. — So ansehnliche Arbeiter-Entlassungen, wie sie namentlich in einigen großen Fabriken in Oesterreich — vorzugsweise im Ma schinenbau — vorgckommcn sind, haben wir glücklicherweise aus Sachsen noch nicht zu melden gehabt. Und doch sind die Verhält nisse bei uns nur wenig besser. Was dort mit einem Schlage recht auffällig geschieht, vollzieht sich bei uns nur allmählig und viel lang samer; die Totalwirkung bleibt aber dieselbe. Co wird uns aus Chemnitz berichtet, daß mit wenig Ausnahmen die dortigen großen Fabriken des Maschinenbaues ihre Arbeiterzahl fast mit jeder Woche mehr reduciren müssen und Andere ihren Stau:»: eingeübter Arbei-, tcr nur mit großen Opfern zu erhalten vermögen. Die süddeutschen Zeitungen richten bereits an ihre Regierungen die ernste Mahnung, bei Ausschreibungen für den Bedarf der Eisenbahnen, der Staals- bautcn, der Staatsindustric überhaupt, vorzugsweise die inländischen Etablissements zu berücksichtigen und im Interesse der Arbeiter, die schließlich sonst unbeschäftigt den Gemeinden zur Last fallen würden, wenigstens für die Dauer der gegenwärtigen Calamitüt, das soxist beachtenöwerthe System der LicferungSüberiveisung an die billigste Offerte, zu verlassen. Auch unsere Regierung, die der einheimischen Industrie ihre Unterstützung bisher schon in wohlwollendster Weise angedeihen ließ, wird sich entscheiden müssen, den Verhältnissen nach dieser Richtung hin Rechnung zu tragen, einerseits insofern man