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lig»» S' 'i r» jW ^-8 » K. Er kcnnts. Bettler: „Verzeihen Sie, daß ich mir die Freiheit nehme, Sie auf der Straße anzusprechen, aber — Hunger tut weh!" Herr: „Wem sagen Sie das I Meinen Sie, unsereiner, der jedes Jahr eine Entfettungskur durchmachen muß, weiß nicht auch, wie es tut, wenn der Magen knurrt?" Sie schickt sich in alles. Gnädige Frau (zum neu angenommenen Hausmädchen): „Sie ge- fallen mir soweit ganz gut, aber Sie haben denselben Rufnamen wie meine Tochter — das geht natürlich nicht. Wie finden Sie den Namen Minna ?" Mädchen: „Wenn gnädige Frau wünschen, kann ich das gnädige Fräulein ja auch s o nennen!" Gute Schule. Freigesprochener (zu seinem Verteidiger): „Besten Dank, Herr Doktor, Sie haben Ihre Sache großartig gemacht. Wenn Sie mich vor drei Jahren ebenso schneidig verteidigt hätten, wie heute, wäre ich damals sicher auch nicht verknackt worden!" Verteidiger: „Ja, lieber Freund, damals war ich noch Junggesell. Seit ich verheiratet bin, habe ich im Verteidigen erst die richtige Übung bekommen l" Unfehlbares Mittel. Studiosus Bummel hat seit länger als vier Wochen alle Briese un beantwortet gelassen und die gute Mama, deshalb sehr beunruhigt, be schwört den Papa Bummel, schleunigst nach Heidelberg zu reisen, um sich persönlich von dem Befinden des Sohnemanns zu überzeugen. „Laß mich nur machen," entgegncte der Gatte pfiffig lächelnd, „übermorgen haben wir ganz bestimmt einen Brief von dem Jungen I" Er setzt sich dann hin und schreibt folgendes: „Lieber Sohn! Dein langes Schweigen beunruhigt uns ernstlich. Wir fürchten, daß Dir etwas Schlimmes zugeftoßcn sei. Schreib uns doch umgehend, wie es Dir geht und auf alle Fälle lege ich diesem Brief einen Zwanzig-Markschein bei, wofür Du Dir nötigenfalls etwas Stärkendes kaufen magst. Dein besorgter Vater." Der Brief geht ab und richtig trifft umgehend folgende Antwort aus Heidelberg ein: „Liebe Eltern ' Eure Befürchtungen sind glücklicherweise ganz unbegründet. Ich erfreue mich der besten Gesundheit und mein langes Schweigen war lediglich Lurch eifriges Studium veranlaßt. Den in Deinem Schreiben er- wähnten Zwanzig-Markschein, lieber Vater, habe ich übrigens nicht ge funden. Du wirst wokl vergessen haben, ihn beizulegen und hast gewiß die Güte, ihn mir noch nachträglich zu schicken. Ich werde mir einiac gute Bücher dafür kaufen. Dein treuer Sohn." — „Na, siehst Du, Alte," meint Papa Bummel lachend, „hat mein Mittel nicht schnell geholfen? Auf den Zwanzig-Markschein kann der schreibfaule Schlingel übrigens lange warten!" N?ic inans ntininl. A. : „Freunde in der Not zu haben, ist doch etwas Schönes I Nicht wahr?" B. : „Wie man's nimmt. Ich für meine Person danke dafür, denn kaum ist einer meiner Freunde in Not, da pumpt er mich auch schon an I" Das böse Omen auf Bestellung. Ortsbewohner: „Wohin denn schon so früh, Mutter Spinnefried?" Altes Weib: „Halt's mi net auf! I muß dem Herrn Baron aus der Stadt, der heute jagen will, in den Weg laufen!" Ortsbewohner: „Warum denn das?" Altes Weib: „Damit er halt an Ausred' hat, wann er nix trifft l" Line böse Sorte. Gast: „Was machen Sie denn mit dem Hund da?" Wirt: „Das Biest hat mir eine Flasche wein umgeworfen, da stecke ich ihn jetzt mit der Nase hinein I" Gast: „In den Wein? Na, da lassen Sie nur den Tierschutzverein nicht dahinter kommen!" Das kleinere Übel. Gatte: „Herrgott noch 'mal — willst Du denn den kleinen Schreihals nicht beruhigen? Das ist ja nicht zum Aushalten!" Gattin: „Na wart', ich werde ihm etwas vorfingen —!" Gatte: „Vorsingen? Da laß ihn lieber schreien!" Franz Habermann, ein Grenadier, Saß durstig jüngst im „Roten Stier" Und ließ dort durch die Kehle wandern Ei» Schöpplein „Erstes" nach dem andern. Doch hat ein Zecher sich erquickt, Dann weiß er meist auch, was sich schickt, pflichtschuldig ruft und ohne prahlen Er nach dem Wirt, um zu bezahlen. So tat auch unser Habermann Der Gastwirt sah ihn sinnend an Und sprach: Ein Schöpplein nach dem andern Sah ich durch Ihre Kehle wandern. Und da des Schoppens Preis zur Frist Bekanntlich zwanzig Psenn'ge ist, So macht die Zeche g'rad'... ja, Kuchen I Zu raten soll'- der Leser suchen. Auflös u n g des Homonyms in Nr. 28 : Verlegen. WM ist» Srmikü. Mo. 4L. Sonnabend, den 14. Februar. Wohnung su vermiete»». Gott sei Dank, ich batte eine Wohnung ge funden, die mir der Inbegriff aller Vollkommen heiten zu sein schien. Und was die Hauptsache war — ich batte einen Hauswirt gefunden, der die gleiche Abneigung gegen Klaviere hatte wie ich, und, was noch mehr wert war, diesen seinen Idealismus noch über seine Louponbogen stellte; denn er batte mir feierlich zugeschworen, keinen Meter aufzuuehmen, der sich als heimtückischer Besitzer eines solchen Folterwerkzeuges entpuppen würde. Ja, man denke: Er war sogar bereit, in unfern Mietskontrakt eine Klausel aufzunehmen, nach welcher ich berechtigt sein sollte, unfern Ver trag an dem Tage zu lösen, an welchem zum erstenmal die Töne eines Wimmerbolzes an mein Dkr schlagen würden. Herrlich, was? Ich würde ja nun in Zukunft wie in einem Paradiese leben. Unter mir, in meiner jetzigen Wohnung, war's wirklich nicht mehr zum aushaltcn. Und was so ein permanentes „Tippen" auf den weißen Tasten mit mehr als zebnstündiger Arbeitszeit für einen Schriftmenschen besagen will, weiß nur er allein. Aber nun war ja alles vorbei und ich konnte ohne Sorgen in die Zukunft sebcn. Aus Freude darüber trank ich in meinem Klub diesen Abend zwei Flaschen Berncastler Doktor mehr und kam „früh" und in recht gebobener Stimmung heim. Beim Aufschließen der Haustür strahlte mich der obligate Zettel an: „Wohnung zu vermieten." Das tat meinem Kerzen wohl. Ich batte ja be- reits eine, und eine, mit der ich zufrieden sein konnte. Hänae du nur, dachte ich; sieh zu, wie du deine musikverseuchte Wohnung los wirst. Kleine Frau ist eine perle. Sie hat mir nie eine neue verbesserte Auflage von Frau Kaudels Gardinenpredigten gehalten, so spät ich auch manchmal heimkomme. Sie kennt die Gefäbrlich- keit eines Schriftstellers und fürchtet, ich könnte mich auf ähnliche Weise rächen wie der selige Herr Kandel. So kam ich unbcbelligt ins Bett, um am nächsten Morgen mit einem hanebüchenen Brummschädel zu erwachen. Kleine Frau lachte mich aus. „Das hast Du nun davon," sagte sie. „Und dabei wolltest D» doch beute die große kiebcsszene in Deinem neuen Roman schreiben! Mit solchem Kater? Die Liebesszene kann nett werden I" Ich mußte ihr recht geben. Das konnte nett werden. Und das Kapitel mußte geschrieben werden. „Na," tröstete sie mich. „Bleib nur noch ein Stündchen oder zwei liegen. Vielleicht verfliegt der Jammer ein bischen." Meine Frau hatte schon wieder recht. Ich blieb also liegen und sie ging an ihre hausfrau liche Arbeit. Kaum war ich cinacschlafen, wurde mit aller Gewalt die elektrische Klingel gedrückt. Herr Gott... ich fahre hoch... die Tür fliegt auf... der Hauswirt steht davor... „Entschuldigen Sic; ober die Herrschaften hier möchten sich einmal die Wohnung anschn!" „Kreuzmordhimmelmobrcnclement, um diese Zeit...?" „verzeihen Sie, es ist bereits ein Viertel auf Zehn." D:e Herrschaften dankten »>ud empfahlen sich. Ärgerlich sank ich in die Kiffen zurück, auch cm wenig schamerglüht, daß man mich jetzt noch im Bette gefunden. Da... rrrrrr... was ist denn das nun wieder? Stimmen auf dem Korridor, meine Tür wird ge öffnet ... Die Herrschaften möchten sich 'mal die Wohn ung ansekn! Da soll doch gleich ... aber als liebenswürdiger Mensch entschuldigte ich mich. Ich wäre krank und könnte die Herrschaften nicht anders empfangen. Der Rundgang war beendet und ich konnte weiterschlafcn; aber mir war die Lust dazu ver- Neie gebarniscdte Ss,retten jetzigen Renndier Bleisgen in Dräsen N2N. Die äldsten Leite. von äldsten Leite» 2»ne Schdadistik bäat in den Zeidungsbläddern jingst geschdanden, Die zeigde, wie die Leite sich befanden Und wie sic alt geworden mit Geschick. Und da erfuhr ich's wie e neics Glick, Daß obne Trunk nicht ihre Jahre sibwanden Und -aß sie frei sich ooch dazu bckanudcn Und ooch Zigarren roochden manches Schdick I Bei een'gen war sogar Sckbazicrcngehcn Und Zimmcrlifden ganz und gar entbehrlich Und Wasscrfere war'» sc alle schwerlich! Woraus mcr ohne Miche kann erleben: Mer wird ooch alt, selbst wenn mer roocht und trinkt, Wenn eenem bloß — dar richt'ge Maß gelingt! gangen. Ich sprang auf und bearbeitete meinen obstinaten Schädel gründlich mit kaltem Wasser. Wieder ging die Klingel. Ich ahnte das Un heil und suchte in aller Eile mein adamitiscbes Kostüm durch ein anderes zu ersetzen. Damit wurde ich aber nur zum kleinen Leilc fertig . . . „Entschuldigen Sie . . ." „Die Wobnung leben? Bitte, bitte, cs siebt alles zu Ihrer Verfügung." Ab, ib kann ja so lauft, so liebenswürdig, so ganz Laube mit dem Hlblatt sein l Wenn ich aber nun gedacht hatte, die Leute würden Rücksicht auf meine äußere Verfassung nehmen — die innere kannten sie ja nicht — und sich bald empfehlen, so irrte ich mich. Sie wollten wissen, wie teuer sie ist. wie mir die Wohnung gefallen, warum ich auszöge, ob -er Wirt neu vorrichten ließe und tausend Dinge mehr. Ich gab geduldig Auskunft und das rührte meine Peiniger so, daß sie sich hochbefriedigt empfahlen. Nun aber brauchte ich einen Blitz ableiter für meinen kochende« Zorn. „Karline, wo ist meine Frau?" „In die Markthalle gegangen." „Na, da haben wir's! Merken Sie sich ein- für allemal: wenn meine Frau nicht zu Hause ist, wird niemandem geöffnet! Sie kam aber nicht in die Lage, dieser Weisung zu folge»; denn meine Frau kam bald. Ich setzte mich an die Arbeit und begann das gefürchtete Liebeskapitel. Ls ging besser als ich gedacht hatte. Durch den Ärger war mein Blut ein wenig in Wallung geraten und das mochte sehr gut sein. Ich hatte bald alles um mich her vergessen und schrieb flott darauf los: „Hingerissen von der Gewalt feiner Leiden- sibaft sank er vor ihr auf dir Kniee und um klammerte zitternd ihre weißen, kalten Hände. „Magda," rief er, „sprich doch nur ein ein ziges Wort zu mir! weißt Do denn nicht, wie unendlich lieb ich Dich habe? Alles, was ich bin und besitze, mein ganzes Fühlen, Ringen, Sinnen und Trabten will ich Dir zu Füßen legen... nur eine Bitte habe ich an Dich..." „Geschdadden Se gietigst, daß ich mer 'mal de Wohnung ansehe?" Ich sprang auf. Die Feder, die auf so läppische Weise aus ihrem schwungvollen Gleis geworfen wurde, flog in die Jimmereckc. Ja doch, ich hatte ja vergessen: Meine Wohnung ist zu vermieten! Aber war das ein Grund, meine herrliche k>ebes- szenc so zu unterbrechen? Meine Frau kam dazu und entschuldigte sich bei mir — Karline hätte geöffnet. Ls war sonst nicht ihre Gepflogenheit, mich in der Arbeit stören zu lassen. Mit der Arbeit war es vorbei. Die Mittags zeit kam Hera». „Du, Liebling, ich ... möchte... heute 'mal..." „Na, was möchtest Du denn? Einen mari nierten Hering, nicht wahr?" „Getroffen, Liebling I" „Ich wußte es ja. Ist schon besorgt. Wir haben Bouillonkartoffcln." „Nachher, Maus, wird mir das auch wohltun; aber zuerst..." Wir saßen bei Tisch und ich beschäftigte mich > liebevoll mit dem säuern Hering. Rrrrrr . . . „Die Hcrrschaflen möchten einmal die Wohn- ! nng anseben . . ." ! Eine gnädige Madame in flockigem Sack- ^ palctot rauschte herein. ! „So, so, das also . . . hm . . ." lind nun ! kamen wieder die üblichen Fragen, wieviel die Wohnung kostet, ob der Wirt neu vorrichtcn ! lasse, weshalb ib auszicbe, ob Kinder im Hause seien, ob die Hfen gut beizten und viele unter haltsame Fragen mehr. Dabei loranettierte diese Dame fortwährend im Zimmer umber, um mit ^ ihren Blicken immer wieder auf unfern frugalen Mittaastisch, speziell auf meinen säuern Hering ziirückziikehrcn. Das empörte mich, läcrrgott, was mußte diese Dame für eine Meinung von j meinen Schriftstellereinkünsten haben I Dieses