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Montag, 8. Februar ISA 7«.Fahr»«,. AS« Gegründet 1SSK - tkakttikv vom I. di» I». y»druar tt»2S litqtuh ,w»tmal,g»r siulltllunaikeiti-u» > »o Mar» sezugs» Wkvuyr Pokd«»ug»pr«i» wr Monal st-druar 3 Mord ol,»e DoNzullkUungsgebUhr gtii,»In»»»«» I» PI»»»>r. r», An»»>ll»n >o»rd»n noch «oldmard d»r»chnri: dl» »in'oaMg» 30 mm dr»t>< Anz-Ig-n-Pr-ile: «SS«: «LS«« auk»rdald rvti PI«. oNerlonoedNkr 10 Plg. Ausw. 4Iu Irög» o»«»n P»rausd»,ak> DradXmIchrM! «»chrlch«»» F«rnlpr»ch»r-S«mn»lnumm»r: SV S^l. Nur sür Nachigriprüch»! SO Oll. Schrifllkilunq und KaupI««IchLiI»II»II,: M»ri»allr«tz» SS »2 Druck u. Prrta« oon Uirplck » Netck«rdl in Dr»»d»n. Poft1ch»ck. Konto 1OSS Dr»»d»n. Nackdnick nur mil deutlicher Liu»N»non«ov» „Dresdner Nochr " zutüistg. Nnverlanoie Eckrittitttcke werden nich' ouldewohrl ^Iü§el »na Pianos /^usust pürsler Wsisvnksusslfsks s . sssmsprvellvf 14072 Vnreklaeken für Hanäel unä Lewerbe Kchnekke Lieferung .l n Deel« Auefiikrung Vucilllruekerei tiepfcii L Reiekamlt Jernepreeflnummer 25241 — — ZTIarienetrahe §Ir. 28/42 VsrlsI lH - SVUsssLlrZ » lür SSSdvI, ft»oe»«II»n, «Iva, r«d»r, tztUM«, Aktzneko, Vvppick« un». ksrel. dlsnrsr ' «M«MI wirft den Seddchmdschich hie Deutschfeindliche Hetze des Ministerpräsidenten vor der Kammer. D!e Voraussetzungen sür eine neue Abrüstung. — Keine einmütige Zustimmung -er Ministerpräsidenten zum Dötkerbundseintritt. „Aber den Brenner hinaus." Nom, 7. Februar. In der italienischen Kammer brachte der Generalsekretär der faschistischen Partei, Farinacct, folgende Interpellation «in: „Rach den italienscinblichen Erklärungen des baye rischen Ministerpräsidenten richtet der Unter zeichnete eine dringende Anfrage an den Minister des Acnsiercn über die Lage unserer Beziehnnge» -«Deutschland." Die Anlworl Mussolinis aus die Interpellation Fartnaccis wurde von der Kammer mit gespannter Aufmerksamkeit angehört. Die Tribünen waren überfüllt. Fast alle Minister nmren zugegen, sowie mehrere Diplomaten und Senatoren. Der Ministerpräsident erklärte eingangs seiner Rede, er könne diese Erklärung nicht verschieben, da die Kammer erst in der -weiten Hülste des April wieder -usammenträte. „Ich spreche hauptsächlich auch sür jene, welch« auf der Verwicklung der Frage beharren, weil nach faschistischen Stelen eine offene Aussprache für di« Beziehungen der Staaten und Personen zueinander bester ist. Die faschistische Regierung hat drei Jahre lang eine sehr gemäßigte Politik gegenüber Deutschland befolgt. Sie hat sich Maßnahmen äußerster Strenge widersetzt und von deutscher Seite ist dies auch früher ausdrücklich anerkannt worden. Aber nach Abschlusi des Han delsvertrages und des Paktes von Locarno hat in Deutschland plötzlich, wie auf ein Losungswort, ein «ege« seiner wissentlichen Lügen flf ruchloser Feld zug gegen Italien «ingesetzt, der zudem auch lächerlich war, weil sich das faschi stische Italien nicht cinschüchtern läßt. Wir werden das Denkmal Walters von der Bogelwetde an seiner Stelle lassen. Aber wahrscheinlich auf einem Platz in Bozen, wo das Denkmal des deutschen Steges erstehen sollte, werden wir ein Denkmal sür Cae sars Batttstt und diejenigen Märtyrer errichten, die mit ihrem Blut sür das Südtiroler Volk ihr letztes Wort gesprochen haben. Es ist unmöglich und unerhört, von Gewalttaten der italienischen Negierung im Oberen Etschtal" zu sprechen, wo wir die Jtalianisierung verfolgen und die Bewohner als Italiener betrachten und ans sie unsere Gesetze anwcnden. Wenn wir das nicht tun würben, hätten wir an der Grenze einen Staat im Staate. Was Italien int. ist nichts im Vergleich zu dem. was andere Staaten sich leisten." x Mussolini erinnerte an die Beschlüße eines alldeutschen Kongresses in Südtirol während dcö Krieges, der die Grenze von Oesterreich im Falle des Sieges bis nach Verona aus- dehnen und überall die deutsche Sprache lehren wollte usw. Das war die Absicht jener, die jetzt protestieren. Nus joden Fall erkläre ich daß sich die italienische Politik im Oberen Trcnttno nicht um eine Spur än dern wird. Wir werden mit Vorsicht und Methode und zähe alle unsere Gesetze einschließlich der noch zu machenden anwendcn und jene Gegen- italienisch machen, weil sie eSi st.geographisch und historisch. Die Brenncrgrenze ist von der unfehlbaren Hand Gottes gezeichnet. Die Deutschen SüdtirolS stellen nicht eine nationale Minder heit, sondern eine ethnographische Reliquie dar. Es sind 180 NM und davon sind 80 NM Italiener. Wir werden Ihre früheren Namen wieder einftthren. Die anderen sind daS Neberblcibsel der barbarischen Einfälle während früherer HeereSzüge. Für sic werden wir die römische Politik der Strenge anwendcn, und wir sagen zum deutschen Volke: „DaS faschistische Italien will euer Freund sein, aber ohne Unter- würsigkcit euch in die Augen schauen!" Meine Rede muß alS genaue politische und diplomatische Bedingung betrachtet wer ben. Ich hoffe, daß sie gebührend gewürdigt werde. Ls« der deutschen Boykottdrohnn« sagte Mussolini: „Wir sind ein gastfreundliches Land und wolle» es bleiben, auch wenn man diese Ciastsreundschast miß braucht und manchmal in unwürdigen Gewändern durch unsere bemnnderungs werten Städte ztcht^wie dies ost die Deutschen beim Besuch unserer Paläste und Kirchen tun. Kein Wilder bildet sich ein, Italien durch einen Boykott zu gewinnen. Wenn jedoch morgen die Boykottierung Tatsache würde, und die stillschweigende Duldung der verantwortlichen deutschen Behörden fände, dann würden wir mit einem vierfachen Boy kott antworten. Wenn daraus Gegenmaßregeln ergriffen werden so »erden wir sie mit vielfachen Repressalie« beant- ^ «orte«. Wir brücken uns ohne Zurückhaltung und klar auS, und glauben, damit der Kultur und der Wahrheit zu dienen. <Ij Manchmal muß man den Verlust eines Auges mit dem Ver lust beider Augen und den Verlust eines Zahnes mit dem Verlust eines ganzen Gebisses bezahlen. Wenn man glaubt, nach dem Protest aller Konsuln von Venedig und vieler Deutscher hätte die Sache ein Ende gehabt, so hat man sich getäuscht. Gestern hat eine faschistische Zeitung die Ueber- schrift gebracht: Italien wird die italienische Fahne auf dem Brenner nie einziehen." Ich habe das Blatt seinem Direktor mit folgender Korrektur zurltckgeschtckt: „Das faschistische Italien kann nötigenfalls seine Tri, kolore über den Brenner hinanstragc«, cs wird sie aber nie einziehcn." Tie Rebe Mussolinis wurde mit tosender Ovation a u f g e n o m m e n, die anhielt, bis Mussolini von der Redner tribüne zur Rcgierungsbank zurückgekehrt war, wo ihn die Minister beglückwünschten. Alle Abgeordneten, mit Aus nahme GtoNMS, standen auf und stimmten bi« faschistische Hymne an, die laut gesungen wurde. Farinacct erklärte: „Nicht nur wir sind befriedigt, sondern die ganze Nation, welche ihre Würde energisch gewahrt steht. Die heutigen Kundgebungen zeigen, daß Italien nicht mehr das Italien der frommen Beter.und der Verzichtsmcnschen ist, sondern bas Italien der starken und Siegreichen. Ich könnte meine Rede nicht bester schließen, als daß ich gemäß der Einladung des Ministerpräsidenten mit der Eröffnung der Sammlung für ein Battisti-Denkmal in Terzen beginne." » Die Rede Mussolinis in der italienischen Kammer wird in den Berliner politischen und Negierungskretsen wegen ihres anmaßenden und herausfordernden Tones als ein« schwere Brüskierung Deutschlands angesehen. Wenn auch die amtlichen Stellen noch sehr zurückhaltend sind und zunächst den genauen Wortlaut der Rede Mussolinis ab» wartcn, che sie dazu Stellung nehmen, so glaubt man doch annehmen zu können, daß der NcichSaußcnminkster Strese« mann bei Beantwortung der von der dcntschnationalen Rcichstagsfraktion gestellten Interpellation über Südtirol die Beleidigungen Mussolinis gegenüber Deutschland ent sprechend znrückwcisc« wird. Mussolinis Rede hat auch in den Kreisen der in Berlin vertretenen ausländischen Diplo maten starkes Befremden hervorgcrusen und zu Rückfragen Veranlassung gegeben. Im übrigen ist auch darauf zu ver weisen, wie wenig die Nolle, die Mussolini jetzt spielt, mit den Aufgaben zusammenpaßt, die der italienischen Negie rung durch das Mandat als Bürgschaftsmacht sür Len in Locarno geschloffenen deutsch-französischen StcherheitSpakt zu- gcmicsen sind. Italien, bas es übernommen hat, die Jnne- haltuna der Garantieverpflichtungen dieses Vertrages nach beiden Seiten hin sozusagen als eine neutrale Aufsichtsinstanz zu garantieren, zeigt sich jetzt bei dem ersten Anftauchen einer deutsch-italienische» Spannung von einer feindseligen Stim mung gegen Deutschland erfüllt, für die es eine zureichend« Erklärung überhaupt nicht gibt. So ist auch das Verhalten Mussolinis ein erneuter Beweis dafür, wie man jenseits der deutschen Grenze den „sikist von Locarno" ganz anders auf- faßt» als das bei uns vielfach geschieht. ^Temps" flöht in dasselbe Korn! Paris, 7. Fcbr. Der „Temps" beschäftigt sich mit d«r gestrigen Rede Mussolinis und sagt, daß man die dem Duce eigene Art, Probleme zu stellen und aus den bei diplo matischen Kontroversen üblichen Ton zu verzichten, in Rech nung stellen müsse; aber wenn auch die Sprache, die Mussolini geführt hat, etwas ungeschliffen sei, so habe sie doch den Vor- zug der Offenheit. Drei Jahre hindurch habe die faschistisch« Negierung gegenüber Deutschland eine sehr gemäßigte Politik getrieben, so gemäßigt, daß man sich manchmal habe fragen können, ob sie nicht ein Anzeichen für eine Annäherung zwischen Nom und Berlin sei, die in gewisser Beziehung ein« Beunruhigung für die Zukunft hätte aufkonrmen lasten könne». Es sei richtig, daß die öffentliche Meinung in Deutschland» ehe sie sich über das Schicksal der deutschen Minderheit t« Südtirol beunruhige, eS für klug gehalten habe, abznwarten, bis der deutsch-italienische Handelsvertrag und die Abkommen von Locarno unterzeichnet ivaren. Heute handle es sich darum» den deutschen Vorstoß gegen Süden uud Südosten vorgu- bereiten, und damit stoße eben Deutschland in Mitteleuropa auf italienisches Interesse. An dem Tag«, an dem Deutsch- land in Wien herrsche, werde die Stellung Italiens in gefähr lichster Weis« kompromittiert sein. Die Antwort, die Musso lini gestern einem faschistischen Blatt erteilt habe, beweise» baß die Italiener begonnen hätten sie zu verstehen. Nu« müsse man abwarten, welche Reaktion die Rede Mussolinis bet der öffentlichen Meinung Deutschlands Hervorrufen werbe, aber Berlin werde ohne Zweifel die ihm zuteil geworbene Warnuna begreifen (!>. denn nur starke Worte und ein stark entschlossenes Auftreten seien es. die Deutschland zur Ver nunft zurückrufen und an di« Realität der Dinge erinnern könnten. jW.T.B.) Bor wetteren Ausweisungen aus Sü-ttrol. Bozen. 7. Febr. Obwohl von amtlicher italienischer Seite bei der Veröffentlichung des Dekrets über die Möglichkeit deS Widerrufes -er Option ausdrücklich und wiederholt betont worden war, daß von dieser Maßnahme nur in ganz seltenen Fällen Gebrauch gemacht werden solle, sind bisher gegen vierzig Ausweisungsbefehle ergangen. Wie ver lautet. stehen weitere Ausweisungen unmittelbar bevor. Unter den ausgewiesenen Personen befinden sich Angehörige aller Berufe, hauptsächlich aber sind cs frühere Staats- und LandcSbeamte. iT.-U.) Deutscher Seemannsgeist. Feierlicher Empfang -er „Westphalia" in Aeuyork. Reuyork, 6. Februar. Dem Hapag. Dampfer „West- phalta", der, wie vor kurzem gemeldet, die in höchster Not schwebende Besatzung deö holländischen Frachtdampfcrs „Alkaid" gerettet hat, wurde bei seiner Ankunft am Pier von Ncnyork ein feierlicherEmpfang bereitet. Sofort nach dem die „Wesiphalia" sestgemacht hatte, bestieg ein vürgcr» komitcc den Dampfer, besten Leiter, Grover Whalen, die Helden im Namen deS Bürgermeisters und der Stadt Ncu- york bcwilikommnete und seine höchste Bewunderung und An- erkennung für die glänzende SeemannStat den Rettern aus- sprach. Whalen kündigte an, baß am Montag mittag eine offi zielle Begrüßung und Beglückwünschung der Leute der „West- phalia" durch den Bürgermeister im Rathaus erfolgen werde, die zeigen solle, wie dankbar die Stadt für daS heldenmütige Rettungswerk sei. Dr. Heuser, der deutsche Konsul für den Hafen Neuyork, überbrachtc die Glückwünsche der deutschen Regierung und gab der Bewunderung und dein Stolze über das Verhalten der „Westphalia"-Bcsatzung Ausdruck. Diese Tat der Nächsten liebe beweise, baß der Geist aufopfernder Pflichterfüllung wie vordem in der deutschen Marine welterlebe. Der holländische Vizekonsul voiffeoai« sprach als Ver treter des holländischen Gesandten und deS Generalkonsuls dem Kapitän und der Mannschaft der „Westphalia" seinen Dank ans. Er führte u. a. aus, die beiden Worte „Westphalia" und Graalss sind fortan zwei Namey, die die höchste Be wunderung auslüsen werden, wo sie vor holländischen Ohren erklingen. Der Abgesandte der Stenben - Gesellschaft, Maier, verlieh ebenfalls der Bewunderung und dem Stolze über die Tat Ausdruck und lud die Retter namens der Gesellschaft zu einem Ehrenabend im Borkville - Theater am Montag ein. Der Vertreter ElliS der Blackdiamond-Dampfschiffahrtögesell- schaft, die die Besitzer des „Alkaid" in Neuyork vertritt, er klärte: Solche Heldentaten kitten die Menschheit fester zn» sammcn und fördern die BölkcrvcrstSnbiguug. Victor Riddcr hielt eine Ansprache im Namen der Mil lionen Deutschamerikaner, deren Stolz auf ihre Stammes zugehörigkeit durch diese Heldentat erhöht worden sei. Kapitän Graalss von der „Westphalia" beantwortete die verschiedenen Ansprachen mit den Worten: Was wir geleistet baben, war selbstverständlich. Ein ungeschriebenes Gesetz der Seeleute lantet: Wen« einer eiuem anderen helfen kan«, dann tut er cS. ahrung -er Mannschaft -es Dampfers „Prefi-ent Boo evell". London, 7. Febr. In Southampton fand heute mit großer Anteilnahme der Bevölkerung der feierliche Empfang der Mannschaft deS Dampfers „President Roosevelt" statt. HandelSininister Sir Philipp Cnnllff Lister überreichte als Vertreter deS Königs die Goldene Medatllefür die Rettung von Menschenleben zur See an den Kapitän, die Offiziere und 17 Mann der Besatzung sowie für di« beiden bet den Rettungsversuchen Ertrunkenen zwei Posthume- Medaillen. Sir Cunliff Lister feierte in einer Ansprache den groben Mut und die Opferbereitschaft von Kapitän und Mannschaft. Die Blätter bringen den Bericht über den Empfang ausnahmslos an hervorragender Stelle. Es ist aber bezeichnend, dasi keine Zeitung die Namen der mit der Goldenen Medaille Ausgezeichneten erwähnt. Man darf wohl annehmen, daß die Tatsache dabei miispricht, daß die Mehr zahl der 17 Mann Deutsche waren.