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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030218012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903021801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903021801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-18
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.02.1903
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bezv. Kreitz» beim 10. Deutschen Turnfest in Nürnberg. (?» harrt dm Turnern auf dlesem Feste eine vtelseitige Tmmarbeit. — Dl« erst« Borsitzciide des deutsch-evangelischen Frauenbund«». Irl. Paula Mueller. Hannover, hielt i» sührte aus, wie die Frau für die Frau rintrcten müsse i» den gegenwärtigen Notständen der verschiedensten »lassen der Gesell schaft aus niatertellrn und geistigen Gebieten. Es genüge nicht dir -Ilse der einzelnen Frau, eS mühten Scharen heranaezoaen werden zur organisierten Frauenbewegung. Von einem geschlosse nen Eintritt der christlichen Frauen in dieselbe könne erst seit oer kirchlich-soziale» Konferenz und der Gründung des deutsch- rvaiiaclischenFrauenbundes gesprochen werden. ES sei etwas givßeS inu die Bewegung: Frauenarbrtt, Jrauenstreben und Fraucnwürde zu richiiger Wertung zu bringen. Ties Bemühen hätten die christlichen mit den bürgerlichen Frauen gemeinsam, nur die Beweggründe seien andere. Der deutsch-evangelische Frauenbund ,volle aus dem Boden des Evangeliums vorwärts gehen und zwar neu im groben und kleinen, treu in Bezug auf Gott und eins in der Liebe zu allen notleidende» Schwestern in jedem Stande. — In äußerst fesselnder Weise schilderte Redakteur Damaschke- Berlin keinen zahlreichen Zuhörern im Bcretu sürGesund heitspflege und arzneilose Heilweise am 13. Februar seine Palästinareise, dabei aller der Stätten gedenkend, deren Name» seit den Ktnderjahren unsere teuersten Erinnerungen bilden. Die zahlreich eingewvbenen Beobachtungen aus bnglenischein. sozialem und nationalem Gebiete, sowie die «Schilderung der Gründung des ersten asiatischen NaturheilvercinS in Jaffa durch den Redner verlieben dein Abend ein ganz eigenartiges Gepräge nnd brachten dem Bortragenden langandauernden Beifall ein. — Mittwoch, de» 18 Februar, veranstaltet der Verein einen humo ristischen Familienabend in Meiicholvs Sälen. — Tervom Militärveretn Königl. Sächk. Garde reiter im .Kristallpalast- veranstaltete Familiknabend hatte sich eines zahlreichen Besuches zu erfreuen. Das liumoristische Konzert wurde von der Gesellschaft Winter-TvmianS ansgesührt und reich lich mit Beifall belohnt. Bor Beginn des Balles hieß der Vor steher des Vereins. Herr Beckert, die Feslteilnehmer willkommen und brachte am Schlüsse seiner Rede ein dreifaches Hoch aus König Georg auS. Der anschließende Ball dehnte sich bis in die Morgen stunden aus. — Im Verein für Verbesserung der Frauen- kleidung findet morgen, abends 6 Uhr. i», Saale der Kauf mannschaft, Ostra-Allee 9. die letzte Vereinssitzung statt Herr D r. med. AdolsThiele aus Chemnitz-Kappel hält eineu Vortrog: „Zur Philosophie der Frauenkleidung" und wird seine Ausführungen durch etwa 00 Lichtbilder von Kleidern nach Zchultze-Naumburg. A. Mobrbutter, Rudolf und Fia Wille u. a. ergänzen. ES ist dadurch Gelegenheit geboten, besonders charak- rertstischc und hervorragende Formen der neuen Frauentracht zu leben imd anregende Eindrücke zu sammeln Karten für Nicht- milgtieder sind zum Prcite von 50 Psg. in Emil Richters Kunst handlung. Prager Straße 13, und an der Kaste zu haben. — Ter Aswrioloae Herr Pfarrer Dr. Aljred Iereiniaö aus Leipzig spricht heute abend >/-8 Uhr im großen Saale des Vereinshauses über: .Das Alte Testament und die Ausgrabungen. - — Dir Zweitälteste hiesige Guttcmpler-Loge „FriedenS- auell" veranstaltete am Sonntag tm Saale des Hotels .Stadt Petersburg- einen zahlreich beiuchten Familienabend. bestehend in mustkaltichen, gesanglichen und deklamatorischen Vorträge». Der Vorsitzende der Loge, Herr Kassierer Gretschel. begrüßte die Fest versammlung. Er warf einen Blick aus die erfreulichen Fortschritte der Loge. Die Festrede hielt Herr Lehrer Heintcke. Beroe Redner ernteten großen Beifall. Von den Irl. Paula, Wilma und Emma Wiencke wurde ein reichhaltiges Programm in ganz vorzüglicher Weise dargeboten: Gesangsvorträge wechselten mit musikalischen Darbietungen und Deklamationen ab. Mit reichem Beifall be lohnten die Zuhörer die Vortragenden Damen. Die sidele Stim mung hielt ivährend des nachfolgenden Balles an. — An dem leibe» Tage ist die zweite Jugendloge gestiftet worden — Für das Mittwoch, den 4. März, stattfindcnde ,,2om mer nst in Alt-Heidelberg-, zum Beste» der Genossenschaft Deutscher Bühnenangchöriger, wurde das gesamte Richard Erlcrs- Drchesicr verpflichtet, das im Verein mit dem Orchester des Resideuztkeaterü abwechselnd den musikalischen Teil des Abends übernehmen wird. Das Interesse für diese Wohltätigkeits-"'or- Neilung ist ein außerordentlich reges und laich'» fortwährend Be stellungen nnf Eintrittskarten an die Gcschäftslcitung des Lokal- verbandcS, Nesidcnztheater, ein. — Am Donnerstag, den 19. d. Mts.^ abends 8 Uhr findet im Saale des BereinShauses ein Lichtbilder-Bortraa von Nerrn Dr. Georg Hartmonn statt, der über seine „Expedition >900 ins nördliche Kaokoseld und 1901 durchs Ovamboland mit besonderer Berücksichtigung der Zukunftsausgaben in Deutsch- -südwest-Asrika" sprechen wird. Nach dem Vorträge geselliges Beisammensein der Mitglieder uiit ihren Damen. — Aus der Marschallstraße trug sich gestern kurz nach Mittag ein schwerer Unglücksfall zu, der jcdcnfallc " ' Eil der jedenfalls Len Tod der Betroffenen zur Folge baden wird. Eine Frau, deren Personalien bisher noch nicht sestgestellt werden konnten, sprang kurz vor der Haltestelle non einem Straßenbahnwagen ab und kam zu Fall, wobei sic einen Schädclbruch erlitt. Bon der Sanitäts wache. wohin man die Verunglückte zunächst brachte, wurde sie in hoffnungslosem Zustande mittels Unfallwagens nach dem Kranken haus befördert. — Ein ebenso interessantes wie lettenes Natnrscha »sviel z» beobachten hatten oni Sonntag nachmittag aus der Landstraße von Lockwitz nach Luaa die Mitglieder einer dieselbe passieiende» Gesellschaft Gelegenheit. Bei dem zeitwciie herrschenden Schnee treiben bildete sich plötzlich aus der «traue ei» Kreis, der, größer und immer größer werdend, in wenige» Sekunden z» einer gewal tigen, etwa 10 Meter im Tnichincsser messenden ScbneehoIe in Höhe von mindestens 25 Meter anwnchs. Zwei Herren und eine Dame der bctressenden Geietllchast wurde» durch dieses Phänomen von ihren Kameraden getrennt und mußten nun. erschreckt und umwirbelt, etwa 5 Minuten lanA in ibrer Stellung verharre» Einen geradezu überwättigenden Eindruck machte die tanzende Schneesäule, als die Sonnenstrahlen daraus sielen. Erst wer ein mal Gelegenheit gehabt hat. eine Sand- oder Waffelhose zu beobachten, kann sich ein ungefähres Bild von der wirklichen Schönheit eines solchen Natnrfchauwiels mache». Die drei be troffenen Personen habe» zwar bei diesem Vorkommnis keinerlei Schaden genommen, desto mehr aber die Hüte der beiden Herren. Selbige konnte man eine Zelt lang in schwindelnder Höhe hernm- wirdeln und dann in iveitem Bogen auf die Felder stiegen sehen. — Gegen Ende März komm! Zirkus Albert Schumann, der jetzt in Berlin Vorstellungen gibt, nach Dresden. Ilm einen Zirkus wie den Albert Schumannichen mit dem starken Pscrdebestand usw. ausnehmen zu können, bedarf das dcrmalige Gebäude an der Tharandtcr Straße umfänglicher Umbauten, die auch der Bequemlichkeit des Publikums zu gute kommen werden. Auch eine völlige Veränderung der elektrischen Anlage macht sich erforderlich. Herr Architekt und Baumeister Fuchs, der Besitzer des Gebäudes, wird die Umgestaltung vornehmen. — Aus Vorstadt Cotta tvurde gestern abend gegen 7 Uhr ein Feuer im Hause Thonbergstraße 2 gemeldet, wohin ein Lösch- zug cmsrücktc. In einer Wohnung waren Matratzen, Betten, Möbelstücke und Wäsche in Brand geraten, wodurch erheblicher Schade» verursacht wurde. — Kürzlich führte Herr Oberinacnieur Kitzler aus dem Oster- bcrge bei Eosscbaude vor einer Versammlung von Interessenten betreffs der projektierten Drahtseilbahn aus, wie der Grund wert auf der vochcbenc Weißer Hirsch sich durch die dort ge botenen Verkehrsmittel aus das Zehn- bis Zwanzigsachc gesteigert habe, und schätzte, wohl etwas niedrig, d>e entsprechende Steige rung sür du: dortige Hochebene aus daS Fünffache dcs heutigen Wertes in den ersten Jahren des Betriebes, also auf 3 bis 4 Mlll. Mark. Von diesem Gewinn, den die Seilbahn den Interessenten schasst, werden 1 bis Nh Prozent für die formelle Zinsgarantie verlangt, die sich in Wirklichkeit mindestens auf ein '/><> bis tzü Prozent reduzieren würde. Für wahrscheinlich kann sogar eine Minimalverzinsung der Bahn im Durchschnitt der ersten zehn Be- triebsjahrc von 9 Prozent gehalten werden, womit jede Inan- spruchnahme der Zeitaarantie wegfiele. — In diesem Jahre und bis >etzt 265 beladene Schiffe von Böhmen nach Deutschland eingefahren. — Lommatzsch, 17. Februar. Das 2>/,jährige Töchterchen deS Hausbesitzers Bitmer in Stösitz siel beim Spielen in den Jahnabach und ertrank. — Der in Chemnitz geborene Postdirektvr Karl Albert Knob lauch. der sich bereits in der letzten vorjährigen Schwurgerichts- Periode in Leipzig wegen Unterschlagung und NrkundenMchung im Amte zu verantworten hatte, ist unter Annahme mildernder Umstände und unter Anrechnung von !0 Monate» der Unter suchungshaft zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der im 50. Ledenoiahre stehende Angeklagte, der teil den, Jalne 1873 tm Postdienste tätig ist. war tett dem Jahre >890 tu Leipzig atS Postdirektor angcstcllt. Die Anklage legte Knoblauch zur Last, daß er von, 14. Mai I9M bis zu seiner au, 23. Januar vorigen Jabres erfolgten Festnahme aus Grund eines einheitliche» Ent schlusses i» 17 Emzelsälle» 3000 Mt. amtlicher Gelder unter schlagen und, um seine Unredlichkeiten zu verdecken, die zur Ein tragung oder Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben bestimmten Register und Bücher unrichtig geführt und dem revidierenden Beamten dann falsche Abschlüsse vorgelegt zu haben. Dem Post- stskus ist ei» pekuniärer Schade» nicht entstanden, weil der An geklagte die Vvn ihm unterschlagenen Summen teils vor seiner Verhaftung selber gedeckt hat. teils durch leine Angehörigen Ersatz geleistet worden ist. Die von den Herren Geb. Mcdizinalrat Tr. Weber. Gerlchtsarzt Dr. Thüiiimlcr und Assistenzarzt Tr. T ölten erstatteten Gutachten ginge» dahin, daß der Angeklagte erblich be lastet und Trinker sei. Knoblauch sei zwar dadurch geistig etwas minderwertig, jedoch könne inan nicht behaupten, daß er die Straf taten in einem unsrcie» Willenszustande ansgesührt habe. — Waldheim. 17. Februar. Der 50 Jahre alte Haus mann Haseikorn. welcher seit über 30 Jahren bei der Firma Robert Gurditz hier tu Stellung war, stürzte bet Verrichiung vo» Arbeite» im 3. Stockwelt durch eine für de» Fahrstuhl nötige Dielenöffnung drei Stock hoch hinab ins Parterre der Fabrik und erlitt schwere Verletzungen, welche den alsbaldigen Tod hcrbci- führten. — Frank e»berg. 17. Februar. Ter verstorbene Kauf mann Friedrich Schiebicr se». hat testamentarisch folgende Stij - tun ge» nuSgesetzt: Ter Weberinnuug 500 MI., der freiwillige» Turnerseuerwehr 500 Mt., dem Verein „Rat und Rat" 500 Mk. und den, Mäunergesaugverein :M Mt. — A » nabcrg, 15. Februar. Der rund 900 Meter hohe Bärcnstcin. bei dem gleichnamige» Grenzdorse gelegen, soll nunmehr mit einem UiitcikunftShnuse bebaut werde», wozu die Erlaubnis der Königl. Forstbehöide bereits eingebolt ist. Der Erzgebirgs-Haliplverem, wwic verschiedene Zweigvereine haben nnnihaste Summen alsBeihilse gezeichnet, so daß der Bau voraus sichtlich schon im zeitige» Frühjahr beginnen kann. — Die Elster-Regulierung in Plaue n i. V. ist nun mehr, von einigen Kleinigkeiten abgesehen, bccndcl. Mit den Arbeiten wurde am 12. Juli 1897 begonnen. Die Berichtigung erstreckte sich auf eine Gesamtlänge von 4120 Bieter deS alte» oder auf 3395 Meter des neue» Flußlauses, so daß die Länge des Elsterlaufcs durch die Berichtigung um 725 Meier gekürzt ist. An Kunstbauten waren auSzusührcn ei» neues bewegliches Wehr, eine hölzerne Brücke beim unteren Bahnhof, eine gewölbte Brücke im Zuge der Böhlerstraße und die Verlängerung des sog. schwarzen «leas. Die Kosten der Regulierung belaufen sich auf etwa eine Bjiltian Mark. — Das Schwurgericht zu Plauen r. V- verurteilte am Montag die unverehelichte Dienstmagd Schriller aus Sohl wegen versuchte» Totichlags zu 2 Jahren Gefängnis. Sie hatte ihr 11 Monate altes Kind aus Verzweiflung in eine gefüllte Abort grube geworfen, um sich seiner zu entledigen. Am 0. November abends i» der II. Stunde hatte sic die Tat vollbracht, am 7- November nachmittags erst wurde das Kind gesunden, und zwar noch lebend Heute erneut eS sich des besten Wohlseins. — Stadtbaninwcktor Höherer in Zwickau beging am Montag sein 25jähriges Amtssubiläum. — Aus dem Bahnhöfe Grottau entgleiste am Montag mittag gegen 1 Ubr infolge vorzeitiger Weichenumstelluug der Tender einer Gutennglvkomotive. Die Störung, die aus den Betrieb nachteilig nicht cinwirkte, war in kurzer Zeit wieder behoben. — Oberkriegsgericht. Ein grober Verstoß gegen die militärische Unterordnung brachte den 187" zu Mallwitz bei Löbau geborenen Kanonier Karl Heinrich Paul Förster vo» der 3. Batterie des 48 Feld-Altille>ie Regiments auf die Anklagebank. Ter gerichtliche und disziplinarisch vielfach vorbestraitc Angeliagtc, dem auch vv» seinem Batteriechef eine ungünstige Bcnrteiinng zu teil wird, tollte am 29. Dezember v. I. zur Verbüßung einer ihm vom RegimeniS-Kommaudeiir zudiklierten zehntägigen Arreftstrase nach der Garniivnarrestanflait abgefiihrt werde». Da der als Trans porteur sungierrnde Unlcrvjffzirr vor der Abführung des Arrestanten noch etwas zu erledigen batte, wurde ihm befohlen, still zu flehen und die Mütze abzuuehnien. Für den Augenblick gehorchte er auch, als aber der Transporteur de» Rücken gekehrt hatte, »ahn, er wieder eine lässige Haltung ei». Als ihm daraus ein vorüber gebender Untervsrizier still zu stehen befahl, antwrntete F dreimal init „Nein-. Ebenso disziplinwidrig benahm er sich, als der in zwischen zuruckaekebrte Transporteur den Bckehl gab. die Mütze abzunehme». Erst beim vierten Male leistete er Folge, nachdem er zuvor in unbotmäßiger Weile erklärt batte: .Ich bi» instiuiert worden, daß ich wenn ich »nrgeschnallt habe, die Mütze nicht abzu nehmen brauche." Aus dem Wege zur Garniiouarrestanstatt räsonierte und schimpfte der Angeklagte trotz mehrfacher Ver warnung sorl, während er daun später mit dem Transporteur ein Gespräch anknüpsen wollte. F. wurde vom Kriegsgericht der 33. Division wegen ausdrücklicher Gehorsamsverweigerung. Be harrens in, Ungehorsam und Achluugsverletzung. begangen vor versammelter Manuschast. zu 4 Monaten Geiängnis verurteilt und wegen Fluchtverdachts leine loiortige Festnahme verfügt. Hiergegen hat der Anneklagre Berufung eingelegt, indem er als MilderungS- arund aniühri, damals außerordentlich erregt gewesen zu sein. Mil Rücksicht auf seine vtetsache» Vorstrafen nnd die Beharrlichkeit, mit der er sich den militärischen Anordnungen widerietzt hat, wird die Berufung nach erneuter Verhandlung vor dem Oherlriegsgericht verworren. — Landgericht. Der vielfach und erheblich vorbestrafte Buchdrucker Max Hermann Richard PreUwik aus Berlin verübte i» Dresden nnd Umgegend eine Anzahl Logisgeldichwindeleie» und wird unter Ausschluß mildernder Umstände zu 1 Jahr 3 Monate» Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Der jetzige Versicherungsagent Emil Paul Jvst ans Riesa war früher Brieiträger. ließ sich icdvch mehrere Unredlichkeiten zu Schulden kommen, verlor seinen Dienst und wurde vom Schwurgericht wegen Verbrechens im Amte zu 10 Monaten Geiängnis verurteilt. Seitdem huldigt er dem Alkohol. Am I. Dezember abends hielt er in der Betrunkenheit aus einer Straße von Riela zwei Rad fahrer an. gab sich als Schutzmann aus und arretierte eine» der Fahrer, erschien zudem am anderen Tage in der Wohnung des zweiten RadrerS und stellre diesem eine Anzeige in Aussicht. Tie 3. Strafkammer, vor der sich Jost wegen Amtsaiinianung und Beilegung eines Titels zu verantworte» hat, ist der Ansicht, daß die Haiidliingsweiic des Angeklagten an versuchte Erpressung grenzt, und erkennt darum auf 1 Monate Gefängnis. — Wegen nicht griiehmigter Veranstaltung einer Warenlvlterie wird dem Handelsmann Johann Ernst Julius Jrmiich aus Kamen; eine Geldstrafe von 3 Mark zudikliett. Er bat am 27. Dezember in einem Rettanrnnt der OvvcUstrnße Avstlsincn verlost. — Als der jetzige Knecht AWist Ewald Golbs aus Ebersdorf bei Löbau bei einem hiesigen «clnihwarcnhändlcr als Laujbnrlche tätig war. fälschte er mit Hille seines Freundes, dcs jetzigen StnUschweizcrs Hermann Arthur Krctzschmar aus Berlin 11 Ouittiinge». unter schlug 30 Mnrt vereinnahmtes Knndcngeld und vergeudete es in Gesellschaft Kretzschmars. Die jugendlichen Angeklagte» sind bisher noch unbescholten und werde» verurteilt: Golbs zu 7. Kretzichmar zu 6 Wochen Gefängnis. Gleichzeitig wird dem un entschuldigt crusgebliebene» Zeugen Huhle eine Geldstrafe von 15 Mart auserlegi. — Vier Personen Hobe» sich in drei getrennten Verhandlungen wegen Gefährdung deS Straßenbahnbeiricbes zu vergntworten: der Motorivageniumer Johann Heinrich Erdmann und die Kuifcher Emil Mar Haferkorn. Franz Bruno Fiedler und Hubert Feistest Erdmann hat 20, Haiertorn 30. Fiedler 20 Mark Strafe zu zahle». Für je 5 Mark tritt im Falle der Uneinbring lichkeit ci» Tag Gefängnis ein. Feistel wird sreigesprochcn. Amtliche Bekanntmachungen. Nach dem Statut der Friedrich Wilhelm-Stiftung für den Kurort Marten bad ist das Finanzministerium berechtigt, alljährlich bis Ende März drei Personen, welche die Maricnbader Heilquellen und Bäder brauchen wollen und die Kosten hierfür nicht ans eigenen Mitteln tragen können, dem Stiftungs-Vorstande zur Gewährung von Beihilfen vorzuschlagen, die entweder in freier Marienbad »u erhalten wünschen, haben ihre Gesuche längstens bis zum 15. Mär» cinzureichen, und zwar, soweit das Finanz ministerium nicbt leibst die Dienstbehörde ist, durch Vermittlung ihrer Vorgesetzten Dienstbehörde Lagesgeschichte. Deutsches Reich. Tie Nachricht, daß aus Anlaß der bevor stehenden Wahle» eine allerhöchste Kundgebung gegen de» Buna der Landwirte erfolgen werde, wird als iinbearündei m klärt. ^Welche Stellung die einzelnen Minister in dem Wahlkamp! gegenüber dem Bunde cinnebmen werden, ici dagegen »roch eim offene Frage. Große Kavallerie-Uebn»gen Werden iw Lause des Sommers in Gegenwart des Kauers und anderer Fnrsilichkeüen aus dem Truppenübungsplatz Munster stattfindeu. Cs werden mehrere Kavallerie-Divisionen verschiedener Armeekorps zu sammengczogcn werden. Zur Feier des 80. Geburtstags des Wirst. Geh. RatS, Abg Georg v. Koller, des früheren Präsidenten deS preußischen Abgeordnetenhauses, fand »in Vorabend deS Geburtstages nn Abgeordnetenbanie ein Festesten statt. An dem Festmahle be teiilgten sich Abgeordnete aller Parteien, die engeren Freunde des Jubilars, die höheren Beamten des Abgeordnetenhauses, oe: Vorsteher deS stcnographiichen BnrennS und die clalsmäßigen Stenographen, insgesamt 100 Personen. Piinkt 7 Uhr wurde Hcic v. Koller, geschmückt mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens, von Minen Freunden in den Saal geleitet und vom Festarrangenl. Abg. LopeliuS (steikons.i, an seinen Platz geführt. Nach dem dritten Gange hielt der 1. Vizepräsident Dr. Freiherr v Heereman die Festrede ans Erzcllenz v. Koller. Koller habe n» der Spii'.e des Abgeordnetenhauses gestanden nnd Iicrvorgelenchtet durch die Tüchtigkeit seines WeienS und Geschicklichkeit i» der Leitung dcs Hanscs. Hohe Ancrlennung habe man gezollt seinem schauen Verstände, seinem nnbeuqiameu. geraden GerechligkeitSgeiühi. «Bravo.! Es hieß allgemein:- „Wenn es der aiieKöllri >agl. wird eS richtig sein." (Sehr wahr!» Gleich daraus erhob sich mit jugendlicher Irische Eizellen; v. Koller, freudig von allen Seite» begrüßt, und dankte sichtlich bewegt zunächst allen von ganzem Herzen für die freundlichen Worte, die ihm soeben im 'Namen aller vom verehrten Bviredner gespendet worden seien, nnd sür das Wohlwollen, das ihm von allen Seilen entgegcngcbrachr werde. ES seien 30 Jahre verflossen, daß er dem Abgeordneten- hgnse angehöre, und 18 Jahre, daß er im Präsidium tätig gewc'ei: sei. Ta sei es nicht leicht, sich vvn einer Tätigkeit rn trennen, welche die besten Jahre des Lebens ausgcsüllt habe. Wenn man aber 80 Jahre erlebt habe, stände das menschliche Barometer niedriger, man müsse daran denke». Rüstigeren Platz zu machen ES falle ihm sehr schwer, ans dem liebgewordenen Krenc zu scheide». (Nein, »ein! Lebhafter Widerspruch.) Wenn er nho scheide, so nehme er dreierlei mit: die angenehme Erinnerung an die Zeit seines parlamentarischen Lebens, das warme Dantgesübl für seine Kollegen, sür das Wohlwollen, das ihm geschenkt sei, und die Hoffnung, daß immer noch der oberste Leitstern sein werde die Sorge für das 'Vaterland. Denn wenn auch die Meinungen schau auseinander platzte», die Partcistreirigkeiten bisweilen ihre raube Seite hervorkchiten. io sei er doch überzeugt, daß alles getragen werde von dem Bewußtsein für das Vaterland, daß sich olles beuge vor dem obeistcn Grundsätze: Laius public» uupramu 1er! Alles für das preußische Vaterland. Das preußische Vaterland lebe hoch! Donnernd stimmte die Festversammlung in das Hoch dreimal ein. Zn der vom Reichskanzler anackündigten Aufhebung des 8 2 des JesuitcngcsetzcS schreiben die „B. N. N.": „Wir glauben daraus nicht mir Unrecht eine allmähliche Durchbrechung des Prinzips des 8 1 prophezeien z» können. Wer glaubt, der Rechts- zusraiid dieses Paragraphen, der Ordcnsniederlassungen verbietet, sei auch in Zukunft gesichert, geht von irrigen Voraussetzungen aus. Irrig rit erstens die Voraussetzung, als ob die Gesellschaft Jesu förmlicher Nicdcriaffunaen bedürfe, um sich in der Ver folgung ihrer Ordcnszwecke betätigen zu können. Ter ^Irrtum beruht auf Unkenntnis der Anpassungsfähigkeit, welche die Statuten des Ordens charakterisiert. Im Gegensatz zn den sämtlichen anderen Orden sind die Jesuiten weder an eine bestimmte Tracht, noch eine priuzivicll geregelte Dascinssorm, deren Grundsätze nicht dem Druck der Verhältnisse anbcquemt werden könnten, ge bunden. Tie können, ohne daß ihre Mönchsqualität hiervon be rührt würde, gleich unabhängigen Weitpriestcrn für sich leben, Stellungen als HauSgeislliche oder Erziebcr in vornehmen Häusern annehmcn, sie könn n einzeln, sie können wie Privatleute zusam men wohnen, ohne dadurch gegen die Ordensregeln zu verstoßen. Ent sprechend dieser Eigenart des Ordens iit mit dem Verbvt der Errichtung förmlicher Niederlassungen, technisch Kollegien genannt, nichts gegen die Möglichkeit ihres Einflusses getan, sobald sie nur prinzipiell die Gewähr haben, unbehelligt in Deutschland sich aushalten zn dürfen. Franziskanern, Benediktinern gegenüber, deren Regel aus dem itreng dnrchgeführten Prinzip des Zu sammenlebens, bei den Benediktinern sogar dem der lebensläng- lschen Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stifte, kraft des Stabilitätsgelübdes, beruht, wäre ein 8 1 ein wirksamer Schutz, gegenüber dem Jesuitenorden ist er praktisch absolut unzuläng lich. Haben somit die Jesuiten sich erfolgreich LiS dato nnt klerikaler Erziehung besoffen können, so steht ihnen für die Zu kunft, auch ohne Kollegien, ein weites Feld osten. Die Pasro- ratiou der „Oberen Zehntausend" der katholischen Kreise, in denen man, sicher nicht mit Unrecht, eine gebildeten Ansprüchen mehr entsprechende geistliche Assistenz i» delikaten Gewiffcnösragen er wartet, als sie der Durchschuittspriester bieten kann, wird ihr vornehmstes Tätigkeitsgebiet der nächsten Zeit bilden. 'Mit ihrer Zahl wird auch lachte fick dies Gebiet Pastoralen Wirkens er- weitern, und io einer künftigen Aushebung des 8 1 mit kluger Zielbewußtheit die Bahn geeonct werden. Tenn gleich wie letzt die praklische Nichtbedcutung des 8 2 als Grund zu dessen Aus- Hebung gellend gemacht wurde, wird auch dem 8 1 i» nicht allzu- serncr Zeit nur mehr ein formaler Bestand zuzniprechen sein. Tie Schlußfolgerungen, die sich daraus sür den konfessionellen Frieden der Zukunft ergeben, kann im Hinblick aus die Tätigkeit des „Erjesuiten" Baron Berüchingen in Würzburg sich jeder selber ziehen." Es hatte allgemein Befremden erregt, als im vorigen Jahre an dem Stuttgarter Gewerkschaftskongreß offizielle Ver treter des Rerchsamts des Innern und der württembcrgischcn Sraatsrcgiernng teilnahmcn. Wie es nun scheint, fft in diesem Vorgänge nicht ein vereinzeltes Zugeständnis an die Ge werkschaften. sondern eine gruudläülichc Anerkennung derselben seitens der Regierung zn erblicken. Ais einzige Bedingung sür die -rcilnahme von Regierung-Kommissaren an' sozialdemokralüchen Arbciterkvngressen hat Gras v. Posadowskn dieienige ausgefteUt. das; die Aus'chinncknna des Sitzun.zssaales daS monarchische Ge fühl nickst verletze. Aber auch bei dieser ansscblicßlichcn Be wertung der Aenllei lichtest scheint man mit großer Milbe venahrcn zn wollen: da in Stuttgart die Büsten von Marr nnd Lassalle, die, grössten Vorkämpfer der republikanischen Sozialdemokratie, anfgestcllt und revolutionäre Embleme der Gewerkschaften ani- gehängt nnd als das monarchische Gefühl der Regierung-»! enn- mffsion nicht verletzend angesehen worben waren. Tie Aner kennung der Gewerkschaften durch die Regierung ist aber gleich bedeutend mit der Anerienming der Sozialdemokralie. denn gerade aus dem Stuttgarter Kongreß war es. daß der Vorsitzende erkiäric: „Es herrsche lleberzengnng darüber. Laß keine Trennung zwiscken Gewerkschaften nnd Sozialdemokraten stattsinden könne, baß beide zusainmengehörcn und sich ergänzen wüsten." Angesichts einer solchen Tielluiignahmc des Grasen v. Pmadowskn ist es schwer, lcbrcilst die „Kons. Korr.", die Sozialdemokratie als siaaisgesähr- lich zu bclämpsen nnd nocii. schwerer sür die Eisenbahn- und Post-Verwaltung, ihr Verbot an die Beamten, sich an der sozioi- demokratischcil Gewerkschaftsbewegung zn beteiligen, ausrecht zn erhalten. Wo bleibt da die ,.Homogenität" der Staatsreaicrung? Tie jetzt ansgehobene Blockade der venezvlanischen Hasen, an der die deutschen Schisse vor Puerto Eabello nnd Maracaibo be teiligt waren, wird unserer osranlerikanischen Kreuzcr- di Vision endlich eine gewisse Unterbrechung m ihrer die letzten Monate währenden anstrengenden Tätigkeit bringen. 'Nach den mit der venezolanisclren Regierung vereinbarten Maßregeln über die Einstellung der Blockade hat der Kreuzer „Restaurador" die deutsche Kicicgsslaggc nunmehr wieder zu streichen. Es bleiben dann einstweilen noch dem Kommodore Tcheder die Schiffe „Vincta", „Falke", „Gazelle", „Sperber" nnd „Panther" unter- stellt, der „Sperber" indessen nur noch vorübergehend, da das Schiff nur zur Verstärkung der Blockade nach Aestindicu entsendet worden war und nunmehr nach Ostafrika in See zu gehen hat. Mit der Aufhebung der Blockade werden setzt endlich auch wieder die amtlichen Meldungen von Venezuela nach der Heimat leine zeit- Dresdner Nachrichten. Rr. 4V. Seile S. IM» Mittwoch. 18. Jebruar 1S0S
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