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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.06.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030614027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903061402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903061402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-14
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
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L « "8-u »«>» «- n; r» ^ ^r L « « L Z r» 5> N Mnfgkn geikyen», o».. heraus. »etl Ne eine Explollo» hörten Sie wurden unterwegs verdaftet und aus ei» Wacvztmmer gesuhlt, wl' sie nach kurzem Parlamentteren zwischen den dort anwesenden Offizieren erschossen wurden. Wien. Der Belgrader Spezialkvrreipondent de-„Fremden blattes" erhält von zuverlässiger Seite solgcnde Darstellung der S cd r e ck e n s » a ch t in Belgrad: Die Verschworenen warteten dis l Uhr nachts in der OffizierSnieffe i» Knllnmgdnn und ginge» dann in kleinen Adleilungen vor den Konak. Als dort ein Bataillon des 6. Regiments erschien, ossncte der milverschwvrene amtierende Adjutant des Königs Panaiodvwitjch die Eisentür de» Vorgartens, Die Hvfgendarmen veriveigerten den Verschworenen den Eintritt. Es kam zu einem Zusammenstöße. wobei Schüsse gewechselt wurden, Beiderseitig waren Verletzungen vorhanden. Die Hoswache wurde entwaffnet, worauf die Verschworenen, von Raumowitsch geführt, das im Hochparterre belegene Dienstrimmer öffneten. An der Treppe zum ersten Stock versuchte General Petrowitsch die Verschworenen aufzukalten, wurde ledoch durch Schüsse eines Leutnants niedergestreckt, In diesem Augendlirkr ging infolge absichtlicher Störung das elektrische Licht im ganien Haine ans. Die :!0 Verschwörer tapple» im Dunkeln über die Stiegen zu den Privalappartcinents ^deS Königs, wo sie Kerzen fanden und anzündete». woraus die Suche begann. Die Räume wurden vielmals vergeblich durchsucht. Die Verschwörer glaubten, das; das Königspaar bereits entsloben sei. In dem Verbtndungs- gange zwischen dem alte» und dem neuen Palais wurde in einem Kämmerchen der Kammerdiener der Königin entdeckt und gezwun gen, das Versteck zu verraten, worauf er niedcrgeichossen wurde. Naumvwitick und Maschin übernahmen nun die Führung zrr-der verwerrleu Tür des alten Valais, die den Axthiebeu widerstand, Die Verschwörer benutzte» nun Dynamit: hierbei fanden Ranmo- witsch und Kapitän Miiikowitsch den Tod, Maschin entdeckte end lich in einer Maueröffnnng einen kleinen Knopf, der das Versteck des Königs öffnete, Müchitich ries dem König zu: „Erkläre Deine Resignation!" Der König erwiderte: „Wir kommen nur ans Ehrenwort nüt, das; uns nichts geschieht," Mehrere riefen: „Vor wärts! Mit Dir wird nicht verhandelt!" Der König weiaerte sich, von der bebenden Draga zu weichen; er wurde in die Mitte des Gemachs gezerrt, Da er ans den Zirrus: „Danke ab!" nichts erwiderte, Naren Kapitän Aniekowilsch. Lazcneiviffch. Dimitrie- witsch, Radiwoiewitich und Trvivkvwitsch vor und gaben die ersten Schüsse ab, die anderen feuerten nach, Alexander wurde von Kugeln förmlich durchlöchert und sank tot zu Boden, Hieraus wurde die vor Schreck halbtote Draga ergriffen und dicht an der Maiieröffniiug von einer Salve von Revolverschüssen niedergestreckt Der Gewährsmann des Korrespondenten erklärt, es ffi nicht wahr, das; die Reichen durchs Fenster in den Park geworfen wurden: es wurde wohl der Antrag gestellt, doch Oberst Müchitsch erklärte, das wäre eine Roheit, und lies; die blutenden Leichen in Leinen- tüchcr hüllen und in den neuen Konak bringen. Lilien, IT Juni. Die „Li, Fr, Pr." meldet aus Belgrad: Die Stadt ist boIlko m men r n h i g. Nichts gemahnt a» die blutigen Vorgänge, Nur vor dem Konak lagert eine Abteilung Infanterie und in einer Nebenstraße eni Pikett Kavallerie, Auch die umliegenden Gebäude der Ministeriell sind scharf militärisch bewacht. Die militärischen Abteilungen sind m voller scldmäßiger Ausrüstung, Tie Stadt ist beflaggt. Viele Anhänger der Lbre- nowitich sind geflüchtet, Bel g r ad. 12. Juni. Der bisherige Minister Theodors- wits cd ist leinen Wunden erlegen. Der Adjutant N aumv - witsch wurde vormittags mit militärischem Pomp bestattet, Belgrad, Die Nacht ist vollkommen ruhig verlaufe». Während der Nacht durchzogen Kavallerie- und Inscinleric- patrouillen die Stadt, Die Stimmung der Bevölkerung ist voll kommen ruhig, ES zeigt sich nur für König Alexander Teilnahme, Die Mehrheit der Stadtbevölkerung hält die Wahl Peter K'arageorgewitschS für sicher. Man spricht aber auch von der Möglichkeit der Abgabe von Stimmen für den Prinzen Mirko von Montenegro, Es sind auch vereinzelte republika nische Strömungen wahrnehmbar. Die „Srbske Novine" ver öffentlicht einen Erlaß deS Kriegsministers bezüglich der Er nennung mehrerer neuer Kommandanten, Die Stadtvertretung macht durch Maueranschlag die Bevölkerung auf den Gejctzes- arkikel 34 aufiuerksaim wonach fünf Tage vor dem Zusammentritt und während der Sesfionsdauer der Skupschtina Versamm lungen,innerhalb des Tagungsortes, sowie dessen Umgebung im Umkreise von 20 Kilometer untersagt sind, und fordert zur Wahrung der Ordnung und zur Befolgung dieses Gesetzes auf, Budapest, Dem „Ungar, Kvrrew,-Bureau" wird aus Bel grad gemeldet: In der am Montag stattsindenden Sitzung der skupschtina wird zuerst über die RegierungStvrni abgestimmt werden Hierauf wird eventuell die Proklamierung einer der Kandidaten zum Könige cifolge». In den letzten Tagen hat sich iiamcntiich in de» gebildeten Kreise», eine starke republikanische Strömung geltend gemacht Ais Wortffibrer der republikanischen Strömung, im Kabinett wird der Iustizminister bezeichnet. Jedoch wird die Erwägung, dgs; die Wahl einer republikanischen Regie rung fortan die^auSwärtige» Beziehungen erschweren bürste, die republikanische Strömung beeinträchtigen. Somit wird wahr scheinlich die Proklamation eines Königs erwlgen. Die Gerüchte von Unruhen und Erhebungen im Innern des Landes und von e nein Prorrunziamemo des Nffcher Armeekorps sind unbegründet, Het: Es Straße , , gegen 5 Uhr früh urch das Gerücht von der Katastrophe ans die Straße gelockt o vrdcu war. envirkte die Bergung der Leichen im Innern des ,'ivuak--. lieber die Ursache der barbarischen Handlungsweise a.n ene einer der beim Mordanschlag Beteil'gten, daß man durch den Anblick der Leichen den Soldaten des alarmierten und heran- c ickeuben^?, Infanterie-Regiments zum Bewußtsein bringen wollte, baß die Tat geschehen und ein Kampf nutzlos sei, Budapest, Alle Blätter beschäftigen sich mit dem An schläge gegen den Monarchen, die eme Tat des Wahnflniis- ansbrüchs eines Unzurechnungsfähigen sei. Der „Pester Lloyd" "gw Iii, sie Nacht der Irremiüuffr allein iff die Erkenntnis, was a> er Franz Ioievh seinen Völkern bedeutet, nicht gedrungen Pari». 12, Juni. Königin Natalie liegt fiebernd km „Hotel de» RUervolrS" »u Versailles. Niemand ol» der Arzt und Uire Schwester Prinzessin Ghlka weiden zugelassen. Ihn Bel- grader Vertrante. Irl. BoSkvwItsch. «lne srüvrre Hofdame, die d e erste Meldung von der Katastrophe an Natalie sandte, soll am Sonntag in Versailles eintrefien. Sofia, Die „Agencr TSlägraphique Bulgare" meldet: Die Ereignisse in Belgrad haben hier >n allen Kreisen lebhaften Schmerz hervorgerufen. Die Regierung verständigte ihre Ver treter im Auslande, daß Bulgarien nichts unternehmen werde, was Serbien Schwierigkeiten bereiten könnte. Neueste Drahtmeldungen vom 13. Juni. Löberitz, Der Kaiser fuhr morgen» von Wildpark nach Priort, besichtigte die beiden Infanterie-Regimenter, exerzierte sodann die gesamte Gardekavalleriedivision und leitete eine größere Gefechtsübung, Nach erfolgter Kritik fand Parademarsch aller beteiligten Truppenteile »or dem Kaiser statt, der hieraus im Zelt- lager bas Frühstück einnahm uns mittags nach dem Neuen Palais zurückkehrle. Mar kaeukirchen. Der Strafgefangene Adler ist nachts aus dem Gefängnis auSaebrochen und entkommen. Treuen i. V, Der 40jährige Maurer Schädlich stürzte beim Schulneubau vom Gerüst und war sofort tot. Er hinterläßt eine Familie von sechr Köpicn, Wien. Der ehemalige Buchhalter Jakob Reich, der gestern nachmittag mit erhobenem Stock auf d>e kaiserliche Equipage zu ging, jedoch feslyenommen und als irrsinnig erkaünt wurde, ist heute nacht au/ Grund eines polizeiärzllichen Gutachtens der niederösterreichüchen Landesirrenanstalt übergeben worden, R o m. Der Ministerrat trat heute vormittag 9 Uhr zu einer Sitzung zusammen, die etwa 30 Minuten dauerte. Das Gerücht rhält sich, daß er aus seiner Demission bestehe. London. In der letzten Nacht brach in einer Brennerei in Greenock jSckottlandj Feuer aus. bei dem 7 Personen ums Leben kamen und mehrere verletzt wurden. Eine große Menge Vorräte verbrannte, 400 Matrosen eine» Kriegsschiffes leisteten bei den Löschungsarbeiten Hilfe, Der Schaden wird auf 120000 Pfund Sterl, geschätzt. Saigon, In der Nacht zum 3. Juni wütete in Hanoi. Namdink und Thaibink ein äußerst heftiger Taifun. Eine große Anzahl Eingeborener ist umgrkommcn. Mehrere Europäer sind verletzt Der angerichtete Schaden auf dem Festlande wie auf dem Wasser ist bedeutend, 'Der Telegraphen- und Eisenbahnverkehr ist uiilerbrochcn. Zwischen Hanoi und Namdink wurden drei Eisen bahnzüge umgcslürzt. OertlicheS und Sächsische». Dresden. 13. Juni. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe hat zur heutigen Tafel Frau von Malortie geb, Gräfin von Einsiedel, Gräfin Malabaila di Eanale e Castellinaldo, Ehrendame, und den Grafen Radicati di Brozolo, Kammerhcrrn der Herzogin-Mutter von Genua mit Einladungen ausgezeichnet. —* Aus Lindau wird unter dem 13, Juni berichtet: Der Kroß Herzog von Toskana ist gestern nachmittag hier ein- getrofsen. Er gedenkt 3 Tage hier zu verweilen und sich dann zu feiner Tochter, ocr Fürstin zu Hohenlohe-Bartenstein, zu begeben. Die Rechtsanwälte Lachcnal und Dr. Zehme waren am Mittwoch und Donnerstag hier. Prinzessin Luise reist voraussichtlich am Dienstag ab. —* Das Wahlbureau im 5, sächsischen ReichStagSwahl kreise lDrcsden-AItstadtj, an der Kreuzkirche 18, ist morgen, Sonn tag, von vormittag 0 Uhr bis abends 7 Uhr geöffnet. Alle Hilfs kräfte sind sehr willkommen Zur Verkündigung der Wahlresultate, nicht nur von Dresden, sondern auch von auswärts, ist am 16, d, von nachmittags ab der große Saal des „Tivoli", Wettiner Straße gemietet worden, —* Wahlversammlung in Dresden-Neustadt Zum zweiten Male trat gestern abend im Saale de» Linaesä Bades der Kandidat der Ordnunaspartcien im 4. Reis tagswahlkreise /Dresden rechts der Elbei vor seine Wähler, H'icii, oronnnziamenio ocs vcncyer virmeecorps nnv unvegrunc Tenffelben Bureau wird aus Belgrad des weilcren gemeldet: i iff Talsache, daß die Leichen des Körngspaarcs aus die Stra oewonen wurden. Der russische Gesandte, der qegen 5 Uhr fr überall sonst ist man von der wärmsten Anhänglichkeit an ole Verwn des edelsten Herrschers durchdrungen. Wenn je ein Fürst, dür'ie Kaffer Frau; Ioscvh sem geweihtes Harwt getrost icdem uer Untertanen in den Scboß legen, die der Monarch durch ein E ben rastloser Arbeit, unerschöpflicher Herzensgute und besorgter Heisbeit zu unauslöschlicher Dankbarkeit und Liebe verpflichtet bat. Nur ein totkrankes Gekürn konnte diese Verpflichtung ver gessen. Peters-burg. Die „Ruff. Telcgr. Agentur" meldet: Die tragischen Ereignisse in Belgrad haben in Rußland, wo i. av allem, was das Geichick des serbischen Volkes berührt, das lT'baitestc Interesse entaegenbringt. liefe Bewegung hervorgerufen, rlllc:- vergossene Blut kann dein russischen Volke nur ein Gefühl des Erbarmens Anstößen, das im gegenwärtigen Falle noch durch De Tatsache vermehrt wird, daß der König und die Königin des bIrcundeten Staates Opfer eines gewaltsamen Todes- geworden sniü. Die Dynastie Obrenoivitsch. die io innig mit der Geschichte des serbischen Volkes verwachsen ist, ist jetzt erloschen. Rußland ist von dem innigen Wunsche beseelt, daß Serbien nach dieser furchtbaren Krisis den Weg seines nationalen Lebens friedlich weiter »'erfolgen könne in der Richtung, die dem serbischen Volke sein Patriotismus und das Interesse für seine crbabensten Interessen weisen. — Einiqe Blätter betrachten beunrubigt die innere Loge Terbiens und trauen den Meldungen, daß es dort überall ruhig > i, nicht. Im Gegensatz dazu betont die „Nowoie Wremfa". die innere Lage gebe keinen Grund zu ernster Beunruhigung. noch weniger sei ein Grund vorhanden, eine ungünstige Wirkung der 'Belgrader Ereignisse aus den Gang der auswärtigen Politik außer halb der serbischen Grenzen zu befürchten. Wie das Blatt aus maßgebender Quelle erfährt, erfolgte seitens Oesterreich-Ungarns bereits eine darauf bezügliche Verständigung höchst beruhigenden Eharakters; gleich Rußland werde auch Oesterreich-Unaarn die Entscheidung ocr Vertreter des serbischen Volkes abwarten. Auf oiese für den allgemeinen Frieden so günstige Lage übt das öfter- reichisch-ungar'sch-russffche Abkommen vom Jahre 1897 zweifellos e neu Einfluß aus. Werde Peter Karageorgewitsch zum serbischen König gewählt, so werde seine Anerkennung durch die Mächte aus keine Schwierigkeiten stoßen. — Vom Belgrader Blutbad sich m:r Abscheu wendend, verhehlt die „Petersburg. Wjedomosti" doch nicht, daß die letzten Jahre der Regierung Alexanders nichts Reales nir das Slawentum und die Balkanhalbmse! insbesondere versprochen haben. Die schnell aufeinander folgenden Fehler hätten einen schlimmen Ausgang befürchten lassen. Es würde »»berechtigt von der russischen Presse sein, wenn sie sich gegen die neue Dynastie, die enger als die Obrenowitsch mit Rußland verbunden sei. ablehnend verhalten würde. von Herrn Faorikbcsitzer Kunath geleitete und mit einem Hoch aus Kaiser und König eröftnete Versammlung war sehr star: besucht und verlief ruhim Als Einleitung zu seinen Ausführungen gab Herr Amtsrichter L r. Wagner zunächst der Freude Aus druck, mit der er auf die nunmehr hinter ihm liegenden 20 Wähler> Versammlungen blicken könne, glaube er doch, in vielen Herzen den nur noch schwach glimmenden Funken nationaler Begeisterung wieder zur Flamme angefacht zu gaben. Nichts tue mehr not, als das Zusammenschließen aller gutgesinnten Elemente zu einer festen Phalanx, denn die Ankunft werde noch ernster sein, als die Gegenwart. Für Deutschland gelte es vor allem, die festeste Säule, auf welcher der Bau des deutschen Volkstums ruhe, die Monarchie, zu er halten, sie allein garantiere die Tauer, die Macht des Staates und die Freiheit des Vaterlandes, Um aber frei und kräftig zu bleiben, bedürfe es einer starken Wehrmacht, Die Armee fei das Einzige, was uns in einem großen Konflikte noch retten könne, keine Volrsmiliz nach dem Muster der Sozialdemokratie. Aber genau seien die Forderungen für die Landarmee zu prüfen; bei der Marine liege es anders. Die Flotte gälle es, selbst unter den schwersten Ochern auszubanen, schon um nicht von England rück sichtslos beiseite geschoben zu werden, dann aber auch, um deutschem Eigentum in fremden Landen Schutz angedeihen lassen zu können, Wie aber Deutschland eine starke Wehrmacht anstrebe, so könne das deutsche Volk auch verlangen, daß die Reichsreaie- rung mit mehr Energie anftrete und wieder die alten Bismarckschen Babnen einsäflage, niemandem nachzulaufen. Die Ouadrillcn- verbeugungen, die man jetzt, ohne Erwiderung zu finden, nach rechts und links anfsühre, taugten zu nicht?. Auch gelte es, das Hans rein zu halten von dem lüdisckien Geiste, der in Handel und Wandel herrsche, von Polen und Tschechen, von den Jesuiten und von dem Ultramontamsmiis. der die Erfüllung der Wünsche der Reichsregierung nur von Konzessionen abhängig mache, die dem srcntte zum schaden gereichen Erfreulicherweise lasse sich eine kleine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse konstatieren. Tennoch sei die Erschließung neuer Geldquellen geboten, nur müsse dabei oberster Grundsatz bleiben, daß die Komumartikel der unteren Stände mit Steuern zu verschonen seien. Dagegen finde er eine Wehrst euer, von der sclbstnerstcindlich Krüppel und Elende ganz befreit sein müßten, für gerecht. Zu den wichtigsten Beschlußfassungen des neuen Reichstags würden auch die Handelsverträge gehören. Der neue Zolltarif solle dazu die Grundlage bieten. Deutschland müsse sich einen günstigen Export sichern, denn leider würde heute noch immer mehr importiert, als exportiert. Politischen Freunden in Bezug auf Handelsverträge irgendwie entgegen kommen zu sollen, habe Deutschland nicht nötig; dahingegen sei es unerläßlich, daß Handels verträge abgeschlossen würden, unter Berücksichtigung aller Stände. Industrie wie Landwirtschaft. Besonders die Land wirtschaft könne und dürfe Deutschland nicht preisgeben, wenn es nicht in völlige Abhängigkeit vom Auslände gebracht und im Kriegsfälle ausgehungert werden wolle. 18 Millionen Menschen fänden gegenwärtig in der Landwirtschaft ihren Erwerb, und wie die Schiffahrt das Reich nach außen stärke, so stärke e» der Bauernstand im Binnenlande: Deutschland brauche den Bauern, solle es seine Iugendkrast nicht verlieren. Ebenso redete Herr Dr. Wagner der Erhaltung eines kräftigen gewerblichen Mittel standes das Wort, wenn sich Volk und Reich nicht in Atome auffösen sollen. Regiere in Deutschland nur der Geldsack und die Demokratie, dann würde eS bald vom Ausland cingesackt wer den. Den kleinen Kauflenten und Handwerkern den Rücken zu stützen im Kampfe gegen das Großkapital muffe da» Hauptziel der Staatsregierung sein, um so mehr, als die Sozialdemokratie darauf ausgeye, dem Mittelstände sein Grab zu graben. Un bedingt sei ein Befähigungsnachweis im Baugewerbe und Siche- rung der Bcnihandwcrker hinsichtlich ihrer Bauforderungen zu er streben. Aushebung der Offiziers- und Beamtenvereme, hohe Sieuern für Warenhäuser, Verschärfung der Gesetze gegen den unlauteren Wettbewerb, Unterziehung einer gründlichen Prüfung des Submissionswesens bei den NeichSbehörden^lusdehnung der Grundsätze der Arbeitcroersicherung auf den Mittelstand alles das bezeichnete Redner als Mittel zur Besserung und Hebung des letzteren. Gegen die Sozialdemokratie im all gemeinen richtete der Kandidat der Ordnungsparteien sein schiußwort. Er kennzeichncte das Gebaren ihrer Presse, a»S dcr er eine Blutenlese der pöbelhaftesten und gemeinsten Aus sprüche wiedergab, er schilderte den Druck und deü TerroriSmuS, den sozialdemokratische Geschäftsbesitzer, wie Singer »nd Ge nossen. auf ihre «rbeikr avsübe». wenn e» um ihre ,i,ene Lasch» acht, wie die Sozialdemokratie in ihren Flugblättern den Beamten- stand geradezu zum Meineid auffordere, w,e sie endlich den Treueid m diesem Falle nur als eine „Jormalität" ansehe Redner Ichllderle auch mit flammender Begeisterung und saSzimerender, dabei aber ollen Phrasen abholder Eloauenz den ZnkunstSstaat. den die von den Groschen der Arbeiter lebenden Führer den letzteren vormochen und kam zu dem Schluß, daß jeder national gesinnte deutsche Mann und scher national gesinnte ReichSlagskandldat dem redlich ' w zur Hilfe, emgegrnstrccken, di« ae- starker Faust zuruckstohen müsse. arbeitende» Manne die Han wissenlosen Verführer aber mit starker Faust zurückstoßen mm.. Nicht nur im Kriege heiße «I kämpfen stir die naliouoleu Hüter, sondern auch «m Friede«, und da» höchste der letzteren sei Frieden. — Deu beinahe R/rstündigen Bortrag whnte ein minuienlang an haltender Bei allssturm. Eine Debatte fand nicht statt. Mit einem dreima igen Heil auf den Kandidaten der Ordnungs- Parteien, Herrn Amtsrichter Dr. Wagner, und auf eine glückliche Wahl am IS. Juni wurde die Versammlung geschlossen. Unter den Klängen de» LiedeS: „Deutschland, Deutschland über alles" leerte sich dcr Saal. — In wie zutreffender Weile übrigens die eigene geistige Fähigkeit deS sozialdcmokrgtisclxn Kandidaten Kaden in dem letzten Flugblattc der Ordnungsparteien gekennzeichnet worden ist, beweist der Umstand, daß man sich aus sozialdemokratischer Seite in letzter Stunde noch Hilfe aus Berlin, in Gestalt eines Berliner Stadtverordneten, verschrieben hat. —* An den diesjährigen Kaifermanövern wird auch die 11. Kavallerie-Brigade mit Ausnahme der Ohlaner Husaren teil- nehmen. Die BreSlauer Leib-Kürassiere und die 8. Dragoner sOels, NamSlau, Kreuzbura und Bcrnstadtj werden etwa um den 20. Juli von ihren Garnnonen nach dem Truppenübungsplätze Zeithain bei Riesa in Sachsen abmarschieren, wo sie das Regi ments- und Brigade^Exerzieren abhalten und dann in den Verband der für die Kaisermaiiüvcr gebildeten Kavallerie-Division v ein- treten, deren Koiumando der Geiicralinajor Freiherr von Milka», Kommandeur dcr 23. Kavallerie-Brigade und Inspekteur der sächsi schen Militärreitanstalt in Dresden, führen wird. Die beiden schle sischen Regimenter werden vom Mauöoeraelände in der Provinz Sachsen nach ihren Garnisonen zurückmarschieren und daher erst Anfang Oktober in diesen eintrefscn. —* Die Tagesordnung für den Deutschen Städtetag. der am 1., 2. und 3. September hier abaehalten wird, ist folgende: Am 1. September nachmittags erfolgt Empfang Sr. Majestät des Kaisers in der Stäbte-Ausstellung und abends 8 Uhr Begrüßung des Städtetages durch die Stadt Dresden im Fest- saale des städtischen Ausstellunyspalasles. Am 2, September vormittags 9 Uhr wird der Städtetag durch Herrn Oberbürger meister Beutler eröffnet. Herr Oberbürgermeister Adickes- Frankfurt a. M. und Herr Oberbürgermeister Beutler referieren über die sozialen Aufgaben der deutschen Städte. Nach- mittags wird die Ausstellung besichtigt, wo um 4 Uhr gemein schaftliches Mittagessen statlsiilvet. Abend» wird die Fest- vorstelluiig im Lpernhause besucht. Am 3. September vormittags 9 Uhr hält Herr Professor Dr. Wuttkc-DreSden einen Vortrag über das Ergebnis dcr Deutschen Städteausstellung. Nachmittags halb 2 Uhr wird ein Ausflug nach Meißen unternommen. —* Aus einer Statistik des Geschäftsamtes der Deutschen Städteausstellnng ist zu ersehen, daß vom Tage der Eröff nung bis mit 9. Juni 40000 Personen an den Tageskassen Ein- trittskarten entnommen haben, während die verkauften Dauer karten die Zahl von 10000 bereits erheblich übersteigen. — Dcr Wert der von den Städten ausgestellten Gegenstände beträgt nach den abgeschlossenen Feuerversicherungen 1775244 M., während der Versicherungsbetrag der von den Gewerbtreibenden ausgestellten Gegenstände sich auf 1171618 Mk. beläuft. —* Vom 12. d. M. ab hat eine Neuaufstellung der bildlichen Darstellungen in der Armee - Sammlung stattaefunden. Bis auf Weiteres werden ausgestellt sein: die Bildnisse sächsischer Generäle und charakterisierter Generäle während der Feldzugs- jahre 1866 und 1870/71, geschichtliche Erinnerungen an die Feld züge 1866 und 1870/71 nebst Denkmälern aus dieser Zeit, die Uniformierung vom 12. Dezember 1862 an bis auf tue heutige Zeit. —* Zur Feier der Wiederkehr seines Stiftungstaaes findet heute Sonnabend eine vom Bezirksverein Dresden des deutschen Lehrcrvereins für Naturkunde einberufene Gau Versammlung im Weißen Saale des Helbiaschen Etablissements statt, bei welcher Herr Oberlehrer C. FreyerDres- den den Festvortraa über „Hochgespannte Wechselströme" lTrsla- versuchej halten wirb, dem Herr Oberlehrer Döring-Dresden „Mit teilungen über das Stcinsalzlagcr von Jriedrichshall-Jaxtfeld in Württemberg" folgen läßt. Am Sonntag finden in der Städte- ausstellung Besichtigungen der Abteilung „Schulwesen" und Führungen durch das „Hcimatskundliche Schulmuseum" der Stadt Dresden statt. — Der Ehrt st licke Verein junger Männer. Dresden, Neumarkt 9. 3. Etage veranstaltet morgen, nachmittags 3 llhr lm Wustlichscheii Gnsluos in Cossebaude ein Sommerfest. Außer den Ansprachen der Herren Lic. theol. Pfarrer Flade. ObervenvaltungSaericktsrat von der Decken. deS Sekretär- von Ziegler unv,Klipvdc>tffen werden Posaunenvorträgr, Gesänge, ffpiele u Tünch ffttell- und Deklamationen dargeboten werden. Die Fest! nehmer fahren 2 Uhr 30 Minuten vom Bahnhof DreSden- Jriedrichstadt ab. —* Wie bereits mitgeteilt, kommen heute abend in der Fabrik der Aktiengesellschaft vorm. Seidel u Naumann, hier, 250000 Mark für oie Arbeiter zur Verteilung. 'Diese hochherzige Stiftung wird von der Witwe deS verstorbenen Herrn Geh. Kommerzienrat Naumann und dessen Sohn, Herrn Dr. Naumann, gewährt, die hiermit von neuem die Fürsorge für die Arbeiter des bekannten Etablissements bekunden, —* Polizeibericht, 13. Juni. Am vergangenen Mitt woch kam auf dem Georgplatzc eine Frau beim Absteigen von einem noch im Gange befindlichen Straßenbahnwagen zu Falle und zog sich einen Unterschenkelbruch zu. Ein Verschulden liegt" nicht vor. — Aus der Löbnitz-Straße wurde vorgestern von einem in schnellem Trabe fahrenden Lastgeschirr ein Straßenkehrer umgerissen und übersahren, wobei er einen Knöchelbruch und eine starke Quetschung beider Unterschenkel erlitt. Der Geschirrführer ist ermittelt. — Vorgestern wurde in einer hiesigen Möbelfabrik ein Arbeiter beim Abrollen von Stämmen von einem Bremspsahle an den Kopf getroffen. Der Man» erlitt einen Unterkieferbruch und mußte in das Friedrichstädter Krankenhaus gebracht werden. — Nach einer amtlichen Mitteilung ist heute in Kötzschenbroda die Leiche eines unbekannten Mannes im Elbstrom aufgefunden worden. Der Aufgesundene ist etwa 30 Jahre alt, 1,67 Meter >roß, hat starken Schnurrbart, war bekleidet mit dunklem Jackett, -laugestreistem Beinkleid und weißem Hemd. Er scheint etwa 5 Tage im Wasser gelegen zu haben. —" Wetterbericht brr Hamburger «erwarte vom IS. Juni. Der Luftdruck ilt ziemlich gleichinätzia verteilt; Maxim» über 7SS Mm. bc- inden sich westlich von Irland und über Lappland, der niedrigste Luftdruck erftreckt snb von Weftrußland bis nach Sudnorwegen mit mehreren Minima von 7bS Mm. Deutschland hatte kühles, meist trübes Wetter und vielfach Siegen, tm Süden traten Gewitter auf. — Wahrscheinlich ist Fortdauer der Wetterlage. TageSgefchichte. X Deutsches Reich. Oberst Schiel sollte nach einer auch von uns gebrachten Mitteilung im Sterben liegen. Wie uns ein Leser unseres Blattes aus Reichcnhall schreibt, bestätigt sich diese Nachricht erfreulicheriveise nicht. Oberst Schiel muß zwar noch >cn Fahrstuhl benutzen, sein Aussehen aber ist ein sehr gute» und laßt das Beste hoffen. X Oesterreich. Uebcr daS Attentat eine» Jrr- innigen auf Kaiser Franz Joseph wird dem „B. L.A." )eS weiteren berichtet: Dcr Kaiser fuhr um halb 5 Uhr die überaus unedle Mariahilfer Straße nach Schönbrunn. Im Wagen be- and sich der Flügeladjutant Major Driaucourt, auf dem Bock rer Kutscher und der Büchsenspanner. Bei der Andreasgasse ist links mitten in der Straße eine Insel als Haltestelle für die elektrisch« Straßenbahn. Deshalb mußte der Wagen nach rechts biegen. Viele Leute, welche die Equipage herankvmmen sahen, liefen -um Trottoir, m der Hoffnung, der Kaiser werde sehr nahe voruberkommcn und gut zu sehen sein. An der Ecke der Andrras- laffe ist er« Caf6, in dem oft ein junger, hagerer Mensch ver ehrte. Hmte lieh er sich zwanzig Kreuzer von dem Kellner, ging ins gegenüberliegende Hotel „Goldenes Kreuzt und aß dort Gulasch, als em anderer junger Mann in die Schwemme stürzte und rief: -Der Kaiser fährt vorbei! 'Der Erstgenannte warf sem Gerd om, lief mit dem Rufe: „Halt s ihn auf!" auf die
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