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fröhlich in Gestewitz bei Boma einen anscheipend tollen Hund «rschteßrurpoven, »ine Doppelflinte ergriffen, mit dem ersten Schüsse jedoch den Hund nur verwundet, hier- - auf im Eifer da» Gewehr umgekehrt and mit dem Kol- - den Nach dem Hunde geschlagen, wobei fich der zweite Sauf entladen und ihm der Schuß in die Brusthöhle ge gangen, so daß nach Verlauf einer Stunde der Tod «n- getreten ist. — Sin angesehener Privatmann in Leipzig, Herr B-», besitzt einen „singenden Pudel'. Da» wunderbar gelehrige Thier singt mit einer sehr vernehmlichen Fistel- stimm« bei meist wenig geöffnetem Maule auf Eommando Melodien von mehreren bekannten Liedern in deutlich er kennbarer Weife. Diese Erscheinung ist geradezu einzig. — Nach den MiethcontractSbestimmungen darf z. B. auch in den Wohnungen kein Brennholz klein gemacht werden. Gegen diese Bestimmung sollte «in Drechsler ge sündigt haben und wurde deshalb gegen ihn Klage von seinem erzürnten Wirthe angestellt. Der Verklagt« war jedoch nicht der Mann der bleichen Furcht, der sofort Ja sagte und sich in Rühe an d e Lust setzen ließ, er erschien vielmehr vor dem Richter und gestand sogar zu, daß er viel Holz in seiner Wohnung klein gemacht habe, dage gen bestritt er, daß dies Brennholz gewesen sei. Da» von ihm in der Wohnung klein gemachte Holz habe er näm lich nicht zum Verbrennen, sondern zum Verarbeiten bei stiner Drechslerei gebraucht, und da ihm dies im Eon- tract nicht untersagt, ia vielmehr gestattet sei, da er sich darin DrechSlermeister genannt, also dem Wirth angezeigt habe, welche Art von Arbeit er in der Wohnung vorneh men werde, so könne er auch nicht verklagt werden. Auf diese Auseinandersetzung fragte der Richter den Kläger nichts weiter alS: .Wollen Eie bei Ihrer Klage bleiben?' und erhielt darauf sofort die Antwort: .Ich nehme meine Klage zurück.' Man sieht, «S giebt auch noch einsichts volle Wirthe. — Wer in eines Anderen Wohnung, Geschäftslokal oder dazu gehörigen geschlossenen Bezirk widerrechtlich ein- dringt, oder ohne gesetzliche «efugniß und wider den er klärten Willen deS Besitzers oder Stellvertreter- daselbst verweilt, begeht nach Art. 151 deS Strafgesetzbuch« da- Verbrechen des Hausfriedensbruchs und kann mit Ge- fängniß bis zu S Wochen, ist das Eindringen aber mit Waffen geschehen oder Gewalt an Personen oder Sachen verübt worden, mit Gefängniß bis zu 1 Jahre oder Ar beitshaus bis zu S Jahren bestraft werden. Uebrr einen solchen Hausfriedensbruch fand kürzlich in Pirna eine Hauptverhandlung gegen den Steinbrecher Joh. Siegfr. W... aus Hofhamersdorf statt. Sein Nachbar, der < Leinweber R., sollte eine beleidigende Aeußerung über ihn gethan haben. Um ihn zur Rede zu setzen, verfügt sich W. am Abend deS 15. Nov. d. I. in dessen Wohnung, erhält in Folge seiner Borwürfe aber die Weisung, sofort au» der Stube zu gehen. Da er jedoch dieser Weisung nicht folgt, will R. zum Ortsrichter gehen. Jetzt vertritt ihm W. den Weg, packt ihn und feine Ehefrau an und wirft Bride an da» Lopfbret, dann R. am Halse an packend, denselben zur Lhüre hinaus, giebt ihm hier un ter den Wortm: .Luder, ich will Dir Ein» versetzen*, mit seinem Stocke drei Schläge über den Kopf, daß der Stock zerbricht und wirft schließlich ihn und sein» nachgeeilte Ehefrau an da» Echeunenthor. Von weiteren Mißhand lungen hält ihn sein Bruder, der hinzugekommen, ab und nimmt ihn mit fort. Der Herr Staatsanwalt beantragte, indem er in den Vorfällen außerhalb der Stube nur eine aus dersklben Absicht hervorgegangene Fortsetzung der Hausfriedensbruch» erblickte, eine nicht zu milde Bestra fung d«S Angeklagten, die denn auch der Gerichtshof in S Monaten Gefängniß aussprach. — Der.Sächs. Erz.* berichtet aus Bischofswerda: Dem Vernehmen nach ist vor Kuyem der beiLchtsgK Dieb Schanz von hier, welcher vor ca. einem Jahre mit noch zwei sein«» Gelichters einen frechen Einbruch bet ei nem hiesigen Kaufmann versuchte, aber zu entweiche» wußte, in Ungarn von der dortigen GenSd'armeri« auf- gegriffen worden. Bestätigt sich diese Nachricht, so dürste derselbe bald auf sächsischem Boden anlangen und auf längere Zeis im Zuchthause über sein Verbrechen nachzu- denken haben. — Der Sohn de» HäuSlerS G. zu Stti- nigtwolmSdorf hat, wie wir in Erfahrung gebracht, dl Gemeinschaft eines beurlaubten Soldaten Nacht» vom 2S. bis 27. Der. den Einwohner und Zimmermann D. und den Weber Sch. auf freiem Markte zu Steinigt- wolmSdorf in Folge eines Streites lebensgefährlich mit Messerstichen verwundet. Der mitbetheiligt gewesene beur laubte Soldat hat fich, jedenfalls glaubend, einer gelinde ren Strafe entgegenzugehen, in seinen GarnisonSort sofort in Dienst begeben. London, SO. Dec. Der berühmte Geschichtsschrei ber Lord Macaulay ist gestorben. — Ein Telegramm der .Morning-Post" widerspricht dem Gerücht, daß der päpst liche Nuntius in Baris seine Pässe gefordert habe. Feuilleton und Vermischtes. * Reißiger'S G edächtnißfeier. Zu einem ern sten Vorhaben hatten di» Dre-dner Männergesangveretu« am Freitag Abend sich zusammengethan, um m oorporv noch vor Jahresschluß «in» Ehrenschuld au einen Wohl verdienten, ohnlängst Dahingeschiedenen abzutragen. ED galt dem Gedächtniß deS entschlafenen K. S. Hofkaprllmeister» E. G. Rerßiger. Wohl an 406 Theiloehmer außer dm ca. 100 Sängern halten auf Ladung in dem neuen, gastlich h«»gerichtete» Saal» de» Hrn. Meinhold fich «ingefunden. Eine Gedenkrede» in schwungvoller Sprache, dabei taktvoll und dem Zweck entspre chend, versetzte die Anwesenden it» «ine gehoben« Stimmung. 3» kurzen Umrissen zeichnet» der Verfasser den LebrnSgang de» Ver ewigten ; führt un< den begabten Knaben au» der bescheidene» Cantorwohnung zu Velzlg bei Wittenberg nach der hihera Bil dungsstätte, der Leipziger ThomaSschule; wir erfahren von sein« Schaffenslust, seinem mühevollen Emporringen au« de» Lebea« Ungemach, begleiten im Geiste den talentvoll« Jüngling auf seinen Kunstreisen nach Rom, Neapel, Men, Berlin, erblicke» den thatkräftige« Mann in seinem 3 3jährigen, mit gewissenhaf ter Treue geführten Kapellmeisteramt», bis wir seine entseelt» Hülle am Schillertag» mit vollstem Ehrengeleite unter Beethoven» markerschütternden Trauerklängen hlnaußtragen sehen nach ber letzten Ruhestätte auf St. Trinitatis. Nor Allem wird Rrißtger'» Verdienst um kirchliche Mufik hervorgehoben und seiner Pflicht treue im Dienst« de« Heiligen gedacht, sein ehrenvoller Charakter betont, und tm Uebrigen ihm als tüchtigen, höchst gewandte» deutsch« Tonmeister da» wohlverdiente Lob gebracht und somit dem Abgeschiedenen der ihm im Leben versagte Lorbeer grreicht. Im Anschluß an dir Rede (gesprochen vom Hrn. Hosschauspleler Sontag) ertönten finnig gewählt« Männergesänge, »orgttra- gen vom allgemeinen Dresdner Sängervereiue. Zunächst war »S rin Choral: .Selig find Die, welche nun in dem frsidevollr» Grabe von de» Lebens Arbeit ruh'n!' Die MelWIe wärt» würdiger Weise und geschickt vom Dirigenten de» Orpheus, Hm. I. G. Müller, arrangirt; hierauf folgten blo» Composttionm de» Gefeierten, al»: »Der du vom Himmel btk ec.' (Gedicht vo« Goethe); »Wie e« dir gehe, wohl oder wehe, lass« den Glaube» nimmer dir rauben!' .Vergiß mein nicht!'Dichtung vo» Hoffmann v. Fallersleben, al» Quartett vorgetragen. Etu »ol ler, frischer Chorgesang mit Quartett abwechselnd: »Freud« «» Dasein ' bildete den Schluß, dessen Fuge: » Heil mir, da» Glück ist mein!' da» Ganz» krönte. — In sichtlich gehobener Stlm- muug wurden die festlichen Räum» verlassen. Möchte Retßl- ger'» Andenken unter un» alleü in Ehren bleiben! Sollt» selbst gehässig» Kritik ftsn Verdienst zu schmälern suchen — ««st