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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.12.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261210029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926121002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926121002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-10
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
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Hr. 8« Seile r — U»r«d»« Nachrichle«* — Areilag. 10. vezember 1S2« Sttefemaa«, Brand, Lhamderlata uni» Dawes N^bel-Dre«siräger. «Durch K u n k I p r u ch.I OSlo, 10. Dez. DaS Nobelkomilee hat ln seiner -estrig«" Sitzung Sei, Nobelfriedenoprei» sur daS Jahr IMi dem drut- schon Außenminister Dr. Ltreseinann und dem franzök- scheu Außenminister Vriand. den tm Vorjahre zurtick- aestellten Preis für Iv-'ö dom britische» Autzenmintfter Vir Austen Ebainberlatn und dem amerikanischen Vizepräsi denten (General Eharle» DaweS verliehen. tW. T. V.s Keine Kohlenno» zu beiürchlen. verlt». v. Dezember. Sine kleine Anfrage der Deutschen VvlkSpartei tm preußische» Landtag, die sich mit der Brenn floss Versorgung sür den Winter be schäftigt, bat das preußische Handelsministerium dem ReichS- kc hlenkommtssar. der fiir die Kohlenvritriluila zuständig ist. zur Beantwortung überwiesen Der Reicho« "'nkommisiar hat nnn aus diese Anfrage erwidert das« eine Koklenno« nicht zu befürchten sei. Eine gewisse 41 r e n n si v s f k n a o p beit werde zunächst bemerkbar bleiben. Die llriachen leien nn- gi-niigende 4lei>orratu»g walirend der Sommermonate bei Verbrauchern und Plaüliaiidel, Auswirkungen deS eng lischen Bergarbeiterstreiks in den bisher mit englischer Kohle ueriorgten Küsten" hi'ten. niedriger Nlieinwasterstand tm Oktober und Einschränknna der Taarsoblenzututir nach D'uischland aus Anordnung der französischen siicaierung. Der ReichSkoklenkommi"" hat d-i ä Sperrung der Ausfuhr m , c Kob>- >-"-,><> durch Vmit dem Kohlensyndikat den inländischen Bedarf sichergestellt. Der Zuckerzoll wrd aus 1^ "o«'tt erköftl. Berlin. >0. Dez. Besprechungen, die Donnerstag zwischen Vertretern der Regierungsparteien über die Erhöhung des Z n ck c r z o i l c s siattgesniideii haben, haben zu dem Ergebnis geführt, dag der >etzl 10 Pt. betragende .soll vro Doppelzentner a n f 1 st M. erhöht weiden soll. DaS ErnabriiiigSininistertum batte eine Erhöhung auf 20 M. in Aussicht genommen. Der SpriNkandal zieht we'lere Kreide 41erlin. 9 Dezember. Im weiteren Verlaus der Unter suchung der Vorgänge bet der Errichtung der Sprit reiniaunaS- anstalt deS VeichomonopolamteS in Ptonlieim hat sich er geben. das, sich auch die Pari a in e n t e int! dieser Angelegen, heit noch eingebend werden beschäftigen müssen, da e» den Brüdern Schwarz durch 4X Iiiflussung mahgeb »der Persön lichkeiten der Monopolverwaltiing gelungen ist. diese Ver trage mit dem Monovolamt. also indirekt mit dem Dcutschen Ne icke, abznschließen. Pasltjch -j-. iD u r ch K u n k I p r u ch.I Belgrad, 19. Dez. iUng. Del.- und Korr. Bureau.1 Nteola Pasitsch. der nackts k Uhr einen Herzschlag erlitt und in Agonie verfiel, ist um 8 tä Uhr a c st o r b e m lW.T.B i * Mit Pasitsch ist eine fgst schon legendäre Persönlichkeit In der politischen Geschichte des Slalkans dahingegangen. Er ist im Jahre 1910 in Zciictschar geboren und starb also tm 91. Lebensjahre. Pasitsch ist der 41cariindcr d«r Raslkalen Partes Serbiens. Im Jahre 1999 leitete er den Ausstand aeegn König Milan, wurde dann zum Tode verurteilt und lloli ins Ausland. Von König Alexander amnestiert kehrte er nach Serbien zurück, wurde in den OOcr Jahren Präsident der Skubschtina. im Jahre >99> Ministerpräsident, später Ge sandter in Petersburg. 1890 war er wieder in eine Ver schwörung geqn König Alexander verwickelt und zu ö Jahren GesänaniS verurteilt, aber bald wieder begnadigt. Nach der Thronbesteigung des Königs Peter Karageorgcwitich war er der eigentliche führende Staatsmann Serbiens und der Träger der Verbindung mit Russland. Seit 1900 war er mit mehreren Untcrbrcchiinaen bis ,um Iabrc 1919 und dann nchcder seit Dezember 1921 Ministerpräsident Jugoslawiens. Gegen die österreichisch-unaaarikch-gronserbische Politik stand er ln hestialter Opvvlltton. Nach dem Kriege wirkte er vartei- pokitis chalS Führer der serbischen Radikalen Partei. Steigende Mihstimmung in Belgrad oecren Nom. Belgrad, 10. Dezember. Der König wird heute seine end gültige Entscheidung über die Krage der Regierungsbildung treffen. Die Mißstimmung gegen Italien ha, sich in Ingo-' slawien nach dem Bckanntivcrden der Ratisikaiion des italie nisch-albanische» Vertrages durch die albanische Kammer noch verschärft. Die Blätter verlangen den Austritt Jugoslawiens aus dem Völkerbünde, falls dieser den Vertrag bestätige. " Der Mordprvzetz Donner. Forlsetznni -er Ienaenoernehmung. Dein«« Verhandlung»««»-. Dresden,»«» U». L«-«mbtr ItzLS. Der Hinge N«cht»«nwalt Dr. «. Hink«, Dresden, «rtlärt, ,r ba»« durch sein« tzr«n ersahre«, dab sich vr«n Donner b «t «in»« Falchi»a»»«r-n»arn sctzra-sfälli-be« nommen Hab«. Herr Donner kam hinzu unh sagt«, «r rönne ba» nicht mit anse-en. lieber diesen vor-an- wir» hieraus dt« Gattin des Zeugen Dr. Zink«. Krau M«rie Htuk«. vernommen. Hi« bekundet eben««»». da» sich Kran Donner anläßlich «ine» Vergnügen» sehr kokett andern Männern gegenüber benommen habe. Der Ehemann Donner sei über das venchmen seiner Krau sehr verbittert gewesen un» äußerte: DaS soll nun eine junge, glückliche Ehe sein. Vors.: So würde ein Ehemann nicht gesprochen haben, wenn er nicht begründeten Anlaß dazu gehabt hätte. Die Zeugin Krau Paula Busch geb. Weis,floh aus Dres den, si Jahre alt. mar vom August lvt» bis Juni l»20 als Stütze t» der Kainilir Donner tätig. Ei« schildert Herrn Donner al» einen sehr vornehmen, seinen Herrn, dem sie nur gutes naäi.agen köni.e. Auch mit den Kindern war Donner immer gut. Mit seiner Ehefrau konnte er nicht viel sprechen, da diese »ventg zu Haus« war. Die Ehe war «ine kalt«, nicht wie bei sungen Leuten. Vors.: Verlangte Donner immer sür sich baS Best« und lieb er sein« Krau u»d sein« Kinder darben? Zeugin: „Nein, daS ist nicht wahr." Die Zeugin erklärt weiter, einmal sei Krönert da- gewesen. Krau Donner stellte ihn alS „Filmkvllcgen" vor. Er redete sie mit „Gnädige Krau" an und wurde von ihr mit „Onkel Harro" angesprochen. Die Zeugin erklärt dann an Hand von vorgelegtrn Skizzen die Stellung der Veiten im Schlafzimmer der Krau Donner. Bors.: In der Voruntersuchung mar n. a. auch davon die Rede, GerichtSasirsior Donner habe manchmal Rctd oder andere Gemüsearten gleich zentnerweise angrschafst. dann solle cS hintereinander immer Reis oder dergleichen gegeben haben. WaS können Sie n»S darüber berichten? Zeugin: Wenn Herr Donner gröbere Posten erworben hatte, io gab e» trondem immer Abwechslung in der Küche. Dr Pittrich: Da» kann wohl nicht Kimmen. E» ist wohl so gewesen, dab doch manchmal immer ein und bielrlbe Vpets« gekocht wurde. Sie können sich vielleicht nicht mehr so genau erinnern. Zeugin: Gewechselt wurde immer, e» ist mir noch ganz genau erinnerlich, daS würde Herrn Donner doch leibst nicht gepaüt haben. Bors.: Krau Donner, ist die Zeugin Busch nun blesenigr, gegen die Sie Verdacht hegten, sie hielte eS mit Ihrem Manne? Angekl.: Gegen diese Zeugin richtete sich mein Verdacht nicht. StaatSanwalt: WaS sür «inen Einbruck machte Krau Donner bei der Beerdigung ihre» Mannes aus Sie? Zeugin: Da hatte ich wenig Gelegenheit, Beobachtungen machen zu können, aber am Abend weinte Krau Donner heftig. Nach weiteren Vorhalten wurde al» nächste Zeugin Krau Magdalene Wittmann. geb. Heinrich, letzt in EoSwig tAnhaili wohnhaft, vernommen, die von Mitte Mai lSi7 bi» 1. August lOiO als Stütze im Haushalt Donner tätig war. Bors.: Am Tage Ihre» Wegzüge» halte Krau Donner eine Kchlgeburt gehabt, was hatten Sir dabei wahrgenommen? Zeugin: Morgens in der tünsten Stunde wurde ich ge- rnscn: Krau Donner sitültc sich plötzlich ernstlich erkrankt, ihr Mann holte später den Arzt: ich glaubt, es war Dr Lchvnherr. Vors.: Wa» sagten Frau Donner und ihr Mann dazu? Zeugin: Krau Donner klagt« über grob« Schmerzen im Leibe, nähere» darüber wußte ich nicht: Herr Donner sagte mir auch nicht» weiter er nahm ein Unwohlsein an: daß eö stkh um eine Fehlgeburt handelte, wird er nicht geahnt oder gewußt haben. Die Zeugin erklärt dann weiter, daß Donner große Liebe zum Familienleben batte, aber seine Ehefrau iei meist von früh bis abends fortgewescn. Krau Donner iei oftmals schon früh gegen d Uhr nach Dresden gesahrrn und habe die beiden Kinder oft zwei Tage lang nicht gesehen. Vorsitzender: Haben Sie in sträflichen Beziehungen zu Herrn Donner gestanden? Sie können die Aussage hierauf verweigern. Zeugin: Nein, ich will auSsagen. Ich habe niemals tn uncrlauibten Beziehungen zu Herrn Donner gestanden Die beiden Kinder hingen in grober Liebe an^ntr. da sa Krau Donner immer fort war. W.nn ich mit den Kindern zu Kausleuten in der Löbnitz kam. ist e» vorgekommrn. »eß ma, mich «tt „Krau Donner^ ansprach, da ja ui« tzt» Angeklagte «it de» Aindern »nstt«, Die Angeklagte Donner hatte e» so immer «tltg und mutzte gleich fort. Irgendwelche Türe«, die nacht» aus. säüi-erwets« verschlossen gewesen sein sollen, sind mir nicht bekannt. Am Telephon habe ich mich, wenn ein Kernrus eintras, mit „Hier Donner* gemeldet, ich wcib nicht, wie man hieran» aus sträfliche Beziehungen schlichen kann. sDie Zeugin bricht über »ie Andtchtungen der Angeklagten in Tränen au»I Als di« Zeugin die Vtellung verließ, mußten dt« detden Kinder vorzeitig entfernt werden, um den Abschied von ihr leichter überwinden zu können. Nächster Zeuge. Fabrikbesitzer Ewald Zinke aar» Meißen, schildert Donner al» guten Kameraden und vortrefflichen Menschen, dem ma» nie etwa» angemerkt. daß seine geistigen Fähigkeiten nact-gelasscn l-ätten oder daß er etwa ichwermültg war. Der plötzliche Tod hat den Zeuncn »naemei» überrascht. Sofort sei ihm der Gedanke aufgctaucht. daß hier etwas nicht stimmen könne. Vorsitzender: Haben Die tm Verkehr mit Donner, dem Sie alio sehr nahegcstanden, etwas ivahrgenommen. daS ans eine krankhaft« Svarwut schließen ließ? Zeuge: Ausgeschlossen, davon war keine Rede, tm Gegen, teil war Donner immer besorgt «m da« «otzlergetze« seiner Kran und Kinder. Daß wegen Sparmaßnahmen daS Mädchen abgeschafst werden sollte davon hat er mir nie etwas gesagt, das glanbe ich keinesfalls. Vorsitzender: Sie wollten die Leiche sehen, da» hatte man Ihnen aber ocrn»eigert? Wer verweigert« denn die vcsich tigung der Leiche Donner? Zeuge: Ich glaube Krau Donner war e» oder ein Mädchen: man sagte die Leiche sei beschlagnahmt. eS liege rin NnalückSlall vor. Vorsitzender: Ob die- vor oder nach der Beschlagnahme war. wissen Sie wohl nicht genau? Beschlagnahmt war näm> lich die Leiche aber auch bald wieder freigegeben worden. Zenae: Da« kann ich nicht tagen, ob es vor ober nach der tatsächlich erfolgten Beschlagnahme ivarr verwundert ßtn ich aber darüber gewesen. E» enlstgnd hieraus eine länger« Debatte zwischen dem Vorsitzenden und Rechtsanwalt Dr. Pittrich darüber, ob Donner da» 41erhäl«niS mit Kröne« gekannt und ob er tatsächlich von seiner Krau wiederholt um die Etm wtlltgung zur Ehescheidung angegangen worden sei. Der Vorsitzende machte hierzu längere AnSfiihriingcn. DI§ Ber- nchmung von bisher ll Zeugen habe ergeben, baß Donner in jeder Beziehung ein ehrbarer Mann gewesen ist Nickst- Xi aufqrtaucht. was auch nnr vermuten ließe, daß tt den ehe- brccherischen Verkehr ieincr Krau gekannt haben mußte. Alle» spreche dafür daß er seiner Krau sofort da» HauS verboten haben würde wenn auch nur der leiseste Verdacht auf- gekommen wäre. Angeklagte: Ich habe meinen Mann ost um die Ein. wtlltgung zur Scheidung gebeten er lehnte «ber immer ob: ich bat auch um Hcrgabc von iOOO Mark. Es damals noch /XldeVl -Hiesler Ilur r1k«I1Sgigss Ssslrplsl üo» Dsntsckion Tksatvr kariia mit /^IsxsnÄeick IVIoissl 1n»r«-merunxon tiänn A«tnt,»e«lI1 »oni,»««, «»., naN ,a. » UN« t-»o Montag, ». oo»., » unr »lug«» V tckotrr>»r»r«»te»«»I, Vccrvertout 11,«al,r>>von >0 dl» ^ unv »d L vdr. »ooü« doll-mütn VnrvorI<i,»l»»i«N«n. H Weihnachtsmärchen im Schausvielhaus. Wer kennt die Märchen non Clemens Brentano? Sicherlich viel weniger Leute, als es sein sollten. Brentanos Märchen sind köstlichstes Schatzaut der deutschen Romantik. Kreilich, so schlicht wie die der Brüder Grimm sind sie nicht, aber sie sind voll der süßesten Poesie und der phantastiichsten Einsälle. Vielleicht mehr von Erwachsenen zu würdigen und Kennern der Volkspoene bedeutsam. Tie sollten von jedem Kreund der Dichtung gelesen werden. Eine Brücke zu ihnen könnte das Vühnenmärchen sein. daS Erich Ponto ans Brentanos Märchen von dem Schulmeister Klopsstock und seinen süns Söhnen gemacht bat. Man wird Brentano leien müssen, um zu sehen, wieviel reine Poesie darin steckt, aber auch zu erkennen, wie taktvoll der Bearbeiter voraegangrn ist. „T r i l l t r a l l und seine Brüder" hat Ponto seine Dramatisierung bcancmer betitelt. daS Wesentliche damit aber sestgehalten. Märchen sind unverwüstlich, hatten allen Wand lungen stand, wenn ihr Kern eckst und poetisch ist Auch Bren tano hat di« Geschichie nicht erfunden, sondern dem Pentame- rane des neapolitanischen Grasen Bastle entnommen, der aber sozusagen nur das Gerlvve gab kür die Erzählung von den Schicksalen der sllns Söhne, mährend Brentano deutschen Waldcszanber. Vogellang und Llcdcrklang. den Hall aus deS Knaben Wnnderhorn und den spielenden Humor seiner kind lichen Seele darüber auSbrcilele. Nun ist eS eins seiner an- mutigsten. am wenigsten von lattrilchem Nankeniverk über wucherten „Ryelnmärchen" geworden, gar nicht lehrhaft und dennoch lehrreich, volkstümlich verständlich »nd dennoch von höchster Kunst der Erzählung und des MärchentoncS. Nachdem wir so das literarhistorische Gewissen entlastet haben, können wir unbeianacn schauen, was Erich Ponto daraus geformt hat. Die neue Wandlung deS alten Stoffes hat den Kern nicht zerstört da? Bilderwerk drumherum nur bühnengemäß anschaulich gemachi. Nnn sehen wir den Schul meister Klopsstock mit seinen süns Söhnen tm abgebrannten Hanse sitzen, ungebeugten Mutes a»S Werk de» Ausbaues gehen. Wir sehen oie Söhne ins Land streichen, den Berus zu suchen, zu dem sie Gott im Himmel scsins. jeder durch seinen Name» vorbestimmt. Wie Pilschpatsch Schisser wird, wie Pisspass den Jägern folgt, wie Pinkepank vom Mörserklang beS Apothekers ,» leincm Berns geführt wird, wie GrivSgrapS zwei Land- ireichcr saßt. daS bat Ponio ans der Erzählung in Kignr um- gcsetzt, und hier liegt seine lustigste Gestaltung. Die Kräuier- nerle deS AvoihekerS verrate» Sachkunde und de» VerSkiumor Dusch': Rudolf Schröder zeichnet die Kignr svitzmegilch originell Und das Gaunervaar. das Liedlke und Vinter- Held in höchst vcrivoaenen Liinipcnkostünicn erscheinen lasten, könnte Stammvater einer neuen Rob^rt-und BeBram-Posie werden. Köstlich auch die singende und knallende Iägerschar tn ihrer SpieNcbachtelsignreiikomik! Aber reine Poesie erlebt Trisitrgsi der äkicsie der Drsi-der der Träumer, der Schwärmer, der Dichter. Ihn sühn seine' Berufung zum Hol.zavselklau»ncr, bei dem er die Vogelsprache erlernt, ein neuer Parsisal. ein neuer Ltmpllctus beim Lin- siodler i>rn Wallde. WaS Brentano hier an deutscher Nalur- pocsie un-d Waldromantik cr-dlchtrt hat. rrlckctnt getreu tm szenischen Rahmen, hier und da mit Pontonischem Humor um- gebildct. Sttva so: Der Klausner will bet Brentano, daß Trill- trall einst darüber wachen soll, „daß dir Vögel hier reines Vogcldeutsch reden und keine französischen Wörter hinein- mischcn" —, „daß sie nicht zwischendurch säckrsisch baadeln". sagt Ponto. Das Waldidnll beim Klausner, den AlfredMcuer zu einem stillsriedlichen, laugnaslgcn, graugrünbäitigen. gott seligen Wnrzclmännchen macht, müudet in Vogelkonzerl und irmnine Abrndweile bei Mondausgang. Aber di« Handlung spinnt sich weiter durch daS PrinzeAn Pimperlein aus dem Lande Glockotonla. bi« den verlorenen Glockenlchivengcl sucht, und die Geschichte, wie die fünf Söhne sie mit den erlernten BerusSklinsten a»S der Gefangenschaft de» NachtwächlcrköntgS Knarrgsper befreien, muß man bei Brentano lesen und bet Ponto anschaucn. um ihre ganze Märchenphantasie zu erfaßen. Käst ist e» zu viel an Einfällen Motiven. Bildern, waS da vorgesührt wird, denn waS der Märchencrzächlcr mit ei» paar Sätzen vors innere dinge zaubert, wird hier alles leibhaft und lebendig gemacht und da-z» noch einiges weiter aiißgcmalt, wie die Schnupftücherwasche des tränenreichen Kö-nigS Pumpam. Also, um cS geradeheraus zu sagen: wie das alles wieder gutgebaut ist, stellt eS eine der reichsten, schönsten, poetiichsten WclhnachlSbeschrrimgcn de» Schau spiel banke« dar — für die Erioach'enen. dir drei Stunden lang auSlmlten können. WaS die Vühne nur leisten kann, ist grickrassen. Da lmt Ma.hnkc vor allem dcn!lchromantische Waldlandächasten entworfen, da hat Kanto die schönsten Kostüme für Piinzcssin und Lckiliilmelstcr- söhne herbeigeholt, da hat Brandt di« siaubcrkünstr von Maischinen und Lichtern spielen lassen. Arthur Ehitz Hai eine ganze romanttsche Partitur geschrieben mit Vorspiele» Zwischenaktmusik, Liedern ukw.. und rin verstärktes Orchester znm vollen Erklingen gebracht. Alles ist blltzk-aiibcr, geschmack voll. poetisch und von Gielen, dem Regisseur, mli Tem- perament und Humor tneinandergearbeltet. ES ist auch »n- »erkennbar, dank Brentanos Dichtertum und Ponto» Kein- gesühl. daß dttöenal eine schöne Einheit, eine künstlerische Siil- rcinhett erreicht IN. die brr Poesie ba» Vorrecht gewährt — es fehlt eigentlich nickt» da» Tischlcln Ist eher zu reichlich ge- zktkl —, „Her es bleibt die Krage, wie di» lieben Kleinen diese» W ihnacht»g«!chenk ausnchmen werden. Denn, entsinnen wir »ns. ursprünglich wollt« man den Kindern eine Theatersremdc machen und ihnen WeihnichiSstimmung non der Bühne her vermitteln. Das ist ziemlich vergessen worden. Mit der Wttl> »achtSwelt hat da» neue Bülinenmärchen nicht» mehr zu tun: wir könnten eS auch zu Ostern spielen. Daß Ponto nicht zuletzt „och einen Shrtst-bainn htngestellt hat. ist natürlich dankbar z» begrüßen. Ob aber die Kinder so be'gnbert kein werden wie die Erwachsenen, da» Ist. wenigstens imch dem Eindruck de» ersten Abends, noch nicht fcst-usttllen. Nun seien noch dir wichtigsten Mitspieler genannt: dit Ktadcrsckar: Sie in bück. Hcllbcrg, Dchmteder. Wiit. Gisela Zidek, frische Iungens mit Laune und Humor; Adols Müller, ein Schulmeister von der guten, alten Sorte imtt Klopfstock und Gottvertraucns. Eine entzückende Prinzessin: I e n n u S ch a f f c r. Ihr Papa: in tränenreicher Fröhlichkeit Walter Kottenkamp. Knarralper: Bruno De co r l i. ein guliniittges Ranhbeln. Der Glöckner: Wilhelm Höh ii er. ein gemütlicher Mummelgreis HanSwurst Spaß- macher, drolliger Beleber Anreger. MacherMnd Schaffer des Ganzen: Erich Ponto. der Beliebte. Nicht zu vergesse» als stärkster Kindcrspaß: der schioarze Peter, ein Pudel. — DaS Prcmtercnpiiblikum freute sich lehr über Trilltrall m»d seine Brüder und ries sic alle zur DankeSparade an die Rampe. Dr. Felix Zimm ermann. Kunst un- Wissenschaft. Konzert de» Dusch-Quartetts. Da» Vusch-Ouarlett, geführt von Adolf Busch al» erstem Geiger, und mit Gösta Andreasson. Karl Doktor und Paul G r U m m e r an zweiter Geige» Bratsche und Cello steht unter den Kamincrmusikvercinl- aungen von internationaler Geltung heute in erster Reifte. Anläßlich deS RegerfcsteS hat man die Künstler tn Dresden gehört. Nun gaben sie znm erstenmal auch einen eigenen Abend Vorerst nur im KünstlerhauSsaal: das nächste Mal wird e» aber sicher der große VereinShausiaal sein müssen, denn ber ungeheuere Erfo'g, den das Ouartett bet dem auSgezeiift- ncteu Keiincrvubltkum am gestrigen Abend hatte, wirb sich ichnell hrrumfprcchcn. Wir hörten als Hauptnuinmer da» F-Moll-O»artett von Beethoven: ein ebcnsaliS nvch ange- kündigtcS Schnbertauartctt mußte» wir un» versage», weil dadurch die Eindrücke der dazwischen geschobenen Novität wohl asizusehr tn der kritische» Erinnerung verwischt morden wären. Der Beethoven setzte die künstlerische Bedeutung der vier Musiker jedenfalls ins hellste Licht. Ein fortreiftendc» Temperament, crUilli non innerem seelischen Schauen war sein Merkmal. Aböls Busch und keine Leute spielten das Werk mit dem ganzen unerbittlichen herben Ernst, mit dem eS vom Meister gemeint ist, tönten sogar bas vielleicht schwär merischer zu nehmende zweite Allegretto aus diese Strenge ab, svrgten sich nie um Wvhllant, desto mehr »m Klarheit de» motivischen An'bans. musizierten aber vor asiem immer mit einer gewissen dämonischen Hingabe und Selbstn^rgesienbeit. Gerade diese» sanalische M'tcrleben übertrug sich aus dt« Hörer und schuf einen Eindruck von zwingender Stärke. Man hätte gerne noch etwas tn die Sphären geweilt. Aber Adols Busch wollte die günstige Gelegenheit benutzen, unter Mitwirkung seines Bruder-, de» Generasmiisik« dirckiorv, sowie lirr"orragender Künstler ber «sc>gi"gi,elle, ein kvmplizterlcreS Werk von sich selbst zu Gehör zu bringen.
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