Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.04.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270406027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927040602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927040602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-06
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 1SZ Seite 2 — .Dresdner Nachrichten" — Mittwoch. ». April 1927 Der Streit um öas Konkordat. Berlin, ti. April Heule pvnnttlag ist die LandtagSsraktion der Deut s ch e n V olkspart« t zusamineügetreten, un» zur K v n k v r d a t s s r a g e Stellung zu nehmen. Die Frak. lton Hut Dr. Liresemauii gebeten, au der Sitzung teUzu. uchiueu. um ihr seine Ansichten vorzutrage». Die Stimmung in der Landiagssrakiion der Vvlkspartei geht dahin, jede- Kvnkoidai adzuiclinen. in dem Lchulsraaeu berührt werde«. Es diirfte ivoiu ein entsprechender Beschluß gefaßt und dein preuüischeu Llnatsmiiiistertiim liberinittett werden In volksparteilichen Kreisen wird erklärt, daß mit der vom Grasen Westarp namens der Regierungsparteien im Reichstage abgegebenen Erklärung keineswegs eine Bin dung für die künftige Stellungnahme zu den Gesetzentwürfen in der Kvnkoröats- und in der Lchulfrage eingegangen werde. Die valksparteiliche Reichstagsfraktion mache diese Ltellung nähme vvn dein Inhalt und non der Formulierung der Ge setze abhängig. Der preußische Staatsmiuister Dr. Höpkcr-Asckioss hat gestern in Westfalen auf den früheren Beschluß der demo kratischen Fraktion, jedes Konkordat als unbrauchbar abzu- leliueu, das über eine rein formelle Regelung deS Verhält- ittises zivischen Staat und Kirche hiuauSgehen und Schul- nagen behandeln würde, Hingewielen und erklärt, daß auch die demokratischen Minister im preußischen Kabinett niemals iiir ein schulpolitisches Konkordat zu haben sein würde«. Die KvukoröalSverliaiidluugeu der preußischen Regierung sollen übrigens ins Stocken geraten sein. « Berlin. >>. Avrii. In der Presse tst melirsach die Rede von einer Demarche, die der päpstliche Nuntius Paelli beim Reichskanzler Dr. Marx wegen der SonulagSrede des ReichS- anßenministers Dr Stresemann in der K o u k o r d a t s f r a g e uuiernomineii habe. Bon zuständiger Seite wird uns ver sichert. daß eine solche Demarche nicht erfolgt tst. Auch haben >ur Vermittlung anderer Personen keinerlei offizielle Ver handlungen zivischen den beiden Teilen in der Sache statt- geninden. Die angeblichen Akten über die Eoaporalor A G. Is i z n c r D r a l> t b c r > ch t der „Dresdner Nachrichten".) Plaue», r, April. Zu Beginn der heutigen Verhandlung richt k R.-A. Dr. Kun, an den Zeugen Kranz folgende Frage: Sie haben gestern und vorgestern ausgesnhrt. Hünen sei von dem Inhalt des M aterials nichts bekannt gewesen. Nach richten aus Berlin zufolge soll aber folgender Prospekt existieren, den Sie verschiedenen Stellen angeboten haben -'olle»: Mappe e'k enthalt die Unterlage» z» den Geschäften der Vva SSchfischer Landtag. Verkeilung -er Miekzinsskeuer. — Nur 40 Millionen Marl» Anleihe genehmigk. r». Sitzung. Dre-den. den 6. April 1927. Der Landtag hält hrute feine letzte Sitzung vor der Oster- pausc ab. Die Verhandlunyen beginnen bereits 19 Uhr. Der erste Punkt betrifft die Vorlage der Negierung über den Gel-enlVerlungsansglelch bei bedanke« Grundstücken. Abg. Röllig lD. Vp > erstaiiet im Namen deS Rechts- ausschusjes den tzlertcht über die Beratungen ded Gcsetz- eutwlirfeS, dessen Anlaß, wie bekannt, die Mieterhöhung geurescn ist. Das Ergebnis der AiiSschußbcraiung. insbesondere die Verteilung der Miete, ist in unserem Blatte bereits ver» össeiitlicht worden. Der Redner schlägt die Annahme der S^or- läge mit der von dem AnSlchnsse beschlossenen Acndrrung vor. daß den Besitzern von Einzelhäusern tDiedlnngshäuscrni die Erhöhung der Wvhnirngsbauabgabe am 1. April in Höhe von fünf Prozent nicht voll zugeichlagen wird, sondern nur mit zwei Prozent und <un 1. Oktober nicht mit weiteren sechs Pro zent. sondern nur mit weiteren zwei Prozent. Die Demokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten haben eine Reibe von MinderbeitSanträgen eingebracht. Abg. Edel iSoz.j spricht von einer nnerhbrien Geschcnk- politik. für die sachliche Gründe nickt angeführi werde» könnten. Die Rechte deS Volkes würden durch das Gesetz mit Füßen getreten. Flnauzmtnifter Weber lvendet sich gegen den Vorredner, der das amtliche PLaterial über die Belastung des Hansbcsitzes durch die Grundsteuer angezmeiselt halte. Der Minister stellt dem Hause diese? Material zur Verfügung und beiont. daß die Belastung gegen über der Vorkriegszeit das Doppelte bis Dreifache betrage. Abg. Renner iKomm.> hält die Znivcndung an die Haus besitzer ebenfalls sür ungerechtfertigt. Abg. Dr. Dchue iDem.j erklärt, daß seine Fraktion der Mietzinssteuer grundsätzlich abgeneigt sei. Sachsen sei aber in dieser Beziehung gegenüber dem Reich machtlos. Die neue Mietztiissteigcrnng erfolge viel zu schnell und in einem zu großen llmsauge. Es läge» jedoch auch hier Berliner Be schlüsse vor, die sür uns bindend seien. Ter Redner be mängelt di« Erhöhung der Mindestsätze in der Vorlage und stellt entsprechende Abändcrungsaitträge. CS müsse vermieden werden, die Härten der Mietzinsstcuer noch mehr zn ver schärfen. Abg. Dr. Eberle lD.-N.j schlägt vor, einen Antrag des sonders ichwer belastendes Material gegen Strcsemann. der in engsten Bettelningen zn dem GeiieralSirektor tzttwtn stand, tn denen Haus Ltrcscman» einen aufsaUige» Verkehr mit General Rollet ptteglc. dessen Schwester die Frau von Btwtti war. Slreieniann war Rnnschtdratovorsitzeiider der Gvapor.itoi und setzte sich vor dem Relchdwirtscha'logerscht lebhatt sür die Schieber- geschälte des Herrn vitwin ein. Zeuge Kranz: Ich habe keine Znsammensiellling gemacht, sondern das gan ;e nngesichtct übergeb e n. Woher die Zulammenstcllnng stammt, weiß ich nicht. Zeuge Gabel: Auch ich weiß nichlS darüber, was ans dem Material geworden ist. Zeuge Litwin jnn erklärt ans Befragen: Uns wird Hinter ziehung von Ansnihrabgaben oorgewvrsen. aber wir haben nur bei eine:» einzige» Geichan. nämlich bei der Ausfuhr von iliMil Tonnen ilaiieni'cher Beittemniiiiion überhaupt ex portiert, und da haben wir die AnSsnhradgabe von 10 Prozent bezahlt. Zeuge Oberleutnant a. D. Eugen Abel, seinerzeit Ange stellter der Evaporator, erklärt, es sei nichts an Polen ge gangen: das Anhalten des Schrotts sei unberechtigt gewesen. — Nach weiterer Anssprache erklärt der Vorsitzende: Wir würden über die Frage schnell hinmegkommen, wenn seitens 'es Angeklagten der Versuch anfgcgeben würde, zn beweisen, oaß es sich um Kriegsmunition gehandelt habe. — Angeklagter Dr. Müller und die Verteidiger widersprechen. Sachverständiger Major a. D. Seemann hält es für durch aus möglich, daß vvn den Untervrgane» falsche Grana- i e n versandt worden sind. — Vors.: ES ist behauptet worden, daß auf dunklen Kanälen deutsches Kriegsmaterial nach Polen oenchoben werde» sollte. — Sachverständiger Seemann: Das Material stammt von der R e i ch s t r e u h a ü d g e s e l l - s ch a s t. ES ist doch ganz ausgeschlossen, und uicmaud von nnS, ganz gleich welcher Partei, kann glauben, daß unser Staat Material an unsere Feinde liefern ließ, daü mau uoch irgendwie als Kriegsmaterial verroendcn konnte. Seemann geht dann auf die Verhältnisse aus dem GasplatzBrelow ein. Dort ist durch eine Explosion im Jahre 1819 die gefähr liche Gasmunition wild diircheinandergemorfcn worden: die Anlagen wurden zerstört. Die Ordnung und Verwertung konnte die Reichswehr nicht übernehmen. p o r a I p r A - G. mir der Reicl'Stienbanhgcsellschatt. Hier ist be< Abg. Edel, den Gemeinden sür die Verwaltung der Aus wcrtnngssteiier eine Entschädigung von Prozent deS SiaatSaineilS, entsprechend den Forderungen des Gemeinde tages, zu gewähren, an den Ausschuß ziibuckzuverweisen. da die Frage noch nicht geklärt sei. Abg. Großmann lWirtsch.) äußert, daß von einem Ge schenk an die Hausbesitzer keine Rede sein könne. Der erhöhte Hansbcsitzeraitteil sei ein Ausgleich für die großen Belastun gen, die den Hausbesitzern anferlegt worden seien. Der Red ner zählt diese Belastungen ans und weist darauf hin, daß daS, was der Finanzmiiiister und der Berichterstatter hier über gesagt haben, durchaus richtig sei. Einen Teil der For derungen habe seine Partei im Interesse der Koalition zurück- gestellt. Abg. Mack iVvlksrechtp.1: Seine Partei sei grundsätzlich gegen jede Mieterhöhung: sie gehe ans Kosten der Sparer. Eine Ablehnung sei aber unmöglich, da diese Frage nicht den Ländern überlassen sei. Seine Fraktion nehme die Regierniigsvvrlage in ihrem ersten Teile an und werde den Anträgen des Abgeordneten Dr. Dehne zustimmen. Damit tst die Aussprache zu Ende. Die Abstimmung unterbleibt vorläufig, da die Anlräge noch nicht gedruckt vor- licgen. ES folgt die zweite Bcraluug des Anleihegejetzes. Abg. Dr. Ebcrle iD.-N.j erstattet den Bericht des Rechls- auSschusseö. Er schlägt vor. dem Entwürfe mit einigen Aende- rmigen zuzusiimmen. Danach wird das Finanzministerium er mächtigt, zur Tilgung schwebender Schulden und zur Deckung außerordentlicher Staatsbcdürsnisse eine oder mehrere ver zinsliche Anleihen bis zum Gesamtbeträge von 190 Millionen Mark aufzunchmen. Hinter 8 6 soll folgende Bestimmung eingesügt werden: „Das Finanzministerium wird ermächtigt, an Stelle der nach 8 1 auszugebenden Schuldverschreibungen bis zum Be. trage von 49 Millionen Mark verzinsliche oder unverzinsliche Schatzanweisungcn In inländischer oder ausländischer Währung neu auszugeben oder Darlehen auszunehmen. Diese Ermächtigung enthält die Befugnis. Schatzanweisungen durch Ausgabe von neuen Schatzanweisungcn und von Schuld verschreibungen tn dem dazu erforderlichen Nennbetrag «in. zulüsen. D«rch diese» Gesetz erlischt die Besugut» de» Fi««»-»!»!- fteria«» z«r Ausgade »»» Schatzanweiju»»«« «ach de« Gesetze »»« «. April ES." Da nack diesem Gesetze bereits 60 Millionen Mark a» Schatzanweisungen ausgegeben find, ermäßigt sich der der Re- gieruna jetzt zur Verfügung »u stellende Betrag aus <9 Mil. linnen Mark. Mrranzmintsler Weber führt aus daß die Regierung durch den Ausschußbeschluß tn die allcrschivcrste Lage kommen werde. Mit dem Anleihcgeßtz wolle die Regierung den bisherigen Fehlbetrag langfristig kvnsvlidieren und Mittel sür den Wohnungsbau schaffen. Der Gcsamtbedars betrage 195 Millionen Mark. Mit der Au» lcihebcwilltgung werde aber der Regierung jeder Pfeuuig Be» «rietSmittclkrcdit genommen. DieS werde dazu sühre«, daß dringende Aufgadeu einfach nicht durchgesiihrt werde» könnten. Die Regierung werde gezwungen sein, dem Landtage ei« Fiuanzgesetz vvrzulegru, damit sie sich durch Auslegung vou SchatzanWeisungen den erforderlichen Bctriebsmiticlkredit bc» schassen könne. Abg. Böttcher iKounn.) greift in seiner bekannten Art die Regierung an, deren Lage unhaltbar set. Die Rebe Böttchers rnst wiederholt stürmtscke Heiterkeit hervor. Abg Neu sSoz.) erklärt, dgft seine Fraktion der Regierung keinen Groschen bewilligen werde. Abg. Dr. Lepscrt iDem.j bekämpft den Ausschußaittrag hi», sichtlich der Herabsetzung des Betrages, der von den Deutsch, nationalen eingebracht worden war. ES sei Pflicht des Land, tages, der Negierung die erforderlichen Mittel zur Verfügung zn stellen. Abg. Dr. Eberl« tD.-R ): Wenn setzt vierzig Million«» Mark der Regierung iiiibeschcn bereit gestellt würden, so sei das die Grenze des Möglichen. Seine Partei wolle keine Ber- aittwortnng auf sich nehmen, die sie nicht tragen könne. Fiuanzministcr Weber ergreift wiederholt das Wort, um die Regierungsvorlage i» seiner ursprünglichen Form zu verteidigen. Die 49 Millionen Mark würden schon durch die Verpflichtungen aus dem vorige» Jahre ausgesresien. Ohne Bclricbsinittelkrcdtt könne die Re gierung nicht auskonimcn. Abflimmunqen Der Entwurf des Anieihcgcsetzes wird in der Fassung de» Auslckiusscs gegen die Stimmen der Sozialdemokrat«« «ut Kommunisten angenommen. Danach erfolgt die Abstimmung über den Gesetzentwurf betr. den Gcldeiitwextungsausglcich bei bebauten Grund» stücken iMietzinssteners, Die Minderheitsautriige werde« abgclchut mit A«S»«H«e deS Antrages Dr. Dehne. Danach erhöhen sich die ermäßigte« Steuersätze des Absätze» 1 in 8 1k »om 1. April 1M7 ab «» jährlich L Prozent beS Nutznngswertcs und »o« 1. Oktober <«S7 ab nm jährlich weitere 2 Prozent de» RutznugSwerte». L» handelt sich hierbei um die Ermäßigung, die ftasfelweis« «ach dem Gesetz sür minberbelasteie Grundstücke eintritt. Im übrigen wird die Vorlage in der Fassung de» »«»« schusses verabschiedet. Präsident Schwarz teilt ttn Laufe der Aussprache mit, daß au Stelle deS auSgeschiedcucn Abg. Ewert der Abg. Schessler iKomm.> in den Landtag «ingetrcten sei. Unter schallender Heiterkeit des Hauses spricht der Präsident den Wunsch aus, daß sich der neue Abgeordnete tatkräftig an den Verhandlun gen beteiligen werde. Der außerordentliche Ausschuß für Desol-ungs- und Beamlenfrage» hat sich mit Anträgen der Demokraten und Sozialdemokrat«« befaßt. Es wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten beschlossen, die Regierung zu ersuchen, un. oerzüglich bet der Reichsregierung «nd beim Reichsrate den Antrag z» stellen, daß noch vor den Sommerfellen des Reichs tages eine reichsgesctzliche Neuregelung der Beamte«hesolb««g erfolgt, für den Fall der Ablehnung dieses Antrages aber dem Landtage eine Vorlage über eine Zwische«regel«»g vor- zulegen. Ein Minüerheitsantrag der Sozialdemokraten wird ab- geleimt. Abg. Herrman» sSoz.) begründet eine Anfrage seiner Fraktion betr. den erweiterten Dergarbeilerschutz. Am 16. Dezember 1925 habe der Landtag einen Antrag ans weiterten Bergarbetterschntz angenommen. Danach sollte die Regierung schon vor Verabschiedung eines ReichSbergarbetter. „Kaiser oder Knock-out." Traumgroicske von Rudolf Klutmaun. ll i a u f s ü h r u n g i m A l b e r t. T h e a I e r, K. A p r i l 1927. Den „Alpdruck eines WeltboxmeistcrS" hat Rudolf Klutmanu als TraumgrvtcSkc geformt. Der Angsttraum Tom Wemblens, ob er „Kaiser oder Knock-out" werden wird, soll auch unsere Zm'chauerseele bedrücken. Heute von Zehntauieiiden bejubelt wie sonst nur die Fürsten der Welt, morgen von einem phnsiich Stärkeren zu Boden gehauen — das ist der Slurz in die Tieie von der höchsten Popularität zur Demütigung. Tragisches Geschick der Sportgrötze. Massen- wahnsttni und Rckordiieber. Spiegelbild der Zeit, wo Masse Mensch triumphiert. Für jeden, der aus ihr hervorragt, Hosianna-Geschrei und KreuzigungSrus, Strafe der Ungeistig keil. die sich aus die Zahl und Regel verläßt. Sicher ein Zeit- prvblcm, doch keins, das dichterisch ernsthasle Behandlung er fordert. vielmehr nach Sattrc und Spott schreit. Wenigstens so lange der Tichicr noch aui der Seite der Geistigkeit steht und die Zeitcrschemuna des Weliincistcrtums nicht gewichtiger nimmt als die Gladiniorenverherrlichung des römischen ZirkuS. Alle Miiskeltriumphe und Krasllcistungen versinken ja doch vor den Gedanken, die „ans Taubcnsüßen kommen" und von innen her die Welt beherrschen. Tie Masse, Herrscherin der Zivilisation, stirb! namenlos, der einzelne, Träger des Genies, dauert im Werke. Weg» der Affenmensch ans dem Urwalbe kommt, schlägt er wohl ocn Weltmeister kiwck-ortt, aber keine wirkliche Kultur m Scherben. Die Idee der Menschheit ist nicht niederzubvxcn, der Geist entwindet sich siegreich jedem Ringkamps mit der Masse Mensch. Rudolf Klittmann ist an diese Zcitsrage ohne die Absicht, sie dichterisch zu ergründen, hcrangeflanacn. hat sic aber auch nicht mit dem freien Bekenntnis zum Glauben an den Sieg deS Geistes ausgesaßt. Er flüchtete sich in den Traum und die Groteske und gewann so die Freiheit der Satire, Spott und Ergebnislosigkeit der Auseinandersetzung mit dem Problem. Zwar sein Tom Wcmblen. der die Qualen des Traumes, in dem er vom Welttaiser zum Besiegten des Affenmenschen Zan. tar hinabaestürzt wird, durchgemacht hat, versichert, sofort zu seinem ehriamcn Schlosicrhandwcrk zurückkehren zu wollen: aber das ist keine glaubhafte Schlußwendung. Er wird schon weiterboren. Und wenn nicht er. dann die anderen. Die Masse will eS. Sein Traum war nur der Alvdruck von Ehr. geiz und Furcht. Klnimaun hat ihn mit Witz un- phan tastischen Einsällen durchgekührt. ES ist die Technik, die am er- solarcichsten Apel in seiner Traumdtchtung «HanS Sonnen- stößerS Höllenfahrt" anaewendet hat. Mit denselben Bor- -i. nm und Fehlern Dev stärkste Fehler ist die Ausdehnung g»f drei Akte tdie auch noch durch eine Pause unterbrochen wer- den). Ucberzeugungskrast deS Traumhaften konnte nur aus ununterbrochenem, schnellen Abrollen der wechselnden Bilder entstehen. Halb soviel und dieses doppelt verdichtet, wäre mehr gewesen. Auch die Durchkreuzung des Grundgedankens durch wesensfremde Bildblitze aus anderen Scelcntiesen hätte der wahren Psychologie des Traumes mehr entsprochen. Der Traum hat seine eigene Logik, und die hält allerdings Klut- mann ganz geradlinig fest. Tom wird vom Teufel zum Welt- kailer gekrönt, sucht tn tausend Aengsten dem dräuenden Gegenkaiser zu entgehen, glaubt tot zu sein, muß aber den End- kamps mit Zantar ausnehmen, der ihn knock-out schlägt. WaS nur an beklemmenden Vorstellungen aus dem Unterbewußt- sein durch den Angsttraum emporgcscheucht wird, umflattert, umheult, umwirbelt den armen Tom. DaS meiste kommt aus der Psyche deS Schlossers und Boxers, auch die Erscheinung des Schulmeisters, eines der häufigsten Gespenster unserer Angstträume. Aber die Art, wie sich dieser zum Führer der Geistigen gegen die Boxerhcrrschaft macht, übersteigt die intellektuellen Möglichkeiten des wackeren Tom und ist Psychologie aus dem Gehirn deS Schriftstellers. Wenn soviel Dialektik und Problematik tn Toms Kops lebte, wäre er wohl ein schlechter Boxer. Indessen, was die Hauptsache tst. Klut- mann hat witzige Einfälle, blitzt mit satirischen Scheinwerfern ins Dunkle der Zeit und erhellt wirklich hier und da ein Stück, chen der Massenpsychologte der Sportbegeistert»»«. Daß all. mählich die Spannkraft der Traumphantasie nachläßt, liegt teils an der Ueberdebnuna und Ueberhäüsung deS Stnsall», teils an dem natürlichen Versagen dieser bramentechnischen Form überhaupt. Seine Traumgrotcske tst eine geschickt«, nicht unwitzige, manchmal auch unnötig brüskierende Bühnen dichtung. in der mit einigem Klamauk ein Stück Zeitgeist ein. gefangen ist. Für HannS Fischers Regle war die Sach« «ine hübsche Gelegenheit zur Entsaltung reger vühnenphantasie. Mit Scheinwerfer, Laterna Magica und Kaleidoskop zauberte er Hintergründe deS Traumes hervor, mit einer Revue mannta. faltiger Zeittypen aus Spor«, und Filmwelt belebte er ebenso witzig wie der Autor die Szene ans Treppenaufbauten und Podien. Jazzmusik erschüttert« rhythmisch das Gestalten gewoge: nette Regieetnsäll« belebten die Bühne. Soweit hier Schauspielerisches zu gestalten war. trat allerlei Ulkiges und Groteske» in die Erscheinung. Paul Rainer hatte für den traumgeängsteten Neltboxmeister eine gewisse Lreuherztgkeit und manchmal Echtheit deS Ausdrucks sür die Seelenaual des Traumes LauraSchässer machte «eine Frau mit weniger Liebenswürdigkeit als Gercizidett. An- der Figiircnmcnae tvoien o 2 y l a » d c i ? Mniiasiev-Tensel, Albert Willis voltbärtiger Professor führend hervor. Als eine sehr ulkige unterhaltende und phantasteanreizende Thcaterspielerei mit Zeithintergrund darf Stück und Vorstellung auf oft wieder, holte Belebtheit der Aufnahme rechnen wie am Uraufführung», abend. Dem vergnügten Beifall folgten Klutmann und Fischer viele Male an die Rampe. Dr. Fell; Zimmermann. Kunst un- Wissenschaft. s* Mitteiluugen -er Sächsischen StaatStheater. Oper«. hauS. Beethovens „Fiüelto" in neuer Einstudierung morgen Donnerstag sAnrechtsreihe R) ist wie folgt besetzt: Don Fernando: Jvar Andresen tzum erstenmal), Don Ptzarro: Robert Burg, Florestan: Fritz Bogelstrom» Leonvr«: Engente vurkhardt tzum erstenmal), Rocco: Willy Bader, Marcelline: Grete Nikisch, Jaauino: Heinrich Teßmer, zwei Gefangene: Ludwig Eobisch, Robert Büffel. Musikalisch« Leitung: Fritz Busch, Inszenierung: Alfred Reuckcr. Ei«, studierung der Chöre: Karl M. Pembaur. Anfang >»S Uhr. Freitag, den 8. Aprll, außer Anrecht: „Margarethe" von Gounod mit Elisa Gtünzner tn der Tttelpartl«, Max Hirzel, Adolph Schoepfltn, Elfrlede Haberkorn, Paul Gchüfsle^ Robert Büsiel, Helene Jung. Julius Puttlitz. Im Bacchanal«: Hilde Brumos, Hilde Schltcben und die Tanzgruppe. Musika lische Leitung: Kurt Strtcglcr, Spielleitung: Georg Toller. Anfang 7 Uhr. In der heute Mittwoch stattftnbenben Aufführung vo« „FtgaroS Hochzeit" singt statt Fräulein Meta Selne- meyer, die heiser tst, Frau Elsbeth Bergmann - Reitz vom Nattonalthcater in Weimar die Partie der Gräfin und dt« artte der Marcelline Fräulein Elfrlede Haberkorn statt räulein Helene Jung. Das Solistcnquartett in der Aufführung von Mozarts „Requiem" am Sonntag, dem lll. April, unter Leitung vo« Generalmusikdirektor Fritz Busch tst mit den Damen Bertha Kturina aus Wien (als Gast) und Helene Jung, sowie de« Herren Max Hirzel und Willy Bader besetzt. Schauspielhaus. Donnerstag, den 7. Aprll. wlrd außer Anrecht Shakespeare» „König Heinrich IV/ 2. Teil) gegeben. SS tst die» bl» auf weitere« -te letzt« Ge« «genSelt, bi« beiden Teil« b«S Werkes tn unmittelbarem Au« kammeNhange zu sehen, da di« Sviekvlangestaltung -er näcki- sten Wochen keine Möglichkeit bietet, sic an zwei auseinander« folgenden Tagen anznictzen Spielleitung: Josef Gielen. An« fang '-Z Uhr.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)