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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.06.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060627022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906062702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906062702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-06
- Tag 1906-06-27
-
Monat
1906-06
-
Jahr
1906
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Dies«» Matt wird d« Lesern von Drerve» «d Umgebung am Lage vorher bereit- als Abend-Ausgabe zugestellh während es vir Post.'.-u-viu»-»^ am Morgen m eiver Gesannausgade «haU-iL ^ verugsgedvdn vinin«»«» w» »E«»«»t»ma »«eimalt«» Z»tr«««m» d«ch «»serr Boi«, «»»»»« «>d «»rv»« « Goim- «d «mita»« «ir einmav » Mt.»»V. b««b «»«arNMSom. miMm«« » «r. b»., M«.«»«r. Bet «vimait,« Z-Iiellui,» durch dt« «0V »Mk. tobnevesleaaeld». Ilwd mit eultvrecheudew Zutchla«. « «»druck all« SrISrl u. Or^tmU- Mtttetl»»««, mrr «U d«»tN»«r vuelleuaaiabet.Dresd.Nachr.') »Ml«. SrachtrLaltch« pouorar. oalvrüche bletd« uuberückllchttat: ' »t» Maauivivt, »«da Mcht «ldewadkt. rele,ra««-»drelse: «»« '.7L t«» wraStze» GegvürrSst 1858 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Fllireigen-cM «nuabme von rlnkündlaunie» dt» nachinittaaS 3 Mr. Sonn- un» Aeicrtags nur Manenstrake ss von n bis v-iUlir Die i lvastioe Grund - »eile Ica. 8 Silben« so M«„ A»- kiindiaunoen am der Vrwatieil« Zeile Ls Ma.r die LivaltiaeZeile aus Leit teile so Li«., als t!in,etaadt Zeile « Pt». In «umiuera »ach Sou», »nd Feitttagen i tvalliae Grund,eile so Psg.. aus Vrivatleite eo Mg,. Livaltiae Zeile auf Tertirite und als Einoclandt so Via Äuswärtiae Aul. träne nur geaen LorauSbe»al,Iuni. Beleablätter kolim io Lfennise. Fernsprecher: Sir. U und LÖSS. Hauptgeschäftsstelle: Marienstr.38. ltnimii" slMclieffi'rllt DunLöl von I'lliffo -------- 8ts,rk konLoutrisrt - - LxLiSLin ün Ksdiüuoli ----- L6SLt2t äöU V^0ll1§680lUllk>.0lL Ü68 I'l6i80ll63. ^-7 : Vvser Uoedbaeb verkässt von krau km» illoexemler» virä aex. Linsenckunx oinerLtanio!- kapsei unseres klvisetl-LltrLktes »» jeiieraillmi Ico5tei>Io8 mx«isulit. Lm» L e«. I.L. llmdiT GI» 1 k^/ß Lvinaoi. Neuest« Drahtberichte. König Friedrich Augu t im Bogtlande. Cbang. Bund, Bund deutscher Gastwirte, GerichtS- W-Mch K se»:» V-Irßkt. vechandlnngen. Deutsche Presse ' " ' evertre er in England. Erinnerungen an die Herkomer-Koiikurrcn;. Mittwoch. 27. Juni 180«. Netteste Trahtinclduiigen vom 26. Juni. Sur Lage in Rußland. Petersburg. sPriv.-Tcl.) General Nennenkampf hielt Sei einem ihm zu Ehren gegebenen militärischen Festmahle eine bemerkenswerte Rede, in »er er erklärte, er fühle sich glücklich, -um Kommandanten der sibirischen Armee ernant zu sem. Er betrachte es als eine Ehre, seine Soldaten im fernen Osten auf Len nicht mehr fernen Krieg vorzubereiten. Petersburg. Drahtmeldungen aus den Provinzen stellen eine Zunahme der Morde und Raubüber- säll« fest. Aus Moskau werden bewaffnete Raubübersälle auf di« Filiale der südrussischen Jndustriebonk, aus ein außerhalb der Stadt gelegenes Restaurant, in dem 60 Gäste anwesend waren, und auf eine Bäckerei gemeldet. — Gestern sind die Last- fuhrleut« und di« Lastträger des Nikolai-Bahnhofes, heute die Steuerleute und Maschinisten der Newa-Personendampscr ui den Ausstand getreten. Eckernförde. Die Jacht „Meteor" mit dem Kaiser an Bord ist um 12^ Uhr Hier eingelausen. Das Kaiserschisf „Hamburg war schon vorher hier eingetroffen. Allenstein i. Ostpr. Die ,,Allensteiner Ztg." meldet, daß in dom zur Kaserne des 73. Artillerie-Regiments gehörigen Fahrzeughause gestern abend aus bisher unaufgeklärter Ursache die Explosion mehrerer Artillericgcschojse er folgte. Zwei Artilleristen wurden schwer, ein Unteroffizier und ein von- diesem begleiteter Arrestant, die an dem «schuppen vorübergingen, leicht verletzt. Köln. (Priv.-Tl.) Vorgestern sind im gesamten Wein- und Moselgebiete schwere Gewitter niedergegangen, die gröber« Verheerungen angerichtel haben, als ursprünglich zu übersehen war. In Leidenborn traf ein Blitzstrahl den Kirch- türm und deckte diesen vollständig ab, «Balkenstücke und schwere Steine wurden umhergeschleudert. Der in der Kirche anwesen den Gläubigen bemächtigte sich eine gewaltige Erregung. In verschiedenen Orten gingen Bauerngehöste mit gefüllten Scheu nen in Wammen auf. Gei Baerl wurde eine Bauersfrau durch den Blitz getötet. Bei Ehrenbreitstein haben sich Fclsstückc aus dem Steinbruche losgelöst: da sich an dem gewaltigen Felsen gröbere Risse bemerkbar machten, wurde behördlicherseits eine Untersuchung angeordnet. Köln. tPriv.-Tel.) Die .Köln. Ztg." veröffentlicht aus industriellen Kreisen kommende Klagen über Amerikas Verhalten gegenüber dem deutscherseits eingeräumten Meist- beaünstigungs-Bertrage. Amerika sicherte däber Deutschland zu, daß die Handhabung der dortigen Wertzollsätze, mit der die deutschen Fabrikanten bisher drangsaliert und geschädigt wur den, künftig durch gewisse Verwaltunas - Maßregeln wesentlich gemildert werden sollten. Statt dessen seien in Amerika in letzter Zeit die erklärten Werte deutscher Waren einerseits will kürlich derart in die Höhe gesetzt worden, wie nie zuvor. Durch dies« terroristischen Maßregeln sei eine Stockung der deutschen Ausfuhr in gewissen Warcngattunaen entstanden. Deutschland solle mit denselben Mitteln Vergeltung üben. Das Reichsamt des Innern miisse alsbald, in Verbindung mit der deutschen Vertretung in Washington, nach dem Rechten sehen. Wien. Der Kaiser empfing heute vormittag den Fürsten Nikolaus von Montenegro und zwei seiner Söhne in besonderer cinhalbstündiger Audienz. Wien. Der Kaiser besichtigte heute auf der Simme- ringer Heide die Artillerictruppen. Madrid. Der König Unterzeichnete das Dekret, durch das die Ausgabe von Schatzobligationen in Höhe von 200 Millionen Pesetas angeordnet wird. Genf. Von zwei jungen Deutschen, die gestern einen an > der Mündung der Rhone gelegenen Berg besteigcn wollten. 1 wurde einer namens Kramer aus Saarbrücken an einer gefähr lichen Stelle am sogenannten deutschen Grat tot auf-' gefunden. B ern. Der Nationalrat hat der Verlängerung der Rati- sikationstrist für den Handelsvertrag mit Oester- reich-Ungarn bis zum 1. August zugestimmt und den Bundesrat ermächtigt, das gegenwärtige Handclsvertragspro- visorium mit Spanien entweder bis zum 1. September 1906 oder 1. Juli 1907 zu verlängern. Heinrich von Preußen rinz Adalbert" von hier abge- Drontheim. Pr in ist an Bord des Kreuzers . fahren. Newyork. (Priv.-Tel.) Im Madison Square Gardcn- Theater wurde gestern der Architekt Stanford Withe. ein be kannter Millionär, während der Vorstellung von dem Millionär Harry Shaw erschösse n. Man bringt die Frau Shows, die früher ein ihrer Schönheit wegen berühmtes Modell war, mit dem Vorgänge in Verbindung. Santiago de Chile. Die gestrige Wahl des Prä sidenten der Republik ist überall ruhig verlausen. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen scheint die Wahl von Pedro Montt gesichert. Dar-es-Salaam. Die seit Beginn des Ausstandes gestörte telegraphische Verbindung zwischen Kilwa und Lindi ist wiedcrhcrgestellt. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 26 Juni. —* In Gegleituttg Sr. Majestät des Königs, der gestern abend kurz nach 6 Uhr aus dem 'Bahnhöfe Bad Elster «intraf und von den Herren Kreishauptmann Tr. v. Forker- Schubauer-Zwickau und Amtshauptmann ». Bose-Oelsnitz be- Willkommnet wurde, befanden' sich die Herren Staatsminister Graf v. Hohentlwl und Bergen, Gcneraladjutant General leutnant v. Altrock, Flüacladjutant Major Eulitz , und Ritt meister v. Römer. Der König begab sich zu Wagen nach dein Kurhause, wo auch ein Teil des Gefolges Wohnung nahm, wäh rend die übrigen Herren im Grand Hotel ,,Wettiner Host' ab- stiegen. Vor dem Kurhanse hatten die Vereine von Bad Elster, Beamten und Bewohner des Badeortes sowie die Schulkinder Aufstellung genommen. Die Herren Badedircktor Regierungs rat v. Alverti und Gemeindevorstand Prcyer bewillkommneten den Monarchen, und die versammelte Menge brach in stürmische Hochrufe aus. Vom Bahnhof Elster fubr der König, der sich abends in echt väterlich-herzlicher Weise seinen beiden in Elster zur Kür weilenden Töchtern, Prinzessinnen Margarete und MariaAlix, gewidmet hatte, heute früh 7 Uhr 20 Min. über Adorf und Siebenbrmm nach Zwota. Von dort ging, nachdem Herr Amtshauptmann Michel-Auerbach sich bei Sr. Majestät gemeldet und der König die Vorstellung und Huldi gung einzelner Landgemeinden entgegengenommcn hatte, die Reise weiter zu Wagen nach Klingenthal. Eine Aus stellung im kleinen verschaffte hier dein König, der um 8 Uhr 20 Minuten cintraf und vom Gemcmderat mit dem Gemeinde- Vorstand Grüner an der Spitze begrüßt wurde, «inen lieber- blick über den Gewerbefleiß und die Kunstfertigkeit in diesem Landstriche. In dreistündiger Wagcnsahrt berührte der König sodann eine größere Anzahl Orte, deren Bewohner dem Landes herrn begeistert zujubelten. Den drei Heilstätten Carola- grün, Älbertsberg und Reiboldsgrün wurden aus dieser Fahrt kurze Besuche abgestattet. — Eine dauernde Er innerung an die Tage des Königlichen Besuches wird die König Friedrich August-Stiftung des Bezirkes Oelsnitz werden, deren Erträgnisse in erster Linie solchen Kranken und Ge nesenden dienen sollen, denen von anderer Seite, insbesondere von Kassen, Beihilfen nicht gewährt werden können. Die Unterstützungen sollen vornehmlich bei Benutzung von säch sischen Bädern zur Verteilung kommen. Die Stiftung, an der sich nicht nur alle Gemeinden nach Maßgabe ihrer Leistungs fähigkeit, sondern auch zahlreiche Private mit teiltveise sehr großen Spenden beteiligt haben, ist würdig ausgefallen. Trotz dem haben cs sich verschiedene Großindustrielle und Gemeinden nicht nehmen lassen, noch besondere Stiftungen zum dauernden Andenken an die Festtage zu errichten. Adori komplettiert einen bestehenden Fonds auf 30 000 Mk. und schafft «in König Friedrich Äugnst-Stistungsasyl für alte alleinstehende Leute: Mar kneu kirch en stellt 10 000 Mk. als Grundstock eines Fonds zur Errichtung eines Bürgerheims zurück, Ktinaen- thal verstärkt die wzialen Zwecken dienende König Albert- Stistung um 3000 Mk., Schöneck legt einen König Friedrich August-Gedächtnisplatz an usw. Uebcr die heutige Reise des Königs wird des näheren gemeldet: Heute, Dienstag, vormittag traf der König pünkt lich zur festgesetzten Zeit um 8 Uhr in Zwota ein. Zur Be grüßung war der Gemcindcvorstand vollzählig anwesend. Zahl reiche benachbarte Landgemeinden hatten ihre Gemeindevorsteher zur Huldigung abgcordnet. Gemeindevorsteher Mendt-Zwota hielt die Begrüßungsrede. Die Gebäude prangten im Fest schmuck. Schule und Vereine bildeten Spalier. Der Monarch war in frohester Laune und zeigte sich über den herzlichen Empfang sehr erfreut. — Von Zwota aus erfolgte die Weiter- sahrt mittels Wagens noch Klingenthal, wo'der König gegen halb 9 Uhr eintraf. Vor der Schule fand Begrüßung durch die Gemcindcvertreter statt. Gemeindevorsteher Grüner richtete an den König eine Huldigungsansprache, aus welche der Monarch mit Tankesworlen antwortete. Alsdann wurde die im Schul hause veranstaltete Kollektiv-Ausstellung von Klingenthaler Industrie-Erzeugnissen, Musikinstrumenten aller Art, Spitzen. Gardinen usw. durch den Landesherrn in Augenschein genom men. Nach Verlassen des Gebändcs schritt der König die Front der Militärvereine ab und zeichnete hierbei einzelne Veteranen mit Anreden aus. Alsdann wurden die Wogen zur Weitersahrt nach Carolagrün bestiegen. Mch zweistündiger Wagcnsahrt durch die herrlichen Forsten des oberen Bogtlandes, an romantischen Aussichtspunkten und prächtigen Bergen vorüber, trat der Monarch am Ziel ein. Unterwegs waren ihm in den berübrten zahlreichen Orten, in denen reges industrielles Leben herrscht und die am heutigen Tage ein besonderes Fest- aewand angelegt batten, begeisterte Huldigungen durch die Be- Hörden, Schüler und Vereine bereitet worden. In solcher Weise wurden passiert die Ortschaften Brunndobra. Unter- und O b c r sa ch s e n b c r q, G c o rg e n tba l. Mühl leithen. Gottcsberg. das anmutige Tonnenbergs, t h a l, Iäg e r sg r ü n und Rautenkranz. Die Besicht,- qung der un dunklen Waldesgrüu gebetteten Lungenheilstätte Carolagrün dauerte etwa eine halbe Stunde und befriedigte den Landesherrn im Hohen Maße. In der Lungenheilstätte begrüßte den König Amtsl-auptmann Demmering, in dessen Be zirk die Anstalt liegt, und Vertreter des Vereins für die Er- richtung von Lungenheilstätten im Königreiche Sachsen. Hosrai Wolfs hielt eine längere Ansprache, welcher «ine Besichtigung der jetzt 120 Insassen zahlenden Anstalt unter Führung des Anstaltsleiters, Herrn Sanitätsrat Dr. Gcbser, folgte, an welche sich auf der Terrasse des MitielgcbäiidcS ein Frühstück anichlotz. Nachdem sich der Könia noch in das Fremdenbuch der Anstalt eingetragen hatte, erfolgte unter stürmischen Hochrufen die Weitersahrt an den beiden benachbarten Lungenheilstätten Albertsgrün und Reiboldsgrün vorbei über die Ort schaften Vogelsarün, Brunn und Sorga, wo eben falls Begrüßungen durch die Gemeindebehörden stattsanden, noch Auerbach Hier traf der König um 1214 Ubr mittags auf dem Altinarkte ein, wo er vom Bürgermeister Achilles mit einer An sprache begrüßt wurde. Tie Tochter des Amtsbauptmanns Michel und das Töchterchen des Bürgermeisters Achilles über reichten Blumensträuße. Dann begab sich der König zu Fuß nach der am oberen Teile des Platzes gelegenen renovierten Stadtkirche, wo ihn namens der erschienenen Geistlichkeit Superintendent Kober mit einer Ansprache begrüßte und wo Erinnerungen ay die Herkomer-Konknrrenz. (Schluß.) Nachdem bislang im allgemeinen von dem Verlause der Konkurrenz die Rede war, soll noch einiger crzählungswerter Ereignisse Erwähnung geschehen, die unS persönlich zugestoßcn sind, oder die uns van den Mitgliedern unseres in Frankfurt gegründeten Sachsentisches allabendlich erzählt wurden. Unser erster Konkurrenzlag verlief ohne Unfall. Wie trafen glücklich in München ein nach prachtvoller Fahrt durch den Spessart über NürnbeM, wo Mrttagsstation gemacht wurde, stellten aber zu unserem Bedauern fest, daß ein klapperndes Geräusch im Motor, dessen Ursache wir uns nicht erklären konnten, eine Reparatur notwendig machte. Zu unserer großen Freude andererseits war der Sachsentisch am Abend im „Bayrischen Hof" zu fröhlichem Trünke vereinigt. Die Erlebnisse wurden aus- getauscht, man hörte überall nur von Oel und Benzin sprechen, saß bei seinem Bullchen Sekt und sprach von Kilometern. Die Herkomer>Domen zeigten sich hier zum ersten Male in glanz- voller Kleiderpracht: sie hatten das Spvrtkostüm hier mit ele ganten Toiletten vertauscht. Einen aus unserer fidelen Sachsen- Mitte hatte freilich schon sein Schicksal erreicht: er verkündete uns mit trauriger Miene, daß der Wagen, aus dem er als Kontrolleur bislang gefahren war, daS Rennen aufgeben müsse, da die Zündung nicht mehr funktioniere; er müsse nun ,n sein« Garnison Chemnitz im Eisenbahnwagen zurücklehren, uln anstM die vierzehn Lage seines Urlaubs auf dem Auto zuzubringen, sich wieder auf dem Pferde beim 21. UlEn-Regiment zu tummeln. Mein Fahrer enthob ihn seiner Sorgen: er lud den Mißvergnügten für den Rest der Tour em und erst in München am Ziel trennten wir unS «ieder. Der neue Gefährte kam unS insofern zu statten, als der Wagen auf dem Semmering und im Forsten- rieder Park bei der Schnelligkeits-Prüfung mit vier Personen belastet sein mußte. Da nun bekanntlich ein junger Kavallerie- offizwr zumeist weniger als 70 Kilo wiegt, die sonst in Form von Sandsäcken in unseren Wagen gelegt worden wären, so war uns der Zuwachs doppelt willkommen. Außerdem konnte der «neue Mann" bei Reparaturen mit behilflich sein, da ich als Kontrolleur dabei nicht mit Hand anlegen durste und nur stumpssinnig zufehen und die Zeit markieren mußte. Am nächsten Morgen versammelten wir uns früh 4 Uhr am Start, um unsere Reparatur vorzunehmen. «Nach langem Suchen nach dem Schaden stellt« es sich Heraus, daß das Lager in der Kuppelung gebrochen war: wir konnten also nicht starten, hatten vielmehr eine Reparatur von 10 Stunden zu überstehen, da wir daS Lager in einer Fabrik neu pressen lassen mußten. Eine Droschke, die wir von früh 5 Uhr bis nachmittags 4 Uhr zu enormem Preise engagiert hatten, mußte uns abwechselnd in die verschiedenen Werkstätten fahren um die neuen Maschinen-Teile möglichst rasch an Ort und Stelle zu bringen. Diese Arbeit hatte uns gegen 600 schlechte Punkte eingebracht, da für jede Minute Reparatur ein schlechter Punkt markiert werden mußte, und erst gegen 5 Uhr nachmittags, an- statt 5 Uhr vormittags, konnten wir starten. Wir sahen nett aus. als wir München verließen! Von oben bis unten in Ocl gebadet. Trotzdem aber, da wir durch diese Reparatur kein« Aussicht auf einen Preis mehr hatten, gaben wir die Fahrt nicht auf: denn der Sachscntisch hatte sich ia gegründet mit dem Motto: „In BÄnchen beim Schlußdiner toi oder lebendig!" Da natürlich am späten Nachmittage die Straßenspermngen aufgehoben und die Flag- gen entfernt waren, so verfuhren wir uns einmal, passierten den Chiemsee rechts, anstatt links und rasten in tiefer Nacht auf Linz zu. Ich war dermaßen von der anstrengenden Arbeit ermüdet, daß ick fest «ingeschiafen war. als plötzlich der Wagen hielt. Meine Pflicht als Kontrolleur war, sofort die Zeit- aufzuschreiben. Ich ziehe meine Uhr, konstatiere beim elek trischen Lichte, mit dem unser geschloffener Wagen ausgeftattet war, daß es H412 Uhr nachts ist, und frage meinen Fahrer, was der Grund des Aufenthalts sei. Dieser erklärte mir mit der kaltblütigsten Miene von der Welt, daß er in seiner rasen den Geschwindigkeit eine Kurve habe nicht nehmen können, wir seien soeben durch einen 2 Meter tiefen Straßengraben ge fahren und säßen auf einem frisch geackerten Felde, ohne vor- noch' rümvärts zu können, fest. Wir ivaren wie durch ein Wunder trotz des heftigen Anpralls glücklich dem Tode entgangen. Es hieß also Hilf« holen, um den Wagen möglichst bold wieder flott zu machen.. Und so begab sich der» mein Begleiter nach vorwärts, ich nach rückwärts, bei stockfinsterer Nacht in dos nächste Torf. Meine Bemühungen waren leider vergebens. Dagegen hatte mein Fahrer Glück gehabt. Er batte einen Arbeiter auf der Straße aufaelesen, mit dessen Hilfe es endlich gelang, das Auto flott/zu machen. Unterdessen kehrte auch unser Fahrtgenosse mit Steininbalken und mein Mann zurück, dessen Hilse wir nun nicht mehr bedurften. So gelangten wir denn früh gegen 5 Uhr in Linz an, nachdem wir ungefähr 15 Kilo- metcr vor Linz noch eine Stunde Aufenthalt wegen Platzens eines Lustschlauches gehabt hatten. Das war eine Fahrt wunder bar. Nachdem wir uns mit Tee und Eiern genügend gestärkt hatten, begaben wir uns eine Stunde später wieder zmn neuen Start. Tie schwierigste Stelle der ganzen Tour war der Ziffer- berg, wo wir auf der Hälfte der Strecke nicht mehr weiter konnten. Nur mit Hilfe der von ollen Seiten an diese enorm steile Stelle s24 hcrbeigeeilten Bevölkerung konnten wir auch diese Steiguna glücklich überwinden. Sowohl hier als auf dem Semmering standen an den gefährlichen Stellen und Kurven ganze Batterien von photographischen Apparaten, dahinter in dichten Reihen Wiener Frauen. Bäuerinnen, Gräfinnen und Bankiersdamen, die uns mit Hcil- rufcn .und Tücherschwenken begrüßten. Auch war ein Hauptbestandteil jedes Autos ein Knipsapparai, ich selbst war mit drei Apparaten bewaffnet, und meine 150 Ausnahmen, die ich gemacht habe, werden «inen bleibenden Beweis ernster und heiterer Tage geben. Während wir liier am -Zirlerberg hielten, passierte uns Prinz Heinrich, lebhaft von der Bevölkerung begrüßt. Auch er schien zu merken, Vaß sein Motor nicht mehr richtig arbeitete und sab sich deshalb genötigt, seinen im Wagen befindlichen Handkoffer auf die Straße zu Wersen, um seinen Wagen zu entlasten. Interessant war auch der Anblick auf dem Semmering, wo wir von den 71 Wagen, die vor uns fuhren, 7 wie die Streichhölzer in die Straßengräben gesät sahen. Drei englische große Temuer-Wagen ivaren vermutlich aufeinanderzestapelt. Man erkannte die Wagen außer an ihren Nummern besonders daran, daß ein großer Teil von ihnen die Landessarben in kleinen Waagen trug. Auch an unserem Geläbrt prangten übrigens di« säg "
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