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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.02.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050224025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905022402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905022402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-24
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
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«elfter Irr,Herr v. Friese» und Gräftn Reuttncr v. Wevl — prächtig au» der Umrahmung heraus, dort machten Herr Ober- leutnant Freiherr v. Seebach und Freiin v. Kap-Herr den benel- denSwerten Mittelpunkt für da- unbetvegte Tableau au-. Ein Lxtralob verdienen die Damen und Herren vom Burgunder Hose für di« Sicherheit, mit der «-;»<-> r,^-n» de» Zentrum» den keck«,, versuch, die Hoheit des Staate« über die römisch« Kirche zu,vernicht;». er .erüart zu der Denkschrift » L Kd iZ -4» . »«- > H'Z r» L v . DA ^ ^ « E» 2 Kd L r- 6- d,e roun,U)« «»rche lu^vennchten. er erklärt z»z dex Teukichrm de- deutickzen evangeiischen Kirchenau-schusse» seine freudige Zu stimmung und richtet an den Bnnde-ral. insonderheit an die sächsische E^krrgstrimg. die Bitte, dem -sntrag« de- Zentrum- ^ ,» 0^»»» DWWWMWW^ tiv^lrioso au- sührte^tws"süch^7'BiL'^^ be?eineVH^dnsche,7SerVnadc"e Lortzing» ..H'diii«* für..^riton sprach Herr „Pastor SmUe — sie den höfischen Reigen streng « ieder Form die Genehmigung zu. versage», Der Eva nach der Ordnung schritten. In die „italienisch,^Renattsanst" !!'.^^^unb,z^DreSd«n."^--Nach einem Rezitattv-Arios^ zeigte. Eoddes „Tanzgesellschaft" da- 18. Jahrhundert, dem die rcS nommen batten. Auch hier bestach mkreich , Lande hoch« be- aus kurze Minuten in holdem Verein seslaehalten; von bestricken- ,Vn^> m..V dem Reiz mar namentlich ein Sonderausschiiltt: Frau Baronin ^ Mi« d^e fl,'in?,, lVnniiekl- frl^meniine MantaelaS aus de»,! llble e- an Mitteln, und um diese zu beschaffen, wendet sich dir O'Vorn mit der kleinen Eontteffe Eiemenline MontgelaS aus dem ! i« ^ Schob, dem entzückendsten Kind, da- man sich denken kann.! Evangelische Gesellsclnnt.in Frankreich an die, Svangesis, Rokoko-Hcrrlichkeit ließ da- siebente Bild „Gratulation" -nach Ricci — austauche». Herr Leutnant v. Aivnlbö, ein Tänzer imi- «xcmllt-nae, und Fra» Gräfin TarnowSka. eine wunderschöne Erscheinung, gaben hier nach den Klängen des Menuetts ans „Rigoletto" den bestimmenden Ton an. in den die übrigen Mit- wirkenden dieses Bildes mit vollendetem Geschmack einfielen. Allerliebst nahm sich daneben Schmuhlers „Tanzstunde" auS, die Herrn Oberleutnant d'Elsc, mit den Damen v. d. Busch, v. Staunner, v. Hausen, v. Rocliow. v. Eerrini, v. Miltitz und v. Weber als graziöse Vertreter des Empire ins Tressen führte. Ilebertroffen an Liebenswürdigkeit und Anmut wurde das Empire für gestern abend vielleicht noch von Alt-Wien, das als neuntes Bild eine „Hochzeitsgesellschaft" zu den bildnerischen Genüssen des Abends beisteuerte. Hier ergaben vor allem Frau Maler Fanto, die in dem originellen Kostüm reizend aus'ah. und Herr Haupt- niann v. Hohnhorft. der de» langsamen Walzer anführte, ein treffliches Paar, dem sich die übrigen Gäste mit Vergnügen an- fchlossen. Nach einer Pause von zehn Minuten erschien das lehre Bild, das eine „Schwarzwäloer Kirmes" nach Bantiers ..Tanzpause" sehen lieh, die von Musik und Tanz ungemein tem- peramcntooll belebt war. Das Ensemble, das von dem Hofballett- meister Berger ausserordentlich effektvoll arangiert nmr, ging vorzüglich zuiammen, die einzelnen Figuren nahmen sich, wie die ganze Gruvpe, sehr charakteristisch aus, und das scheinbar regel- loseDurcheinander hinterlies! einen sicheren künstlerischen Eindruck, zumal auch die von Frl. Tullinger einstudierten Gesänge, die die Damen Freiin v. Zchlotheim und Thyra v. d. Decke», sowie Herr Leutnant v. Minckwitz mit Lust und Liebe zum Besten gaben, tadellos glückten. Kein Wunder. daN der Beifall nach diesem Bilde kein Ende nehmen wollte, und das Publikum die Szene am liebsten ein paarmal hintereinander gesehen hätte. Nicht uner wähnt daN' die musikalische Illustration bleiben, die den Bildern in vortrefflicher Weise Mitglieder der Königl. Kapelle unter Herrn Eismanns Leitung angedeihen liehen, und die nicht wenig zu der Wirkung der einzelnen Szenen beitrug. Höchstes Lob und un eingeschränkte Anerkennung verdient die Hingabe, mit der alle Mitwirkenden sich in den Dienst werktätiger Liebe gestellt. Ein schöner Zauber machte alle gut, — Segen sei der Mühe Preis. —* Von heute ist der Fernsprechverkehr zwischen Dresden nebst Nachbar- und Vororten einerseits und den bel gischen Orten Brüssel, Braine-l'Alleud, Braine-le Eomle, Corten- berg, Eourt-St. Etienne. Enghicn, Gembloux, Genappe, Groenendael, Hal. Nioetles, Ooeryssche, Veroiers, Vüvorde, Virginal, sowie Waore andererseits zugclassen. Die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch von drei Minuten beträgt im Verkehr mit Dcrviers 2,50 Mk., im Verkehre mit den übrigen Orte» 3 Mk. Mit Brüssel und Verviers kann auch während der ganzen Nacht, mit Eonrt-Il. Etienne an Werktagen von 9 bis 9>/2 Uhr nachm., mit Genappe, Hal. Vilvorde und Bir- ginal an Werktagen von 9 bis 10 Uhr nachm., mit Brame- le Eomte, Cortenberg, Gembloux, Nivelles und Waore Werk- tags und Sonntags von 9 bis 10 nachm, in Verkehr getreten werden. Zur Nachtzeit sind zunächst nur gewöhnliche Einzel- geipräche zulässig: sie unterliegen den gleichen Bedingungen wie am Tage. —* Am Dienstag abend hielt im Musen Hause der Evangelische Bund einen sehr zahlreich besuchten F a m i k! e n a b e n d ab. Frau Konzertsängerin Hedwig Walk- hosl erfreute durch den Bortrag dreier Lieder für Sopran, während ein ungenannt bleiben wollendes Mitglied des Bundes Goethes „Wanderers Nachllied", komponiert von Rheinberger, künstlerisch vollendet vorirug. Alsdann nahm Herr Pastor Unger von der Dreikömgskirche das Wort zu dem wichtigsten Bor trage deS Abends, über den „sogenannten Toleranzanlrag des Zentrums". Es lei zu wünsche», io etwa führte der Redner ans. daß. wie im Jahre 1900, so auch diesmal wieder der damals zum ersten Male eingebrachte Toleranzantrag abgelehnt werde Wann jemals und wo sei die katholische Kirche tolerant gegen Andersalänbige gewesen? Widerspricht nicht der Begriff der Toleranz gerade allen Grnndlehren des Katholizismus? Der Protestantismus ist tolerant, denn er spricht nicht jeder anderen religiösen Richtung alle Daseinsberechtigung ab. wie dies die katkolische Kirche tut und tun muß. Dies beweist schon die Be- Zeichnung als alleinseligmachende Kirche. Der Zweck des An- träges gehe einzig dahin, jede Aussicht des Staates über die Kirche anszusMießen. »ad fordert ferner volle Bewegungs freiheit iür alle Kirchendiener: entgegenstelwnde Bestimmungen oer Einzelstaatea sollen ihre Gültigkeit verlieren: natürlich, denn die Absicht ist doch die, den Einzug der Jesuiten auch in Sachten zu ermöglichen. Sollte der Zentrumsantrag Gesetz werden, dann wäre dem Drdcns- und Mönchtum Tür und Tor geöffnet. Es ist daher höchste Zeit für alle Evangelischen, energisch gegen den Toleranzanlrag vorzugeben, um unabseh bares Unheil vom Baterlande abznwenden. Dem Redner wurde lebhaftester Beifall der Versammlung zu teil, "und einstimmig kam folgende Resolution zur Annahme: „Ter Evangelische Bund zu Dresden sieht in dem sogenannten Toleranzantrage Deutschland um Hits«. Dem Redner wurde lebhafter Beifall zu teil, und die Versammlung schloß mit gemeinsamem Gesänge de- Liedes: „Brüder, schart Euch um die Fahne." —* Da- Kuratorium de- EtzlnasondS ln Berlin hat wiederum einem lieisige« Teilnehmer am Udtnafrldzuge einen ansehnlichen Geldbetrag,»kommen lasten. — Am 17. d. Mts. hielt die Unteroffiziers-Gesell schaft de» 12. Feld-Art illerie-Regiment» ihr Wlntervergnügen in „Stadt Leipzig" ab. Hierzu hatten sich eine Anzahl Offiziere de- Regiment- und viele Gäste eingcfunden. so daß der aeräumige Saal fast bi- auf den letzten Platz ge füllt war. Nachdem Marsch und Ouvertüre, gespielt von der Kapelle des 48. Feld-Artillerie-Regiments, verklungen, begrüßte der Vorsitzende alle Anwesenden und brachte ein dreifache- Hoch auf de» Regimentschef, Se. Majestät den König, au-. Die Musik spielte die „Sachsenhymne". Hierauf trug die Sänger- abteilung des Trompelerchors des Regiments das Lied ^Hoch- almer Diandeln" von Koschat für Männerchor und zwei Trom peten vor. Ein flottgcspielter Einakter hielt die Anwesenden in fröhlichster Stimmung. Ganz besonderen Erfolg errang die Sänacrschar mit der Aufführung des Walzers „Donau wellen" für Männerchor und Orchester. Ein Radfahrerreigen, von acht Unteroffizieren des Regiments gefahren, fand gleich falls lebhaften Beifall. Ein Ball beschloß das Fest. — Im Verlage der KSnigl. Hosbulbdruckerei von C- C. Meinbolb L- SSbne ist soeben ein neuer bi« >» die tüiigsie Zeit nach vermesinngsamt- Iichen Unterlaaen bearbeiteter Plan von Dre-den erschiene». Die lief kiiigret'enoe» U»iwl»,ungen unsere« Stadtgeblet« belonver« in den Bor- licwlen. die neue» uno umgeänderlen Elrasicnnamen baden ein« gründliche Iliiiardeiiung de« Plane« nolwendig gemachi, welche dt« bekannt» Verlags- firma mit rübnienswerter vz,na»i«keii und Zuverlässigkeit audsübrie. Lee Plan im Mahstad von i : ld voO in bst einem b«>o»v«r< eingedruckten Au«- sch,litte der inneren Stadt im Mahstabe von l : 10 0M> umsaßt sowohl die 'itmilichen niinmekr einverleidten Vorort« Dre«denS al« di« niichftiiegeuden O< tichasten und da« alle« in Wickler gewisienbasier Au«stibr»ng, daß der selbe nicht nur »em Fremden, sondern oor allem den Einheimischen zum Gebrauche im Geschiislsicben al« »er oriiktlschil« und zuuerickssigkir emvloblen werden kann. Der Preis von 7k Psg. mit Llrahrnverzrichni« ist sehr niedrig zu nennen. —* Pott, eiberick, t. 23. Februar. In einem Hotel in der Allstabt ve,'chlrd gestern rin aus Böhmen stammender Dach- deckermeister infolge eines Herz sch tag». — In einem Scknver- muisai'salle erhängte sich gestern in der Antonstavt ein 86 Jahre alter Piivakns. — Am 13 d. M. hat ein Unbekannter bei einem Händler in der Ziegellttaßk sieben gebrauchte Zint - platten iLsthogravhiei unter oeldächtigen Umstände» zum Kauf angrbvten und dann im Stiche gelassen. Sie können bei der Ktiminalabteitung. Schießgasse 7. 1.. Zimmer 29, besichtigt meiden. —* Gestern abend entstand in einer Wohnstube im zweiten Stock des Grundstücks Lüttichau st raße 34 durch Explosion einer brennenden Petroleumlampe ein Brand, durch den eine Anzahl Möbel, Wäschestücke usw. beschädigt wurden. Die Feuerwehr kam, da die Gefahr schon von den 'Bewohnern be seitigt war, nur kurze Zeit in Tätigkeit. -* Aus dem Bahuhose Pirna ist gestern von dem dort '^7 Uhr abeuds eintrrsseilden Diesdner Vvrottzuae eine Frau tödlich überfahren wvtden. Ter Name der Verunglückten, dir vorzeitig von dem noch im Gange brsindsichen Zuge abge- sprungen sein soll, konnte noch nicht festgestellt werden. —* In der Nackt znm Sonntag verübten 7 junge Leute aus der Strecke zwilchen Mügeln und W e eienstein einen groben Eisenbahnfrcoel, indem sie Warnung-- und Signalta'eln hkiauS- wttchtklkn und in dir Muglitz warfen, eine kleine Lori den E.ien- bahndanlm di»uiikrrstüizten. Gurlenzänne zerstörten ulw. Die Täter. Angehörige eines Fußballklubs, sind ermittelt worden. —* Vor einer stattlichen Zahl von Ehrengästen, sowie Mit gliedern der Fleischer-Jnnung fand gestern nachmittag in Leipzig die Eröffnungsfeier der Deutschen Fleischerschuie im oberen Saale des Schlachthos^RestanranIs statt. Nach allge meinem Gesänge der Versammlung hielt der JnnungS-Ober- meister Herr Vogel die Eröffnungsansprache. —* Ein gräßlicher Unglückssall. dem zwei Menschenleben z»m Opfer fiele», ereignete sich gestern vormittag "«12 Uhr in der der Stadt Zittau gehörenden JonSdorferMübisteinsabrlk. In dem Sleinbniche war ein Schuß stecken geblieben, in dessen Nähe um die angegebrne Zeit ein/zweites Loch gebohrt wuide Bei der Anbringung des zweiten Bohrloches ist nun vermutlich der alte, nicht loSgeäangenr Schuß eischüttert und zur Entladung gebracht worden. Die Sretnbcecher Gustav Rudolph auS Ions- vorf und Kellner au» Lichirnwaide waien sofort tot. Rudoivb war durch die losgesvreugirn Steinmassen gräßlich verstümmelt woiden. Dir Eingeweide lagen bloß, ein Bein war vom Rumvfe getrennt. Kettner war durch die Gewalt de- Schusses rückwärts geschleudert worden und hatte am Kopse schwere Verletzungen erlitte». DaS Gesicht war völlig zerfleischt Die beiden Ver unglückten sind verheiratet. Rudolph war 35 Jahre alt und Vater von 5 Kindern. Kettner stand edensaUS In den dreißiger Jahren. Cr war erst seit kurzem verheiratet, der Ehe ist ein Kind ent sprossen. läge ruhte: erst dahinter konnte ich die Steinmauer erreichen. Aus der nach innen liegenden Seite des Gelasses befand sich ein Waschtisch und eine dicke Tür von Eichenholz, in der ich eine zum Herernrelchen der Nahrung bestimmte Oestnung bemerkte, sowie einen schmalen, mir einer Glasscheibe und außen mit einem Schieber versehenen Spalt: das war der „Judas", durch den man den Gefangenen jeden Augenblick ausspähen konnte. Tie Schildwache, die draußen iin Gange stand, zog den Schieber bäusrg aut und schaute herein: man hörte cs am Knarren der Stiesel, wenn sie zur Tür schlich. Ich wollte zu ihr sprechen: La nahmt das Auge, das ich durch den Türschlitz sehen konnte, einen Ausdruck des Schreckens an und der Schieber wurde sofort hernnlergelassen, doch nur, um nach ein oder zwei Minuten wieder verstohlen geöffnet zu werden: aber ein Wort der Erwiderung konnte ich von der Schildwache nicht erhalten. Völliges Schweigen herrschte ringsum. J-ch zog meinen Schemel zum Fenster und schaute auf daS kleine Stück Himmel, das sichtbar war: ich laulchte auf irgend e>nen Ton von der Newa oder von der jenseits liegenden Stadt her, aber es war vergeblich. Bon dieser Totenstille fühlte ich mich bald bedrückt und versuchte zu singen, erst leist und dann lauter und immer lauter. „Muß ich, Liebe, Dick aus immer lallen." sana ich aus meiner Liebltngsoper. Glinkas „Ruslan und Ludmila". „Herr, bitte, singen sie nicht," lieh sich eine tiefe Stimme durch die größere Türöffnung vernehmen. „Ich will singen uiid werde es auch." „Sie dürfen nicht." „Ich will trotzdem singen." Dann kam der „Oberst", dem die polttiichen Gefangenen cmvertraut waren, und suchte mir vorzustellen, daß ich nicht singen sollte: man müßte es dem Fesw.iaSkominandanten melden, und was er noch alles vocbrachte „Aber meine Luftröhre wird sich ver stopfen und meine Lunge veröden, wenn ich nickt sprechen und nickt singen darf." wan ich ein. „Sie sollten lieber leise singen, mehr nur für sich," sagte der alte Oberst säst in bittendem Tone. Doch es war alles umsonst. Nach ein paar Tagen hatte ich jede Lust zu singen verloren. Ich wollte es aus Grundsatz tun, eS hals aber nichts. ...... .. . . , . „Die Haupttache ist. sagst ick zu mir, „daß mein Körper kräftig bleibt. Ich will nicht krank werden. Stelle ich mir vor. ich mußte aus einer arktischen Erpedition «in paar Jahre in einer Hütte im kernen Norden weilen! Ick will mich fleißig üben, praktische Gymnastik treiben, und mich von meiner Umgebung nicht überwältigen lassen. Bon einer Zimmerecke zur anderen sind schon zehn Schritte. Mache ich die einhnndertsüinzigmal, so bin ich schon eine Werst sttwa lausend Meters gegangen." Ich beschloß, jeden Tag sieben Werst — etwa sieben Kilometer oder eine Melle — zurückzulcgen: zwei am Morgen, zwei vor Tisch, zwei nach Tisch und eine vorm Schlafengehen. „Wenn ich zchn Zigaretten auf den Tisch lege und jedesmal, wenn ich vorbeikomme, eine umdrehe, so werde ich leicht die dreihundert Male, dst ich auf und ab gehen muß, zählen. Ich muß schnell auSschreiten. aber, um nicht schwindlig zu werden, mich langsam umivenden und mich dabei immer nach einer anderen Seite drehen. So dann will ich täglich zweimal mit einem schweren Schemel Frei übungen ciussührcn." Ich hob ihn an einem Beine empor und hielt ihn mit gestrecktem Arme. Ich drehte ihn wie em Rad. und bald lernte ich ihn über meinem Kopf, hinter dem Rücken und zwischen meinen Beinen hindurch von einer Hand zur andern werfen. Wenige Stunden nach meiner Verb-rinaung in- Gefängnis kam der Oberst und bot mir ein paar Bücher an. unter denen ich auch einen alten Bekannten und Freund von mir, LewcS' Physiologie, in russischer Uebersetzung, fand. Leider fehlte aber der zweit« Band, den ich besonders gern noch einmal gelesen hätte. Natürlich bat ichum Papier. Feder und Tinte, doch schlug man mir meinen Wunsch rundweg ab. Feder und Tinte erhält man in der Festäng nur aus besondere Erlaubnis des Kaisers selbst. Unter dieser erzwungenen Untätigkeit litt ich sehr und fing, um ihr zu entgehen, an. im Kopf« eine Reibe Volks- tümlicher Erzählungen über Stoffe aus der russischen Geschichte, etwa in der Art von Eugen SueS „Mystsres du Peupst , aus zuarbeiten. Ich entwarf die Verwicklung, di« Schilderungen, die Zwiegespräche und vrrstichte. das Ganz« vom Anfang bis »um Ende im Gedächtnis sestznhalten. Man kann sich leicht denken, wie anstrengend eine solche Arbeit gewesen wäre, hätte icy sie länger als zwei oder drei Monate sortsetzen müssen. Aber mein Bruder Alexander verschaffte mir Feder und Tinst. So konnte ich arbeiten! Jetzt wäre ich kaum im stände, dem übergucllenden Gefühle der Erlösung Ausdruck zu geben, das ich bei der Möglichkeit, wieder schreiben zu dürfen, empfand. Gern hätte ich mich bei Wasser und Brot im feuchtesten Keller loch einschließen lassen, wenn ich nur arbeiten durste. UsbriaenS war ich der einzig« Gefangene, dem man Schreibmaterialien überließ. Verschieden« von meinen Kameraden blieben drei Jahre und noch länger in Last, ehe der berüchtigt« Prozeß der „einhundertdreiundneunzig" staltfcmd, und sie mußten sich sämt lich mit Schiefertafeln begnügen. Natürlich war in der traurigen Einsamkeit auch die Schiefertafel willkommen, die sie zu schrift- lieben Hebungen bei ihrem Studium fremder Sprachen oder zur Lösung mathematischer Aufgaben benutzten, aber wie -old war das Geschriebene wieder auSgrlöschtt ^ —* V»»»»» ««««» vr«»»,rr, ». «r»h«, „tz Zu Beginn der heut,gen, wieder tahlreich ve'jHk" Sitzung bz- merkt der Vorsitzende, Landger>cht-d»r«kt»r Ab«e: Der >«L«. Hildebrandi begab sich eine« Tage» auf Empfehlung de« An- geklagten Fitzner nach Radebeul zu dem dort wohnend«« Agenten Frey. Er stellte sich al« Generalbevollmächtigten de» Freiherr« v. Grabow vor. Letzterer fei «in sehr r«»ch«r Man«: «r habe vor kurzem «ine Villa tn der Löhnitz gekauft und brauche auizen- blicklich etwa- bare« Geld. Er übergab dem Fr«» ein Ahapt über 4000 Mark mit dem Versprechen, ihm für Unter-,inanna de» Akzept- 500 Mark Provision zu geben. Wenn Ibk» Man sofort bar gezahlt werden, so könne der Restbetrag au- Ware« bestehen. Frey verlangte Äu-kunst über v. Grabow: dies«, mir die Au-kunsstlen T. Richter und „Ereditresorm" in Berlin lauteten in der bekannten glänzenden Weis«. Frey gelang «D aber trotzdem nicht, das Akzept unterzubrinaen: er gab daher diese« an den Angeklagten Schreiber. Hildebrandi ließ di« Auskünfte in 10 bl« 12 Exemplaren vervielfältigen. EL wird sestgestellt, daß der Aufenthalt de» Frey nicht ermittelt werden könne. Frey sei vor einiger Zeit bestraft worden. — T)«r Angeklagte Schreiber gibt zu, dir Akzepte zweck» Unterbrin gung übernommen zu haben. Er Hab« sein Vermögen verloren und beschäftige sich nunmehr mit der Unterbringung von Hypo theken. — Vorsitzender: Sie sind auch zweimal ausgepsändet worden und haben den OssenbarungSeid aeleistet? — Angekl. Schreiber: Jawohl. — Vors.: ES gelang Ihnen aber nicht, die Wechsel unterzubrinaen? — Angekl. Schreiber: ES gelang »»r, zunächst einen Wechsel über 1000 Mark bei einem Agenten Kenne in Dresden unterzubringen. Dieser gab dafür 800 Mark, und ich erhielt von Hildedrandt 100 Mark <u- Dar- lebn. — Vors.: Verlangte nicht Kenne vorher. Sie sollen sich erkundigen, ob v. Grabow wirklich 55 000 Mark bar für die Villa ungezählt hat? — Angekl. Schreiber: Jawohl. — Vors.: Sie berichteten auch an Kenn«, daß v. Grabow wirklich bäOOO Mark in bar für die Villa angezahlt Hab«? — Angekl. Schrei ber: Jawohl: ich nahm an, daß das, wa« mir Hildebrandt sagte, richtig ist. — Bors.: Nach einiger Zeit übergabm Sie dem Kenne ein zweite- Akzept von v. Grabowt über 1000 Mark? Sie sagten Kenne: Der Baron erhalte in nächster Zeit «ine Biertclmillion au-aezahlt, er befinde sich aber in augenblick licher Geldverstgcnyett? — Angekl. Schreiber: Da- sagte mir Herr v. Grabow. — Bors.: Kenne gab Ihnen 500 Mark mit dem Bemerken, er werde Ihnen in einigen Tagen noch 800 Mark geben. Die- ist auch geschehen? — Angekl. Schreiber: Jawohl. — Bors.: Diese 300 Mark lroben Sie sich behalten? — Angekl. Schreiber: Nein, ich hatte die 300 Mart nur in Ver wahrung, ich habe da- Geld schließlich an Hildebrandt ab geliefert. — Vors.: Dies« beiden Wechsel sind nicht bezohlt worden? — Angekl. Schreiber: Nein. — Angekl. Hiide- brandt: v. Grabow brauchte zweck- Ausstaffierung der Billa schleunigst Geld Er Hab« sich deshalb auf Empfehlung Jitzner« an Frey gewandt. Frey habe die Akzepte an Schreiber gegeben. Da chm die Verhältnisse Schreiber» bekannt waren, so yao« er sich sofort zur Polizei begeben und dort gefragt, was zu machen sei, um die Akzepte berauSzubekommen. Auf der Polizei habe man ihm bedeutet, daß er nur auf Herausgabe der Wechsel die Zivilklage anstrengen könne. Schreiber habe ihm nach erniger Zeit 700 Mark gebracht mit dem Bemerken: Er habe von Kenne 800 Mark bekommen. 100 Mark müsse er sich für ge habte Unkosten abzichen. Schreiber hatte sich schon vorher 30 Mark geben lassen. Er ersuchte ihn, ihm noch ein Darlehn von 200 Mark zu heben, da er morgen seine Miete bezahlen müsse. — Angekl. v. Grabow: ES muß noch viel mehr gegeben wor den sein, denn ich bekam für dies Akzept über lOOo Mark nur etwas über 200 Mark. (Heiterkeit im Zuhörerraum.) — Vors.: Geben Sie zu, daß Sie dem Frey falsche Auskunft über die Verhältnisse des v. Grabow gegeben haben? — Angekl. Hildebrandt: Frey fragte mich, oo irgendwelche Gefahr vor handen sei. Daraus versetzte ich: ES liegt keinerlei Gefahr vor, der Herr Baron ist jederzeit in der Lage, den Wechsel era- zulösen. — Vors.: Sie wußten doch aber ganz genau, daß da« nicht der Fall war? — Angekl. Hildebrandi: Ich nahm an, daß v. Grabow schließlich eine Erbschaft machen werde. — Vors.: Wir haben doch gestern genau sestgestellt, daß davon keine Rede sein kann. — Angekl. tzildebranvt: Ich glaubt« die» aber. — Von,: Schreiber brachte nun noch ein -weist- Akzept über 1000 Mark bei Kenne an? — Hildebrandt: Jawohl: donir brachte Schreiber 500 Mark mit dem Bemerken: in einiger Zeit werden noch 300 Mark gezahlt werden. Die 300 Mark brachst auch Schreiber nach einiger Zeit. — Angekl. y. Grabow bemerkt auf Belagen de- Vorsitzenden: er sei wegen des zweit«» Akzepte- mit Schreiber bei Kenne gewesen. Er bestreite, daß er gesagt habe: er werde nächsten» eine Vierstlmillioy be kommen. Es wird danach der Privatier Kenne (Dre-den) als Zeuae aufgerufen: Er mache sonst keinerlei Geldgeschäfte. Schrei ber >ei ein alter Duzfreund von ihm. Da die Auskünfte über er die Wechsel v. Grabow überaus glänzend waren, so habe diskontiert, um Schreiber einen Gefallen zu tun. Er habe Schreiber beauftragt, sich genau zu erkundigen, ob v. Grabow wirklich 55 000 Mark bar für die Villa in der Loßnitz anae- zahlt habe. Schreiber kam mit der Versicherung zuruck: Er habe auf dem Gemeindeamt die Auskunft erhalten, daß 55000 Mark bar angezahlt seien. Al» ihm das »weite Akzept über 1000 Mark präsentiert wurde, waren Hildebrandt, v. Grabow und Schreiber bei ihm. Auf seine sdes Zeugen! Frage, ob der Wechsel auch rechtzeitig werde eingelöst werden, jaote Hüde- brandt: Darauf können Sie sich schon verlassen, oer Herr Baron bekommt am 1. Oktober eine Äiertelmillton. — Vors.: Was sagte v. Grabow dazu? — Zeuge: Dieser sagte gar nichts. — Vors.: v. Grabow bat stillschweigend zugesttmmt? — Zeuge: Jawohl. — Vors.: Auf den zweiten Wechsel haben Sie zunächst nur 500 Mark an Schreiber gezahlt? — Zeuge: Das ist nicht wahr, ich habe sofort 800 Mark gezahlt. — Angekl. Schreiber bestreitet, dem Zeugen die erwähnte Auskunft von dem Gemeindeamt gegeben zu haben. — Angekl. Hildebrandt bestreitet, jemals in der Woh sein. — Der Z« Sie haben die ^ . . nicht bezahlt worden. — Auf Befragen des Verteidigers Rechts anwalts Giese gibt der Zeuge zu, daß er vor etwa zehn Jahren Geschäfte mit Kavalier-Wechjeln gemacht und zu dieser Zeit auch wegen Wuchers in Untersuchung gewesen sei. Der Zeuge gibt ferner aus Befragen des Verteidigers zu, daß er noch immer mit Schreiber freundschaftlich verkchre. — Der Verteidiger fragt den Zeugen über ein vor mehreren Jahren mit einem Poft- direktor gemachte» Geldgeschäft. — Der Angekl. Schreiber will dabei dem Gedächtnis des Zeugen zu Hilfe kommen. Der Zeuge bemerkt darauf in erregtem Tone: „Dielen Postdirektor hast Du betrogen!" (Große Heiterkeit im Zuhörerrau«.) — ES soll nun Frau Morbach (Berlin) al» Zeugin vernom- men werden. — Vertreter der Staat-anwattschast GerichtSaffeffor Dr. PapSdors: Ich muß zunächst bemerken, daß Frau Mor bach in Gemeinschaft mit dem Angeklagten Schreiber wegen Heiratsschwindeleien m Untersuchung gewesen ist. 1S01 wurde Frau Morbach in Steglitz bei Berlin, woselbst sie sich als von Morbach ausgegeben hatte, unter dem Verdacht der staprlei verhaftet. Ich weiß allerdings nicht, wa» an- dieser Lache geworden ist. Ich lege die Polizeiakten vor. — Verteidiger Recht-anwalt Giese: Ich verzichte aus die Zeugin. — Dieselbe Er klärung gibt der StaolSanwalt ab, eS wird danach von der Ver nehmung der Frau Morbach Abstand genommen. — E« wird tausch Privatier Enno v. Oertzen (Dre-den) al- Zeuge vernommen. Er sei Generalagent der Versicherungsgesell- schaff „KoSmoS" gewesen. Hildebrandt habe ihn einmal ersucht, dem v. Grabow 4000 Mk. gegen Akzept zu leihen, v. Grabow wolle sich auch bei chm versichern lassen. Da die Au-künftr über v. Grabow von S. Richter und „Ereditresorm" sehr günstig lauteten, sei er aus da- Geschäft eingegangen und habe v. Grabow ärzt» lich untersuchen la sen. Inzwischen habe er aber von der Aus kunftei Schimmelpseng seyr schlechte Au-knnst über v. Grabow erhalten, er habe daher im letzten Augenblick alle weiteren Ver handlungen abgebrochen. Vorsitzender: Haben Sie durch biese» Gejchäft Schaden gehabt? Zeuge: Nur 10 Mk. für dir ärztliche Untersuchung. — Vorsitzender: Dieser Fall steht nicht zur An- klag«, er ist bloß illuatrancli oau,» herangezogen worden. Ach schlag« vor, auf die weiteren Zeugen, die über ähnliche Fälle au-iag«n sollen, zu verzichten. — Staatsanwalt und Vertbeidiaer erklären sich damit einverstanden. — Nachdem v. Grabow dt« Villa in Besitz genommen batte, wurde seine Geldverlegenheit erst recht groß. Hildebrandt ließ sich deShcilb von v. G-abow «in Akzept über 4000 Mk. au-stellen. Damit beaab er sich, in D»meinschaff
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