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Preußen vertrieben, etwas gegen die Höhe hinauf in eine Linie mit ihren Batterien. Das Gehölz über Sadowa ward tapfer behauptet, und das zwischen Sadowa und Benatek, voll von Schützen, hemmte den Fortschritt der 7. Division. Aber General Fransecky, welcher diese Division common- dirte, war nicht leicht aufzuhalten; er sandte seine Infanterie gegen das Gehölz und wandte seine Artillerie gegen die österreichischen Batterien; die 7. Division begann ein Feuer gegen das Gehölz, konnte aber damit keinen Eindruck hervorbringen, da der Feind hinter den Bäumen gedeckt war, dann aber ging sie mit dem Bayonnet drauf. Die Oesterreicher wollten nicht weichen, sondern erwar teten das Handgemenge, und in dem Gehölze über Benatek ward einer dec heftigsten Kämpfe ausge fochten, welche fe ein Krieg gesehen hat. Das 27. preußische Regiment ging mit etwa 3000 Mann und 90 Offizieren hinein und kam auf der andern Seite heraus mit nur 2 Offizieren und etwa 3- oder 400 Mann auf den Beinen, alle übrigen waren todt oder verwundet. Auch die andern Regimenter haben viel gelitten, doch nicht in gleichem Maße; aber das Gehölz war genom men. Die österreichische Linie war nun auf beiden Flanken zurückgeschlagen, aber ihr Commandeur bildete eine neue Schlachtlinie etwas höher an den Hügeln hinauf um Lipa und immer noch das Ge hölz behauptend, welches oberhalb Sadowa liegt. Dann wurde die preußische Artillerie über die Bistritz gesandt und begann auf die neue Aufstell ung der Oesterreicher zu feuern. Zur selben Zeit wurde v. Rauch von General Herwarths Avantgarde allmählig gegen die öster reichische Linke vorgehen gesehen, denn sie hatte in Nechanitz, einem Dorfe etwa sieben Meilen ab wärts von Sadowa an der Bistritz, eine Brigade von sächsischen Truppen angetroffen mir einiger österreichischer Kavallerie, und trieb sie gegen die Position von Lipa, indem er in solcher Richtung folgte, daß es schien, als ob er die linke Flanke der Oesterreichcr umgehen würde. Aber der öster reichische Commandeur schien entschlossen, seine Po sition zu behaupten, und schwere Massen von In fanterie und Kavallerie waren auf dem Gipfel d'er Hügel zu sehen. Um diese Zeit führte die österreichische Artillerie ein glänzendes Feuer aus, und um 1 Uhr konnte die ganze preußische Schlachtlinie keinen Boden mehr gewinnen und mußte hart kämpfen, um nur ine einmal gewonnene Position zu halten. Einmal schien es sogar, als ob sie dieselbe aufgeben würde, da ihre Kanonen durch das österreichische Feuer demontirt waren, in dem Waldgrunde das Zünd nadelgewehr keine freie Bahn fand und das Jn- fanteriegefecht ganz gleich stand. Da schickte Prinz Friedrich Karl die 5. und 6. Division vor. Diese legten ihre Helme und Tornister ab und rückten an den Fluß vor. Der König war in der Nähe von Bistritz, und die Truppen jubelten ihm laut zu, als sie in die Schlacht zogen. Sie gingen über die Sadowa-Brücke und verschwanden "im Walde. Bald verrieth das stärker werdende Gewehrfeuer, daß das Gefecht begonnen hatte, aber die öster reichischen Kanoniere schleuderten Salve auf Salve zwischen sie hinein, und sie brachten das Gefecht kaum einige hundert Schritte vorwärts, denn sie fielen selbst zurück und konnten den Feind nicht er reichen. Nicht nur die Granatsplitter flogen unter sie hin, Tod und Wunden in ihre Reihen schmet ternd, sondern auch die Neste und Splitter der Bäume, zerrissen von den Geschossen, flogen häufig umher und verursachten sogar noch schrecklichere Verwundungen. Auch General Herwarth auf der Rechten schien gehemmt zu sein. Der Rauch seiner Geschütze, welcher bis dahin beständig avancirt hatte, stand für eine Zeit lang still. Fransecky's Leute konnten nicht vorgeschickt werden, um das Sadowaer Gehölz anzugreifen, denn sie würden sich ausgesetzt haben, von hinten her beschossen zu- werden durch die Ar tillerie auf der Rechten der österreichischen Linie vorwärts von Lipa. Alle Artillerie war engagirt, außer acht Batterien, und diese mußten zurückge halten werden für den Fall einer Niederlage, denn zu einer Zeit schien das Feuer im Sadowaer Ge hölz und das der preußischen Artillerie auf dem Abhange beinahe, als ob es gegen die Bistritz zurückginge. Die erste Armee war jedenfalls ge hemmt in ihrem Vormarsche, wenn nicht wirklich zurückgeschlagen; da begannen die preußischen Ge neräle ängstlich nach der Linken aufzuschauen, nach der Ankunft des Kronprinzen. Einige österreichische Kanonen sah man gegen die preußische Linke feuern, und man hoffte, sie möchten gegen die Vorhut der zweiten Armee gerichtet sein; aber um 3 Uhr war noch kein Anzeichen da, daß preußische Kolonnen gegen Lipa vorrückten. Die Generäle wurden ernst lich besorgt und zogen die Infanterie aus dem Gefecht; Kavallerie wurde ebenfalls zusammenge zogen, so daß sie bereit war zum Verfolgen der Oesterreicher oder um deren Verfolgung aufzuhalten, und der General von Voigts-Retz ging selbst, um nach der zweiten Armee zu sehen Aber er kehrte bald zurück und brachte die Nachricht, daß der Kronprinz seinen Angriff auf Lipa formire und daß die Kanonen auf der österreichischen Reckten gegen seine Truppen gefeuert hätten. Dann faßte