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Dre Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866. (Mit Abbildung.) Den 2. Juli 1866 machte Prinz Friedrich Karl Bei Tagesanbruch hatten die Truppen ihre von Preußen mit der ersten Armee, zu Kamiutz Halt, sowohl um dem Kronprinzen Zeit zu lassen, nach Miletin aufzurücken, einer Stadt, welche eine Meile östlich von Kamnitz liegt, als auch, um Nach richten über die Bewegung der Oesterreicher einzu ziehen. Denselben Nachmittag sandte er zwei Offi ziere aus, um über Horzitz hinaus zu recognosciren. Beide stießen auf Oesterreicher und mußten fechten und scharf reiten, um ihre Nachrichten sicher hcim- zubringen. Major v. Ungar, welcher, von einigen Dragonern escortirt, sich gegen Königgrätz gewandt hatte, stieß, noch ehe er den kleinen Fluß Bistritz erreichte, über welchen 'die Straße von Horzitz nach Königgrätz, etwa mittewegs zwischen beiden Städten, läuft, auf eine starke Abtheilung österreichischer Ca- vallerie und Jäger. Ein Zug Reiter machte so gleich einen Anfall auf ihn, um ihn zü fangen, und er und seine Dragoner mußten um ihr Leben reiten. Die Oesterreicher verfolgten sie und die bestbe- ritteNen holten die Preußen ein, doch nicht in hin reichender Zahl, um sie aufzuhalten, und nach einem laufenden Geplänkel, in welchem v. Ungar einen Lanzenstoß in die Seite erhielt, der seine Kleider zerriß, ohne ihn weiter zu verletzen, kam diese Re- cognoscirungs-Patrouille glücklich zu den Vorposten ihrer Armee. Mehr zur Rechten fand der andere recognoscirende Offizier die Oesterreicher ebenfalls in bedeutender Stärke und mußte- sich eiligst zurück ziehen. Auf die Aussagen dieser Offiziere und an dere Rapporte hin beschloß Prinz Friedrich Karl anzugreifen; ebenso sandte er den Lieutenant v. Nor- mann mit einem Briefe an den Kronprinzen, der ihn ersuchte, am nächsten Morgen von Miletin vor wärts zu dringen und die Oesterreicher in der rechten Flanke anzugreifen, während er sie in der. Fronte angriffe. Es war zu befürchten, daß die österreichischen Cavallerie-Patrouillen, welche um herschwärmten, den Adjutanten aufhalten und den Brief abfassen würden; aber v. Normann vermied sie glücklich, kam um 1 Uhr Morgens im Haupt quartier des Kronprinzen an und um 4 Uhr wie der zu Prinz Friedrich Karl zurück, um demselben das Versprechen von der Mitwirkung der zweiten Armee > zu überbringen. Wäre dieser Adjutant auf seinem Wege nach Miletin gefangen oder getödtet worden, so wäre dies wahrscheinlich für den Aus gang des ganzen Feldzuges von großer Bedeutung gewesen, denn auf jenem Briefe beruhte zum qroßen Theile der Ausfall der Schlacht. Positionen zum Angriff eingenommen. Die Haupt maste der Armee war zu Milowitz, einem Dorfe auf dem Wege von Horzitz nach Königgrätz, die 7. Division unter General Fransecky war zu Cesch- witz auf der linken und die 4. und 5. Division in den Dörfern Brislau und Pfauch auf der rechten, während General Herwarth v. Bittenfeld mit dem 8. und einem Theil des 7. Armeecorps nach Neu- bidschau auf die äußerste Rechte gesandt wurde, etwa zwei Meilen von Milowitz. Etwa um 4 Uhr begann die Armee zu avanciren und marschirte langsam das leicht steigende Gelände hinauf, welches von Milowitz nach dem Dorfe Dub führt, eine Meile weiter gegen Königgrätz hin. Das Getreide lag naß und vom Regen niedergedrückt auf dem Boden. Die vorschwärmenden Tirailleurs kamen behende hindurch, aber die in geschlossenen Colon- nen folgenden Truppen macschirten mit Mühe über die niedergetretenen Ernten, und die Bespannung der Artillerie hatte tüchtig zu arbeiten, um die Räder der Geschütze durch den weichen, klebrigen Boden zu schleppen. Um 6 Uhr war die ganze Armee nahe an Dub herangekommen, aber es wurde nicht erlaubt, den Gipfel der Abdachung zu ersteigen, denn der Höhenzug, worauf Dub steht, hatte alle ihre Bewegungen verdeckt und die Oester reicher konnten nichts von den Truppen sehen, welche hinter dem Gipfel aufmarschirten; ja sie konnten glauben, daß von den Preußen höchstens nur die gewöhnlichen Vorposten nahe wären, denn die Cavällerie-Vedetten, welche über Nacht vorge schoben waren, blieben auf dem Gipfel det Hügel kette ruhig stehen, als ob hinter ihnen weiter gar nichts vorfiele. Von dem Gipfel der leichten Er höhung, worauf Dub steht, senkt sich das Terrain sanft herunter zu dem Flüßchen Bistritz, welches den Weg in dem Dorfe Sadowa überschreitet, etwa eine Viertelmeile von Dub. Mw Sadowa hebt sich das Terrain wieder jenseit der Bistritz und gegen das Dorf Lipa hin, welches bemerklich wird durch seinen Kirchthurm, der auf einem leichten Hügel steht, etwa 40 Minuten von Sadowa. Wer diesen Morgen auf dem Gipfel des Höhenzuges gestanden, hätte Sadowa abwärts liegen sehen mit seinen hölzernen Bauernhäusern zwischen Baum gärten und mehreren Wassermühlen darunter. Aber diese arbeiteten nicht, denn alle Einwohner waren auSgetrieben worden, und die weißen Röcke hier und da zwischen den Häusern waren nicht Kittel