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schule ist. Damals kaufte er von Niemandem an ders Obst, als von mir." — „Hat er denn immer richtig bezahlt?" — „O ja, doch die Suppe wird kalt werden." — „Siehst Du, daß Du ein schlechtes Gedächtniß hast, und keine Ordnung in Deinen Büchern hältst, Du kennst den Kaiser nicht, ich bin Bonaparte und habe Dich aufgesucht, um meine Schulden zu ^bezahlen." Der Begleiter erhielt einen Wink und zog eine Rolle Goldstücke hervor. Fünfzehnhundert Franken wurden der Frau auf den Tisch gezählt, die ohnmächtig zu Napoleons Füßen lüg. — „Man gebe Befehl," sprach der Kaiser, „daß dieses Haus sogleich niedergerissen werde und auf der Stelle ein neues entstehe, das meinen Namen führe, Du bleibst die Besitzerin die ses Hotels und an keinem andern Orte werde ich wohnen, so oft ich nach Brienne komme. Deine Kinder bleiben unter meinem Schutze." In dec That wurde die Tochter der Obsthänd lerin sehr anständig versorgt und der Sohn wurde auf Kosten des Kaisers in derselben Militärschule erzogen, worin Napoleon seine Bildung erhielt. Wie gut es ist, wenn man Zeichnen gelernt hat. Vor nicht langer Zeit ereignete sich in London ein sonderbarer Vorfall, wobei ein sehr gewandter und frecher Dieb dennoch überlistet wurde. Ein unverbeiratheter alter Herr, der namentlich als Karrikaturzeichner ganz Vorzügliches leistete, hatte an beiden Füßen die Gicht und zwar in so hohem Grade, daß er nicht gehen konnte und sich in sei nem Räderstuhl aus seinem Zimmer hinein und heraus fahren lassen mußte. Ein wohlbekannter Vagabund, der dies wußte, lauerte die Gelegenheit ab, wo der Kranke seinen Diener mit einem Auf trage aus dem Hause schickte. Aus der Hausflur gelangte man unmittelbar in die Küche, durch welche der Vagabund eintrat und die Treppe hinauf ging, wo er, wie er erwartete, den Herrn ganz allein und hilflos antraf. „Es thut mir sehr leid, Sie in einer solchen Lage zu sehen," sagte der Schelm. „Sie können sich nicht rühren und der Diener ist ausgegangen." Der Herr stutzte. — „Es ist un verzeihlich, Sie so allein zu lassen, denn sehen Sie, was die Folgen davon sind. Ich nehme mir die Freiheit, diese Uhr und Kette von dem Tische zu entfernen und in meine Tasche zu stecken, indem ich bemerke, daß die Schlüssel hier liegen, so werde ich diese Schubfächer aufschließen und sehen, ob etwas für mich darin ist." — „Ich bitte, langen Sie zu," entgegnete der Herr, welcher wohl wußte, daß er ihü nicht hindern konnte. Der Dieb ver lor keine Zeit. In dem Eckschranke fand er das silberne Tafelgeschirr und viele andere Dinge, die ihm zusagten, und ehe zehn Minuten um waren, hatte er sein Bündel zusammengepackt, machte dem Herrn eine tiefe Verbeugung und zog ab, Der Herr hatte jedoch die Gicht nur in den Füßen und nicht in den Händen, war mittlerweile nicht müssig gewesen, sondern hatte mit dem Bleistift auf ein, neben ihm liegendes Blatt das Gesicht des Spitz buben gezeichnet. Als der Diener zurückkehrte, schickte er ihn mit der Zeichnung und einem Be richt über das, was vorgefallen war, nach dem Polizeibureau. Das Portrait wat so sprechend ähnlich, daß der Dieb, sofort erkannt und verhaftet wurde, ehe er noch Zeit gehabt, einen einzigen Gegenstand zu verkaufen. Zwei Stunden später wurde er dem Herrn vorgeführt, recogniscirt, das bei ihm vorgefundene Eigenthum beschworen, und ehe noch 6 Wochen um waren, nach dem Gefäng- niß Botany-Bai abgeführt. I' Der Hausfriede eines Wiener Ehepaars wurde fast beständig durch die zänkische Gemüthsart der Frau gestört. Einst sagte sie zu ihm ungewöhnlich freundlich: „Schau, hast's wohl ganz vergessen, dös. wir den 11. d. M. 25 Jahre verheirathet sind ? Wir sollten doch unsere silberne Hochzeit halt feiern." „Jh dächt" — erwiderte er nach kurzer Pause: „wir ließen's halt sein, bis no fünf Jahre ver gangen sind, dann können wir allweil feiern den dreißigjährigen Krieg." In einer Assemblee verspielte ein gewisser Graf, der sehr verschuldet war, große Summen. Einer der ihm zusah, sagte zu einem andern: Sehen Sie, wie der Graf wieder hineinreitet? — Das ist wohl wahr, erwiderte dieser; aber er reitet auf Mieth- pferden. Die schont man denn eben nicht. Böses Beispiel. Ein Stutzer trat mit einer brennenden Cigarre im Munde in eine Menagerie. „O, bitte, bester Herr," sagte der Eigenthümer, „neh men sie das Kraut aus dem Munde, damit die an deren Affen nicht auf einen dummen Gedanken kommen." Ein Friseur und ein Barbier stritten unter einander, wessen Metier das vornehmste wäre? — Herr, sagte endlich der Friseur; was wollen Sie doch viel Redens machön? Vor Ihnen behält Je der die Mütze auf dem Kopfe, vor mir nimmt sie auch der König herunter.