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Dresdner Nachrichten : 26.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-26
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.10.1896
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Ll>k!il!si>is, «Zvvvt Utt »I», ^ll »illtlm »Iklt «illgSlllUWIII. j tlil» k>- LO t'k, I )Ii.rß unä t blnrß 7S I's. unä nu^errocfeo. — Ifiomsäer Versunät naeli uusniirt--. Rr. 287. t»ie«el: Jernschreib- und Femsprech-Berichte. Hosnachnchtcn. Fall Eulenbura. Bittsteller. Scmteirstandsbericht. Gerichisverhaiidluiiczeii. „Effmont". Brresknstcn. ItnniKl. H<»kAp«1l«>Ite, ÜIi«!^k>e». Moiitag, L<». Lktbr. Aernschreib- aud A«rns»rech-dertckte vom 25. Oktober. Potsdam. Sc. Majestät der Kaiser ist gestern Abend 8 Uhr 10 Min. ans der Wildparkstatwn ringcttoffcn, Weimar. Heute Mittag wurde hier das Denkmal des ver- storbenen Erbgroßherzogs Karl August feierlich enthüllt. Frankfurt a. M. In einer von Delrgirien auS allen Thrsien Deutschlands besuchten Versammlung hat sich hente hier ein Centralverein für die Interessen des Terailreiiens gebildet, der ganz Deutschland umfassen und seinen Sitz vorläufig in Bielefeld haben soll. Ter Verein bezweckt, sowohl gegen die Beschränkungen dcS DetaUreisens. alS auch überhaupt gegen alle Beschränkungen der Gewerbesreiheit anzukSmpsen. Zum !. Vorsitzenden wurde der Wäschefabrilont C. Detring aas Bielefeld gewählt. Dormstadt. Ter Kasser von Rußland, der Großherzog un d Großfürst Sergius besuchten heute Nachmittag, einer Einladung deS Offizierskorps des Leibgarden: ginrents Sir. 115 folgend, das Kasino dieses Regiments. Später wohnte das russische Kaiserpaar, sowie kämmtliche hier anwesenden Fürstlichkeiten der „Tannhäujer"- Aufführung im Hostheratcr bei. Wien, Der Abgeordnete Tr, v, Wildaucr wurde heute Mittag während einer ÄuSschubsihnng im ReichSrolbsgebäul-c vom Schlage gerührt. Sein Zustand ist ernst, Lille. Heute wurde hier daS Denkmal des Generals Faid- herbe cingcweiht. Der Kriegsminister begrüßte die Statue im Namen aller Franzosen, denn olle Parteien ohne Unterschied hielten das Andenken an den Führer hoch, der sich in schmerzlichen Tagen heldenmüthig gezeigt. Albi. Hente wurde hier unter Festlichkeiten die Glashütte eingeweiht, welche von den früheren Aussiändiichcn von Carmaux vermittelst der durch verschiedene Subskriptionen misgrbrachten Beträge eingerichtet worden ist und welche von Arbeitern crploiiirl und vewallet werden wird. Rochcfort und zahlreiche sozialistische Lepmirte wohnten der Feier bei. Haag Die Kömgin Wilhclnrine nahm beute zum ersten Male das heilige Abendmahl. — Der Generaladjntant des Kaisers Wilhelm. General der Infanterie v. Hahnkc welcher der Königin ein Geschenk des Kaisers übcrbringt. ist beute hier eingetrosien, am Bahnhöfe offiziell empfangen worden und im Palnis abaestiegen. Rom. Der König und die Königin erhielten Glückwunsch telegramme aller Souveräne nnd Staaisoberhtiuvter, sowie zahl lose Depeschen aus ollen Tdeilen des Reiches. Der König verlieh dem Fürsten Nikolaus von Montenegro dos Korrrmaiideiirkreuz des Militarordcns von Savoyen, dem Prinzen Mirko von Montene gro das Großkrcn; des Mauritius- und LaznrilsordcnL und dem Prinzen Viktor Napoleon den Anmmeiaten-Orden. London. Die Königin hat den Londoner Bischof Temple zum Erzbischof von Canterbmch ernannt. Petersburg, Ter Papst bat dem Leiter des Ministeriums deS Auswärtigen. Geh. Rath Schtschkin. das Gröbsten; des Pius- Ordens verliehen. Petersburg, Tie .Nowose Wrenria" begrüßt freudig den Eintritt einer slavischerr Prinzessin i» die italienische KöniaSsamilie und nennt den Kronprinzen von Italien einen ausrichngen An hänger Rußlands, was die Anbahnung herzlicherer Beziehungen Italiens auch zu Frankreich bedeute. vertltcheS und Sächsisches. — Se. Majestät der König wohnte gestern Vormittag dem Gottesdienste in der katholischen Hotkirche be: und ertheilte alsdann im Residenzschloß mehrere Audienzen. Nachmittags 5 Mir fand bei Sr. Maieflät in der König!. Villa zu Strehlen Faimlientafel statt, an der die Prinzen und Prinzessinnen des Kvnigl, Hauses rheitnahmen. — Dem Friseur und Parfümeur Gustav Hermann Opitz «Postvlatz) ward von Sr. Kaiser!. Hoheit dem Großfürsten Michael von Rußland der Charakter als Hoflieferant nnd Hof-Friseur ver liehen. — Aus Anlaß des Geburtstages Sr. Kaiser!. Hoheit des Großfürsten Michael Nikolaiewitich von Rußland fand gestern Mittag im festlich geschmückten Hauptsaal des Hotels Bcllrvue Itöjeuvsr äiuatoira zo 20 Gedecken statt, an welchem theilnahmen: Ihre Kaiser!. Hoheiten die drei hier anwesenden Großfürsten. Großfürstin Michael, Prinz Mar von Baden. Fürst Barclay de Polly-Wevmarn, Graf und Gräfin Bobrinsky. Gras und Gräfin Pahlen. Se. Ezcellenz der russische Gesandte Baron v. Mcng- den. Gejandljcyaslsattachv Knorring. Geh. Mrdizinalrath Tr. v. Reyher rc. — Dcnl .Leipz. Tgbl." zufolge ist auf Grund von Denunzia tionen der Generalsekretär der nationallibernlcn Pariei, Herr Patzig in Berlin..über die Organisation der Partei vernom men worden. — Herr Rittergutsbesitzer Emst Seiler, der ver diente langsährlge erste Vorsitzende des Landwirthichaftlichen Kreis- Vereins für das Vogtland, ist nm Sonntag Morgen gegen 8 Uhr ouf seiner Besitzung Noßwitz bei Elsterberg sanft verschieden. Von dem Schlaganfall, der ihn kurz nach seiner Rückkehr von Bad Naaaz in der Schweiz getroffen, hat er sich nicht erholt: ziemlich 11 Wochen war er bettlägerig, bis dann eine noch hinznactrelene schwere Lungenentzündung seinen Heimgang hcrbcigcsührt hat. Er hat ein Alter vo" 78 Jahren erreicht. Die Beisetzung des Ent schlafenen soll Donnerstag in der Familiengruft in Canitz bei Riesa erfolgen. — In aller Stille beging gestern der hier lebende König!, preußische Generalleutnant v. Hoffmann seinen 8c>. Geburtstag. —«Die bereits erwähnte Untersuchung gegen die Grund buch s ü k r c r des hiesigen König!. AmlsgeckchtS wird seitens der Königs. Staatsanwaltschait mit strenger Verschwiegenheit geführt. Allgemein wird aber angenommen, daß es sich um Vergehen gegen KÄl des Reichsstrafacietzbuchs bandelt. Derselbe lautet: „Ein Beamter, welcher für eine tn sein Amt einschlaaende, an sich nicht pflichtwidrige Handlung Geschenke oder andere Vortheile onnimmt. fordert oder sich versprechen läßt, wird mit Geldstrafe bis zu 300 M. oder mit Gefängniß bis zu tt Monaten bestraft." Nach dm seitens der König!. Staatsanwaltschaft getroffenen umfassenden Maßregeln wäre man allerdings versucht, anzunclimerr. daß es sich um schwerere Delikte handeln müßte. Thatsächlich sind auch ein oder zwei Ver haftungen vorgenommen worden. — Zur Frage der Geisteskrankheit Dr. Eulen» barg'« bringt die /Lost" noch folgende Mitthellunarn: Nach drm Gutachten deS EanitätSrachS Dr Levinstetn litt Dr. Eulen- bura an moral ivsanitz'. Er hatte seinen Vater mit einer Schuß waffe bedroht und trug sich mit Rochegedonken gegen Alle, die ihn für geisteskrank hielten oder erklärten. Demnach erachtete ihn Tr Levinstein für einen grincinaesährlichen Geisteskranken, dessen Unterbringung in eine Irrenanstalt im öffentlichen Interesse ge boten sei. LanitätSrath Navolh schloß sich dlejem Gutachten an und erklärte ans Grund eigener Beobachtungen auch seinerseits den ningen Manu für gemeingefährlich. Die Mutter Eulenburg's war eine hochgradig nervöse Iran. Seine eigene Krankheit datirte nach einer ausiükrlichcn Darstellung deS Taniiätsralhs Levinslein schon auS seiner Kindheit. Im Jahre 1870 wurde bei dem Stadtgericht in Berlin ei» Ez.ploralionsveriahren eingeleitet nnd der junge Mann kam am 28. Juli desselben Jahres zur Beobachtung seines Geisteszustandes in die Irrenablheiliurg der Charite. Hier verhielt er sich während der ganzen Zeit stets ruhig und ver übte nicht den ge > in aste» Crceß. Daraus gestützt, bar er bei einem Rrmdaange am 27. Januar Geh. Rath Spinola. seine vorläufige Entlassung bewirken zu wollen. Dteies ruhige Verhalten lag in dessen. wie Pros. Tr. Westpbal begutachtete, i» der Elgenlhüm- Uchkcit der Form seiner Geistesstörung begründet. Diese Eigen- thümlichtert machte es nach der Ansicht Prvi. Destphal'S auch nvllirg, baß Eulenburg dauernd einer sachgemäße» Leitung unter stellt bleibe, dir nur eine ärztliche sein könne. Westphol befür wortete ikdvch eine freiere Bewegung, als die Chariw sie ihrer Natur nach gewähren konnte, und io kam denn Culciibirrg. dessen Krankheit Dcstphal als unheilbar bezcichncte, am 2l. Februar 1677 in die Mendrl'iche Anstalt z» Pankow. Außer den bisher gc- rrannlcn Aerzterr erklärte auch der StadtphysikuS Dr. L- in einem ausführlichen Gutachten Paul Eulenburg für blödsinnig. Diesem. Gutachten stand das des Tr. Riegler, den das Stadtgericht zum Erperten bestellt hatte, schnurstracks entgegen, während das Medizinolkollegiirm. a» dessen Spitze damals Tr. Sander stand, ans Grund der grsammten Akten sich ihm anschloß. Am 27. Sept. !877 erlairntc daS Stadtgericht unter dem Vvisitz des Direktors Harrasowitz nach achtstündiger Verhandlung nach Vor trag der Sache den Akten gemäß für recht, „daß Provokant Geh. Santtälsralh Dr Enlenbiirg zrr Berlin mit dem Anträge, den Provokalrn Pani Eulrnburg sur blödsinnig zu erllärcn »irrer Auf erlegung der gerichtlichen und außergerichllichen Kosten dcS Pro- zrsjcS abzuwciien." — Das Familiendruma von Vlasewitz wird in der Frage einer Reform der Iircirgcsctzgcbimg sicherlich noch eine Rolle spielen. Tie „Krcnzztg." zog bereits in einem Leitartikel vom 23. Mai 1892 die sichere Jntemirnira des Sind, jrrris Paul Euienbnrg sür die Forderung erhöhter Sicherheit gegen ungerecht fertigte Einspcrruirg in ein Irrenhaus an: sie wies dabei auch daraus hin, daß der Gutachter Dr. Levinstein durch Selbstmord und Dr. Westphal in vollständigem Irrsinn endeten. Ter Fall Eulenburg hat daher gerade letzt, wo die Rcchrnriorderrmgeii an diesem Gebiete beivndrrs lebhaft anslreten, ein hohes Interesse. Am Schlüsse der sehr unSsührlichcir Nrtheilsbegrünbung welche das Berliner Stadtgericht seinerzeit abgab, heißt es: „Fassen wir den Gesaminteindriia. den das Lebensbild des Provokaten hinter läßt. in wenige Worte, so erkennen wir als Grundzüge in dem Provokaten den Haß gegen seinen Vater und einen hochgradigen Mangel an Eneigie. Beides findet in der Vergangenheit des Provokaten volle Erklärung. Während er bei seiner weichen Ge- mütlisart einer liebevollen, bei seiner schwachen Willenskraft einer "zig ernsten Erziehung bedurfte, mußte er Beides eirt- gleichmäßig oehie». S ehre». Seine Eitern lebten in Zwiespalt. Die Zerrissenbeii und Lieblosigkeit in seiner Familie bilden eine häufig wiederkchrcnde Klage m den Briefen des Provokaten. Nachdem die Eltern sich von einander getrennt hatten, erhielt Provokar seine Erziehung bei der Mutier, einer ricnvöieir Frau, deren Behandlung ihn zu einem eigenwilligen, von den augenblicklichen Gemülhssnmmungcn be herrschten Menschen machte. Ter Vater wurde ihm entfremdet Die harte, zum Thcil ungerechte Behandlung, welche derselbe ihm nach dem Tode der Müller zu Theil weiden ließ, mußte fast mit Nolhwendigkeit dos natürliche Kindesgcfühl, Vertrauen und Pietät rrirtkrgrabeir. Sah er schon früher in dem Vater die Ursache der Zerrissenheit in der Familie, so betrachtete er ihn jetzt auch a!S Denjenigen, der sei», des Provokaten. eigenes Lebeirsglück zerstörte. Je weiitger Eiiorgie er belaß, »in sich eine dem Willen des Vaters iinabdängigr Ei istenz zu begründen. ie mehr er sich deshalb von dem Willen des Vaters abhängig sab. desto mcbr gab er seinen Gesichten nach. Die Enliremdung, der Mangel an Liebe, steigerte sich btS znm Haß. Ter Charalier des Provokaten trat dadurch in einen schroffen Gegensatz zu der menschlichen Notar, weiche von den Kindern Liebe zu ihren Eltern fordert. Der mit der niewch- licben Natur kontrastircnde Charakter mußte sich äußerlich in Hand lungen doknmentlrcn, welche dieser Natur widersprechen uns des halb als obnorm crlchrine». Aber cr bedingt leine Geisteskrank heit im Sinne des Gcietzes, d. h. keine Unfähigkeit, die Folgen der .Handlung zu überlegen. Tie ganze Erscheinung des Pro- volatcrr findet in den erwähnten beiden Grundzügerr feines Charak ters ihre volle Erklärung. Alle ercentriichen Handlungen richten sich gegen den Vater und die Angehörigen, welche aus dessen Seite stehen »nd ihm die geschwisterliche Liebe versagen. Im Verkehr mit Dritten ivird Freundlichkeit gerühmt. Hier weiß cr sich Sympathien zu erwerben: hier bewährt sich die ihm angeborene Weichheit des Gcnrüths Aber bei dem Mangel an Energie kann er des Halles nicht entbehren, welchen gerade die Familie der Jugend gewähren muß. Er fühlt sich vereinsamt und verlassen. Er hofft tn der Ferne zu finden, was das väterliche HaiiS ihm nicht gewährt, ihm mangelt di, innere Znstiedcirheit, die Ruhe zur Arbeit, die ,Freudigkeit des Lebens ist ihm vernichtet: er ist sich selbst zur Last rinv gleichgiltig gegen das. was ihm geichicht. Er droht mit Selbstmord: aber ihm fehlt die Willenskraft zur Aus führung Dieselbe Energielosigkeit läßt ihn mir Vorliebe die Härte des Vaters in den Vordergrund seiner Betrachtungen stellen und jede Schuld an seiner traurigen Lage von sich abwälzcn. Nur wenn eine liebevolle Umgebung die Gedanken des Haffes in ihm uirückdrängt. gewinnt er vorübergehend die Kraft, sich ernsten Arbeiten zu widmen; der kleinste Zwischenfall aber läßt jene mit verdoppelter Kraft wieder zur Geltung gelangen. Wenn anderer seits bittere Noch an ihn heran tritt, so üv.rwindet er den Haß und wendet sich flehend an den Vater und die Brüder: aber auf's Nrne nnd in verstärktem Maße macht jener sich geltend, sobald die Lage sich bessert. Daß so schwere Gemüthsbewegungen. wie der Provokat seit Jahren durchlebt, nicht nur den Körper, wndern auf die Dauer auch dm Geist zerrütten können, ist nicht zu bezweifeln. Ader z. A. ist nicht onzunehmen. daß diese traurige Folge schon eingetrrten sei. Die Gutachten drS Sachvkrstänvtger^Stadlphysiku- Dr. L. und deS Mediztnalkollcgiums sind nicht auf den letzten Grund des SeelenlridenS. um welche- es sich im vorliegenden Falle handelt, zurückgeaangen. Sie nriheiien nach den Symptomen und sind deshalb zu rmem unrichtigen Schluffe gelangt." — Während der ungünstigen Jahreszeit werden Privatpersonen, »amenllich bekannte Dohlihäter. von Bittstellern, deren Familien- und sonstige Verhältnisse ihnen nieist unbekannt sind, zum Zwecke der Erlangung von Unterstützung vielfach in Anspruch genommen. DaS fortdauernde Vorhandensein gewisser Noihständc unter de» Einwohnern insbesondere größerer One ist nicht zu leugnen. Es ist deshalb Jedermanns Pflicht, zur Linderung dicicn Nvthflände nach Kräften beizutragcn und seinen in Bedrängnis: befindlichen Mitmenschen helfend zur Seile zu sichen. Andercrieiis darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, daß neben den »nvcr schuldete: Wesse hilssbedürstig gewordenen, wahrhaft würdigen Gesuchstellern eine große Anzahl solcher Pcrwnen biitweiic cuszu treten pflegt, die durch eigene Schuld, hervorgerufen durch Trunk und Hälideyucht, Müßiggang. Lüderlichkeit u. s. w.. in Noch gc rachen und dem gewerbsmäßigen Bettel verfallen sind und die ihnen zu Thcil werdende» Beihilfen nicht zweckentsprechend ver wenden. Derartigen Personen private Unterstützung zu veral, reichen, ist durchaus nicht am Platze: dieselben sind vielmehr nach den Grundsätzen der öffentlichen Armenpflege zu beurtbeileir, da nur dieser ausreichende Mittel »nd Wege zu Gebote stehen, die Ursachen des Nochstandes zu ergründen und letzteren in wirk'amcr Weise abzustcllen. Nach den gemachten Erfahrungen unterlassen es Privarpersonen leider recht oft. i» dieser Richtung an zuständiger Stelle genaue Erörterungen vorzunehmen. Infolge dieser! Unterlassung werden sic immer und immer wieder von Gesuch-! stellern mit zweiseihaitcm Leumund heimgeffrcht, bis sie schließlich! zn der Erkenntnis; gelangen, daß sie ihre Gaben völlig Unwürdigen^ zugewcndet haben. ES erscheint deshalb nölhig, aufs Neue darauf hinzriweisen, daß Gelegenheit zur Anstellung derartiger Erörter ungen durch da-S hiesige städtische Armeiramt geboten ist. Wie' dasselbe schon vielfach bekannt gegeben hat, finden alle an dessen Centralslelle. LandhauSstraßc Nr. 7, 1-Etg.. gerichteten schriftlichen und mündlichen Anfragen über Bittsteller schnelle und selbst verständlich kostenfreie Beantwortung. Diese im Jahre 1883 ins> Lehen gerissenr und in richtiger Erkennung des Zweckes derselben bereits vielfach in Anspruch genommene Ariskrinftsstelle verdient linssomehr Beachtung, als durch ihre Benutzung keineswegs eine Beschränkung sondern nur eine Regelung dcrPnvatwoh>tbäriak-ir erfolgen soll, in der Weise, daß unwürdige und nicht Bittsteller ausgeschlossen werden nnd der Ueberhäufung einzelner! Personen und Familien mit Gaben vorgebeugt wird. — Die Direktion der Dresdner (gelben) Straßenbahtigeiellschasti rhcilt »ns mit. daß kein Pferd des Lvbtaner Depots von Drust-ä scrichc befallen sei. Am Donnerstag früh nm haben einige Pferde! das Futter nickt ausgenommen, wahrscheinlich infolge der rrn-! günstigen Witterung dcS vorannegangencn Tages, am Mittags desselben TageL jedoch war das Befinden der betreffenden Thierr schon wieder ein vollständig normales. — Von den neu auszustellenden sächsischen Regimentern N69, 170. 17l) wird ein Regiment komburirt, ans den vierte» Bataillonen des IvO.. 101.. 105. und 133. Regiments.! Von diesem Reaiment wird ein Batoillon und der Regimentsstab' in Dresden, ein Bataillon <4. Bat. 133 nnd 105. Regiments) in! Königstein garnisonircn. Ein Regiment wird kombinirt aus den' vierten Bataillonen des 106., 107.. 134. und 139. Regiments. Regimentsstab und ein Bataillon nach Leipzig, das andere Bataillon nach Leisnig. Ein Regiment ivird kombinirt aus den vierten Bataillonen des 102.. 103.. 101 und 108. Regiments. Re- gimcntsstob und ein Bataillon nach Kamcnz. das andere Bataillon nach Zittau. Die neuen Regimenter werden zu zwei Bataillonen formst'. — In einer sächsischen Ausstellungslvtterie mit Gewinnen „i. W.", das beißt „im Wcrthe". halte, wie die „BrcSl. Ztg." schreit», ein Kansmanit tn Settendorf (Sachs. Lausitz) laut Ziehungsliste den Gewinn Nr. 36 erhalten. Wenn Nr. 1 der Hauptgewinn ist. so muß auch Ost. 36 noch einen recht anfchirlichen Gewinn repröseiitircn, io kalknlirte der glückliche Gewinner, vielleicht eine Wohnungseinrichtung, eine Dreschmaschine oder etwas Aehnliches. Tic Ungewißheit duldete ihn nicht länger daheim. Kurz entschlossen wannte cr die Pferde vor den Wagen, holte noch drei Freunde herbei, die ihm beim Ausladen des Ge winns behilflich sein sollten, und fort gin'gS im scharfen Trabe nach der drei Stunden entfernten AnSstellungsstadt. Dort winde den vier Männern der Gewinn anstandslos ausaehändigt: — ei» Baukasten im Werthe von 50 Pfennigen. — DaS ist ein krasses Beispiel, aber cs spricht sehr deutlich gegen alle derartigen Werth- lotterien. bei denen Gewinne versprochen werden, deren Verkaufs-- werlh in keinem Verhältnis: zu dem angegebenen Werthe steht. — Laatenstandsb « richt. Di« Witterung in der Berichtszcit — 15. Scvtember bis 15. Oktober — war in rlircr ersten Hülste bis Ende Seiilembrr runieist regnerisch, worauf zwar trockne, aber zuerst recht luble und windige Tage folgten, denen ilcli Wüter bis Schiri» der Berichlszeil rr » ZL r> UL rz- WM« T' * ? * * -e r» schöne und warme Tage anschlossen. Diese lüngtt «rselmteir schönen Tage wurden allenthalben aui's Beste ausgenükt. um besonders a»> den Höben lagen den letzten Rest des Hnrero einzubrmgen : auch das rast allenthalben in Masse noch brausten liegende tRuiimict konnte geborgen werden, wenn auch zum Theil stark mNidcnverthig: ein gut Thcil desselben wird nur als Einstreu zu verwenden sein. Ter TurchschnitiSerlraa bezmert sich aui den Hektar in Eentncrn in der .fircisbauxlmanrnchast Bautzen bei l Angaben auf ra.a (5>r.. in der Kreishauvlmanmchasl Dresden bei 10 Angaben auf »8,1 Ett.. in der KreiSbauulmannichait Leipzig bei IS Angaben aus 38,0 Ett.. in der KrcishaupImaiNchaf! Zwickau bei II Angaben aus 30,7 Etr. und im Königreich bei <0 Angaben aus 37.0 Etr. Ais theilweisen Ersatz gab der kräftig anftcbendc Stovpelklee in vielen Bezirle» einen schöne» Grunstitler- schnilt. Trotzdem wird in vielen Wirllychasten Mangel an Trockennittcr eintreten. Die Saalbcslelluiig war i» der Niederung beendet und die jungen Saaten sind zumeist schön ausgelaufen : jedoch wird vielfach über Schnecken,- fraß geklagt: m den Höhenlage» dagegen konnte noch wenig bestellt wer de». Die übrigen Herbstbeftellarbetten stnd noch sehr i>n Rückstand: zu Bewältigung derselben sind »och einige Wocken schönes Wetter nötbig. Die Rapslam hat sich gegen den Bormonal etwas gebessert. Die Futterrüben sind zumeist klein geblieben und werde» keine Massenerirüge liefern, wäh rend die .Zuckerrübe» infolge des Mangels an Wärme 1—2 weniger »ckeraeball als im Vorjahre baben. Tie Kartoffelernte ist nur in den sscgenden mtt leichten Böden beendet, aus schweren Böden und auf den Höhenlagen aber noch im vollen Gange. Die Erträge sind minerordentlich chwankend, zwilchen SO und 370 Etr. aus den .Hektar. Trockne Felder und Sandboden liefern mitunter gute Erträge, während aus «offen und schwe ren Böden nur geringe Ernte zu verzeichnen sein wird. Wie di« Menge, so ist auch di« Güte der Frucht in demselben Maße nach der ll>«rschieden artigleit der Böden verschieden ausgefallen. Am besten haben sowohl in, Ertrag, wie in ihrer Widerstandsfähigkeit gegen di« außerordentliche Nässe de- sommers sich wiederum bewährt: Magnum bonum und Reichskanzler, weniger alle weißen und feineren Sorten, am wenigsten die sächsM- p-mc bei und die Daber'sche. Die letzteren Sorten weisen die höchsten ProzeMiäüe an kranken und faulen Knollen aus. Ter DurchschniUScrtrag knistert fick, n der Kreishauvtmannlchgsl Bautzen bei 6 Angaben aus SOS Etr., in der tzpj-hauptmannschast Dresden bet 12 Angaben aus 288 Etr.. ui der Kreis MMmonnschaft Leipzig bei IS Angaben aus 238 vir., in der KrriShauvl.
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