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Dresdner Nachrichten : 12.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190602124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19060212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19060212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-12
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.02.1906
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Dresdner Nachrichten. Nr. 41. 12. Februar 1NV8 sie jedoch noch nicht bestanden: in anderen. Ländern Hab« sie, ernsthaft vor die Frage gestellt, stet» versagt. Der neuzu- gründend« Verein «volle nun zunächst diejenigen Frauen, denen bereits politische Rechte zustehrii. zu ihrer Ausübung aneijern und allen Frauen de» Volkes die politische Gleichberechtigung z und Annahme der «raruren tvuroe »er -verein ron- und Frau stritt zur ersten Vorsteherin gewühlt. In anschließenden Debatte schilderte Herr Dr. Echeven kenswerten Ausführungen. waS in Sachsen «erden de» Volkes die politisch« Gleichberechtigung mit dem Mann« schossen. Äednerin beleuchtete »um Schlüsse kurz das Gemeindewaylrecht «elbständiger grauen in Land gemeinden und das Wahlrecht der Frauen zur Krantenkass«. Aren Ausführungen folgte langer und lebhafter Beisoll. Nach Verlesung und Annahme der Statuten wutd« der Verein ko» stituiert und ^ " «-n-- der sich ansc in würde, wenn heute der Landtag idatz di» Regierung dabei auch mitzureden hat, wurde allerdings nicht beachtet) das Frauenwahlrecht gewähren wollte. Wegen des Drei klassemvahlrechts. bei dem die Frauen meist in der dritten Klasse wählen würben. dürfte sich in Sachsen nicht viel ändern: ander» im Reiche - dort wurde der Löwenanteil der Frauenstimmen der Sozialdemo kratie und dem Zentrum zu fallen. Treffend beleuchtete der Redner die Stellung der Frau zu politischen Bestrebungen im Lager der Sozialdemokratie und der bürgerlichen Parteien Er ermahnte, di« Aufschrift des Vereins mehr als eine symbo- lisch« Losung anziiseden und den Blick vorläufig abzuwenden von den großen politischen und kommunalen Rechten. Aus die kleineren Wahlrechte sollten die Frauen ihr Augenmerk richten. Oos Wahlrecht zum Gewerbeaerichte und -um Kaufmanns, qenchte müßte Eigentum der Frauen werden: sie mühten sich das Beitrittsrecht zu allen Vereinen erobern und schließlich in diesen aktives und passives Wahlrecht erlangen. Im weiteren Lause der Debatte konnte sich auch eine Dame nicht enthalten, eine Propagandarede für die Sozialdemokratie zu halte». — Die Bür st «n macher-Kreis-(ZwangS->Jnn»ng Dresden dielt im Hotel zur ReichSpost ihr NeuinhrSquartal ab. De> Obermeister begrüßte di« Anwesende» und wünschte allen ei» glückliches neues Jahr. Es «rsolgte die MeberwM des dewävrte» bisherigen Ober meisters Ernst Wirklich, des Schristsubrer« Georg Rappel, towie des Kassierers Rot», ü eriram. Daraus wurde in die Beratung des po»l Ge- iülseiiausschuß vorgelegten neuen polmlanss «ingelreten und dieser nach langer Debatte mit de» vom Znmmgs-Vorsian» vorgeschlagenen kleinen Ad weichungen angenommen. Nachdem hieraus die Innung«- und Sterbe, kassendeiiräge «ingezogen worden waren, erstattete Herr Sonneck den Kassen, bericht, welcher von den Pruse,» in Ordnung besunoen wurde und aus deren Antrag dem Kassierer Entlastung erteilt wurde, steriler wurde der ausgestellt« HauSbaltpla», welcher eine Einnahme von SSL M. bk P,. und Ausgaben in Höhe von 270 M. «» Pf. vorsiebt, gen-billigt, lieber di« Gründung einer GenossenschastS-H-llersabrik erstattete ebenfalls Herr Sonneck ven Bericht, welcher iniosirn wenig erfreulich ist, aiS wegen z» chwacher Beteiligung der InnungSmilgiieder aus eine nennenswerte UalerstuSM'g der Regierung nicht zu re»neu lei. Der Kommission wurde N.r Agilalionsiwecke ein Betrag bewilligt. Herr Weiß berichtete über die Schäden, welche den Jnnungsmitgliedern durch die Konkurrenz »er Slraf- uiid WobliätigkeilSanstallen ersteben. Ferner berichtete Herr Hackebeil über die persönlich emgebolten Erkunbignngen in der Jiigend-Strasaiislalt Bräunsdorf, woselbst 3l Zöglinge von lt-14 Iabren zu einem Spotilobn ,n Bürstcnmgcher-Arbeilen beschäftigt werde». Zum Schluß wurde mit oem Gesellen-AuSschuß über den von der Innung bewilligte» Lohntarif »erhandelt und ein Einverständnis erzielt. Nachdem noch geg<n die Aus nutzung der billigen Heimarbeit gesprochen worden war, erklärte der Ober meister das Quartal für geschloffen. — Eine zahlreiche Zuhörerschaft hatte sich eingesiinden zu dem ersten der religiösen Vorträge, die an a»tciiia»der folgen den Tonnerstag-Abenden vom Stadtverein für innere Mission im evangelischen Vereinshaiise veranstaltet werden. Der Vereinsgeistliche, Herr L. Rosenkranz, begrüßte die Anwesen den und begründete eingehend die in diesen Abenden ausgehende Losung: Gut evangelisch! ans den Strömungen der Zelt. I» dem Hanvtvortrage des Abends behandelte Herr Superintendent Pa che ans Großenhain in tiefgehender, von warmem Herzen getragener Weise lebendig und fesselnd vis zni» letzte» Worte das Thema: „Aus tiefer Not Umkehr zu Gott!" Ausgehend von zwei geschichtlichen Bildern, in deren Mittelpunkt das gesungene Lutyer- lied stand, aus der Zeit der Eiusükruug der Reformation in Magdeburg und aus der Zeit der Gegenreformation in Straß burg, zeigte der Vortragende de» Weg, wie der Meiisch aus tiefer Not allein heransjnkoinmeii vermöge. Nicht die erlösende Kurst der Arbeit, wie sie von Dichtern und Künstlern geschildert werde, vermöge dem Herzen den Frieden zu geben, nicht der Mensch selbst vermöge sich, seine Unkenntnis und Schwachheit entschnl digend, Vvn dem böien, veikehrt gelichteten Herzen zu befreien. I» Anknüpfung a» die von Gorki geschilderte ergreifende russische Legende von Dankos Heldentat zeigte der Vortragende de» Weg, der allein zu Gott führe, Christus, dessen Wort in Ewigkeit für den Christen in seiner Seelennot Wahrheit behalte. Gebet und gemeinsamer Gesang beschloß den erhebenden Abend. — Im zweiten Abend am Donnerstage spricht Herr Pfarrer Dr. Jeremias ans Linibach üver das Thema: „Auf festem Grund im Giiadeii- bund." — Ain 6. d. M. feierte die Vereinigung „Alemannia" im Nenstädter Kasino bei reger Beteiligung ihr 5. Stiftungs- Mt.im Rahmen eines Volksfestes in Holland. Nach einer mit Beiiall aufgenommenen Begrüßungsansprache des Vorstandes, Herrn Lippold. begann um 9 Uhr der Tanz, der mehrfach durch treffliche Ueberraschungen unterbrochen wurde. Ein der Ver anstaltung anaevaßter reizender Kotillon, der ein sehr lebhaftes, geben, die Festteilnehuicr nochmals zusäiniiienziisühren. — Im Dresdner Bezirksverein Deutscher I ngen > eure hielt vor kurzem Professor H. Enaels einen ^keressanten Bortrag über das Thema „Versuche über die Aus- chlicknng der Brunsbütteler Hafeneinfahrt (Kaiser Wilhelm- 'anall. die am Flußbaulaboratorium der König!. Technischen Hochschule in Dresden angestellt worden sind". Der durch zahl reiche Lichtbilder veranschaulichte, mit stürmischem Beifall aus genommen e Vortraa wird in nächster Zeit mit diesen im ..Zentralblatt der Bauoerwaltung" ausstihrlich veröffentlicht werden. — Alarmierungen der Feuerwehr erfolgten am Sonnabend 'Abend nach 7 Uhr nach Frankenberger Straße 27 (Vor stadt Löbtau) »nd gestern früh gegen 4 Uhr. gegen halb 7 Uhr und vormittags nach halb 10 Uhr nach den Grundstücken Wall st r aß e !4, Augsburger Straße In und Große Klostergasse 5. An der ersten Stelle wurde mir blinder Lärm iedgesiellt, während es sich in den beiden nächsten Fällen um Abraiimbrände handelte, von denen der eine in einer im Keller geschoß, gelegenen Aschegrnbe und der andere in einer ans dem Hofe befindlichen Schlackengrnbe entstanden war. Zur Unter drückung des letzteren wurde eine Schlanchleitnng vom Straßrn- hhdranlen benutzt. Von der letzten Sielte — Große Kloster- gajse 5 — war zunächst »nr „verdächtiger Ranch" gemeldet wor den. Von der mit einer Spritze zur Untersuchung auSgerückten Abteilung wurde aber sehr bald ermittelt, daß es sich um eine» Brand handelte und demeiilsprechend weitere Hilfe herbeigernfen. Der Brand war in dem im ersten Stock der Päßler scheu Druckerei gelegenen Maichiiiensaale entstanden und hatte auch einen daranstoßenden Niederlagscnnin ergriffen. Wahrscheinlich batte der Brand schon längere Zeit geschwelt, war aber, da das ganze Gebäude sasr unbewohnt ist. erst sehr svät bemerkt worden. Mit vier Schlauchleitungen von Straßenhydraiitcn. die teils über Hakenleitergänge, teils über Schiebelettern »nd im Treppenhaus? uorgeiiomnie» worden waren, veiinochten die Löschmannichaften die Gefahr zu beseitigen. Der an Mobilien und an Gebäudeteilen angerichtete Schaden Ist ganz erheblich In den beiden Räumen sielen dem Jener eine Menge Maschiiieiiwalzen, eine Anzahl Papierballen. Regale, ein Werkzengschrank und Transmissionen zum Opfer und wurden Türen, Fenster, die Balkenlage, der Fuß boden n. a. mehr oder weniger beschädigt. Mit de» Abräuiinnigs- arbeiten war die Feuerwehr bis gegen 12 Uhr mittags beschäftigt. Als Entstehungsursache ist Selbstentzündung von öligen Putz lappen anznnehmen. — Tie Bereinigung sächsischer O r t s k r a n ke »k a s s en bält ihre diesjährige ordentliche Generalversaimnlung im Monat Juni in Pirna ab. — Die „Victoria-Sänger" gebe» heute abend tm Gasthof Leutewitz ei» Konzert. — In Pirna verschied am Sonnabend infolge Herz« lähmnng im M. Lebenssahre Herr Konreltor Job. Georg Wolf ram. der dem Pirnaer Schulwesen seit dem Jahre 1864 mit vollster Bernssiiebe »nd Ber»fstrene seine Kräfte widmete. Oster» dieses Jahres wollte W. in den Ruhestand treten. Geboren am 10. Februar 1844 zu Dresden, erhielt der Entschlafene seine Vor bildung aus dem Seminar zu Dresden-Friedrichstadt. — Döbelu. .11. Februar. Steckbrieflich vtrkolat wird der Soldat Schneid« ll der 11. Kompagnie dr» hiesigen 11. Infanterie- Regiment« Nr 13V. welch« fahnenflüchtig ist. — Haintchen. 11. Februar. Da» 4jährige Töchterchen de» Bäckermeister» Schulz« vergnügte sich in der unteren Mobtle» sttaße mlt Schlitteniahre». fuhr dabei ungesehen in den Mühl graben und ertrank. — Lbemnitz, 11. Februar. Nachdem vor reichlich ist di, in den Handschuhsabriken der E-emnitzer Um- „ .» in Lim-ach Burasläd«, HartmonnSdorf uffv.. de- äftigten Arbeiter und Arbeiterinnen in der Handschuh» tndüstrie in eine Lohnbewegung getreten sind, haben ch diesem Vorgehen jetzt auch di« Chemnitzer Handschuharbeiter angeschlossen. In einer abgehaltenen öffentlichen Arbeiter- und Ardeiterinnen-Versauimlung erklärten dir Versammelten. die Forderungen der auswärtigen Handschubarbeltkr auch zu den «origen zu machen, und faßten ven Beschluß, die hiesig« Filiale deS Deutschen Tertilarbeiter-BerbandeS zu braustragen, den Chemnider Fabrikanten dieselben Forderungen wie in Lunbach uslv. snamentlich wird verlangt Verkürzung der Arbeitszeit und etwa Zbprozentiae Lohnerhöhung) zu überreichen und binnen acht Tagen Riiaaußerung zu verlangen. Bei dieser Bewegung kommen rund 250 Unternehmer in Betracht, und zwar Haupt» sächlich außer Chemnitz noch in den Orten Burgstädt, Hart- mannsdors. Wittgensdorsi Limbach, Callnberg. Siegmar, Waldenburg, Hohensteln-Ernstthal und eine Anzahl kleinerer Ortschaften. — I» Chemnitz beschloß d« Rat, anläßlich der Silb« Hochzeit deS Kaiierpnare» al» Grundstock zur Errichtung eine» neuen Veriorgbauies sür hil'sbedürstige Einwohner der Stadt 50000 M ans dem Betriebsvermögen dc>eitz»stellett. — Die Handelskammer in Leipzig bat ein vom iächssichkii Ministerium deS Innern gewidertes Guthaben über ihre istrllmig zu einer etwaigen Einfüdrung der Oesfent- lichkeit des Grundbuchs dabin abgegeben, daß sie für eine Beibehaltung des bisheiige» Zustandes eimrete, wonach mir demjenigen die Einsicht gestattet ist, der ein berechtigtes Interesse nachznweii'e» veimag. Tie Meinungen der besingte» Interessen ten wie der Knmnierniitalikdcr leidst ginge» in der betreffende» Sitzung auseinander. Gewünscht »nd zum Beschluß erhöbe» winde von der Kammer noch, es möchte das jcnt geforderte de rechligte Interesse a» der Einsichtnahme auch bei Nachweis, baren Kreditgesuchen und Ofserte» als vorhanden angenommen werden. — Drei seltene Jubiläen feiert jetzt in Zwicka u chneidermeister Sturm. Am Freitag beging er sei» OOjälniges Meisteliubiläum. Morgen seien er sei» 60 lährigeS Bürgerjubiläum und am 15. d. M. die diamantene Hochzeit. Das Jubelpaar ist noch geistig und körperlich rüstig. — In Zockau bei Bantzen erschoß sich a»S »och unbe kannten Gründen der Gutsbesitzer Müller. Er hinterläßt seine Ehefrau und 7 Kind«. . Weitere-Oertlickies Neste Sette 4. tvereinSkalender für steute. Dresdn. Goethedund. Kneift, AuSsch.-Sitz., 6. Hauptoers. 6V2 „Dresdner Orpheus". Hauptprobe. Gcwerbeverein. Vortrag, « 28 Uhr. Literarische Gesellschaft. Vortrag. Ausstellung, 8 Uhr. Schul,macher-Jttnuiig. Vortraa, Schesfelstr. 10, 1., 8^/s Uhr. Stenoar.-Ver. Gabclöberg. Dresden-Tüd, Kurs., D.anavad, i/-9 Ver. Gewerbtreid. Dresdens. Vortrag. Goldner Apfel, 8'/s U Wasscrstand der Elbe und Moldau. Budwciü Prnp Pmcmbitz MeN»! Lenin««« Aalllg Dresden 10. Februar - 2 — 10 — b —30 — 23 4-3 — I2K 11. Feoruar — — — 7 — 38 — 3t — 8 — 131 Tie Marokkokonfcrenz. In Paris ist die Stimmung in bezug auf da» Er gebnis der (Koujereirz plötzlich wievev ungünstiger ge worden. Die Sozialisten und Radikalen machen es Rouvier zum Vorwurf, daß er oie herausfordernden Artikel im „Matin iliiv „Temps^ nicht ausdrücklich aogelehnt hat. Das Scheitern der Konferenz würde in Paris als ein Vorläufer internatio naler Verwicklungen ange,chen werden. Am Montag findet ein besonderer Mi nisterrat im Elysse zur Beratung der Polizeifrage statt. Die so plötzlich aufgeworfene Polizeisrage — die Erörterung darüber icheinl noch in weiter Ferne zu stehen — beschäftigt die zescimte Pariser Presse. Während der „Figaro" die endgültige Ablehnung der französischen Forderung durch Deutschland ver kündet, versichert das „Journal", daß ein Ausgleich vevorstehe. Reckt heraussorderird ist abermals der Ton des „Temps", der erklärt, Frankreich werde seine Interessen in Marokko zu schützen wissen. Daß französische Politiker, wie de Lanessan. der frühere Marineminister, Elömenceau und Jaurös, selbst oaS traiizösijcne G e n e r a l m a n d a t mit Entschiedenheit be- kämpfen, ist jedenfalls charakteristisch. Die Pariser „Lanterne" wendet sich in einem Leitartikel mit der Aufschrift „Zuerst der Friede" mit besonderer Schärfe gegen den Preßfeld- ßug, den dieser Tage der Regierung nabestehende Blätter wegen der Polizeisrage in Marokko veranstaltet haben. Das Blatt schreist dazu: „Beim Lesen der heftigen Artikel gewisser Blätter könnten die Ausländer auf den Glauben kommen daß die öffentliche Meinung der Lösung des marokkanischen Problems in allen Einzelheiten die größte Wichtigkeit beilege. Das ist nun aber durchaus falsch. Das sranzösstche Volk hat nur eine Sorge, daß nämlich der jetzige Konflikt niemals und unter keinen «Umständen die friedliche Form verliert. Denn es weiß, daß die marokkanische Frage das Blut auch nicht eines einzigen unserer Mitbürger wert ist. Es weiß auch, was die wirkliche Triebfeder derjenigen ist, die seit langer Zeit schon versuchen, den Streitfall zu verschärfen. Man darf versichern, daß das Volk immer Weisheit und Kaltblütigkeit einig besitzen wird, um die verbrecherischen Berechnungen einer Zandvoll Finanzieute und solcher, die rm Trüben fstchen, zu durchkreuzen. Was die marokkanische Polizei betrifft, so scheint uns. daß wir dieses übertriebene Generalmandat, dem gewisse Leute, deren Aufrichtigkeit vielleicht Zweifeln unterliegt, einen hohen Preis zuschreiben, mehr fürchten, als hcrbeiwiinschen, olltcn. Im übrigen ist cs Sache unserer Vertreter in Äiäe- ciras, die unsere Interessen nach den Angaben der von der Nation verantwortlichen Regierung vertreten, für diese Sache die bestmögliche Lösung beizubrinz en. Tenn wir wiederholen eS, das Land hat nur wenig Interesse an diesen Fragen »weiter Ordnung, die nur diejenigen beschäftigen, für die Marokko nicht» anderes als ein Feld ist, aus dem ihre Begehrlichkeit und ihre Geldsucht sich geltend machen können. Was da» Volk mit einem festen Willen verlangt, den nichts zu erschüttern vermag und «ichüttern wird, ist, däß der für den demorratischen Fort- 'chritt unentbehrliche Frieden nicht durch Minister oder Börsen- pekulanten gestört werde." Bezeichnend für die Lage ist auch, daß wieder eine neue Verleumdung Deutschlands ins Werk gesetzt worden ist. Ein englischer Berichterstatter meldete vor einigen Tagen, daß in Lvariier, eine Station sür drahtlose Telegraphie be- e, die für Deutschland arbeite und die drahtlosen politischen elegramme anderer Mächte abfange. Die Station wurde tatsächlich sür die Zeitung „Diario Ferrolano" einne- richtet, und der deutsche Konsul hat sie niemals benutzt. Sie wurde mit Erlaubnis der Ministerien des Innern und des Krieges gebaut, steht unter Negierungsaufsicht, und der Be- amtenslab besteht aus Negierungsbeamten. Herr Rouvier arbeitet inzwischen, wie au» Paris ver- ichert wird, daran, eine Formel m der Polizeifrage zu finden, welche den französischen Interessen in Marokko entsprechen würde, ohne den Widerstand Deutschlands herauszubeschwören und ohne das bereits von der Konferenz angenommene Prinzip der offenen Tür und die Gleichheit sür alle zu verletzen. TalieSlieslliichte. Deutsche» Reich. Eine Denkschrift über di« Reform der deutschen P e r I o n e n ta r i s e hat die badische Regie- davongetrngen. Der Antor wurde nach dem dritte» runa oerfaßt, um ne dem in vierzehn Tagen zusammentretenden Akte mit den Hauptdarstellern wiederholt gerufen und badischen Eisenbahnrat zur Beratung »»«„leaen. Wie die l baftest« akklamiert. „Köln, ütg" darüber mtttetlt. hüll dj« badisch« «eaieruna di. bei allen bisherigen Beratungen und Beschlußfassungen ' l»« nationale Moment eurer möglichsten Vereinheitlichung 1^» v«. auf den deutschen Eisenbahnen in den Vordergrund a«. stellt hat. nach wie vor an dem Gedankrrz d« von den deutfchen Regierungen, mrt Slaal-bahnbesttz vereinbarten Ntf»r« der Persvnentarise im allgemeinen fest. Im tzinhlick jedoch auf dj, Wenhuiw. welche die Verhandlungen über,dl« B«trieb»mltt«l. gemeinlchaft «eitommen „baden, bat die badische Regierung sich entlchlossen, aus die Einführung der vierten Wagenklass« ,u „er- zichten. In der Denkschrift sind für dir erst«, »weite und dritte Masse der Schnellzug« die bekannten Mit Prruhen vereinbarten Tarckarundsätze zu Grunde gelegt, ebenso d»e Schnellzug», ä'.'schlage und die Geväcktaren in 14 Zonen. Für dilPersönen- zuge betragt der Tarifsatz der dritten Masse zwei Pfennig«: da» Kllometerhest wird au gehoben. Die Denkschrift berechnet den wahrscheinlichen EiNnahme-AuSfall auf 1745 000 Mark. , Die Gewerkenverscimmluna deS Kali-Bergwerke» Herey- nig nahm die Äausofierte des preußischen FtSku» mit SOI gegen 1 Stimme an. , . Die Pariser Blätter berichten, daß «» sich herausgestellt habe, daß das angeblich« Telegramm mit den Unterschriften der Vorsitzenden deS Pariser und deS Londoner Gemeinderate» an den Berliner Gemeinderat «ine Fälschung ist. Oesterreich. Erzherzogin Mc>rt a The,efla, die Mutt« des österreichischen Thronfolger», ist in Wien an Darmentzün dung schwer erkrankt. Der Bürgermeister von Prag, Srb. dessen Amts zeit demnächst abläuft, bat sein Amt nirdergelegt. Rußland. Die politischen Verbrechen scheinen wieder eine Zunahme erfahren zu sollen. In Warschau wurde, wie einem Teile der Leser bereits aemeidet, in der Zgodastraß« gegen vier Gendarmen «ine Bombe geworfen, wodurch sie schwer verwundet wurden. Der Täter entkam. Die Fenster der um- liegenden Häuser wurden zertrümmert. Kunst und Wissenschaft. 4 Königl. L> oftheater. Im Opernhause gelangt heute (>K8 llvr) „Lvssmauns Erzählungen" zur Aufführung: im Schau- iplelhanse (>/r8 Uhr) „Die berühmte Frau". 4 Heute findet der Klavierabend RudolfFeigerl im Mnsenhause statt. 4 Die II. Prüsungs-Aussührung des KSnial. Eonservatorium». die vorgestern in dem bis auf den letzten Platz besetzten großen Saale des VerkinshauseS ffattsand. war ein „Musikabend mu Or chester". Er brachte eine stattliche Reihe folistisch« Jnsttumeutal- leistuiigkn reis«, fertiger Schüler und Schülerinnen de- Instituts zur Darbietung, unterstand der auSgezetchneten Leitung de« Herrn Hvfkapellinelsters Kutzschbach und nalnn einen im einzelnen wie i»> ganze» gleich erfreulichen, ja hochbefrledigenden Verlauf. Vor nehmlich konnte man an mehreren angehenden pianisinchen Größen seine Helle Freude habe». Hier muß Frl. Bertdold (Klasse Vetter), die LiSsts ka-äiii-Koiizert für Klavier und Orchester zum Prüfstein ihres Talents gewählt hatte, an erster Stelle genannt werden Musikalische Dluchdildung und Technik stehen bet der jungen Dame ans gleicher Höhe. Dabet ist ihr Anschlag von großer Weichheit und Delikatesse Im Lcgato-Splel, entbehrt ab« im Forte auch nicht der Kraft, wie man »aineiltlich am Schluß deS Konzerts hören konnte, wo überdies ein bravouröser Zng in der Auffassung bestach. Dieser scheint in »och höherem Maße Herrn Walter Leh mann «Klasse Urbach) eigen zu sei», der sich an E'nar Francks „Sym phonische Variationen" >k'm i»o1l) gewagt hatte, ei» mit rhythmischen »nd sonsligen Schwierigkeiten geradezu gespicktes Werk, das auch dem sich tapfer haltende» Schüler-Orchester manche Nuß zu knacken zab. Der junge Pianist, technisch auf das sorgfältigste geschult, vielte die für den Solopart nicht sonderlich dankbare, aber »»gemein originelle und geistvolle Komposition mit großem Ge schmack und Elan, besonders glücklich im Herausarbeiten der einzel nen Themen und effektvoll in der geistig belebten Auffassung. Durch diese überraschte auch F>l Popazn (Klasse Frau Rappoldt-Kahrer), die mit zwei Sätzen anSArenSkys b-mall-Koiizert erfolgreich debü tierte. Nanikntltch das Andante, mit starker Verinneriichuirg vor- getragen, ließ die Qualitäten der jungen Spielerin in Hellem Lichte erstrahlen, wählend das Scherzo mehr ihre spiittuelle Durchführung nlid beträchtliche Technik erkennen ließe». Neben diesen 3 Klavier stücken histte man noch das H-molt-Konzert für Vwloncello und Orchester vv» Saint-Saens, mit dessen technisch einwandfreier, nur etivas trockner Interpretation und schönem, von materiellem Bei klang freiem Ton sich Herr Heyne (Klasse Wille) weitgehenden An spruch ans Beachtung erwarb, ebenso wie Herr Allst» Müller (Klasse Meisel), ein junger Posaunist, der Kühnes bls-äur-Eoneertino mit weichem Ansatz, rnndem Ton und sauberer Technik vortrua. Die einzige vokale Darbietung des Programms warHerrn StockiKlasse Mann) zugewiesen, der sich an der Arte deS Brognt: „Wenn ew'ger Haß" aus Halsvhs „Jüdin" als ein Bassist von vornehmer »insikalischer Auffassung, schönen, selbst in der tiefen Lage bereits ausgiebig a»schlagenden Stimmmittel» und geschmackvollem Vortrag zu eikenne» gab. Als Kompoliist von vielversprechender Begabung stellte sich Herr Karl Steffens (Klasse Draeseke) vor mit einer in pompöser orchestraler Faktur geschriebene» Konzert-Ouve,türe in t)-mcstl, die der Autor selbst diiigierle. Das Schüler-Orchester be währte sich hier, wie auch sonst in de» zum Teil sehr schwierigen Begleitungen, recht gut und machte seinem verdienstvollen Instruk tor, Herrn Hofkavellmeister Kutzschbach, wiederum alle Ehre, so daß es ein gut Teil des rauschenden Verfalls, den all« Darbie tungen fanden, aus sein Konto nehme» darf. W. 4 Konzert von Frl. Rulsell-Graham. Mitunter wird unser- einem die Pflicht nicht leicht gemacht. Man soll. ,,ohn' Haß und Lieben", den Künstlern, der Kunst und der Oeffentlichrert in gleichem Maße gerecht werden, man soll fördern und ermutigen und dergleichen mehr, nur eins soll man, wenigstens in vereinzel ten Fällen, nicht: die Wahrheit in der Nudität sagen. In einer solchen höchst ungemütlichen und unbequemen Lage befindet man sich Frl. Russell-Graham gegenüber, einer jugendlichen Geigerin, die/sich vorgestern den Dresdnern in einem eigenen Konzerte vorstellte. Die Dame hat unverkennbar viel für sich: Jugend, Anmut, Liebenswürdigkeit, Eleganz, Grazie, und dazu ein« wertvolle Geige nebst einem echten Tourte-Bogen. Ader so kostbar und schätzenswert diese Vorzüge auch sein mögen, so wenig können sie bedeuten, wenn sie als hauptsächlicher Reiz eines Konzerts gelten sollen. Es hat keinen Zweck, mit solchen und ähnlichen kritischen Präparationen berumzuschletchen wie die Katze um den Brei und die Leser, wie sich selbst, ans die Folter zu spannen, um schließlich doch der Wahrheit entsprechend lagen zu müssen, daß Frl. Nussell^Yraham zurzeit noch wenig im Konzertsaale, dafür nm so mehr in einer tüchtigen Schule zu uchen hat. Die BrahmSiche Sonate sop. 100), die sie mit Herrn Percy Sherwood spielte, konnte man schließlich als Halbweg» an- nchmbarrn Versuch noch hingehen lassen. Schlimm ober steht von Tschaikowsky !ich Heranwaat. Bor allem mußte sie gleich eingangs im Vorträge hören, daß ihre Quinte zu t»ef gegen den Flügel stimmte. Scheinbar bemerkte sie daS aber erst mitten im ersten Satze und zwar so naiv und ungeniert, daß sie das Sniel unterbrach, den Begleiter am Klavier einfach im Stich« ließ tnd ihre Quinte auszog, ähnlich wie man mitten im Gebe» tehen bleibt, um sich ein aufgelöstes Schuhband sestzuknüpfen. Darnach stimmte die Sache aber noch immer nicht und wurde auch nicht sonderlich besser, al» Frl. Russell-Graham sich mit dem Bogen in die Saiten verfing. DaS ist Dilettantismus, der mit dem Konzertsaale nichts zu tun hat. Gänzlich unnütz, noch weiter kritisch zu werden, von der Niizulcinalichkeit der Technik zu prechen, oder von der Bescheidenheit des Auffassungsvermögen». Genug, es langte nicht hinten und nicht vorn. waS die mnge Dame uns darvot, und Lichtblicke im künstlerischen Dunkel de» Abends waren einzig und allein die von Herrn Percy Sherwood gespielten Klavierstücke und die bewundernswerte Schlagfertigkeit, mit der Herr Organist Richard Schmidt, als Begleiter am Klavier, die zahlreichen Angriffe aus stm« allerdings unerschütterliche Ztiverlässigkeit höflich und taktvoll in deS Wortes musikalischem Sinne ablehntr. H. 8t. 4 Otto Erlers Zar Peter" hat vorgestern Abend bei seiner Erstausführung im Hoftheater z» Weimar bei glänzend« Iiistrnt«- ru»g vor aiiSverkauflei» Hanse einen durchschlagenden Erfolg ^ wurde nach dem dritte» und vierten auf da» leb»
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