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71. Jahrgang. zsssi Sonn»»««-, 11. Dezemd« I«« «rabtaolchrD >«ch»ichl»» »»«««». E»rnI»wch«r-SaMimenuinm«» S» S^I Kur Ur kach»ach>rSch»! LQ V11 Ui, »»>«»»»«» i» w«rd»n noch Gllldmar, drrrchn-Ii »l» UivpaMa» ZV nun Anzeigenpreise: Ä..LÄ7Z auderdald 200Pj« OfterI»»o»dUI>r 10 PI«. Slu«w. Ausirt,« a»». Dörouod»»« S<tzrgN»su»q und L»o»Ig«IchSN»ft«I1»: Mnrionstrotz» SS Lrnch u. D«rt»g von Uüpkch N «ntchn»»« in Dr»»d«n. V»Mch»ch-Sonw 10SS »reod««. «ochdnSd NU» «ü> »«Mtch« 0u»il»n-ni,-d» .Lr—dn,r «achr."> culLMa Unveri-ngl» Schrlklftüch» ««rdo» nicht «uld»w«dr<. K s s 1 s 777771 cuirok»^«oss I visnstsgs uncl §or>nsbsncl8 6sssll8eiistts-/^bsn6 /^rrnngnur W»i»oN-V»No» — - - Sie deutschen Mittungen genügen nicht! Die Botschasterkonferenz versagt -ie Feststellung -er deutschen Entwaffnung. Das Mihkrauensvolum gegen Külz abgelehnt. - Unbegrün-eie Vorwürfe gegen Gehler. — Verschiebung -er innenpolitischen Klärung. Kritische Lage in Gens. IDurch Funkln ruch.» Paris, NI. Dez. ll,15, nachts.) Zn der heute nachmittag ab» gehaltenen Sitzung der Botschasterkonferenz und zu den heute früh ftattaehabten Verhandlungen zwtsche« dem interalliierten militärischen Komitee und General ». PawelSz berichtet HaoaS heute abend: Die Besprechungen, welche dl« Mitglieder des interalliierten militärischen KowiteeS heute »ormittaa mit General v. PawelSz gehabt hatten, hätte» nicht tatz erwartete Ergebnis gezeitigt. Während General v. PawelSz sich bisher daraus beschränk« habe, «»«er Heranziehung iuristischer Erwägungen die Zulässigkeit der alliierten Forderungen betreffend die Festungen t« Oste» Deutschlands zu bestreiten, habe er heute »ormittaa sich lediglich ans den militärischen Standpunkt gestellt und di« These vertreten, baß die a« de» Befestigungen auSgestlhrte» Arbeiten unerläßlich gewesen seien und daß sie trotz Ihrer Bedeutung nur einen rein defensiven Charakter träge«, der zwar den Fortschritten der modernen Technik entspreche, der aber keineswegs mit Art. IVO dcS Versailler «ertrage- tu Widerspruch steh«. Sämtliche alliierten militärische« Sachverständige« sele« sich sedoch darüber einig gewesen, daß diese Erklärung«» «ich, genügte«. Der gleichen Ansicht sei auch ei» ftim «tg die Botschafterkouferenz in ihrer heute nachmittag ab« gehalteucn Sitzung gewesen. Sie habe daher bezüglich der Erfüllung der militärischen Klausel« des Versailler Ver» träges Deutschland nicht Entlastung erteilen können, nicht einmal unter dem Vorbehalt der spätere» Behebung der letzte» sc st gestellte« «er» schlangen. Die Botschasterkonferenz habe mithin heute abeud nur de» Delegierten der in Genf vertretenen Mächte diese Tatsache zur Kenntnis bringen könne«. Tie habe keinen Zeitpunkt für eine neue Sitzung anberaumt. lW. T. B.) Das offiziöse Aommvniqaö. Paris, lll. Dezember. Die Botschasterkonferenz prüfte in Ihrer heutigen Sitzung den von dem Interalliierten Militär, kinnttce revidierten Bericht, der von Fock, verlesen wurde. Die Sitzung dauerte von 1 bis 6 Uhr. Nach Schluß der Beratun gen wurde folgendes offizielle K v >» m » » ious auSgegeben: „Die Botschasterkonscrenz ist mit dem Ergebnis der Ver« Handlungen besaßt worden, die zwischen ihren militärischen Vertretern und General von PawelSz fortgesetzt «nrde«. Ein «euer Bericht hierüber ist den Minister« und Delegier» len der deutschen, französischen, italienischen, belgische« und sapanilchcn Regierung inGens übermittelt worden." Englischer Anschlag auf -ie -euksche Ia-uskie. Bereit« vor dem nochmaligen Zusammentreten der botschasterkonscrenz hatte sich die Laae in Gent bedenklich zu- gespitzt. Ueber die Entwicklung der Dinge im Laufe deS Tages wird gemeldet: Berlin. 1». Dez. Die in Berlin aus Gens vorliegenden Nachrichten lassen klar erkennen, daß auch dieheutigeKon» serc» z der Locarnomächte wieder völligergebntSloS war. Tie Besprechungen haben zu keinem Fortschritt geführt. Man sicht immer noch aus dein Punkte, aus dem man auch gestern schon stand. Man hatte allgemein angenommen, daß, nachdem die Botschasterkonscrenz acster» die Entscheidung von den Sachverständigen i» Pari- ans die Politiker i» Gens über tragen hatte, hcntc eine Einigung Zustandekommen würde. Siaü dessen Ist. worüber auch das heutige Koiiiinuniquä nicht Hinwcgläuschcn kann. die Entscheidung wieder von Genf nach Paris »erlegt worden. Die sachliche Einigung war sa nun allerdings von Anfang an sehr schwer, da die Franzosen daran festhalten, daß Deutsch land aus das griindsäyltkhc Verlangen, die Festungen tm Osten auözl,bauen, verzichten sott, und da die Engländer die Liste der von der Ausfuhr ausgeschlossenen Halbfabrikate bis aus fast alle Erzeugnisse der verarbeitenden Etseiiindustrie und der optischen Industrie auSdchnc» wolle». Das, was England hier mit bezweckt, würde nichts anderes bedeuten, als ein« völlige Lahmlegung eines großen Teiles der deutsche» Industrie. Bon englischer Seite läßt man sich anschciueud von de« Geda«, len leiten, die Lierlnste durch den monatclaugen Kohlcnstretk durch die Eroberung der Märkte, die Deutschland während der Ltreikzeit zum Teil gelungen ist. durch solche Mittel und Wege »iedcr auözugleichen. WaS die von England gewünschte Liste für das Verbot der Ausfuhr m»> Halbfabrikaten betrifft, so würden dadurch die wichtigsten Teile der deutschen Industrie lahm» gelegt werde». Das Retchskabinett hatte schon bet der Be» ratung deS Gesetzes über das Verbot der Ausfuhr von Kriegs material, das tm allgemeinen nur Fertig sabrikate von der Ausfuhr auSschlteßen will, die größten Schwierigkeiten mit Len beteiligten deutschen Wirtschaftskreisen gehabt und steht sich auch fetzt gar nicht tn der Lage, das Gesetz nach den englischen Wünschen zu erweitern. Infolgedessen hat die deutsche Delegation in de» hcutige« Verhandlungen vorgeschlagen, daß mau die beide» Streit frage« dcw internationalen Schiedsgericht im Haag «ater» breite, weil eS sich um die Auslegung von zwei Paragraphen deS Versailler Vertrags handelt, und daß dann die Militär» kontrolle sofort aufgehoben werde. Dieser dcutsche Vor schlag scheint aber von Frankreich nnd Englanb ab» gelehnt worben z« lein. Zunächst haben di« Vertreter der Locarnomächte verein bart, am Sonnabend vormittag um 11 Uhr wieder zusammeu- zukommen. Man hatte beute auch tn Genf den Eindruck, daß Eng land und Frankreich durch Verzögerung dieser Verband- lungen offenbar eine» Druck auf Deutschland auSüben wollen. Die französische Delegation hat durch die Presse den Vorschlag machen lasse», daß der Rat die Streichung der Rhein, laudökoutrolle aus de« FnoestigatiouS-rotokoll in der Form beschließe, daß alcichzcttig die Locarnomächte die Erklärung abgeb«.«, baß sie sich über die Frage der ständigen Kontrolle einigen «ollen. Das ist eine Forderung, der man van deutscher Seite aber nicht z u st i m m c n kann. Die deutsch« Delegation ist vorläufig gegenüber all den zahllosen Vor schlägen, die ihr von Entcntcseite gemacht wurden, fest ge blieben. LochmaNae Beralmn, -er Juristen. Genf, 10. Dezember. Die RcchtSsachvcrständigen sind heute »och einmal zu einer Beratung zusammeuaetreten. um an der von ihnen auSgcarbeitcten Interpretation deS In» vestigattonsprotokoll eine Abänderung vorzn. nehmen, entsprechend einer Anregung, auf die heute vormittag die Vertreter der fünf Rhcinpaktmächte sich geetntgt haben. Das Saarkompromitz aeföhr-et. Genf, 10. Dezember. Ueber die Saarfrage fanden beute abend zwischen den Alliierten längere vertrauliche Verhand lungen statt. Die Saarsrage gehört zu den wenigen Punkten, die der Völkerbund in seder Tagung noch nicht erledigt hat. Die Einigung über die Zurückziehung der französischen Truppen aus dem Saargebtet, die von den deutschen und den franzüsischen Juristen bereits der Vollendung nahe gesührt war, ist plötzlich wieder zweifelhaft geworden. Die Vertreter der Saarbeoölkcrung unter Führung des Kommerzienrats Röchling hatten dem deutschen Juristen, Ministerialdirek tor Dr. GauS, nahcgelegt, in das Abkommen über den ge planten technischen Bahnschutz des Saargcbtetes, baS der französischen Regierung als Grundlage für die Zurückziehung der im Saargebtet stehenden französischen Truppen dienen sollte, drei Bedingungen anfznneüme«: 1. Die Zahl der ZivilkorpS für de« Bahnschutz soll LOY Manu nicht tibcrstclacn. 2. Das KorpS für den Bahnschutz soll, ohne irgendwelchen militärischen Charakter z» habe», kaserniert wer. den, damit cs nicht unter der Bevölkerung ver. teilt zu werden braucht und nicht et« neues land fremdes Element etngesührt wird. 8. Mit der Einführung dieses ZivilkorpS soll kein Prä zedenzfall geschaffen werbcu, der etwa zur Regelung einzelner Fragen herangezogen werben könnte. Der französische Sachverständige hat erklärt, diese Be dingungen «icht annehmcn zu können, und so ist bisher das Abkommen über die Zurückziehung der Truppen aus dem Saargebiet nicht zustande gekommen. Die Akbenpunkke im Aale erle-iqk. Genf, IN. Dez. In seiner hentlgen Sitzung erledigte der Rat zahlreiche Punkte seiner Tagesordnung, so daß nur »och wenige Gegenstände für seine nächste ans morgen abend 3 Uhr 8V Min. angesetzt« Sitzung übrtgbletben, darunter als wichtig- steS die JnvestigationSsrage und die Zurückzirhnng ber franzö« fische» Truppe« aus dem Saargebiete. Die Sitzung war nur yon kurzer Dauer. ES wurde beschlossen, zunächst die dem Generalsekretär übermittelten Antworten zu den Vorschlägen der ManbatSkowmlsflo« über den neuen Fragebogen an dte Mandatskommission znr Stellungnahme zu überweisen Der VülkcrbnndSral beschloß ferner, auf den 4. Juli 1027 nach Gens eine internationale Konferenz für Hilfe bei Natur» kataftropheu einzudernfen. die sich mit der Schaffung einer tnternattonalen Union für Hilfsmaßnahmen beschäftige» soll. Offene Krise im Reich. Di« Sozialdemokratische Partei hat sich nach einigem Schwanken nun doch auf den KricgSpsad begeben. Sie hat dem Mtndevhcttskabtnett Marx i» aller Form die „stille" Ge- folgschaft ausgesagt. Zwei Seelen stritten, wie immer, in ihrer Brust; die ein« machtfreudig«, die an dom sich vorbereitenden Wendepunkt der Jnnenpolttlk zur Mitregierung drängte, m»d die andere agitationslüstcrnc, die unbequem gewordene Schran ken einer geheimen Rrgierungsgebundenhcit sprengen wollte, um die Wintcrmonate mit ihren steigenden wirtschaftlichen Nöten ungehemmt zum Kamps gegen die kommunistische Kon- kurrenz auSznnützen. Der Radikalismus, gestützt von den eigenen Parteibcdürfnisscn, hat gesiegt; er hat, waS er brauchte: di« Krise vor Weihnachten, und noch dazu unter Umständen, die cS erlauben, die Verantwortung nach außen hin -er Deut» schen Volkspartei zuzuschicben. In dem taktischen Aufmarsch, der jeder Regierungskrise vorauszugehen pflegt, hat diesmal die Sozialdemokratie zweifellos einen Vorsprung erreicht. m»d ste hat ihn durch geschickte Manöver für ihre Partetintereffe» auSzi,nützen gemußt. AIS vor einigen Wochen die Deutsch, nationalen durch ihrenparlamentartschenVorstoßindcrErwerb-» losenfrage ihrerseits dir heute von der Sozialdemokratie auf. gerollte Klärung der MehrheiiSoerhällnisse erzwingen wollten, da konnte man nicht nur in den sozialistischen, sondern anch i» demokratischen und sonst nach links ziehenden Elazetten lesen, daß das ein politisches Verbreche», ein frevelhaftes Spiel mit der Not dcS Volkes sei. Heute tönt aus derselben Presse di« Versicherung, das sozialdemokratische Vorgehen sei durchaus berechtigt, denn dte Deutsche BolkSpartei habe sich, als sie di« Jnsterburger Erklärungen ihres Parteiführers deckte, eines Treubruches den Koalitionspartcicn gegenüber schuldig ge. macht. Wenn zwei dasselbe tun, so ist es eben nicht immer das gleiche. All« diese Manöver können aber nicht darüber hinweg, täuschen, daß der jetzige Einbruch in die ReichSkoalitimr von links her nur der offene AuSLruch einer seit langem unter der Oberfläche schwelenden Krise ist. Man müßte von der politischen Willenskraft der Drutichnattonalen VolkSpartrt gering denken, wenn inan glauben wollte, daß sie nach ihrem ersten Vorstoß die dadurch verursachte halb« Lösung -er „stillen großen Koalition" als den erwünschten Dauerzustand unserer Rcgicrungsverhältnisse hingenonnucn hätte. Und cS zeugt von einem schlechten GedächiniS unserer Politiker, wenn man jetzt, wenige Tage nach der Verabschiedung der Schund» und Schmutzvorlage schon vergessen hat. daß vor der ent« scheidenden Abstimmung über dieses Gesetz es -er sozialdemo kratische Abgeordnete Breitscheid nur. der der Regierung in aller Form den Fehdehandschuh htnwarf. Er stellte damals fest, daß ein Teil der RegierungSmttglieder unter der Füh rung eines demokratischen Innenministers den Anschluß nach rechts gesucht und gefunden lmbc, und er drohte, daß -a- natürlich seine politischen Konsequenzen Huben werde. Dies« von den Sozialdemokralen augekündigten Fol gerungen sind mit ihrer Kampfansage jetzt ctngetretc», weiter nichts. Und die Empörung über den Vollöpartetlcr Tr. Scholz ist lediglich zu dem Zweck so künstlich ausgebauscht worden, um der Partei eine günstige taktische Ausfaüstellung tn dem nun beginnende» Ringen irm die Seele der Zrntrumspartei zu gewinnen. Dt« polternden Erklärungen DchcidemaunS in München deivetsen zur Genüge, -aß sein« Partei nur nach einem solchen „innerpolitischeil Fall" gesucht hat, »in einen Vorwand zu haben, der cs ihr ermöglicht, der Reichsregterung di« Pistole auf die Brust zu setze». „Entwcderl — Oder!" Dabei ist bei Scheiden,ann und seinen engeren Freunden sicher der Wunsch irach dem „Lntiveder" in Form einer ein- fettigen Bindung der Regierung »ach links vorherrschend ge wesen, während die Mehrheit der Partei daS „Oder", nämlich die Ablösung von der Koalition der Mitte, vorziehen mag. Die überschlauen Taktiker der Parteileitung, die z» dem Kreis um Scheide mann gehören, habe» aber so manövriert, daß in Wirklichkeit dte letzten Slausteine zur Ausrichtung einer großen Koalition in die Luft gesprengt worden sind. Denn die Hofs- nung der sozialdemokratischen Parteiführer, daß sich die Volks. Partei durch ihre Ucberrumpclungsmanövcr etnschüchtrrn lassen n>»d unter Druck auf die sozialdemokratischen Koalition», bedtngiingen cingehen würde, sind io vollständig wie nur mög. ltch sehlgelchlagen. Fast gleichzeitig mit dem sozialdemokra tischen Parteibeschluß liat die Rcichstagssraktion der Deut schen Volkspartet die Aeußeriingen ihre» Parteiführers etn- msttig gebilligt und damit ihren Kurs für den weiteren verz