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Montag. 1. Aevrnar 1S2S vre^ner Nachrichten Nr. »2 S-N- S ' Amwege zur Sprengung -er Sachsenkoalillvr»? Lan-esvarkettag -er sSchsischen Sozialisten. »m Sonnabend und Sonntag fand tm LandlagggebSude die ordentltche LanbeSversammluna der Sozial- »emokrattfchen Partei Sachsen» statt. Dte Tage», ordnung verzeichnet« Referate der LandtagSabgeordneten Sr,t und Edel. Trotzdem dafür Sorge getragen worden war. baß man hübsch unter sich blieb und die Orfsentlichkeit streng au»geschlossen hatte, ist doch bereit» mancherlei bekannt geworben. Jedenfalls ist e» auf dem Parteitag recht lebhaft zugeganaen, und auch die TrtbNnenbesncher. dte selbstverständ- ltch ausschließlich eingeschriebene Genossen waren und nur gegen Karte Zutritt hatten, haben sehr stark in dte An», rinandersetzungen eingcgriffen und sich namentlich gegen die RechtSsozialisten gewandt. Dte Aussprache erstreckte sich in der Hauptsache auf den von Arzt am Donnerstag tm Landtage angekündigten Antrag. SO Millionen Mark für Erwerbslose »nb «»hnnngSban ,« bewillige«, «ie «an h»rt, ist e» »,n Leuten n« «r,t »elnngc«. de» verliner Parteioorftand fii, diesen «»trag ,« gewinne«, der anch »on de« LanbeSlnftanzen angenommen worden «ft. Dana» müßte» die b» MittrSger der Koalition ihm im Landtage ,«stimme«. Damit glaubt «an aber eine Sprengung der Koalition ,n er reiche«, denn ,» dürste «nSgeschloffen sein, daß die Dentsche volkSpartet »nd die Demokrate« bei de» gegenmSrtige« FinanzverhLitniffeu e» »erantworte« könnten, de« Antrage ihre Zustimmung z« geben. Wie weiter verlautet, soll die Fraktion überdies noch be auftragt morden sein, die Anslösuug des LandtagcS zu be treiben. die ja bereit» von den Kommunisten beantragt worden ist. In parlamentarischen Kreisen rechnet man jedoch damit, daß eS vor dem Monate Mar, nicht zur Auslösung des Land tage» kommt. Slresemann an -ie Dres-ner Slu-enlen. Die De-eulung -er geistigen Dolkskrast. Auf Veranlassung de» AnSschusseS für geistige Interessen -er Studentenschaft der Technischen Hochschule zn Dresden sprach Rcichsaußenmiuister Stresemann tm vollbesetzten «aale des StudentenhausrS am Sonntagabend über daö Thema: Akademische Jugend. Staatsgedanke «nd deutsche Zu kunft. Neben zahlreichen Studenten und dem Lehrkörper der Technischen Hochschule, an seiner Spitze der Rektor. Prof. Dr. Hei du schka. bemerkte man unter den Anwesenden u. a. Ministerialdirektor Gehcimrat Dr. Hedrtch, den Jnfan. terieführer IV. Generalmajor Freiherr« v. Branden- stein, Kreishauptmann Buck. Oberbürgermeister B l ü h e r. Polizeipräsident Kühn, den Präsidenten der Handelskammer, Geheimen Kommerzienrat Schleich. Gcheimrat Dr. Schmitt. Hofrat Holst Geheimen Hofrat Dr. Vogel. Nach BcgrusningSwortcn durch den Vorsitzenden der Stu dentenschaft, der auf die in der heutigen Nacht erfolgende Räumung der Kölner Zone hinwics. ergriff Dr. Stresemann das Wort. Er führte nach einem Hinweis darauf, daß Dresden der Sitz der Wirtschaftshilfe der deutschen Stu« dentenschaft sei, u. a. folgendes aus: Gerade tn einer Zeit der Demokratie kommt der geistigen Führung besondere Nedeutung zu. Wenn die Masse zum Träger von stagtspolitischen und weltpolitischen Entscheidungen gemacht wird, kommt es um so mehr darauf an, daß es Führer gibt aus den in tellektuellen Schichten, die Persönlichkeiten sind und die kraft ihres Wissens und Charakters ihr den rechten Weg weisen. Die geistige Lage der Nation spiegelt sich nicht nur in den Parteien wider, die geistigen Kräfte eines Volkes ivcrden nicht nur gekennzeichnet durch die Arithmetik der Fraktions- stärkcn. Neben dem parteipolitischen Leben und Treiben wird da» Fühlen eines Volkes bestimmt durch die unwägbaren geistigen Kräfte der Nation, die ihr Denken in den großen und grundlegenden Fragen bestimmen. Selten war -ie Bedeutung der Verantwortung derjenigen, die in der Lage sind, geistiges Wissen zu erringen, gröber als gegen wärtig. Die deutsche studentische Jugend mar tn der alten Zeit die Trägerin des NcichSgesühlS, als sie sich in Landsmann schaften im AuSlande zusamme»fand und den Begriff der deutschen Studentenschaft zum ersten Male vertrat. Sie gab groben Bewegungen Stärkung in den Freiheitskriegen ebenso wie bei Langemark im Weltkriege. Sie war Trägerin eines starken politischen Einhcits- unh FreihcitSgcdankcns ln den jenigen Zeiten der Burschenschaft, die über die Paulskirche zum einigen Teutschen Reich führten. Nach der Neichs- gründung begann ein Abflauen des politischen Interesses und ein« politische Satuvierlheit. die parallel gtna mit der deS deutschen Bürgertums. Dicke Jnaktivität ist in der deutschen Entwicklung sehr bedauerlich gewesen. Dem politischen Denken der Arbeiterschaft, di« sich immer mehr den Ideen desSozialismus zuwandte, stand das uiipolitischcEiiipsin- den der bürgerlichen geistigen Schichten gegenüber. Un ausgeglichen gingen Heide in den großen Weltkrieg hinein. Diese Unsicherheit ist es nickt zum geringsten gewesen, die dazu geführt hat. daß die Niederlage in eine Revolution aus- mtiubcte. Dte deutsche Studentenschaft war an der November- Revolution nicht beteiligt. In der Geschickte ist es nur selten der Fall gewesen, daß die Umwälzung eines Staates ohne die studentische Jugend vor sich ging. Darin liegt die große Schwäche dieser Bewegung, die sich nur durchsetzen konnte, weil das Alte und noch Bestehende eine noch größere Schwäche zeigte und sich nickt zu einer Verteidigung seiner Ideale er hob und die Kräfte, die ihr dafür zur Verfügung standen, nicht ansrief. Rach der Umwälzung wurde die Studenteuschaft hinein- geworfen in schwerste soziale Rot. Sie sah da» Reich außen- politisch ohnmächtig und innenpolitisch zerklüftet. Si« sah die Umwälzung aller ethischen Begriffe und all die bizarren Erscheinungen nach dem Jahre 1919. Daher ist es verständlich, daß eS ihr schwer wurde, ein« einheiiliche Haltung gegenüber dem heutigen Staat einzunehmen. Mehr und mehr wächst in ihr die Unlust, sowie eine starke Neigung zum Negieren des Neugcmordencn und ein Sichgenügenlassen an den Zuständen der Vergangenheit. Demgegenüber darf st« da» eine nicht vergessen: Der heutige Staat und seine Bersassung sind die Reisen, die das deutsche Volk Zusammenhalten. Traditio» und Macht, die ihm früher das Leben sicherten und wahrten, sind dabingeichwunden. Negieren wir den Staat oder zerrütte» wir seine Autorität, dann sollt der Reifen aus einander nnd die Einheit des deutschen Volkes, das Reste, was wir ans der Niederlage und dem Zusammenbruch ge rettet haben, ist dahin. Einzelheiten der Versassuna sind keine Ewigkeitswerte. Ihre Fortbildung ist jederzeit möglich und auch rechtlich durch den Wortlaut der Verfassung gegeben. Aber der Regriss einer geistig führenden Jugend muß Staatsbcjahung in sich schließen, die gleichbedeutend ist mit der Anerkennung der Staatsautorit.it. Unser größter Fehler wäre daS Zurück- fallen in die alten Klassengegensätze oder die Entfesselung konfessioneller Kämpfe. Die schlimmste Vergiftung des deutschen Volke» ist die Aberkennung des Nationalgesühls gegenüber denjenigen, die auf andere» Wegen als ihre Kritiker den Weg zu Deutsch lands Freiheit und Wiederausrichtung gehen wollen. In seinen Schlußaiissührnngen ging der Außenminister ans die Ziele der deutschen Außenpolitik ein nnd verbreitete sich insbesondere über die Räumung der nördlichen Nbcinlandzouc. Sie ist nicht nur ein Aufhören der Bedrückung und Bedrohung der Millionen von Deutschen, die unter der Besatzung litten, sondern sie ist auch das Ende der Politik von Poincarä und Clcmcnccau, die am Rhein bleiben wollten. Die Auswirkungen des Weltkrieges haben gezeigt, wie tief er eingegriffen hat tn die LrbenSmüglich- kciten auch derjenigen Völker, -ie einst sich so stolz als Sieger st «raten bezeichnet haben, heute aber erkenne» müssen, daß sie in vielen Fragen ein gemeinsame» Geschick mit denjenigen verbunden Hai. die vorher als zwei Welten sich gcgcnübcrgestanden haben, von denen die eine glaubte, der anderen die Cksetzc ihrer Entwicklung auferlegen zu können. Der Abzng der VesaftnngStrupocn vom Niederrhein muß der Anfang einer großzügigen Politik der Ver ständigung sein, welche die Freiheit, die in dieser Mitternachtsstunde von den Glocken am Nicderrhxju gefeiert wird, auch überträgt aus diejenigen dentschen Gebiete, die jetzt noch fremde Truppen bei sich sehen. Wenn alle diejenigen, die sich in Locarno vereinigten, um ein friedliches Europa zu sichern, von dem guten Willen be seelt sind, Gefühle und Empfindungen in die Tat umzusctzen, dann wird wenigstens manche unheilbar erscheinende Wunde ans dem Kriege verharschen können. Dazu gehört aber im Innern daS verständige Begreifen außenpoli tischer Notwendigkeiten, die Zurückweisung der jenigen, die zwei Deutschland wollen, von denen daS eine über daS andere herrscht, und daS feste Zusammenhalten der jenigen weiten Schichten des deutschen Volkes, die erkannt haben, daß nur eine verantwortungsvolle Politik, die alle ,'taatsbejahcudcn Kräfte auf sich vereinigt, nmS weiter vor- wärts zu bringen vermag. Die Rede löste sehr lebhaften und anhaltenden Beifall an» sich das Bereinsmitglied C. Freitag als guter Svtotenor und Paul Mittmann gehörte mit zu den schlackenfreicsten auszeichnete. Machtvoll erbrauste «Das deutsche Lied" mit Trompeten, Hörnern. Posaunen und Tuba, in der glänzenden Aufmachung ein echter Bruckner. Und nun z»m Schlüsse die hübschen Volkslieder in entzückender Ausfcilung: „Un treue" lTilcber), das unverwüstliche „Ständchen", das neckische „Fcnstergang", das mit allerhand Späßchen gewürzte nnd zweimal gesungene „Heunt gicn mar auf die Alma" tnon Karl P c m b a ii r bearbeiten — das brachte eitel Lust und Freude beim Geben und Nehmen. Man dankte in Heller Be geisterung. Verdiente Anerkennung gewannen als Mit wirkende G u st a v M odis (Orgel und Flügels und dann vor allem das von Mitgliedern des Vereins gestellte Blas orchester. Die anwesenden Komponisten Kluge, Platzbcckcr, Meyer-Frcnner und Pcmbaiir wurden gefeiert. ll. l>. s Die akademische Sängerschaft „Arion" im S V. (Tech nische Hochschulet beging am Sonntag ihr si. Stiftungsfest mit einem Festkonzert tm Frcnidcnhof Bristol. Eine geivisie Jdecn-Etnheitlichkcit war den Vorträgen insofern gesickert worden, als alle Kompositionen des Programms ihren Aus gangspunkt non Goetbcschen Dichtungen genommen butten, sei es durch Vertonung Goethcscher Texte in Liedern und Ge sängen. sei cs durch instrumentales Auslvliincn Goethcscher Gedanken aus seinem „FaustVon letzterer Art unrrcn ie drei „Faiiiasicbildcr" von Paul Umlauft für Klavier zu vier Händen, bzw. für zwei Violinen. Ecllo und Klavier, denen szenische Motiv« ans beiden Teilen des „Faust" zugrunde lagen. Der Konwonist saß selbst am Flügel und sorgte auch bet leinen Mithelfern, die insgesamt den Kreisen der studen tischen Sänger angcbörten, für eine eindrucksvolle Aus führung der stiinmungsgctreuen musikalischen Charakter bilder. Alle übrigen Kouzertnummern waren Vokalvorträge. Unter Leitung ihres Licdermcisters, Pros. Paul U in laust, sangen die Arinnen mit frischen Stimmen, iuaendiichcr Be geisterung und intelligenter VortragSbehandluug J-vnppolla- Cböre von Kuhla,i. Werner. Löwe l.,Die erste Walpurgis nacht") und Mendelssohn und ergänzten auch durch chorffche Mitwirkung das Lied des Mephistopheles in Auerbachs Keller l„ES war einmal ein Königs von Beethoven und das Tenor- sololied «Der Trunkene" laus „Mummenschanz" in „Faust 17/") von Löwe. Als Solosängcr dieser beiden Liodcr sund auch mit etniaen anderen soltstffchen Gaben) bewährten sich reckt beachtlich die A. H. A. H. deS „Arton" Klug nnd Krafst. Auch eine mit warmer, wohl-iebildetcr Stimme be gabte und gefühlvoll Vortragende Sopranistin. Edith Boden, lernte man in dein Konzert kennen und schätzen: ihre A»sküs,r»ng non „Gretchcn am Spinnrad" und der Dom» szene ans „Faust" (Schiiberi), sowie zweier Lte-er »on Mozart Darbietungen des Abends. Die Klavierbegleitungen führte mit ollen Merkmalen eines Meisters Pros. Umlauft anS. - Als Auftakt zum Konzert hatte der 1. Präside des „Arion -guck. Janitzkn, in schwungvoller Rede der vor S Jahren erfolgten Gründung der Sängerschaft, ihrer Geschichte und ihrer Ideale gedacht, welche letztere sie in der Psleae des deut schen LicdeS. in der Liebe zum deutschen Vaterland und in der Hockhaltung deutscher Art und deutschen Geistes zu verwirk lichen suche. Gleich allen musikalischen Vorträaen fand aiuh diese Rede bcgeisteruugsvollcn Anklang. —<7ü s Erwin Senss-Georgi, der lachende DemokritoS unter den Vortragökünstlern, war längere Zeit seiner Heimatstgdt Dresden ferngeblicben. Um so freudiger wurde er an seinen beiden „Lustigen Abenden" lSonnabend und Sonntag) im Künstlcrhause willkommen geheißen. Mit einem funkel nagelneuen Programm trat er vor die alten und neuen Freunde, nnd das Neue bewährte die alte Durchschlagskraft. Das macht, weil er auch selber der Alte geblieben ist: stark und vielseitig im Ausdrucksvermögen, guecksilbrig tn den Be wegungen, erstaunlich wandelbar und treffsicher im Miencn- spiel, über die Maßen zungenfertig in der Rede, und vor allem ausgerüstet mit einer besonders vollblütigen Ader für fortreißcnde Komik. Wolzogen, Bierbaum, Ettlinger, Neimann, Rtdcamiis, Moszkowsti, Bckamel und andere waren ihm erprobte Helfershelfer zum Erfolg: aber auch was er an Sclbstcrlcbtcn und Sclbstgcdichteten der Vortragsfolge cinvcrlcibtc — sei es als gesprochene Zwischenspiele zur Ver bindung der vorgetragenen Dichtungen, lei cs als Ankmngscl zum Programm — war zum großen Teil reckt witzig und amüsant. Nur bütc er sich bei seinen Zwischenbemerkungen vor allzu geschwätziger Streite: was von der Rede im all gemeinen gilt, ist vor allem oberstes Gesetz des Witzes: „In der Kürze liegt die Würze". Es wurde viel und herzlich ge lacht im Saale, und das ist ja der Zweck eines Senff-Gcorgi- Abcnds nnd zugleich seine beste Kritik. — lü —- -j- Der Kobnrger Eleneralmnsikdircktor. Der erste Kapell meister des Landestbcaters in Koburg, Albert Bing, ist vom bäurischen Kultusministerium mit dem Titel „General musikdirektor" ausgezeichnet worben. * Eln Botschafter als BortragSrcdncr. Ter italienische Botschafter tn Berlin. Graf BoSdart. der sich in der literarischen Welt Berlins als Literaturkcnncr und Literaturforschcr einen guten Namen gemacht hat, befindet sich gegenwärtig auf einer Vortragsreise durch Italien. Er wird in verschiedenen Städten Italien» Vorträge über Dichter halten, insbesondere auch über «verhört Hanptmann. Oertliches und Sächsisches. Die Wendensrage tm amtlichen Spiegel. Zu der gegenwärtig wieder lebhaft erörterten Wenden» frag« gibt jetzt die Kretshauptmannschast Bautzen «tn« Er klärung ab. Darin wird u. a. festgestellt, daß der Bautzener Rechtsanwalt Justtzrat Dr. Herrmann, der Vorsitzende der nach Gens gesandten wendischen Abordnung, erklärt habe, dte Bildung deS Wendischen VolkSrateS sei auf Wunsch der säch- fischen Negierung" erfolgt. Demgegenüber wird amtlich be. tont, daß ein derartiger Wunsch offiziell und schriftlich nicht erfolgt sei, es hätten lediglich früher NegtcrungSvertreter de« Wunsch ausgedrückt, daß seitens der Wenden eine Stelle be zeichnet werde, mit -er die Negierung bei Bedarf verhandeln könne. Dr. Herrmann hat in einem Schreiben an dte KretS- hauptmonnschaft Bautzen betont, daß der Wendische VolkSrat diese Stelle sei. Die Kretshauptmannschast erklärt dazu, daß bereits im Februar 1924 der Kamenzer Bezirksschulrat Schneider der Regierung die Bildung eines Ausschusses lWen- bischer VolkSrat» angczeigt un-d erklärt habe, die Wenden wünschten als loyale Bürger der deutschen Republik und deS Freistaates Sachsen zu gelten, aber auch ihre Muttersprache zu erhalten und zu pflegen, wie ihnen das Artikel 118 der Neichsvcrsassung gewährleiste. Der Ausschuß sei zwar nicht von der Gesamtheit des wendischen Volkes gewählt, tn den wendischen Vereinen aber, die Träger dieses Ausschusses sind, seien alte die organisiert, die ein wesentliches Interest« an ihrem BolkStum und ihrer Muttersprache haben. Der Ministerpräsident, dem unter der Hand Vorlagen davon mite» breitet worden sind, hat mit Interesse von der Gründung de» Volksrate» Kenntnis genommen, was Bezirksschulrat Schneider auch mitgeteilt worden ist. Danach ist die Gründung eines Wendische» Volksrates nichts NeueS. Was die Vertretung der Wenden auf der Genfer Minder« heitenkvnferenz angeht, so hat Justtzrat Dr. Herrmann, der Kretshauptmannschast am 12. Oktober 192!) mitgetcilt. daß der deutsche Abgeordnete deS lettischen Parlaments Dr Schie. mann, der slowenische Abgeordnete im italienischen Parlament Dr. Wilfan und der Vorsitzende der Ungarischen Völker» bundsliga tn der Tschccho-Slomakei Gcza v. Scullo die orga nisierten nationalen Gruppen in den europäischen Staate« zu einer internationalen Tagung tn Genf für den 14. Oktober eingcladen habe, darunter auch die Lausitzer Wenden. Wen« Dr. Herrmann erklärt, daß die Negierung von der Entsendung der wendischen Abordnung zur Mindcrheitenkonserenz tn Genf in Kenntnis gesetzt worben ist. so sei daS nach Erklärung der Kreishauptmannschaft richtig, die Möglichkeit einer Stellungnahme der Negierung dazu sei allerdings nicht ge- geben gewesen, weil die Mitteilung Dr. Herrmanns erst zwei Tage vor Beginn der Konferenz erfolgte, und ez sei die Er klärung Dr. HerrmannS, die Entsendung sei „unter Vor- misten der Negierung" erfolgt, nicht ganz zutreffend. Die wendische Abordnung hat sich in Gens lediglich an Beratung und Beschlußfassung über die vorgclcgten Entschließungen be teiligt, eine besondere Fühlungnahme mit dem Sekretariat des Völkerbundes ist nicht erfolgt, auch ist bet anderer Gelegen heit eine wendische Abordnung beim Völkerbund tn Genf nicht tätig gewesen, ebenso ist eine Eingabe an denselben nicht erfolgt. Die Kreishauptmannschaft erklärt zuletzt: Ein besonderer Anlaß, die Belange des wendenstämmischen Teiles de» deutschen Volkes gerade jetzt zur öffentlichen Erörterung zu stellen, sei weder auf der einen noch auf der anderen Seite gegeben. Die Forderung der Wenden, sich ihre Kulturgüter, insbesondere die Sprache, zn erhalten, seien verständlich und natürlich und hinreichend bekannt, über ihre Erfüllbarkeit hätten Regierung und gesetzgebende Körperschaften zu be- finden. „Je sachlicher die Form ist. in der sie vorgetrageu werden, je fester die Gewißheit, baß die. die sie Vorbringen, staatStreuc Bürger des engeren und weiteren Vaterlandes sind, desto eher wird eine Bereitwilligkeit z» ernster Prüfung und zu möglichstem Entgegenkommen vorhanden sein." Alpine Trachlenfesle. Im Siubai. Eines der bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignisse Dres dens tst alljährlich bas Trachtenfest der Sektion Dresden des Deutschen und Oesterretchtscheu Alpenverein S. Auch diesmal führte cs einen großen Teil der Dresdner Gesellschaft tn gediegener Ausschließlichkeit zu ein paar Stunden heiteren Treibens und Tanzens zu sammen. Ter langjährigen Ucberliefcrung -er AlpenvereinS- Sektionen entsprechend, war dem frohen Fest auch diesmal der Charakter eines Tanzsestcs mit in einer hervorragend schönen Alpcngegend zugrunde gelegt. Den Schauplatz bildete der Hüttcuboden der Dresdner Hütte in den Stubaier Alpen. Er lag inmitten einer gewaltigen Saaidekoration, in der nach dem Gesamtentwurs des Fcstwartcs, Generaldirektor Schuppe, Professor Erler von der Kiinstgcwcrbeakadcmie unter Betonung des drohenden Ernstes der Landschaft den Blick aus den Fernauscrncr und die Schauselspitze, den Trögler und den Eggessengrat, sowie das Bildstöckelsoch in der Haupt- wand des Nicscn'aalcü dargcstcllt hatte. Auf der Stirnwand deS SaaleS nach -er Stübelallcc zu bot sich ein stimmungsvoller Talblick ins Mittterbcrgcr Tal. Vor der gegenüberliegenden Schmalseite erhob sich das Podium der Ehrengäste als der Wirts- garten „Zum Salzburger" in Neustist. Der Ausbau und die Bauleitung des Architekten Türcke hatten dafür gesorgt, daß diese Niescnausschinückiing deS Saales mit dem sichtenumrank- ten Tanzplan, einer Riesenrutscbbahn, die von einem FelS- massiv durch hochragende Bäume zum Tanzboden herunter- ftihrtc, nnd mit den Zugängen zn allerlei Nebenräumen, zur Nutzbachklamm tKcllcrrutschbahn), zum Augustincr-Stübl mit unermüdlichen und urkomischen Schrammeln, zum Terlaner Weinstübchcn, zur Reitschule, zum Photographen, zur Schieß bude. zur Wurfbuüe und zuletzt luicht zumindest) zur Tom bola gut zusammenging. Auch der Konzrrtsaal trug einen hübschen Tanzplan und alle übrigen Nebcnräume waren dem Wesen des Festes durch einfachen Schmuck angepaßt. Schon bald nach Beginn des Festes waren alle Tische be setzt, solange überhaupt jetzt noch, wo alt und jung tanzt, Tische besetzt sind, waren die beiden Haupttanzplätzc sowie einige kleinere Ncbentanzstätten rappclvoll, aber da es die Musik an Eindringlichkeit und bajuvariscbcr Handfcstiglett nicht schien lieh, so hörte man auS all dem Gcjauchz und Gejodeln wenig stens den Rhnthmus heraus, so daß man im Zwcitritt ein biß chen wackeln und im Drcitakt sich gelegentlich mal drehen konnte. Und davon wurde tn so überwiegender Zahl Ge brauch gemacht, daß ganze Reihen non Tischen auf Viertel stunden leer lagen ... denn a l l e S. alles tanzte und trieb in lustigem Gänsemarsch oder in alles durchbrechender Kette in den Gängen hin und her. Da auch viele nachbarliche Gäste nnd Freunde der Sektion zum Feste gekommen waren, gab eS manche stürmische Szene freudigen Wiederbcgrüßens, waS sich natürlich bei dem starken Besuch des Feste? nicht inner halb der ersten Stunde erledigte, sondern zum Staunen der Beteiligten auch noch in den vorgerückteren Stunden de» Festes neuen Anlaß zu Freude nnd lautem Freuden- ansdruck gab. Eine fröhliche Unterbrechung erfuhr in den beiden Hanpt- sälen einmal der allgemeine Tanz, alS sich ein lustiger Umzng durch die Menge drängte. In ihm trug sogar ein Deandl eine Mordstrnmmsahne: die beiden von Walter Schnitt) lustig be- malten Banner der VeretnSjugend fanden liebevolle Ve- Isrrrg« Wsekr«! r»>> r»ni- on6 >.»»»<>1»» f»I» dcj Il»m I»»»». tMIio«» r»»l»tlcl>»ii»li« mit um>!alitd»r»r riDNiiIi»!« tim. »»--«1-t, e«n>i> viaiaankausstnIS