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da- »kl« Wasserleitungen trotz entsprechender Vorrichtung«« gegen Kälte «ingefror«» find, — solche Ding« übrrraschrn nicht; aber daß sogar den Bewohnern unserer Stadt vielfach da- Licht zugr- froren war, da- ist doch für jeden Lichtfreund «in« betrübende Er scheinung. Bei einbrechrnder Rächt konnte man da und dort in den Straßen Flämmchrn wie Irrlichter am Byden flimmern sehen und Gnomen, welche davor kauerten. Da- wären Arbeiter, «elche da« durch gefrorene Waffertheile in den Röhren gebannte Ga- mit Feuer erlösten. Ader Alle« hat bekanntlich seine zwei Seiten! Nachdem wir nach altem Brauch zuerst unserer Hiobsnatur Lust gemacht, dürfen wir über den großen und kleinen Leiden de- har- ten Winter« auch der Freuden nicht vergessen, die er un- bereitet. Mit all' seinen vielgerühmten Attributen und seinen vielbesungenen Reizen ist der kali« Fürst dießmal in- Land gezogen. B-rg und Tval find in einen dichten blendend weißen Mantel gehüllt, unter dessen wärmender Decke Alle- dem jungen Leben entgegentreibt; von Dächern und Bäumen glitzern die phantastischen Formen der Eiszapfen. glänzende Flächen mit EiSsternen besät, flimmern im Strahl der Wintersonne und auf ihnen entfaltet fich «in bunte- und fröhliche« Treiben. Jung und Alt erfreut fich am Eistanz, und der Ballsaal ist geräumig genug. Der alte Elbgott, der wieder einmal zeigen wollte, daß er auch wa« vom Brückenbau versteht und auf wie einfache Weise er die beiden Ufer ohne vor« herige Actienzeichnung und dergleichen neuere Landratten-Erfindun- gen verbindet, hat seinen Wasserspiegel in einen Ei-spiegel »er« wandelt, auf dem fich nun die Menichheit tummeln, Schlittschuh laufen, Schlitten fahren und an den von einigen Schiffern errich teten Ei« Earouffcl- nach Belieben erlustigen darf. Da« Schlitt schuhfahren ist diese« Iabr überhaupt ,ehr in Aufnahme gekom men. Auch viele Damen obliegen jetzt diesem edlen, poetischen und so stärkenden Vergnügen, zu dessen Lultivirung fich sicher nächsten« ein Verein bilden wird. Größere Lchlittenpartien, wie wir deren früher wohl hatten, sind in diesem Winter trotz der vorhandenen geeigneten Bahnen noch keine zusammengekommen. Damit find aber die dermaligen Saison-Vergnügungen noch nicht zu Ende. Wir stehen jetzt mitten in der Tanzströmung d'rin; zwischen Neu jahr und Fastnacht, da« ist die Wonnezeit für die tanzlustige Jugend, da regnet'« von allen Seiten Bälle und Tanzkränzchen. Auch mancher Ma«kenball wird fröhlich fich entfalten, E« wird in Braun'« Hotel der Erste abgehalten; Da« Colosseum folgt und manch Privalverein Stellt fich in Meinkold'« Saal rum Narnnfeste ein. — D>e Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie hat unlängst zu bereuen Ursache gehabt, daß sie. statt die kürzeste Linie auf dem linken Elbufer durch den reichsten Thril de« Lande- zu wählen, die Bahn auf einem Umwege nahe der LandeSgren e durch eine dünn bevölkerte und nicht besonder« wohlhabende Gegend baute. D-S soll durchaus kein Vorwurf gegen die dermaligen sehr ehrenwertben Leiter der Compagnie sein, die dieser damals, vor einem Dierteljabrhundert, noch fern standen, wenigsten« keinen überwiegenden Einfluß hatten. Die Eisenbahn- Compagnie hat fich nun entschließen müssen, um einer drohen- den Cancurrcnz auf dem linken Elbufer vorzubeugen, eine Zweigbahn von Coswig nach Meißen zu bauen, die sich nicht rentirt und dem Bedürfnisse de« linken Elbufer« doch nicht völlig genügt. Die drohend« Concurrenz mag durch die Zweig bahn auf Jahre hinaus verschoben werden, verhindert ist sie nicht. In ruhigeren, gesicherteren Zeiten wird da- Be- dürfniß und der Wille der Regierung gebieterischer fich geltend machen. Seitdem nun Meißen und dessen reiche« Hinterland durch eine Zweigbahn der Leipzig - Dresdner Eisenbahn ange schlossen ist. regt sich auch in Großenha'n da- Verlangen, durch eine Zweigbahn zwischen dieser Stadt und der Station Priste- witz in unmittelbare Verbindung mit dem großen Eisenbahn- veikehr zu gelangen. Ein Comitee tüchtiger Männer hat fich den Vorarbeiten unterzogen, und die Regierung hat bereit- der jetzt versammelten Ständeversammlung den Antrag auf Expro priation de- für di« Pristewch-Großenbainrr Zweigbahn erfor derlichen Terrain- vorgelegt. Trotz der bedeutenden Fabrikindustri« Großenhain- liegen indeß di« Verhältnisse nicht so günstig wie für Meißen. Dir Leipzig-Dresdner Eisenbahn - Eompagni« hat -«nächst nicht di« Coneurrenz einer über Großenhain zu bauen den Bahn zu fürchten, und der voll« Personen- und Fracht- verkehr dieser Stadt fließt ihr zu, gleichviel ob sie mit dieser Stadt durch «ine Zweigbahn oder durch «ine Chaussee Verbum den ist. Sie wird also nicht di« gewünschte Pristewitz-Großen- hainrr Zweigbahn, gleichwie dir Co-wig-Mrißner, auf eigene Kosten bauen, sondern, wenn sie überhaupt gebaut werden soll, da- Aufbringen der Kosten Denen überlassen, die die Zweigbahn haben wollen. ES würde fich also wohl eine besonder« Actien- gesellschaft bilden müssen. Ob die- unter den jetzigen Verhält nissen und bei der voraussichtlich geringen Rentabilität gelingen dürste, wird mehrfach bezweifelt. Der Verkehr der Station Pri- stewitz umfaßt jährlich etwa 60,000 Personen und 650,000 Centner. Aber nicht alle Personen und Frachten, die in Pri- stewitz von und zur Bahn gehen, find für und von Großen hain. Und da die Entfernung zwischen dieser Stadt und Pri- stewitz nur etwa eine halbe Meile beträgt, so werden auch nach Erbauung einer Zweigbahn die ärmeren Reisenden diesen Weg zu Fuße zurücklegen, wie auch künftig noch manche Fabrikbe- fitzer, die ohnehin Fuhrwerk halten müssen, «inen The«! ihrer Güter per Achse nach und von Pristewch tranSportiren wer den. Diese Bedenken anerkennend, giebt eS in Großenhain Leute, die da- Zustandekommen der Zweigbahn - Actien - Gesell schaft weder erwarten noch wünschen, wohl aber der Leipzig- Dresdner Eisenbahn nichts Geringere« zumuthen, als unter Einziehung der Station Pristewitz eine Verlegung der Leipzig- Dresdner Eisenbahn von Klein-Medessen an über Großenhain, von wo au« die Bahn erst zwischen Stauda und Baßlitz wieder in den alten Tract emmünden würde. Aus solche Weise würde freilich die Bahn noch um fast eine Meile weiter als bisher von der geraden Linie abweichen und zu Gunsten einer Mittelstadt ohne Hinterland fich noch mehr der Grenze nähern. Und die Leute, die diese schöne Phantasie fich gebildet haben, scheinen allen Ernstes fich der Hoffnung hinzugebcn, die Kosten diese« Baue« und der durch die vergrößert- Länge vermehrten Unterhaltung werde die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie tragen wollen. Wir denken, dir Herren haben di« Rechnung ohne den Wirth gemacht. — Dem Riesaer .Elbeblatt' (Amtsblatt für Riesa und Strehla) ist ein Artikel zugrsrndet worden, welcher den Titel führt .Leipzig will Sachsen bevormunden'. Der Verfasser erinnert zu nächst an die Zeit vor 1848, wo eben so wenig, wie jetzt, Un zufriedenheit im Lande gewesen und dieselbe nur von Leipzig au- künstlich geschürt worden sei, und fährt dann fort: .Was die Schreier in Leipzig durchsetzen wollten, da« wurde für den Volks willen auSgegeben. Der große Haufe hielt die für die Gescheidte- sten, die da« Maul am weitesten aufreißen konnten. An vielen Orten fanden fich Subjekte, die nachplärrten, wa- ihnen von Leip zig au« vorgesagt wurde. Und wenn sie e- recht gut machen wollten, gaben sie noch Zuthaten eigner Erfindung dazu, z. B. da- berühmte Schwarzfleisch mit Klößen, das Dienstpferd de- WachtmeisterS Müller in Grimma, einen mit 3000 Thalern be soldeten Vorreiter u. dgl. mehr." Die Guten schwiegen; Andere schrieen desto mehr. Und so war bald „die allgemeine Unzufrie denheit' fertig, wenigstes in der Presse und den Volksversammlun gen. Was daraus entstand, wissen wir All«. Wir wissen aber auch noch, daß rS zuerst ein« einzige Stadt de- Lande- war, von welcher damals die Flamme der Revolution geschürt wurde. Jetzt versuchen gewisse Leute und zum Theil noch dieselben, wie damals, in derselben Stadt da- alte Spiel von Neuem. Wieder ist es Leipzig, von wo au« da« Geschrei ertönt, und wo eine Unzufriedenheit erdich tet wird, dir bisher im ganzen Lande nicht zu bemerken war. ES wird hohe Zeit, daß dir- vom Volke erkannt und daß dem un heilvollen Treiben einiger aufgeblasenen Thoren, die auf de« Lan de« und namentlich unsrer, der Steuerpflichtigen. Unkosten (der Verfasser dürfte sehr wenig dazu beitragen!) die Rolle der Refor matoren spielen, womöglich wider Unordnungen und Auflehnun gen provociren und dann im Trüben fischen wollen, ein Ziel ge setzt «erde. Von Leipzig au- werden jetzt in den dortigen demo kratischen Zeitungen die schmählichsten Angriff« und Verleumdun gen gegen die Regierung verbreitet. Dort organifirt fich wieder jene berüchtigte Schule für revolutionäre Volk-redner; planmäßig wird da« 2'" fich an Adreffm und Petitionen zu