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Nr. 2SS Seile « Vas grüne Monokel. Roman von Sntdo Kreutzer. Wohin aber? Hetmsahrcn? Dort lauerten vielleicht noch tausendmal gröblichere Ge fahren. Ueberhaupt — wenn ein John Kerrtdge ihr erst di, Schlinge um den Hals warf, dann war sie ihm so oder so un entrinnbar verfallen. Rollte der Wagen des Schicksals nicht schon heran, um seine Räder zermalmend über sie hinweggehen zu lassen? Lachen — sich betäuben — das Entsetzen zu nichts zer tanzen. Onnüo mooabro! Wie ein Tier hätte sie sich vor Angst und Grauen in dev dunteiüeli Win^'I verlrtechen mögen und flog doch von einem Arm in den andern. Die junge Diva des Eökorial-TheaterS feierte beute ein fach unerhörte Triumphe, schlug mit dem ganzen zauberhaften Flutduin ihres sieggewohnten Frauenreizes noch einmal die Welt in Bann, ward zur ungekrönten Königin dieses illusiren Festes. Man riß sich um sie. man war hnpnotisiert, fand sie be- rückend, unvergleichlich, betörend. Unter dem Glutatem unaus- gesprochene» Begehrens, das sie umgab, erblühte ihre fremd artig gefährliche Schönheit wie eine märchenhafte Viotori» regia. Sic war von Bewunderern umlagert, hielt förmlich Cercle wie eine Fürstin, vibrierte von Scharm und Geist, lieb hinter dein verschleierten Saphirdunkel der wundervollen Augen alle llnerhörtheiten des Glückes ihres Besitzes ahnen Wer ihre duftende Hand küssen durfte, fühlte sich begnadet. Wem ne einen Blues oder Slingan oder Charleston bewilligte, der dünkte sich ei» Gebenedeiter. Alle Träume, die ungebärdige Wünsche der Männer um begehrte Frauen spannen, fanden in dieser einen Einzigen berauschende Berkörperung. Und sie warf, tödliches Entsetzen im Herzen herauSfor- dcrud die blauschwarze» Locken in den Nacken. Lachen — sich betäuben — das Grauen zu nichts zer tanzen. Danse maeadre! Während das unerbittliche Schicksal vielleicht schon die allerletzten Fluchtwege verriegelte. — Irgendwann aber geschah eS. daß plötzlich ihr Name auf- flatterte. Ein Boy in der knappen braunen Livree des Regenthotels wand sich geschickt durch daS Gewimmel und rief mit durch dringender Heller Stimme wieder sein: „Fräulein Rionn — bitte zum Telephon —* Anfangs hatte sie gar nicht daraus geachtet, bis man sie von allen Seiten aufmerksam machte, das, der Page offenbar sie suche. „Telephonanruf? Jetzt?* Was bedeutete das? Wer verlangte jetzt tief in der Nacht so dringend nach ihr? Hing dieser Anruf mit John Kerrtdge oder seinem Doppel- gänger zusammen? Wenn sie sich doch hätte verleugnen lassen kännen! Aber daö war zu spät. Der Boy, den ein paar Herren herangewinkt und an sie verwiesen hatten, stand mit gezogener Mütze vor ihr. „Ein Tclephonanruf. gnä—digeö Fräulein.* Da folgte sie ihm resigniert und lieb sich die gepolsterte Zelle weisen, wo der abgehängte Hörer bereits auf sie wartete. Während sie ihn aufnahm, schloß der Page von draußen die Tür. „Ja — bitte* sagte sie. und ihre eigene Stimme klang ihr fremd. „Hier ist Jnez Rionn. Wer? Herr von Traß? Sie Ml»««-. L2. Juni 1827 find ln verlt«? Da»«t hörte tch »och »efter«. »atz St« verreist feien?!* Sie lauscht«. Ihr Her, stblug so «il». daß fl« kau« »l« einzelnen Worte »u unterscheiden vermochte. Al» müsse si, sich vergewissern, »ah fl« richtig verstanden habe, wiederholt« fl«: »In Amsterdam? Sie waren in Amsterdam? Und er. hielten . . . wie, heute mittag erhielten Sie ein« Nachricht, dt« Sie veranlahte, da» nächstfällige Flugzeug zu nehmen, um nach Berlin »urückzukehren? In meiner Wohnung? vor einer halben Stunde erst? ... Ja, natürlich Sie konnte Ihnen ja auch gar nicht» andere» sagen ... Mich persönlich — jetzt in d«r Nacht. . . wo? ... bei mir daheim?* Sine Schwäche überkam sie, daß sie sich gegen die leder» gepolsterte Wand lehnen muhte. „Warten Sie einen Moment . . .*, murmelte st«. „Mir ist nicht gut, Sie müssen langsamer sprechen. Nicht so über- stürzt . . . Mein Gott — was ist denn geschehen, bah Sie mich jetzt um Mitternacht in meiner Wohnung —* irgendein Wort ritz sie wuchtig au» ihrer halb vornttbergesunkenen Stellung hoch. „Welcher Moment?! . . .* flüsterte sie. Und schrie aus: „Welcher Moment ist gekommen, so sagen St« e» doch! Machen Sie mich nicht wahnsinnig. Welcher Moment ist ge kommen?* Ein stöhnender Laut von ihren Lippen, eine wild« instink tive Bewegung zum Halse, al» drossele sie eine brutale Mör- derfaust. «Heute nacht? ... tch soll — noch heute nacht — mein Wort von damals einlösen? — ES ist soweit? Sie sind irr- sinnig! Nichts gibt e». wa» mich dazu zwingen kann. Ihr« unmenschliche Forderung zu erfüllen ... — nein — o nein, ich habe Ihr Ehrenwort! Davon lasse ich Sie nicht frei! Aber seien Sie doch vernünftig. Sie müssen ruhig werben. Morgen — wenn wir uns morgen vormittag — tch habe Probe — aber da sage ich eben ab. um Ihnen zur Verfügung zu stehen. Dann können wir uns aussprechen . . . aber nicht doch, Herr von Trab ... tch flehe Sie an. das ist ja undenkbar! Wie konnte tch in der Stunde annchmen, daß jemals . . . Nie! Ich gebe Ihnen Ihr Wort nie zurück! Um Christi Barmherzigkeit, wenn ich nur wüßte, wie ich eine Möglichkeit finde, wenigstens bi» morgen vormittag — das geht! DaS ist ausgeschlossen, mich von hier in zehn Minuten mit einem Auto abzuholen! Was tun Sie dann? . . . Warten Sie! Um GotteSwillen — warten Sie! Ich sage es Ihnen sofort, wie wir cs halten wollen ... oh, mein Kopf! Wenn Sie eine Ahnung hätten, wie grauenhaft elend mir ist! Und Sie kennen kein Mitleid, Sie bestehen auf einer Verpflichtung, die ich damals übernommen hatte, weil es doch ausgeschlossen schien, — wie? Oh, verzelhen Sie, aber es macht mir so Mühe, überhaupt zu sprechen. Wenn Sie erbarmungslos genug sind, Ihre Forderung einzutreiben ... in einer Stunde, vorher kann tch mich hier nicht freimachen. Man läßt mich früher einfach nicht fort, dann aber soll eS geschehen. Er warten Sie mich in einer Stunde vor meinem Hause. Ich werde es so einrichten, daß tch rechtzeitig dort bin — ja. ich komme bestimmt . . . Wann? Um zwölf Uhr vierzig? — Um zwölf Uhr vierzig vor meinem Hause!* Gerade, daß sie noch den Hörer anzuhängen und die Zelle zu verlassen vermochte. XI. Menschen gab eS — wohl Tausende und aber Tausende von Menschen, die eine Jnez Rionn glühend beneideten und in ihr eine der Favoritinnen des Glückes sahen, wie sie heiter und von seelischen Harmonien beschwingt, über blühende Sonnenhöhen des Daseins wandernd, stets neuen. erstrebenS- werten Zielen, neuen Verheißungen, neue, Erfüllungen ent- gegengeht. Und doch war jene Jnez Rionn dieselbe Frau, die jetzt, lethargisch erschöpft und kaum noch eines klaren Gedankens > voie,o »a» in einen eve„ei unren : de» schweren geschlossenen Flügeltür» Ausgelassenheit einer dem Gipfel sich ung, delirierten JazzbanddiSharmontrii. I fähig, «il »ttternden Knien die Telephon»«lle verlassen Hali, und in der Halle de» Hotel» sich in «inen Sessel sinken l1,K Da »rüde« hinter jauchzte die festliche 1 nähernden vallftimmung. . perlt« Sekt tn hauchdünnen Kelchen, lockten Frauenaugen „ad begehrten Männerbltcke Erfüllung, atmete heiße, bedenken, lose Gegenwart «nd blieb da» nüchterne Morgen ein Klang ohne Sinn «nd Bedeutung. Hier aber war e» still. Lautlo» huschte hi« und wieder «tn vo, vorüber. gss,, der Lift auf «nd ab. passiert« ein Kellner mit Weingläsern oder EiSfrüchten da» Vestibül, der Nachtportier hinter grüner Lampe schrieb in seine Frequenzlist«, und di« Schrammelmusik au» der Var drang kaum bi» Hierher. Jnez Rionn vermeinte, daß fl« nie mehr im Leben Energie genug aufbrtnge« könnt«, sich au» diesem Sessel zu erheben. All« Lebensregungen tn ihr waren erstorben, die Aber,, teuer ihrer Seel« über sie hergefallen wie ein Rudel mvrd. gieriger Schakale. Anfänglich hatte sie sich wohl gegen si, gewehrt — nun gab sie sich ihnen pret». Die Grenze ihr« WiberstandSkrast war erreicht. Ihr Wille und ihr Selbst. erhaltungStrteb erloschen. Nicht mehr denken! Nicht mehr grübeln! Nicht mehr nach versteckten Dchleichpfaden spähen, aus denen man sich vor der letzten Verantwortung eines Tuns meuchlings hinwegstehlen konnte. Wa» sollte da» jetzt «och — jetzt, wo Henner von Traß das letzte Glied der Kette geschlossen hat . . . Nach tausend Jahren dumpfer Agonie tauchte ihr Gehirn au» Abgründen wohltätig barmherzigen Scheintodes ,u»> Be. greifen der Ding« auf. vielleicht nur. um wie ein Licht vor dem Verlöschen noch ein letzte» Mal aufzuflackern. Doch da» blitzartig fahle Wetterleuchten zeigte ihr gleich, zeitig den Weg — den letzten, allerletzten Ausweg, den die Vorsehung vielleicht noch offen gelassen. Ein Boy kam vom Muflkzimmer her. Sie winkte ihn mit einer Kopfbewegung heran. Als er dienstbereit vor ihr stand, hatte sie schon ihre goldene Hand tasche geöffnet, riß au» einem zerknüllten Banknotenbündcl einen Zehnmarkschein und drückt« ihn dem livrierten Kerlchen in die Hand. „Hier — da» kannst du behalten. Aber du mußt für mich jetzt einen Auftrag erledigen, mein Junge. Gib gut acht! Auf dem vall ist ein Herr, ein kleiner, alter, weißhaariger Herr im Frack und mit einem OrdenSstern auf der Brust, ein Unterstaatssekretär Doktor HeinfluS, den mußt du heraus- finden. Aber nicht etwa ihn anrufen, sondern stillschweigend herauSfinden. ohne daß e» irgendwelche» Aufsehen erregt. Darauf kommt e» an. DaS hast du verstanden, nicht wahr? — Also, wenn du ihn gefunden Haft, dann sagst du ihm, eine Dame ließe ihn für ein paar Minuten ins Vestibül bitten, e» handle sich um «ine sehr wichtige Angelegenheit, die noch beute nacht erledigt werden müsse. Und bringst ihn her? Traust du dir zu. da» schnell und unauffällig zu erledigen?' Der kletne Mann strahlte. „Jawohl, gnädige Frau. Bielen Dank für die zehn Mack. Und den Herr« Unterstaatssekretär bringe ich der gnädigen Frau.* iFortsetzung folgt ! Loncisr-^nssbol M ist IM Mil neueste Dessins — §rö61e AuswskI stk M flkurkl7tic«k I llcuiikrl-r» Q- t^i vkklvksl * k>8Lckv-17»Lllk *2» vielen Sie (in 6 Monaten Ikr Lixentum) ßiilistcinciis Oa8kock6r Oasksräs Neueste v7o6elle Orescksn-^. vreckieit s ko., i_inclen»u»traüe 18 ° Lt>r. Lärm», Qr. Lxvinxerstralle lZ Sehr. Oötlier, Orunaer Ltraöe >b ttieöllng S 8et,Ietner. VallatraÜe 8 vrescken-stl. g«dr. 0«e„e, dleustäciter Marie« 7 ülsskütter Obren reparier» »IsSoe- rlalist. garantier» SekuaU -yeglage »««»?< 8«,A Ne»II« »Ir.' Olaaiiilttervdnn »«-»>», l^ an >, «il, w«»» 0rN»1«i ^seklr Aanlbachstr.ri.l. Möbel billig! B«f»r«.».S»l-- Bettstellen von » Mit. an ca. 80 neu« mod. 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Vortrieb llurrti: v. »aM»««, bollerotra»« lg. 1». >««. 01-IVISk» srn. s 2.60, 3.20, 3.60, 4.00, 4.40, 4.30 S.vbt«,ivliL,».-' ««var. u. matt wie nr, für «Noa I—> Mark llnkoäi gerät kowdleti . . ad zz I >zz u,«r üsskeräe ««r, lammlg ad >.7, ad», NuVerlUItilar »d l.» »«»»»«, la^r r»,in»- zi>»i».- Illll«!!«, ä IlI»I« krauen »traö« «. Stad»ar,i vr. Iklesren, »»«»»»»»,«, olilk« «ährte», äntl. verordntes Mittel b«l frischen uverall. ^Vunäen und «II». st« l Dose »0I lfljtn s.Homöopalbie und >ioch«mte,fNeu«arkt ll. »«Id»l »ch>M»rr>«. ,lrt>«r» »Nt«. W»IIN»r NunS», »««,«. PIrn»I»»l» ,tr U. - IN» taili Il»aiI,«>»N. - ck» «» lohnt sich! Aamenlaschen repariert, fütier« NUIl»»1,«I«i>«n, na» «.«>„«1«, chg.-öinlerd, q»»aa«»tztv>a z. Elg. BrranNv. >.d. redadlronoll. T«U: »r. «. g«inych«r Dr««d«n: t. dt« An,eiern M. HeimbUraer. Dr. —Kall» da» Ertliicinen dir Zkitrrna intola« dödrrer Ncwalt. Belriebsklönin«. Streik. Bu»iverru»a oder au« einem sonstig. Grund« unmöglich wird, dal der Beüeder ketn.Bnivru» a. Rachlteteruna oder Aück- Klima d. Bezuaevreire«. Gemädr ttl, da» einen der An,eigen a den »oraeichriedenen lagen sowie aut beklimml. teilen wird nichi geleiliel. Da» keuiia» Abenddlalt a»ta»t, Seil«,