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Einiges cms Sachsens Vergangenheit. 1455 ordnete der Papst das Mittaglauten zum Gebet wider die Türken an. 1494 war es so wohlfeil, daß ein großer Ochse nur 3 Gulden kostete. 1494 sollte ein jüdischer Geistlicher in der Ni- colaikirche zu Leipzig getauft werden, da man ihm aber kein Pathcngeld geben wollte, so lief er wie der davon. 1515 ward ein vornehmes Frauenzimmer in Leipzig enthauptet, weil sic lange Zeit in Manns kleidern den Kriegen naehgczogcn war. 1524 legte Luther seine MonchSklcidung ab und ließ sich einen gewöhnlichen schwarzen Rock machen, wozu ihm der Kurfürst von Sachsen das Tuch geschenkt hatte. 1527 wurden in Leipzig zwei Delinquenten, der Eine zum Schwerte, der Andere zum Strange vcrurtheilt. Da nun dem Scharfrichter der Hieb mißlang, so ward er nebst seinen Gchülfcn ge steinigt." In diesem Tumulte entlief der zum Gal gen bestimmte Dieb und begegnete einem reiten den Herrn ans der Nachbarschaft, welcher ihn frng, ob die E.recution schon vorbei wäre. Noch nicht ganz, antwortete jener, denn ich soll noch gehangen werden. I du Narr, sprach der Rei ter, so schweig doch, und macht, daß du davon kommst. Er stieg auch vom Pferde und zerschnitt den Strick, womit er gebunden war. Der Gal genvogel benutzte den guten Rath und hielt cs nicht für nöthig, wieder umzukchrcn. N. Balthasar Kademann, Hofprcdiger beim Kurfürst August, erhielt einmal von der Kurfür- stin Mutter Anna für die in der Kirche verrich teten Fürbitten ein wildes Schwein zum Geschenk. Kademann war ganz gleichgültig dabek, als aber bei Eröffnung des Schweims ein Sack mit 1000 Thalcrn in Goldc gefunden ward, schickte er für das erhaltene Schwein, welches so gute Würste gehabt habe, ein langes Danksagungöschrcibcn nach Hofe. 1539 predigte vr. Luther zum ersten Male in der Thomaskirche zu Leipzig; die Kirche konnte die Zuhörer nicht alle fassen, so daß Leitern an die Kirchcnfcnster gelegt wurden, um ihn hören zu können. 1579 ward in Meißen der Böttcher Jacob Steinbach in einem Sacke in die Elbe geworfen, weil er seine Frau ermordet hatte. 1018 beherbergte in Leipzig der Wirth zum goldncn Siebe unwissend seinen Sohn, der 23 Jahre abwesend gewesen war. Dieser übergiebt dem Vater ein Paket mit 300 Thalern in Ver wahrung. Der Vater ermordete ihn des Nachts, findet aber mit Erstaunen im Ranzen den Ge- bnrtSbrief seines Sohnes, der das Gchcimniß nur seiner Schwester entdeckt hatte und dem Vater eine unverhoffte Freude machen wollte. Hicranf erhiiig sich der Vater, die Blutter erstach sich und die Schwester sprang in einen Brunnen. 1620 kamen 10 Compagnien Engländer nach Zittau und lehrten den Einwohnern zuerst das Tabakrauchen, das man vorher nicht kannte. Am 6. Mai 1687 fiel ein kleiner Soldaten knabe von der Festung Königstein hinunter. Sein Vater, Caspar Pctzold, eilte sogleich hinab und fand den Knaben unbeschädigt, der seinen Vater noch obendrein bat, daß er ja nichts übel nehmen solle. Ernst der Fromme, Herzog von Sachsen-Go tha, welcher 1632 unter Gustav Adolph bei Lü tzen mit kämpfte, rcsidirte eine Zeitlang im Rath hause zu Gotha. Seine Prinzen hatten häufigen Umgang mit den Kindern des Bäckers an der Ecke der Hützclögasse und gar oft kam es unter dieser Gesellschaft zu Thätlichkciten, wobei die Prinzen den Kürzeren zogen und wehklagend nach Hause gingen. Der -Herzog ließ den Backer deshalb zu sich kommen und bat ihn: Lieber Nachbar, sagt cs doch Eucrn Jungen, daß sie meine Jungen nicht immer so schlagen. Derselbe Herzog fuhr einmal spazieren und kam in einen Hohlweg; ihm entgegen kamen zahl reiche Wagen ans dem reichen Dorfe Frimar, deren Insassen bei Gelegenheit ihres Kirchweih festes ebenfalls eine Spazierfahrt veranstaltet hat ten. Der Herzog läßt so viel als möglich bei Seite lenken, während die Dauern gradaus fah ren und mit dem herzoglichen Gespann in Con fusion kommen. Ernst der Fromme erhebt sich im Wagen und fragt wer sic sind; die Antwort kantet: nur sind die Herren von Frimar! So so! erwicdcrt der Herzog, Ihr sollt auch die Her ren von Frimar bleiben. Er steigt aus, läßt sei nen Wagen zurück schaffen und sendet ani andern Tage sämmtlichcn Bewohner» des Dorfes das Adclsdiplom mit Stcucrcrhöhnng. Noch jetzt nen nen sich die Bauern dieses Dorfes neben ihren Gcschlechtsnamen „Herren von Frimar." 1746 war durch anhaltende Trockenheit die Elbe so klein, daß von Meißen neben der Brücke ein vierspänniger Wagen nach der Niederfähre hindurch fuhr.