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Dresdner Nachrichten : 07.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188712073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-07
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.12.1887
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K)I kolae. ist diese kostbare Armenbibel auf dem Transporte nach Rom bestohlen worden. Bon dem überaus kostbaren Einbände sind die Edelsteine im Werthe von mehreren Tausend Francs entwendet und durch gewöhnlichere Steine von geringerem Werth erseht wordcir. An der ziemlich beichitdigts» Einfassung ist die Entse« und Wiedereiirsetzung dcutsich zu erkennen. Wie dicö möglich war. wird allerdings nicht erzählt. Sehr zuverlässig können die Emrich tungen des Herm vtuntiuS in Rom nicht gewesen sein und viel leicht bat derselbe nicht einmal das gethan, waS bei so theuren Ge.tknimaden, wie die in Frage konmrenden, an> einfachste» aewesc» wäre: sie durch einen eigenen zuveMsigen Courier nach Rom zu 'chaffen. Ir» Uebrigen muß die Lerauuvortnng für die Nichtig keit der Nachricht von dem Diebstähle der K Vvlks-Z. überlasten bleiben. — Der zweiten Kammer liegen zwei schriftliche Berichte der Finanzdcpritntion tV vor. beide erstattet von, Aba. v. Oehlschlägel. Der erste behandelt das bereits ssinem Hauptinhalt nach mitge theilte Dcoret über die Arstirahine der Hilfsarbeiter und Plan- Zeichner bei der BrandveriicherungSkammertn eine Pensionskaffc. Die Deputation empfiehlt der Kammer, ihr Einver ständniß niit dem tacultativen Beitritt dieser Beamten zu der Pen sionskasse der BrandversicherungSinipectoren und InspcctmatSalsi stellten zu erklären. — Der andere Bericht behandelt den Personal und s^svIduiigSetat der LaNdcsdrandversicherungSanstalt aus die Iahrc--1888.89. Die Deputation «mpfiahlt mit einer einzige» Ausnahme cinzeine Posten der Vvesirge zur Annahme. Nur mit der Einitcll u»g von jimiinarischeir Beträgen zu Gehaltszulagen, die mit 700 Mk. für die Kategorie der Ptanzeichner rnrd 1000 Mk. kür die Kate gorie der 3 fländlgen HilfSaebeiter im statistischen Buremi bean tragt wird, konnte sie sich grundsätzlich nicht einverstanden erklären. Es würde hiermit, beißt es in dem Bericht, den Ständen daS Be willigungsrecht sür die Gehalte ganz wesentlich geichmälert werden, und wenn inan auch die Zuversicht hat. daß im gegebenen Falle die sachlichste Verwendung eintreten würde, w ist doch zu beachten, daß man in Consegilen; die Bewilligung solcher Summen für Kate gorien der Staatsdicuer schließlich auch nicht würde verweigern tonnen. Hierdurch würde aber der Ncbersichtlichkeit der Bezüge Abbruch geschehen, was verwirrend aus die StaatSdienerverhältnisse eiuwirken würde, denn nicht allein, daß die mit der Bemessung ver- trauten Dienstbehörden nicht im Stande sein würden, die von der Negierung erstrebte und von der Deputation erwünschte Classifi ritnng der Gehalle verwandter Beamtenkateaorien genau inne zu halten, wäre auch z» befurchten, daß das Mißtrauen der Beamten, anderwärts könne eine sür sie günstigere Bemessungspraxis statt haben. dadurch wach gerufen würde. Tie Deputation hatte daher diele Einslelliina entschieden abzulehnen, und eS haben auch die Negstruiigseomlnissaie diciem Abstrich zugestimmt. Dagegen hat sich die Deputation mit der Vertretung der Regierung dahin geeinigt, daß eine endgiltige Regelung der Frage der Entschließung der Negierung am nächsten Landtag Vorbehalten bleiben kann, aber für die derzeitigen Ltelleninh-rber persönliche Zulagen in transito- rnchcr Einstellniig bewilligt werden. Hiernach tolle» die ständigen Hilfsarbeiter als Planzeichner je 175 Mk. persönliche Zulage er halten, die ersten ständigen Hilfsarbeiter in der statistischen Expe dition je 70 Nik. und die zweite Classe dieser Hilfsarbeiter je 130 Mk. — Die Finanzdeputation der ersten Kammer hat durch Abg. Sichrer v. Sahr schriftlichen Bericht erstattet über das Teeret, die iilininaniche Uebersicbt der Einnahmen und Ausgaben beim Do ma i n e n i o n d in den Jahren 188586 betreffend. Aus der llcbersicht geht hervor, daß sich der Bestand de- Domamenfonds, welcher am Anfänge des Jahres 1885 1,135,865 Mk. betrug, wäh rend der beiden Jahre ans 308.099 Mk. verringert hat. Die Depu tation inliiint hieran um so weniger Anstoß, als nach Mittheiluna deS Finanzministeünms im laufenden Jahre dem Domastieiifvnb i» Folge erheblicher Verkäufe wieder bedeutende Einnahmen zuge- flossen sind, beziehentlich zufließen werden. Bon den Domainen- arundstücken sind im Ganzen 221 Heckar 43 Ar veräußert worden. Der Gcsammtdekrag der erlangten Kaufgcldcr beziffert sich auf 396,676.86 Mk. Forstgrundslücke wurden nur 33 Hectar 90 Ar für 137.909 Mk. verkauft. Angetanst wurden Tomaiiiciigrundstiicke nur im Werthe von 40.371 Mk., dagegen wurden 1181 Hectar 9 Ar Forstgrundstücke siir 1,083,616 Mk. erworben. Hieraus crgiebt sich für die Forstgrundslücke der lehr erfreuliche Zuwachs von rund 1151 Hectar. Die Deputation hat gegen die Einnahmen und Ausgaben nichts zu erinnern. Die stattgehablen Veräußerungen sowohl als die Erwerbungen erscheinen ihr durchaus gerechtfertigt und zweck mäßig ; die bei den Veräußerungen erzielten und bei den Erwer bungen gezahlten Preile müssen als angemessene, zum großen Thcil sogar als überaus günstige bezeichnet werden. Es wird dem nach beantragt, die Kämmer wolle sich mit den vorgeiiommenen Veränderungen am Staatsgulc einverstanden erklären und den selben. soweit dieses verfassungsmäßig nölhig, >h>e Genehmigung erthcilen. — Nach dem Etat über den Rcichs-Jnvalidenfonds für 1838 89 entfallen an Jnvalidenpensionen rc. infolge des Krieges von 1870/71 auf Sachsen 1.028,500 Mk., und zwar 532.000 Mk. Pensionen und Pcnsionsznlageii >nr Soldaten vom Feuerwerker. Wachtmeister und Feldwebel einschließlich abwärts, 425.000 Mk. Pensionen und PcnsiouSerhöhnngcn für Offiziere, Aerzte und Be amte aller Grade. 19.500 Pik. Bewilligungen für Hinterbliebene von Offizieren, Aerzten und Beamten aller Grade und 52,000 Mk. Bewilligungen iiir Hinterbliebene von Soldaten vom Obcrseue» werter, Wactstmeistcr und Feldwebel einschließlich abwärts. — Die Provinzblätter und neuerlich auch einzelne preußische Zeitungen berichten von den letzte» Dresdner Stadtverord ne t e n w a h l e n noch eine Eincelnhcit, die nicht ohne Interesse ist. Als der letzte von de» Unansässigen wurde auch der Fabrikbe sitzer Kallinick gewählt. Derselbe gehört der sozialdemokratischen Partei an. Er ist der erste 'Sozialdemokrat, der in das Sladlvcr- vrdnekcnkollcgium Antritt. Ohne dieser Thatsache selbst eine höhere Bedeutung beizumcsscii. als sie verdient, so ist es doch von Inter esse, feitzusteUen, daß Herrn Baumeister Hartwig das Verdienst ge bührt. zuerst einem Sozialdemokraten die Pforte» des Stadtverord nelensaales geöffnet zu haben. Tenn Herr Kallinich stand aut der Liste, nir welche Herr Hartwig m's Feuer ging. Im Hausbesitzec- pcrcin. welcher bekanntlich lehr viele komervative Männer umschließt, ist die Mißstimmung hierüber groß. Erklärlicu Lenug! Tenn der Hansbesitzeiveie'n halte überhaupt nur mit 2 eLiimmen Mehrheit de» Beschluß gefaßt, sich mit den Vereinen zu verbinden, mit denen ec in die Wahlagitation eintrat. Es ist ihm unbekannt geblieben, daß in einige» dieser Ltereme theils bekannte Tentichsreisimügc das groize Won führen, tbellS Sozialdemokraten thätig sind. Das aber batte der Hausbcsitzerverem gewiß nicht vorauSgesehen, daß er znm Vorspann inr einen Sozialdemokraten verwendet würde. — Aist den kürzlich von den Stadtverordneten gestellten An trag, der Nath wolle der S tra ß en b a h n g e s e l ls ch a i t die Erhebung eines erhöhte» Fahrgeldes an den Sonn- und Feiertagen nnlenägen, antwortet der Rath, daß er daS nicht könne, da s. Z. der Gesellschaft diese Erhöhung vertragsmäßig zugestanven worden feil das wiederholt aber vom Rath ausgesprochene Ersuchen sei sletS ablehnend behandelt worden. — Somit ist also jetzt nichts zu machen. Entgegenkommen zeigt die Gesellschaft nun einmal nicht, da hcißl'S denn nihig warten, bis ihr dieses Entgegenkommen ein- »igl ak eine oonäieio siiis qrur non gestellt werben kann. Dann wirds schon geizen. — Das vorgestrige Concert des WohlthätigkeitSver- eins „Vi ol a", welches den großen Saal in Siegels Etablisse ment in der Königstraße dicht gefüllt hatte, war eine der besten Darbietungen, welche dieser rührige Verein geboten hat. Herr Prvs. Hildach halte für diesen Abend seine GelangSschülcrinncii — in stattlicher Anzahl — wie einige seiner Schüler veranlaßt, ein trefflich gewähltes Programm theils in Cliorsachen, theils in Du etten, Terzetten, gemischten Quartetten und Solo-Lieder» bestehend, Zinn Vortrag zu bringen. T»e Ausführung bol überraschenden Ge nuß. Nicht nur. daß man schone srstche Stimmen hörte, die Vor träge cnviescn sieb auch durchaus intelligent erlaßt; diese Intelli genz wie das »insikalische Wvlzlgcliliaen sprachen dem bewährten GesangÄchrer das größte Lob aus. Leider war der Saal fast nur von Damen gestillt, der Beifall wurde deshalb etwas zurückge- lmlteu. Außer der Hvsoperirsöngcriii Frl. Schacko, welche iu zwei Terzetten brillant milwirlle und noch drei Lieder sang, von denen ihr das Taubcrtschc „Die Märznacht" ganz besonders Mächtig ge lang, trntcii »och i» den Duetten rc. als Solisten hervor die Frls. T. Groß»,nun. A. Willing, H. Stitter, A. Abiiaer und L Elans,, während Tenor, Bariton und Baß durch die Herren A. Bcnkcrl, R. Bcnscr und C. Lislemann vertreten waren. Die Stimme deS Letztere» bcreclzligt zu den besten Hoffnunacn. Außerd-ui ward daS Eoncert durch die Mitwirkung des Pianisten Herrn Emil Kronke unterstützt, welcher trelfUch und nilt wohlcmpsundencmBortrag den Ls-clur-Walzer vonEhopintmid^UiiaarischeTänze" von BrahmS spielte. — Ten Ereiiiplarc» für DreSde» und Umgegend ist in Bezug auf Feslgcichcuke ein Verzcichniß über Lederwaaren aller Art von ». ve inzr. Vrcitestr. II. bergcgebru. — Am S. d. M. findet lm Saale de» TivoN eine Volksver sammlung ln Angelegenheit der 3 mpsfrage statt. Die Frage dürste voraussichtlich noch in der gegenwärtigen Session de- Reichstages zur Verhandlung gelangen und Ft deshalb von erhöhtem Interesse. — Nach einer Entscheidung deS R eichSgerichtS ist die Verletzung durch Funken au- der Locomotive als »m Betrieb der Bahn ertolgt anzusehen und ha» die Etsendahiw, avaltung aus Grund de- HastpstichsgrletzeS Entschädigung bei elner solchen Verletzung ru leisten. — Schwurgericht. Von der Anklage de- Meineide- be lastet. hatte sich amem der Cigarrensabrikant Friedrich Wilhelm Kretzschmar aus Löbtau vor den Geschworenen zu verantworten. Die Kgl. Staatsanwaltschaft war von Herrn Asseflor Dr. Lange, die Vertheidlaung von Herrn Rechtsanwalt Fränzel vertreten. Die den ganzen Tag andauernde Hauptverbandlung ist da- Nachspiel einer Sitzung de- Gemeinderathes in Löbtau und einer Verhand lung vor dem Kal. Schöffengericht in Dresden. DaS politische Glaubensbekenntnis deS Angeklagten — ein religiöses besitzt der Dissident Kretzschmar nicht — als Mitglied der sozialdemokratischen Partei und die Zugehörigkeit einer Anzahl Zeugen zu derselben Partei giebt dem Prozeß eine gewisse politische Färbung, wie sich denn auch das besondere Jntere>se»dcr Sozialdemokraten schon aus der überfüllte» Tribüne ergiebt. Der einmal wegen Beleidigung des Gemrindevorstandes Kolibabe in Löbtau vorbestrafte Ange- schuldigte wurde 1839 zu Meißen geboren, wohnt seit 1875 in L- und ist schon seit Jahren Mitglied des dortigen Gemeinderathes. Kurze Zeit vor dem 7. April 1W6 fand im Saale deS Restaurants znm .Floragarten" eine sozialdemokratische Versammlung statt, bei ivelcher man gegen den Löbtaurr Gemeinderath. bez. gegen dessen Leiter Kolibabe, scharf zu Felde zog I» Folge dessen brachte da» Gemeinderatksmstalied Richter im Namen des Büraervereins eine Beschwerde vor, die den ersten Gegenstand der Tagesordnung in der Sitzung deS Gemeinderathes an, 7. Aprrl 1866 bildete. Der Tischler Stelzer, rbenlalls Sozialdemokrat und GemeindcrathSmit- glied, sollte u. A. in der erwähnten Versammlung erklärt haben. Kolivabc sei wohl ein Vorstand sür seine Fra», aber nicht für die Gemeinde. Nachdem nun der Beschwerdeführer Richter in der Sitzung gesprochen und sich Kolibabe darüber beschwert batte, daß man seine Frau mit in die Debatte gezogen habe, ergriff Stelzer das Wort und entaegnete: .Wenn man Ihnen waS sagt, besteigen Sic daS Roß der Entrüstung und nehmen sich dann da oben recht lächerlich aus". Da unmittelbar vor Stelzer Niemand gesprochen und dieser selbst bei den beleidigenden Worten seinem Blick nach dem in der Mitte sitzenden Gemeindevorstand K. gerichtet batte, so konnte ein Zweifel darüber, welche Person Stelzer gemeint habe, kaum obwalten. Kolibabe rief unmittelbar »ach der Aeußerung K.S dem Sprecher zu: ..Merken Sie sich, waS Sie gesagt Häven!" und ließ auch den Wortlaut der Beleidigung nach Schluß der Sitzung nochmals kvnstatire», um sodann bei der Vorgesetzte» Behörde, der Kgl. Amtshauptmannschaft, Anzeige zu erstatten. Auf Antrag der letzteren wurde nunmehr öffentliche Klage gegen Stelzer erhoben und gleichzeitig aus Grund anderer Vorkommnisse gegen noch zwei Parteigenossen Stelzers, den Produkteuhändler Horn und den Restaurateur Göllnitz, Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. Am 13. November 1886 fand die Verhandlung vor dem hiesigen Schöffengerichte statt und Stelzer gab Lei seiner Vernehmung zwar zu. die Worte: .Wenn man Ihnen was sagt, besteigen Sie das Roß der Entiüsluiig" rc. gesagt, aber nicht an Kolibabe. sondern an das GemcmdcrathSiiiilglied Lehmann gerichtet zu haben. Zum Beweis dafür beriet sich Stelzer aus den heutigen Angeklagten Kretzschmar. der ebenfalls zu den sozialdemokratischen Mitgliedern des Gemeinderaths zählte. K. verweigerte s. Zt. unter Bezugnahme auf eine Eigenschaft als Dissident zunächst die Eidesleistung, wurde jedoch mit diesem Eunvand vom Gericht abarwiesen und dann erst gab er den Zeiigeneid ab. In der daraus folgenden Vernehmung ägte er gleichfalls aus, baß die inkriminirte Aeußerriiig Stelzers in de, denkwürdigen GemeiiiderathSsitzuug vom 7. April 1886 nicht dem Gemeindevorstand Kolibabe, sondern dem Gemeiiidcrathsmtt glied Lehmann gegolten habe. Insoweit ist nun Kretzschmar be ichuldigt. ein wissentlich falsches Zeugniß beschworen und sich da durch des Meineids schuldig gemacht zu haben. Tic sehr iimsäng liche Beweisansuahme ergab im Wesentlichen Folgendes: Säumst- liehe acht rechts stehende Mitglieder des Gemeinderathes mit dem Gcmeilidcvorsiand selbst sind >ick 'darüber klar, daß sich Stelzer, als er die inciimiimte Aeußerung tyat, zu Kolibabe umgcwendet hatte und daß der an der andern Seite der hufeisenförmigen Taiel sitzende Lehmann gar nicht gemeint 'ein konnte, weil dieter an der Debatte gac nicht betheiligt gewesen war. Eine Reihe von weiteren Details tchließen ebenfalls icdcn Zweifel an der Beobachtung dieter acht Belastungszeugen aus, wahrend die Auslagen der anderen ver nommenen Gemetnderathsinitglteder weniger bestimmte sind. Diese Entlastungszeugen könne», lowelt sie vereidet wurden, nicht mit Sicherheit angeben. d>rß das Gemeiiiderathsmilglted Lehmann z» Stelzer die Bemerkung gemacht habe, er sei noch zu jung, woraus sich denn erklären ließe, daß die lneriininirtc Aeußerung nicht Kolc- babe, sondern L- gegolten habe. Nach der Vernehmung des un- vereidet gebliebenen Zeugen Stelzer nahm der Staatsanwalt Ver anlassung, in einem Icharicn Kreuzverhör das Gedüchlmß Stelzers zu ichärsen und dessen Wahrheitsliebe zu beleuchten. Hierbei ergab sich n. A., daß St. am Luae der Verhandlung vor den, Schöffen gericht bei Beginn seiner Vernehmung als Angeklagter zunächst er klärt hatte: „Mir ist nicht bekannt, eine solche Acii,;eru»g (wie die incriminirte) gelha» zu haben — ich erwarte den Beweis dafür!", während er in einem zwei Tage vor der Verhandlung bei Gericht eingeretchten Schritsstucke bereits zugegeben hatte, die Aeußerung als Antwort aut eine arrogante Beinerkiliig Lehmanns gemacht zu haben. Stelzer giebt auf Vorhalt des Staatsanwaltes ferner zu, seit 1882 einige Male wegen Beamteiibeleidiguiig rc. bestraft worden zn sein. Gegenwärtig befindet er sich wieder in Untersuchung, weil er im Oktober d. I. am offenen Grabe eines Sozialdemokraten d n Verstorbenen nach der Grabrede des Geistlichen zugeruien habe: „Ein Wiedersehen giebt es nicht!" und weil er ferner nach dem Bearäbnih geäußert hatte: „AllcS was der Geistliche sagt, ist Schwindel!" Stelzer erklärt, daß ein Eid sür ihn nur vom »lora- li'chcn, nicht vom religiösen Standpunkte Werth habe, und weiter meist er zu, sich sehr bemüht zu haben, für den Angeklagten eine» Vcrtdcidigcr zu bestellen. Staatsanwalt: „Wer oder aus welchem Fonds ist der Koslenvvrschuß für die Vertheidigung bezahlt worden ?" Angeklagter verweigert hieraus eine Auskunft, und nunmehr bean tragt der Staatsanwalt, Stelzer den Zeuanißzwang auszulegen. Von dem Vcrtbeidiger, Herrn Rechtsanwalt Fcänzel, wird dem Vorredner das Recht zu einer Vernehmung Stelzers bestritten und so zog sich der Gerichtshof zurück, um über den Antrag auf Aufer legung des Zeugnißzwanges zu bcrathe». DaS Ergebniß der Beralhung war ein negatives und darauf erfolgte die Vernehmung der beiden letzten Zeugen. Nack den Ergebnissen der Beweisausnahme beantragtedie Staatsanwaltschaft Beiahung der einzigenSchuldfraae, wogegen die Vertheidigimg den Antrag auf Verneinung der Schuld- frogen vertritt. Die Geschworenen verneinen die erste Eventual- trogc, welche auf wissentliche Falschcid gerichtet ist, erkennen jedoch den Angeklagten schuldig des fahrlässigen Falscheides. Hiernach wird eine Monatliche Gesängnißstrafe nusgewvrscn. Fortsetzung de» lokalen Ttzeile» Seite ». näheren Untersuchung «raeben, daß die in November al» besonderes Symptom hervor TafirSgeschtchte. Deutsche- Reich. Es mehren sich die Stimmen anS den Kreisen der deutschen medizinischen Autoritäten, welche sich für die Möglichkeit oder auch Wahrscheinlichkeit der Annahme aussprechen, daß der Kronprinz gesunden wird. Es sollen neuerdings Professor v. Volkninnn in Halle und Prof. Kiibinaul in Slraßbura sich in solchem Sinne geäußert haben. Die „Freisinnige Zta." bringt in derselben Angelegenheit eine Auslassung, die, wie es scheint, aus Rudolf Virchvw lurUckzuführcn ist. ES heißt darin: Auch der ge wissenhafteste Sachverständige vermag sich anS Allem, was bisher seitens der behandelnden Aerzte über den thatsächlichen Bekund des örtlichen Leidens öffentlich oder ionst wie glaubhaft mitgetheilt worden ist, keinerlei irgendwie sicheres Urtheil darüber zu bilden, ob das örtliche Leiden deS Kronprinzen krebsartig ist oder incht. AuS Allem, was über den thntsächliche» Befund verlautbart worden ist, kann inan ebensowohl zu optimistischen wie zn pessimistischen Schlußfolgerungen gelangen. Ist cs doch beispielsweise nicht einmal möglich, anS den Mittheilunac» der behandelnden Aerzte zu ent nehmen. an welcher Stelle sich denn eigentlich dlc sogenannte Neu bildung befindet, ob an der alte» Stelle, welche im Sommer operirl wurde, oder sonstwo. Als Pros. S-chröltcr, Ti. Schräder und Dr. Krause zuletzt gemeinschastlich dm Kchlkups d«S Kronprinzen unter suchten, war der Einblick durch die oed«M>trse Anschwellung noch wcsriitllch behindert. Aber seihst die späteren amtlichen, von drei behandelnden Aerzten Unterzeichneten Bulletins haben sich keines wegs als ulumjechtbar «wieien. So hat eS sich bet d« späteren Bulletin vom iv. .obenen.brannröth tichen Flocken" des AuSwur's wesentlich au-Spe,lensten bestanden baden. Die behandelnden Aerzte führen auch an. daß die krebt> artige Neubildung nach jenem Auswurfe sich verllrinert habe. Eure wirklich krebsartige Geschwulst aber, so lautet ein iachver- ständige- Urtheil über Geschwülste, vermag ebensowenig sich der- artig zu verkleinern, wie etwa ein Baum in sich zusammemchrumpie,, kann. ES mag sein, daß die Aerzte, welche den Kronprinzen ge sehen haben, wett mehr Wahrnehmungen gemacht haben, als irgend wie bekannt geworden ist. Dasjenige, waS davon öffentlich oder sonst wie venautbart worden Ist. befähigt selbst einlchließllch der Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchungen nicht eiiunal speziell« Sachverständige zu einem sicheren lltthetl nach der einen ober an- deren Seite. ES braucht ja allerdings nicht der arsammte Klei der Wahrnehmungen der behandelnden Aerzte zum Gegenstand von Veröffentlichungen gemacht zu werden, aber man sollte meinen, daß wenigstens Sachverständige, deren Dienste man in den einzelnen Stadien der Krankheit sür allerdings beschränkte Zwecke in An spruch genommen hat, eine Narr und vollständige Mitthrilung drS gelammten thatsächlichen Befunde- erhalteu hatten. Aber auch dies ist nicht der Fall gewesen. Die Tyeilnahme mr de» Kronprinzen erstreckt sich bis in die sernsten Länder. Wie aus Melbourne gemeldet wird, fand in säinmtliche» aiiglikaiiilchen und Presbyterianer Kirchen der Colome Victoria Fürbitte sür die Wicdergenelung deS Kronprinzen statt. Die Herzogin Adelheid von SchleSwig-Holstein-Augustenbura, Schwiegermutter des Prinzen Wilhelm von Preuße», befindet sich wegen eines Nervenleidens seit einiger Zr>t in der Grazer Heil anstalt deS Prviessor« Krafft. Dem Reichstage ist der Gesetzentwurf betreffend die Eiisiührung einer Grwerbevrdnung i» Eliaß-Lothringrn zugrgangen. Die Vor lage unterscheidet sich i» keinem wesentlichen Punkte von der in der letzten Session unerledigt gebliebenen. ES heißt, an Stelle des sich zurückziehenden gothaischen StaatS- miniflrrS v. Seebach würde der preußische Geh. Finanzrath Bonn, treten. Der Dispositionsfonds, welcher dem Kailer vom Reich all jährlich bewilligt wird» betrug ini lausenden EtatSjahre2M).0»0Mk. In dem neuen Etat sür 1888/89 werden 3,000,000 Mk. ge'ordert. Zn berücksichtigen ist, daß aus diesem Fonds lausende Unterstützungen für nichtpeiisionSvercchtigte Invaliden, Hinterbliebene von Militär- Personen rc. im Betrage von rund 2M>,000 Mk. bestritten werde» AnS diesem Fonds spendet der Kaiser außerdem beträchtliche Summen bei großen Uiiglückssällen in Deutschland, wie im Auslände, wo cö gilt, Deutschland würdig zu vertreten z. B. vor Kurzem bei der Cholera-Epidemie in Palermo. Der Klageantrag deS verantwortlichen Redakteurs der zeitnng" gegen den Reichskanzler Fürsten BiSmarck wegen einiger Äeußcrungcn in der NeichstagSrede vom 13. Januar d. I. war be kanntlich vom Staatsanwalt und Oberstaatsanwalt wegen Unzu ständigkeit zurückgewieie» worden, und auch daS Knuiiiiergericht alS letzte Instanz hatte erklärt, daß Fürst BiSmarck der Mlitär- aerichtrbarkeit unterworien sei. In Folge jene» Kammeraerichts- veichlusscS reichte die „Vvlkszeitung" ihren Antrag bet dem General- Aubitoriat, dem höchsten Militärgerichtshof, ein, von welchem nun der Bescheid des komliiandirendcn Generals des dritten Armeekorps ergangen ist. daß zu einem strafrechtlichen Einschreiten wider Fürst v. Bismarck wegen Beleidigung keine Veranlassung vorlieat. Denn die angeblich beleidigenden Aenßerungen sind von dem Reichskanz ler Fürst v. BiSmarck in einer Sitzung des Reichstags > zur Vcc- lhcioiguna der Reai-ruiigspolitik gegen Angriffe der Tagespreise, also zweifellos in Wahrnehmung berechtigter Interessen — 8 193 des Allg. Strafgesetzbuchs -- gemacht worden. Nach dem eben citirte» Gesetz wucdcn diese Aenßerungen nur insofern strafbar sein könne», als daS Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Aeußerung oder ans den Umständen, unter welchen sie geschah, hcrvoraeht. Dies vorliegend anzunehmen, ist aber vollkommen aus geschlossen. Denn der Reichskanzler Fürst v. BiSmarck hat sich in keiner Rede ausdrücklich dagegen verwahrt, daß er etwa den Schrei bern der betreffenden Artikel, insbesondere des hier in Rede stehen den, vom Antragsteller verfaßten Artikels, den Vorwurf machen wolle, finanziell beeinflußt zu sein. Die Schlußworte der von dem Antragsteller wortgetreu wicdcrgcgebencn Rede sind hiernach gar nicht ans Lctztecen zu beziehe», und ist mithin weder aus der gönn der Aciißenuig, noch aus den Umstände», unter denen sie geschehen, die Absicht z» beleidigen zu entnehmen. Tie Verhandlungen in der ersten Sitzung der Getreidezollkom- mission haben den Eindruck, den schon tue Zusammensetzung der Kommission hervorgeruten. erheblich verstärkt. Für einen Weizen- iind Roggenzoll von 6 Mk. ist in der Kommission eine Mehrheit nicht vorhanden. Ob eine Majorität für einen mäßigeren Zollsatz vorhanden ist, erscheint so lange fraglich, als die Deutschkonservati- ven den 6 Mark-Zoll als die nicorigst möglichste Ziffer ansehen. Ebenso tiefgehende Meinungsverschiedenheiten bestehen innerhalb der Kommst»»» bezüglich der Frage des Identitätsnachweises. Dr. Windthorst erklärt sich inst großer Bestimmtheit gegen die Beseiti gung deS Identitätsnachweises bet gleichzeitiger Erhöhung deS Zolls. Entweder das Eine oder das Andere. Da Wstidthorlt seine Amgabe darin sieht, zwischen den Anhängern der Regierungsvorlage und den Gegnern derselben zu vermitteln, eine Ablehnung der Zollerhöhuiig also als ausgeschlossen erachtet, so ,st von ihm eine Unterstützung der Bc- stiehniigen um Ansheduna oeS Identitätsnachweises nicht zu erwarten. Die »alionallibcralcn Mitglieder der Kommission nahmen an der Diskussion gar keinen Antheil. Im Uebrigen bleibt zu berücksichtigen, daß die Kommission selbst noch eine zweite Lesung abhalten wird, und daß bei der Zusammensetzung der Kommission die Beschlüsse derselben für das Plenum nicht maßgebend sind. AuS dem Kreise Oletzko geht der „K. Zta." folgende Mitthei- l»ng zu: Ich meldete Ihnen vor einigen Woche» die an unserer Grenze seitens der Russen ausgesührtc» Truppen Berschiebunaen und daß besonders Suwalki neuerdings mit russischen Truppen be legt sei. Heute kann ich noch hiiuistügcn, daß an Stelle der an die Preußische Grenze verlegten russischen Jäger nunmehr Sappeure und Pviilonnikie, welche bis dahin m Riga-Dünaburg in Quartier lagen, an den Niemen vorgeschoben wurde», wo sie in der Linie Kowno - Groduv nntcrgcbracht worden sind. Auch ist aus ver bürgter Quelle die Nachricht eingetroffen, daß ein gaiizes Infan terie-Regiment zu 4 Bataillonen in Grodno als Garnston einge- rückt ist. Nimmt man zu den Nachrichten über diele Grenzver- stärkimgen die Gerüchte über die Bewstigungsarbeite» am Narew und Bug, die vfsenbar mit voller Kraft im Gauge erhalten werden, so ist es kaum zu veiwundeui, daß an unserer Grenze das Ver trauen aus eine friedliche Gesinnung deS östlichen Nachbarn kein übergroßes ist, sondern daß man hier mit einer gewissen Bangig keit der Zukunft eiltgegeiisieht. — Aus Wie» wird noch geschrieben: Auch die Wiener Blätter reproduzircn die verschiedenen auf die ruksstchen Trnppen-Vecschiebuiiaen bezüglichen Nachrichten, ein Be weis, daß man denselben auch in der österreichischen Hauptstadt naturgemäße Aufmerksamkeit schenkt. Oesterreich. Der kasterl. Bezirkshauplmann in Teplitz, Gras Thun, gab in der Commission die.Erklärung ab. daß die Kursaison im Jahre 1868 durch die Wasserhcbuiig der Llfleaer Schächte nicht beeinträchtigt werden dürste, daß die Kurorte Tcplitz-Schönau unter allen Umstanden für zctzt und in Zukunst intact erhalten werden müssen, und daß daher ,ctzt schon mit der Eventualität bei Sisti« ruirg, wen» nicht der gänzlichen Unterlassung der Wasserhebungs- arbeiten und Berschiebung derselbe» brs zu günstigerem, die Inter essen von Teplitz nicht tangirendcm Zetivunkte gerechnet wer den muß Inzwischen ist in Teplitz die Urquelle um 310 Ernti- meter gesunken. In, Laufe des 2. Dccbr. begannen sich im Nelso»- schachte stickige Gase zu bilden, in denen die Grnbenlichte erlolchen. sodaß das Befahren uisbesoiidere der der einaedruirgenen Wasser- maffe nähcrgelegenen Schächte »nd Strecke» theils erichwert, theilS sogar unmöglich wurde. Es mag erwähnt werden, daß etwa vor 14 Tagen cm französisches Untcniehmcr-Consvrtium dem Besitzer des Nelson-Werkes. Herrn William Reffecn, für das Werk 7M>.000 Frcs. geboten hat. welches KaufSgefchäst jedoch nicht zu Stande kam. Am Fortschrittsschachte werden die Oberbaustrecken geräumt, d. h. Schienen und sonstiges Material von Werth entfernt. Die Arbeiter der ersoffenen Werke sind ihrer Mehrzahl nach in dem Brürer und dem Karbitz - Aussiaer Becken untcrgebracht. Nur die Minderzahl verläßt gänzlich ihre bisherigen Reviere — Im Widerspruch mit dem Odlgcn wirb uns unterm 5. Dez. auS Teplitz geschrieben: Ein glückliches Ereigniß verbreitet die freudigste Aufregung in Teplitz. Bei den heute voracnommcnm Messungen deS QucllenspIegetS zeigte eS sich, daß derselbe von Sonntag auf Montag um nur 47 Elm. gesunken ist. wahrend er vom Sonnabend auf Sonntag um 64 Elm. Senkung zeigt«. Dies deutet daraus hin. daß irgend rin Ereignis; innerhalb der EiiibrilchSvfsnrurg oder veS Thermalwosser-TiesbaflinS eingetretc» sei» muß, welches a 1tnstig einwirkt. Die Sachverständigen nehmen an, daß sich entweder die AnSflußspalte durch niitgrrisscnc Porphyrtrümmer theilweise ver stopft habe oder daß nur eine kleinere Nebeirabthrilung deS unter-
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