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ES war Melitta von Brankvw. „Gottlob. daß Sie endlich kommen/ sagte sie hastig. »Ich fürchtete schon, wieder gehe» zu müssen, ohne Sie gesprochen zu haben!" »Ist es denn ein so dringender Grund, der Sie zu mir führt?" antwortete der Delektiv. nachdem er sie begrübt hatte, kühl. Denn er konnte da- Bild der lachenden, flirtenden Melitta aus dem Restaurant nicht loswerden, und fragte sich erstaunt, was sie überhaupt noch bei ihm wolle. »Ja. ich bi» einerseits gekommen, um mich zu verabschieden, anderseits —" »Sie wollen verreisen?" »In einer Stunde geht mein Zug. Niemand weiß darum. Nur Sie müsse» eS wisse», denn ich will und mutz doch in Berbindung mit Ihnen bleiben!" Sie sprach rasch, in verhaltener Erregung. Ihre blauen Augen hatten einen flackernden Schein. Er starrte sie betroffen an. Dann schob er ihr einen Stuhl hin und sagte in verändertem Ton: »Wollen Sie nicht vor allem Platz nehmen und mir dann diese Abreise etwas näher erklären? Ich mnb sagen, ich verstehe ganz und gar nichts. Gestern abend glaubte ich . . ." Ihre Wangen brannten plötzlich in heißer Röte. „Ich weiß, was Sie glaubten! Auch darum bin ich gekommen. Die elende Komödie, die ich gezwungen war zu spielen, wurde mir doppelt bitter, als ich in Ihren Angen las, daß Sie sich täuschen liebe» — wie alle Welt!" „Sv war eS nur auf Täuschung abgesehen?" »Ja. Hören Sie. Mein Pater hat von meinen Besuchen bet dem Unter suchungsrichter und bei Ihnen erfahren. Er stellte mich zur Rede und ich war zu stolz, uni auch nur ein Iota von dem zu leugnen, was ich tat. ES gab eine furchtbare Szene. Mein Pater liebt mich und hat ein gutes Herz. Aber er ist auch leidenschaftlich despotisch und ganz unerbittlich, wenn nach seiner Meinung der gute Name der Brankows in Gefahr kommt." „Ich verstehe! Er war ander sich, daß Sie sich in edler Aufwallung offen zu Eisler belannten!" „Er war einfach rasend. Wie von Sinnen. Er hat Felix immer gehaßt, weil er dessen Liebe zu mir eine freche Ueberhebung nannte, und er glaubt felsenfest an seine Schuld. Nun warf er mir vor, ich Hütte den Namen Brankow ent ehrt und in den Staub getreten, diesen Namen, der vor allem sein Eigentum sei. Ich häufe Schmach ans sein graues Haupt nnd hatte sein Leben vergiftet... ich will Sie nicht langweilen mit der Wiederholung von Einzelheiten, die mir noch letzt das Blut zu Kopf treiben. Er schloß sich dann ein und blieb einen ganzen Tag lang unsichtbar. Mama, die seit zwanzig Jahren wie ein verschüchtertes Hühnchen neben ihm lebt und schon bei dem kleinsten Streit zittert, war außer sich, bekam alle möglichen Zustände und beschwor mich weinend, doch nachzugeben, wieder gut zu machen . . . Wie, wußte sie selbst nicht. Eins sah ich ja nun ein: Ich hatte zu eigenmächtig gehandelt! Woran mir für meine Person nichts lag. das hätte ich um der Eltern willen vermeiden müssen: unseren Namen in der Leute Mund zu bringen. Ich hätte ganz gut in der Stille zu Ihnen kommen können und vor allem mich nicht als „Braut" Eislers dem Untersuchungsrichter oorstellcn müssen, sondern bloß als Bekannte, die Anteil an seinem Schicksal nimmt. Aber ich handele leider immer dem ersten Impuls folgend — ganz unüberlegt!" „Sie bereuen also?" „Nein! Ich bereue gar nichts!" rief Melitta, stolz den Kopf znrückwerfend. »Ich liebe Felix und werde nie von ihm lassen. Aber ich bin gerecht genug, ein- zugestehen, daß mein Pater von setucur Standpunkt aus Grund genug hat. mir zu zürnen." „WaS geschah weiter?" »Mein Pater erschien am Abend wieder im Familienkreis. Er war sehr blaß und eine eiserne Entschlossenheit lag ans seinen Zügen. Mit der ihm zu- weilen eigenen unbeugsamen Härte erklärte er mir. daß eS nur einen Weg gäbe, meine „Torheit" wieder gut zu machen: ich müsse so bald als möglich der Welt beweisen, daß die Affäre EiSler alö abgeschlossene Backfischbegeisterung hinter mir liege. Mit anderen Worten, ich müsse mich anderweitig verloben. Sehr rasch, möglichst öffentlich und mit so freudiger Miene, daß niemand zweifle, es sei mir ernst. Er kam auch gleich mit bestimmten Borschlägen. Da war Herr von Kreutzen, der schon einmal um mich angehalten hat. von Papa aber auf später vertröstet wurde — meiner Jugend wegen! In Wahrheit, weil ich mich weigerte, als Papa mir mit dieser Werbung kam. Nun wollte er Kreutzen teilweise ins Geheimnis — 910 - ziehen, das heißt meine Gefühle für Felix als Schwärmerei htnstelle«, die setzt gottlob abgetan sei, und so weiter." . . »Es wundert mich nur. daß Sie auf diesen immerhin nicht ganz sauberen Plan eingtngcn. Fräulein von Brankvw! Be« Ihrer entschlossenen Natur — „Oh. ich Hütte mich leidenschaftlich bis aufs Messer dagegen gewehrt, wenn ich nicht gesehen hätte, daß die arme Mama unsere Szenen einfach nicht mehr ertragen konnte, und wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, Papa doch eine kleine Genugtuung schuldig zu sein. Ich willigte auch nur in die Wieder- annäherung Kreutzens und in eine kleine öffentliche Demonstration, bei der ich gute Miene zur Schau tragen wolle. So kam der Abend in der „Thalia" zustande. Bis zur Perlvbung bedingte ich mir mindestens vierzehn Tage aus." «Aber dann?" „ „ , „Tann bin ich eben längst in Wien bei einer Cousine meiner Mutter, an bte ich sofort heimlich schrieb. Gestern erhielt ich Tante Adas Antwort, daß sie mich erwarte." «Sie gehen ohne Wissen Ihrer Eltern?" „Ja. Mama wollte ich die Perantwvrtung der Mitwtssenschaft ersparen. Im Herzen, das weiß ich, steht sie auf meiner Seite und wird froh über meinen Gewaltschritt sein. Sie batte nie etwas gegen Felix, und Herr von Kreutzen ist ihr nicht sympathisch. Ich habe vorgegeben, heute nachmittag eine Freundin hier zu besuchen und dann gleich bet ihr zu übernachten, da die Eltern morgen ohnehin wieder in die Stadt übersiedcln. Man erwartet mich erst am Nachmittag in der Berggasse: ich habe also einen vollen Tag Pvrsprung." „Weiß Ihre Tante, daß Sie daö Elternhaus heimlich verlassen und warum?" „Nein. Sic mag zwar Papa nicht, aber ich bin nicht ganz sicher, wie sic meinen Schritt aufsajjen wird. Uebrigens will ich ihre Gastfreundschaft nicht lange in Anspruch nehmen. Ich werde mich um eine Stelle als Gesellschafterin umsehen." „Sie!!!?" „Ja. Ich! Glauben Sie. daß ich zu stolz dazu bin? Ich werde eS dann nicht mehr sein! Aber ich will frei und unabhängig werde» —" „AIS Gesellschafterin?" warf Hempel zweifelnd ein. „Ja. Innerlich! Den Meinen gegenüber! Nur so kann ich mich später offen zu Felix bekennen. Bin ich erst seine Frau, dann wird Papa wohl wieder Frieden machen mit mir. dafür will ich schon sorgen!" Seine Frau! Der Detektiv blickte daS junge Mädchen mit einem Gemisch von Bewunderung. Rührung und Mitleid an. Nur ein ganz junges Geschöpf, nur eine Frau, die liebte, konnte so zuversichtlichen Mut in sich tragen. «Ich fürchte, der Weg dahin wird weit werden, mein Fräulein!" „Ich bin erst achtzehn und er vicrundzwanzig! Wir können warten. Die Hauptsache ist. daß er bald frei wird! Wie steht seine Angelegenheit?, Haben Sie nichts Neues herauSgcbracht?" „Leider sehr wenig." Und er erzählte ihr Punkt für Punkt, was er wußte. Melitta hörte aufmcrksaui zu. „Das ist in der Tat alles sehr seltsam. Aber wir dürfen den Mut nicht ver lieren. Ich will mir alles erst in blühe überlegen und danu sehen, wie man etwa weiter kommen konnte." Hempel lächelte „Sie sprechen fast wie ein Detektiv!" „Warum sollte ich es denn nicht auch ein wenig werden — um seinetwillen? Frauen sind doch auch nicht ganz dumm, und die Liebe macht sie sogar oft hell sichtig!" „Ich habe nicht das mindeste gegen Ihre Mithilfe. Im Gegenteil. Schrei ben Sic mir nur stets jeden Gedanken, der Ilmcn in der Sache kommt. Man kann nicht wissen — bei dem völligen Dunkel, das uns umgibt, kann ein einziger Einsall zum Lichtstrahl werden." „Aber auch Sie müssen mich getreulich auf dem Lausenden erhalten über alles Neue, was Ihnen aufstößt! Diese Bitte war der zweite Punkt, der mich veroulaßte, mich von Ihnen persönlich zu verabschieden. Meine Adresse ist vor läufig ill. ReiSnerstraße 11 bei Fräulein Arnau. Hier habe ich sie Ihnen aus geschrieben." „Gut! Ich werde schreiben, so oft es etwas Neues gibt." Sic verabschiedete sich. Hempel sah ihr mit leuchtenden Augen nach. ^ Gottlob, es gab doch auch unter den Frauen noch Prachtgeschöpfe! Und diese Melitta war eins davon! /IIs I-lsrbsl-disutisitsn sinck vorrätis! Qi-össles ZeliuklLAS»- vrescSsns. Unerreicht an Halt-1 dark. u. Leuchtkraft« ülifllex-iklM MtlMpLI' aus vierfach. Gewebe Nur cckit niit unserer Firma. Preis für Hänge nder Stehlickit »oki. L, Bei grüß. Beuchen Preisermäßigung. k nntin^iitnI- LIrrxpttüIiit, Nt- „ ^1 it t «> « v " G. m. b. 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Alle diese Bedingungen werben erfüllt ohne irgend welche Preiserhöhung, ferner wird eine wesentliche Vereinfachung, Zeit- und Arbeitsersparniü erzielt durch llebcrtragung derartiger Aufträge an die - Annoncen-Expedition Rudolf Moste > Dresden, Altmarkt -IS ^ Tieliunx u. 7. Oktober 1910 > ^ r sj eil tu n cr . krricHtune einesl^ oloitisrl > 7431 Oelclxewinne oUn«? mir Wj»»W WM 4L SO»,-. ^ ^orto Iincl i>AcnnL!imeAel)ütiren exlprr. llrkgclun. 8k6sti-g8Sv 5. Verkaufsstellen ckurch lüakste kenntlich. /ttanz des. günst.HIcle enh.! pra z.vk. Hockieleg. erst«. Nusib.- > XS.ÜVV8vrVlL8, 2 »» 2 ! 800 Silber, 3172 Gramm, 500 -E? Acmay 3300 Gramm, 350 Brill.-Brosche 350 X zu verkauf. Schund, Amalienplatz 1. tV.Ton,u. Gar.selt.bill. " agner» Grunaer Slr.10.1. Wenig gespieltes M»r «» «« H «« «» v.Fölstcr, Löban, sowie ein Salon- vliöL«! Rönisch unter k lUAv» P.Hälstc v.Neupr. zu verk. Marieustr. 9. II. Sommer. V. 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