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— Kür die zahlreichen Verehrer der großen dürfte nachstehende, dem Dresdner Journal entnommene ^ Nachricht von besonderem Interesse sein: „Die gestern" erfolgte glückliche Entbindung meiner Frau Marie, grb. Bayer, von einem Mädchen zeigt, und zwar nur hierdurch, ergebenst an. Dresden, am 19. März 1864. Julius Frh. v. Falkrnstein, Oberstleutn. a. D." — Zwei Brüder von hier, — der Eine ist Former in einer hiesigen Eisengießerei, der Andere dermalen Soldat — drängten sich vorgestern Nachmittag in das auf der Friedrich» straße gelegene katholische Stift ein. Der Eine nahm am Ein gang Posto, sein Bruder aber ging in eine im Parterre des Hauses gelegene Stube unter dem Vorgeben, der dort wohn haften Schwester zu ihrem Geburtstage gratuliren zu wollen. Da dieses Vorgeben rein aus der Luft gegriffen war, so ver» anlaßte die fragliche Schwester und mit ihr zwei andere Frauen, die sich bei ihr auf Besuch befanden, den Unbekannten, sich zu entfernen. Dieser Aufforderung gab derselbe aber durchaus keine Folge, vielmehr schlug er mit einem Stocke, den er bei sich führte, nach der Schwester und traf dieselbe damit auf den Kopf. Die Frauen fingen an, nach Hülfe zu rufen. Es erschien zunächst der im Hause wohnhafte Organist, doch wurde derselbe gleich dem Sacristan. der sich bald darauf gleichfalls einstellte, auf die Seite geschoben und gemißhandelt. Die Dro hung, nunmehr sofort nach polizeilicher Hülse schicken zu wol len, wenn sie nicht augenblicklich das Haus verließen, bestimmte endlich die sauberen Subjecte, demselben den Rücken zu kehren. Die Polizei hat sie aber, wie wir hören, nach erstatteter An- zeige über den Vorfall nachträglich ermittelt und verhaftet. Sie sollen sich während desselben beiderseits in trunkenem Zu stande befunden haben. — Die nämlichen Pferde, die laut unserer Mittheilung in Nr. 79 dieses Blattes vor einigen Tagen auf der Ammon straße durchgegangcn waren, sind am Abend desselben Tages in der Nähe der sächsisch-böhmischen Eisenbahn in Folge einer herankommcnden Lokomotive wieder scheu geworden und durch gegangen. Diesmal aber hat leider der Vorgang einen üblen Verlauf insofern genommen, als der Kutscher vom Wagen ge- stür t, eine Strecke geschleift worden ist und dadurch nicht nur bedeutende Contusionen an Kopf und Beinen, sondern auch noch einen Bruch des linken Ellenbogengelenks erlitten hat. — -j- Nachdem „in des Waldes tiefsten Gründen" bei Blasewitz der Spaziergänger nichts mehr zu finden und zu suchen hat, nämlich Schatten, Erholung und Waldgeruch, droht ihm noch ein anderer schwerer Verlust. Auch das romantische Birken wäldchen, das sich in bedeutender Länge vom Trinitatiskirchhof bis über Neustrießen hinauszieht, soll der Alles vernichtenden Axt verfallen und umgehauen werden, und zwar, wie man hört, um eine Straße an der Elbe hin frei anzulegen. Durch diese Manipulation dürste Blasewitz, das für Sommerbewohner und Spaziergänger so bequem gelegene Dorf, nur an Frequenz der beren; denn von den „Bäumchen" an der neuen Blasewitzer Straße kann kein Sperling sich Schatten holen. An einer Stelle haben sie sich sogar von der Straße verloren und sind auf ein Ackerfeld hinaufgesetzt, bis sie sich endlich später unten wieder einfinden. Außerdem sind von muthwilliger Bubenhand eine Menge davon so beschädigt worden, daß ihre Genesung nie mehr in Aussicht steht. Es wäre daher wohl im Interesse des Publikums und im Interesse des Dorfes selbst sehr wünschens- werth, wenn die schattige Waldung noch so lange den Wanderern offen zur Benutzung stünde, bis die öde, kahle, sandige, wüste, neue Straße nach Blasewitz auch Bäume hat, unter deren Schatten man wenigstens sich etwas bergen kann. Freilich ver stünde es sich dann auch von selbst, daß das Publikum dies anerkenne und nicht frevelhafte Verheerungen im Walde und an den Straßenbäumen anrichte, wie es in eclatanter Weise geschehen, wie es die corpora äolivli noch predigen und wie es der Artikel 335 des Strafgesetzbuchs mit Arbeitshausstrafe bis zu sechs Jahren bestraft, ja nach Artikel 16 und 18 auch sogar und noch bei Erschwerungsgründen Schärfung, mitunter körper liche Züchtigung eintreten läßt. — g. Wäre vorgestern, am Palmsonntag Nachmittag, ein Grnremaler beim Cynditox M zrsßey Garten gewesen, er hätte Vorwurf für ein BUd gesunde«, da« ihn unsterblich -es macht hätte. ES kamen vier Herren stolz zu Pferde bis an die Conditorei geritten. Daselbst saßen aber viele schöne Da men im Freien, und auf den Pferden die Berittenen wollten sich auch schön machen und befleißigten sich, den edlen geliehenen SonntagSandalustern alle möglichen Gangarten und Eapriolen abzuzwingen. Die Figuren waren höchst komisch und das Gelächter des Publikums belohnte die Kunststückchen. Wahr scheinlich wollten die Herren aber nun ein Tässchen Kaffee trin ken. daher gedachten sie die Pferde nach dem innern Theil des Schmidt'schen Gartens zu dirigiren; aber eS ging nicht. Hätte man in diesem Augenblicke einen der Reiter gefragt: „Mein Herr, wohin reiten Sie?" so hätte er sicher antworten müssen: „Das weiß ich nicht, da müssen Eie mein Pferd fra gen." Endlich gelang eS dem Einen, sein Pferd in die ge wünschte Stellung zu bringen — (wir wollen nicht so boshaft sein und sagen, es sei Zufall gewesen) — und im Galopp ging's auf dem schmalen Wege durch's Publikum nach dem Garten. Zwei Pferde folgten ihren Reitern nach. Das vierte Pferd hatte sich unglücklicher Weise hinter eine vor dem Etab lissement stehende Droschke verirrt und konnte den Weg hervor nicht finden. Der arme Reiter gab sich alle Mühe, doch ver gebens — er brachte das Roß nicht vom Flecke. — Das Publikum lachte, — er lachte auch, und als Alles nicht helfen wollte — stieg er ab und führte sein Pferd am Zügel den vorangeeilten Kameraden nach. Allgemeines Bravorufen und Händeklatschen belohnte den kühnen Reiter für seine Geistes gegenwart. - Sichern, Vernehmen nach ist vor einigen Tagen ein Gutsbesitzer im benachbarten Dorfe Plauen mit Familie an der Trichinen-Krankheit, in Folge von Genusses von Wellfleisch, er krankt und in ärztlicher Behandlung. - Kommenden Charfreitag findet im Dom zu Meißen wiederum eine große Musikaufsührung unter Direction des Herrn Musikdirektors Hartmann statt, wozu ausgezeichnete Dresdner Kräfte ihre Mitwirkung zugesagt haben. — Die „Budiss. Nachr." melden aus Marienthal: Der Graf Rossi, früher sardmischer Gesandter an mehreren europäischen Höfen, starb bekanntlich im Februar d. I. zu Brüssel. Seine irdische Hülle wurde den 15. März d. I nach Kloster Marien- ihal gebracht und in der unter der dasigen Michaeliskapelle be findlichen Gruft beigesetzt. Hier ruht er nun neben seiner Ge mahlin (Henriette Sontag) — Am 19. gegen Mittag ist das zum Rittergute Schöne feld gehörige Schäfereigebäude, worin sich 506 Ctr. Heu, 15 Schock Stroh, aber keine Schafe befunden haben, niederge brannt. Das Feuer ist, wie man hört, von dem 12-jährigen Sohne eines in jenem Gebäude wohnhaften Tagelöhner-, einem ungerathenen, wiederholt schon wegen Entlaufens und Vaga- bondirens polizeilich vorgenommenen und bestraften Knaben, ver wahrlost oder anaelegt worden. Der Knabe ist unmittelbar nach Ausbruch der Flammen in der Wohnung seiner Eltern nach Abtnaundorf zu entflohen, jedoch eingeholt und an da- dasige Gericht abgeliefert worden. — H Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 21.' März. Die erste Hauptverhandlung gegen Carl Friedrich Haupt mann, der des Diebstahls angrklagt war, bot wenig Interesse. Er ist 24 Jahre alt, noch unbestraft und unverheirathet. Ein Knecht, Namens Mieth, wohnte mit ihm zusammen und diente mit ihm bei demselben Herrn. In der Kutscherstube, wo sie gewöhnlich verkehrten, stand eine Lade, in der Mieth seine Wäsche und andere Habseligkeiten aufbewahrte. Auch Geld war darin. Eines Tages fehlte dem Mieth das Portemonnaie an der Lade und Hauptmann gestand, dasselbe mit 15 Thlr. 20Ngr. gestohlen zu haben. Hauptmann hatte sich von dem gestohlenen Gelds eine Uhr gekauft, das übrige war bei der Arretur noch da und wurde dem Verletzten zurückerstattet. Mieth sagt aller dings, eS fehlen ihm noch 40 Thaler außerdem, Hauptmann will aber von dieser Summe nichts wissen. Den Diebstahl be merkte übrigens Mieth erst nach 8 Tagen. Die Advocatur vs- Herrn Hänel konnte bei den Geständnissen nicht viel thun der Gerichtshof erkannte auf 4 Monat Gefängniß. — Bei Hy