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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.01.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280117018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928011701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928011701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-01
- Tag 1928-01-17
-
Monat
1928-01
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.01.1928
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Dlenrlag. 17. Januar 1925 Retchsgritndungsfeler -eT GSchstsche« Milttürvereinsbun-es. «l» vor 57 Jahren tn Versailles da» Deutsche Reich ge» gründet warb, ahnte niemand, wie bald schon schwerste Stürme den stolzen Vau in seinen Grundsesten erschüttern würden, «der so sest war das Fundament. daß eS aushielt, so stark war eS. dass auch baö dritte Reich, von dem mir träumen, aus «hm errichtet werben kann. Darum ist eS nicht sehl am Ort«, de» Tage» heute noch zu gedenken. an dem Kanonendonner und Glockengeläut die Kunde vom neuen Deutschland in die Welt trugen . . . 57 Jahre! Wenig vor der Wiederkehr de» 18. Januar, am Sonntag, seierten tn der Ausstellung die im Militär- verrtnSbund zusammengeschlossenen Ber ti ne sein Gedenke». Wie sehr ber Rcichvgedanke lebt.be- wies die ungeheure Schar der Kameraden, die sich eingesunden hatten. Dem älteste» Veteran der Elnigungskämpfe bis zum jüngsten Frontkämpser des Weltkriegs sah man in den Reihen. Der schlichteste Soldat, der Offizier des alten Heeres und der Reichswehr bis hinaus zu den Generälen waren ge kommen. Die Kapelle des Artillerie-Regiments 4 bot eine prachtvoll gespielt« Musikfolge, die unterbrochen wurde durch Gesangs- darbietungen deö Militärocreinv „Fürst Bismarck", lebenden Bildern der Jngendgrnppe Kaditz. der Begrüßungsansprache des stellvertretenden Vorsitzenden Bezirk Dresden und der Nest rede des ReichStagSabgevrdneten Dr. Schneider. In seine» tiefernsten, tnhaltschwere» Worten führte er and: Aus de» Wirren der Kleinstaaterei sei Deutschland den Weg zur Einheit gegangen. Ohnmacht, Fremdherrschaft, wirtschaft liche Not, Bedrückung hätten an seinem Ansang gestanden. Fast et» halbes Jahrhundert lang sei er durch Blut »nd Eisen gekennzeichnet worden. An der Wiege des Reiches habe der Soldat gestanden, lieber ihr blitzte das Schwert, lind dieser Weg habe nach wenige« Jahrzehnten wieder über Schlacht felder geführt. Bor der Reichsgründung habe Deutschland „ile prokuntlis" — „ans der Tiefe" gerusen. Seit fast einem Jahrzehnt seien wir dabei, gerade aus der Tiefe wieder aus wärts zu streben. Unsre Zukunft? Niemand auf der Erde glaube an Abrüstung, an ewigen Frieden. Die alten Soldaten wüssten, bah ein Bvlk, wolle eS sich behaupte», nicht aus die Masse in der Jaust verzichte» dürfe. Nicht entscheidend sei die Zahl unsrer Gewehre und Geschütze, entscheidend allein bleiben der Wille, der Geist der Wehrhaftigkeit. Dieser habe nichts zu tun mit Militarismus, Chauvinismus, Prahlerei und Säbel rasseln. Aber der gewaltsamen äuhere» Abrüstung dürfe man freiwillig nicht noch die geistige Abrüstung hinzuzusügen Dein Geiste der Wehrhastigkeit diene diese ReichögrUndnngSfcicr. Es wehe durch Deutschland ei» fauler, matter Wind des Pazi fismus. Man wage es. das Andenken deö alten Heeres zu schmähen, deö Heeres. dem selbst ei» Joch höchste Bewunderung gezollt habe. Jene Armee von Stahl habe das Haupt, wund von Lorbeer, neigen niüssen. Niedergeworfen, jedoch unbesiegt, sei daS Volk in Ketten geschlagen worden. Auö der Tiefe müsse eS sich de» Weg zur Freiheit bahnen. Zn fernen Zielen führe er. die wir nimmer aufgeben dürften. Wir mühten kämpfen gegen die Besatzung am Rhein, eintretcn im Oste» für Rückgewinnung verlorenen Landes, streite» wider die Scliuldlügc, gedenken der vorlvrenen Deutschen in Tüdtirvl und Oberschlcsicn. Wir wüssten nicht, was die Zukunft bringe. Nur das eine sei u»S bewusst, die W.'ltgesthichte sei »och nicht zu Ende Wir hofften auf die Höhe. Und io dürsten, mühte» wir immerdar rufen: „BvrwärtS für Deutschland." Tagung -er Liommrrnalpolittker -er Kreise Dres-en un- Dautzeri-Zittau im D. K. V. Zu einer Tagung seiner kommunalpvlitisch tätigen Mit- «lieber in den Kreisen Dresden nnd Bautzen-Zittau hatte der Den ts ch n a t > o « a l c H a » d l u n g s g e h i l f e n - B e r . band nach den „Drei Raben" geladen Gaubildungsobmann Zieschang, Leipzig, nmris, in seiner EiulcttungSrede die Ausgaben der als Stadtverordnete und Gemeindenertretcr tätigen Mitglieder. Die Aufgabe der Tagung solle sein, A»s- spracl>emögltchkeite» zu geben und Zweifelsfragen z» kläre». Aus dem umfangreiche» Stoff seien zwei aktuelle Themen gewählt: das Wohnungs- und Siedlungswesen und das N e i ch s s ch u l g e s e tz. Zu dem ersten Thema hielt Bödme, Berlin, nach begrüßende» Worten des Bertrauenö. mannes der Ortsgruppe Dresden Nbede. einen etwa etn- stündigen Bortrag. Er führte aus. daß »ach der letzten WohuunaSzählung in Sachten etwa 62 666 Jamilten ohne eigene Wohnung seien. Der Redner behandelte die gegcn- wärt g auftretenden Schwierigkeiten bei der Jinanzternng des Wohnungsbaues und betoiche, wie sehr die Rcichs- rcgicrung durch Bereitstellung von Zwischenkrcditen und Ausländsanleihen bemüht sein müsse, den Wohnungsbau zu fördern. Notwendig sei eS. daß die setzt dem Reichstage vor liegenden Gesetzentwürfe sGebändeentschuldungssteuer, Mieter, schubs baldigst unter Wahrung der berechtigten Interessen der verschiedenen Kreise unter Dach zu bringen. Eine sehr lcb- lmste Aussprache brachte viele Mängel bei der Bergcbung der Geldmittel und der Wohnungen iparteipolitische Rücksicht) zum Borschein, die abgestcllt werden mühten. — „Dresdner Nachrichten" — Nr. 25 Seile S Der amerikanische Generalkonsul über die kulturelle Bedeutung für die Welt. Die Morrnonen-Feier in Weihen -NM Andenken an den dort vor hundert Jahren geborenen Dr. Karl Gottfried Mäser erhielt durch die Rede des amerikanischen Generalkonsuls Haeberle ctne Uber den Nahmen dieser christlichen Sekte wett htnausgehende Be- dentung. Wer am Montag mit einem der Mittagszüge nach Meißen fuhr, dem muhten bereits die zahlreichen Amerikaner aus- fallen, die alle demselben Ziele -»strebten. Die Zschetlacr Straße, wo die Gedächtnisfeier vor dein Geburishause Dr. Mäserö stattfand, liegt in Meißen rechts der Elbe.' Es ist ein kleines, bescheidenes Dorshäuschen. in dem sich letzt eine Schuhmacherwerkstätte befindet. Eine Gedenktafel erinnert daran, daß hier am Ist. Januar 1828 der Mormone Mäser geboren wurde. Sein Bild, das während der Feier ent hüllt werden sollte, war noch mit einem Samttuche bedeckt, gehalten von einer weißgrüncn Fahne nnd dem amerika nischen Sternenbanner. Obwohl sich neben den Elnhetmischcn sehr viele Amerikaner vor . dem Hause eingcsnnden hatten, eigenartigerwessc meist ziemlich junge Leute, so wurde die Feier doch vollständig in deutscher Sprache gehalten, wobet sich der englische Akzent stark bemerkbar machte. Nach einem gemeinsamen Liede von Mäser, „Die Wahrheit", und einem Trompetenrnse sprach ein Freund des Bcrstvrbcncn. der 83jährige Missionar Thomas Biesinger, Wien, ein Er- innerungögcbet, worauf durch den Enkel Dr. Mäfers. den Missionar H. M ä s e r - E r a n d a l l. die Enthüllung des Bildes erfolgte. Ein Mannerchor sang ein für die Feier gedichtetes Lied: „Hier in diesem Hause..." Nun sprach Hclmitth Plath Worte der Wertschätzung für Dr Mäser an Stelle eines seiner Freunde, der am Erscheinen ver hindert mar. Auch der Präsident Hugh I. Eannon. Basel, der Leiter der Schweizerisch-Deutschen Mormonenmission, fand Worte der Anerkennung für Mäser und sein Werk. Es folgte eine längere Rede des amerikanischen Generalkonsuls. Arminius T. Hacberle, Dresden. , aus der folgende Sätze wicdcrgcgebc» seien: Ein Volk, das seine Helden nicht ehrt, die für das Wohl deö Landes kämpften, bluteten und starben, das ist nicht wert, die Segnungen des Friedens zu genießen. Ein Volk, das nicht liebevoll das Gedächtnis seiner großen Männer pflegt, der Männer, die für den Fortschritt der Zivilisation, sei es auf dem Gebiete der Religion, sei es der Kunst oder Wissenschaft, gewirkt haben, ein solches Volk ist nicht wert der Opfer seiner Kriegshelde», nicht wert, die Früchlc des Friedens zu ernten. Daher war es nur recht und billig, daß vor kurzem die Stenben-Gcscllschast in Neuyork die Feier der ISN. Wiederkehr des Jahres beging, i» welchem General vv» Sie üben in Amerika landete. General von Slcuben war ei» deutscher Soldat, der sein Vaterland verließ, um in die für unsere Unabhängigkeit kämpfende amerikanische Armee cinzuireien. Und sv hervorragend waren seine Ber- dienste, daß er unsterblichen Ruhm errang. In gleicher Weise ist es angebracht, daß wir uns heute hier zusaminengcinnde» haben, »in der IM. Wiederkehr des Geburtstages Dr. Karl Gottfried Masers zu gedenken, der, wie General van Stcnben, sein deutsches Vaterland verließ, um in der Neuen Welt ein neues Arbeitsfeld zu suchen. Der eine erwarb sich Ruhm in Feldlager» und aus Schlachtfeldern, der andere durch seine friedlichen Bestrebungen als Erzieher, inmitten einer Armee von Studenten, die sein Gedächtnis verewigt haben, nicht nur in den Vereinigten Staaten, sonder» auch in Deutschland und vielen anderen Teilen der Erde. Dr. Mäser wurde wett über die kirchlichen Kreise hinaus bekannt» mit denen er tn Verbindung stand. Sein Name erlangte Nus und Bedeutung aus dem gesamten Gebiete der Erziehung im Staate Utah. Auch er hat einen wohlverdienten Platz in dein Heldenbuche Amerikas gesunden. Welchem Glaubens bekenntnis wir auch angchören mögen, niemand, der mit der Geschichte unseres Landes vertrant ist. vermag die hervor, ragenden Erfolge zu verkennen, welche die Mormonen bei der Urbarmachung neuer Länder erzielt haben Es kann nicht wundernehmen, wenn ein Volk, das einer solchen Tat fähig war. auch Männer hcrvorbringt die anerkannte Führer aus den mannigfachsten Lebensgebieien sind Auch Maier, dessen Geburt mit einem Unterschied von nur wenigen Jahren mit der Gründung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage zusaminensällt, wurde ein Führer: ein Führen der unter den Führern in der Entwicklung deö berühmten Staates Utah. Dr. Mäser wurde hier geboren, wo wir uns heute ver. sammelt haben, in der alten, berühmten und histvriichen Stadt Meißen. Wir können seiner nicht gedenken, ohne zu gleich auch seiner Vaterstadt unseren Gruß zu entbieten, und in weiterem Sinne auch seinem Heimat lande Sachsen und seinem deutschen B a l e r l a n d c. Wir können seiner heute nicht gedenken, ohne uns in gleicher Stunde der vielen Deutschen zu erinnern, die. wie Mäser, ihre hohen Geistcsgabcn, ihre Bildung und Kultur in die Nene Welt getragen haben. Gitter, durch die sich Deutschland eine hervorragende Stellung unter den Völkern der Erde er rungen hat Wir wollen auch der Männer wie Lessing. Carl Maria von Weber, Richard Wagner. Robert Schumann und sv vieler anderer gedenken, deren Ruhm, obwohl sie in keinem fremden Lande eine neue Heimat suchten, doch nicht allein über die herrliche Stadt Dresden und das schöne Sachsenland erstrahlt, sondern bis in die entferntesten Gegen den der Welt leuchtet. Die größte Ehre, welche die heute hier versammelten Amerikaner dem Gedächtnis Mäscrs er weisen können, gipfelt daher in dem erneuten Bekenntnis zu der grenzenlosen Liebe, die sein ganzes Leben be- zeichnet, und in dem Bestreben, die Seele des Volkes zu oerstehen, von dem er stammt und unter dem wir weilen. Erneut sich zu dieser allumfassenden Menschenliebe eines Dr. Mäser zu bekennen, Ist die Pflicht aller seiner Jünger, dies seits wie jenseits des Ozeans. Die Erfüllung dieser Pflicht ist ein erhabenes Verdienst: denn sobald erst Seele zu Seele spricht, über die Wetten des Weltmeeres hinweg, dann ist der Grundstein gelegt zu etwas noch Größerem als dauernder Friede: zu dauernder Freundschaft. Präsident H. W. Valentine prieS nach einem aber maligen Männerchore Dr. Mäser als Lehrer und Jünger Jesu Christi, sprach auch Worte des Dankes und der Genng- lunng dafür, daß cö den Mormonen ermöglicht worden sei, die Gedächtnisfeier ohne Störung zu halten. Mit einem Ge bete wurde die Veranstaltung beendet, aus deren Anlaß eine Denkmünze ans braunem Porzellan von der Staatlichen Manufaktur geprägt worden war. Sie zeigt auf der Vorder seite das Bild Mäserö, aus der Rückseite sein Geburtshaus. Diese Münze wurde auch dem fetzigen Besitzer des Hauses, Robert Bernvck, angehesiet. — Am Abend fand !m „Ham burger Hof" noch eine Missionsversammlung statt. Nach gemeinsamem MittagSessen sprach Verwaltungs- Mitglied Haberman n, Hamburg, über daS Reichsschu l. ge setz. Er ging von der Entwicklung des deutschen Volks- schulwelens seit der Reformation aus und legte dar, welche große Bedeutung das religiöse Gut, das die christlichen Be kenntnisse zu vermitleln hat, für das deutsche Geistesleben habe. Der politische Umsturz im Jghre >VI8 habe einen Bruch in diese Entwicklung gebracht. Es sei nun eine Auf gabe. deren Lösung durch daS Rcichsschulgcsetz versucht wird, der christlichen Schule nach dem Willen der Eltern ausreichen den Lebensraum zu schaffen. Ob es d-r Politik gelinge, dies mal eine Lösung hcrbeizuführen. sei noch zweifelhaft. Der Wille der Elternschaft müsse aber tn dieser Frage höher ge wertet werden als die Politik der Lehrervereine. Wenn das Reichsichulgesetz zustande komme, entstehe in den Gemeinden eine Fülle von praktischen Ausgaben für seine gerechte Durch, fübrung. — In der Aussprache wurden diese praktischen Auf gaben eingehend gewürdigt und die Leistungen der Volks schule seit 1618 einer teilweise sehr scharfen Kritik unterzogen. — Dresden im Lustpostverkehr. Vom 16. Januar sind die Luftverkehrslinien Dresden —Halle/Leipzig — Köln und D r e s b e n—C h e in n i tz — P l a u e n—F ü r t h/ Nürnberg wieder eingerichtet worden. Die Flüge ver- lassen Dresden um 11,05 und 11,16 vormittags und treffen in der Gegenrichtung um 2,85 bzw. 2 Uhr nachmittags hier ein. Sie werden in beiden Richtungen zur Postsachenbefördcrung benutzt. Die Schlußzeiten für die Auflieferung von Luft postsendungen sind für beide Verbindungen wie folgt fest gesetzt worden: Postamt 24 sHauptbahnhofs 16 Uhr: Post amt ä. 1 sPostplatz) 16,65 Uhr: Postamt X. 6 sAlbertstraße) 16,26 Uhr: Postamt N. 25 sNeustädter Bahnhof) 16,36 Uhr; Flugplatz iHeller) 16F5 Uhr. im Inventur-^usverlcskitf Z voml6. ^»nu»r1-L9 - >X^5Ll-ILl-^U5 V lrcksdker 8icki»r<I 5tMrle«, i^osliek. 8 OeArünrlet 194s ni»r^ne1erKr«urlrir^,«l9 D Handlung vom Richter aufgesordcrt, das Niedersachsenhoch nrch einmal sv vorzutragcn. wie damals Die Sänger traten aus daS erhöhte Nichterpodium, und durch den nüchternen cherichtssaal klang von den geschulten und prächtigen Männer, stimmen gesungen tnS Bclkanto: „Wo die Weser rauscht, Wo die Heide blüh,. Vom Harz bis zum Nordmoer Heil dir. du dcuIsclieS Lied." Richter, Staatsanwalt, Zeugen nnd Verteidiger nahmen die Darbietung mit großem Beifall auß Der Richter dankte den Sängern für das Lied und erklärte dem Ankläger gegen über, -aß die Ueberzcugiing wohl allgemein jetzt vorhanden sei. daß dieser Gesang nicht unter den Begriff „Gröhlen" falle. Er wünschte, daß In allen deutschen Land«» das deutsche Lied so zum Vortrag und Ausdruck kommen möge, wie es hier geschehen sei. Dann beantragte der Staatsanwalt Frei sprechung, die das Gericht nach kurzer Beratung verkündete. 8. u. II. Was alles gedruckt wird. Bei uns In Deutschland wohnen die Dichter und Denker. Hier wird jedes Problem geistig vertieft und gelöst und immer findet sich jemand, der mindestens in einer Broschüre belangreiche Ansichten darüber-äußert. So geschieht es denn, daß in der Biichprodultiv» Deutschland an der Spitze aller Länder der Erde marschiert. Jährlich erscheinen 36 660 neue Bücher auf dem Markt, jeden Tag hundert neue Titel: ein großer Apparat ist errichtet, die gedruckte Geistesproduktivn statistisch-bibliographisch zu erfassen, und die Bibliotheken be mühen sich, sie möglichst vollständig zu sammeln und einer staunenden Nachwelt zu überliefern. Einer stauneilden Nachwelt — denn schon der Zeitgenosse fällt von einer Verwunderung in die anders, wenn er in einem der großen bibliographischen Nachschlageivcrke blättert. Die abseitigsten Gebiete der Wissenschaft und die Sehnsüchte der Welt stellen sich ihm im Buchtitel vor: was den Mit menschen jauchzen läßt und trauern macht, die Freuden nnd Nöte des Alltages liegen säuberlich geordnet, ausgebreitet den Augen jedermanns, im Schlagwortregister der Biblio graphie. Müller, Friedrich, beschreibt »itt tiefer Kenntnis ans 29 Leiten Oktavsvrinat „Das Leben der Kaffer» von der Ge- burt bis zum Tode", und dieser Titel könnte ei» Snmbvl sein. Wer Rat nnd Hilfe brauch» in vertraulichen Dinge», wende lick -» allererst an seinen Buchhändler. Der findet bestimmt, was im Augenblick srvinmt. Das WcUproblem „Der lenkbare Storch, Bub oder Mädel nach Wunsch", ist für 1,56 Mk. glänzend gelöst. Aber daß die allerhöchste Autorität in Geburtshilfe und so ausgerechnet den Namen Zangc- metstcr führt, kann empfindsamen Menschen einen leichten Schauder verursachen. Der Verfasser des Werkes „lieber die Geburtshilfe bet der Ziege" rechnet gewiß nicht mit so großer Leserschast wie der Autor jenes Buches, das schlicht den Titel führt „Neiigctst in der Kinderstube", doch im Untertitel sich zu Erläuterungen veranlaßt sieht: „Gedanken zur Anwendung der nengeistigen Praxis der Einslüsterungen während des Schlafes, der seelischen Beeinflussung, der Stille und des plastischen Denkens zur Erziehung des Kindes nnd zur Ent- faltnng seiner Seelenkräfte." Haben sie sich glücklich ent- faltet, die Scelenkräfte, sind auch die Geisteskräfte geweckt. In den Sternen steht geschrieben das: „So sollst du sein!" Fort mit der Eignungsprüfung nnd den psychotechnischcn Versuchsreihen! „Die Astrologie als Forschungsmethode für Bernföcigniing nnd Berufsaussichten" kann eS zehntausend- mal besserl „Moderne Goldgruben, Rezeptbuch für die modernsten und gewinnbringendsten Spezialitäten", heißt ein Buch. ES ist bestimmt für jene, die schnell reich werden wollen, ist 866 Seiten stark und kostet 80 Mark. Bescheidenere Leute werden sich begnügen mit „Wie bewirbt man sich mit Erfolg um offene Stellen?" Da kosten 65 Seiten nur 1 Mark. Für daS Doppelte aber weist ein ungenannter Autor den be quemsten Weg zu Reichtum und Macht: „D'gS Geheimnis dcS Glücks tn der Liebe. Die Kunst, sich beim schönen Geschlecht beliebt zu machen, seine Gunst zu erlangen, ein reiches Mädchen zu erobern, unglückliche Liebe tn glückliche zu ver. wandeln und sich die Treue seiner Auserwähltcn zu sichern. Bon einem Francnkenncr, der durch eine reiche Heirat sein Glück machte. 12. Auflage." DaS ist — weiß Gott! — aller hand fürs Geld! Der alte, ehrliche Knigge tritt beute tn modernem Ge wände aus: „Wegweiser des guten TonSI Die im In- und Auslände geltenden Gesetze für taktvolles Verhalten, gute Manieren, Tlschinanieren. korrekte Kleidung, anständige Ge wohnheiten Im öffentlichen, gesellschaftlichen und privaten Leben, nebst einem Anhang über daS Servieren." Ganz neu- sachlich führt ein gleiches Buch den Titel: „Kavalier und Dame." „Die Wirkungen kleiner Mengen Alkohol" sind ebensv- keln Gegenstand einer eingehenden Darstellung gewesen wie „Die Eroberung des weiblichen Körpers" — „Der Fleck muß raus! Ein Lchatzkästlein erprobter und bewährter Mittel jeder Ar»," ist leider nicht vollständig. Es lagt nicht, wie man moralische Flecken entfernt. Aber da braucht man nicht zu verzweifeln: die „Gebrauchsanweisung für magische un- okkulte Räucherungen" gibt erschöpfende Auskunft. Liebesbriefsteller gibt es zu Hunderten, Traumbücher kann man sich nach Geschmack und Neigung aussuchcn: ägyp tische. persische, indische und psychoanalytische Aber nur ein mal erscheint tn der Bibliographie der Titel „Prologe und Ansprachen zum Jubiläum einer Hebamme". Nicht auf. zuzählcn sind die Kalender und Liederbücher für die ver schiedensten Stände und Berufe. Weltanschauungen und Par teien. Kalender für Monisten und Schornsteinfeger, Lieder bücher für Stenographen und Seeleute nennt das Verzeich- nls. Ganze Klassiker sind in stenographischer Schrift gedruckt, und über Therese von Konnersreiith gibt eS schon längst eine Broschüre in englischer Sprache, lieber „Die Wildrinder tm alten Mesopotamien" läßt sich tiefgründig c!» Orientalist ans, „DaS letzte einsame Molekül tn der Hochpotenz" besingt schwärmerisch ein ganz moderner Dr.-Jng. „Verpfuschte Männer! Wodurch wurden sic es?" fragt herausfordernd ein Titel, ein anderer gibt Antwort: „Die andauernde gewöhn- heitSmäßige Stuhlvcrstopsiing I" Verzage nicht auf dem Krankenbett! Die „Klinischen Sonette" tragen auch auf dein Krankenlager die Kunst. „Triumphierende Sterbebetten" lehren dich, daß alles Fleisch vergeht wie Heu. und voll Geisteskraft wählst du aus dem „Ratgeber für Grabinschriften" den Vers, der deine sterbliche Hülle decken soll. Karl Schodder. Bücher un- geilschrlflen. X Die Widerlegnag der Versailler SrlegSschnldthese. tSonder- abbruck aus „Die KriegSlchuldsrage". Berliner Monatshefte Ule Internationale Aufklärung, hcrauögegcbcn von der „Zentralstelle lür Erforschung der .Kriegsursachen". N. Jahrgang. Januar-Hell.i Zweck der Arbeit ist. den Begriff „Versailler KriegSichnldtücle" genau zu umrelbcn und dann die These tn ihren einzelnen Punkten z» wider legen. Tie „Versailler KriegSschuldtliesc" Ist nach der Auslassung de» Verfasser» in folgenden Tchrlltltttcken enthalten: 1. Im Bericht i„Rapport"i der Kommission der Alliierten und Assoziierten Rente» lungen über dir Verantwortlichkeiten der Urheber des Krieges. S. Im Versailler JriedenSvertrag nnd zwar tn der Einleitung und im 8 281. 8. Fm Teil VII «Abschnitt It de» Ultimatums oom N>. Juni IlU». einer Antwort der vorsriedenSkonsercnz aus die Be merkungen der deutschen Delegation z» den JrledenSbedlngnngci«. 4. Im Teil 1. VI. VII. VIII der Mantelnote zu diesem Ultimatum. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Widerlegung de» Bericht» «Ravporti. der die Unterlagen iitr da» Urteil der Alliierten tn der YriegSschiildsrage bildet, wie eS im Versailler .IriedenSvertraa und in den anderen angeltibrten Lchristttlicken znm Ausdruck kommt. Dis Widerlegung der ..verlailler KrieoSschnldtbele" mird In wetteren Aussätze» sortgelevt dir ebcnlalls tn der Zeillchrlt« peröllentttcht werden. Die spätere Ziiiammentassung aller Aussätze tn Biichsvrui Ist in AnSftcht genommen.
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