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Dresdner Nachrichten : 02.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189903020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-02
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.03.1899
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Dresdner Nachrichten« Nr. «1. Seite S.»» Donnerstag. S. Märr L8S» lebhaft war man diesem Ruse gefolgt. Der Vorsitzende, Herr Realgnnuiasial-Obcrlehrer Dr. Bassenge. dankte der Versammlung für ihr zvhlrriches Erscheinen und begrüßte besonders herzlich die anwesenden Vorstandsmitglieder des Landesverbandes Sachsen des Deutschen Alottenvercins, Gehcimrath v. d Planitz und Kom merzienraH Lindemann, sowie den Vorstand des Vereins zur Förderung nationaler Festspiele, Herrn Professor Dr. Weidcnbach. Der Herr Vorsitzende erinnerte ferner an die thatkräftige Regierung ,m Sinne alldeutscher Politik Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm. ,owic des .Königs Albert, woraus die Anwesenden cmmüthia ein Hock aus Kaiser und König ausbrachtcn. Nunmehr cranfs Herr Regierungsbausührei Otto Colberg das Wort und schilderte in eiuem^ nahezu zweistündigen Vortrag, welcher durch Vorführung von Skizzen, Zeichnungen und Lichtbildern besonders interessant und avwechjelungsreich gestaltet wurde, die Fortschritte aus dem Gebiet der Streitk raste zur See innerhalb der letzten .0 Jahre. Ueberdies ging der Vortragende noch ausführlich auf die Seeschlacht von Santiago ein und führte an den vorgcsührten Lichtbildern die verheerende Geschoßwirkung der modernen See- geschützt und die Widerstaiidsunfähigkeit von Schiffen allerer Konstruktion selbst bei größter Tapferkeit der Bemannung unwider leglich vor Augen. Redner schilderte dann die Jlottciivcrmchr- ungen aller größeren Rationen der letzte» Jahre, den Stillstand in der Bcpanzerung der Schiffe und de» Ersatz dieses inimcr fraglicher werdenden cschutzes durch Ausrüstung mit möglichst viele» mittlc- un Geschützen und Anbringung zahlreicher wasserdichter Schotten als Vcrthcidigungsmittrl gegen den »nheiiiilickc» Torpedo, die Verwendung von elektrischen Scheinwerfern und des Angriffes mit der Ramme. Aus dem Vergleich der Flottenausrüslung der europäischer^ Staaten, zu welche» nuniiichr die Vereinigten Staaten und Japan als Seemächte zweiten Ranges hiuzugetreten seien, zog Redner de» Schluß, daß Deutschland rm Vergleich z» dem ihm schutzbefoblencn Handelsgute mit den Flottenvcrmchrungcn anderer Staaten durchaus nicht gleichen Schritt gehalten habe Da wir über eine genügend ausgcbildctc AngrissSflotte gegenwärtig nicht verfügen, so erscheine nufer Handelsgcbiet in, Falle ernster Ver wickelungen größtenthcils gcsährdct. Er befürchte, daß die Ver einigten Staaten über kur; oder laiia als Absatzgebiet für unsere» Handel uns verloren gehe». Der Deutsche lebe noch viel zu sehr der Anschauung, daß Deutschlands politische Wirksamkeit an seine politischen Grenzen gebunden fei. Deshalb habe es der „Deutsche Flockenderem" übernommen, im gcsommtcn deutschen Volke Auf klärung zu verbreiten über die Aufgaben, welche uns in Bezug auf eine Förderung unserer SchifffahrtSintcrcsscn dringend Zufällen. Der Alldeutsche Verband sei korporativ Mitglied des Deutschen Flotteuvcrcins und er bitte, durch Werbung neuer Mitglieder für den Elfteren die Anhängerschaft beider Vereinigungen zu stärken Au diesem Abend gewann denn auch der Alldeutsche Verband eine große Reihe neuer Mitglieder, welche sich in die auSgelegten Listen einzeichncten. — Tic NadelarbeitSlchrcrinuen an den städtischen Volksschulen Dresdens haben an den Rath und die Stadtverord nete» ein Gesuch um Revision ihrer Gehaltsverhältnissc und um andcrweite Regelung ihrer anitüchen Stellung cingercicht. Die genannten Lehrerinnen unterbreiten den städtischen Behörden drei willigte Stuudenverminderung von einem bestimmten Dienstjahr ab — und zwar ohne bezirksärztliches Gutachten — eintrctcn zu lassen und Z. den Nadelarbeitsleherinnen nach Art der Anstellungs- bedingungen, welche für die städtischen Volksschullchrcr urrd -Lehrerinnen gelten, nach Ablauf einer gewissen Dienstzeit die Un- kundbarkeit zuvilligen zu wollen und bis zu diesem Zeitpunkte das beiderseitig zustehende Kündigungsrecht zu verlängern. Die Er mäßigung von 24 bez. 26 Pflrchtstunden aus 20 wird seither nur auf Ansuchen unter Beibringung eines ärztlichen Zeugnisses zu gebilligt, während die scminaristrsch gebildeten Lehrerinnen eines wichen Zeugnisses nicht bedürfen. Auch sind die Nadclarbcits- lehrerinnen nur auf vierwöchige Kündigung angcucUt, eine Be stimmung, durch welche sie tiefer als die niedrigsten Sudaltcrn- beamtcn gestellt werden. Zudem sind die Anforderungen an die Leistungskrast der Nadelarbeitslchrerinnen bcdeuteird gewachsen, denn seit einigen Jahren werden ihnen die Klassen, welche sonst für den Nadelarbcitsnntcrricht aethcilt wurden, ungetheilt über tragen. ohne daß jedoch eine höhere pekuniäre Leistung der Stadt verwaltung eingetrcten wäre. Die betreffenden Lehrerinnen be ziehen nach wie vor ein Gehalt von 1000 bis 1400 Mk. Interessant ist die Beilage, welche von den Bittstellerinnen dem Gesuche zu- aesügt ist. Sic enthält eine Ucbcrsicht über die Gehalte preußischer Nadelarbcitslehrerinnen aus 20 Orten, wie sic sich seit Einführung des neuen Lehrerbesoldungsgesetzes gestaltet haben. Nach dieser Tabelle beziehen die betreffenden Lehrerinnen idaS Wohnungsaeld ist überall eingerechnet) in Berlin ein Gehalt von 1200 bis 1020 Mk. Tann folgen 6 Städte — Breslau, Charlottenburg. Görlitz. Kassel, Königsberg und Stettin — mit 1100 bis 2000 Mk. In Schwerte, eurem Städtchen von kaum 7000 Einwohnern an der Ruhr, be ziehen die Nadelarbeitslchrerinnen dasselbe Gehalt wie die übrigen Lehrerinnen. Wenn dies auch zur Zeit nur eine Ausnahme ist. so zeigen olle übrigen Vergleiche mit Dresden, daß die hiesigen NadelarbeitSlehrermnen in der Besoldung unter den preußischen stehen, so daß man sich einer Besserstellung derselben nicht wird entziehen können, was den Betheiligten gewiß von Herzen zu wünschen ist. — Unrcr der Ueberschrist „Ein fiskalisches Attentat auf das Zeitungswescn" schreibt in einer warmen Verthcidigung der Interessen der eingebürgerte- -- Sinne an die Redaktionen gestellt werden. Wenn nun die Zeit ungen einmal in ihrem eigenen Interesse das Wort ergreifen, kann man es ihnen verargen ? Oder sollten sie sich nicht wehren dürfen, wenn man ihnen das Fell über die Ohren ziehen will? Und das will man l Man, d. i. in diesem Falle der sonst so liebenswürdige Chef der Rcichspostvcrwaltung. Herr v. Podbielski hat dem Reichstag eine ganze Reilze von Vorschlägen unterbreitet, die sich als längst erwünschte Reformen und Erleichterungen im Postvcrtehr erweisen. Es ist nicht zu verkennen, daß der Post durch die Ver wirklichung dieser Reformen für s Erste ein Ausfall in den Ein nahmen erwachsen würde. Schon schien es, als wenn Herr v. Podbielski dem Worte unseres Kaisers: „Unsere Zeit steht unter dem Zeichen des Verkehrs!" in seinem Ressort eine erhöhte Gelt ung verschaffen wollte, indem er das Interesse des staatlichen Geld beutels den großen Verkchrsintcreffen hintanstcllte - - da präsentirtc er Plötzlich mit der anderen Hand die auittirle Rechnung in Gestalt eines neuen Postzeitungstariss. der aus der anderen Seite auS den Taschen der deutschen Zeitungsverlcger bez. der Zeitungsicscr das wiä>er herausholcn will, waS auf der einen Sette durch Porto- vcrbilligung rc. erspart werden dürfte. Damit in Berlin Herr Schulze seinem Freunde Pietzsch einen Gevatterbrief für 5 Psg. anstatt wie bisher für 10 Psg. schicken kann, soll in Zukunft der Herr Rentier Müller in Freibcrg, der ohne seine „Dresdner Nach richten" nicht leben kann, 30 bis 40 Psg. mehr aus das Vierteljahr dafür an die Post bezahlen, und Herr Schuhinacher- meistcr L. in Siebeiilchn soll hinfüro sür seinen „Freibcrger Anzeiger" eine» Ausschlag von 23 Psg. das Vierteljahr entrichten! Es soll ohne Weiteres zugegeben werden, daß der bisherige Zeitungsvosttaris recht gut eine Reform vertragen kann. Der Zcitungsleser wird sich bisher nicht viel um diese Frage gekümmert haben. Er zahlte der Post den geforderten Abonnementsbetrag liebst Zutroggrvühren und war wohl meist in dem naiven Glauben, daß die Post die Abonncmcntsgelder in vollem Betrag au die Zeitung absührte. So billig macht cs die Post schon jetzt nicht. Bisher richtete sich die Postzcitungsgebühr (abgesehen von dem Bestellgeld) nach dem Bczugsvreise. Für die Beförderung von dem Erscheinungsorte bis zu dem Wohnorte des Bestellers erhält gegenwärtig die Post pl. des Bezugspreises, ohne Rücksicht daraus, wie ost die Zeitung erscheint, wie oft sic also befördert werden muß. ohne Rücksicht auch auf das Gewicht der Zeitung. Wenn cs sich darum handelte, durch den neuen Tarif lediglich einen gerechteren Ausgleich zwischen den Leistungen der Post bei der Zeitungsbcsörderung nnd ihrer Bezahlung zu erzielen, dann würde den betroffenen Zeitungsverlegern alles Lamentiren nichts Helsen, sic müßten eben m ihre Tasche greisen: wahrscheinlich würden sie gar keinen Versuch gemacht haben, sich dem zu entziehen. Ja. wir unsererieils stehen gar nicht an, zu erklären, daß Herr von PodbieiSti. wenn er mit lewem Tarif der wachsenden Verbreitung der den Geichmock des Volkes shstematisch verderbenden sogen unparteilichen Generalanzeigerpresse einen Damm vorgesetzt hätte, ein Stück Kulturarbeit geleistet haben würde. Wenn durch den neuen Tarif dieser Ramlchpresse, die, Katt den Geschmack zu bilden, den Neigungen und Instinkten der Masse nur schmeichelt, dke s meidet, was die Leser in ibi letzen könnte, dakür aber v! möglichen staatlichen Mas korgfSlttg ln ihren kratikck , , Spalten Alles Her ren demokratischen Anschauungen ver- urch beständiges Raisonnlren auf alle l.etne bklliae Bi« möglichen staatlichen Maßnahmen eine billige Bterbankpopularität zu erhaschen sucht, die hauptsächlich in Sensation macht und leben Mörder von vorn und von Hinte» photographirt ihren Lesern vorführt, wenn dieser Sorte von Kulturträgem der Brotkorb etwas höher gehängt würde, dann würde auch die nationalacsinnte Presse es gern auf sich nehmen, daß durch eine gerechtere Bertheilung der Postgebühr ihr eine größere Last als bisher auferlegt wurde. Aber die Post soll und darf die Neuregulirung des Tarifs zu einer Steigerung der Reichseinnahmen benutzen! 4>/, onen Mark hat die Post im letzten Jahre aus der Zeitung eingenommen, und damit hat sie ihren Aufwand überreichlich ge deckt. Darüber hinaus aus dem „geistigen Brot der Nation" Steuern und Abgaben ziehen, entspricht nicht der Würde des Staates! Der neue Tons aber soll der Post nahezu 7 Millionen chaffc». Dieser nnverhüllt lehören dem Zünde« ent» s nicht Milli- Charakter der Vorlage fordert den entschiedensten Protest heraus. Nahezu einmüthig hat denn auch die Presse hiergegen Front gemacht und auch die politischen Parteien des Reichstags haben alle Ursache, sich eingehend mst der Prüfung der Angelegenheit zu befasse». Aus die gemachten Abänderungsvorschläge wolle» wir hier nicht cinaehen: ledenfalls aber inüssen die einzelnen Sätze be deutend ermäßigt werben! — Nun aber bringt die Postvorlagc noch eine ganz andere Neuerung, und hierbei zeigt sich der fiskalische ""erdefuß unverhüllt in zottigster Nacktheit. Es heißt in der Vorlage: . . m Interesse der Allgemeinheit und der Rcichska cs geboten. Gegenstände diese Bestimmung z geht, die großstädtischen Zeitungen getroffen werden, die Tausende von Exemplaren durch «presse Boten auf der Bahn befördern lassen, nicht, um die Postgebühr zu sparen, sondern um ihre Abonnenten in Nachbarorten schneller, als es die Post vermöchte, in den Besitz des Blattes zu setzen. Viel härter aber als die roßen Blätter würde durch diese Beschränkung des Postrcgals die örovinzialpresse getroffen werden. Von dieser Thccksache scheint man am grünen Tisch gar keine Ahnung zu haben, denn in einer Auslassung der amtlichen ..Berliner Korrespondenz", die diese Maß regel verthcidigen soll, heißt es: „Die Zulässigkeit einer solchen Art der Beförderung (durch erpresse Boten) begünstigt eben die roßen und thcurcn Zeitungen aus Kosten der kleinen Blätter und er Provinzpresse". Dem Inspirator dieser offiziellen Auslassung wollen wir gern da? Zeugniß ausstellen, daß sein Urtheil durch keinerlei Sachkenutniß in seiner Unbefangenheit getrübt worden ist. Just das Gcgcutheil trifft zu. Wenn Einer mit allem Raffinement daiauf ciusgingc, der mittleren Provinzpressc den Garaus zu machen, so hätte er aus kein geeigneteres Mittel verfallen könne», als aus diese Ausdehnung des Postmonopols! Gerade unsere alt- ciiiaebüracrte sächsische Provinzpressc wird durch diese Maßregel aufs Schwerste getroffen, wenn nicht in ihrer Existenz bedroht. Tausende von kleineren Existenzen würden durch die Maßregel in ihren, Gewerbe geschädigt. z»m Theil gar ihrer einzigen Emiiahinc- auellc beraubt. Und weshalb will der Staat diesen Kanins gegen Zeitungsfrciucn und Zeituiigsträaer führen? Damit die Post ein paar Hunderttausend Mar^ mehr Einnahmen „Leivz. ßdie Entwurf einer nochmaligen Prüfung nach . „ - na nach dieser Richtung hin zu empfehlen." Bisher scheint eine Prüfung überhaupt noch nicht stattgefunden zu haben, denn im Bundesrath wurde der Entwurf unseres Wissens einstimmig und debottelos genehmigt: auch ist nicht bekannt geworden, daß ein einziger Zeitungsverleger als Sachverständiger vor Feststellung der Vorlage befragt worden wäre!! Glaubt man denn am grünen Tische noch immer, über die Presse ohne Weiteres zur Tagesordnung übergehen zu können? — Neben der Dampfmaschine haben sich in unseren Fabriken und noch mehr beim Betriebe der Kleinindustric schon seit langer Zeit auch die Gas-, Benzin- und Petroleum-Motoren als schätz bare Kraftmaschinen HciniothSrecht erworben. In neuester Zeit macht den genannten Motoren eine 1807 in Augsburg erfundene Kraftmaschine den Rang streitig, die nach ihrem Erfinder Diesel motor benannt wird und überall da, wo sic bisher in Gebrauch gekommen, mit sehr gutem Erfolg gearbeitet hat. lieber die Vor züge und die innere Einrichtung dieser neuen Motorcnart sprach am Montag im Gc >vcrbcvcreiu in anschaulicher, durch große Lichtbilder unterstützter Rede Herr Patentanwalt R. Schmidt. Als treibende Kraft kommen bei den Dieselmotoren die bei der Ber- lcums geschieht nicht — wie bei den Benzin- »iid Petroleum motvrcn — durch eine komplizirie Zündvorrichtung, sondern dadurch, daß die Einspritzung in einen bis auf 30 Atmosphären komprimirten und dadurch gewaltig (bis 600'' 6.) erhitzte» Luft raum erfolgt, in welchen, das Petroleum sofort unter bedeutender Vollimciiausdclmung verbrennt und auf diese Weise den Kolben in Bewegung setzt. Die Vorzüge dieser Motoren liegen einerseits i» de», ruhige» Gang, der bedeutenden Leistungsfähigkeit «IM bis 210 Kurbelwellen - Umdrehungen in der Minute) und in dem Ausnutzung der aufgewandtcn Hei; krast lind damit zusammenhängend st, den billigeren Betriebskosten gegenüber anderen Motoren. Allerdings stellt sich z. Z. die An schaffung der Dieselmotoren etwas theurcr als die anderer Kraft maschinen: ein löpserdiaer Dieselmotor kostet beispielsweise 9500 Mk. Durch die Ersparniß im Betriebe dürsten jedoch die höheren Anlagckosten bald wett gemacht werden Die Mittheilungci, des Redners über den neuen Motor begegneten allgemeinem Interesse und wurden durch dankbaren Beifall ausgezeichnet. — Im Haupt- vortrage sprach Herr vr. Reisig, Oberlehrer au der Dreikönigs- schule. über: „Die Eiszeit und ihre Spuren in der Dresdner Umgebung." Unter der Eis- oder Tiluvialzeit versteht man be kanntlich diejenige Entwickclunasperiode der Erdoberfläche, in welcher das nördliche Europa und ein großer Theil Mitteleuropas beständig von einer starren Eiskruste überkleidet waren, die z. B- in Skandinavien eine Mächtigkeit von 1700 Meter erreichte. Her vorgerufen wurde diese allmählich von Norden nach Süden zu fortschreitende Vereisung durch eine veränderte Stellung der Erd achse zur Sonne, derartig, daß die Sonnenstrahlen nur in einem sehr spitzen Winkel aus die nördliche Halbkugel auftreffcn konnten. Die Südgrenzc dieser Eisregion wurde in der Hauptsache durch die deutschen Mittelgebirge: Thüringer Waid, Erz-, Lausitzcr- und Riesengebirge gebildet: ihr Ausgangspunkt, von welchem ein stetiges Vordringen nach Süden zu erfolgte, war Skandinavien. Etwas allmälig wie ihr Kommen vollzog sich später auch die Rück- wärtsbcwcguiig dieser Eisbildungen. Wie heute noch an verschie denen Gletschern der Alpenwelt wahrnehmbar, schmolzen im Süden die Eismassen mehr und mehr ab: das Schmclzwaffer sammelte sich zum Theil inSecbeckcn (als deren letzte Uebcrrestc die iiorddentschen Seenkettcn zu gelten haben«, zum aiideren Theil in Glctscherwaster- rinnen, die den Grund legte» zu den Flußbetten unserer heutigen deut schen «ströme. Freilich war der ursvrüngliche Laus dieser Ströme vielfach ein ganz anderer, als heute: Weichsel und Oder z. B. stoffen nicht direkt zur Ostsee ab, sondern verliefen aushalbem Wcge westwärts, um sich in die Urclbe zu ergießen. Auch unsere sächsische Elbe zeigte in der Meißner Gegend einen anderen Lauf wie heute; sic vermochte zunächst nicht das Spaargebirge zu durchbrechen und wandt: sich daher vor demselben m nordöstlicher Richtung nach Großenhain zu, bis sie sich später durch die Menge der in, Schmelzwasscr mit- gesührtcn Gesteine nordischen Ursprungs selbst ihr Bett verrammelte und zur Durchbrechung des Spaargebirgcs gezwungen wurde. An die Eiszeit erinnern in der Dresdner Umgebung außer den an ver schiedenen Orteil Vorgefundenen erratische» Blöcken. Felsichliffen. Riesentöpsen und Gletichermühlen namentlich die überall bei Aus schachtungen zu Tage geförderten Feuersteine, die mit den, Gletscher eis seinerzeit ans den Kreideregionen des Nordens bei uns ihren Einzug gehalten haben. Dem von wissenschaftlichen, Geiste ge trogenen Vorträge folgten Tankcsworte des Borsitzenden, Herrn Stadtrath Friedrich, nnd laute Anerkennung der Versammelten. Am nächsten Montag wird Herr Prof. vr. Schesster über: „Finn land uno die Frauemrage" vortragen. — Zu einer Allgemeinen Versammlung der In - dustrieDresdens und Umgebung am Mittwoch, den 8. März dS. I. Abends 8 Uhr im Bclvedere-Saal der Ärühl'lcken Terrasse ladet ein sür diesen Zweck gebildetes Aktions-Komitee von 6 Industriellen Dresdens in Verbindung mit einem erweiterten Lokal-Komitee von etwa 30 ersten hiesigen Firmen durch ein besonderes Rundschreiben unsere hochentwickelte und weit verzweigte Industrie rin Ans der Tagesordnung stehen folgende Gegenstände: 1. Di olttische Lage und der Bund der^. Wenvlandt. Generalsekretär des .2- Beschlußfassung über die Bcgrüirdung eb Vereins Dresden und Umgebung, g. Berciihuiig der , Bezirksvereins Dresden und Umgebung. 4. Wahl keS I Bereits 70 hiesige und vorortliche industrielle Betriebe Bunde an. Es besteht die Absicht, den Statuten deS sprechend diele Mitglieder auf ihren Wunsch zu einem t mit einem örtlichen Borstand zusammenzuschsießen, dessen Auf, es sein wird, die spezifischen Interessen deS Bezirkes bezw. des Lan des rum Ausdruck zu bringen. Gleiche Vorbereitungen sind in Leipzig eingeleitet. Beide Städte sollen die Spitze eines östlichen und eines westlichen Bezirksvercins im Königreich Sachsen bilden, die alsdann zu einem „Sächsischen Landesverband" mit gemein samer Spitze zu vereinigen wären, um die industriellen des Königreichs Sachsen in der Gesammtorgantsation de, der Industriellen im Besonderen wahrzunehmen. Die vom AktionS- . ^—'andren Einladungen gel- re Auskünfte «Heilt , _ . ..öneS, Drcsden-Rade- beul. — Ans den amtlichen Bekanntmachungen. Die am 23. Februar unter den Schafen des hiesigen Schlacht- und Äiehhofs sestgestelltc Maul- uird Klauenseuche ist erloschen. — Der Preßausschuß für das 13. Deutsche BundeS- schießen trat vorgestern Abend im Restaurant Kneift. Große Briidcrgassc, zu einer zahlreich besuchten Sitzung zusammen. Die Neuwahl des ersten Vorsitzenden fiel auf Herrn Beclagsbuchdändlcr Schriftsteller Jeseo v. Puttkamer. Zum zweiten und dritten Vor sitzenden wurden die Herren Redakteur Georg Jrrgang und Stadt verordneter Buchdruckereibcsitzer Elausen gewählt. Aus der Wahl des ersten Schriftführers ging Herr Redakteur Dr. Gandil hervor. Zweiter und dritter Schriftführer sind die Herren Redakteur Mäder und Schriftsteller Elm. I» de» Schietzausschuß wurde Herr Journalist Widcman» abgeordnet — Der Hoslontroleur beim König!. Hoszahlamt, Herr Karl M üller. beging gestern sein 23iäbriges Dienstjubilaum. Der nicht nur unter seinen Kollegen, sondern auch im Freundeskreise allgemein beliebte Beamte wurde mit Geschenken und Glück wünschen überrascht, welche die Verehrung bezeichnet«,, deren sich derselbe allseitig erfreut — Der Verband Dresdner beabsichtigt, in diesem Sommer in Dresden ein Sächsisches Gaule, ung steht — Im heutigen Sinsonie-Concert >m tzalnst'Rcftau» rant. Fcrdinandftrasie, Nachmittags 4 Uhr. komme» unter Herrn Kapell meister Lohma,in zur Aufführung: Ouvertüre ,u „Rienzi" von Wagner; „Traumverloren". Skizze von Blon: „Eine Zigeunersahrl" von ManaS: Musik zu „Peer G»»l" von Gricg: Sinfonie Nr. 6 (Pastorale) von Beethoven: Arie aus der Over „Der Barbier von Sevilla" von Rolfini (Fräulein Antonie Schuber» : Arie aus der Oper „Rinaldo" von Händel «Fräulein Hermine Held): „Wenn Du kein Spiclmann wärst" von Hoi- ni nn : „Geküßt" »on Losmann «Herr Sleian Komaromy). — Dos Abend- Conccrt findet unter Lcilung des Herrn Kapellmeister Bemal LaSzla stau, welcher lich schon früher im Palast-Restaurant di« Gunst aller Concett- besucher erwarb. — Pirna, 1. März. Gestern Nachmittag gegen >.s3 Uhr überfuhr ein von hier nach Rottwerlidorf verkehrender Bauleerzug auf eüieni zwischen dem Haltepunkte u>,d Rottwerndorf gelegenen Straßenübergange ein Geschirr, dessen Pferde gescheut batten und auf den Bahnkörper heritbergebrochen waren. Äußer einigen Schä- > aukcgelsest zu veranstalten, zu welchem eine rege Betherlig- ng der sächsischen wie außcrsächsischen Kegelverbündc zu erwarte» ent. litz die goldene Hochzeit. Nach der vom Ortspsarrer vollzogenen feierlichen Einsegnung wurde dem Jubelpaar die vom Laiides- konsistorium ihm gewidmete Ehrcnbibcl überreicht. — In LcisI, ig feierte vorgestern der Ebrenbürger der Stadt. Herr Rechtsanwalt und Notar Dr. Mirus seinen 70. Geburtstag. Von allen Seiten wurden ihm Beweise der Liebe und Verehrung enigegengebracht. — In Lcngciifeld beging gestern die im Deutschen Reiche und übrr dessen Grenzen hinaus wohlbekannte Wcißwaaren-Jirma C. E- Baiiingärtel u. Sohn ihr tzOjähriges Bestehen. — In Hartha bei Wechsclbiug verunglückte der im 26. Jahre stehende Gutsbesitzer Otto Schneider in einer Sandgrube durch hereiiibrechcndc Sandmasscn tödtlich. — Frankenbcrg. In der Zschopau ertrank der ver- hcirathete Bierschröter Begcr der Schlvßbrauerei zu Sachsenburg. als derselbe versuchte, ein von seinem Rollwagen in die zum Theil zugcfrorene Zschopau gestürztes Bierfaß an's user zu ziehen, wobei er in das tiefe Wasser siel und uiitci dem Eise verschwand. Die Leiche des beoauernswerlhe» Mannes, welcher eine Wittwe und sechs unerzogene Kinder lniiterläßt, ist noch nicht gefunden worden. - Kir > chali. 1. März. Gestern Abend ^/«O Uhr ging die große Fabrik der Herren Gebrüder Frieie. Jute- und Baumwoll- Ipiiiucrei. sowie Scyeilertiichwcbcrci, in Flammen auf. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehren konnte die dicht an die Spinnerei angebaute Weberei erhalten werden. In den nieder- gebrannten Räumen sind :M Personen beschäftigt gewesen, die vorläufig brotlos gcwvidcn sind. — Es werden aber auch noch Wochen vergehen, che die Weberei wieder in Betrieb kommen kann, da zunächst das Kesselhausdach wieder herzustellen ist und die Schäden m den Websäle» zu revariren sind. In Dürrenbcra ist gestern der in Jahre alt,, inLo^ge Zwenkau verbrannte am 27. Februar das dreijährige Söhnchen des in der Bahnhofftraßc wohnciiden Arbeiters Z. Die Mutter hatte aus kurze Zeit, behufs ciner Besorgung, die Stube verlassen. Als sie nach Hause kommt, findet sie oas schrecklich entstellte Kind todt an der Stubenthür liegend. Wahrscheinlich haben die beiden Kinder (das andere, jüngere ist mit einigen Brandwunden davongetommeii) am Ofen gespielt und dadurch das Unglück herbci- gesührt. — Landgericht. Am 26. November v. I. machte sich der aus Baruth gebürtige Kutscher Heinrich Otto Noack auf der Großenhainerstiaßc zunächst dadurch strafbar, daß er bei dem Herannahen eines leinen, Geschirr entgegenkommenden Straßen bahnwagens nicht auswich und mit der Peitsche nach dem Führer des Straßenbahnwagens schlug. Hierauf ließ N. weitere, gegen den Kopf des Zeugen gerichtete Peitschenhiebe folgen, wobei dieser am linken Ohr blutig verletzt wurde. Als sich der Kontroleur Schumann dem Wagen N.'s näherte, um^das Namensschild zu — Leipzig, 1. März , Leipzig stationirtc Bahnschaffner Hartung, 54 etwas Legen Unterschlagung von 10° wegen Uebertrctniig der Betriebs- rcsp. BerkehrSordnung mit strafen von je 5 Mk. eu. 1 Tag Haft, sowie wegen Körperverletzung und Nöthigung zu weiteren Geldstrafen von se 23 Mk. ev. je 5 Tagen Ge- sängniß. — Ter Kutscher Friedrich Clemens Richter aus Cotta lenkte am 4. November v. I. am Terraffenuser seinen Lastwagen, der in gleicher Richtung »eben dem vom Schlakplatze kommenden Motor wagen Nr. 174 der Deutschen Straßenbahn fuhr, plötzlich nach rechts und verursachte damit einen seitlichen Zusamni... wobei die Runge des Geschirrs die Zierleiste des Motorwä, beschädigte und die Stange am Hinterperron verbog. Dem schuldigten wurden wegen Gefährdung eines Bahntransports zwei Tage Gefängniß zucrkannt. — Wegen " - ' - nnd der damit verknüpften Jälsä Kutscher Pani Schnieder 1 Woä. ^ stein gebürtige Schneiderin Anna Pausine Albani stahl Arbeiter 6 Mk. und wurde deshalb als wiederlwlt rückfi Diebin zu 6 Monaten Gcsängniß verurthcilt. — Der Kaub Ludivig Oswald Richter verlangte in seiner Eigenschaft als mcinderathsmitglied in Nicderloßnitz von dem Registrator behufs Einsichtnahme die Vorlegung einer amtshauptmann lichen Verfügung und drvhte anderenfalls dem Beamten die lassung aus oem Dienste an. Das Schöffengericht erkannte versuchter Nöthigung aus 3 Tage Gcsängniß; die von Rß eingelegte Berusuiig wurde gestern verworfen. — Die von der r instanzsich wegen Diebstahls und Betrugs verurtbeilten Arbeite Anna Marie Hipko aus Elsterwerda eingelegte Berufung wurde in Folge Nichterscheinens der Angeklagten obne Weiteres verworfen. — Der vom Schöffengericht wegen eines Sittltchkeitsveraeheils mit 23 Mk. Geldstrafe ev. 6 Tagen 4Sefängniß belegte Reffende Johann Paul Brandenstein erzielte mit seinem Rechtsmittel na einer geheimen Si^ui^ kostenlose Freisprechung. — Hm Z. Hktoß v. I. wurden die wohnhaften Arbeiter < Kühn und Emil Hähnel nach ihrer gewaltsamen Ent dem Tanzsaal deS GästhofrS in Hainsberg von dem OrtSpolh eingesteckt- Dem Drange nach Freiheit sorgend, erbrachen dir l
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