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Dresdner Nachrichten : 21.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188104211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-04
- Tag 1881-04-21
-
Monat
1881-04
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.04.1881
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Uedrr den vrr'all de« Bauernstandes sSeldberrkcbast, Recht«» pffrge. Mliitärbkireiunaj rr'rrlrte Bürgermeister Aloi« Kern. Redner geißelte da« Wuchrrwelen, weicht« hauptsächlich den BeriaU dr« Bauernstände« herbrigrlührt bade, vrrlanat, daß da» Wuchrrgese« verschärtt und die Wechstllählgkelt der Bauern autarboven werde und beantragt eine einstimmig angenommene Resolution mit tolgrnkrn Punkten: „Die Erlassung eine« streu» gen Wuchrrgrietzr«. die Beschränkung ter Wechseltahlgkeit ledig» Ilch au» prvtokoUirte Firmen, tle Beschränkung der Freitdeilbar» keit von Grund und Boden, Schäftung eine« ererutlonösreten Eristenz-MinimumS kür die Bauern, Einiührung der Börsen» steuer und der progressiven Einkommensteuer. Schäftung einer billigen Rechtspflege durch Einführung von Schiedsgerichten, welche bei vorkommenden Grunk»ire»1gkeiken zu entscheiden' hätten, «lcnderung de« LezialistrungSzwangeS in der Weise, das, bi« zur Höbe von 1000 st. jedem Bürgermeister das Recht zustevt. Urkunden zu lrgalislren, beschleunigte Durchführung keöRbvanv- lungövertabren« bei Sterbeiälien, Feusteltung der VermögenS- üvertraaungögebühr beim bäuerlichen Beste au» ein Percrnt, tzleuderung der bisherigen Loncurvordnung, Schäftung eine« Bagabunrengkseeeö". Der Kronprinz Erzherzog Rudols und der Großherzog von Toöcana langten von ihrer Orientreise in Begleitung des Statthalters gestern um 4 Ubr Nachmittags in Zara an. Ungar». Sensation erregt lnBudapeit der Selbstmord deö Protesiorö Ignaz Horvath vom Polytechnikum, der sich mit einem Revolver erschossen hat. Eine au! seinem Tische befind liche schwarze Kugel läßt vermuthc», baß Proiessor Horvath einem amerikanischen Duell zum Opfer fiel. In einem hlnrer- lassenen Schreiben an den Rektor der Anstalt hat derselbe Furcht vor Abnahme seiner Geisteskräfte als das Motiv seiner Thal angegeben und das Polytechnikum zum Universal-Erben einge setzt. Professor Horvath, der eben seine Untersuchungen über die Materialien der Belgrader Brücke beendet hatte, ist durch seine Arbeiten über die Messungen der Donau-Geschw ndigkeit bekannt. Frankreich. Der Minister des Auswärtigen, Bartvölmy St. Hilaire, e> öffnete die Pariser internationale Münz- kon! erenz init einer Rede, in welcher er die auswärtigen Vertreter willkommen hiesi, deren Gegenwart von dem Pertrauen der Nationen Zeugnis, gebe. Der Minister wies sodann auf die Wichtigkeit der 'Arbeiten der Kvisterenz hin, deren Zweck sei, einen normalen Zustand der Geldzirkulation wteterherzuttelle» und einer Wiederkehr verhängnisivolier Krisen vorzubeugen. Aut den Vorschlag des amerikanischen Delegirten Evarts wurde der Hinan,minister Mag»!» zum Präsidenten dcrKonIerenz ernannt. Magnin setzte hierauf die Frage auseinander, um die es sich handele. Er erinncrte an die Münzkon«erenz vom Jahre >807, welche die Goldwährung empfohlen habe mit derSilverwährung aiö transitorischer Begleiterin. Magni» wieö aus die Jnkonve- nlenzen hin, die auü diesem System ln Dcuticvland entiprungen seien. Der ame>ikain,che Kongreß habe >m Jahre >870 eine Kommission ernannt, um die Schäden zu heilen. Diele Kom mission habe daö System des BimetalliSmuö Vorgeichlagen. Magnin erinnerte sodann an die Kon crenz vom Jaore 1818 und a» die Motive, die zu ihrer Erfolglosigkeit gestihrt hatten. Da mit daö Silber seinen früheren Werth wieder erhalte, sei eS un umgänglich notbwcndig, das, es wie vordem als Münze an der Seite des Goldeö irei zugc'asic» werde. Die internationale Münzkonscrcnz sei deshalb notbwcndig, um zu einem Einver» nehmen zu gelangen; er hoffe, die Koincrenzen würden den Be weis liefern, daß der internationale BimetailiSmuS taS einzige System sei, welches eine Regelmäßigkeit deö Münzwcsens in allen Theiien der 'Breit berbeiittbren rönne. Es handele sich nicht darum, über die Bedingungen zu einem Pcrtrage zu berathen, bei weichem der eine gewinnen, der andere verliere» würde; cö handele sich für Niemand darum, Opfer zu bringen oder zu ver langen. ES handele sich einfach darum, aufrichtig und in rich tiger Erkenntnis, der Sache Resolutionen zu lassen, die iür alle Tbeile gleich günstig seien. Frankreich beanspruche keineswegs seine Ansichten zu den maßgebenden zu »lacden; alle Systeme könnten vorgcsührt und frei bcrati cn werden. Nachdem die Konferenz sich konstituirt hatte, wurde eine Kommission ernannt. Wenn dieselbe ihre» Bericht fertig gestellt hat, soll eine neue Sitzung stattstizden. * Italien. Die „Italic" meldet: Cal roll habe seine Kollegen versammelt, um ihnen die Enlschcidung deö Königs mitzutheilcn. Er war entschlossen, sich den Befehlen deö Königs zu lügen. Man diskutlrte hieraus die Frage» wegen der Einbe- rmung bcr Kammer, wegen eines zu provocireude» VertrauenS- votumS und die Frage in 'Betreff der im Kabinetc vor,»neh menden Peränderungcn. Eairoli begab sich in den O.utrinal, um dem König mitzutheilen, daß das Ministerium seine Demis sion zurückziehe. Spanien. Nachrichten ans Manila melden, das, der Sultan des SuluarchipelS gestorben ist. Anläßlich der Wahl seines Nachfolgers ist unter den Eingeborenen rer Insel ein Bürger krieg auSgevrochcn. Rußland. Einer St. Petersburger Meldung des „Mvök. Tel." zuwige soll die russische Regierung ihren Londoner Bvt- chaitcr, den Fürsten Lobanow Rosiowskii, beauftragt haben, die Auslieferung deö Staatsverbrechers Hartmann zu verlangen, der stch in England ohne Wissen der britischen Regierung nishalten soll. Wie in Petersburger Kreisen verlautet, wird am 2». d. M., «iS am Geburtstage deö ermordcien Kaisers, der längst erwartete >i es orm - U ka o erscheinen. — Die Erdarbeitcn in der Um gebung deö Winter- und Anitschkow-Palastes sind nicht ans -Itachiorschungen von Minen gerichtet, sondern haben den Zweck, in der Umacbnng jener Paläste Eiscnnetze zum Schutze derselben gegen Minciilcguiigcn anzubringe». Polizci-Ehe> Baranvw setzte ein S p cz I a l - E om i t 6 zur P rüsung dcrLagc der Arbeiter in den Fabriken ei». Ein kaiserlicher UkaS gestattet den Behörden, minorennen Knaben. ohne vorhergehende Vorlage zur Genehmigung, Aus landspässe zu crtbcile». Riga. Aul der Düna ist seit gestern starker Eisgang eingetretcn, daö Wuncr ist außerordentlich gestiegen und steht 24 Fuß über der Nvrmalhöhc. Einzelne Thciie der Stadr stehen unter Wasser. Jrffolgc der Verbreitung dcS Gerüchts, daß an den Oster- iciertaae» in Odessa Unordnungen cvcnt. Ausschreitungen gegen die Juden zu erwarten seien, erlies, dcrGcneralgouverncur eine Bekanntmachung, in welcher die Ei„wohncr aiugest rtcrt werden, die Ordnung zu erhalte» und die Veriügungcn deö Stadtbauptmanno z» beobachten, welche eine Ansammlung dcS Voltes in den Straßcn und au, den Plätzen vor de» Kirchen verbieten. Auch in Grobiw sind ähnliche (Früchte verbreitet. Sette» der'Behörden wurden dorr ebenfalls Maiweaci» getroffen. Tunis. Informationen aus Tunis zufolge h.ivcn sämmt- liche dortige Vertreter der Mächte von ihren Regierungen die Instruktion erhalten, dem Bey de» dringenden Rath zu er- tbeile», sich um lcdc» Preis mit F rankreich zu verständigen. Die Nachricht von der beabsichtigte» Uiilcrnxnung dcrKrumlrö hat sich noch nicht bestätigt, ist aber auch >uxh nicht glaubwürdig tcmentirt worben. Telegramme aus Algerien fahren fort, die Tribuö aiö fanatisirt darzustcUc» und meiden sogar, der heilige Krieg wcrvc auf allen Märkte» ln Tunesien gepredigt. Aenilletvtt. -j- Heule tritt im Hoitbcatcr Fri. Prochaöka von Ham burg in der Jüdin erstmalig auf. I- Fräul. Betty Frank, eine junge, begabte Schülerin der Frau Prot. Marches, in Wien nvic viele Talente verdanken wir dieier schon!), singt Soimabenb im Königl. Hottbe-cker die; „Martha", alö zweite Rolle wahrscheinlich die „Koustanzc". v Herr 'Al bin Swvboda, der geschTitzle Gast unserer! Hotbühne im Ehaiattcr- und komiich-gcmülhvGle» Fache, gehenkt Im fftaimuud'ö ..Verschwender" erstmalig hier auizutrcteii. Der viel gereiste Künstler, denen DIrcktionSiühruug die Wiener Ko- miichc Oper die kurze Zeit ihrer Blütiie ll87ll—74) verdankte, war zuletzt alö Eharakterspielcr am bcutschcu Theater in St. Petersburg. . i -p Wer der Bizct'schcn Oper ,.E a r m e n" ei» kurzes Leben prophezeit hat, steht immer bcutllcher aiö ial'schcr Prophet da. »>,m Dienstag war daö hoch über alle zeitgciiözsischcn Opern die-! seS GcnreS hervorragende Werk, mit seiner FmUc reizender Mc- locik und geistvoller Rhvthmcu, im K. Koikhcatcr wieder voll besucht. Frau Schuch (Earmcii), Herr Ert (Jvsö) und Herr! Vuiß (Torreador) waren vortrefflich und kanden lebhaften Ap plaus. der sich zum Schluß der Oper, gleich am al« wolle da« Publikum den großen Gesammtgenuß manllesiiren. zur höchsten Lrdhaitigkeit erhob. -j- Herr Edm. Kretschmer erhielt vom Könige Carol 1. von Rumänien die rumän. Verdienstmedaille. ck Die „Overammergauer Liie" im Residenztbeater Ist eine so prächtige, krrnsrliche Leistung dleier Bühne und bietet den Individualitäten de« Herrn Dir. Karl, de« liebenswürdigen Fri.Wendel, der Herren Schwarz. Ltollberg re. io dankbare Ausgaben, daß eS nicht Wunder nimmt, wenn daö fesselnde Stück dauernd gesäll» und'stürmischen Bestall erregt. Werte alö Geucketahrrr in Oberbayern oder Tirol hcrumgeschlentcrt Ist und die farbenreichen drastischen Figuren der dortigen Bevölkerung offenen Augeö siudirte, der fühlt sich von dem Stück und seiner Darstellung ganz merkwürdig angeheimelt. -s-Jn Nürnberg ging am Stabttheater die romantische Oper „Die Weltenbraut" von F. E. Wittgenstein in Scene und errang sich trotz einiger Schwächen deö Textes Erfolg. Der Componist, der Spröiling eines alten AdelögeschlechteS und Sck'üler von Julius Rietz, wohnte der Aufführung bei. linier den Darstellern zeichnete sich der junge, vielversprechende Bassist Greet, trüber am Drcövner Hottheater, aus. -tz Der Wohllh itlgkeltövcreln „Viol a". dessen Concerte sich eines sehr guten Kredites ertreuen, gab am Ist. April eine Auf führung in Bach'S Sälen, welche sich der Mitwirkung der Kammervirkuostn Fri. Mary Kredö, des Herr» Kammervirtuose» F. Grüpmachcr unv deö junge» Herrn W. Deitmer, deö Herr» HotoperniängerS Fischer und des Art. Sigier erlrcnte. Man sieht, trotzdem zwei Koryphäen deö Gesanges — Herr regele unv unsere treffliche Fri. St. Hänisch - abiagen mußten, ließ die Reichhaltigkeit des Gebotenen 'Nichts zu wünschen. Begleitet ward sehr lobentzwetth durch Herrn Kgl. Eoirevetitor Brendicr. -j- Der tn Dresden I80U als Kgl. Oberbibliothekar verstor bene Hofrath Ivo. Ehr. A de l u n g beschäftigte sich tn seinen Mußestunden mit dem Sammeln von Landkarte» und topogra phischen Zeichnungen, welche die Kurfürstlichen und Fürstlichen Sächsischen Lande, sowie die in denselben befindlichen Enklave» bctra'en. Seinem Elfer gelang es, allmälig in den Besitz einer Sammlung zu kommen, deren Reichhaltigkeit ihr einen außer ordentliche» Werth verlieb. Adelung selbst verfaßte einen Kata log seiner Sammlung, den er unter dem Titel „Kritisches Ver zeichnis) der Landkarten und vornehmsten topographische» Blätter der Kur- und Fürstlich-Sächsischen Lande" «Meißen» bereits 1700 veröffentlichte. Im diesem stiO Seiten unffassendcn Kataloge tagte ec — also schon io Jahre vor seinem Tode, bis zu dem er daö Sammeln unermüdlich sortictzte „Feh kenne außer bcr ge genwärtigen nur noch zwei ähnliche Sammlungen von den Kur- und Fürstlich Sächsischen Ländern, die ehemalige von PonI- kanische und die Breitkopfische in Leipzig." Daö Schicksal der 'Abelung'schen Sammlung war lange Zeit unbekannt. Erst ln den 4«>er Jabren ward sie, in'.»großeKisten verpackt, Im hiesigen Japanischen Palaiö ausgestinden. Da sich aber damals die Ver handlungen zwischen den 'Atclung'sci cn Erben und der Sächsische» Regierung über den Ankauf der Sammlung durch letztere zer schlugen, so blieb der Schatz unbeboden und geriet!) abermals In Vergessenheit, bis er neuerdings durch Zuiall die Aufmerksamkeit deö gegenwärtigen OderbldliotvekarS, Hofrath Do. Förstemann, aus sich lenkte. Von diesem ist auch aui'S Neue unserer Regierung rer Erwerb der kostbaren und noch durchaus wohlerba.tcncn Sammlung iür die Königl. öffentliche Bibliothek empfohlen wor den. und eö steht jetzt enrculichcrwcste. wie man der „Fkst.Ztg." meidet, zu hoffen, daß eö zu einer Einigung mit tenAdelung'sche» Erben kommen wlrd. Seiner Zeit wurde der Geldwerts» rer ca. >7.000 Karten re. enthaltenden Sammlung auf 20.000 Thaler geschätzt. H In Wie n ist eine junge talentvolle Concertsängcrin auf getaucht. die den zarten 'Namen „Rosa Papier" führt. CS ist begreiflich, bas, die dortigen Blätter darüber allerlei launige Be merkungen »rachen. Einer der hervorragendste» Kritiker z. B. schreibt: Die junge Sängerin hat die crieculichste Anerkennung gefunden und sich rasch einen Namen gemacht. An der Aner kennung haben wir nichts zu mäkeln, aber ein klein wenig an dem Name». Wie wäre cs, wenn Fräulein Papier sich entschlösse, eines seiner beiden P mit einem andern Eonsonnanten zu ver tauschen? -Wir begreifen vollkommen die Empfindlichkeit jedes Älienschcn ln Bezug auf den eigenen Name», der uns ja nichts AcnßerlicheS, nict'tü Glcichgiltigeö, sonder» wie die eigene Haut anaewachken ist und wie diese gegen neckenden Angriff siel» wehrt. Unbestritten ist die Tbatsachc, daß das Fremdartige oder Sonder bare eines Famllien-Namcnö gerade dem Träger desselben, der ja mit und in ibm aufwuchS, nicht zum Bewußtsein kommt. Ein geistvoller Schriftsteller und mein lieber Freund, Emil Kuh, stutzte dei meiner bescheidenen Frage, ob er nickst für die Gedichtsamm lung, mit der er eben in die Ocffcntlichkeit trat, seinen Namen otwnS umändern wolle? Er 'and nichts PoesicwikrigcS. nichts UnlhrischeS in dem Namen Kuh, de» überdies schon ein Poet dcS vorigen Jahrhunderts nicht unrühmlich getragen. Ans der Bühne giebt ein seltsamer Name viel mehr u, bedenke», als aus einen. Buche; denkt doch jeder Schauipiclcr oder Sänger anöGcrmcn- werten und ob dann tn seinem Namen nicht vielleicht etwas den Enthusiasmus Abtülstendcö liege. Das begriff Emil Kuh sogleich, alö seine Gattin die Opcrnbühue betrat: sic that dies auf seinen eigene» Wunsch unter wohlklingendem italicniichcli Name». Ein In Wien geschätzter seiner Eharaktcrdarsteller, der von Hans aus Feuer hieß, änderte alö Schanipiolcr seinen Name», da er nickst wünschen konnte, daß im Falle des ersehnte» Hervorruicö das ganze Puhlckum auc> Angsf, zu verbrennen, zu den Tbüren binauS- drängc. Ohne Todesangst wird cö in», freilich abgchcn, aber vielleicht nickst ganz ohne Heiterkeit, wenn erst einige, dann immer zahlreichere Stimmen im Parterre laut nach „Papier!" rufen. v Anläßlich der GcisteScrkrankung deö Wiener Komikers MatraS veröffentlicht die „Presse" einige ReiniiiiScenzcii an w a h n s innI g gewordene Künstler und erzählt bei dieser Ge legenheit von Da io i s o n: „Sein Ehrgeiz war beiricdigt, aber die Snckst nach Geld trckb ihn zu einer Gastipicliagd, die seine Nerven zerstören mußte. Noch zur Zeit, da er Herr seiner Sinne war, sahen wir ihn I» cincm Zwischenakte des „Othello" mit ge zücktem Schwerte au! die Darsteller!» der Dcstemoiia zuciien, die durch ihre Steilung in einer Scene Ihm eine Pose verdorben hatte. „Ick! muß sie tödtcu". schrie er, „denn sic hat cs absiclst. lich gcthan." Die Schauspieler kamen herbei und retteten die arme Lcodemona. welche von Dawiion bereits bei den Haaren acfaßt wurde, vor den Zorncoausdrüchen des wuthichnaubciide» Othello. Die Sciiauspiclcrin, Marie Berg, jel-t Mitglied des Meininger Hoftheaters, wollte nicht nichr mit dem Gatte spielen, doch dieser bat anderen Tagcö um Verzeihung und Alles ward vergessen. Trotz der großen 'Aufregung, in der er sich damaiö! befand — und ticd ist bezeichnend iür Dawison's Jagd nach de», ^ Gcldc - zählte er, während er auf der Bühne den Othello! agirte, die Zahl bcr besetzten Logen und alö ihm dco Kassircr i während eines Zwischenaktes de» Kassarapport brachte, schrie er' laut ani: „Sic habe» mich um zwei Logen betrogen, ich habe, zwei inehr gezählt." Diese Sucht, reich zu werden, lrtcb Dawison ^ nach Amerika. Er spielte dort an hundert an'ctnandcrfolgendcn ^ Abenden hundert große Rollen. Solche Anstrengung hätte auch! c ucn noch stärkere» Geist und stärkeren Körper zerstören müssen. > Er kehrte triumph- und gcldbciaden, aber aebrochc» nach Deutsch-! iaud zurück. Die ihn gleich nach dcr'Aiikuusl sahen, ahnten nickst, I waö In dem Manne verging. Der erste, der den nahenden Wahnsin» erkannte, war Theodor Lobe. Dawison unv Lobe bc-! fände» lick» in einem Parlerrczimmcr des Hotciö zur „Stadt; Petersburg" i» Berlin. Dawiion crzäbite eine Stunde lang von seine» Erioigcn icwcsts deö Occano. Plötzlich zeigte er mit dem! Finger nach der Straße und schrie: „Sehen Sie, dort gehe ich."! Lobe erschrak, blickte den Künstler erstaunt an und verabschiedete sich alsbald. Er wußte, daß der Riese geisteskrank sei. 'Wenige Wockien später eriuvr cö alle Welt, daß Dawison wahnsinnig ge worden lei. Er hielt sich anfangs für den ärmste» Mann der Welt und wollte Hungers sterben, kurz vor seinem Ende lebte er in dem Walmc, König zu sein und wollte alle 'Welt mit leinen unermeßlichen Schätzen beschenken. Der geldgierige Mann wollte im Wahnsinn Verschwender werden. Kann eö einen stär keren Kontrast geben ?" ck Vor Weihnachten erschien ein mit trefflichem Humor und Satyrc geschriebenes Heischen über Musik, daö trotz stärket Auf lage eine so günstige Aistiialime fand, daff jetzt ei» neuer uuver- änderte» »Abdruck ausgegeben werte» mußte. ES heißt ,. Bi u - sikaliscbe Mixtur" lmehrerrn Millionen mukikmackende» Mitmenschen mit merklich mannhattem Mutde, mit mvgltchst mangelhafter Malice, maßlos mitleidig, mciilens manierlich, minneglich mitgetveilt von M. M.) Der Verleger Hermann Grairr in Annaberg fing gleich mit der 50. Auflage zu drucken an idle ersten 40 Auflagen sollen später erscheinen) und beginnt das Werk»!» mit einem „musikalischen Brief des l5"/«jährigen Pensionö-FräulcinS Adelgunde Eouponmaicr an eine Freundin." Dann iolgen „harmlose musikalische ABC-Sprück'lcin", „Revt- Virte Statuten deö Männcrgesangvercinö Apollo zu Sänger- baulen" Zehr drastisch), „Guter Rath an einige Herren Eltern, deren Kinder Klavier spielen sollen" re. Miislkfrcundc kauten tn der nächsten Buch- oder Musikalienhandlung stir 50 Pig. rlc „Musikaitlcve Mirtur' und turck' das Lesen dcs Bändchenö wird man in die heiterste Stimmung versetzt. Bermischles. * Die Wiedereinführung der Prügelstrafe hat bekanntlich viele Freunde, daß aber ein Deiiiigucnt sie !ür sich selbst wieder herbestchnt, dürste neu sein. Dieser sonderbare Schwärmer ist der 5:» Jabre alle Bäckermeister Lconhardt zu Eharlottenburg, ein Man», dem seine'Neigung zu allerlei schlim mem Ulk ic. bereits fuuszig Mal Strafe zugezog.n hat. Dieser Strafjubilar wurde aus dem Aleranbcrplai>c in Berlin abgcsaßt, wie er mit einer rothcn Schärpe umgürket cinherstolzirtc und brüllte: „ES lebe die Freiheit! Nieder mit die Miscpetcrs!" Vor dem Strcffrlchter batte er sich dieserhalb kürzlich zu vcrant Worten. Der Amtöanwalt beantragt sechs Wochen Gefängnis). Richter: Angeklagter, haben Sie noch etwas anzuiühren? —An geklagter: Na ob, uffsti JeburtSkag jiebl'S kecne» Unfug. — Richter: Sic geben doch zu, mit einer rothe» Schärpe über den Alcrankerplatz gelaufen zu sein und der Freiheit ein Hock», den Miiepercrö ein Percat gebracht zu haben ? - Angeklagter: Der stimmt, aber mein Junge hatte JeburtStag, da war ick, nieder trächtig angekohlt. Es war so >> Fllminerlatcn (Destillation), wo se mir auögeputzt hatten. — Richter: Das ist dock) grober Unfug, und cö dürfte gegen den Antrag deö AmtögnwaitS wohl nichts elnzuwenken sein, zumal bei Abmessung der Strafe aui Ihre zahlreichen Vorstrafen wegen Unfugs Rücksicht genommen werden muß. --- Angeklagter: Ick habe noch nie nick) Uniug je- triebe». — Der Richter konstatlrt nun aus den Akten die bewei senden 50 Vorstrafen. Dreimal hat Leonhardk sich „zum Spaß" am Treppengeländer ciusgehängt und mit seinen Lebensrettern zum Dank dafür, daß sie Ihn „abgrschnitten", Prügeleien entrirt. Aus einem Droschkeiihaiteplatz bat er von vier Droschken je ein Hinterrad abgeschraubt, so daß die Wagen nach der Abfahrt zum Falt kommen mußten. Ein andermal hatte er einen Laternen anzünder von dcr Letter beradgczvgen. diese leibst bestiegen und seinen erhabenen Stankvuntt so lange behauptet, bis ihn ein Schutzmann mit Gewalt herunterbrachte. Nachdem ihm der Richter die>e und noch viele andere Geniestreiche vorgehaltcn, wandte er sich an den 'Angeklagten mit der Frage, ob er diese Streiche denn noch nicht alö Uning ansehc. — Angeklagter: Ne. der IS bloö Ulk. Ick bitte also, dct Sie mir verbann. - Rick'tcr: D,e Prügelstrafe exittlrt bei unö nicht mehr. — Angetlagtcr: N anu, denn hört AUcus uff. Ick habe Keile gekriegt, daß er eenen MovS jammerte, und det soll nick» mebr lind ? Del stehl in die 'Akten. - Dcr Richter findet in den Akten, daß der An geklagte in der Tbat durch Erkenntnis) dcS früheren Krtminai- gcrichlö vom 25.Juni 1840 als I8jäl)riger Bursche wegen Dieb stahls zu 15 Monaten Strafarbeit, 10 Peitschenhieben und Ver lust der Nationalcocarte bestraft worden ist. Die Ehrenrechte sind ihm auf «einen Antrag erst im Jabre I8«;:l wieder verliehen worden. - Angeklagter: Na, wat sagen Sie nu? Die Keile habe ick im Ochsciikovp gekriegt und nu verhau» Se mir, denn bin ick de» Krempel los. — Dem Wunsche deö Angeklagten konnte inteß nicht Genüge geschehen. Er wurde vielmehr, da ihm die Trunkenheit noch als mildernder Umstand angcrechnet werden konnte, zu einer lcktägigcn Haitstrate verurtbeilt. * Bestimmung des Alters von Hühnereiern. Eine jede Hausfrau weiß, daß Hühnereier, welche au! Wasser schwimmen, faul sind. Die Verringerung des spezifischen Ge wichtes der Eier wird aber nicht allein durch die Fäutniß und die damit verbundene Gasentwicklung bedingt, sondern auch durch das 'Austrockneri. Wenn Eier an freier Lust aui'bewahrt werben. >o verlieren sie durch die Poren der Schale Wasser, um Luft dafür auizunehmeii; sic erfahren daher auch schon durch bloßes Lager, ohne daß sie in Fäulnis) übergehen, an Nolumgewicht eine Verringerung. Da nun mit der Lust t ie Keime ciiidriiigen, welche die Fäulnis) verursachen, so ist die Gefahr des Faulens um so größer, se mehr Lust die Eier bereits ausgenommen haben, je ge ringer also Ihr Volumgewicht geworden ist. Diese Verhältnisse hat O. Lcppi'g (Pharm. Zeitschp. f. Nußl. I«8l, 172) einem ein gehenden Studium uiitcrworieu. Er fand, daß irische Hühnereier ein Voiumgewicht Von im Durchschnitt 1,087 besitzen (Marimum 1,0042, Minimum 1,0784) und an trockncr Luit auibewabrt im 'April und Mai 0,0018, im Juni und Juli 0,0017, durchschnitt lich also 0,00170 täglich am spezifische» Gewicht verlieren. Da her rathet er, Eier als irisch nur dann anzuerkennen, wenn Ihr Voiumgewicht nicht unter >,00 liegt, in weichem Falle die Eier 7b s8 Tage alt sein würden. Eier, weiche leichter sind als 1,05, ratbct er gar nicht zu kaufen, da dieselben mindestens 2 bis ö Wochen alt sind und keine große Wahischeinii.hkeit kür lange Hallbarieit haben. Mit 1,025 sind die Eier sch -n nahe an der Grenze dcr Fäulnis), wenigstens wurden Eier mit 1,0127 schon stinkend gesunden. Die Bestimmungen sind bei 15-20" durch Einlegen der Eier in Kochsalzlösung ausgeMrt worden. Wenn die Resultate für Macktpolizei oder Großhandlungen verwerthel werden solle», ist nur nothwcndig, Kochsalzlösungen von 1,020 bis 1,025 und von 1,05 anzuwcnrcii. '„Alle aui letzterer schwim. mciiden Eier sind dann mindestens unvortheilbaft zu kaufen, alle darin uistergchcude als gut zu betrachten, alle nui der Lösung von 1,025 schwimmenden als iau> oder der Fäulniß nabe zu verwerfen. Brütaiistaltcu endlich könnten nur solche Eier ver wenden, welche In einer Kochsalzlösung von >.07 noch uiitcrsinkcn. alio noch nicht eine Woche ait sind. Zur Herstellung einer Koch salzlösung von 1,020 l,025 spezifischem Gewichte löst man llo Granu» Kochsalz in l Liter Wasser, zu einer solche» von i,050 löst man 70 Gramm im Liter, und zu einer solchen von 1,000, derjenigen also, in welcher nur ganz irische Eier untersinkeu, löst man 85 Gramm Salz in t Liter Wasser. 1)r. E. Geißler. * Ehestands-A BE. iür Mädchen und Männer. Will ein Mädchen einen zukünftigen Gatte» glücklich machen, io muß sie sein artig, bescheiden, charakterfest, dankbar, ehrlich, sromm, gur. »ätii'Iich, innig, jung, keusch, liebenswürdig, inunkcr, nied lich. offenherzig, proper, rechtlich, scmttmüthig, treu, unschuldig, vernünftig, wirthsck'aitiicl) und zärtlich. Ein musicrgilt'acr Ehe mann dagcaen muß sein arbeitsam, besonnen, thcvaiercSk, duld sam, einsichtsvoll, freundlich, ncrccht, Hochherzig, innig, kcurt- nißrcich, launenirci, nn»ikalisch, natürlich, opferwillig, Pflicht- getreu, rechtichgffen. sittenrein, kavier, unverdrossen, vcttrauend, wahrheitsliebend und — zahlungssghig. * Nobler Spitzbube. Ein unerhörter Standat Ist Im italienischen Parlament vorgclommc». Seit einiger Zeit be merkten mchrerc Dcvutirte, daß, wen» sie ihre Bnettaichen im llebcrröck stecken ließen, dicicibcu beim Anziehen entweder ganz fehlten oder doch lehr erleichtert waren. Eine besondere lieber- wactmiig wurde infolge dessen in der Garderobe augeordiict. Vor einige» Tagen erwischte man den Marder in der Peewn ciueö Dcvutirte». aiö er soeben der 'Brieftasche eines Kollegen hundert Lire entnommen hatte. ES vcrlaulcl, der Präsident Farini habe dem Ltaatöamvalt Anzeige vomtem Diebstahl gemacht. Abends eiugctroffene Börsen. H ran l( urt, 20. Avril. Ac.-udk. Crrru 27,-,>„ Ciiattv. 27S>/„ LliMbarS. —. 6»cr es»,« —. Silkerre'»«« «,>/,. Papicrrcme OaUztcr 2>a>„. Oesirrr. Svldre-.nc Um>.rr. S'raürcillk UM«. 77cr Lluisc» 2. Ollint —. Ungar, otavicrrcnle —. tzcnr». Wir», 20. April, Abends. Lredit N20,c>S. Llaaiäb. 2U,7L. Lombard. II3,2>). Angio-Anilr.B. Idä.2c>. Rapoiconod'or ».21. Galizier Pavicrr. 77,6». ideslerr. iAoldrcnle —. Ungar. Goldrcnlc II6.2S Mannoicn 57.62. — SchUg! illiwachcr. Par iS. 2». April. lLSNich.) Nenle bN.Iö. Anlcibc I2V.27,. Jlaliencr SÜ.3S. «Tiaaldbahn Ü72.b<). Lombarden 253,7S. dp. Priorilülen 27S. iignplcr 337. Tcsierr. cpoldreute 61».. — Trage. Pari» cP rodu k 1 ein. 2i>. April. iSchlni-f. Weizen April 2S.75. Sepi.-Pklbr. 27,5». gen. «piriius April 53.25, Sepldr.-Lcibr. 53.20. Feto. SiNdbl April 71.5». Leplbr.-Te-bl'. 7«.7ö. Sicigcnd. iUmsrerdam (Pr 0 d» Iteni, 2». April. rTchtub.) Welzen Mai —. Nvvbr. 2»4, Stoggrn Mai 252. dirober 2N. Lo»!»>» -»ietrcrden'.arko. ?». 2lp,!>. -Schlnl!.' Weben rnlna. oi-er ildr (esi. angiir'nrmenc A'ageniadr.ngcn (irarnnr. ordinärer >.cnrr Hafcr -u biargcr.
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